Inmitten der Dreierzimmer im Westtrakt befinden sich auch größere Räumlichkeiten, die bis zu 4 Personen einen Schlafplatz gewähren können. Eines davon ist das Zimmer Nr. 106. Nach einem schmalen Gang, der sicher nicht selten mit Schuhen zugestellt wird, erreicht man das große Zimmer, welches um die 25m² umfasst. An den Wänden gegenüber der Fensterfront sind tiefe Einbauschränke angebracht, die unter den Bewohnerinnen dieses Zimmer aufgeteilt werden. In der Mitte des Raumes hat ein runder Hochflorteppich seinen Platz gefunden. Auf diesem steht ein formähnlicher, niedriger Tisch, um welchen man sich gerne versammelt um den neusten Klatsch und Tratsch auszutauschen oder sich eine Tassee Tee oder Kaffee zu gönnen. Da der Raum nur über zwei größere Schreibtische mit Stauraum verfügt, wird oftmals auch der runde Tisch für Hausaufgaben, dem Verfassen eines Briefes an die Familie oder Ähnlichem verwendet. Zwei neu hergestellte Stockbetten bieten Platz für 4 schlafende Persönlichkeiten - auch die Zuteilung der Betten liegt in der Verantwortung der Bewohnerinnen. Neben dem Fenster sind außerdem die Inselkarte an der Wand, sowie ein Kalender angebracht, um den Schülerinnen den Alltag etwas zu erleichtern. Je nach Bewohner werden die Wände mit verschiedenen Postern, Bilder oder sogar Wandregalen verziert.
Irgendwie war der heutige Tag ganz schön ereignisreich gewesen. Die Sache mit dem Waisenhaus war wirklich bitter, aber besser es war führe geschehen als später, wenn sich noch mehr Bewohner dort befanden. Man stelle sich nur mal vor was geschehen wäre, wenn es mitten in der Nach in sich eingestürzt wäre. Diese Gedanken schob Luana ganz schnell beiseite. Das war wohl keine gute Vorlage für angenehme Träume.
Zum Glück waren Helena und Luana auf Sky und Inori gestoßen, denn sonst hätte sich die Zimmerfindung möglicherweise in die Länge gezogen. Und es war doch auch ganz nett, noch ein paar weitere Mitbewohner und Mitschüler ein wenig besser kennenzulernen. Einfach ein paar Worte zu wechseln. Der Abend beziehungsweise die Nacht hatte sich doch als sehr angenehm gestaltet, auch wenn sich Luana noch immer nicht sicher war, dass Helena sie nicht für gestört hielt. Wenn es so war, konnte die Rosahaarige das auch sehr gut nachvollziehen. Darüber konnte sich die Nixe auch noch ein anderes Mal Gedanken machen. Jetzt war erst einmal das Rendezvous mit ihrem Bett angesagt.
Luana und Sky waren in der Zimmernummer 106 gemeinsam mit zwei weiteren Mädchen, deren Namen sie sich jetzt auf Anhieb ebenfalls nicht gemerkt hatte. Da tat sich die Meerjungfrau sicher leichter, wenn sie zu den Namen ebenfalls ein Gesicht hatte. Aber als sie das Zimmer gemeinsam mit Sky betrat, war von den beiden anderen Mädchen noch nichts zu sehen. Na da konnte man wohl nichts machen und das Zusammentreffen war nur verschoben. Man würde sich hier wohl noch des Öfteren über den Weg laufen. Da führte gar kein Weg daran vorbei.
Nach dem Eintreten war die Nixe gleich dabei sich bettfertig zu machen. Es war ein langer Tag gewesen und ein wenig Schlaf war nicht verachten. Der Pyjama war auch wirklich schnell gefunden und angezogen. Für den Rest, wie auspacken und einräumen, hatte die Langhaarige keinen Nerv mehr. Wenn Sky dazu noch in der Lage war, dann konnte sie gerne noch ein wenig herumwerkeln, dass würde Lu nicht stören. Wenn sie schlief, dann schlief sie wie ein Stein. "Wenn‘s für dich in Ordnung ist, dann würde ich gern das untere Bett nehmen.", gab Luana von sich, ließ dabei aus, dass sie das untere Bett einfach nur lieber nahm weil sie ein wenig gefährdet war, sich beim Aufstehen im oberen Bett das Genick zu brechen. Neben Tollpatschigkeit war im Lexikon das Bild von der rosahaarigen Nixe abgelichtet. Da keine Widerworte von Sky kamen, war das mit dem Bett wohl geklärt und schlüpfte bereits unter die Decke. Ein gemurmeltes 'Gute Nacht' richtete sie noch an Sky, ehe die Augen geschlossen wurden und das Land der Träume auf sie wartete.
Von einem Vibrieren neben meinem Kopf wurde ich aus meinem Schlaf gerissen. Blinzelnd und etwas überfordert versuchte ich meine Umgebung zuerkennen. Achja, das neue Zimmer. Ich drehte mein Gesicht zur Seite und erkannte dann die Quelle der Vibration und nahm mein Handy in die Hand. Kurz war ich mich am Wundern, wer mir so früh schon eine Nachricht schreibt, aber dann sah ich, dass ich nur eine Aktualisierungs-Benachrichtigung von einer App bekommen hatte und als ich dann noch die Uhrzeit erblickte, seufzte ich frustriert. Nachdem ich mit den drei Mädels gegessen hatte und mit Luana dann auf unser Zimmer gegangen war, war ich super schnell eingeschlafen. Es war nett gewesen und das Hawaii Toast hatte wunderbar geschmeckt. Aber trotzdem fühlte ich mich wie gerädert. Langsam setzte ich mich auf die Bettkante und rieb mir meine Augen. Ich fühlte mich nicht gut und wäre am liebsten im Bett liegen geblieben aber mir tat mein ganzer Körper weh und deswegen wollte ich mich nun etwas bewegen. Leise ging ich auf Stoppersocken rüber zu den Schränken und suchte mir etwas zum Anziehen raus. Letzten Abend musste ich leider fest stellen, das anscheinend nicht jedes Zimmer ein Ankleidezimmer hat. Ich brauchte eine Weile, bis ich mich entschieden hatte. Mir war nach etwas bequemen, aber da ich gestern schon den ganzen Tag in Jogginghose verbracht hatte, wollte ich mich auch etwas hübscher anziehen. Am Ende entschied ich mich für eine blaue, zerrissene Jeans, ein weißes Shirt mit Aufschrift, einen hellroasnen Cardigen und schwarze Chucks. Mein Blick glitt kurz zu meinem Verlobungsring, der immer an meinem Ringfinger saß und der wegen seiner grünen Farbe, meistens einen starken Kontrast zu meinem Outfit bildete. Schnell wand ich meinen Blick wieder davon ab. Ich frisierte mir noch schnell meine Haare, schnappte mir mein Handy und meine Kopfhörer und verließ dann mein Zimmer, in dem es die ganze Zeit beängstigend ruhig war.
Luana konnte gar nicht sagen, ob Sky noch etwas erwiderte oder sogar noch ein bisschen herumräumte. Das Land der Träume hatte die Rosahaarige in Sekunden bei sich aufgenommen und nicht wieder losgelassen. Die Langhaarige wurde von selbst wach. Verschlafen blinzelte sie ein paar Mal, ehe sich die Konturen ihrer Umgebung wieder schärften. Sie war in ihrem Zimmer. Genau, dorthin war sie ja mit Sky gegangen, nachdem man sich von Helena und Inori verabschiedet hatte. Gestern war schon ein sehr anstrengender und ereignisreicher Tag gewesen. Wenn Luana jemand wäre, der ein Tagebuch schrieb, dann würde der gestrige Tag wohl ein paar Seiten füllen. Die Nixe hatte dieses Tagebuchschreiben zwar ein paar Mal probiert, aber immer nach nur ein paar Wochen abgebrochen. Es war einfach nicht ihr Ding, da blieb sie doch lieber bei den Sachen, die sie auch konnte und einen Sinn ergaben. Die Langhaarige setzte sich in ihrem Bett auf. Ein paar Augenblicke brauchte sie noch, um sich zu sammeln und die Beine aus dem Bett zu schwingen. Nun stand die Langhaarige also neben dem Bett, schielte einmal auf das obere, aber da war niemand mehr zu sehen. Auch in dem anderen Stockbett war keine Menschenseele zu sehen. Entweder hatten sich ihre weiteren Mitbewohnerinnen noch nicht hier eingefunden oder aber Luana war eine richtige Langschläferin. Grübelnd zuckte sie mit ihren Schultern und fischte nach ihrem Handy um die Uhrzeit zu checken. Nun ja von Langschläferin war sie doch ein gutes Stück entfernt. Was sollte die Rosahaarige eigentlich mit diesem Tag anfangen? Eigentlich war sie doch ein wenig neugierig auf ihre Mitbewohnerinnen gewesen, doch Sky war schon geflüchtet und die anderen waren auch nicht hier. Das war wohl Luanas Schicksal. Trotz allem konnte sie den Tag auch alleine verbringen. Sie war schließlich niemand, der immer irgendjemanden um sich herum brauchte. Somit war es also beschlossene Sache. Luana ging zu ihrem Schrank, wühlte darin herum und zog die erstbesten Klamotten aus den Stapeln, die ihr in die Finger fielen. Jetzt hieß es nur noch das Bad zu finden. Aber da Helena die Blauäugige gestern auf die Schilder neben den Türen aufmerksam gemacht hatte, dürfte dies wohl nicht zum Problem werden. Schnell schnappte sich das Mädchen den Schlüssel zum Zimmer, ihre Klamotten und los ging die Suche nach dem Gemeinschaftsbad der Mädchen, so schwer konnte das Finden nicht sein.
Gemeinsam mit der Schwarzhaarigen machte sich Luana auf den Weg ins Zimmer. Sie wollte gar nicht weiter darüber nachdenken, was der Blondschopf jetzt von ihr hielt. Die Langhaarige würde ihn in der Schule meiden, er war auch nicht zu übersehen. Ihm aus den Weg zu gehen sollte sich nicht als schwierig herausstellen. Wobei Helenas Begleitung ebenfalls groß und blondhaarige gewesen war. Dann musste sie eben zwei große Blondschöpfe meiden. Auch egal. Das war ein äußerst guter Schlachtplan, außer Ciarán ging ebenfalls in Luanas Klasse. Verdammter Mist aber auch. Einfach nicht darüber nachdenken.
Der Marsch ins Zimmer verlief schweigend, da jeder seinen eigenen Gedanken nachhängte. Es war aber auch ziemlich viel Trubel auf der Party gewesen. Es war vielleicht nicht die beste Idee gewesen die Party an einem Sonntag steigen zu lassen. Aber der Partyraum würde sicher weiterhin zum Einsatz kommen.
Im Zimmer herrschte absolute Dunkelheit. Luana konnte gar nicht erkennen ob sich jemand im Zimmer befand. Trotz dieser Umstände betätigte sie den Lichtschalter und das Zimmer wurde erleuchtet. Man konnte jetzt auch sehen, dass sich niemand in dem Zimmer aufhielt. Sky war nicht hier. Sollte..vielleicht..Sky würde es schon gut gehen, ganz bestimmt. Schnell tippte sie eine Nachricht an die Braunhaarige, sie erwartete zwar keine unmittelbare Antwort, aber Sky würde sich sicher melden, sobald sie die SMS las. Luana schob diese negativen Gedanken beiseite und entschloss sich kurzerhand nicht mehr duschen zu gehen. Dafür war sie gerade nicht in Stimmung und außerdem war es schon wirklich spät. Dann würde die Dusche eben doch morgens ausfallen, wobei sie eher eine Abendduscherin war.
Schnell schälte sich die Langhaarige aus ihrem Kleid, hängte es wieder in ihren Kleiderschrank und zog sich ihren Pyjama über. Nachdem sie sich doch noch kurz auf leisen Sohlen ins Gemeinschaftsbad geschlichen hatte, um sich die Zähne zu putzen und das Make-Up aus ihrem Gesicht zu entfernen, konnte das Rendezvous mit ihren Bett beginnen. Eingekuschelt in ihre Bettdecke verabschiedete sie sich rasend schnell ins Reich der Träume.
Timeskip zum 16.03.2018
Bei ihrem vermutlich fünften Wecker war die Langhaarige wach. Und zwar richtig wach, nicht nur in einem Halbschlaf. Schnell checkte sie das Handy auf eingegangene Nachrichten. Aber von Sky war leider keine Antwort gekommen. Spätestens in der Schule würde die Nixe Gewissheit haben, wobei es bis dahin noch eine Weile dauern würde. Es war sicher alles glatt gegangen bei der Braunhaarigen. Mit wenig Elan schwang die Langhaarige ihre Beine aus dem Bett, stellte die restlichen Wecker auf aus und machte sich seelisch bereit ins Bad zu gehen. Ihre Sachen dafür waren ebenfalls schnell zusammengesucht, sowie frische Unterwäsche. Die Schuluniform würde sie sich erst nach der Dusche überstreifen und hoffte insgeheim darauf, dass nicht noch so ein komischer Zufall im Gemeinschaftsbad zustande käme, wenn sie sich gleich dorthin begab.
298 Charakterbogen Aufenthaltsort: Zimmer Nr. 205 Aktuelles Outfit: offene Haare, schwarzes T-Shirt (bedruckt mit einer kleinen Sonnenblume auf der linken Seite), kurze Jeansshort, olivgrüne Sneaker
Ich lief Luana eher hinterher, sie wirkte eher abwesend und dachte wohl viel nach. Ob irgendetwas... gesagt wurde, was ihr nicht passte? Ob ich etwas... verpasst hatte? "Coole Party wars. Nicht?" meinte ich nur und lächelte. Im Zimmer war es dunkel - bis Luana es mit Licht erleuchtete. Ich schlüpfte aus meiner Kleidung und sprang sofort in Unterwäsche in mein Bett. "Danke Luana. Und gute Nacht!"
Timeskip zum 16.03.
Ich drehte mich murrend um, als ich einen Wecker hörte. Dann blieb ich noch einmal liegen und ließ Luana alleine los ziehen. Somit schlief ich noch einmal ein und träumte von einer heißen Schokolade.
Plötzlich zuckte ich zusammen. "Was war das?" Ich saß bereits aufrecht in meinem Bett. Huch, was ist passiert? Nachdem ich mir die Augen gerieben hatte, schaute ich mich um. Doch es war nichts auffälliges zu entdecken, außer dass ich alleine war. Ich brauchte noch fünf Minuten, bis ich dann wirklich aufstand und mal den Vorhang nur wenige Zentimeter zur Seite schob, sodass ich nach draußen schauen konnte. Die Sonne kitzelte meine Nase, sodass ich niesen musste. Anschließend suchte ich mir frische Kleidung heraus, jedoch hatte ich keine Lust mich groß waschen zu gehen. Ich nahm mir lieber etwas mehr Zeit beim Frühstücken. So zog ich mir bereits meine Schulkleidung an und packte meine Tasche. Ich riss noch einen Schmuddelzettel aus meinem Notizblock heraus und schrieb meine Telefonnummer darauf mit dem Vermerk "Ich geh schon mal Essen." und legte es auf @Luana 's Kissen. Vielleicht würde sie ja auch noch frühstücken kommen und sich zu mir gesellen. Ich war total müde. Total im Sand. Total... Matsch. So schleifte ich mich Schritt für Schritt in Richtung Speisesaal.
Keine Ahnung wie lange ich nun schon in meinem Bett lag, aber es kam mir ewig vor. Obwohl ich beim Betreten meines Zimmers noch so sicher war, dass ich sofort einschlafen würde, trat dieser Fall nicht ein. Bemüht kniff ich meine Augen zu und lag still auf der Stelle, doch nichts passierte. Die Erleichterung des Schlafes wollte einfach nicht über mich kommen. Genervt griff ich nach meinem Handy und sah das Peter mir geantwortet hatte. Er schrieb, dass er vorbeikommen würde, gerade aber noch in der Schule sei. Ich runzelte mit meiner Stirn und fragte mich, wann dass denn nun sein würde. Natürlich kannte ich seinen Stundenplan nicht. Vielleicht würde er noch bis Abends in der Schule sitzen und jetzt war es gerade mal halb 4 am Nachmittag. Ich drehte mich auf die andere Seite und starrte die hässliche Wand von meinem neuen Zimmer an. Meine schlechte Laune ging mir auf den Sack. Die Ereignisse der letzten Tage hatten mich so erschöpft und doch war ich immer noch wach und die Kopfschmerzen machten sich wieder stärker bemerkbar. Während ich bei Marik war, konnte ich meine Beschwerden gut ausblenden, immerhin war ich stark damit beschäftigt gewesen, ihm meine Meinung deutlich zu machen. “Scheiße, ey.“ Fluchend stand ich dann von meinem Bett auf und öffnete meinen Kleiderschrank. Falls Peter irgendwann dann mal vorbeikommen würde, sollte ich wohl doch etwas mehr als nur mein Schlafshirt tragen. Ich grummelte leise vor mich hin, holte mir ein schlichtes schwarzes Kleid und eine Jeansjacke raus und zog es mir über. Schnell fuhr ich mit meiner Handfläche über meine Beine. “Joar, passt noch.“ Und nun? Sollte ich einfach warten, bis Peter kommt? Leise seufzte ich.
Hoffentlich würde Heidi es dem Engel sehr hoch anrechnen, dass er das Mittagessen wegen ihr ausfallen und einen Alten Bekannten einfach zurückließ. "Auf ewig in meiner Schuld, meine Liebe", nuschelte der Engel zu sich selbst, als er während dem Nachhauseflug den Bauch beruhigend streichelte. Das letzte Mal etwas zwischen den Zähnen hatte der Junge am Morgen, als er Heidi im Speisesaal des Wohnheims antraf. Gut - ihr Tag war wohl nicht besser, wenn sie nach so langer Zeit wirklich angekrochen kam. Ihr musste es ziemlich scheiße gehen. Zu seiner Verwunderung fiel ihm der Rückflug zum Wohnheim nicht schwer - langsam aber sicher kamen seine Kräfte zurück, nachdem sie während der Angriffe doch ziemlich hart auf die Probe gestellt wurden. Als der Schwarzhaarige über dem imposanten Anwesen umherkreiste realisierte er erst, dass ihm die Zimmernummer wohl relativ wenig brachte, wenn er durch das Fenster kommen würde. "Boah, nein, oder?", grummelte er leise, ging in die Schneidersitzposition in der Luft über, während ihm seine Flügel kräftig schlagend trugen. Nachdenklich legte Leviathan Zeigefinger und Daumen an das Kinn und inspizierte jedes der Fenster im ersten Stock genau, doch als sobald nichts passierte (worauf wartete er eigentlich?) griff er nach seinem Handy und wählte Heidis Nummer. Ihre sonst recht standhafte Stimme erklang nach nur wenigen Sekunden. "Yo Heidi, hier Peter!", begrüßte er sie fröhlich. Dass sie seine Nummer sowieso hatte tat dabei nichts zur Sache. "Deine Rettung naht, aber streck dein verwirrtes Köpfchen mal bei einem Fenster raus. Over.", forderte Levi das Mädchen auf und streifte mit seinen Blicken ein weiteres Mal jedes der Fenster. "Also, falls das noch geht."
Gefrustet hatte ich mich auf den Boden des Zimmers gelegt und starrte an die kahle Decke. Mit meinen Füßen trat ich immer wieder gegen das Holz vom Hochbett und fragte mich, wo eigentlich meine drei Mitbewohnerinnen waren und was die wohl nun trieben. Das Zimmer fing an mich zu langweilen und ich wäre am liebsten herausgegangen, jedoch wusste ich, immer noch nicht wann Peter nun hier auftauchen wollte, also blieb ich liegen und lag... und lag... und lag. Irgendwann kam mir der Boden sogar bequem vor. Ich war eindeutig am Verzweifeln. Langsam schloss ich meine Augen, nur um mich vor Schreck aufzurichten, als der Klingelton von meinem Handy die Stille durchbrach. Schnell sprang ich vom Boden auf und schnappte das Handy, welches noch auf meinem Bett lag. Es teilte mir, mit das Peter mich gerade anrief. Stirn runzelnd nahm ich den Anruf entgegen und meldete mich einem etwas irritierend „Hallo“. Er selber begrüßte mich, in dem er mir sagte, dass er Peter sei, was natürlich klar war, weswegen ich meine Augen verdrehte. Er erzählte irgendwas von meiner Rettung und das ich einen verwirrten Kopf hätte, womit er nicht ganz falsch lag. Erst wollte ich widersprechen, weil ich nun mal immer widersprach, doch ich verkniff mir jeglichen Kommentar. “Alles was du dir wünscht, Peter.“ Ich ging mit meinem Handy am Ohr zum Fenster rüber und wollte es öffnen, doch es klemmte. “Oar... verkacktes Fenster...“ grummelte ich, legte das Handy auf den Schreibtisch und rüttelte mit beiden Händen am Fenstergriff. “Meine Güte...“ Ich wendete meine ganze Kraft auf und dann gab es mit einem lauten ächzen nach und ging endlich auf. Vorsichtig streckte ich meinen Kopf aus dem Fenster und versuchte nicht in die Tiefe zu schauen, auch wenn ich mich nur im ersten Stock befand. Höhenangst war nun mal Höhenangst. “Peeeteeeer?“ Meine, mittlerweile offenen, Haare wehten leicht mit dem Wind, ich kniff meine Augen zusammen und dann entdeckte ich ihn, wie er da einfach in der Luft „saß“ und seine Flügel aus gebreitet hatte. Bei dem Anblick überkam mich eine leichte Gänsehaut. Wie konnte der Anblick von solchen Flügeln auch nicht schön sein, egal zu wem sie gehörten. “Weiß du eigentlich, dass es Türen gibt, durch die man Gehen kann? Mit seinen Füßen und so.“ rief ich ihm entgegen und ging dann ein paar Schritte zurück, sodass er durch das Fenster zu mir ins Zimmer kommen konnte. So schön ich auch die Engelsflügel fand, niemals würde ich sie gegen meine sicheren Beine eintauschen.
Tatsächlich klang Heidis Stimme nicht wie sonst und schien einiges über ihren momentanen Gemüts- und Gesundheitsstatus preiszugeben. "Wirklich alles?", fragte er feixend - das ließ er sich in dem Moment wohl wirklich nicht nehmen, auch wenn Heidi momentan wohl überhaupt keinen Kopf für soetwas haben würde. Gespannt überwachte er die Fenster der Mädchenzimmer, doch allzu schnell tat sich nichts und nach einem kurzen Geräusch, welches der Engel jedoch nicht deuten konnte, konnte er ihre nun fluchende Stimme nur noch dumpf und im Hintergrund wahrnehmen. "Heidi? Alles roger?", rief er etwas lauter in sein Handy und gerade als er sich anfangen wollte, Sorgen über Cruels Exverlobte zu machen, erschien eine rötlich braune Haarmähne die vom Wind durch das Fenster nach außen getragen wurde. Von ihrem Gesicht konnte Leviathan so schnell nichts erkennen - warum musste sie auch so viel Haare haben? "Jaaa ~ hiiiier!" Immernoch in der Luft sitzend winkte er fröhlich mit seinem linken Arm in Heidis Richtung und lehnte sich dann mit seinem Oberkörper etwas in die selbe Richtung, sodass die nächsten Flügelschläge ihn weiterhin in der selben Pose zur Schülerin tragen würden. Der nächste Windstoß wehte ihre Mähne außerdem etwas in die "richtige" Richtung, sodass er nun endlich Heidis Gesicht sehen konnte. Sie war unglaublich blass. Dass es an ihrer Höhenangst liegen könnte, mit der Levi sie ja schon einmal konfrontiert hatte, kam ihm nicht wirklich in den Sinn. Nachdem Heidi den Engel darüber informiert hatte, dass das Wohnheim wohl auch über Türen verfügen würde und ein paar Schritte zurück trat, glitt der Engel sanft zum geöffneten Fenster. Es war fast schon ungewöhlnlich für ihn, sich so lange mit so sanften Flügelschlägen in der Luft zu halten. Zumindest blieben sie solange sanft, bis seine Flügel im doch etwas zu kleinen Fensterrahmen eingeklemmt wurden und der Schwarzhaarige daraufhin kurz fiepte, ehe seine Schwingen verblassten. "Psschht", meinte er nur etwas verspätet auf Heidis Kommentar und blickte dabei ernst, während er den Zeigefinger an seine Lippen legte. "Dann wäre es doch keine geheime Mission mehr!", hing er noch dran und rankte sich schließlich durch den Fensterrahmen in das Innere des Zimmers. "Hey, ihr habt ja auch ein Viererzimmer, gleich wie bei uns", stellte er mehr oder weniger begeistert fest. "Nur mit rosa Bettwäsche. Süß." Mehr Klischee ging eigentlich gar nicht, oder? "Wo drückt denn der Schuh?", fragte Leviathan dann geradeaus und musterte Heidis Outfit kurz. Irgendwie hatte er erwartet, dass sie nun in einem Häschenpyjama mit Häschenpantoffeln und unfrisiertem Haar das Fenster öffnen würde. Stattdessen sah sie aus, als würde sie gleich das nächste Café aussuchen. "Sag mal hast du noch was vor?", fragte der Schüler skeptisch und lugte noch einmal an ihr herab.