Das oKara Restaurant ist bekannt für seine unverzichtbaren, japanischen Speisen. Das Gebäude ist eines der ältesten im Viertel und vermutlich auch deshalb nicht das billigste. Schon wenn man an den großen Fenstern vorbei geht sieht das Restaurant sehr gemütlich aus und auch der Innenraum bestätigt dies. Egal, ob man nun gut japanisch essen oder sich mit Sake vergnügen möchte - die vielen Kissen unter den Tischen laden euch herzlich dazu ein. Stühle gibt es hier natürlich nicht - gesessen wird am Boden. Bedient und serviert wird von älteren und jüngeren Damen in Kimonos.
Es war tatsächlich schwierig zu glauben, dass dieser Beruf nicht so spannend war, wie es sich viele vorstellten. Natürlich war ihm bewusst, dass Film und Fernsehen gewisse Dinge extrem überspitzt darstellte und das reale Leben kaum ein Abbild davon sein konnte. Anders gesehen war es aber auch eine Abwechslung wie kaum eine andere. Schwierig konnte er denken, dass ein Bürojob mehr Abwechslung bereiten würde. Draussen unterwegs zu sein mit immer neuen Aufgaben war da durchaus nicht damit zu vergleichen. Er konnte aber auch denken, dass sie es der Situation entsprechend einfach etwas entschärfte. Zumal es irgendeinen Grund geben musste, wieso sie sich heute dazu entschieden hatte, den Job nicht mehr auszuführen. Stattdessen schmunzelte der Heimleiter über den Wortwitz mit seiner eigenen Tätigkeit und schüttelte daraufhin seinen Kopf. "Wer beim Tanzen tritt, kann sich wahrscheinlich schnell einen neuen Partner suchen. Schutz davor hat man maximal als kompletter Neuling", meinte er vorwiegend auf die Branche professioneller Tänzer bezogen. Dazu zählte er sich selber zwar nicht, aber dass jemand, der unterrichtet, mehr allgemeine Fähigkeiten besass als der Durchschnittsmensch, sollte gewissermassen auch einleuchten. "Aber mir ist schon bewusst. Gewisse Berufe sind unterhaltsamer als andere. Gefährlicher als andere, abwechslungsreicher. Ich denke, Lehrer zu sein kommt nicht daran heran? Ich finde Kinder zu beaufsichtigen und eine Abteilung zu koordinieren auch individueller. In der Tanzschule habe ich aber mehr Leute kennengelernt und ein grösseres Netzwerk gepflegt. Man findet überall seine Reize." Am Ende entschied man sich ja sowieso für das, was einen persönlich am meisten reizte. Vielleicht etwas auch für das, was besser zahlte. Es ist schon eine Tatsache, dass das konstante Einkommen einer Schule mehr Sicherheit aussprach als das instabile Einkommen eines selbständigen Betriebes. Er lauschte daraufhin den durchaus sehr ausgeführten und theoretischen Worten seines Gegenübers. Sie hatte damit natürlich recht, jedoch musste sich der Santos auch eingestehen, dass zu viel in diese Richtung die eigene Motivation eindämmen kann. Man wuchs in die Aufgabe hinein, ja, es war aber auch kein Weltuntergang wenn dieser Vorgang dauerte. Auch ohne perfekte Vorteile konnte man das Ziel erreichen. "Auch Wissen muss man sich erst aneignen", kommentierte er mit einem Schulterzucken. "Und ja, damit meine ich auch das Wissen über den Hüftschwung. Man kann seine Hüfte natürlich bewegen, aber das gewisse Etwas? Das ist Resultat von viel, viel Übung. Du weisst bestimmt, was ich damit meine." Und wenn nicht, auch nicht so tragisch. Vielmehr war er aber nun an den Geschichten interessiert. Dass er direkt zu Beginn von ihrer angeblich ersten Mission erfahren würde, hatte er nicht zwingend erwartet, aber der Heimleiter lauschte sehr interessiert. Während Karina all diese Ereignisse rezitierte, stellte er sich das alles sehr lebhaft in seinem Kopf vor, von dem geklauten Auto und dem Gesicht der Geheimdienstler. "So etwas werden wir Normalos wohl nie erleben", murmelte der Heimleiter und schüttelte erneut den Kopf. "Da kann ich nicht ansatzweise etwas ähnlich Spannendes erzählen. Meine Highlights sind dann wohl diejenigen, die dermassen unbegabt waren mit Taktgefühl, dass selbst ich nach fünf Lektionen aufgeben musste ..." Er überlegte ein wenig, aber irgendwie war eine tänzerische Schule für lateinamerikanischer Tanz alles andere als besonders unterhaltsam für witzige Geschichten. Es kam dann quasi gerade richtig, dass der Kellner für die Bestellung kam. "Nach der Dame", meinte der Heimleiter mit einem Zwinkern und würde der Lehrerin den Vorrang lassen. "Vermisst du es sehr? Oder war es einfach too much, sodass sesshaft sein auf einer hübschen Insel und Kinder unterrichten die bessere Option war?" Für nach der Bestellung konnte er je nach dem noch ans Gespräch anknüpfen. Immerhin hatte er mittlerweile nicht mehr das Gefühl, dass Karina ihm alles verheimlichte. Nach wie vor waren sie eher oberflächlich, aber dieser Ausgang hatte sicherlich bereits seinen positiven Beitrag geleistet für ihre gemeinsame ... Beziehung. Freundschaft? Wie auch immer sie es nennen würden.
Karina
Karina Aurelia Jansson
141 Charakterbogen Aufenthaltsort: Aktuelles Outfit: Die Haare sind fast ganz unten mit einer Schleife zusammengebunden. Am Oberkörper ist ein schwarzes Jackett mit weißer Bluse darunter. Am Hals sitzt ein Halsband mit einer grünen Brosche, fein säuberlich in den Kragen eingearbeitet. Die Beine verdeckt ein schwarzer und leicht kürzerer Bleistiftrock, sowie eine Strumpfhose. An den Füßen finden sich zwei schwarze Schuhe mit Absatz wieder. (Siehe Signatur)
06.01.2016, Am Nachmittag/Abend Essen klauen mit @Leon
„Oh, sicher weiß ich das.~“, stimmte sie zu einhundert Prozent mit Leon überein, ohne dabei die gleiche Art von Hüftschwung im Kopf zu haben. Es war einfach natürlich bedingt gerade mehr an andere Dinge als das Tanzen zu denken. Aber selbst, wenn sie beim Thema blieb, war das Statement nicht weniger wahr. Für manche Aufträge musste die Sukkubus das Profil einer Tänzerin erfüllen … und das machte sich nicht gut, wenn man die Todsünde des Tanzlehrers begann und erst einmal ein paar Löcher in andere Füße trat. „Perfektion ist in dem Thema, wie bei allen anderen eigentlich, eine sehr grausame Meisterin.“. Der Vorteil bei Spionen – also ihr – war schlichtweg, dass sie damit umzugehen wussten, um ihre Makel effizient vor dem Auge der anderen zu verstecken. Ganz ähnlich wie ihre nachfolgende Geschichte in Frankreich mit der phänomenalen Flucht. Die sich, trotz ihrer humorvollen Tonlage und Wortwahl, nicht annähernd so phänomenal angefühlt hat. Jetzt konnte sie darüber lachen, aber damals wollte sie so etwas nicht noch einmal erleben. Spoiler: Es war definitiv nicht das letzte Mal gewesen. Sie konnte locker noch fünf weitere solcher Geschichten aus dem Hut zaubern, inklusive … anderer Dinge. Da fand sie es irgendwie süß, wie Leon sich trotz seiner Tanzlehrer-Karriere größte Mühe gab etwas ähnliches aus dem Hut zu zaubern und seine Highlights der absoluten Nichtskönner auspackte, bei dem sich schon in seiner Stimmlage die Zehen kräuselten, weil sie Gefahr liefen von der bloßen Erinnerung getreten zu werden. „Also …“, lachte sie aufrichtig und wirklich begeistert von dieser Vorstellung, „… diese Ehrlichkeit in Kombination mit der Vorstellung davon, hat schon ihren ganz eigenen Charme.“. Ein merklich diabolisches Zucken huschte im Bruchteil einer Sekunde über ihr Gesicht. „Außerdem komme ich nicht drumherum mir dabei vorzustellen, wie du krampfhaft versuchst dein professionelles Gesicht aufrechtzuerhalten, während du die Leute vermutlich schon beim zweiten Mal gerne mit dem Fuß zur Türe rausgetreten hättest.“. Ja, es war vielleicht etwas teuflisch von ihr solche Dinge anzunehmen, aber was blieb ihr anderes übrig? Sie war eine Dämonin, da konnte doch ein bisschen Schadenfreude nicht fehl am Platz sein, oder? Außerdem machte sich die Blondine ja nicht über ihn lustig, sondern über die anderen.
Doch wie alle guten Dinge, hatte auch dieses Thema mit der Ankunft ihres so sehnsüchtig erwarteten Essens ein frühes Ende gefunden. Überrascht von der schnellen Zubereitungszeit blickte sie dem Kellner einen kleinen Moment lang verdutzt ins Gesicht, musste sich aber am Ende wohl damit begnügen einfach ihr inneres Zeitgefühl verloren zu haben und kehrte mit ihren smaragdgrünen Augen wieder zu Leon zurück. Sie schien das hier wirklich zu genießen, musste sie feststellen. Ihr Kopf hatte zwar weiterhin noch andere Vorgaben an den Abend … und ihr Körper auch. Aber so langsam konnte sich Karina damit abfinden auf diese Dinge zu verzichten und es einfach als nettes Treffen im Raum stehen zu lassen. Plus: Er ließ ihr beim Essen den Vortritt. Gentleman in Ehren, aber bei sowas konnte man seine Manieren gerne mal unter den Tisch fallen lassen. Der hier zwar nicht annähernd so groß war, aber … naja, das würde schon noch darunter passen. Dementsprechend selbstsicher nahm sie die Stäbchen in ihre linke Hand und kreiste damit über ihrer kleinen Auswahl, die sie sich geschwisterlich teilen wollten. „Also, wenn du schon so bereitwillig das Essen an mich abtrittst … wie könnte ich da ablehnen?“, und genauso frech wie sie klang, schnellte ihre Hand hinab und schnappte sich aus dem Sukiyaki die erste – zufällig gewählte – Zutat, um sie sich verhältnismäßig langsam auf den Mund zu legen. Karina machte keine Show daraus, ließ aber sehr wohl andeuten, dass es ihren Geschmack sehr gut traf. Gut, dass sie neben dem Goyoza auch noch Sushi geordert hatte. Davon landete auch ein Stück direkt im Anschluss in ihrem Mund, während Leon ihr – hoffentlich innerlich weinend! – zusehen musste. Eigentlich war Karina aber vielmehr mit der Frage beschäftigt, die ihr der blonde Hüne während ihres kleinen Fressabenteuers an den niedlichen Kopf geworfen hatte. In ihrem Kopf spielten sich die Momente ihrer „Kündigung“ ab, die Flucht danach, das Abtauchen … die Jagd. Gegeben der Geschichte vorhin waren das die Momente, welche wirklich unschöne Seiten in ihr hervorgebracht hatten. Talente, mit denen sie hier auf der Insel gut Auftrumpfen konnte, wenn man das so nennen konnte. „Es war nicht … zu viel … nein.“, begann sie ein wenig abwesend zu sprechen und begutachtete die leicht bedeckten Spitzen ihrer Stäbchen einen kleinen Moment lang, ehe sie wieder zu ihm aufschaute. „Es ist vielmehr so gewesen, dass ich mit der Einstellung meiner Arbeit nicht mehr d’accord gehen konnte. Hört sich wieder sehr spannend an, wie ich gerade zugeben muss, aber … ich war inmitten eines Komplotts gelandet …“, sie zuckte mit den Schultern und seufzte leicht, „… und desertierte. Danach musste ich nur noch verschwinden.“. Was eine sehr krude Abkürzung für eine 30 Jahre lange Hetzjagd war, aber im Kern verschwand sie durch das Ausradieren ihrer eigenen Abteilung. „Und das Unterrichten, die Arbeit mit den Kindern … erfüllt mich.“. Karina atmete leicht durch und lachte danach etwas peinlich berührt auf. Sie kaschierte ziemlich gut, wie nahe ihr dieses Thema im Kern wirklich ging. Wie verletzlich sie das ganze immer noch machte, obwohl seit 2 Jahren nichts dergleichen mehr in ihrem Leben passiert war. „Das muss sich vollkommen sentimental anhören, oder?“, meinte sie im Zuge einer kleinen Selbsterkenntnis und schüttelte leicht ihren Kopf. Nicht, dass sie darauf eine wirkliche Antwort brauchte, aber sie würde sich auch nicht beschweren, wenn es doch so wäre. „Aber definitiv war es die bessere Option, ja. Ich denke schon. Ich würde es wieder tun, wenn ich erneut die Entscheidung treffen müsste.“. Womit es Zeit für den absoluten Gegenschlag wurde! „Und du? Wann kam bei dir der Moment, wo Kinder dich in ihren Bann gezogen haben? Wohl nicht beim Tanzunterricht, mh?“.
Wenn er so darüber nachdachte, lieferte eine Tanzschule schon nicht gerade extrem viel spannende Geschichten. Erinnerungen hatte er sicher schöne und auch sehr viele Erfolgserlebnisse. Am liebsten hatte er diejenigen, die später im Leben erfolgreicher wurden als er. Der Mentor quasi, der von seinem Schüler überholt wurde. Es kam nicht oft vor, aber es kam definitiv vor. Was mit den "schlimmen" Fällen passierte, bekam Leon meistens nicht mit, da sich diese Personen ebenso schnell aus dem Sichtfeld und dem Leben entfernten, wie sie einander auf die Füsse getreten waren. "Das erinnert mich an den einen Herrn, ziemliche Macho-Attitüde, der verlangt hat, innerhalb drei Lektionen sexy Tango zu lernen, weil seine Freundin - wenn sie überhaupt zusammen waren - ihn sonst verlassen würde, weil er 'uncool' wäre. Spoiler voraus: niemand kann nach drei Stunden tanzen lernen. Vor allem nicht, wenn man so sehr zwei linke Füsse hatte wie der da." Er schüttelte enttäuscht den Kopf und war sich gleichzeitig nicht sicher, ob es gar besser so war, dass diese seltsame Beziehung nicht funktioniert hatte. Solche Anforderungen aneinander waren wohl kaum eine gesunde Basis für eine romantische Beziehung. Aber wer war er schon, darüber zu urteilen; war ja nicht so, als wäre er ein Experte für langhaltende Beziehungen und dazu berechtigt, irgendwelche Tipps auszusprechen. "Aber ich stimme schon zu. Manchmal ist es schwierig, den Leuten nicht sagen zu können, dass sie die nächsten Lektionen wohl nicht brauchen. Nicht, weil sie zu gut sind - versteht sich." Letzten Endes war es eigentlich ja auch irrelevant. Wenn die Leute trotzdem unbedingt bleiben wollten, sollten sie eben. Er hatte genug Erfahrung, sich zusammen zu reissen und seine Mutter erst recht. An der Zeit der Zubereitung konnte sich niemand auslassen an diesem Ort. Schneller als es ihnen lieb war hatten sie das Essen vor sich und Karina schien nicht abgeneigt davon, den ersten Bissen zu nehmen, nachdem er es schon so angeboten hatte. Nachdem also sie ihre Stäbchen in die Hand genommen hätte, würde der Heimleiter gleichziehen. Sie hatten ja sowieso geplant, das Essen zu teilen und nachdem sie ihre Wahl traf, rückte er nach. Besonders viel Interesse schenkte er dem Zeug aber nicht, denn die Antwort auf seine Frage interessierte ihn reichlich. Ob es einen Grund für den Wechsel gab, oder ob es einfach eine Art Veränderung der Hormone war. Leon war zwar ein Frauenversteher, aber nicht in dieser Hinsicht. Er wusste nur, dass Hormone jeweils sehr dumme Streiche spielen konnten, vor allem wenn eine Person ein gewisses Alter erreichte. Wie das wohl war bei den langlebenden Rassen? Waren da Hormone nicht komplett verwirrt? Kaum erwähnte sie Komplott und Desertieren, horchte der Santos wieder auf. Wahrscheinlich würde er keine Details davon bekommen - wollte er so gesehen eigentlich auch nicht. Sein Respekt vor ihrer Arbeit schrumpfte damit aber definitiv nicht. "Solange es sich jetzt alles ausgegeben hat und du nicht mehr von irgendwelchen alten Stories verfolgt wirst", war deswegen sein neutraler Kommentar dazu. Wer weiss, vielleicht hatte sie sehr wohl noch Lasten in Form von Trauma, aber er sprach jetzt primär diesen Komplott an, der hoffentlich heute keine enormen Auswirkungen mehr hätte. Kam vielleicht etwas darauf an, wie lange es her war. Nach einem Bissen folgte ein Schulterzucken. "Sentimentalität ist keine schlechte Sache. Ist nur etwas komplex, wenn man ausser jene nichts mehr fühlt. Aber hier und dort etwas in alten Zeiten schweben und darüber philosophieren; warum nicht?" Er wirkte tatsächlich relativ gelassen darüber. Karina machte nicht den Eindruck, in der Vergangenheit hängen geblieben zu sein und nicht vorwärts zu kommen - eigentlich im Gegenteil. Dass sie darüber redeten, war ja seine Schuld. Lady Mysterium machte aber definitiv eine gute Form, das Interesse hoch genug zu behalten. "Wir werden zu besseren Menschen, wenn wir über Erfolge und Misserfolge eines alten Ichs nachdenken. Und ja, jetzt kannst du mich auslachen für die überaus philosophische Rückantwort." Ob es sie besser fühlen liesse, war wohl dahin gestellt, aber gleichzeitig auch irrelevant. Er selber? Nun, so viel Zeit mit Nostalgie und Sentimentalitäten verbrachte er nicht. Zu leugnen nie darüber nachzudenken wäre aber auch falsch. Er schüttelte also passiv den Kopf vor seiner nächsten Antwort. "Das mit dem Tanzen war ja vorwiegend meine Mutter. Wir verliessen Isola gemeinsam und das war halt ihr Traum gewesen. Eigentlich helfe ich einfach nur aus; selber dort zu arbeiten war nie wirklich mein eigener Wunsch. Ich habe Pädagogik in Málaga studiert, insofern war das mit den Kindern keine 'spontane Entscheidung', sondern etwas, was sich über meine Schulzeit hinweg einfach etabliert hat." Irgendetwas reizte ihn einfach, einem Kind etwas zu ermöglichen, was er nicht hatte. Klar, er liebte seine Mutter, aber oft merkte man einfach, dass sie überfordert war und eine zweite Person in Leons Kindheit hätte einiges verändert. Vielleicht wollte er auch gerade deswegen eine Antwort seiner Schwester, um zu wissen, ob es ihr auch so ergangen war. "Ich würde die Entscheidung heute auch wieder treffen. Das Unterrichten würde ich nach wie vor anderen überlassen, aber eine pädagogische Rolle in meinem Leben sehe ich definitiv. Meine Ankunft hier war also nicht so kontrastreich wie deine, wie es scheint. Ich bezweifle kein bisschen an, dass du deswegen weniger gut auf Kinder aufpassen kannst als ich." Verschiedene Personen hatten nun einfach verschiedene Werdegänge. Seiner war nicht spektakulär, abgesehen von all den mühsamen Arbeiten, seine dämonischen Fähigkeiten im Griff zu bekommen. Der Rest war wohl so verlaufen wie wenn er ein ganz normaler menschlicher Junge gewesen wäre, der in Spanien geboren wurde.
Karina
Karina Aurelia Jansson
141 Charakterbogen Aufenthaltsort: Aktuelles Outfit: Die Haare sind fast ganz unten mit einer Schleife zusammengebunden. Am Oberkörper ist ein schwarzes Jackett mit weißer Bluse darunter. Am Hals sitzt ein Halsband mit einer grünen Brosche, fein säuberlich in den Kragen eingearbeitet. Die Beine verdeckt ein schwarzer und leicht kürzerer Bleistiftrock, sowie eine Strumpfhose. An den Füßen finden sich zwei schwarze Schuhe mit Absatz wieder. (Siehe Signatur)
Schon ab der Mitte seiner Geschichte konnte man ganz deutlich sehen, wie Karina damit kämpfte ihr Amüsement zurückzuhalten. Zunehmend pressten sich ihre Lippen aufeinander, dann stopfte sie sich noch etwas in den Mund, um irgendeine Ablenkung zu haben. Letzten Endes jedoch … versagte ihre eigens gesetzte Disziplin vor der charmanten lyrischen Umschreibung eines kompletten Versagers. „Das ist … das ist gut. Ich hatte vollkommen vergessen, dass es da draußen auch noch solche Dinge gibt.“, meinte sie und ließ ein paar kleinere Lachanfälle ihren Wortfluss unterbrechen. „Wobei ich es persönlich auch gut finden würde, wenn mir bestimmte Tänze innerhalb von drei Stunden einfach gelingen würden. Es gibt nicht zufällig einen Intensiv-Kurs, der einem sowas ermöglicht?“, und sie schaute dabei nahezu intrigant-frech direkt in seine Augen. Als würde die Sukkubus ein „Nein“ gar nicht akzeptieren, weil es nicht in ihr Weltbild passte. Zugegeben: Leon hatte zwar gesagt es war nicht möglich ABER er bezog sich zusätzlich noch auf die zwei linken Füße. Also musste doch eine kleine Chance existieren, oder? Außerdem war sie nicht ungeübt darin sich schnell an andere Dinge zu gewöhnen. Wer weiß? Vielleicht schafften sie ja das unmögliche?
Bevor es aber zu irgendwelchen Intensiv-Tanzstunden kam, rückte ihre eigene Vergangenheit erst einmal in den Fokus der gefräßigen Atmosphäre. Der blonde Hüne steckte ihre Erklärung sogar viel besser weg als anfangs gedacht. Weder verzog er seine Augenbrauen, noch traf sie irgendein skeptischer Blick auf ihre Geschichte hin. Das war sehr … neu für sie. Wenn auch, weil sie sich selbst nicht wirklich für voll genommen hätte, wenn solche Dinge einfach am ersten Treffen in einem Restaurant ausgeplaudert wurden. Aufgrund ihrer jahrzehntelangen Menschenkenntnis war sie allerdings ziemlich sicher, dass Leon ihr hier auch nichts vorspielte. Er schien die Dinge einfach so zu nehmen, wie sie ihm die zuspielte; und wenn er was nicht verstand, dann fragte er nach. Das war … bewundernswert. Auch die Art und Weise mit ihren Erlebnissen umzugehen. Sie wurde das Gefühl nicht los, dass der Heimleiter diese Thematik elegant umschiffte, anstatt sich wie ein hungriger Vogel auf jede noch so kleine Information zu stürzen. Etwas, wofür sie ihm wohl wirklich dankbar sein sollte. Es war schließlich kein fröhliches Thema, mit dem man sich ans Lagerfeuer setzte und eine gute Zeit hatte. Nein, diesen Luxus barg ihr vergangenes Leben nicht wirklich. Sie blinzelte daher leicht verwirrt, als die Vergangenheit mit ihrer stark verknüpften Nostalgie schlichtweg positiv konnotiert wurde. Die Dämonin wusste nicht so wirklich, ob das die Antwort war, nach der sie innerlich gesucht hatte. Natürlich prägte das Erlebte ein Wesen auf vielfältige Art und Weise, doch in vielerlei Hinsicht konnte man diese Erlebnisse doch auch als unnötigen Ballast sehen, oder etwa nicht? Karina war nicht wirklich überzeugt von dem Gedankengang, so viel stand fest. Auch Leon legte ihr in Folge seiner Antwort sehr deutlich dar, dass die Vergangenheit mit all ihren Höhen und Tiefen stets dafür sorgen würde einen besseren Menschen aus einem zu machen. Gegeben dem Umstand, dass man sich dazu hinreißen ließ sein eigenes Verhalten zu reflektieren und – daran scheiterte es wohl bei den meisten – zu ändern. Alte Gewohnheiten lassen sich nur schwer abstellen. Aber bei dem Thema waren sie im Verlauf des Abends ja auch schon irgendwie gelandet. „Nein! Niemals, das würde mir nicht im Traum einfallen!“, intervenierte Karina regelrecht schockiert über die aufkeimende Selbstironie und hob entschuldigend ihre Hände nach oben. „Ich finde es sehr … interessant darüber nachzudenken.“. Was sie ausnahmsweise ohne irgendeine flirtige Intention in seine Richtung warf, während ihre grünen Augen nachdenklich auf das Essen abrutschten. Nachdenken machte hungrig, das war immer so.
Zumindest schaffte der tanzbegabte Mann es wirklich nicht langweilig zu werden. Nur wegen seinen Eltern etwas zu tun … das konnte sich Karina nicht vorstellen. Sie hatte, im Gegensatz zu ihm, eine intakte Familie gehabt. Doch wirklich etwas daraus gemacht hatte sie nicht. Sie lebte ihr Leben und … verschwand dann von zuhause. Ihre Rückkehr war auch nicht mehr als ein schräger Zufall gewesen, aber da waren beide schon von dieser Welt verschwunden. Nichts weiter als zwei im Schnee versunkene Grabsteine auf dem Stadtfriedhof hinterlassend. „Es geht mir auch nicht darum, wer hier einen möglichst illustren Auftritt hinlegt.“, kommentierte sie mit einem sanften Lächeln, während ihre Stäbchen ein wenig auf dem Teller umherwanderten, ohne ein explizites Ziel im Blick zu haben. „Genauso wenig will ich ein Ranking erstellen.“, und ihr Blick wanderte fast schon ein wenig sentimental nach oben in seine markanten Gesichtszüge. „Ich bewundere dich wirklich sehr für diese dedizierte Hingabe. Da könnte ich nur bedingt mithalten, wirklich. Lass dir das von einer alten Frau wie mir sagen, eh?“. Und damit schnappte sie sich wieder etwas vom Teller und stopfte es sich recht rigoros und unbekümmert in den Mund, bevor Karina sehr von sich selbst überzeugt darauf herumkaute. „Ich denke … mit diesem Auftreten wirst du den Kindern wirklich ein Vorbild sein. Sie können sich glücklich schätzen jemanden wie dich in ihrem Leben begrüßen zu dürfen.“. Und das meinte sie auch wirklich genau so wie sie es sagte, keine versteckten Anspielungen oder sonst etwas. „Ich hätte da übrigens auch nichts gegen.~“, das allerdings war genau das, was sie eben gerade vermieden hatte. Falls es durch ihr keckes Zwinkern nicht schon deutlich genug gewesen wäre.
Wahrscheinlich vermutete sein Gegenüber bereits eine gegebene Antwort auf eine sichtlich rhetorische Frage. Stattdessen war Leon aber eine Weile ruhig, widmete sich extra etwas dem Essen. Es war weitaus nicht das erste Mal, wo er solche Fragen hörte, wie er vorhin eben bereits verraten hatte. Die meisten erhielten etwa dieselbe Antwort. Was andere jahrelang lernten, erhielt man nicht in einem Zug nachgeworfen. Trotzdem war die Antwort wohl etwas weniger generisch als angenommen. "Es kommt wohl darauf an, was das gewünschte Resultat ist. Wenn jemand einfach einen einigermassen anständigen Eindruck mit einem sloppy Paartanz auf einem Abschlussball machen möchte, reichen drei Lektionen wohl. Es reicht, einem die Grundzüge eines oder zwei Stile zu vermitteln. Teenager auf einem solchen Ball haben ja auch nicht die allergrössten Ansprüche, vor allem weil gefühlt drei Viertel von ihnen nicht einmal das Wort 'Takt' buchstabieren kann." Jedenfalls war das so, wie er es gehört hatte. Selbst der grösste Amateur auf einem solchen Anlass wurde halb vergöttert dafür, dass er wusste, in welchem Schritt Tanz X stattfand. "Wenn du aber vor hast einen Erwachsenen auf einem Event zu beeindrucken, deinen Hochzeitstanz lernen willst oder einfach sonst in mehr als nur den betrunkenen-Teenie-Level eintauchen willst, wird es nicht reichen. Wie viel es braucht, nun, etwas hängt es auch vom Talent ab. Das könnte ich dir aber deutlich besser in Aktion beantworten." Er dachte wenig darüber nach, dass das rein theoretisch eine Offerte war. "Kommt eben auch noch drauf an, ob du dich für einen Tanzstil interessierst oder breiter gefächertes Tanzen angehen willst." Und damit hatte er für den Moment wahrscheinlich genug gequasselt. Die philosophische Sentimentalität mochte er nicht weiter kommentieren. Er merkte, dass Karina gewissermassen darüber nachdachte. Auch für ihn war es nicht das präferierte Themengebiet, aber immerhin konnte er wohl anständig ausdrücken, dass es nicht so negativ belastet war, wie sie wohl dachte. "Kleiner Nebeninteresse in der Philosophie, hm?", war das einzige, was er auf den Kommentar brachte, wie sie das Nachdenken über solche Themen interessant fände. Ein paar Bissen später hatte Leon neben Delikatessen dann ein weiteres Kompliment auf dem Tisch, was ihn schmunzeln liess. Sicherlich hatte er noch einiges an Bedarf zum aufholen, aber er würde lügen zu sagen, er höre es nicht gerne. Seine Disziplin und Hingabe für die jüngere Generation war immer etwas, was im heftigen Gegenpol zu seinen Inkubus-Genen stand, für viele eine Unmöglichkeit darstellten, umso mehr stolz war er darauf. "Wir werden sehen. Der Ernst des Lebens beginnt ja erst für sie jetzt. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob die meisten davon bereits realisiert haben, dass Tunstell neue Wege eingeschlagen hat." Er konnte es jedenfalls nachvollziehen, dass Veränderungen schwierig war, für beide Seiten. Er, der sich den Schülern beweisen mussten. Schüler, die sich an eine Person gewöhnt hatten, die nun ausgewechselt wurde. Sein Blick wanderte aufwärts, als der zweite Teil der versteckten Anspielung genauer erläutert wurden. Zugegeben war er normalerweise nicht katastrophal mit solchen, aber die kleine Portion Sushi vor ihm war gerade spannender gewesen, als zwischen den Zeilen zu lesen. Seine dämonischen Augen trafen auf die der Lehrerin und ein amüsierter Luftstoss wurde durch die Nase ausgeatmet. "Aber, aber, Karina. Ich bin doch jetzt bereits in deinem Leben, nicht?" Er hielt seine Stimme extra spielerisch und definitiv so, dass man hörte, wie wenig ernst er es meinte. Das war mit Sicherheit nicht das, was die Blonde hören wollte und das wussten sie beide. Das eben betrachtete Stück essen landete zwischen zwei Stäbchen und dann direkt in Leons Mund. "Vorausgesetzt du meinst nicht das Leben in deinen eigenen vier Wänden. Das, wo kein Schüler je Einblick erhalten sollte", meinte er weiterhin mit einem Grinsen, das gefühlt bis zu seinen Ohren hin reichte. Also bei ihr Zuhause. Ein Ort, wo sie rein theoretisch heute noch hingehen könnten, auch wenn es vielleicht nicht die beste und schlauste Idee war. Aber sind wir ehrlich: wann waren Dämonen schon bekannt dafür, immer die schlauste Idee zu wählen? "Suchst du etwa auch jemand, der sich dir ... dediziert?" Locker hatte er ihre vorherigen Worte neu verwendet, war sogar selber etwas erstaunt darüber, wie corny das gerade klingen musste. Aber hey, Vorlage wurde gegeben, Vorlage wurde genutzt.
Karina
Karina Aurelia Jansson
141 Charakterbogen Aufenthaltsort: Aktuelles Outfit: Die Haare sind fast ganz unten mit einer Schleife zusammengebunden. Am Oberkörper ist ein schwarzes Jackett mit weißer Bluse darunter. Am Hals sitzt ein Halsband mit einer grünen Brosche, fein säuberlich in den Kragen eingearbeitet. Die Beine verdeckt ein schwarzer und leicht kürzerer Bleistiftrock, sowie eine Strumpfhose. An den Füßen finden sich zwei schwarze Schuhe mit Absatz wieder. (Siehe Signatur)
Die meisten würde das vermutlich nicht einmal großartig stören. Das waren Karinas Gedanken bei dem Statement zu Tunstells vorläufiger Beurlaubung; oder was auch immer der alte Werwolf sonst noch zu erledigen hatte. Wenn überhaupt sahen die Kids nur, dass es jemand Neuen an der oberen Spitze der Nahrungskette gab … und das wars dann. Die ganze Geschichte mit dem Respekt und dem Aufbauen von Autorität musste Leon vermutlich trotzdem durchleben. Bei einigen Schülern war das einfacher als bei anderen. Je schneller er begriff, wie sie tickten und wo er den Finger ansetzen musste, umso besser konnte er den Laden am Ende ohne weitere Vorkommnisse übernehmen. Doch dafür brauchte er ein paar Verbündete. Sprich: Erzieher UND Lehrkräfte. Man musste wohl nicht extra sagen, was die Dämonin versuchte zu werden. „Du wirst das schon hinbekommen. Sobald die Kinder realisieren, dass sie es mit der genauso gut oder besser haben … wird sich alles einpendeln.“. Sie gab ihm ein zufriedenes Zucken ihrer Mundwinkel als weitere Versicherung mit auf den Weg. „Junge Leute sind immer besser darin sich an die Umstände anzupassen als die alten Hasen, die an Struktur gewöhnt waren.“. Gegeben dem Umstand, dass man von Natur aus nicht schon mit dem Umstand leben musste sich verschiedene Gesichter aus dem Gedächtnis zu streichen. Sie konnte das ganz gut, wenn man so wollte. Änderte aber nichts daran, wie sehr die Sukkubus es verabscheute. Sozial zu sein lag ihr immerhin im Blut … oder doch eher in den Genen?
Egal, das musste sie jetzt nicht unbedingt bis ins Detail in ihren Gedanken ausfechten. Nicht, wenn es neben dem Essen noch andere leckere Dinge gab, die sie sich unter den Nagel reißen konnte. Großartig hohe Erfolgschancen hatte sich die Dämonin aber nicht ausgemalt. Leon war zwar charmant und durchaus sehr offen, aber bis jetzt gab sich der Hüne sehr eisern in seiner distanzierten Haltung. Stören tat sie das nicht, im Gegenteil. Sie nutzte die Chance sehr eloquent, um den beruflichen Fokus in einen mehr intimen Bereich zu lenken, ohne einen direkten Erfolg. Sie musste sich stattdessen wirklich Mühe geben nicht direkt ihre Zunge rauszustrecken. Stattdessen lachte sie nur darüber, wie er ihren Flirt wie einen Ring um den Finger wickelte und damit herumspielte. „Ja, man könnte es durchaus so ausdrücken.“, gab Karina amüsiert zu und schloss einen Moment die Augen, während sie weiterhin vor sich hinlächelte. Er war wirklich eine Klasse für sich, das musste sie dem Heimleiter eindeutig lassen.
Von daher konnte man ihren wiederholten Griff nach ein paar Sushi mehr als leise Kapitulation erachten, damit sie nicht in Versuchung kam einen weiteren Spruch dieser Art loszulassen. Die Dämonin der Lust gab sich, zumindest für den Moment, geschlagen. Der perfekte Moment für einen Gegenangriff! Leon hatte nämlich nicht vor hier einfach einen Waffenstillstand zuzulassen. Mit einem lässigen Wurf jonglierte er ihre vorherigen Worte weiter, bevor er den Ring dann noch charmanter zu ihr zurückwarf. Im Zusammenspiel mit diesem wahrlich süffisanten Grinsen auf seinem Gesicht eine absolute Killer-Kombination; und sie war mehr als nur bereit darauf einzugehen. Die Sukkubus brauchte nur einen Augenblick, um von sich aus ebenfalls wieder darauf einzugehen. „Auch ich bin nicht frei von Fehlern und könnte … ein bisschen private Nachhilfe vertragen.“. Woraufhin sie sich relativ ziellos aus dem bestehenden Essensangebot etwas herausnahm und triumphierend vor ihr Gesicht hielt, es intensiv musterte, und danach wieder zu Leon hinüberblickte. „Und von jemandem der so viele Qualitäten besitzt, nehme ich gerne etwas in mich auf.~“. Woraufhin der kleine Happen geradezu sinnlich in ihrem Mund verschwand, ehe die Stäbchen langsam herausgezogen wurden und eine sehr zweideutige Gestik mit sich führten. „Ich bin außerdem sehr eifrig, wenn es darum geht neues zu lernen.~“. In mehr als nur einer Hinsicht, versteht sich. Lustigerweise rechnete Karina immer noch damit, am Ende wirklich noch ein wenig Nachhilfe zu bekommen. Sie wusste auch nicht, warum. Aber … irgendwie passte das ganz gut zu ihm. Selbst, wenn sie sich sicher war ihren Charme auch in diesem Moment weiter ausspielen zu können …
Auch wenn er sich damit rühmte, gut mit Kindern zu sein und vor Professionalität zu strotzen, war er auch ein Mensch. Oder eher; ein Dämon, aber das machte die Sache kein bisschen besser. Sie konnten sich noch ewig darüber unterhalten, wie sich die Kinder an die Änderung im Wohnheim gewöhnen würden. Ob und wie sie Leon als den neuen Kopf dieser Abteilung akzeptieren. Es wäre ein Thema, welches sie nicht beeinflussen konnten. Entweder klappte es oder nicht. Im Voraus wird diese Antwort aber niemand liefern können, weswegen es nicht extrem viel Sinn machte, noch weiterhin vorwärts und rückwärts Theorien aufzustellen, wie Leon die Kinder im Griff haben würde. "Offener gegenüber neuen Strukturen, ja", war damit also das letzte, was er noch sagte. Es war meistens nicht einfach, einem alt eingesessenen Hasen etwas neues beizubringen und deshalb waren Kinder wohl auch etwas einfacher im Umgang. Er liess es dabei und lehnte sich leicht zurück. Die Stimmung hatte sich auch relativ schnell gedreht. Von professionell auf den Beruf betreffend wieder etwas abschweifend in das eigentlich behütete Privatleben. Eines, was er eigentlich gar nicht wirklich hatte hier. Seine Wohnung war nicht nur klein, sondern auch richtig öde und unspektakulär. Er war ein schlechtes Klischee. Als sein Gegenüber meinte, auch sie sei nicht frei von Fehlern, bildete sich ein mysteriöses Grinsen in seinem Gesicht. Wer hätte das gedacht, wie schnell sie anbeissen würde, wenn man den ersten Schritt über den Tellerrand hinaus wagte? Prinzipiell war es mehr ein Versuch gewesen; ein Spiel. Es war effektiver als gedacht und deswegen musste er etwas auf das Bremspedal treten. So viel zum Thema langsam angehen, hatte sie ihre Prinzipien dermassen schnell vergessen? "Ich sehe schon, ich sehe schon. Willst du damit sagen, Fehler passieren dir in häufigen Abständen?", gab er zurück ohne dabei extrem mit der Wimper zu zucken. Er hatte nicht vor, die Zügel dieses Spieles einfach aus der Hand zu geben. Sie wussten beide, dass "Fehler" schwierig waren in ihrem Beruf. Untereinander wohl etwas weniger als mit einem der Kinder, aber trotzdem. Sobald die Vorbildfunktion gefährdet werden könnte, war Vorsicht zu walten. "Ich zweifle deine schnelle Lernfähigkeit nicht an, Karina", meinte er weiter, bevor er die Stäbchen in seiner Hand schwingen würde. "Es ist jedoch fraglich, wie schnell deine Prinzipien nicht mehr so wichtig sind, sobald man dir etwas entgegen kommt, hm?" Er war keineswegs enttäuscht oder auf dem Standpauke-Trip. Es war eine simple Bemerkung, keineswegs eine Ablehnung. Er hatte da noch etwas anderes zu klären und wenn nicht jetzt, wann dann? "Man könnte fast meinen, das fliesst durchs Blut. Sag, meine Liebe. Es ist unglaublich schwierig zu glauben, das alles an dir menschlich ist. Alleine schon wie du über deine lange Vergangenheit redest. Eine, die für Menschen zu lange ist. Was fliesst noch durch deine heissen Adern, das deinen Geist beeinflusst?" Er hatte seine Vermutung; schon von Anfang an. Auf einer Insel wie dieser hier war es komplett normal, dass man Annahmen traf über die Herkunft anderer. Aber Vermutungen halfen ihm nicht. "Ich will wissen ... wie ähnlich wir uns sind", gab er weiter leise vor sich, während seine aufmerksamen und aktiven Augen seitlich etwas aufflackerten, um den Augenkontakt zur anderen Person zu finden. "Brauchst du Nachhilfe mit deinen dämonischen Trieben?" Er hätte einfach auf eine Antwort warten können, aber das wäre nicht lustig gewesen. Vielmehr nutzte der selbstsichere Mann den Moment, zu beweisen, dass er nicht auf den Kopf gefallen und aufmerksam war. Klar konnte er noch immer daneben liegen, dann könnten sie darüber lachen. Die Neugierde gab es trotzdem zu stillen, insbesondere bevor er irgendeine Hand in ihre Richtung bewegen würde.
Karina
Karina Aurelia Jansson
141 Charakterbogen Aufenthaltsort: Aktuelles Outfit: Die Haare sind fast ganz unten mit einer Schleife zusammengebunden. Am Oberkörper ist ein schwarzes Jackett mit weißer Bluse darunter. Am Hals sitzt ein Halsband mit einer grünen Brosche, fein säuberlich in den Kragen eingearbeitet. Die Beine verdeckt ein schwarzer und leicht kürzerer Bleistiftrock, sowie eine Strumpfhose. An den Füßen finden sich zwei schwarze Schuhe mit Absatz wieder. (Siehe Signatur)
„Wie spannend ist das Leben ohne ein paar Fehler?“, gab sie als Gegenfrage zurück und meinte es in diesem Zusammenhang durchaus rhetorisch. In ihren Augen machten diese kleinen Ausschweifungen das Leben erst lebenswert. Wer nichts falsch machte, der erlebte auch nichts Neues. Wer nichts Neues erlebte, blieb auf der Stelle stehen. Und wer auf der Stelle stehen blieb … tja, der würde niemals die Freude verschiedener Dinge für sich wahrnehmen können und stetig in alten Mustern verfangen bleiben. Das war natürlich kein Aufruf zur absoluten Untreue; oder was auch immer man bei ihrer Gattung darunter verstehen würde. Es war lediglich der kleine und bescheidene Aufruf ein paar Dinge zu wagen und ins kalte Wasser zu springen. Dingen eine Chance zu geben und mochte sie nur so klein sein. Außerdem konnte man aus Fehlern lernen, was sie relativ schnell noch als Information mit auf den Weg geben wollte. Das er sie aber so schnell auf ihren vorherigen Worten festnageln wollte, war sehr … überraschend. Mit einer Mischung aus leichter Aufmüpfigkeit in ihrem Blick und einem verspielten Lächeln darunter steckte sie diesen kleinen Seitenhieb weg und musterte ihn einen kleinen Moment mit ihren smaragdgrünen Augen. Nicht sicher, ob sie ihm sofort eine Retourkutsche geben, oder es vielleicht doch lieber auf dem verspielten Weg versuchen sollte. Von daher übte sich die Blondine vorerst ein einer leichten Stille, die sofort von dem gut gebauten Heimleiter genutzt wurde. Er erkannte die Lücke in ihrer Verteidigung und stach gnadenlos zu. Mitten im Restaurant und ohne noch weitere Metaphern zu nutzen. Da blieb ihr quasi nichts anderes übrig als weiterhin nach dem Essen zu greifen, während sie sich mit der allseits beliebten Frage ihrer eigentlichen Herkunft auseinandersetzen musste. Störte sie das? Nein, nicht wirklich. Sie fand dieses Paradigmenwechsel unglaublich faszinierend, spannend und sehr … attraktiv. Es war schwer zu glauben, dass Leon in diesem Moment noch sehr stark an seiner Professionalität festhielt. Heiße Adern war nicht gerade eine Beschreibung, die man in eine Personalakte klebte. Davon einmal abgesehen, dass Karina für ihr Leben gern in Komplimenten badete. Sie liebte es Aufmerksamkeit zu bekommen. Wer nicht? Und von der Bettkannte würde sie Leon definitiv nicht schubsen. Karina nutzte daher den gegebenen Moment also gekonnt aus, um ihre Esswerkezuge ordentlich abzulegen. „Ich habe nie gesagt, dass ich ein normaler Mensch bin.“, stellte sie eine Strohmann-Verteidigung auf, ohne den Drang zu verspüren dieses Argument weiter auszuführen. Es war schließlich nicht die Antwort, die der blonde Hüne gerne von ihr hören wollte. Nein, sein Blick drang tiefer in sie ein. So aufmerksam wie er sie gerade ins Visier nahm, wollte er alles wissen. Die tiefe Abstammung ihrer eigenen Natur, über die niemand direkt redete, aber jeder wissen wollte. Sie machte sich also daran ihm diese Antwort in kleinen Häppchen zu servieren. Ganz schonend, wie ein gemeinsames Essen bei einem traditionellen Japaner. „Und meine Prinzipien lassen immer genug Raum für kleine Anpassungen, das geht dir sicherlich auch so.“, was nicht weniger forsch geäußert wurde als seine Nachhilfe in den dämonischen Trieben. Da diese Antwort aber weder sie selbst noch ihren wundervollen neuen Kollegen zufriedenstellen würde … mal ganz abgesehen von der angestoßenen Ähnlichkeit, neigte sie ihren Oberkörper ein kleines bisschen nach vorne. Gerade so weit, damit die Atmosphäre ein kleines bisschen intimer zwischen ihnen wurde. „Wie ich bereits sagte: Ich bin sehr lernbegierig.~“, wiederholte sie ihre vorherige Aussage mit einem sehr sinnlichen Ausklingen der Stimme. Die Sachlage war eindeutig: Ja. Natürlich brauchte sie Nachhilfe … nein, sie wollte Nachhilfe. Und nur zum absoluten Test ihrer inneren Theorie, ließ sie einen kleinen Moment lang ein bisschen ihrer Kraft zwischen ihnen beiden fließen. Diese leichte Anziehung in einem magischen Blick war schließlich so etwas wie eine instinktive Sache bei ihr. Die Aura wollte sie ungern nutzen. Ein ganzes Restaurant voller … netter Menschen, war dann doch etwas zu viel für das erste Treffen. „Meine dämonische Natur ist dort nicht so weit entfernt. Sie ist wild, ungestüm, ungebändigt …“, sie summte leicht nachdenklich, bevor ihre Lippen ein laszives Grinsen zierte. „… und sehr impulsiv.~“. Ein Seufzen, fast schon erleichtert diese Offenbarung hinter sich gebracht zu haben, erfüllte die Luft zwischen ihnen. „Manchmal weiß ich gar nicht wohin mit mir … wohin mit diesem inneren Drang nach … mehr.“. Und wenn sie sich wirklich so ähnlich waren, wie der blonde Mann es gerade scharf angedeutet hatte, würde er es verstehen. Karina hingegen war von dem Gedankengang sichtlich begeistert. Sie mochte alt sein, aber sie hatte noch nie einen Gegenpart von … naja, ihrer Art getroffen. Irgendwie hatte sich das nie ergeben und dieser Moment – diese Chance – ließ sie sichtlich nervös, aber auch hoffnungsvoll durch ihre Brille hindurch in sein Gesicht blicken. „Ist dir das ähnlich genug ... Leon?~“, setzte sie noch nach. Natürlich hätte sie aus ihrer Abstammung ein Geheimnis machen können. Sich in einen Mantel aus Mysterien hüllen, aber das war im Angesicht der Situation ein richtiger Stimmungskiller. Sie war erfahren genug die spielerische Seite von Leon zu erkennen und spielte einfach mit. Unbekümmert, frei … und bereit einen Fehler zu machen. Wie gesagt: Das Leben wurde erst dadurch so richtig interessant. Also warum das eigene Ideal nicht vorleben?
Er hatte längst nicht angenommen, dass alles menschlich war an ihr. Einen Teil könnte natürlich sein, denn die Reinrassigen seiner Art waren auch wieder ähnlich selten. Mischlinge waren keine Seltenheit. Diese Langlebigkeit war aber einer dieser Aspekte, der eine reine Menschlichkeit quasi ausschloss. Da es aber nach wie vor individuell war, was man von welcher Seite erbte, konnte er schlicht und einfach keine Annahmen tätigen. Er hatte sie also recht praktisch aufhängen können, sodass ein Abstrieten nicht wirklich glaubhaft gewesen wäre. So formulierte Karina ihre Aussage genau so, dass Leon eine Besätigung hatte, dass irgendwelches anderes Blut durch ihre Adern floss. Auch auf die Sache mit den angepassten Prinzipien antwortete er vorerst nicht, denn sie schien es zu bevorzugen, etwas vorwärts zu lehnen, um eine direktere Atmosphäre zu gestalten. Brauchte sie wirklich eine Antwort? Jede Professionalität war zu brechen; die Frage war einfach, ob man es so weit brachte. Manche Barrieren fielen früher und andere schienen geradezu aus Titan gefertigt zu sein. Wahrscheinlich war seine eher auf der härteren Seite, das hiess jedoch nicht, dass gar kein Spielraum existierte. Das würde sie mit Sicherheit sowieso erfahren, auch wenn er es ihr nicht direkt ins Gesicht klatschen würde. Wild. Ungestüm. Impulsiv. Sie gab sich sichtlich gewisse Mühe, eine mysteriöse Aura aufzubauen, aber gleichzeitig tat sie auch das komplette Gegenteil. Es war eine ziemlich direkte Bestätigung. "Ach, die impulsive Ader", gab er schon fast spöttisch zurück, was aber keineswegs nur gegen sie gerichtet war, sondern selbstverständlich auch an ihn selber. Sie wisse nicht, wohin mit diesem inneren Drang nach mehr. Er atmete fast schon etwas erleichtert auf, dass sein Kenntnis über andere Personen trotzdem noch intakt war und er nicht paranoid wirkte. "Schicken wir dich also nochmals eine Runde ins Fach Fähigkeitenkontrolle?", entgegnete er auf die Aussage hin mit einem süffisanten Schmunzeln. Es war selbstverständlich nicht ernst gemeint. Jedoch waren genau diese Dinge wie Unterdrücken von Trieben Teil dieser wichtigen Sache. Ein Teil Sushi wurde in seinem Mund gepackt. "Oh, ich bin zugegeben etwas erstaunt, dass du direkt beim ersten Fragen nachgegeben hast ohne dabei nochmals um den heissen Brei zu reden", fuhr er weiterhin fort. "Aber ich schätze es und verstehe es. Da du brav mitgespielt hast, solltest du auch dafür revanchiert werden." War er sich die Zweideutigkeit dahinter bewusst? Natürlich. Der Heimleiter baute auch extra deswegen eine ziemlich theatralische Pause ein, damit seine gewählten Worte bei ihr etwas sacken konnten. "Nein, nein. Nicht was du denkst. Revanche im Sinne eines Gegenstatements. Wer weiss, vielleicht kannst du mir ja helfen. Meine auf Isola geborene Familie ist nämlich reinrassig und ich bin nicht deren einziger Nachfahre. Heute fehlt aber irgendwie jede Spur davon." Soll sagen: er wäre ein wenig verloren darüber, eine gewisse Person zu finden. Er ersparte Karina die Details für den Moment aber noch. "'Mensch' findest du an mir also buchstäblich rein gar nichts. Impulse, Drang und Ungestümtheit durchaus, aber jahrelang trainiert und im Zaum gehalten. Niemals hätten sie mich in einen Beruf wie diesen gelassen wenn nicht. Sicherlich kannst du dir die Risiken erahnen, die gefühlt niemand eingehen will." Es würde ihn jedenfalls nicht erstaunen, wenn es kaum bis gar keine Dämonen, Vampire in pädagogischen Berufen gäbe. Oder dann nur solche, die ihre Herkunft deutlich verschwiegen. Das wollte er stets vermeiden, denn wenn es jemals auffliegen würde, hätte er die fristlose Kündigung noch am selben Tag im Briefkasten und das machte sich einfach extrem schlecht im Lebenslauf.