06. Januar 2016, Abendmit @Karina Aurelia Jansson"Einer von uns" war so eine Bezeichnung, die seine Ohren aufhorchen liess, selbst wenn sie von dieser Geste der Finger begleitet wurde, die eine Ironie andeuten sollte. Gleichzeitig war es aber erneut die antrainierte Neutralität, die sein Gesicht nicht im Geringsten zucken liessen. Trotzdem fragte er sich, wie offensichtlich er war. Er hatte nicht erwähnt, was genau er war - seine Mutter würde ihm den Hals umdrehen! - und trotzdem fühlte es sich irgendwie ... familiär an. Er war dann aber dankbar, dass sie quasi weiterfuhr und erklärte, dass Roshi wahrscheinlich schon nicht menschlich war, aber sie wohl auch nicht viel mehr wusste. Als sie das Cardio erwähnte, nickte er und meinte:
"Siehst du. Dafür braucht niemand vier einengende Wände. Ein kleiner Lauf am Strand? Perfekt, bin dabei." Das meinte er ernst. Wo sein Enthusiasmus fürs Studio fehlte, war es dann für Outdoor-Zeugs wieder da. Während Krafttraining sicherlich wichtig war, war die Ausdauer für ihn definitiv wichtiger. Vor allem wenn er dann noch mehrere Tanzstunden hintereinander hatte. Kaum sagte sein blondes Gegenüber die Worte "ausserplanmässige Übungen", verengten sich seine Augen leicht und er würde sich am liebsten ohrfeigen, dass er das nicht so verstanden hatte.
"Verstehe. Solche Art von Sport also; Verzeihung meine falsche Annahme." Tatsächlich wirkte er wenig berührt darüber, fast schon etwas enttäuscht. Aus diesem Grund kam auch nicht wirklich ein flirtender Konter. Er sah die Vorlage und den Humor dahinter, aber für einmal wäre er wirklich seriös gewesen. Musste er sein Strand-Jogging halt alleine machen, sei's drum. Er brauchte Roshi nicht, um auch hier auf Isola auf seine körperlichen Kosten zu kommen.
Er blickte kurzzeitig beiseite, über seinen Arm hinweg, wo seine Begleitung etwas näher gerückt war.
"Hm? Natürlich verstecke ich ihn nicht", konterte er mit angehobener Augenbraue.
"Ich sagte ja nie, ich verabscheue Krafttraining oder Hanteln. Ich bin nur kein Fan von diesem Schwanzmessen und der Atmosphäre in einem Studio. Aber du hast recht - wir sind wegen den Hotspots hier." Also, wenn es nach ihr ginge, dieses Barádori-Viertel. Der Name klingelte immerhin noch passiv, aber er liess ihr gerne die Vorhand, zu erklären.
"So abwegig?", gab er mit einem Schmunzeln zurück.
"Auch Leute hier wollen Spass haben. Ich verstehe die Skepsis also nur gewissermassen." Sie wurde ja auch eines Besseren belehrt, wie es sich anhörte. Was wäre schon eine Innenstadt so komplett ohne Partymeile? Ein Blick zur Uhr verriet jedoch, dass es noch ein kleines bisschen zu früh war, um sich schon mit Alkohol und schönen Damen zu beschäftigen. Wobei, klar, eine hatte er ja neben sich!
"Ich sage ihm nichts", entgegnete er kopfschüttelnd über den Kommentar. Dann stand also gewisser Alkohol noch auf dem Programm heute. Natürlich nur ein Glas, ansonsten würde sein Morgen-Ich ihn dann verfluchen. Gegen ein wenig Spass sprach aber definitiv nichts.
Ansprüche. Eine Weile schaute er auf ihre Mimik, bevor er seine Hände in den Hosentaschen versenkte und auf die Strasse blickte, die sich vor ihnen erstreckte. Menschen kamen, Menschen gingen. Die meisten schenkten dem Heimleiter-Lehrer-Duo nicht wirklich Aufmerksamkeit. Er dachte kurz über seine Antwort nach. Eigentlich wäre es ihm lieber gewesen, sie würde ihre Wahl selber treffen, aber anscheinend war das keine Option. Anders gesehen war es wahrscheinlich Teil ihrer Taktik, mehr über ihn zu erfahren und das verübelte er Karina keineswegs. Wenn sie sich schon Mühe gab, machte er eben mit.
"Grundlegend bin ich nicht extrem wählerisch - sowohl fürs Restaurant als auch für die Bar. Aber da das bestimmt keine Option ist; ich hatte ewig nicht mehr gutes Sushi. Oder ein gutes Steak-Haus, aber das ist eher wieder Geschmackssache. Vielleicht ein Ort, wo es guten Nachtisch gibt. Das regt an, die Kalorien danach wieder zu verbrennen." Immerhin kam er wieder ein wenig auf den Trip von vorher zurück, nachdem die Cardio-Sache etwas ins Wasser fiel. Ein spielerisches Zwinkern verriet, dass er nicht eingeschlafen war mit den Kontern und dass sie sich das Abendessen hinweg noch warm anziehen sollte, vor allem wenn es dann nachher in eine Bar gehen würde und dort auch hoffentlich gute Musik spielen würde.
tbc: Auf den Strassen