Den kleinen Rosengarten erreicht man, wenn man den Wesflur im Erdgeschoss entlang schlendert und durch deine hölzerne, grüne Tür nach draußen tritt. Der Weg in den Garten selbst ist mit zahlreichen Rosenbögen gekennzeichnet. Überall blüht es und ein Wohlgeruch sondergleichen hängt in der Luft. Etwa 50 m nach den Bögen erstreckt sich ein etwas größeres, steingepflastertes Areal, welches man aber auch von anderen Seiten betreten kann. Zentral an diesem Platz befinden sich ein runder, weißer Gartentisch sowie vier dazugehörige Stühle unter einem edlen Pavillon, welches um die Mittagszeit herum einiges an Schatten spendet. Ein herrlicher und vornehmer Ort, der aber dennoch von jedem benutzt werden kann, der sich nicht an der gigantischen Blütenpracht zu schaffen macht - denn das sieht der Gärtner alles andere als gern!
Die Frage nach dem wie gut Luanas Nase war, konnte man ganz einfach beantworten. So gut wie jede menschliche Nase. Also nichts im Vergleich zu einer Hundenase oder in Lydias Fall zu einer Wolfnase. Daher war die Langhaarige doch ein wenig erstaunt darüber, dass es der Schwarzhaarigen anscheinend nicht allzu viel ausmachte, dass sie sich im Rosengarten aufhielt. Aber es konnte durchaus sein, dass sich die Wölfin bereits an diverse Gerüchte gewohnt hatte und sie deshalb auch gar nicht mehr so stark wahrnahm. Eine Art Resistenz bildete. Oder aber sie mochte den Rosenduft. Konnte ebenfalls sein. Luana war da zwar mehr bei den Tulpen zuhause, aber Rosen waren definitiv nicht auf ihrer Abschussliste. Blumen waren eben generell ein gutes Motiv zum Zeichnen, als auch zum Fotografieren. Vielleicht konnte die Nixe bereits hier ein paar Bilder knipsen, die sie Lydia zeigen konnte. Ihre Handybilder waren zwar nicht von so guter Qualität, wie die von ihrer Spiegelreflexkamera, aber für den Moment erfüllte die Handykamera sicher ihren Zweck. »Solltest du genug vom Rosenduft haben, sag einfach Bescheid, dann können wir auch wieder gehen.«, wandte sie sich kurzerhand an Lydia. Noch während sich die beiden Mädchen auf den Weg zum Rosengarten machten, stellte Lydia der Meerjungfrau die Frage aller Fragen. Natürlich die Frage nach der Rasse. Bei Lydia war die Sache wohl klar. Da musste man auch kein Genie sein. Wobei man einen Wolf doch recht gut verwechseln konnte. »Wir können ja mal deine Nase testen. Vielleicht riechst du ja, welcher Rasse ich angehöre.«, lockte sie das Wolfsmädchen. Luana hatte kein Problem damit ihre Rasse auszuplaudern. Aber mit dieser kleinen Challenge wäre der Unterschied zwischen ihrer beiden Nasen wohl noch deutlicher.
Bevor sie jedoch eine Antwort erhielt, waren sie bereits an besagten Ort angekommen. Einen kurzen Moment blieb die Meerjungfrau stehen und erfasste das Bild des Rosengartens. Jedes Mal ein gelungenes Erlebnis. Und man merkte, dass der Rosengarten gut gepflegt wurde. Anders als Lydia war ihr der unbekannte Junge noch gar nicht aufgefallen. Erst die Schwarzhaarige machte Luana auf ihn aufmerksam. Kurz kniff sie ihre meerblauen Irden zusammen. »Könnte mich jetzt nicht an ihn erinnern.«, war ihre Antwort darauf. Aber vielleicht hatte sie auch nur ein Hirn wie ein Nudelsieb. Ihr Blick ruhte noch immer auf den Jungen, als sie weitergingen. Fieberhaft versuchte sich die Langhaarige an eine mögliche Begegnung zu erinnern. Das Starren blieb allerdings nicht lange ohne Folgen. Ein Stein brachte die Nixe zum Straucheln, ehe sie sich vor dem Unbekannten auf den Hosenboden setzte. »Hey.«, grüßte sie den Jungen vom Boden aus. Wie überaus peinlich. Aber solche Auftritte sollten der Nixe nicht mehr gänzlich unbekannt sein, trotzdem schoss ihr die Röte in die Wangen. Wenn es nicht noch peinlicher wäre, aufzustehen und wegzulaufen, hätte Luana ihre Beine in die Hand genommen.
Nathan verweilte für eine Weile so, wie er gerade war. Blickte nur schweigend auf die rötlichen Blumen und sog ihren wunderbaren Duft ein. Konnte er nicht für immer hier stehen bleiben? Oder noch besser, irgendwo in der Natur. Irgendwo, wo es vielleicht sogar noch schöner war als jetzt gerade hier. Sicher war das hier nicht all zu schwer zu übertreffen, wenn man bedachte was es alles so auf der Welt gab. Allerdings hatte der rothaarige lange nichts mehr schönes betrachtet. Allerdings war er da selbst Schuld.
Hm?
Er blinzelte überrascht, als er eine Bewegung im Augenwinkel vernahm. Er drehte sich etwas, um zu schauen, was gerade an ihm vorbei lief. Auf Reflex schaute er erst auf seiner Höhe, stellte dann aber fest, dass es sich um jemand kleineres handelte: einer Katze (@Isalija). Sie schien ihn kurz zu inspizieren, kam allerdings nicht näher. Nathan neigte seinen Kopf etwas zur Seite, als sie dann schließlich wieder verschwand. Ob das einer der Schüler war? Oder doch eine normale Katze? Hm. Er steckte seine Hände in die Jackentaschen und schaute wieder zu den Blüten. Wer weiß das schon. Nicht viel später konnte Nathan bereits weitere Stimmen vernehmen. Sein Blick glitt von den Blüten zu der Richtung, von der die immer näher kommenden Stimmen kamen und wich etwas zurück, als jemand plötzlich vor ihm stolperte. Es kam ein 'Hey' als Begrüßung, worauf Nathan in der ersten Sekunde nicht antwortete. Stattdessen versuchte er erstmal das bissige 'Pass doch auf!' runterzuschlucken und musterte die ihm noch Fremde für einen Moment. Dabei fiel ihm auf, dass sie nicht alleine war. Hinter der rosahaarigen stand ein weiteres Mädchen mit Wolfsohren und -schwanz. Er atmete etwas genervt ein, ehe er antwortete.
"Hallo.", begrüßte er die beiden schließlich und wendete seine bläulichen Blick wieder auf die rosahaarige, die anscheinend wegen dieser Aktion etwas rot geworden war. Nathan blinzelte. "Gemütlich da unten?", witzelte er und neigte seinen Kopf wieder etwas zur Seite. Er half ihr nicht gleich auf - was aber einfach nur seine Art war ... nun, zumindest bei Fremden. Immer mürrisch, genervt, grumpy ... wie man es nennen wollte. Er war nicht der einfachste.
Die Antwort der Irin in Bezug auf ihre feine Nase, schien wohl nicht so angekommen zu sein, wie sie es sich erhofft hatte, denn Luana war der Meinung, dass sie ja sonst auch wieder gehen könnten. Lydia schüttelte den Kopf. „Nein, das müssen wir wirklich nicht. Das ist schon in Ordnung so. Mich stört der Geruch überhaupt nicht. Im Gegenteil, ich finde den richtig angenehm“, sagte die Wölfin und lächelte die Rosahaarige freundlich an. Die Rosen rochen ja nicht unangenehm oder so, sondern wirklich fein. Das konnte wohl niemanden stören, oder? Auch nicht mit einer feineren Nase. Jedenfalls war dies die Meinung der Schwarzhaarigen. Die Frage nach Luanas Rasse schien ein lustiges Spiel zu werden, denn Lydia sollte riechen, welcher Rasse sie angehörte. Die Wölfin strengte ihre Nase an und versuchte die Rasse zu riechen. Doch irgendwie war sie sich bei der Antwort nicht so sicher. Irgendein salziger Geruch lag der Irin in der Nase. Ob dies vom Meer kam, oder von Luana, wusste sie gerade nicht wirklich. „Hm… ehrlich gesagt, hab ich keine Ahnung, aber vielleicht ein Tiermensch?“, kombinierte die Schwarzhaarige mit Meeressalz so spontan. Vielleicht war sie ja so halb Fisch halb Mensch? Moment. Halb Fisch, halb Mensch? Dies klang doch nur nach einer Rasse, oder? „Nein, doch nicht! Bist du eine Nixe? “, fügte sie gleich daraufhin an und wartete ihre Reaktion ab. Ob sie wirklich richtig war, würde sich wohl noch herausstellen, aber es war ein plausibler Gedanke.
Auch Luana kannte wohl den Jungen nicht. Indem Fall hatte sie es sich doch nicht eingebildet, dass er neu hier war. Ob die beiden mit ihm reden sollten? Doch diese Entscheidung wurde den beiden wohl vom Schicksaal abgenommen, denn Luana stolperte und befand sich dann anschließend direkt bei dem Neuen. Die Wölfin kam sofort panisch zur Rosahaarigen. „Luana, alles okay bei dir?“, fragte sie besorgt. Ob es ihr gut ging? Vielleicht hatte sie sich den Knöchel ja durch den Sturz verstaucht. Immerhin sah der Sturz schon echt schlimm aus. Aber vielleicht empfand dies auch nur Lydia so. Danach wandte sie sich noch dem Jungen zu. „Tut mir leid, ist dir auch etwas passiert, oder ist alles okay?“, fragte sie ihn, denn wer wusste schon, ob er vielleicht nicht auch was hatte. Oder eventuell einfach nur unter Schock stand. Die Besorgnis um alle stand wohl Lydia ins Gesicht geschrieben. Sie musste in Zukunft wirklich besser auf Luana aufpassen.
Wie es schien würde Lydia den Rückzug aus dem Rosengarten wohl nicht antreten. Darüber brauchte sie sich also keine Gedanken machen. Mit einem Nicken bestätigte, dass sie verstanden hatte. Das Thema musste nicht noch weiter ausgeschlachtet werden, zumal es dazu auch nicht mehr viel mehr zu sagen gab. So zumindest empfand es Luana. Der kleinen Challenge schien das Wolfsmädchen nicht abgeneigt zu sein, da sie sich bereits ins Zeug legte. Wenn die Langhaarige genau darüber nachdachte, könnte man sie wohl wirklich als Tiermensch betrachten. Schließlich waren Fische ja auch Tiere. Aber für ihre Rasse gab es eine eigene Bezeichnung, die Lydia bereits herausgefunden hatte. »Nixe oder Meerjungfrau ist korrekt.«, bestätigte sie mit einem breiten Grinsen und gab der Schwarzhaarigen noch ein Daumen nach oben. Somit hatte die Meerjungfrau einen ersten Vorgeschmack darauf, wie fein Lydias Nase war, aber auch ihr bester Freund Lyall, hatte ihre Rasse ziemlich schnell herausgefunden im Gegensatz zu Luana. Dass der Rothaarige ein Werwolf war, ergab sich erst später.
Durch das Starren auf den anderen Jungen und das Gerede mit ihrer Freundin, war das Unvermeidliche bereits eingetroffen. Mit dem Boden hatte die Langhaarige bereits mehr als nur einmal Bekanntschaft gemacht und wären ihre Freunde nicht immer gleich zu Stelle gewesen, noch viel öfter. Ihr Bruder wäre jetzt bestimmt der Erste gewesen mit einem gezücktem Handy. Erpresserbilder machten sich unter Geschwistern immer gut. Das hämische Lachen konnte sie bereits in ihren Gedanken hören. Das genervte Seufzen des Jungen ebenso, was sie ihm allerdings nicht übel nahm. Immerhin hatte sie gerade seine Ruhe gestört, oder was auch immer. Vielleicht war er ja auch hier um zu meditieren. Es konnte viele Gründe geben, aber vielleicht wollte er auch einfach selbst die Gegend erkunden. Luana vermutete noch immer, dass er neu hier war. Sie rechnete es ihm hoch an, dass er sie überhaupt noch kurz grüßte, ehe Lydia ihr Wort an die Nixe richtete. »Alles in Ordnung. Diesen Auftritt hatte ich genau so berechnet.«, witzelte die Meerjungfrau. Ob der Boden gemütlich war, darüber musste die Meerjungfrau noch einen kurzen Moment nachdenken. Dass sich die Schwarzhaarige auch um den unbekannten Jungen sorgte, zeugte davon, dass sich Lydia viel aus ihren Mitmenschen machte. Aber so vom Boden aus betrachtet, erschien er ihr unversehrt. »Die Luft hier unten ist jedenfalls nicht so dünn.«, versuchte sie es nochmals mit ein wenig Witz. Der erste Eindruck war sowieso schon unter aller Sau, da musste man auch nicht mehr aufpassen was man sagte. Zumal der Unbekannte auch über einen gewissen Humor verfügte.
[out: wenn etwas nicht passt oder noch ergänzt werden soll, sagt kurz Bescheid]
Noch immer etwas verdutzt, starrte Nathan auf die rosahaarige herunter. Noch hatte er mit niemandem hier wirklich geredet. Die ersten, die ihn anscheinend ansprechen wollten, waren die beiden hier. Er blinzelte, als er das andere Mädchen im Augenwinkel auf die erste zulaufen sah. Sie schien äußerst besorgt um 'Luanas' wohlergehen. Auch um Nathan machte sie sich Sorgen, denn auch wurde nach seinem Wohlergehen gefragt. "Oh.", kam er aus ihm heraus. Da er nicht derjenige war, der gestürzt war, hatte er die Frage offengestanden nicht erwartet. Jedoch nickte er einen Moment später auch schon knapp und ließ ein "Alles bestens." hören, um ihre Frage zu beantworten. Anschließend wendete Nathan seinen Blick wieder dem Mädchen zu, das von dem anderen 'Luana' genannt wurde. Er wusste nicht sicher, ob das wirklich ihr Name oder nur ein Spitzname war, weswegen er es erstmal ließ sie mit diesem anzusprechen. Soll ich ihr aufhelfen? Der Kistune hob eine Augenbraue, während er sich diesen Gedanken durch den Kopf gehen ließ. Er war neu hier. Vielleicht war es gar keine schlechte Idee zumindest heute keinen schlechten Eindruck zu schaffen. Zumindest war es früher eine eher schlechte Idee gewesen, sich so unfreundlich wie möglich zu zeigen. Zwar gab er es ungern zu, aber auch Nathan würde ein oder gar zwei neue Gesprächspartner mehr als wertschätzen. Eventuell hätte er somit auch jemanden, der ihn etwas herumführte. Das wäre doch ... toll, oder nicht? Nun, solange sie nicht zu nerven anfingen.
Was soll's. Er bewegte seine Hand aus seiner Jackentasche, um sie schließlich Luana als Hilfestellung hin zuhalten. Auf seine ersten Worte, schien die rosahaarige erstmal etwas nachdenken zu müssen. Allerdings konterte sie einen Moment später ebenfalls mit einem eher gewitzelten Satz. Nathan sagte darauf nichts, ließ aber für eine Sekunde ein leichtes Grinsen sehen. "Hilfe gefällig?", fragte er dann schließlich. Wenn sie seine Hilfe nicht annehmen würde, war das auch kein Problem.
Die Nase der Irin schien doch auf der richtigen Spur zu sein und als Lydia dann ihre Antwort schlussendlich abgab, bekam sie auch die Bestätigung. Luana war also eine Nixe. Noch nie zuvor hatte die Wölfin eine Nixe gesehen. Sie war wirklich begeistert, das sah man ihr im Gesicht an. „Wow, das ist ja richtig cool. Was für Fähigkeiten hast du denn als Nixe? “, fragte die Schwarzhaarige wahrscheinlich ein wenig zu neugierig. Aber die Neugier lag ihr wohl im Blut, denn sie war ein Wolf und ein gewisses Maß an Neugier hatte wohl jeder Wolf, oder vielleicht auch nur Lydia. Doch dies war jetzt nicht so wichtig. Viel eher war sie auf die Antwort von Luana gespannt. Ob sie dies überhaupt verraten wollte?
Lydia machte sich ernsthafte Sorgen um die Nixe, immerhin sah der Sturz doch sehr spektakulär aus. Darum war es nicht sehr verwunderlich, dass die Wölfin sofort nach ihrem Wohlbefinden fragte. Doch Luana schien es doch gut zu gehen und sie witzelte auch anschließend gleich noch ein wenig. „Du hast mich voll erschrocken. Ich dachte schon, wir müssen einen Arzt rufen“, sagte die Irin immer noch leicht in Sorge. Sie wusste nicht, ob Luana nur so tat, oder ob es ihr wirklich gut ging. Auf jeden Fall würde sie die Rosahaarige heute noch ein wenig beobachten. Beim ersten Anzeichen auf eine Verletzung am Fuß würde sie das Mädchen dann zu einem Arzt bringen. Dabei wäre es natürlich dann auch egal was Luana selbst darüber denken würde, denn der Entschluss der Wölfin stand fest.
Der Junge schien überrascht zu sein, dass die Irin auch ihn fragte, ob alles okay sei. Doch er sagte dann anschließend, dass alles passen würde. Da war Lydia froh, denn wer wusste schon ob er sich durch den Sturz von Luana auch verletzt hatte. Dies könnte immer möglich sein. „Dann ist gut“, sagte sie und lächelte den Jungen freundlich an. Sie sah den Jungen nochmals kurz an. Nein, sie kannte ihn definitiv nicht. Als er Luana hochhelfen wollte, verwendete Lydia mal ihre Nase. Den Geruch hatte sie überhaupt noch nie in der Schule und auch im Wohnheim wahrgenommen. Doch der Junge roch nach Tier. War er vielleicht auch ein Tiermensch wie Lydia? Möglich wäre es, aber sie wartete erst einmal ab, was noch kommen würde. Auf jeden Fall hoffte sie, dass der Junge freundlich sein würde und die beiden Mädchen sich vielleicht mit ihm auch anfreunden konnten, denn er wirkte wie ein netter junger Mann.
Die Aufregung um Luana, hatte die Antwort zu ihren Fähigkeiten als Nixe in den Hintergrund gestellt. Es gab auch sicher später noch Gelegenheit dazu diese Frage zu beantworten, vor allem wenn es weniger Ohren gab. Immerhin musste man ja nicht gleich jedem seine Fähigkeiten auf die Nase binden, den man gerade erst begegnet war. Zumindest war das die Devise der Langhaarigen, die sich noch immer auf den Boden sitzend befand. Beinahe hätte sie angefangen Kreise auf den Boden zu malen, ließ es aber im letzten Moment bleiben. Als ein wenig tollpatschig musste der Neue sie bereits abgestempelt haben, da musste nicht auch noch das Attribut behindert dazukommen. Auf die Frage nach dem Wohlbefinden des Orangerothaarigen bekam Lydia nur ein knappes "Alles bestens." War besser als gar nichts. Er schien jedenfalls nicht unbedingt jemand von der gesprächigen Sorte zu sein. Aber Luana war auch alles andere als ein plappernder Wasserfall zumindest Fremden gegenüber. Es konnte sich also zu gegebener Zeit noch ändern. Als das Wolfsmädchen mit einem Arzt um die Ecke kam, schüttelte die Langhaarige vehement den Kopf. Einen Arzt brauchte sie ganz gewiss nicht. »Ach Blödsinn, so schlimm war das nicht.«, gab sie ihrer Freundin nochmal in seinem Satz zu verstehen. Stürze sahen meist schlimmer und spektakulärer aus als sie im Endeffekt waren. Und außerdem konnte Luana Erfahrung darin aufweisen zu stürzen. Ein paar Tricks gab es ja, um den Schaden so gering wie möglich zu halten. Da diese Sache nun ebenfalls geklärt schien, war der Junge so nett und bot Luana eine helfende Hand an. »Sehr gern. Danke.«, kommentierte die Nixe während sie die Hand ergriff und sich aufhelfen ließ. Kurz klopfte sie sich den Staub von ihrer Kleidung, ehe sie wieder ein annehmbares Bild abgab. »Also ich bin Luana. Hast du sicher schon mitbekommen. Und das hier ist Lydia.«, und damit stellte sie sich auch gleich mal vor und zeigte ungeniert auf Lydia. So brach man am besten das Eis und gegen ein wenig Smalltalk konnte ja niemand etwas haben. Und wenn doch, dann war es eben das nächste Fettnäpfchen in dem Luana landete. Allerdings glaubte sie nicht, dass der Fremde sie einfach kommentarlos stehen ließ. Ein paar Worte hatte er ja schließlich schon mit den Mädchen gewechselt. Natürlich stand es ihm frei gleich wieder das Weite zu suchen und sich in Ruhe den Rosengarten anzusehen. Die Nixe würde ihn sicher nicht aufhalten. Daher wartete sie gespannt darauf, ob er sich ebenfalls vorstellte oder gleich Reißaus nahm.
Normalerweise würde er Luana einfach links liegen lassen und gehen. Er würde sich verdutzte, wenn nicht sogar verärgerte, Blicke einfangen, die einfach an seinem Rücken abprallen würden. Zumindest hatte er das früher immer zu spüren bekommen müssen. Die anderen Kinder anzusprechen und sich eventuell sogar mit ihnen befreuden, war einfach etwas zu anstrengend gewesen. Oder zumindest war es das. Er hatte zu diesem Zeitpunkt andere Probleme gehabt. Probleme, die er sogar bis heute nicht wirklich hinter sich gelassen hatte. Nur ging es ihm nun zum Glück etwas besser ... zumindest redete er sich das Tag für Tag ein. Würde er nach früher gefragt werden, würde er wohl, auch wenn es ihm 'gut ging', dieser Frage einfach ausweichen oder gar nichts dazu sagen - so komisch das dann auch aussehen würde. Ungern würde er sich wieder darüber unterhalten. Diesen verdammten Schmerz brauchte er nicht nochmal zu durchleben ... auch wenn es eventuell helfen würde. Da Nathan allerdings neu auf der Insel war, wollte er an seinem ersten Tag nicht gleich wie ein Idiot dastehen. Zudem wären Leute, die ihn vielleicht herumführen konnten, doch eigentlich gar nicht schlecht, oder? Also hielt er der rosahaarigen seine Hand hin, um ihr beim Aufstehen zu helfen. Währenddessen ertönte ein 'Dann ist gut.' von dem anderen Mädchen, dessen Namen er bis jetzt noch nicht rausgehört hatte. Einen Moment später nahm Luana Nathan's Angebot ihr hochzuhelfen auch schon an. Sie klopfte sich den Dreck von der Kleidung, ehe sie sich und die Andere vorstellte. Nathan nickte darauf erst nur. Sollte er sich auch vorstellen? Nun, das wäre wohl die höffliche Art, oder?
"Mein Name ist Nathan.", erwiderte er also nach einem kurzen Moment und steckte seine Hände wieder in seine Jackentasche. Gespräche ... waren nun wirklich nicht sein Spezialgebiet. Trotzdem konnte er es ja versuchen. "Ich bin neu hier.", redete er weiter, "Ich denke ... ihr seid hier schon etwas länger?". Nathan konnte das natürlich nur vermuten. Falls die beiden hier schon länger wohnten, konnten er sie ja nach einer kleinen Führung fragen. Frage war dann natürlich nur, ob sie Zeit und Lust dazu hätten. Wir werden sehen.
Laut Luana schien ein Arzt unnötig gewesen zu sein. Trotzdem sah der Sturz von der Rosahaarigen doch richtig spektakulär und schmerzhaft aus, deshalb wäre ein Arzt vielleicht gar keine schlechte Idee. Aber gut, ihre Freundin wollte dies nicht und die Wölfin akzeptierte dies auch so unkommentiert. Ob sie morgen lauter blaue Flecken haben würde und sich kaum mehr bewegen konnte, wäre dann das Problem von morgen. Aber dann konnte Luana immer noch einen Arzt aufsuchen.
Luana nahm dankend die Hand und der neue Junge half ihr auf. Es war wirklich nett von ihm, dass er ihr aufhalf. Ansonsten hätte sie es natürlich getan, aber der Junge war einfach näher dran und wenn er sowieso so nett war, dann würde sich die Schwarzhaarige da nicht vordrängen. Als die Rosahaarige dann wieder auf ihren Füßen stand, stellte sie die beiden Mädchen vor. „Hallo“, sagte die Irin leise zu dem Jungen. Dieser stellte sich anschließend dann als Nathan vor. Die Frage von zuvor, ob er neu hier war, fand nun schließlich eine Antwort. Der Junge schien doch recht nett zu sein. „Ja, wir sind schon etwas länger da“, antwortete sie ihm nur kurz. Ob er eventuell eine Führung wollte? Die Uhrzeit und auch die Sonne sagten, dass so etwas wohl auf den nächsten Tag verschoben werden musste. Aber dies war ja sicherlich kein Problem. Wahrscheinlich war Nathan ja auch müde von der Reise hierher. Jedenfalls ging die Wölfin davon aus. „Wenn du neu hier bist, dann kennst du vielleicht einige Orte noch gar nicht. Wir könnten dir ja ein paar zeigen“, schlug die Irin zuerst einmal vor. „Aber da es jetzt langsam spät wird, wäre ein anderer Zeitpunkt vielleicht besser. Ich geb dir mal meine Handynummer. Vielleicht können wir zu dritt dann ja mal was unternehmen“, fügte sie mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht an und sah dann zu Luana. Sie wusste nicht, ob die Rosahaarige auch dieser Meinung war, aber sie wartete die Reaktion der beiden ab.
Nachdem Lydia dann Nathan ihre Handynummer gab, wollte sie sich langsam auf den Weg zum Zimmer machen, denn sie wurde auch langsam schon müde. „Ich geh jetzt langsam in mein Zimmer. Ich wünsche euch beiden noch einen schönen Abend“, sagte sie, da sie noch nicht wusste, was die beiden vorhatten. Eventuell kamen beide auch mit ins Wohnheim, aber dies stand noch in den Sternen.
Tbc: Zimmer Nr. 105 Out: Wenns nicht passt, einfach ne PM schreiben, dann ändere ich das
Es schien so, als würde der unbekannte Junge überlegen ob er seinen Namen verraten sollte, bis er sich schlussendlich doch dazu entschied die beiden Mädchen nicht dumm sterben zu lassen. Nathan war sein Name und er schien, wie bereits angenommen, noch recht neu zu sein. Seine Vermutung, dass sie beide ebenfalls schon länger hier waren, war ebenfalls korrekt, was Lydia bestätigte. »Nathan ist jedenfalls ein schöner Name.«, sinnierte die Langhaarige vor sich her. Und außerdem ließ sich dieser Name auch gut abkürzen. Vermutlich war der Junge bereits mit dem einfallslosesten Spitznamen wie Nate gesegnet. Konnte man wohl niemanden verübeln. Dass es bereits so spät zu sein schien, war der Langhaarigen gar nicht aufgefallen. Da hatten die beiden Mädchen doch zu lange beim Frühstück gebraucht. Aber es war auch die wichtigste Mahlzeit des Tages. Also Luana hatte diesen Tag sowieso nichts weiter vorgehabt, da war es auch nicht weiter schlimm, wenn sich der Tag bereits zu Ende neigte. Zu einem Treffen mit Kiri hätte sie allerdings nicht nein gesagt, aber dazu war es gar nicht erst gekommen. War wohl auch nicht zu ändern, immerhin lief man sich sowieso oft genug über den Weg. Und als anhänglich wollte sie garantiert nicht abgestempelt werden. Gerade so in Gedanken versunken, bekam die Rosahaarige nur am Rande mit, dass Lydia Nathan die Handynummer zusteckte. Für einen eventuelle Führung mit den beiden Mädchen. Ob er überhaupt Lust darauf hatte? Das Wolfmädchen würde die Nixe garantiert auf dem Laufenden halten, wenn er sich zu einer Führung meldete. »Genau, melde dich einfach bei Lydia. Wir werden da sein.«, bestätigte die Meerjungfrau mit einem leichten Anflug eines Lächelns. Und wenn nötig, konnte Luana auch noch männliche Unterstützung zur Führung auftreiben.
Es war auch nicht weiter verwunderlich, dass sich Lydia auch gleich darauf verabschiedete, immerhin war die Zeit nicht stehengeblieben. Aber bevor Luana noch etwas erwidern konnte, war die Schwarzhaarige bereits auf dem Weg in ihr Zimmer. Eigentlich wäre es dieselbe Richtung gewesen, in die auch Luana gehen wollte, aber der Zug war bereits abgefahren. »Kommst du auch mit rein oder bleibst du noch ein wenig hier?«, richtete sie ihr Wort an Nathan. Es wäre gut möglich, dass er sich noch von Luana erholen musste. Sie konnte es ihm nicht verdenken. Die Antwort abwartend, wippte sie ein wenig hin und her.