Das Büro der Heimleitung. Wenn man den Raum betritt, so findet man vor sich direkt einen Tisch, welcher von einer Sofalandschaft und einem niederen Tisch umringt ist und für Besprechungen aller Art genutzt werden kann. Oft trifft man hier auch auf Eltern, die sich über das Wohnheim und die Schule erkundigen möchten. Dahinter befindet sich der Arbeitsplatz des Heimleiters bestehend aus einem Schreibtisch - welcher einen sehr edlen Stuhl beherbergt, der sicher schon einige Jährchen auf dem Buckel hat - und Regalen welche die Akten der Heimbewohner, sowie deren Zimmernummern beinhalten. Seinen Schlüssel für sein Zimmer kann man hier ebenfalls abholen. Doch Vorsicht! Wer die Hausordnung bricht, könnte hier ganz schnell auch zu weniger angenehmen Dingen sitzen.
Levi war wohl ein sogenannter @Leviathan. Somit offenbarte die Schülerin ihm, dass er ein Engel sein musste, welcher in tollpatschigen Momenten die Bluse von Mädchen mit Schokolade besudelte. “What the…“ Früher oder später würde auch der Erzieher ihn kennenlernen müssen. Seine Bekanntschaft zu Nojra könnte ihm dadurch in die Karten spielen, sofern sie damit Recht hatte und er mehr als ein zweifelhafter Kerl war. Da sie sehr eng miteinander befreundet waren und sofern Nojra nur Gutes über den Erzieher erzählte, dann musste das doch klappen. Mit gemischten Gefühlen versuchte der Hüne dem Blickkontakt stand zu halten. Er hätte sie jetzt gern irgendwo mitgenommen und Zeit mit ihr verbracht. Doch er erinnerte sich noch an die Verabredung mit Raphael und der anderen Erzieherin. Auf keinen Fall konnte er das nun einfach so sausen lassen. Was wäre das für einen ersten Eindruck. Gedankenverloren blickte er in ihre vertrauenswürdigen, braunen Augen. Erst die nächste Fragestellung erweckte ihn erneut, sodass der Norweger sein Gegenüber blinzelnd anschaute. “Ich lerne nachher noch ein paar Kollegen kennen. Und du?“, erzählte er und schoss die Frage zurück zur Braunhaarigen. Der Blondschopf konnte sich jedoch nicht mehr zurück halten und erhob seine Hand. Mit vorsichtigem Griff wischte er ihr eine Strähne aus dem Gesicht, kurz nachdem er die Distanz zueinander verringerte. Es war ruhig hier im Gang. Sein Kopf senkte sich, sodass seine Nase ihre frisch duftenden Haare berührten. Er zog den Duft tief ein und konnte spüren, wie es ihn innerlich beruhigte. Es war wie die Wirkung von Baldrian und Johanneskraut. Entspannt schritt er erneut etwas zurück und ließ von ihr ab. “Grml. Tut mir leid.“, grummelte er. Dass er durch solche egoistischen Aktionen seinen nervösen Schützling nur noch mehr verunsicherte, dem war sich der Erzieher erst im Nachhinein bewusst. Schlussendlich war sie seine Droge. Er war süchtig nach ihr, würde gerne alles liegen und stehen lassen. Würde einfach gerne mit ihr weggehen… Doch sein Verstand funktionierte noch sehr wohl. Seine letzte Zigarette hatte er kurz vor dem Betreten der Krankenstation. Immer noch den Überblick behaltend wusste der Blondschopf, dass er sich eigentlich schon längst hätte wegbegeben sollen. “Nur noch ne Minute… Gib mir nur noch einen Augenblick mit ihr…“, süchtelte er nach dem zierlichen Mädchen.
Direkt auf seine Frage nach ihrer Freizeitgestaltung schloss der Blondschopf die vorsichtige Distanz zwischen den beiden. Zärtliche Finger strichen der Nixe eine widerspenstige Strähne aus dem Gesicht, eine schnüffelnde Nase vergrub sich genießerisch in ihrem beinahe schulterlangen, braunen Haar. Unwillkürlich schloss sie die Augen hingebungsvoll und strebte dem warmen Körper vor ihr sehnsuchtsvoll entgegen. Leise aufseufzend legte sie ihren Kopf leicht in den Nacken und küsste den Hünen gedankenverloren sanft auf die muskulöse Brust. Erst als dieser wieder ein paar Schritte zurück trat und sich für sein Handeln entschuldigte, bemerkte die verliebte Schülerin was eigentlich gerade passiert war. Erschrocken suchte sie mit gehetzt aufgerissenen Augen zu beiden Seiten die gesamte Länge des Flurs ab. Zum Glück befand sich außer ihnen keine andere Person im hell ausgeleuchteten Gang vor dem Büro des Heimleiters. Das hätte verdammt schnell schief gehen können! Reumütig suchte sie erneut die grünen Untiefen und hätte schwören können, dass ihr Brustkorb nicht mehr weit davon entfernt war zu explodieren, so sehr brauchte sie die innige Nähe zu ihrem von nun an neuen Erzieher. “Sorry, ich habe mich da ein wenig zu sehr gehen lassen.” Dieser Mann übte eine beängstigende Macht auf sie aus, welche das Halbwesen im wahrsten Sinne des Wortes hoffnungslos überforderte. Ihre Gedanken bestanden nur noch aus einem Wort: Gabriel. “Also, ich gehe gleich mit meinen zwei besten Freunden ein bisschen an den Strand, das Wetter ausnutzen. Wir wollten zuerst in den Freizeitpark, aber ich konnte die beiden umstimmen.”Nur ohne dich wird es sicher nicht so toll, wie es sein könnte…“Ich wünsche dir ganz viel Spaß mit deinen Kollegen! Hier sind eigentlich alle ganz nett!”Ob er unter ihnen jemand besseren als sie selbst finden würde…?“Du wirst dich hier sicher schon bald pudelwohl fühlen!” Mit einem ermutigenden, offenen Grinsen legte sie wie gewohnt beide Hände auf die Riemen ihres vollgepackten Schulrucksacks. Sie wüsste gerne, was er für heute Abend so alles geplant hatte, traute sich jedoch nicht genauer nachzuhaken. Zu groß war die Angst, dass sie ihn damit nerven und schlussendlich verscheuchen könnte.
Dieser Moment der Nähe fühlte sich so gut an. Er fühlte sich so wunderbar an, weil auch Nojra diesen Augenblick genoss und sich dem Hünen hingab. Ziemlich naiv von den Beiden zu meinen in der Öffentlichkeit Zärtlichkeiten austauschen zu können. In diesem Moment wirkte es so, als ob die Beiden das nicht lange unter sich aushalten konnten. Doch das mussten sie. Vorerst war es die bessere Entscheidung, diese Beziehung versteckt zu halten. Man musste sich langsam in diesem Bereich vortasten und erst in Erfahrung bringen, was für ein Ausmaß das alles haben würde, wenn dieses Geheimnis ans Licht kommt. Erschrocken stand sein Schützling nun vor ihm, als er wieder die Distanz zu diesem zierlichen, kleinen Körper pflegte. Sie suchte die Gegend nach möglichen neugierigen Nasen ab, was so wie es scheint, nicht der Fall zu sein schien. Die grünen, ruhigen Augen des Erziehers lagen stets im besorgten Ausdruck des Halbwesens. Auch sie entschuldigte sich dafür, dass sie sich gehen lassen hat, wofür jedoch keine Entschuldigung notwendig war. Schließlich war er derjenige gewesen in diesem Moment, der die Nähe zu dem Mädchen gesucht hatte. Er musste sich genauer konzentrieren und sich eindeutig besser unter Kontrolle halten. Scheinbar war das unfassbar schwierig für den Blondschopf. “Schon gut.“, beruhigte Gabriel die Schülerin. Neugierig horchte der Norweger zu, als sie ihre Nachmittagspläne offenbarte. “Freizeitpark? Urgh.“ Man durfte nicht vergessen, dass sie um einiges jünger war als der Erzieher. Dass er in einem solchen Park Kind sein durfte und wohl bestimmt seinen Spaß daran hätte Achterbahnen und Gruselhäuser zu besuchen, verstand der Hüne erst, wenn er es erleben durfte. Aber auch der Strandbesuch klang nach einem Abenteuer, den die kleine Nixe wohl ohne ihn machen musste. Er hatte nicht vor so schnell wieder zum Strand zu gelangen, vorallem nicht tagsüber wenn viel zu viele Leute aufeinandergetürmt auf dem Sand rumlummerten und darauf warteten, dass die heiße Sonne untergehen würde. Er hatte besseres zu tun und wollte ohnehin nicht ans Wasser. Da kam es ihm recht, dass er eine Verabredung zum Pizzaessen hatte. “Kennst du denn ein paar meiner Kollegen schon?“, harkte der junge Mann nach und war zu neugierig, als dass er diese Frage nun nicht hätte stellen können. “Und wie lange seid ihr da unterwegs? Wann kommst du wieder zurück? Habt ihr dann noch was vor?“ Gabriel war wohl offensichtlich zu besorgt um das Mädchen. Ungern wollte er sie alleine losziehen lassen, auch wenn sie mit Freunden unterwegs war. Er hätte sie am Liebsten für sich alleine. Als er realisierte, wie viele Fragen er gleichzeitig gestellt hatte, wurde ihm unwohl. Er war nicht sehr gesprächig im Normalfall. Doch die Quasselstrippe holte wohl alles aus ihm heraus. “Mh. Tut mir leid. Wollte nicht zu aufdringlich sein.“, erwähnte er schuldig und steckte seine Hände in die Hosentasche – nicht dass sie auf die Idee kommen würden, nochmals nach der Braunhaarigen zu greifen. “Ich dachte nur…“, begann er, jedoch tat er sich schon schwer, seine Gedanken Kund zu tun. “Naja, ich hab nach dem Treffen nichts vor und…“ Nun musste eine gute Ausrede her, dass sie gemeinsam Zeit verbringen mussten. “Du könntest mir doch sicher einiges hier zeigen und das Wichtigste erklären, oder?“ Natürlich war das praktisch, doch es ging ihm hauptsächlich darum das Mädchen später wieder zu sehen. "Das würde mich auf jeden Fall... sehr freuen." Mit seinen grünen Augen an ihrem Gesicht haften, beobachtete er sie genau, ehe er einen Blick auf die Uhr wagte. "Oh verdammt. Nojra, ich muss jetzt echt langsam los.", erwähnte er gehetzt, hätte sie gerne noch umarmt und geküsst. Jedoch hielt er sich zurück. "Schreibst du mir?", forderte er sie auf, ehe seine Hand durch ihr Haar fuhr. "Bitte.", fügte er noch hinzu, ehe er sich auf machte um die Verabredung mit Raphael und der anderen Erzieherin vorzubereiten.
Es glich fast schon einer kaum zu ertragenen Folter Gabriels Nähe so umwerfend ausgesetzt zu sein und dennoch einen gebührenden Abstand zu ihm einhalten zu müssen. Alles woran die bis über beide Ohren verliebte Nixe denken konnte war, sich mit vollem Anlauf in die Umarmung seines starken Oberkörpers zu werfen. Mit einem Seufzer wandte sie den Blick unwillig von ihm ab und erkundete die natürlichen Muster der meisterhaft geschliffenen Holzverkleidung. Wie sollte das ganze Chaos nur so weitergehen? Würde es für immer so bleiben wie es jetzt war? Mussten sie für immer wie vorsichtige Diebe durch den Flur schleichen? Und wenn schon, sie würde jede noch so nervige Unannehmlichkeit in Kauf nehmen, solange sie nur bei ihm sein konnte. Als der Hüne plötzlich vollkommen ungewohnt wie ein strömender Wasserfall einen Satz nach dem nächsten raushaute, besann sich die Braunhaarige wieder in das hier und jetzt zurück und suchte erneut das wunderschöne Leuchten seiner grünen Untiefen. Sie kam nicht umhin zu bemerken, wie unfassbar niedlich das beinahe unbeholfene Auftreten des sonst so desinteressiert und gelassenen Blondschopfs wirkte. Ein amüsiertes Grinsen erhellte ihre angespannten Gesichtszüge, begleitet von einem erlösenden Glucksen. Es war wie eine aufgeregte Szene aus einer x-beliebigen romantischen Komödie. “Pass auf, dass du dich nicht an so vielen Wörtern hintereinander noch verschluckst.” Es war einfach zu süß. “Also….ich habe heute Abend ehrlich gesagt noch nichts weiter vor und es wäre tatsächlich ziemlich unverantwortlich von mir dich so ganz alleine über die trügerischen Weiten des Waisenhausgeländes stolpern zu lassen!” Insgeheim hätte sie vor Freude laut quietschen können. Er wollte also wirklich Zeit mit ihr verbringen! Die Schülerin musste gerade ganz schön aufpassen, dass ihr wild umherspringendes Herz nicht noch einen vorzeitigen Stillstand erlitt. Glücklicherweise (oder leider - je nachdem wie man es nahm) wurde das euphorische Hoch sogleich von der Ankündigung, dass ihr Liebster spät dran war und los musste, mit Hilfe eines einwandfreien Luftlochs wieder auf den Boden der Tatsachen geerdet. “Ist in Ordnung, du hast sicher viel zu tun!” Unerwartet glitt seine Hand abermals sanft durch ihr offen herabfallendes Haar, begleitet von einer ihr aufrichtig entgegen gebrummten Bitte. Auch wenn es nur um so etwas Einfaches wie eine schnell getippte SMS ging, war sich der Schützling durchaus bewusst sie wäre in diesem Moment vermutlich sogar bis ans Ende der Welt gelaufen, wenn er nur danach gefragt hätte. “Okay, ich schreib dir sobald wir vom Strand aufbrechen! Ich wünsche dir viel Spaß an deinem ersten Tag!” Und schon entschwand die schlaksige Gestalt des Erziehers mit eilig aneinander gereihten Schritten den Gang entlang aus ihrem Sichtfeld. Eine seltsame Leere breitete sich in ihrem ziehenden Brustkorb aus.
Karina
Karina Aurelia Jansson
141 Charakterbogen Aufenthaltsort: Aktuelles Outfit: Die Haare sind fast ganz unten mit einer Schleife zusammengebunden. Am Oberkörper ist ein schwarzes Jackett mit weißer Bluse darunter. Am Hals sitzt ein Halsband mit einer grünen Brosche, fein säuberlich in den Kragen eingearbeitet. Die Beine verdeckt ein schwarzer und leicht kürzerer Bleistiftrock, sowie eine Strumpfhose. An den Füßen finden sich zwei schwarze Schuhe mit Absatz wieder. (Siehe Signatur)
Leicht theatralisch erfüllte das Seufzen der Dämonin den Flur des Wohnheims. Was gab es bitteschön Schlimmeres als so unglaublich ziellos hier im Gang herumzustehen? Wenn man wenigstens die Schüler bei irgendetwas beobachten könnte, aber die schienen ja auch den restlichen Sonnenschein des Tages zu genießen. Also hieß es wohl warten, obgleich sie das schon die letzten zehn Minuten gemacht hatte. Da ließ sie sich schon von ihrer Spontanität leiten und kreuzte einfach beim Büro des alten Wolfs auf … und er war einfach nicht da! Kein Zettel, keine Notiz, gar nichts. Nicht mal auf den verzweifelten Anruf folgte irgendein Lebenszeichen. Ratlos wechselte Karina von der linken Flurseite zur rechten, dann wieder zurück. Was nun? Sie hatte einen Abend voller Langeweile vor sich, da sie sich komischerweise schon nach dem Unterricht an die Vorbereitung des nächsten Tages gesetzt hatte. Außerdem war das Nachtleben von Isola um diese Uhrzeit noch alles andere als aktiv. Die Bars hatten im Moment allerhöchstens den Charme einer Kleinstadt. Die wirklich lebhaften Szenen würde man hier erst entgegen der Nacht finden; und die war noch ein paar Stunden entfernt.
Ein weiteres Seufzen verließ ihre Kehle, während sie innerlich leicht zu schmollen begann. Aber gut, dann war es eben Zeit für Plan B. Wenn er halt nicht da war, um zumindest ein paar Stunden totzuschlagen, dann konnte sie genauso gut auf seine Erlaubnis pfeifen und sich mal einen kleinen Regelübertritt genehmigen. Schließlich trennten die Blondine lediglich ein Schloss und das dazugehörige Stück Holz von einer angenehmen Couch und einem kleinen Glas Whiskey. Der Heimleiter würde sicher nichts dagegen haben, wenn sie sich mal ein bisschen in seinem Büro umschauen würde. Falsche Hoffnungen machte sich die Dämonin dabei allerdings nicht. Vincent war ein sehr talentierter Spürhund. Wenn er früher oder später hierher zurückkehrte – und wenn es auch erst morgen früh war – würde sich im inneren eine dezente Duftschwade ihres Geruchs befinden. Die Sache war also eindeutig und sie schuldig in allen Anklagepunkten; so zumindest die Theorie. Wenigstens bewies die Ex-Spionin den Anstand ihm nicht einfach die Tür auszuhebeln. Stattdessen hatte sie mal wieder vor ihre kleinen aber feinen Dietrich Künste spielen zu lassen. Allerdings würde das ein leicht zeitaufwendiges Unterfangen sein, weswegen sie sich nicht offensichtlich vor dem Schloss hinknien und einfach an die Arbeit machen konnte. Stattdessen wurde eine kleine Szene aufgebaut, indem sie sich leicht anmutig mit dem Rücken gegen die Tür des Büros presste. Ihre Hände dabei auf den ersten Blick hinter ihrem Rücken gefaltet. In Wahrheit jedoch spielten Karinas Finger dort gerade mit einer Klammer ähnlichen Konstruktion, die langsam aber sicher in das Schloss eingeführt wurde. Ganz vorsichtig und sachte tastete sich die Blondine in das Schloss vor, den Gegendruck von jedem Pin im Schloss sehr wohl spürend. Es galt die einzelnen Stifte des Schlosses in der richtigen Reihenfolge emporzudrücken, ohne dabei einen Fehler zu machen, der das ganze Schloss wieder zurücksetzte. Nicht gerade einfach, wenn man mit dem Rücken zur Tür stand, aber sehr wohl möglich. Karina wäre jetzt nicht hier, wenn sie das nicht beherrschen würde. Während sie also mit ihren Händen weiter am Schloss herumwerkelte, scannten ihre smaragdgrünen Augen durch ihre Brillengläser hindurch den Flur vor sich. Nicht, dass sie in einem schwachen Moment einfach überrumpelt wurde und die ganze Aktion ein anderes Ende nahm. Wobei die Schüler hier eher weniger ein Problem darstellten. Diese konnte man relativ schnell abwimmeln, dazu brauchte es meistens nicht mal komplexe Sachverhalte. Erzieher hingegen … nun, da sah die ganze Geschichte schon etwas anders aus. Aber wirklich mit einem der hiesigen Erwachsenen rechnen tat die Sukkubus nicht. Die hatten sicher besseres zu tun als zu ihrem Chef zu watscheln und jede Aktion absegnen zu lassen. Zumindest würde sie von Vincent erwarten, dass er seine Schäfchen auf diese Art und Weise an den Job herangeführt hat. Wenn nur endlich dieses Schloss aufgehen würde …
Der Kleine war ja doch irgendwie niedlich. Auch wenn Gabriel sowas nie zugeben oder es aussprechen würde. Er bewunderte das Tierwesen für seine flauschigen Ohren. Doch vom Charakter her war er viel zu hyperaktiv und aufgeregt. “Ob er hier wohl viele Probleme verursachen würde aufgrund seiner Neugier?“, grübelte der Erzieher noch lange nach, als er bereits in das Erdgeschoss runter lief. Der Blondschopf wollte nur so wenig Ärger wie möglich. Darum hatte er als Prävention genau erklärt, wie alles hier ablief und dass die Werwolf-Sache hier etwas schwieriger anzusprechen war. Hoffentlich erinnerte er sich später noch an alles, was der Hüne so erzählt hatte. Doch das würde sich bestimmt früher als gewollt herausfinden. Mit den Händen in den Hosentaschen stieg Gabriel die Treppe herab und kam im Parterre des Wohnheims an. Zielstrebig drehte er sich in den Gang, bei dem sich das Büro von Vincent versteckte. “Vielleicht kann ich ja frei haben und etwas die Stadt besuchen.“, dachte er sich. Seine Aufmerksamkeit lag auf seinem Handy, welches er herausholte und auf den Bildschirm starrte, während er weiter lief. Doch da war nichts wichtiges zu vernehmen, außer die Uhrzeit, welche immer weiter davon rannte. Kurz nachdem er das Mobiltelefon wieder in die Hosentasche gleiten ließ, blieb er stehen. Als er aufsah, erkannte er eine unbekannte Frau an der Tür der Heimleitung lehnen. Sein Ohr zuckte kurz, als er sowas wie ein Klacken vernehmen konnte. Überrascht musterte er die Gestalt, welche sich vor ihm offenbarte – nur leider konnte man dem ehemaligen Pizzabäcker nicht erkennen, dass er verwundert war. Wie immer regte sich nichts in seiner Mimik, zeigte weder Gefühle noch Interesse. “Vincent ist nicht hier.“, stellte der Erzieher monoton fest. Ansonsten stünde die Dame wohl nicht vor dem Zimmer. Die grünen Augen beobachteten jedes Zucken des Körpers vor ihm und musterten ihr hübsches Gesicht. Wurde sie gerade überrumpelt? Wer war die Frau? Was wollte sie hier? “Kann ich ihm etwas ausrichten?“ Es war unvorteilhaft noch nicht alle Kollegen zu kennen. Doch das stellt sich nun bestimmt bald heraus, was sie hier vor hatte. Ihre grünen Augen musterten den Hünen ebenfalls eindringlich, als wolle sie den jungen Mann lesen können. Doch viel erkennen würde sie nicht, schließlich war Gabriel kein Herr der Gefühle und hielt sich hierbei ordentlich zurück.
Karina
Karina Aurelia Jansson
141 Charakterbogen Aufenthaltsort: Aktuelles Outfit: Die Haare sind fast ganz unten mit einer Schleife zusammengebunden. Am Oberkörper ist ein schwarzes Jackett mit weißer Bluse darunter. Am Hals sitzt ein Halsband mit einer grünen Brosche, fein säuberlich in den Kragen eingearbeitet. Die Beine verdeckt ein schwarzer und leicht kürzerer Bleistiftrock, sowie eine Strumpfhose. An den Füßen finden sich zwei schwarze Schuhe mit Absatz wieder. (Siehe Signatur)
Okay, vielleicht war es zuerst der hintere, dann der in der Mitte und letzten Endes der davor … mh … verdammt! Mit einem kleinen klicken Sprangen die Stifte im Schloss wieder einmal rasant in ihre ursprüngliche Position zurück. Wäre Karina gerade nicht so fokussiert darauf die Kombinationen richtig hinzubekommen, hätte man wohl auch hier wieder ein Seufzen vernehmen können. Zumindest war sich die Blondine nun sehr sicher es beim nächsten Versuch endlich aufzubekommen. Es fehlten ihr ja auch nur zwei richtige Kombinationen und da standen die Chancen eben 50 zu 50. Kein schlechter Deal, wenn man bedachte, dass sie erst seit zwei Minuten dort stand und schon fast im Raum drin war. Ihr Talent hatte sie also keineswegs verlassen, aber sie übte es ja irgendwie regelmäßig. Immerhin war es schwer alte Gewohnheiten abzulegen und ihr ehemaliger Job war schon fast mit ihr verschmolzen. Vielleicht … ja, vielleicht konnte sie auch einfach nicht anders. Demzufolge ließ sie sich gar nicht viel Zeit, bevor ihre Hände sich wieder an die Arbeit machten und mit leisen Geräuschen den dritten Versuch begannen. Wären da nicht … Schritte?
Die Konzentration Karinas wechselte sofort um auf ihre Umgebung und in dem Moment, wo ihre abendliche Begegnung ausreichend identifiziert wurde, erreichten sie auch schon seine klaren Worte. Ein natürlich wirkendes Lächeln, welches sich sogleich elegant entschuldigen sollte, erschien auf ihren Lippen. „Oh … das … das wusste ich gar nicht.“, spielte sie die Unwissenheitskarte vor ihm aus und versuchte dabei schön weiter am Schloss herum zu werkeln. Ihre Augen nahmen sich unterdessen etwas mehr Zeit für den Fremden. Gesehen hatte sie ihn noch nicht und weder Namen noch Beruf kamen ihr spontan in den Sinn. Die Reaktion von ihm offenbarte der gekonnten Ex-Spionin aber immerhin einen Teil seiner Zugehörigkeit. Wer mit Vincents Namen so selbstverständlich verkehrte, musste enge Bande zum Wohnheim haben … oder seinem Schlafzimmer. Letzteres war natürlich ihr Favorit, keine Frage. Aber der Mann vor ihr brachte sie ebenfalls auf nicht ganz keusche Gedanken, sie konnte ihre Natur eben nicht einfach zur Seite schieben. Insbesondere sein starrer Blick und die sich kaum regenden Gesichtszüge. Oh, wie sie solche Mysterien liebte. Er wusste gar nicht, wie sehr er die Dämonin damit in seinen Bann zog. In Gedanken hatte sie schon jetzt das Bedürfnis hinter das Geheimnis dieser monotonen Lage zu kommen, was sie allerdings nicht von ihrem netten Schauspiel abhielt. „Oh, dass ist sicherlich nicht nötig.“, ging sie auf seinen freundlichen Vorschlag ein und nahm ihre Hand hinter dem Rücken hervor, um einmal nett abzuwinken. Sie hatte eben gerade schon gemerkt, dass sie bei einer so strikten Beobachtung sehr schnell enttarnt werden könnte. Und besonders scharf drauf war sie auf jeden Fall nicht. Also ordnete sie den Rückzug an, indem ihr rechter Arm das „Werkzeug“ im selben Bewegungsablauf aus dem Schloss entfernte und in ihrer Tasche positionierte. Das Geräusch übertönte sie mit einem femininen und durchaus enttäuschten Seufzen. Sie entschied sich spontan für die Rolle der netten und durchaus leicht enttäuschten Lehrerin. „Ich dachte vielleicht nur, ich erwische ihn noch, bevor er in den Feierabend verschwindet.“, äußerte sie mit leichter Enttäuschung in ihrer Stimme den Unmut über die ganze Situation und trat einen Schritt weiter an ihn heran. Ihre Bewegungen dabei auf einem Grad der lasziven Eleganz balancierend. Sie wollte den armen Kerl ja nicht verschrecken. Jetzt, so stand es fest geschrieben, war er ihr Ziel. Trinken, das wusste Karina, konnte sie auch später noch. „Es ist Arbeitsbedingt, wissen Sie? Eigentlich nur eine kleine Sache bezüglich der Kleinen hier, damit wir unser Vorgehen absprechen können.“, ein leichtes Lachen unterbrach sie selbst und ihr Blick wich leicht schüchtern seinem ungebrochenen Fokus aus. Alles geplant, damit sie nicht so selbstsicher und eher verunsichert wirkte. Spione wie sie konnten das fast schon automatisch. „Naja, falls wir überhaupt etwas unternehmen müssen. Ich wollte mir da noch seine Seite anhören.~“, und sie schickte ein leichtes Lächeln mit Wiederaufnahme des Blickkontaktes hinterher, „Ist halt nicht so einfach, mit den Kleinen.~ Aber sie wirken mir sehr Informiert, was Herr Tunstells Aufenthalt angeht, arbeiten sie auch hier?“.
Gabriel zog die Augenbrauen misstrauisch zusammen. Da lehnt sich die Frau an die Tür und wartete, wusste aber nicht, dass er nicht hier ist? “Das ist doch offensichtlich.“, dachte sich der Hüne und beobachtete sie, wie die Blondine ihre Position veränderte und ihm sichtlich anders gegenüberstand als zuvor. Sie wies ihn ab und wollte scheinbar nicht, dass der Erzieher einen Mehraufwand hatte, nur um freundlich dazustehen. Das gefiel dem ehemaligem Pizzabäcker doch sehr. Sie wirkte recht nett, fast schon zu nett. Doch dem wollte Gabriel nicht im Wege stehen. Dennoch war er misstrauisch, was sie hier gerade vor hatte - jetzt mal im Ernst... "Wer lehnt sich so unelegant an die Türe und wartet, bis die Zeit vergeht?" Während die Dame sich erklärte, was sie hier her führte, warum sie hier war und weshalb sie Vincent brauchte, horchte der Erzieher aufmerksam zu, war jedoch aufgrund der Kleinen etwas verwirrt. Für Gabriel waren wohl ziemlich viele Leute klein. Erst indem er genau grübelte, verstand er, dass sie wohl die Jugendlichen meinte, die hier wohnten. Scheinbar war sie ebenfalls beruflich unterwegs und hatte mit den Kindern zu tun. Doch da weder Raphael noch Vincent sie je zuvor erwähnt hatte, war es wohl eher keine Erzieherin. Wie sonst könnte sie jedoch mit den Kids zu tun haben? “Eine Lehrerin?“ - eine Reinigungskraft wohl eher weniger. Der Lehrkörper - das sah der Statur vor ihm schon recht ähnlich. Mit ihrer Brille wirkte sie studiert, mit ihrer Bluse und ihrem Gewand sehr lehrkörperhaft. Und ihr Wesen war überaus freundlich, zudem redete sie gerne und viel. Es sprach einiges dafür, dass sie wohl in der Schule unterrichtete. Das klang doch recht interessant für den Norweger, vielleicht würde er auch noch was über die Bewohner des Wohnheims in Erfahrung bringen können. Schließlich kannte er die Kids noch nicht besonders gut. Auch wenn es so wirkte, dass ihm alles egal war - und auch wenn dem so ist - der Beruf lag ihm doch sehr am Herzen. Als die Brillenträgerin ausgeredet hatte, wurde es erst etwas ruhiger im Flur. Die Blondine wollte nun wissen, wer er war. Das war verständlich, somit beantwortete er ihre Frage ohne zu zögern: “Ja, ich bin Erzieher hier im Wohnheim.“ Somit war die Sache klar. Auch wenn Gabriel informiert wirkte, was Tunstells Aufenthalt angeht, dem war nicht gänzlich so. “Leider kann ich nicht sagen, wann Vincent wieder hier ist.“, stellte der Blondschopf fest, ehe er jedoch ein erneutes Angebot unterbreitete, “Vielleicht kann ich ja ebenfalls behilflich sein und ihm etwas Arbeit abnehmen.“ Mit dem linken Daumen deutete der Hüne zum Personalraum, ohne sich jedoch umzudrehen. “Möchtest du einen Kaffee?“ Es war erstaunlich, wie gesprächig der gepiercte junge Mann doch war, seit er ins Wohnheim eingezogen war. Ob dies anhalten würde? Auf das Siezen verzichtete der Blondschopf bewusst. Er hatte es noch nie eingesehen, warum man eine Lehrperson anders ansprechen sollte, als gewisse andere Personen. Schlussendlich standen beide ja wieder auf einer Ebene – von Hierarchien hielt er ohnehin nichts. Vielleicht würde sich die Frau gekränkt fühlen, doch das war Gabriel total einerlei.
Karina
Karina Aurelia Jansson
141 Charakterbogen Aufenthaltsort: Aktuelles Outfit: Die Haare sind fast ganz unten mit einer Schleife zusammengebunden. Am Oberkörper ist ein schwarzes Jackett mit weißer Bluse darunter. Am Hals sitzt ein Halsband mit einer grünen Brosche, fein säuberlich in den Kragen eingearbeitet. Die Beine verdeckt ein schwarzer und leicht kürzerer Bleistiftrock, sowie eine Strumpfhose. An den Füßen finden sich zwei schwarze Schuhe mit Absatz wieder. (Siehe Signatur)
Während Karina ihren kleinen Tanz an der Türschwelle vollführte, welcher mithilfe vieler Methoden ihren wahren Aufenthaltsgrund verschleiern sollte, fing sie freilich damit an einen Kommentar nach dem anderen herauszulassen. Es war immer eine gute Methode den Gegenüber etwas zu überfordern, damit seine Aufmerksamkeit in verschiedene Richtungen gestreut wurde und seine Wahrnehmung leicht aus den Fugen geriet. Wichtige Details wurden so leichter ausgeblendet und konnten verschleiert werden. Multi-Tasking war eben etwas, wovon nur wenige Lebewesen wirklich profitieren konnten. Der blonde Riese vor ihr schien da wohl keine Ausnahme zu sein; auch, wenn sich sein Gesicht immer noch wie tiefgekühlt präsentierte. Das zeigte ihr zumindest, dass der Geist dahinter recht normal funktionierte. Wenigstens eine solide Erkenntnis innerhalb der wenigen Minuten. Mal ganz ausgenommen davon, dass er sich auch gleich als Erzieher zu erkennen gab und im selben Atemzug alle Hoffnung auf eine baldige Begegnung mit dem Heimleiter zunichtemachte. Ein leicht deprimiertes Seufzen und die leicht hinabsinkenden Schultern visualisierten ihre Enttäuschung darüber sehr gut. Es wirkte fast schon ein bisschen niedlich, wenn Karina dort stand und einen kleinen Augenblick lang lieber zur Wand- als zu ihrer aktuellen Begegnung schaute. Hätte er nicht seine Hilfe angeboten und im gleichen Zug auch noch den Kaffee erwähnt, wäre die kleine Schauspieleinlage der Dämonin auch noch etwas länger gegangen. So allerdings blickte sie recht dankbar in die eisige Mimik-Front des Erziehers. Nicht zuletzt, weil er ihr natürlich voll und ganz in die Hände spielte. Liebend gern würde sie ihn an dem Thema und ihrem Problem teilhaben lassen … wirklich gerne. „Nun, ich denke, dass wäre eine Möglichkeit. Ein Kaffee klingt immer gut.~“, ging sie leicht erfreut, aber auch zögernd auf das Angebot ein, um ihre Zurückhaltung von vorhin nicht unwichtig erscheinen zu lassen. Dabei stets darauf bedacht eine fröhliche Tonlage und eine kontaktfreudige Persönlichkeit zu repräsentieren. „Außerdem sollten Sie ja auch im Bilde sein, wie es hier so läuft. Als Erzieher ist das sicherlich hilfreich.“, fuhr sie fort und stellte sich mit einem weiteren eleganten Schritt in Gabrielas Richtung. Jetzt standen sie sich beide endgültig gegenüber. Ein Größenvergleich war nun ohne Probleme machbar. Wobei das Ergebnis ziemlich offensichtlich war. Gegen so ein Bollwerk hatte die Sukkubus nichts auszurichten; aber sie war es ja bereits von Vincent gewohnt immer zu ihm hinauf zu schauen. Die Blondine war auch hier einen guten Kopf kleiner als der Hüne; und da hatte sie den kleinen Vorteil ihrer Absätze noch nicht mal mit abgerechnet. Stören tat sie das aber eher weniger. Nein, für sie waren da ganz andere Anreize vorhanden. Immerhin war ja nicht nur der Körper an sich … groß. Ein leichtes Grinsen schlich durch den Kopf der Dämonin, bevor sie diesen Gedanken ganz schnell wieder in den hinteren Abteil ihres Kopfs verbannte. „Und wenn sie hier arbeiten, dann sollten wir uns vielleicht auch besser kennen lernen.“, was sie mit einer ausgestreckten Hand in seiner Richtung auch gleich nachholen wollte. „Karina Aurelia Jansson, ich bin eine der Lehrer hier.~“, verkündete sie recht melodisch und ließ ihre Augen dabei keineswegs von seinem Gesicht abdriften. „Vielleicht bin ich auch eine professionelle Türsteherin.“, hängte sie auch noch einen kleinen Scherz hinten an, um ihrer fröhlich verpeilten Rolle gerecht zu werden. Nur, um sich dann von seiner eisigen Mimik leicht eingeschüchtert zu zeigen. „Ähm … ja.“, folgte der noch nötige, etwas Verlegene der Zusatz. Wer weiß, vielleicht entlockte dem Blondschopf ja das eine gewisse Empathie. Sie war auf jeden Fall neugierig darauf es herauszufinden. Ob er mit ihrer eigentlichen Persönlichkeit weniger Probleme hätte? Vielleicht konnte sie das herausfinden, wenn sie den Wechsel schleichend während des Gesprächs vollzieht … wobei … mh. Ob das eine gute Idee war?
Gabriel fragte sich, ob die Frau durch seine Anwesenheit nervös machte. Sie redete eine Menge, lächelte und seufzte viel – oder war das schlichtweg ihre Art? Dass sie auf sein Angebot jedoch einging, damit hätte der Erzieher nicht gerechnet. Schließlich wirkte sie sehr Vincent-fixiert und wollte zuvor nicht preisgeben, um welches Problem es sich hierbei handelte. Es wäre wohl für Gabriel einfacher gewesen, sie hätte für den Heimleiter eine Nachricht überlassen, dann hätte er weniger zu tun gehabt. Doch die Lehrerin hatte recht, er sollte sich auch ein Bild der Kinder machen und unterschiedliche Ansichten kennen um Situationen besser verstehen zu können – dem war sich der Hüne bewusst. Ein zustimmendes “Mhm.“ brummte aus seiner Kehle, ehe die Gestalt sich seiner Position näherte und nun unglücklicherweise den Kopf etwas in den Nacken stecken musste. Als die Besucherin die Hand ausstreckte und sich vorstellte, vollführte der Erzieher innerlich einen Siegestanz. Er hatte richtig gelegen mit dem Verdacht, sie als Lehrkörper einzustufen. Auch wenn er sich dabei gleichzeitig schlecht fühlte, sie aufgrund ihrer Erscheinung sogleich in eine Schublade zu stecken. Schließlich mochte er das ebenso wenig, wenn man dies bei ihm tat. Trotz der inneren Gefühlsschwankungen blieb seine Mimik wie eh und je dieselbe, nicht einmal ihr kleiner Türsteher-Witz entlockten dem Mann ein Zucken auf den Lippen. Schlussendlich zeigte sie sich von ihrer schüchternen Art. Warum nur ließen sich alle so schnell von Gabriel einschüchtern? Sein warme Hand nahm die, der Lehrerin, mit festem Druck an, schüttelte sie nur sehr wenig, ehe er sie rasch wieder losließ. “Gabriel Wallin. Freut mich.“, stellte er sich vor und hatte mit dem letzten Zusatz nicht einmal gelogen. Es erfreute ihn wirklich eine erwachsene Persönlichkeit kennenzulernen, mit der er womöglich ab und zu zutun hatte. Der Fakt, dass sie auf das Vor-Der-Türe-Stehen einging, verriet dem Erzieher, dass sie wohl etwas zu verstecken hatte. Denn das wusste der Norweger genau – wenn man über etwas lügen musste, dann überlegte man sich zu diesem Thema einiges um davon abzulenken. Etwas paradox, so wie Gabriel fand. Dennoch war er sich unsicher, schließlich hielt sie dem Blickkontakt stand, zuckte recht wenig nach oben oder zur Seite. Was auch immer es war, es konnte dem Blondschopf egal sein. So wandte er sich von ihr ab um zum Personalraum zu gehen. Ob sie mit dem siezen irgendwann aufhören würde? Er sprach es vorerst noch nicht an, sondern drehte sich zu ihr um, sodass er ihr die Türe aufhalten konnte. “Hereinspaziert.“, begrüßte er die Lehrerin im Personalraum der Erzieher. Ob sie mit diesem Raum schon vertraut war? “Bist du denn öfters hier im Waisenhaus, um Dinge zu klären?“, fragte der Hüne schlichtweg, nachdem er in den Raum eintrat.