Das Gemeinschaftsbad der Mädchen ist mit allem ausgestattet, was eine Frau von Welt für ihre Körperpflege braucht und wahrscheinlich auch haben will. Das Bad selbst ist mit weißen Fliesen an den Wänden an allen Seiten verkleidet. Am Anfang des Raumes, an der selben Wand sich die große Eingangstür befindet, sind ein paar Waschbecken und Spiegel aneinander gereiht. Manche davon scheinen schon eingenommen zu sein, finden sich doch hier und da ein paar Zahnputzbecher und ähnliche Kosmetika auf dem Abstellbereich der Waschbecken. Der gesamte hintere Teil des Bades wird von einem riesigen Badebecken mit lauwarmen Wasser eingenommen, in welchem man sich in Ruhe baden und entspannen kann. In der Mitte des riesigen Bades sind einzelne Reihen mit großen Spiegeln, Schemeln und Wasserhähnen angereiht, die nach dem Verlassen des großen Beckens gerne nochmal benutzt werden - immerhin baden ja doch mehrere Personen im selben Wasser. Wer sich nicht gerne in Gesellschaft seiner Mitbewohnerinnen waschen will hat auch die Möglichkeit, das in einer der beiden extra abgetrennten Duschkabinen zu tun. Der Vorraum kann außerdem als Umkleideraum benutzt werden; dort liegen rund um die Uhr frische Handtücher zur freien Verfügung bereit. Die meiste Zeit des Tages gleitet ein angenehmer Duft von Frauenshampoos durch die Luft.
Die Zeit in der wir damit beschäftigt waren unsere Körper zu pflegen verlief sehr ruhig ab. Zum Glück, ihre Art und Weise wie sie sprach war auf Dauer etwas anstrengend. Ich war das einfach nicht gewohnt. Einen Vorwurf daraus konnte ich ihr nicht machen. Ich wusste, dass es einige Regionen und Familien gab, die auf diese förmliche Art zu sprechen viel Wert legten. Ich nicht. Allerdings entging mir nicht, dass etwas an ihr anders war. Bestimmt war hier jeder auf seine eigene Art und Weise einzigartig, aber solche Arme und Beine hatte ich noch nicht gesehen. Es war immer interessant etwas Neues kennen zu lernen und vor allem zu wissen, wie man damit umgehen konnte. Andererseits hatte ich auch gelernt, dass man andere nicht anstarrte, das gehörte sich einfach nicht und nicht jeder mochte seinen eigenen Körper und möchte darauf angesprochen werden. Ich ging also nicht weiter darauf ein, was ihr wohl sehr entgegenzukommen schien. Erst als ich mir die Zähne putzte begann sie meine Frage auf ihre Fähigkeiten hin zu beantworten. Im ersten Moment klang es nicht sehr aufregend. Wurde man hier nicht auch teilweise im Kampf trainiert? Da waren Waffen an sich doch nichts Besonderes. Ich musste mir aber eingestehen, dass ich selbst nicht so die Erfahrung mit Waffen hatte und jemand der sich mit allem auskannte und mit allem umgehen konnte, war vielleicht doch nicht so verkehrt und bestimmt gab es da noch etwas was sie nicht erzählte. Ich hatte auch nicht alles erzählt. Etwas misstrauisch sah ich sie durch den Spiegel an und gab ein anerkennendes „Aha“ von mir. Keine Ahnung was ich mit meiner Zahnbürste im Mund großartig dazu sagen sollte. Ohne Zahnbürste im Mund wäre mir auch nicht mehr eingefallen. Das war nun mal ihre Fähigkeit und jeder hatte hier irgendwas cooles drauf. Blöderweise. „Du bist also eine Waffenexpertin, eine Killerin aus der Ferne?“, es war mehr eine Feststellung als eine Frage, als ich meine Zahnbürste wegpackte und dazu überging mein mitgebrachtes Outfit anzuziehen. Grade als ich zu meinen Klamotten greifen wollte, fiel mir das kleine Licht an meinem Hand auf, welches blinkte. Mir hatte jemand geschrieben? Vielleicht mein Bruder. Das wäre mal eine willkommene Abwechslung. Lächelnd schnappte ich nach meinem Handy und öffnete die Textnachricht. Genauso schnell wie mein Lächeln gekommen war, genauso schnell war es wieder verschwunden. @"Lavina Efe". Der Kohlkopf. Eigentlich hatte ich gedacht damit hatte es sich erledigt, aber irgendwas hatte da wohl nicht richtig geklappt. Irgendwas wollte er ganz dringend besprechen und bis auf gestern Abend fiel mir nichts ein, was man hätte besprechen können. „Fuck!“ Ich steckte das Handy tief in den Kulturbeutel und machte mich daran, mich endlich mal anzuziehen. Ich würde garantiert nicht dahin gehen und garantiert würde ich ihm nicht sagen, was er wissen wollte, da musste ich mir irgendetwas anderes überlegen. In Gedanken vertieft nahm ich Vivians Gerede nur halb war, bis ich irgendwas mit Training hörte. „Ja, das ist eine gute Idee, lass uns trainieren! Frühstück können wir meinetwegen ausfallen lassen, großen Hunger habe ich sowieso nicht mehr.“, ich verstaute meine Sachen und machte mich daran meine Haare zu föhnen und sie zu einem Zopf zu flechten. Wieder etwas besser gestimmt, entschied ich mich doch dafür, wenigstens zu antworten, auch das gehörte sich nun mal so. Also tippte ich schnell eine Nachricht ein und drehte mich dann zu Vivian um, bereit für den heutigen Tag. Training würde mir sicherlich gut tun, nicht dass nochmal so ein Missgeschick passiert und ich eine Erinnerung nicht vollständig löschen konnte. Doch etwas an der Aussage von Vivian nervte mich. Ich würde mich überfordert fühlen? „Bitte was, was glaubst du denn wen du vor dir hast? Ich bin nicht einfach irgendein schwächlicher Neuvampir, ich kenne mich schon gut aus mit dem was ich kann!“, blaffte ich sie an. Das war zwar nicht gelogen, aber ich hatte trotzdem noch keine Idee, wie ich mit meinen mentalen oder körperlichen Fähigkeiten gegen Waffen ankommen sollte. „Können wir dann los?“
Nun, die Bewertung ihrer Person lag Vivian von Anfang an ferner den je. Aber wenn sie es schon so betonte, dann würde es vermutlich auch einen Wahrheitsgehalt haben. Immerhin, wenn sie das richtig im Kopf hatte, konnten Vampire wirklich sehr stark werden. In einem psychischen und physischen Weg. Die Werwolfsangriffe hatten sie schon damals Seite an Seite mit Schülern dieser Abstammung kämpfen lassen. Ihre Meinung zu den Meistern der Nacht und des Blutes war also dementsprechend hoch. „Dann würde ich das Frühstück überspringen, wenn sie darauf bestehen.“, folgte eine sanfte Zustimmung und die Blondine nahm alle ihre Sachen in die Hand. Bei dieser Hitze war es sowieso etwas behindernd, wenn man einen vollen Magen hatte. Außerdem war das Blut dann mit der Verdauung beschäftigt und die Sauerstoffversorgung bei großer Anstrengung war nicht mehr gewährleistet. Ja, es war eine gute Idee. Wenn man nun noch genug Wasser dabeihatte, was in ihrem Marschgepäck ohne Zweifel vorhanden war. „In diesem Fall werde ich noch einmal einen Gang in unser Zimmer vollführen müssen, damit ich gleich meine Trainingsutensilien mitnehmen kann.“, und wenn sei das vorher gewusst hätte, dann wäre sie auch gar nicht erst mit ihrem normalen Kleid hierhin marschiert. Also ging es wohl oder übel noch einmal in das Zimmer zurück, wo Vivian ihre grünen Klamotten überstreifte, den großen Rucksack aus ihrer Zimmerecke aufnahm und an diesen ihre lange Tasche anhängte, welche schon sehr wohl an eine Waffe erinnerte.
Als würde sie an eine Frontlinie irgendwo auf Isola ziehen, stand Vivian der anderen Blondine gegenüber und öffnete erneut die Tür zum Flur, wo sie sich instant auf den Weg aus dem Wohnheim heraus machten. Der Flur und die Treppe waren schnell überwunden und so fanden sich die beiden Mädchen unten im Parterre wieder, wo nur noch eine Tür zwischen ihnen und der Natur, sowie der Hitze standen. „Als ersten Punkt arbeiten wir das Ausdauertraining ab.“, wies die Engelin auf das heutige Programm hin und zeigte sich momentan immer noch sehr unbeeindruckt von den gefühlt 30 Kilogramm die sich auf ihrem Rücken befanden. Wohingegen Emily nur einfach so dort stand und nichts großartig mit sich führte. Also, nichts Vergleichbares. Aber vielleicht brauchte sie sowas ja auch nicht. Wie schon erwähnt: Sie war ja ein starker und gut trainierter Vampir. Eventuell machte ihr die Sonne dann auch nichts aus. Die Blondine würde sich schon melden, wenn es Probleme gab. „Das bedeutet wir werden uns zum Wald bewegen, wo uns ein Marsch von ungefähr einer Stunde erwartet.“, was aufgrund der Unebenheit der Insel in diesem Gebiet das Training aller Körperregionen förderte. Bergauf, Bergab und letzten Endes der Stopp auf einer großen Weide, wo dann das Krafttraining beginnen würde. Aber ihre Zimmergenossin würde das sicherlich noch herausfinden. Letzten Endes hielt Vivian ihrer Trainingspartnerin noch die Tür auf, dann ging es los in Richtung Bambuswald.
Nachdem sich die Gruppe in der Pizzeria aufgelöst hatte und sich auch alles mit Ivy geklärt hatte, war Lydia wieder fröhlicher. Klar gab es trotzdem noch einige Dinge, über die sie nun nachdenken musste, wie zum Beispiel wie es mit Mike und ihr jetzt weitergehen würde, aber dies wollte sie auf einen anderen Tag verschieben. Heute hatte sie eindeutig genug Drama gehabt und jetzt wollte sie auch mal ein wenig entspannen. Den Plan setzte sie auch gleich in die Tat um, denn nach dem großen Frühstück und dem Mittagessen war die Irin nun so müde, dass sie sich in ihrem Zimmer erst einmal für ein paar Stunden hingelegt hatte. Als sie wieder aufwachte, war ihr heiß. Zu heiß. Eine Klimaanlange wäre sicherlich eine gute Investition, aber ob der Heimleiter dies überhaupt haben wollte? Die Wölfin wusste es nicht. Jedoch stand sie nun nach ihrem erholsamen Nickerchen auf und machte auch gleich das Fenster auf, denn der Sauerstoffgehalt war mittlerweile auch sehr niedrig im Zimmer geworden. Die heiße Luft von draußen drang sofort wieder hinein. Einfach nur schlimm! Hitze war etwas, das die Irin gar nicht mochte, denn sie war so oder so ein wandelnder Heizkörper. Lydia hatte zum Glück aber eine Idee, wie sie die Hitze aus ihrem Körper brachte. Jedenfalls für einen Moment. Eine Dusche wäre sicherlich eine gute Idee, um der Hitze zu entgehen. Eventuell war die Temperatur auch im Gemeinschaftsbad der Mädchen nach unten gegangen, wenn alle kälter duschten als im Winter. Jedenfalls packte sie ihre sieben Sachen und machte sich auf ins Bad.
Im Bad angekommen, sah sie niemanden. Wahrscheinlich waren alle im Speisesaal oder so. Zeit für das Abendessen war es auf jeden Fall schon. Aber egal, jetzt hatte sie mal das Bad für sich allein. Im Vorraum zog sich die Wölfin aus und nahm sich noch ein Handtuch und zog es sich über. Als sie dann den Hauptraum betrat, sah sie die Badewanne an. Die Badewanne schien ihr sogar zurückzulächeln. Ob sie mal die Wanne ausprobieren sollte? Bis jetzt hatte sie immer nur geduscht und wusste nicht, was auf sie zu kam. Aber sie hörte immer nur Positives vom Baden in der Badewanne, also wollte sie es heute mal versuchen. Lydia legte das Handtuch neben der Badewanne hin und setzte sich hinein. Die Temperatur war herrlich. Perfekt zum Abkühlen, aber nicht zu kalt.
Es gab nicht viel, was sich an einem Tag wie diesem noch zu tun lohnte. Allerdings half das der Motivation auch nicht weiter, die Helena bis jetzt durch ihr Buch getragen und am Lesen gehalten hatte. Wie in einem Stundenglas, dessen Sand kurz davor war vollständig in die untere Hälfte zu sinken, so verflüchtigte sich der Bildungswille der Engelin Stück für Stück aus ihrem Kopf. So lange, bis letzten Endes die Muskeln Partie ergriffen und das Buch neben ihr auf die Bettdecke fallen ließen. Ein Seufzen verließ ihre Kehle und der Blick wanderte an die Decke ihres Zimmers, dann zurück auf ihren Bauch, der immer noch von ihrer Weste bedeckt war. Sie hatte sich seit heute Mittag nicht mehr umgezogen, hatte den Sinn dahinter nicht gesehen; und die Muße dazu nicht aufbringen können. Außerdem hatte sie der Rückweg doch sehr schwitzen lassen. Aber was sollte man auch anderes machen? Sich mit seinen Flügeln die Luft zu fächern? Nein, da hätten ihr die weißen Schwingen sicherlich schon nach fünfzehn Minuten Schmerzen verursacht. Es stand also nicht zur Debatte, dass rumliegen wohl die bessere Alternative gewesen war. Nun allerdings sanken die Temperaturen und die Sonne kündigte ihren langsamen Rückzug an. Es würde also höchste Zeit sich aus den weichen Federn zu erheben und zurechtzumachen. Insbesondere, wenn sie heute Nacht doch noch Besuch bekommen würde … Und wo die Engelin gerade darüber nachdachte, konnte sie auch gleich eine Antwort an den blonden Riesen schicken. Mal sehen, ob das seine Fantasie anheizen würde. Interessant zu wissen wäre es ja schon, irgendwie. Dementsprechend wurde das Telefon ein weiteres Mal mit eifrigem Getippe belästigt, bevor Helena sich mit ihren ganzen Dusch – und Badesachen auf den Weg ins Gemeinschaftsbad machte. Draußen auf den Gängen konnte sie weder aufgeregtes Gebrabbel, noch tratschende Mädels hören. Es erhärtete sich also die Vermutung, dass im Wohnheim sowieso gerade niemand ans Baden dachte, wenn überhaupt.
Das bestätigte sich sogar, als sie seelenruhig den Flur entlangschlendern konnte, ohne auch nur einer Seele über den Weg zu laufen. Selbst nach dem Betreten des Gemeinschaftsbads blieben die akustischen Signale auf einem starken Minimum. Dennoch schafften es ihre meerblauen Augen einen interessanten Fund zu machen. Kleidung! Sie war also doch nicht vollständig alleine. Allerdings war ihr der Kleidungsstil nun eher weniger bekannt. Mh, naja. Sie würde es mit Sicherheit gleich herausfinden. Es dauerte also nicht lange, bevor sich ihre Veste und Shorts von Helenas Körper verabschiedeten, die Unterwäsche ihr übriges tat und ihre blonde Mähne endlich vom lästigen Haargummi befreit wurde. Wild und ungestüm wirbelte der Kopf einmal kräftig von links nach rechts, dann folgten die ersten Schritte mit Handtuch und Badesachen in das Hauptrefugium der Hygiene. Das Geheimwort der Französin für das Gemeinschaftsbad, weil es sich so einfach erhabener und epischer anfühlte. Auch beim normalen Smalltalk mit ihren Freundinnen. Wer redete immerhin schon gerne über allgemeine Dusch-Geschichten? Voll langweilig!
Mit grazilen Schritten über den gefliesten Boden huschend, dauerte es nicht lange bevor sie endlich einen Blick auf die andere Besucherin werfen konnte. Mit Lydia hatte sie allerdings nicht gerechnet. Ein selbstsicheres heben der Hand und ein „Hey, Lydia!“ waren die kurze Begrüßungszeremonie, bevor sie in eine der Duschen hineinhüpfte. Allerdings nur, um sich schnell einmal rundum abzuspülen. Man wollte schließlich nicht dreckig in das große Becken gehen. Das warme Wasser war außerdem eine willkommene Erholung für die, von der Bettliegerei verspannten, Muskeln. Erst danach fand sich in ihrem Kopf der Weg zum großen Becken, welches sie – als sie es wieder gesehen hatte – als neue Freizeitbeschäftigung deklarierte. Außerdem war ein bisschen Gesellschaft doch auch nett, oder nicht? „So, jetzt aber wirklich!“, scherzte sie mit einem nachgesetzten Lachen und legte ihre ganzen Sachen am Rand ab, bevor sie sich – in leichter Entfernung natürlich – neben der dunkelhaarigen ins Wasser sinken ließ. So viel hatten sie ja nicht miteinander zu tun. Wobei Namen hier nicht das Problem darstellten. Es war – wie man sicher erahnen konnte – persönlicher Natur. Bei @Luana oder ihrer Schwester wäre die Französin immerhin schon längst auf Kuschelkurs gegangen, darauf hätte man wetten können! „Ahhhh! Wunderbar!“, streckte sie sich einmal symbolisch und grinste zufrieden vor sich hin, ehe sie sich mit ihren Armen am Rand des Beckens häuslich einrichtete. Kurz darauf wanderte der Fokus ihrer blauen Augen auch schon zu ihrer Sitznachbarin hinüber. Sie hatte nicht vor ihre Gesellschaft mit einvernehmlichem Schweigen zu verbringen. Das widersprach der gesellgien Natur des Großstadtmädchens. „Ist echt unmenschlich warm draußen gewesen heute, oder? Wundert mich, dass nicht noch mehr auf die Idee gekommen sind heute ein Bad zu nehmen.“, der Recht amüsierte Unterton in ihrer Stimme ließ allerdings mehr verlauten. „Vielleicht, aber auch nur vielleicht ist der Gedanke eines warmen Bades auch bei den Temperaturen ein bisschen zu abwegig. Ich für meinen Teil hätte heute gern in einem Kühlschrank gelebt.“, was mit einem leicht amüsierten Lachen noch einmal untermalt wurde, „Aber naja … wie geht’s dir, Lydia. Alles in Ordnung? Hast du den Tag gut überstanden?“. Gut, er war zwar noch nicht zu Ende … aber fast! Außerdem wollte Helena ihrer Mitschülerin keinen Monolog vortragen. So gern hörte sie sich nun auch nicht reden, ganz im Gegensatz zu gewissen anderen Individuen.
Lydia fing langsam an zu verstehen, warum so viele Mädchen hier ein Bad nahmen. Es war fein und angenehm. Man konnte einfach richtig entspannen. Sie konnte ihren Gedanken nun freien Lauf lassen und die Sorgen, die sie beim Mittagessen hatte, verschwanden auch schon langsam in den Hintergrund. Es tat ihr einfach gut einmal auszuschalten und ruhig zu werden. Gedanklich war sie einfach in einer anderen Sphäre und bekam deshalb auch nicht mit, dass jemand das Gemeinschaftsbad betrat. Erst als sie das Gesicht des Mädchens sah, bemerkte sie sie. „Oh, hallo Helena“, begrüßte sie das Mädchen freundlich, ehe sie in die Duschen verschwand. Vielleicht wollte sie sich ja gar nicht zu der Wölfin in die Badewanne dazugesellen? Wahrscheinlich war es für manche unangenehm, doch ob Helena wirklich so eine Person war? Lydia war sich nicht sicher, aber sie würde auf sich zukommen lassen, was als nächstes kommen würde und genoss derweil weiterhin das Bad. Gleich darauf kam auch schon Helena zurück und gesellte sich nun doch zu der Irin in die Badewanne. Irgendwie war Lydia froh, denn es war ja ihr erstes Mal in einer Badewanne und sie war sich nicht sicher, ob sie wirklich alles richtig machte. Wobei man ja eigentlich nur in der Wanne saß und das Wasser genoss. Also konnte sie ja eigentlich gar nicht so viel falsch machen, oder? „Jaa, richtig angenehm ist das Wasser“, antwortete sie Helena. Danach fing an Helena zu sprechen. Sie sprach recht viel und Lydia war sich kurzzeitig nicht sicher, ob sie sie überhaupt zu Wort kommen lassen würde. Doch so schätzte sie das Mädchen ja eigentlich nicht ein. Sie übergab auch gleich das Wort an die Wölfin und sie überlegte kurz. „Naja, die Hitze war wirklich übertrieben schlimm, aber ich finde auch das Bad kühlt sehr gut ab. Jetzt geht’s mir wieder gut, weil mir nicht mehr so heiß am Körper ist…“, antwortete sie und stoppte kurz. Sollte sie einem Mädchen, das sie wirklich nicht gut kannte, ihr Herz ausschütten und erzählen, was beim Mittagessen passiert war? Sie entschied sich dagegen, weil sie auch nicht wusste, wie Helena zu den anderen Personen so stand. Vielleicht mochte sie @Mikhail und @Leviathan ja gar nicht oder vielleicht auch sogar @Ivy? Deshalb entschied sie sich dagegen. „…Mein Tag war sonst gut, ich war in der Pizzeria da Pietro zum ersten Mal essen. Die haben eine echt gute Pizza dort. Wie geht es dir denn so und hast du auch den Tag gut überstanden?“, fügte sie mit an und gab die Frage auch schon wieder zurück. Gedanklich schweifte Lydia wieder kurz ab zum Mittagessen. Die Situation dort war zwar wirklich nicht gut, aber die Pizza war wenigstens richtig gut, auch wenn die Irin ihre erst später zu ende essen konnte.
Den eigenen Monolog recht schnell in den Hintergrund schiebend, brauchte die Antwort ihrer Wannengenossin etwas. Mit einer recht entspannten Haltung – und dem Blick immer noch gen Lydia gerichtet – versuchte die Französin sich ihre kleine Anspannung nicht anmerken zu lassen. Konnte gut sein, dass solch lange Redezeiten einfach unangenehm für die Dunkelhaarige waren. Ein eher introvertierter Typ eben. Mehr für sich und einen engen Personenkreis, als eine dieser „Freundin der Welt“-Typen; zu denen sich Helena ganz klar zählte. Wenn sie genauer darüber nachdachte, kam es ihr sogar sehr absurd vor sich eher zurückzuhalten. Zwar hasste sie es im Mittelpunkt der Dinge zu stehen, aber man musste sich selbst auch irgendwie interessant verkaufen, um beachtet zu werden. Oder man hatte gute Freunde, die das für einen übernahmen. Die Stille-Mäuschen-Methode funktionierte meistens nur in Büchern oder Serien besonders gut. In echt … naja, es gab zuhause in der Schule nicht ohne Grund eine komplette Outcast-Fraktion. Nicht zu vergessen, dass diese Zugehörigkeit einem Stigma gleichzusetzen war. Alix war immer als eine der unbeliebten Bekannt gewesen, genauso wie die Engelin selbst ihrem eigenen Ruf nie entkommen konnte.
Allerdings musste man die Dinge ja nicht bis aufs Äußerste ausreizen. Mit einem eifrigen Nicken und bestätigendem Summen sollte ihre jetzige Begegnung über ihre Zustimmung in Kenntnis gesetzt werden. Immerhin wollte Helena sie jetzt nicht unterbrechen. So gerne hörte sie sich nun doch nicht reden. Stattdessen sammelte sie Lydias Aussagen einfach, um sie an einer imaginären Pinnwand zu sammeln, auszuwerten und in eine Antwort zu verpacken. Dabei überraschte sie vor allem die Sache mit der Pizzeria. Allerdings nicht, weil es auf Isola ein solches Restaurant gab … sondern eher, weil dort jemand hinging. Bis jetzt hatte sie generell nicht den Eindruck gehabt, dass ihre Mitschüler großartig viel Zeit in der Stadt verbrachten. Eine interessante Erkenntnis, wie sie fand. „Also …“, begann sie mit einem nachdenklichen Blick an die Decke gerichtet. So viel gab es bei ihr heute aktuell gar nicht. So viel zu ereignisreichen Tagen und dem generieren von Interesse. „Außer, dass ich fast geschmolzen bin, eigentlich ganz gut. Hatte mich mit jemandem spontan zum Kochen verabredet.“, plauderte sie ein bisschen aus dem Nähkästchen, „Mit Mathéo, um genau zu sein. Du weißt schon. Der Rothaarige, der mit uns in einer Klasse ist. Wir hatten nichts zu tun und alle waren so schnell weg, da konnte ich auch niemand anderen groß fragen.“. Ein leichtes Zucken ihrer Schultern untermalte ihre mentale Einstellung dazu nochmals. Geschweige denn, dass sie zu diesem Zeitpunkt nicht wusste, wer da überhaupt eingewilligt hätte. Immerhin hatten heute Mittag alle so unglaublich beschäftigt gewirkt; und sie waren so schnell weg, dass da eh keine Zeit für gewesen wäre. „Und danach bin ich auch schon wieder hier gelandet und habe meine Zeit irgendwie so vor mich hergeschoben. Lesen, Musik, solche Sachen.“, ein gespielt genervter Ton unterbrach ihre Ausführung, „Da mein Freund sich mit den Jungs in den Aquapark verdrückt hatte, blieb mir wohl auch nichts anderes übrig. Aber naja … so ist es halt.“. Großartig schlimm war es sowieso nicht. Die Herren der Schöpfung brauchten ebenfalls ihren Freiraum; und so lange @Damian jetzt nicht spontan entschied sich eine Andere anzulachen, war es ihr eigentlich egal. Außerdem wollte sie nicht die ganze Zeit über sich selbst reden. Es hieß Dialog aus einem bestimmten Grund. Plus: Sie hatte eine Möglichkeit erwittert und Lydia war die perfekte Hilfe dafür. „Aber Pizza essen wäre heute auch nicht schlecht gewesen, hätte ich mir ein bisschen Arbeit sparen können. Wie war es denn? Also, das Essen? Hat es geschmeckt und die Auswahl war gut, oder schreit der ganze Laden nicht nach Wiederholung? Ich war dort ehrlich gesagt noch nie, kleines Versäumnis“, sie grinste leicht entschuldigend. Schon ein bisschen peinlich, dass gerade ihre Wenigkeit als Hobby-Gourmet sowas nicht schon in der ersten Woche erledigt hatte. Ganz besonders, weil sie in der Zeit wirklich einen Hang zum Frustfressen gehabt hätte. „Außerdem …“, setzte Helena mit einem schelmischen Grinsen nach und lehnte sich leicht zu Lydia hinüber, während ihre blauen Augen sich nahezu spitzbübisch in ihre Blicke bohrten, „War jemand besonderes dabei? Mh?“. Es konnte zwar auch nur ein bloßer Freundinnen-Treff gewesen sein, aber Fragen schadete ja nichts. So geläufig waren ihr die Beziehungen der anderen nun auch nicht. Zeit, dass zu ändern.
Der Irin gefiel das Baden sehr gut. Es entspannte sie sehr und mit einer sehr netten Gesprächspartnerin machte das Baden ja noch mehr Spaß! Jedenfalls ging es der Wölfin gerade so. Vielleicht war es ja gut, dass sie jetzt nicht allein in der Wanne war. Immerhin badete sie zum ersten Mal und mit einem Gesprächspartner konnte man sich ein wenig lockern und wurde nicht so nervös. Vielleicht ging es aber auch nur Lydia so, immerhin kannte sie einige Sachen nicht, die die anderen schon seit der Kindheit kannten. Aber es Helena sagen, dass sie das erste Mal in einer Badewanne war, wollte sie dann auch nicht. Viel lieber wollte sie die angenehme Wärme genießen.
Während Lydia von ihrem Tag erzählte, schien Helena sehr interessiert daran zu sein. An was das wohl liegen mag? Aber sie erzählte zuerst von ihrem eigenen Tag. Der Name Mathéo wurde auch erwähnt. Lydia sah kurz nach oben links und überlegte, wie das Gesicht des Mitschülers aussah. Ah, jetzt hatte sie ein Gesicht im Kopf. Sie wusste also von wem Helena sprach, sah sie wieder freundlich an und nickte zustimmend. „Was gab es denn Leckeres zum Essen?“, fragte die Irin neugierig. Eventuell könnte die Wölfin ja mal als eine Art Testesserin fungieren oder auch mal mitkochen. Sie würde sich auf jeden Fall darüber sehr freuen. Dass Helena einen Freund hatte, wusste die Wölfin gar nicht, aber es wunderte sie nicht. Immerhin war Helena eine schöne junge Frau und auch wirklich immer sehr freundlich. Bei ihr haben die Jungs sicher immer Reihe gestanden, bevor sie ihren Freund hatte. Eine kleine Beschwerde hörte Lydia aber heraus. Ob diese ernst gemeint war? Sie war sich nicht ganz sicher. „Ach, dafür hattest du sicher auch einen tollen Tag, auch ohne ihn“, antwortete sie ihr mit einem sanften Lächeln und versuchte sie aufzuheitern, falls Helena es wirklich stören würde. Aber nur aufeinander picken konnte sich die Irin auch einfach nicht angenehm vorstellen. Vielleicht lag es aber auch bei der Schwarzhaarigen an der Wolfsgene, dass sie die Freiheit genoss und sich nicht gern einsperren ließ. Gerade als Lydia ansetzen wollte, um von der Pizzeria zu erzählen, lehnte sich Helena ein wenig zu ihr breit grinsend und stellte ihr eine Frage, bei der sie sie perplex ansah und ein wenig rot an den Wangen wurde. Ihr Herzschlag wurde auch kurzzeitig wieder schneller. Eigentlich wollte die Schwarzhaarige das Thema für die nächste Zeit begraben und nicht mit Personen darüber reden, die sie nicht gut kannte. Ihre Röte ging sofort wieder weg, ihr Blick wurde wieder freundlich und sie widmete sich der ersten Teilfrage zu. „Also die Pizza dort war richtig lecker. Ich würde die Pizzeria weiterempfehlen. Auch die Preise sind sehr gut für das, was man dort an Portion bekommt. Aber ich kenn das Problem, ich hab auch noch nicht sehr viel von der Stadt erkundet“, erzählte sie zuerst einmal ihrer Wannengenossin. „Und ich war mit meinen Freunden dort: Ivy, Leviathan und Mike. Die sind alle sehr besonders und sehr wichtig für mich“, sagte sie leicht schwärmend. Ja, der Freundeskreis war echt lustig und es passierte immer etwas Doofes, wenn sie zusammen waren. Aber Lydia hatte bei den drei immer Spaß.
Wenigstens ihre Klassenkameraden schien Lydia ebenso gut zu kennen wie die Französin selbst. Eigentlich nicht so tragisch, aber es ersparte eine ausführliche Erklärung darüber, wer genau das jetzt war und woran man ihn gut erkennen konnte. Das die Augenklappe das wohl auffälligste an dem Tristam war, schien hier mehr als nur offensichtlich zu sein. Allerdings schienen eine Menge Leute hier irgendetwas im Gesicht zu haben. Auch ihre momentane Gesellschaft hatte zwei Augen mit unterschiedlicher Farbgebung. Wie hieß das noch gleich? Hetaro … ne, das war es nicht. Ah! Heterochromie! Ob sie viele darauf ansprachen? Die Engelin selbst hatte sich wohl schon viel zu sehr an die ungewöhnlichen Dinge auf dieser Insel gewöhnt, als dass sie dort Sensationsgeil nachhakte. War vermutlich auch besser so. „Eine Mischung aus Curry, Hühnchen und Reis. Ich kann dir später ja mal das Rezept schicken.“, spendierte Helena auf direkte Nachfrage auch gleich eine Antwort. Dabei indirekt andeutend, dass sie es auf ihre Telefonnummer abgesehen hatte. Außerdem bezweifelte sie, dass Lydia großartiges Interesse an einer langen Rezeptausführung hatte. Mal ganz abgesehen davon, dass sie momentan selbst nicht so scharf drauf war alles noch einmal von den Zutaten bis hin zur Zubereitung hinunter zu rattern. Den Zuspruch ihrer Klassenkameradin zum Aquapark-Thema quittierte sie mit einem leichten Auflachen. „Stimmt, wahre Worte.“, stimmte Helena sichtlich erheitert zu. Wäre das hier ein Luxushotel gewesen, hätte sie bestimmt noch das Weinglas in Lydias Richtung zum Prost erhoben, während um sie herum der Whirlpool blubberte. Innerlich jedoch konnte sich die junge Dame nur bedingt diesem Argument anschließen … es war ein fieser Zwiespalt, der sich dort in ihr auftat.
Der Themenwechsel hin zur Pizza und ihrer eigentlichen Gesprächspartnerin bot da eine gelungene Abwechslung. Nicht nur, um die eigenen Gedanken loszuwerden. Die Spinnensinne Helenas hatten ausgeschlagen und diese Gelegenheit durfte sie sich selbstverständlich nicht entgehen lassen. Man lernte Leute immer am besten kennen, wenn man ihnen ein bisschen auf den Zahn fühlte. Genauso wie in diesem Moment. Mit ihrer schelmischen Art bohrte die Engelin sich durch Lydias Oberfläche und fand … genau, was sie wissen wollte. Die Verhaltensweise ihrer Wannengenossin sprach ganze Bände. Die leicht roten Wangen; und der perplexe, ertappte Blick eines kleinen schüchternen Lamms, dass sich mit einem erbarmungslosen Jäger konfrontiert sah. Das war es, als was sie Lydia momentan einstufte: Schüchtern und eher Introvertiert. Aber es war noch zu früh, um dieses Urteil wirklich in Stein zu meißeln. „Ja, ist wohl ein Fluch der Neuankömmlinge.“, und ein leichtes Seufzen verließ die Kehle der Chevalier. „Immer wenn man irgendetwas in der Richtung machen will, kommt was dazwischen. Oder man hat generell keine Zeit.“. Was jetzt nicht bedeuten sollte, dass alles auch genauso auf Lydia zutraf. So lange von ihrer Seite kein Einwand kam, würde Helena es einfach mal als stille Zustimmung auffassen. „Ist in jedem Fall cool, dass du dort in netter Gesellschaft warst. Alleine ist sowas einfach nicht das Gleiche, wenn nicht sogar echt öde.“, und vor allem nicht, wenn @Leviathan dabei war. Den Rest kannte sie zwar auch, aber ihn besonders. So als Ex-Klassenkamerad und Störenfried. „Aber gute Auswahl und große Teller, klingt schon mal nicht schlecht. Vielleicht sollte ich mir mal einen Ruck geben und dort mal vorbeischauen.“, gab sie leicht grübelnd von sich und platzierte unterstützend ihren Zeigefinger an die Unterlippe. Sie machte den Eindruck nicht ganz überzeugt zu sein. Aber sie könnte ja mal mit @Damian dort vorbeischauen. Er, als gebürtiger Italiener, könnte das kleine Stückchen Heimat ja durchaus zu schätzen wissen. „Kann ja eigentlich nicht schaden, eh?“, verkündete sie ihren finalen Entschluss zu Gunsten der Pizzeria und zwinkerte kurzzeitig. Hieß aber nicht, dass sie fertig war. Helena war gerade erst dabei so richtig in Fahrt zu kommen. Lydia sollte sich besser auf eine menge Fragen vorbereiten. „Neugierig hat mich das trotzdem gemacht und …“, sie hob abwehrend leicht die Hände, „ … verstehe mich jetzt bitte nicht falsch, aber seit wann bist du eigentlich hier? Ich habe nur noch in Erinnerung, dass du plötzlich mal da warst. Vom Sehen her, eben. Aber so genau weiß ich es auch nicht. Würdest du mich da erleuchten?“. Immerhin kannte sie Levi, da mussten es doch schon mehrere Monate sein. Vielleicht sogar ein halbes Jahr, wie bei ihr? Gut, sie saß mit dem Nephilim auch nicht an einem Tisch, aber das war wohl kein Kriterium. Auf die „Wir werden Freunde“-Schiene war sie mit ihm nie wirklich gekommen. Meinungsverschiedenheiten, eben.
Das Essen, das Helena mit Mathéo zusammen gekocht hatte, klang richtig gut. Auch zuhause hatte sie schon zusammen mit ihrer Mutter Curry gemacht. Es war ein richtig leckeres Gericht. Das war eines der Gerichte ihrer Mama, bei der sogar ihre Brüder brav das Essen genossen und keinen Blödsinn anstellten. Lydia musste grinsen. Einmal gab es bei ihnen zuhause ein vegetarisches Gericht. Ihre Brüder hassten es, weil sie nur Fleisch essen wollten. Sie haben das leckere Essen einfach stehen gelassen und sich gegenseitig mit den Gabeln attackiert. Ja, das war ein verrückter Abend im Hause Johnson. Ihre Eltern schimpften mit den Brüdern von Lydia und sie selbst aß einfach in Ruhe ihr Essen fertig und verschwand danach in ihr Zimmer. Aber die alte Geschichte gab die Irin gedanklich nun auf die Seite, denn sie wollte sich ja noch mit Helena unterhalten und nicht gedanklich komplett abschweifen. „Ich würde mich über das Rezept sehr freuen“, antwortete die Wölfin mit einem freundlichen Lächeln. Sie würde ihr dann nach dem Baden wohl ihre Handynummer geben. Lydia kam noch die Idee, dass sie das Rezept ja mal mit @Ivy nachkochen könnte, oder die beiden es wenigstens mal versuchen könnten. Wäre sicherlich ein lustiger Zeitvertreib, falls mal draußen schlechtes Wetter war, oder sie nichts besseres zu tun hatten.
Nachdem Lydia der Blonden ein Update der Pizzeria gegeben hatte und sich auch als keine Staderkundungsliebhaberin geoutet hatte, antwortete sie der Wölfin. Ihre Ohren wanderten automatisch in die Richtung von Helena. Immer wieder hörte Lydia aber von draußen auch noch Geräusche. Ihre Ohren wanderten dann immer kurzzeitig in diese Richtung. Jedoch versuchte sie selbst diese Geräusche eher auszublenden, was natürlich nicht immer sehr gut gelang. Trotzdem hörte sie dem Mädchen genau zu. „Du kannst das Restaurant ja mal mit deinem Freund ausprobieren. Es schmeckt euch beiden sicher auch so gut wie mir“, antwortete sie dem Mädchen noch zur Pizzeria. Wirklich ein Vergleich zu anderen Lokalen hatte zwar die Irin jetzt nicht, aber es war eine echt leckere Pizza und das Restaurant würde sie auf jeden Fall weiterempfehlen. Wie aus dem Nichts gab es ein plötzlicher Themenwechsel. Helena wollte jetzt wohl eher persönlichere Sachen von der Wölfin wissen. Aber das war ja auch klar, denn die beiden saßen hier in einer Badewanne zusammen und kannten sich nicht wirklich. Es wäre wahrscheinlich seltsam, wenn sich die beiden nur anschweigen würden und deshalb war ihr das Gespräch auch lieber. „Ich? Ich bin seit etwa Mitte März hier auf der Insel. Also eher noch ein Neuling und du?“, gab sie anschließend die Frage noch zurück. Die Wärme des Bades hinterließen so langsam seine Spuren bei Lydia, denn ihre Wangen hatten ein wenig Röte mittlerweile wieder bekommen. Auch merkte sie, dass sie langsam müde wurde. Aber jetzt verstand sie, warum sehr viele vor dem Schlafen gehen, noch ein Bad nehmen wollten.
Trotz der Zusage und dem Versprechen sich besagtes Restaurant einmal anzusehen, hatte Helena doch recht viele Zweifel an der Aussage Lydias. Wenigstens verpacke sie ihre Empfehlung nicht wie eine absolute Fangirl-Schwärmerei ohne einen Ausweg. Hätte bei ihr zwar sowieso nicht funktioniert, aber sie wollte es trotzdem einmal für sich erwähnt haben. Die Chevalier hatte ihren eigenen Dickschädel und Stolz, wo sie sich von niemandem über den Mund reden ließ. Wenn sie etwas nicht akzeptierte, dann landete man dort ohne vernünftige Argumentation schnell in einer Sackgasse. Doch das nur am Rande. Nicht jeder war erpicht darauf sich auf eine Diskussion mit der Französin einzulassen, mit einem guten Grund.
„Mitte März … verstehe.“, erwiderte sie mit einem leichten Lächeln. Drei Monate? Und schon mit so einer Gruppe vernetzt? Gut, war nicht unwahrscheinlich. Es biss sich so allerdings ein mit dem Eindruck des schüchternen Lamms, welcher vorhin ja nicht grundlos entstanden war. Vielleicht kam es ihr selbst aber auch nur so vor. Immerhin hatte sie – aus wirklich gut nachvollziehbaren Gründen – ihre Kontakte in den ersten Monaten wirklich hart beschränkt. Hatte eben nicht jeder Bock auf andere Lebewesen, wenn man gerade erst von ihnen gegangen war … und dann auch noch auf diese Art und Weise. Es wäre ja in der Theorie auch möglich, dass sie Freundschaften gegenüber einfach viel offener war und sich – aufgrund der passiven Art – mehr anpasste, anstatt den eigenen Kurs zu vertreten. Mh, gar keine schlechte Theorie. „Das ist in der Tat noch nicht sehr lange.“, führte sie ihre Gedanken einmal gut hörbar für Lydia aus und klang dabei relativ überrascht. Im Hintergrund jedoch arbeitete weiterhin die französische Profiling-Maschinerie. „Aber Neulinge sind wir beide noch. Selbst nach einem guten halben Jahr …“, sie hielt kurz nachdenklich inne und ließ ihre linke Hand wie eine Waage nach links und rechts schwanken, während ihr Kopf diese Bewegung imitierte, „… Okay, vielleicht ein bisschen länger, würde ich mich trotzdem noch als Neuling betrachten. Ist einfach so nen Gefühl, dass man wohl nicht so schnell abschütteln kann, denke ich.“. Helena schmunzelte, während sie ihren Blick wieder voll und ganz Lydia zu wandte. „Vielleicht ist man nach einem Jahr endlich weg von dem Titel, aber ich kann es dir nicht sagen.“. Die Engelin hatte aber auch nicht vor eine ganze Diskussion mit möglichen Theorien und Fakten dazu aufzustellen. Sie hatte ganz andere Sachen im Sinn.
„Und ... ist dir in der Zeit hier schon jemand ins Auge gefallen, den du unbedingt näher kennenlernen willst?“, erneut schmuggelte sich dieses freche Grinsen auf Helenas Lippen. Sie legte sogar noch eine Schippe drauf, indem sie Lydia etwas näher rückte. So konnte sie das Gesicht ihrer Wannengenossin besser sehen und musste nicht mehr so laut reden, was der folgenden Situation gleich viel mehr Wirkung verleihen würde. „Oder hat sich vielleicht schon jemand in dich verrannt, mh?“, setzte sie nun vermehrt schelmisch nach und schenkte der Dunkelhaarigen ein verspieltes Zwinkern. „Süß bist du alle Male, da würde es mich überhaupt nicht wundern … und Auswahl hat man hier auch ganz gut.~“. Und so lange die Auswahl der Dunkelhaarigen nicht auf @Damian fiel, war das auch komplett in Ordnung. Lydia machte – in Helenas Augen – allerdings auch nicht den Eindruck, als ob diese Kategorie von Partner sie großartig ansprechen würde. Vielleicht fischte sie ja auch am anderen Ufer? Wäre ja mal zur Abwechslung was Neues…