25.06.2015, Nachmittagmit @IvyEs wirkte wie eine gefühlte Ewigkeit in der Ivy versuchte sich zu entscheiden. Für einen ganz kleinen Moment dachte Karina sogar, dass ihre Schülerin sich einfach entschuldigen- und wieder ihres Weges gehen würde. Doch … irgendwas schien sie hier zu halten. Wie eine mesmerisierte Puppe bewegte sich Ivy zu ihr und ließ sich mehr verunsichert als bestätigt auf das Mauerstück neben ihr fallen. Eine Stimme allerdings suchte man an dieser Stelle vergebens. Stille dominierte die Umgebung zwischen den Beiden und alles was die Dämonin machen konnte, war den Blick auf ihrer Schülerin zu halten, ohne es zu penetrant wirken zu lassen. Es war eine knifflige Situation und es stellte sich nun die Frage, ob Karina nachhaken oder dem Mädchen noch ein bisschen mehr Zeit einräumen sollte. Beides barg seine ganz eigenen Risiken, aber im Endeffekt würde es auf das Gleiche Worst-Case-Szenario hinauslaufen: Sie ging einfach weg. Also entschied sich die Lehrerin für ein bedächtiges Schweigen und einen erwartungsvollen – aber keinesfalls verurteilenden – Blick. Ob die Weißhaarige allerdings davon motiviert wurde ihre Sorgen offen preiszugeben, war fraglich. Vor allem, weil ihre Finger immer noch den Stoff ihrer Schuluniform malträtierten, als wäre es irgendeine Abwandlung eines Stressbällchens.
Doch als sich die Lippen ihres Sorgenkindes endlich öffneten, waren die Ohren sofort mit all ihrer Aufmerksamkeit bei ihr. Begierig darauf den ersten vollständigen Satz zu vernehmen, dachte sie schon jetzt sehr intensiv über die Gründe nach. Einen kurzen Moment entzweiten sich ihre Lippen, ehe sie sich sofort wieder versiegelten. Man konnte der Schülerin ansehen, wie unglaublich konzentriert sie gerade war. Vor allem aber wie bedacht sie ihre Umgebung inspizierte, ob da nicht doch irgendwo neugierige Ohren waren. Der Satz, der am Ende an Karinas Ohren herangetragen wurde, berechtigte diese Paranoia aber allemal.
„Nun …“, äußerte sich die Blondine leicht nachdenklich und übte sich an einem verständnisvollen Lächeln. Sie wollte Ivys Probleme nicht herunterspielen oder gar bedeutungslos erscheinen lassen. Ein Fehler den man ganz schnell beging, wenn man nicht gründlich über seine Worte nachdachte. Als Betroffener wollte man vieles hören; aber nicht, dass es
„nicht so schlimm sei.“. Abgesehen davon handelte es sich bei der Weißhaarigen um einen Drachen. Einen Großen, wohlgemerkt. Sie musste also handeln. Auf die eine oder andere Art und Weise - es gab keinen Weg drumherum.
Die Sukkubus erhob langsam ihre Hand und legte diese sanft – und ohne Druck – auf der Schulter ihrer Schülerin ab.
„Danke, dass du damit zu mir gekommen bist.“, entgegnete sie dem Geständnis mit einer einladenden mütterlichen wärme in ihrer Stimme und lächelte.
„Willst du mir vielleicht verraten wie du darauf kommst? Oder … was dich darin bestärkt, dass es so ist?“, formulierte sie ihre Folgefragen sehr allgemein aus, während sie mit einem fürsorglichen und wertungsfreien Blick auf Ivys Gesichtszügen ruhte. Sie erwartete nun keine vollständige Aufschlüsselung des Problems; aber zumindest einen Ansatzpunkt, der auf mögliche Instabilitäten hinwies. Vielleicht reichte das ja schon, um mögliche Lösungen und damit ein Gefühl der Sicherheit zu erzeugen. Wenn Karina sich allerdings bei einer Sache wirklich sicher war; dann, dass persönliche Probleme immer ein Geflecht darstellten, dessen Kern nur schwer zu entdecken war. Mal sehen, ob Ivys Problem ähnlicher Natur war.
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