Diese heiße Quelle ist ein bislang gut gehütetes Geheimnis und man muss schon aufmerksam suchen, um zu ihr zu gelangen, was in einem solch großen Wald wo jeder Fleck gleich aussieht nicht allzu einfach ist. Die Überraschung ist dafür umso größer, wenn man die heiße Quelle endlich auffindet - vor allem abends, wenn die Luft etwas frischer wird, suchen die Inselbewohner hier gerne etwas Entspannung. Dadurch, dass die Quelle von vielen, teilweise recht hohen Steinen umgeben wird sammelt sich der warme Dampf innerhalb des Bereiches an. Vorsicht ist geboten, wenn ihr euch in das Wasser begebt, denn es ist wirklich sehr heiß.
Pick lächelte Lisanna an. Es war doch einfach schön zu hören, dass sie nicht nur das Feuer fast perfekt beherrschte, sondern auch noch gutes damit getan hat. Zumindest hatte sie damit ihre Freunde und Mitschüler verteidigt. Das war doch schon einmal was. Und so irgendwie war Pick sogar stolz auf Lisanna. Sie kannte doch nun tatsächlich eine Magierin die in der Lage war, das zerstörerische Feuer helfend zu nutzen. „Freut mich. Bin mir sicher du kannst noch viel mehr damit machen.“ Antwortete Pick lächelnd. Als Lisanna dann die nächste Frage stellte, sah Pick ja schon reflexartig zu ihrem Hemd. „Abgesehen von den Sachen für den Unterricht… Nein habe ich nichts anderes.“ Pick gefiel irgendwie die Idee neue Klamotten zu bekommen und mit einer Magierin an ihrer Seite, sollte das ja wohl ein Kinderspiel sein. Wie Lisanna schon selbst anmerkte, bezüglich der Kleidergröße. „Können wir gerne machen, also hab nichts dagegen… Aber.. Stimmt denn etwas damit nicht?“ fragte Pick und sah weiter zu ihrem Hemd. Schließlich war es das Einzige was sie noch hatte und da sie es ja auch noch selbst hergestellt hatte, hing sie dann schon etwas an dem doch einfachen Hemd. Davon abgesehen hatte sie keinen blassen Schimmer wo sie denn Klamotten finden würde.
Pick schien sich darüber zu freuen das ich mit meiner Feuermagie tatsächlich jemandem helfen und Gutes tun konnte. Ja genau. Ich hatte Gutes getan. Ich war eine Heldin. Zumindest redete ich mir das selbst so ein. Letzten Endes war ich genau wie die Lykantropen nichts weiter als eine Mörderin. Eine Massenmörderin wenn man es ganz genau nahm. Ich hatte hunderte oder sogar tausende dieser Kreaturen getötet. Als alles vorbei war wusste ich ja nicht mal mehr ob das Blut das an mir klebte mein eigenes, das meiner Feinde oder gar das meiner Freunde war. Aber mit diesem Thema wollte ich nun wirklich abschließen. Und das gelang mir mit dem Themenwechsel zu Klamotten und shoppen gehen auch ganz gut. Die Idee zusammen Klamotten shoppen zu gehen stieß bei meiner kleinen Elfen Freundin immerhin auf Zustimmung. Das war auch genau das was ich jetzt brauchte. Beim shoppen kann man einfach alle Sorgen vergessen und mal richtig Stress ablassen und es sich gut gehen lassen. Naja, zumindest bis man kein Geld mehr oder keine freie Hand mehr zum tragen hatte. Oder bis man fertig war und alles wieder auf einen einprasselte, was mir wohl spätestens beim Anblick des Waisenhauses passieren würde. Die Hauptsache war nun aber erst einmal mit meiner Freundin Spaß zu haben. Vorher musste ich mich allerdings erst mal um ein kleines Problemchen kümmern, denn Pick fragte mich nun ob denn etwas nicht mit ihrer derzeitigen Kleidung stimmte. "Nein, nein. Es ist alles in Ordnung damit." versuchte ich sie zu beruhigen, da sie etwas besorgt klang. "Es ist nur so dass es hier letztes Jahr im Dezember einen überraschend ein Wintereinbruch gab. Und auch sonst kommt es ab und zu mal vor das das Wetter etwas schlechter ist. Deswegen wäre es nicht schlecht wenn du auch noch andere Sachen zum anziehen hast." erklärte ich der Elfe lächelnd. Es wäre wirklich ungünstig wenn wieder so ein Mistwetter wie letztes Jahr herrscht und Pick so dünn bekleidet rumlaufen, beziehungsweise rumfliegen muss. Blieb nur zu hoffen das wir auch etwas finden würden das ihr gefällt.
Das alles in Ordnung mit dem Hemd war freute Pick. Aber Lisanna hatte irgendwo recht, dass es im Winter den doch nicht geeigneten Schutz bieten würde. Und Frieren wollte sie wohl wirklich nicht. Sie sah das Hemd noch eine Weile an, ehe sie sich wieder an die Magierin wandte. Irgendwie beschlich Pick das Gefühl, dass Lisanna nicht allein sein wollte. Genau genommen wollte das Niemand. Aber bei ihr hatte Pick das Gefühl, dass ihre neue Freundin aufgrund von Ereignissen Freunde oder Familie verloren hatte. Auf die ein oder andere Weise. Vielleicht durch eine höhere Gewalt oder dadurch, dass man ihr den Rücken zugedreht hatte. Vielleicht machte es auch vielen Angst, wenn man bedenkt wozu die Magierin im Stande war. Pick würde lügen, wenn sie behaupten würde, dass Feuer würde ihr keine Angst machen. Doch das war ja nicht die Schuld von Lisanna und sie würde der Magierin auch sicher nicht die Schuld dafür geben. Dennoch hatte Pick vertrauen in ihre neue Freundin. Warum konnte sie nicht wirklich erklären. Vielleicht war es ihre Art. Vielleicht ihre Aura. Vielleicht auch einfach der Grund, dass Lisanna sie behandelte wie eine Gleichwertige. Auch wenn Pick ihr wohl nie das Wasser reichen könnte. Sicher hatte sie noch viel zu lernen. Doch sie wusste, dass jedes noch so verschiedene Wesen etwas in sich trug, dass es Wert war dafür einzustehen. Und bisher hatte sie die Magierin als nett und freundlich kennengelernt. Sie kannte sie zwar erst seit kurzem und die Zeit würde zeigen ob Pick richtig lag, doch bisher sprach nichts dagegen. Natürlich interessierte es Pick was denn genau alles vorgefallen war, aber sie würde nie selbstständig nachhaken. Wenn die Zeit da wäre, würde es ihr die Magierin schon erzählen, sofern sie es für nötig halten würde. Wenn nicht, auch gut. Vergangenes konnte man sowieso nicht ändern. Und wer auch immer sie damals war, sie hatte sich sicherlich verändert. „Ja da hast du wohl recht. Was schwebt dir denn so vor?“ fragte Pick und lächelte. Sie war gespannt welche Ideen Lisanna für ihr Outfit hatte. Vielleicht schwebte ihr ja etwas Besonderes vor. Vielleicht etwas, dass sie dann gemeinsam hatten. Die Gedanken waren irgendwie lustig. Aber vielleicht fand die Magierin das auch peinlich. Pick würde ja sehen, was für Vorschläge kommen würden. Zumal sie sich selbst nie wirklich Gedanken darum gemacht hatte. Warum auch? Es gab bisher Niemanden den sie beeindrucken musste und der Tier und Pflanzenwelt war es doch herzlichst egal was sie trug. Aber insgeheim hoffte sie, dass sie noch nicht losgehen würden. Dafür war das Wasser viel zu angenehm und ihre Beine schaukelten in der Quelle noch fröhlich hin und her. Den Gedanken, dass vielleicht gerade irgendwo eine Pflanze sie brauchte, hatte sie dennoch. Doch es sprach ja nichts dagegen sich auch mal eine Pause zu können. Außerdem hatte sie das Gefühl, dass die Magierin sie gerade eher benötigte. So wie Pick wohl auch sie brauchte, auf eine gewisse Art und Weise. Schließlich wollte Niemand wirklich alleine sein, auch nicht Pick.
Irgendwie bekam ich gerade das Gefühl das Pick gemerkt hatte das ich mir die ganze Zeit über die Geschehnisse von vor einer Woche Gedanken machte. Sie schaute mich etwas besorgt an während ich mich diese Erinnerungen plagten und das obwohl ich doch versuchte es mir nicht anmerken zu lassen. Verdammt. Naja, wenigstens sprach sie mich nicht darauf an. Wenigstens hatte mich das Thema Kleidung ausreichend abgelenkt. Pick gab mir recht und fragte mich dann was für Sachen mir so vorschwebten. "Also zunächst einmal würde ich vorschlagen wir holen T-Shirts und Jeans. Die sind alltagstauglich, nicht all zu teuer und vor allem bequem." Zugegeben, ich besaß nicht ein einziges T-Shirt. Von Jeans ganz zu schweigen. Das einzige T-Shirt das sich in meinem Besitz befand gehörte mir nicht einmal. Es gehörte Shiki. Nachdem er es mir damals zum schlafen geliehen hatte, hatte ich es ihm nie zurück gegeben. Ich erinnerte mich noch ziemlich gut an diesen Tag. Es war an jenem Tag an dem er mir endlich gestand das er mich auch liebte und wir ein Paar wurden. Nachdem wir an der Strandbar waren begaben wir auf sein Zimmer und er gab es mir zusammen mit einer kurzen Hose, die ich scheinbar später im Schlaf ausgezogen hatte, da ich ja noch meinen etwas nassen Bikini an hatte. Kaum zu glauben das ich damals zu verschlafen war das ich nicht mal merkte das ich keine Hose an hatte. Und ich konnte es noch weniger glauben das ich so langsam anfing Shiki zu vermissen, obwohl ich so sehr versuchte ihn zu vergessen, weil er schon kurz nach Weihnachten mit mir Schluss gemacht hatte. Naja, jetzt hatte ich erst mal genug Pläne mit meiner neuen Freundin. "Als nächstes sollten wir dann nach einer Jacke Ausschau halten. Schließlich bringen die bequemsten Klamotten nichts wenn es eiskalt ist." Wie ich beim plötzlichen Wintereinbruch vor ein paar Monaten selbst zu spüren bekam. Man hatte mir gesagt das hier normalerweise selbst im Winter nur selten mal unter 14 Grad herrschten. Dementsprechend hatte ich weder eine Jacke noch warme Pullover dabei gehabt. Da fiel mir ein, hatte Pick überhaupt Schuhe? "Schuhe!!!" rief ich vielleicht etwas zu laut als mir dies auffiel. "Du brauchst auf jeden Fall Schuhe. Auch wenn du nur so klein bist und du ja wahrscheinlich meistens fliegst, du könntest wenn du landest in irgendetwas rein treten. Und wenn es kalt ist frierst du dir womöglich noch die Füße ab." begründete ich meinen Vorschlag auch Schuhe zu kaufen. Das ich selbst auch gern neue hätte hatte damit aber überhaupt nichts zu tun. Nein. Überhaupt nicht. Oder doch? Naja, egal. Jetzt fiel mir nur noch eines ein was für sie unerlässlich war wenn sie mit mir zusammen unterwegs sein wollte. "Und ganz wichtig. Du braucht einen Motorradanzug." Okey, ohne eine Erklärung würde wohl niemand verstehen warum ausgerechnet das so wichtig war. "Weißt du, ich fahre gerne Motorrad und wenn du dann mal etwas mit mir unternehmen will wofür wir etwas weiter weg müssten braucht du unbedingt so einen Motoradanzug. Und einen dazugehörigen Helm natürlich." So. Mehr fiel mir dann aber auch nicht mehr ein. Nur eines bemerkte ich nun doch noch. Da machte sich nämlich gerade jemand bemerkbar. Mein Magen. Der grummelte nämlich gerade so laut das wahrscheinlich auch Pick es deutlich hören konnte. Wenn man bedachte das ich seit meiner Abreise aus Deutschland nichts mehr gegessen hatte war das aber auch nicht verwunderlich. Verlegen kratzte ich mich am Hinterkopf und schaute Pick mit leicht errötetem Gesicht an. "Ich glaube wir müssen jetzt erst mal aus dem Wasser raus und was essen gehen, nicht das ich noch vor Hunger umkippe und hier in der Quelle ertrinke weil du mich ja nicht rausziehen kannst." Der Gedanke daran wie die Kleine verzweifelt versucht mich vor dem Ertrinken zu retten machte mir irgendwie Angst. Überhaupt der Gedanke wegen Hunger zu streben war schrecklich. Ich stieg also schnell aus dem Wasser um der Gefahr des Ertrinkens zu entgehen. Zügig holte ich ein Handtuch aus meiner Tasche und trocknete mich damit ab. Nachdem das erledigt war schrumpfte ich dieses auf Pick's Größe zurecht, damit auch sie sich richtig abtrocknen konnte. Nachdem wir uns beide wieder angezogen hatten gab es nur noch eines zu tun. Ich holte ein kleines Spielzeugmotorrad aus meiner Tasche. Natürlich sah es nur aus wie Spielzeug. In Wirklichkeit war es mein Motorrad das ich mit eben jenem Zauber geschrumpft hatte den ich eben schon für das Handtuch nutzte. Ich löste den Zauber auf und vor uns stand eine brandneue Aprillia RSV4 RF. Mein Baby! Normalerweise würde ich in meiner knappen Bekleidung nicht Motorrad fahren, aber da ich nicht mehr länger warten wollte kam einfach der nächste Zauber zum Einsatz. "Protectionem." Wieder ein Anfänger Zauber, aber diesmal ein etwas stärkerer. Dieser Zauber konnte die Person oder den Gegenstand mit dem er belegt war vor genau einem Aufprall schützen. Und genau diesen Zauber wendete ich nun auf mich und Pick an. Ich nahm Pick und setzte sie vorsichtig hinter die Windschutzscheibe. "Halt dich gut fest." riet ich ihr, ehe ich den Motor startete und diesen bei Losfahren aufheulen ließ. Ich wusste auch schon genau wohin es gehen sollte. Zur besten Bäckerin der Insel.
Ein T-Shirt? Hatte sie noch nie. Ihr vielen einige Shirts ein, die sie mal beim Überfliegen gesehen hatte. In den verschiedensten Farben und mit den komischsten Aufdrücken. Doch gefallen fand sie an ihnen nicht. Obwohl. Vielleich ein Grünes, dass zu ihr passt. Vielleicht in der Farbe ihrer Flügel oder der Haare. Aber dann ohne Aufdruck. Oder zumindest etwas Schlichtes. Je mehr sie darüber nachdachte, umso mehr fand sie gefallen daran. Luftig wäre es bestimmt auch. Keinesfalls ein Enges. Eher würde sie Reißaus nehmen. Bei dem Gedanken musste sie dann doch leicht lächeln.
Bei dem Vorschlag mit der Jacke, musste sie wohl nachgeben. Da hatte Lisanna wohl recht. Sobald es Kalt werden würde, wäre doch Pick wieder die Erste wo sich beschwert. Das wollte sie der Magierin nicht antun. Pick erinnerte sich an das eine Mal im Wald. Alles war Weiß und wären die Eichhörnchen nicht gewesen, hätte Pick sicher in dem Moment über alles geflucht. Doch es war mehr als angenehm sich in das Fell der Tierchen zu kuscheln. Und einige Nüsse gab es da auch. Irgendwie vermisste sie diese Zeit. Dass es wohl nie wieder so sein würde schmerzte etwas.
Doch Schuhe? Ernsthaft? Pick und Schuhe? Der Blick wanderte zu ihren Füßen. Eigentlich mochte sie es den Boden unter den Füßen zu spüren. Ganz gleich ob er kühl oder warm war. Lisanna hatte zwar durchaus gute Gründe, aber darüber würde Pick wohl nochmal nachdenken müssen.
Bei der Erwähnung von Essen, sah Pick sich instinktiv um. Die Natur hatte doch alles was man brauchte. Bestimmt gab es hier irgendwas. Erst nachdem ihr Blick einmal über die Gegend geflogen war, fiel ihr ein, dass es wohl für Lisanna aber nicht genug sein würde. Sie brauchte bestimmt das Hundert oder Tausendfache von dem was Pick in der Regel zu sich nahm. Wenn man dann noch bedachte, was sie alles an Energie braucht um all diese Zauber zu wirken. Als Lisanna dann noch erwähnte, dass es für Pick wohl mehr als schwierig sein würde sie raus zu ziehen, gab sie ihr endgültig recht. Das war wohl etwas, dass sie nicht bedacht hatte. Allerdings kam ihr noch ein anderer Gedanke. Was wenn Lisanna wirklich mal in Schwierigkeiten stecken würde, wo Pick nichts gegen machen konnte? Das mulmige Gefühl verflog nur langsam, bei dem Gedanken daran.
Während Lisanna sich abtrocknete, stieg Pick wieder auf den Felsen hoch und schüttelte sich einmal durch. Vor allem begann sie mit den Flügeln zu schlagen um das Wasser davon zu entfernen. War nur hinderlich beim Fliegen. „Danke!“ Pick nahm das kleine Stück Stoff entgegen und trocknete sich einmal komplett ab. War zumindest bequemer als sich die ganze Zeit zu schütteln.
Also Fliegen wäre definitiv schneller als das Spielzeug. War das Erste, dass Pick durch den Kopf ging, als sie das kleine Motorrad entdeckte. Sie könnte Lisanna ja einfach nehmen, wenn sie klein wäre und dann losfliegen. Als Pick dann aber die große Version davon sah, gab sie nach. Kaum hatte sie sich ihr Hemd wieder angezogen und Lisanna das Handtuch überreicht, wurde sie hinter dieser Scheibe platziert. Auf das Geheiß der Magierin, hielt sich Pick an der Verkleidung fest. Doch als der Motor startete und die Maschine vibrierte, musste sich Pick erstmal aus Reflex die Ohren zu halten. Daran musste sie sich wohl gewöhnen. Der erste Ruck, riss Pick etwas nach Hinten. Der kam unerwartet. Sie kletterte wieder hoch zu der Kante und hielt sich fest.