Ein kleines und nettes Cafe, indem man in Ruhe seine Zeitung lesen kann ohne gestört zu werden. Viele kennen sich hier einander und sind offen zu fremden Leuten. Die alten, gelben Stühle und Sitzbänke drinnen und draußen sehen teilweise schon etwas mitgenommen aus, dennoch sind sie gemütlich und laden zum Verweilen ein. Die Tresen sind oft für die Stammgäste reserviert, die Fußballspiele im Fernsehen betrachten können. Oft finden sich hier auch Jugendgruppen, die sich einen nach dem anderen Eisbecher in die Figur stellen - es soll hier aber auch die besten der Insel geben! Auch ist es möglich, sich im Vorbeigehen beim Eisstand vor dem Cafe ein selbstgemachtes Tüteneis in verschiedenn Sorten mitzunehmen.
Mit ruhiger Miene, aber dennoch aufmerksam, lauschte der Nix den Worten von Fenice, welche von ihrem Tag und ihren ersten Bekanntschaften berichtete. Die Namen Helena und Damian sagten ihm etwas - er kannte die meisten Heimbewohner, viel Kontakt hatte er jedoch nur mit den Wenigsten gehabt. Er konnte jedoch sagen, dass beide Kandidaten waren, die bisher keinen oder kaum Ärger gemacht haben, zudem nett wirkten und somit wohl ein guter Umgang für die Rothaarige sein sollte. Leicht nickte er, nun auch das Wort erhebend: ,,Es ist gut, wenn man sich mit seinen Zimmernachbarn versteht. Das ist schön zu hören." Soweit er sich erinnerte, befand sich neben Helena keiner auf dem Zimmer - er musste es als Depp vom Dienst, der alle Böden wischte und alles, ja wissen. Andernfalls hätte er schonmal die Namen von eventuellen Zimmernachbarinnen erzählt. Auf die folgenden Namen, Sky und Noah, überbrachte er ihr eine unschönere Nachricht: ,,Ich hoffe, dies demonitivert Dich nun nicht - aber Sky, sowie Noah, sind gestern und heute von der Insel abgereist." Dinge, die Mister Hausmeister mitbekam. So oft kam es vor, dass einige Leute wirklich nur wenige Tage da waren und dann türmten. Mühe für nichts - er verstand es auch nicht ganz, immerhin war Isola ein wirklich toller Ort. Jedoch musste keiner Teenager verstehen, nun wirklich nicht. ,,Wenn einige bereit sind, dann verlassen sie Isola, also sei bitte nicht traurig deswegen." Er hoffte, dass seine Worte einen eventuellen Stimmungstief verhindern konnten. ,,Hierher bist Du aber ohne Probleme gekommen, oder?", fragte der Blauhaarige auf die Worte, dass Fenice sich sicherlich verlaufen würde, sollte sie hier planlos nach Isalija und Lyall suchen. ,,Wenn doch und Du gleich wieder zurück zum Wohnheim musst, kann ich Dich gerne begleiten." Immerhin wollte er nicht, dass sie sich verlief, wo etwas passieren konnte und der Tag für sie vermutlich noch schlimmer wurde. Nein, dies musste nun wirklich nicht sein. Dass dieses Angebot womöglich mehr in der Phönixdame auslösen könnte, als bei jedem Menschen, dies hätte er niemals im Sinn.
Höflich nickte der Herr beiden zu, wo sie seine Einladung annahmen und so wand er sich dem Kellner zu: ,,Dann bitte einmal zwei Stracciatella-Kugeln und zwei Mal den Sanften Engel, bitte." Der Kellner verbeugte sich etwas und verschwand wieder, dann wand sich der Nix wieder seiner Gesellschaft zu. Während der Bestellung war er abgelenkt gewesen und hatte deswegen nicht den tagträumenden Blick von Fenice wahrgenommen, stattdessen kam er praktisch erst da wieder in der Gruppe an, wo die Temperaturen angesprochen wurden. Er verstand den Wink mit dem Zaunpfahl, welchen Chloe startete und fing an ruhig zu berichten: ,,Es ist des öfteren so heiß, ja. Bei Isola handelt es sich um eine Sommerinsel, somit sind die Temperaturen hier immer ziemlich hoch. Auch im Winter haben wir 20° oder gerne mal mehr. In den internationalen Sommermonaten wird es gerne noch heißer, heute wird definitiv nicht der Gifpeltag des Jahre sein. Der Juli und August werden sicherlich noch einige Grade drauflegen." Durch das Fesnter blickend, betrachtete er kurz die am Himmel stehende Sonne. ,,Allerdings gewöhnt man sich an die Temperaturen. Ich bin nun seit drei Jahren hier und noch nicht geschmolzen. Und es gibt hier viele Möglichkeiten sich abzukühlen, wie am Meer." Er war noch nicht geschmolzen und er war der, der aus dem Ozean stammte, umrungen vom kühlen Nass. Die roten Iriden glitten zu der Ärztin, dachte er an ihre vorigen Worte. ,,Du bist erst seit März hier, korrekt? Die Zeit vergeht manchmal wie im Flug, es kommt mir schon länger vor."
Bezahlung: 2x Stracciatella-Kugeln, 4 Zen & 2x Sanfter Engel, 14 Zen = 18 Zen
Chloe versuchte ihr Mut zu machen und meinte, dass es doch gut sei, dass sie schon ein paar Freunde gefunden hatte. Ja, da konnte sie ihr definitiv Recht geben! Helena war schon echt ne gute und Isa und Lyall schienen auch sehr unterhaltsam zu sein! Allerdings trafen die nächsten Worte von Avon sie hart. Ungläubig sah sie ihn an. Weg? fragte sie vorsichtig noch einmal nach und dann passierte das erste mal etwas, womit keiner gerechnet hatte. Sie schwieg. Sie richtete ihren Blick zu Boden und blieb einfach ruhig sitzen. Warum waren sie gegangen? War Sky direkt nach dem Treffen abgereist? Aber warum denn? Und Noah? Bei ihm hatte sie so ein gutes Gefühl. Er schien Probleme zu haben, doch Feni hatte deutlich gemacht, dass sie ihm immer helfen würde. Sie wollte, dass er sich hier gut einfindet! Nun war er weg und sie hatte versagt. Vielleicht hatte sie ihn verschreckt? Sie hätte vielleicht noch deutlicher machen sollen, dass sie seine Probleme hinkriegen würden! Oder sie hatte ihn genervt? So viele offene Fragen und niemand würde sie je beantworten können? Warum ist er gegangen? Leicht ballte sie ihre Hände zu Fäusten und schluckte dann. Ja ja hab gut hergefunden. Ich finde alleine zurück. sagte sie nur auf Avons Worte, die sie eher dumpf im Hintergrund mitbekommen hatte. Selten hatte sie schlechte Nachrichten bekommen und man würde es zwar nicht glauben, aber das würde sie sicherlich noch lange beschäftigen.
Sie hob den Blick wieder und lächelte die beiden leicht an. Es fiel ihr schwer, wieder einen Redeschwall von sich zu geben und das erste mal stockte sie. Oh ja. Also... ich mag das warme Wetter. Und danke Avon für das Eis! sagte sie fröhlich, wobei ihre Augen immer noch ein wenig verwirrt waren. Als Phönix war es wohl eher klar, dass das Element Feuer in ihrem Blut war und sie somit nichts gegen diese Hitze hatte. Heute war es zwar wirklich extrem heiß, aber wirklich stören tat sie das nicht. Avon richtete eine Frage an Chloe und Feni fing schweigend an der Serviette auf dem Tisch zu spielen. Sie faltete sie langsam zu einem Flieger. Warum waren Sky und Noah abgereist?
Sie aßen ihr Eis und Chloe und Avon unterhielten sich noch ein wenig. Feni allerdings war noch zu abgelenkt mit dem Verschwinden von Noah und Sky. Nachdem sie alle ihr Eis aufgegessen hatten, verabschiedete Feni sich schnell von ihnen. Sie wollte noch gucken, dass sie vielleicht den Nachmittag noch irgendwen neues kennen lernen konnte.
Die anfängliche gute Laune von Fenice schien ziemlich schnell wieder weg zu sein. Der Grund dafür war die Aussage von Avon, der sie mit der Realität konfrontierte. So war leider das Leben und damit musste sich die Rothaarige wohl abfinden, ob sie wollte oder nicht. „Es gibt Schüler, die nach einiger Zeit einfach wieder in ihr altes Leben zurück wollen. Oder einfach Heimweh haben, aber es können auch andere Gründe dafür verantwortlich sein. Das ist der Lauf der Dinge und das ist ganz normal“, ergänzte die Schwarzhaarige nach Avon noch. Ob Fenice dies verstehen würde, wusste Chloe nicht, aber sie verstand auch, dass sie dies ein wenig traurig stimmte. Sie schien so bemüht zu sein neue Freunde zu finden und dann waren zwei Personen, die sie kannte, schon wieder weg. Der Griechin tat das Mädchen wirklich leid, aber an dieser Situation konnte sie auch nicht viel ändern. „Aber Kopf hoch. Auch wenn manchmal Freunde wieder gehen, wirst du neue finden und die Erinnerungen an die, die weg sind, behalten“, sagte Chloe mit dem erneuten Versuch sie ein wenig aufzuheitern. Der Blauhaarige wechselte gleich darauf das Thema. Hatte Fenice ein Problem mit dem Orientierungssinn? Vielleicht sollte ein Erzieher ihr mal eine Karte der Insel geben? Nur zur Sicherheit, damit sie sich nicht verlaufen konnte. Aber vielleicht kannte sie ja noch eine Person, die ihr noch andere Orte zeigen konnte? „Eventuell kann dir jemand noch andere Ecken der Insel zeigen. Hier gibt es wirklich sehr schöne Orte, die du unbedingt mal sehen solltest“, antwortete sie dem Mädchen und lächelte sie freundlich an.
Nachdem die beiden sagten, welches Eis sie haben wollten, bestellte Avon dies und auch sein eigenes. Danach ging die Kellnerin wieder. „Vielen Dank für das Eis Avon“, bedankte sich die Griechin und lächelte ihn freundlich an. Anschließend redeten die drei noch über das Wetter. Die Nixe interessierte dies auch, denn sie hatte ja noch nicht jede Jahreszeit auf der Insel gesehen und wusste auch nicht, was auf sie zukam. Dass es im Winter doch auch ziemlich warm wurde, wusste Chloe nicht. So musste sie sich wohl doch keine Winterkleidung anschaffen. „Ich freu mich schon darauf jede Jahreszeit hier auf der Insel mal zu sehen“, sagte sie danach. Gleich darauf verblüffte der Hausmeister die Ärztin. Er wusste so ziemlich genau, wann die Griechin auf der Insel ankam. Doch bevor sie etwas sagen konnte, kam schon die Kellnerin mit dem Eis. „Vielen Dank“, sagte sie zur Kellnerin, als sie ihr ihr Eis auf den Tisch stellte. Als sie dann weg war, wandte sie sich dem Blauhaarigen nochmals zu. „Ja, ist schon verrückt wie schnell alles geht. Aber ich hab mich sehr gut eingelebt. Du hast dir das Datum aber sehr genau gemerkt, wann ich auf die Insel gekommen bin“, sagte sie zu ihm und sah ihn an. War das nur Zufall? Sie gab ihre Gedanken auf die Seite und wandte sich dem Eis zu. „Ich wünsche euch einen guten Appetit“, wünschte sie den beiden Anwesenden am Tisch und lud sich den Löffel voll. Danach aß sie diesen und war angenehm überrascht. „Mhmm. Das Eis schmeckt ja richtig lecker. Danke für deine Hilfe bei der Auswahl Avon“, sagte sie zu ihm und genoss das Eis in vollen Zügen. Das Eis kühlte auch richtig gut ihren Körper. Hierher würde sie sicherlich noch öfters in den heißen Monaten kommen, da war sie sich jetzt auf jeden Fall sicher.
Nachdem sich alle gut unterhalten haben, war das Eis von Chloe auch schon aufgegessen. Es war ein wirklich gutes Eis. Sie bedankte sich nochmals herzlichst bei Avon, weil er den beiden ja das Eis bezahlt hatte. Nachdem alle ihr Eis gegessen hatten, verabschiedete sie sich von den beiden und ging ihrer Wege.
Der Countdown war abgezählt, der Bauch angespannt und die Bauchkanone zielstrebig auf ihrem Weg ins Ziel. Nur einen Sekundenbruchteil nachdem das „Go“ aus Olivers Lippen entkommen war, hatte dieser seine Strafe auch schon hinter sich. Zugegeben: Ein bisschen besorgt war sie schon, als der Dunkelhaarige sich seiner kleinen Zuckung hingab. Auf der anderen Seite konnte es ein guter Indikator dafür sein, wie sie mit ihm umsprang, sollte er es wirklich mal übertreiben. Zumindest hatte ihm die Wucht des Aufpralls nicht sein Poser-Dasein rausgeprügelt. Als hätte es den Schlag nicht gegeben, übte sich ihr Gegenüber an seinem üblichen Pokerface mit dieser kleinen Prise der Unnahbarkeit. Sogar ein Kompliment wurde in ihre Richtung geworfen. Argwöhnisch wanderte Cynthias rechte Augenbraue in die Höhe, während sie nochmals die Stelle ihres Schlages musterte. Da sie über keinen Röntgenblick verfügte, erkannte sie dort allerdings nur das übliche generische Hemd einer Schuluniform. „Sollte man ja auch irgendwie erwarten.“, erwiderte sie als wäre es eine Selbstverständlichkeit. Wer zur Hölle will denn bitteschön Schläge austeilen, wenn er nicht mal einer Fliege was anhaben konnte? Sie wollte ihm eine verpassen und ihn nicht zu Tode streicheln! Manche Leute, eh. Nur, weil Tierwesen Fell besaßen, mussten sie sich ja nicht gleich nur noch mit Knuddeln beschäftigen.
Zumindest das Eis war mit dem gerade kassierten Schlag nicht gestorben. Am Ende entpuppte sich der selbsterklärte Hundeliebhaber wohl als wahrer Glücksgriff. Die Frage, die sich Cynthia nur gerade innerlich stellte: Hatte der Typ jetzt erst recht nicht Probleme mit seiner Kirsche? Naja, auf sie drauf fallen würde er nach dem heutigen Tag wohl nicht. Zumindest wenn er mit dem Geruch einer bestimmten Löwin an sich in den heimischen Gefilden auftauchte. Doch gerade als ihr Schmunzeln darüber den Weg an die Oberfläche antreten wollte, zog sie ein schneller Ruck nach vorne und zum Ausgang des Schulgeländes. „Was zur Hölle?! Alter!“, rief sie laut hörbar und kämpfte ihre Pfote aus dem schlängeligen Griff ihres heutigen Futterspenders. „Willst du gleich noch eine, oder was?“, hängte sie gleich noch aus Sicherheitsgründen hinten an, bevor sie sich neben dem Vampir einreihte und den Fußmarsch in die Stadt antrat. Eine Strecke die man sicherlich mit unglaublich viel Smalltalk füllen konnte. Vorausgesetzt man war eine dieser hyperaktiven Cinderellas, die nichts anderes taten als nur über sich selbst, Mode, und ihre Handtasche zu reden. Cynthia hingegen bevorzugte die etwas ruhigere Variante. Gewohnt rebellisch – mit den Armen hinter dem Kopf zusammengefaltet und damit automatisch ihren Ellenbogen die Funktion eines Platzhalters zuweisend – marschierte sie zielstrebig die Straße entlang. Ihr Blick dabei stets dem Horizont zugerichtet, als würde sie sich kontinuierlich fragen, was wohl dahinter liegen würde. Dabei ärgerte es die Löwin einfach nur immens, dass sie sich nicht vorher umziehen konnte. Viel lieber hätte sie nun ihre kurze Hose, das Tanktop und ihre Lederjacke dabei. So hingegen lief sie Gefahr auch noch als gezähmtes Kätzchen abgestempelt zu werden. Das Leben als selbstverschriebener Raufbold war eben nicht einfach und Kleider machten eben Leute. So sehr sie die Mode versessenen Cinderellas auch nicht leiden konnte: Mit jemandem mal ein bisschen die Regale zu durchstöbern war selbst für sie kein abwegiger Gedanke. Vielleicht sogar ein spaßiger. Zumindest, wenn man auch die richtigen Freunde hatte. Naja … zumindest hatte ihr Schweif unter dem Rock genügend Platz um sich zu entfalten. Immer das Positive sehen …
„Boah …“, versuchte sie nach einer Weile des Schweigens die Aufmerksamkeit des Posterboys zu ergattern und fummelte sich am Kragen herum. Die Stadt war schon erreicht und der Weg zur Eisdiele somit nicht mehr weit. „Zwei Streber gehen zur Eisdiele, was ein Anblick.“, scherzte sie gewohnt sarkastisch und blickte leicht zu ihm hinüber. Das Streber ihre Knöpfe normalerweise bis oben zugemacht hatten, ignorierte sie in diesem Moment mal gekonnt. Eigentlich schon verwunderlich, dass ihr um Unterricht keiner der Lehrer dafür eine auf die Mütze gegeben hatte. „Am Ende denken die noch, ich hätte meine Manieren wiedergefunden. Dabei kratzen diese elenden Dinger so unnormal hart am Hals … warum auch immer.“, ein leicht belustigtes Schnauben entfloh ihren Lippen. „Aber wenigstens hab‘ ich freie Beine.“, ein kurzer Blick wanderte über Olivers Hosen, dann kurz zu ihrem Rock. „Da will ich ungern tauschen, Bruder. Ist bestimmt unnormal warm darin … außer Vampire lieben Wärme, keine Ahnung.“, eine kurze Pause mogelte sich in ihren Redefluss, „Aus welcher Ecke kommst du nochmal?“. Auf das Klischee-Kaugummi verzichtete sie jetzt erstmal. Sie hatte ihren ganzen Süßkram eh nicht dabei und Schuldete @Nojra immer noch einen Nachtisch. Wie sie das zeitlich hinbekommen sollte, war ihr immer noch ein Rätsel.
"Man widerspricht oft einer Meinung, während uns eigentlich nur der Ton, mit dem sie vorgetragen wurde, unsympathisch ist." - Friedrich Nietzsche
Ja, der Schlag tat weh. Aber es war nur gerecht. Jetzt waren die beide so gut wie quitt. Nur noch das Eis essen fehlte. Was @Caiwen wohl sagen würde, wenn der Schwarzhaarige von dem Nachmittag erzählte? Wahrscheinlich wäre sie sauer oder so, aber abgemacht war abgemacht. Er wollte sich das Eis essen nicht nehmen lassen, egal von wem. Da konnte ein Zug drüberfahren. Aber gut, er würde wahrscheinlich eh früher als gedacht erfahren, was Caiwen mit ihrer Drohung per SMS meinte. Ob er diese überhaupt ernst nehmen sollte? Eigentlich hatte er ja vor der Schwarzhaarigen keine Angst. Auch die SMS brachte bei ihm kein Gedanke zum Vorschein, dass ihm etwas wirklich Schlimmes bevorstand. Aber gut, er würde es sicherlich früh genug erfahren. Als dann Oliver die Löwin mit sich zog, wurde sie sofort wieder lauter und sauer. Er wollte sie ja nicht zurück lassen und allein ihren Eisbecher auch noch verspeisen. Doch der Griff des Dämons war sowieso recht locker, weshalb es nicht lange brauchte, bis Cynthia ihre Hand aus seinen Fängen bekam. Oliver blieb kurz stehen und wandte sich der Blondine zu. „Wer weiß. Vielleicht steh ich ja auf Schläge“, antwortete er ihr nur frech grinsend und streckte ihr kurz die Zunge heraus. Danach drehte er sich wieder um und machte sich auf den Weg zum Eiscafe. Oliver wusste, dass sie mitkommen würde, denn zu einem gratis Eis hatte sie bisher noch nicht nein gesagt. Wahrscheinlich war ihr dies das wichtigste am heutigen Tag. Neben dem Schlag natürlich. Gleich darauf entdeckte er sie auch schon neben ihm laufend. Gut, jetzt konnte ein hoffentlich toller Nachmittag beginnen.
Der Dämon konzentrierte sich ein wenig auf den Weg. Er wusste die ungefähre Richtung, aber nicht exakt genau, wo sich das Eiscafe befand. Deswegen war es auch während des Weges auch ein wenig ruhiger zwischen den beiden geworden. Es war mittlerweile fast zu ruhig. Ein Blick neben sich, zeigte, dass Cynthia noch nicht einfach abgehaun war. Sie beobachtete den Himmel weiter. Sie sah aus wie ein Rowdy in zu artigen Klamotten. Ein Grinsen formte sich auf dem Gesicht des Amerikaners. Seltsames Auftreten, dass sie an den Tag legte. Kaum war sein Gedankengang zu ende, fing Cynthia an zu reden. Hatte sie gerade seine Gedanken gelesen? Dass Löwen sowas konnten, war doch recht unwahrscheinlich. Das vorherige Grinsen von Oliver wurde breiter. Er schmunzelte vor sich hin und schnaubte leicht belustigend. Dass sich gerade Cynthia in einem krassen Redefluss befand, war erstaunlich. Noch nie hatte der Schwarzhaarige sie so aktiv reden gesehen. Eigentlich hatte er gedacht, dass sie nicht so auf Kontakte aus war. Aber gerade jetzt bewies sie ihm das Gegenteil. Sie war ja fast so wie @Fenice. Dass die Löwin ihn für einen Vampir hielt, fand er lustig. Sollte er es ihr sagen, was er wirklich war, oder sie im Dunkeln darüber lassen? Der Amerikaner entschied sich dies erst einmal für sich zu behalten und den Witz darin zu genießen. Es würde sicher interessant werden, wie sie reagieren würde, wenn sie wüsste, was er wirklich war. Oliver war zwar ein wenig überrascht, über den plötzlichen Wechsel der Persönlichkeit von Cynthia, aber trotzdem stand er ihr für die Antworten parat. „Also wenn es dich so am Hals juckt, kann das entweder am Material oder an der Kragenweite liegen“, gab er ihr als Tipp. Was sie damit machte, war ihre Sache. „Aber ja, eine knielange Jeans wär mir jetzt auch lieber. Aber für das Eis ist es das sicher wert“, fügte er anschließend noch mit an. Dass die Blondine nun noch eine persönliche Frage gestellt hatte, verwunderte den Dämon am meisten. Er hatte wirklich nicht gedacht, dass es sie überhaupt interessieren würde. „Ich? Ich komme aus Miami, Florida. Und du? Kommst du klischeehaft aus Afrika?“, fragte er das Mädchen anschließend noch und sah sie von der Seite an. Löwen gab es ja hauptsächlich nur in Afrika. Doch sein Gedankengang über Löwen wurde unterbrochen, als er dann seinen Blick wieder nach vorne wandte. Der Schwarzhaarige wurde schon ein wenig aufgeregt, als er das Eiscafe sah. „Das ist es. Hier wollte ich schon immer ein Eis essen“, sagte er und zeigte auf das Gebäude, damit Cynthia wusste, über welches er sprach. Jetzt waren sie schon fast da.
„Kann sein …“, äußerte sich die Löwin leicht nachdenklich und versuchte im gleichen Atemzug die Historie ihrer Kleidungsbeschwerden im Kopf nochmal durchzugehen. Es war ja nicht immer so gewesen. Vorher war es halt einfach nur die Schuluniform. Das ihr der Kragen jetzt solche unnormalen Probleme bereitete war also somit nicht mal unbedingt auf den Stoff zurückzuführen. Vielleicht war es ja wirklich zu eng … oder das Waschmittel im Wohnheim war abgrundtief scheiße. Ein bisschen Recherche wäre da bestimmt irgendwie mal angebracht. Im Zweifelsfall ließ sie sich einfach ne neue Uniform aushändigen. Wer wollte bei ihr schon verneinen, dass sie „beschädigt“ wurde. Ohne das Ding wurde man ja immerhin auch aus dem Unterricht geworfen. Im Prinzip, so ihr Gedankengang, hatten die großkotzigen Lehrer also keine andere Wahl. Am Ende würde sie sowieso nicht länger als nötig in dieser Aufmachung herumlaufen; zumindest nicht laut ihrer Tagesplanung. Auf die Antwort bezüglich seiner Hose konnte die Löwin allerdings nur leicht mit dem Kopf schütteln. Ein zur Kenntnis nehmendes „Mh.“ war alles, was er von ihr als Antwort bekam. So oft wie das Eis seine Aussagen dominierte, stempelte sie ihn schon fast als Zucker-Fanatiker ab. Entweder das oder er hatte immer noch andere Intentionen hinter der ganzen Eis-Sache. Sie würde wachsam bleiben, zumindest teilweise.
Seine amerikanische Abstammung hingegen überraschte die Löwin ein wenig. Nicht, dass sie sich viel aus Amerika machte. In ihrer alten Clique gab es auch den ein oder anderen Südstaatler. Allerdings weniger merkwürdig als der Kerl neben ihr. „Eh, natürlich? Was für eine Frage...“, fuhr sie den Dunkelhaarigen am Ende seiner Frage wenig begeistert von der Seite an. Als ob Löwen aus irgendeinem anderen Kontinent stammten. Was dachte er sich? Das ihre Wenigkeit irgendeine Laborratte war, die in irgendwelchen sterilen Räumen gezüchtet wurde? Wohl kaum. Jeder Löwe kam aus Afrika, zumindest wenn er etwas auf sich und seine Abstammung hielt. Sollte ihr also irgendwann mal ein ähnliches Tierwesen aus anderen Gefilden begegnen … puh. Das wäre höchstens eine Hauskatze, mehr nicht. Dennoch: Man sollte das positive hinter der Frage sehen. Wenigstens hatte der Typ gelernt seine Fragen mit seinem Kopf zu stellen und etwas nicht ganz so Offensichtliches zu erfragen. Nicht so wie heute Morgen am Frühstückstisch, wo sie sich fragte, ob in seinem Schädel nicht doch ein Vakuum vorherrschte. „Ich kenn die Eisdiele.“, kommentierte sie seine Vorfreude eher verhalten und streckte ihre Arme mit einem leichten Gähnen einmal weit von sich. „Zumindest kann man dir keinen schlechten Geschmack unterschieben, wenigstens etwas.“. Sie hätte zwar auch jedes andere Eis einfach angenommen; immerhin war ja nie gesagt worden wie gut es sein musste, aber naja. Cynthia würde sich garantiert nicht beschweren hier einen Eisbecher auf andere kosten inhalieren zu dürfen. In die Speisekarte glotzen musste sie zum Glück auch nicht mehr, ihr süßer Gaumen erlaubte ihr schlichtweg nur eine wirkliche Auswahl: Den Amarenobecher. Teuer, unglaublich geil ... und ihre einzige Wahl wann immer sie hier war. Da die Löwin ihre Beute ungern auf der Flucht vertilgen wollte, suchten ihre Augen schon einmal nach einem geeigneten Sitzplatz. Vorzugsweise in der Sonne, versteht sich. Dennoch durfte sie hier wohl nicht ihren heutigen Gönner außer Acht lassen. „Dann pflanz‘ dich mal irgendwo hin. Deine Kohle, deine Platzwahl. Ich werde garantiert nicht im Stehen essen.“, stellte Cynthia die Fronten klar und hatte dabei schwer die ganzen Leute mit ihren Eiskugeln zu ignorieren. Bereits jetzt war der Heißhunger auf Süßes in ihr geweckt und der Gedanke, irgendeinem Kleinkind die Waffel aus der Hand zu mopsen, war zumindest in den ersten zwei Sekunden eine durchaus valide Option. Bevor Logik und Vernunft die Löwin eines Besseren belehrten und ihre gelben Augen wieder auf Oliver ruhten.
"Man widerspricht oft einer Meinung, während uns eigentlich nur der Ton, mit dem sie vorgetragen wurde, unsympathisch ist." - Friedrich Nietzsche
Den Tipp, den der Amerikaner der Löwin gab, machte Cynthia nicht wirklich gesprächiger. Aber durch einen Blick an die Seite sah er, dass sie darüber nachdachte. Vielleicht war es ja hilfreich. Vielleicht aber auch nicht. Das musste die Blondine für sich selbst herausfinden. Das waren auf jeden Fall die gängigsten Gründe, warum der Kragen von einem Hemd kratzen und sich unangenehm anfühlen kann. Es gab weitaus mehrere Gründe, aber dies musste jetzt ja noch nicht vertieft werden. Notfalls konnte Cynthia sicher auch selbst Googeln und für sich weitere Begründungen herausfinden. Die Reaktion auf die Abstammung des Schwarzhaarigen blieb aus. Aber seine anschließende Frage wurde beantwortet. Oliver musste kurz lachen. Es gab auch auf anderen Kontinenten Löwen. Ob sie das überhaupt wusste? So wie sie gerade klang nicht. Aber der Dämon konnte sich nicht vorstellen, dass sie wirklich so unwissend war. Dazu wirkte sie irgendwie zu schlau. Immerhin war es als Löwe auch nicht einfach in Afrika und da brauchte man wohl doch ein gewisses Maß an Intelligenz, um erfolgreich zu jagen.
Die Freude im Gesicht des Dämons war nicht zu übersehen. Er freute sich so sehr über die Eisdiele, wie ein kleines Kind, das ganz viele Spielsachen zu Weihnachten geschenkt bekam. Seine Augen funkelten richtig, als er das Gebäude erblickte. Die Vorfreude seiner Begleitung war eher mager. Aber davon wurde die Freude von Oliver nicht weniger. Strahlend ignorierte er das Kommentar der Löwin, auch wenn es gar nicht böse war, und machte sich auf in die Eisdiele. Er wollte einfach nicht mehr die Zeit mit unnötigem Gerede verplempern, sondern gleich schon das Eis essen. Dort drinnen konnten sich die beiden ja dann noch besser unterhalten. Als die beiden bei der Eisdiele ankamen, war es draußen recht voll. Na hoffentlich würden die beiden einen Platz noch ergattern können. Der Schwarzhaarige sah sich besorgt um. Immerhin hatte er sich so sehr auf diesen Tag gefreut. Cynthia schien es egal zu sein, wo sie saßen. „Okay“, sagte er nur und sah sich weiter um. Es war wirklich schwer einen Platz zu entdecken. Manche Leute standen, viele saßen an einem Platz und die Kellner huschten auch immer wieder vorbei. Aber im Augenwinkel sah er dann plötzlich ein Plätzchen, der zum Teil in der Sonne und zum Teil im Schatten war. „Komm mit“, befahl er ihr indirekt und bewegte sich schon einmal in diese Richtung. Immerhin wollte er nicht, dass man ihm den Platz wegnahm. Gerade als er ankam und sich auf einen Schattenplatz setzte, kam ein Pärchen auch zum Tisch. Sie sahen Oliver böse an und zischten anschließend gleich wieder weg. Ein schlechtes Gewissen hatte er nicht, immerhin war er zuerst auf diesem Platz. Er wandte sich anschließend an Cynthia. „Passt dir der Platz hier?“, fragte er sie. Ihm war klar, dass sie ihm die Auswahl überlassen hatte, aber er wollte auch, dass sie sich wohl fühlte. Andererseits gab es aber nicht so viel Auswahl. Oliver hoffte einfach, dass sie nichts zu beanstanden hatte, denn sonst müsste sie wirklich selbst einen Platz auswählen. Der Schwarzhaarige beugte sich ein wenig nach vorne, nahm die Eiskarte zu sich und sah hinein. „Weißt du schon, was du nimmst?“, fragte er danach noch seine Begleitung, während er die Karte studierte. Alles klang gut, aber was sollte der Amerikaner denn nehmen? Er war unschlüssig darüber, aber würde sich sicher bald entscheiden können.
Anscheinend war die Sitzplatzwahl etwas komplizierter als Cynthia ursprünglich angenommen hatte. Anstatt sich in Ruhe umzuschauen und in der ganzen Menge eine Gelegenheit zu suchen, stürmte der Dunkelhaarige regelrecht auf den erstbesten Platz im Schatten. Seine Hektik glich die Löwin mit einem langsamen und gemächlichen Gang aus. Kein Grund sich zu verausgaben, wenn er es schon tat. Als Vampir war sein Anreiz der Sonne zu entgehen auch sicherlich etwas höher. Wie sie sehen konnte hatte es den Posterboy auch genau zu einem solchen Platz verschlagen. So wirklich erfolgreich war der nächtliche Pirscher allerdings nicht bei seiner Jagd. Einer der zwei Plätze konnte sich mit einer Sonnenabstinenz rühmen, während der andere den Reiz der Heimat auf sich liegen hatte. Es war also klar, wo Cynthia zu finden sein würde. Vorher musste sie dem leicht angepissten Pärchen aber noch eine Schippe gekonnter Ignoranz zukommen lassen. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. So ist das eben in der Wildnis und die Eisdiele war da – als Futterplatz – nicht anders. „Klar, passt.“, wischte die Löwin seine Bedenken beiseite und packte jeweils einen ihrer Arme auf die sonnengewärmten Lehnen. Als hätte sie auf dem Weg hierhin nicht schon genug von der warmen Strahlung abbekommen, wanderte ihr Kopf gen Himmel und ermöglichte so auch dem Rest ihrer Haut von oben bis unten bestrahlt zu werden. Sie wäre bestimmt ein wunderbarer Pflanzenmensch geworden … falls es sowas überhaupt gab. Mh … wohl eher nicht. Was sollten diese Viecher auch großartig machen? Wurzeln schlagen, oder sich in eine Sonnenblume mit Gesicht verwandeln? Ein leichtes Grinsen machte sich bei der Vorstellung auf ihren Lippen breit, ehe ihre gelb stechenden Augen dem blauen Himmel entsagten und zu Oliver zurückkehrten.
„Ich nehm‘ einen Amarenobecher, da brauch ich nicht mal nachsehen.“, erwiderte sie ohne einen zweiten Gedanken an irgendetwas anderes zu verschwenden. Die süße Verlockung von Eis, Sahne und Kirschen war einfach unschlagbar. War zwar nicht sehr förderlich für den Geldbeutel, aber wenn es ihm darum gegangen wäre Zen zu sparen, hätte ihr der Typ auch einfach ein Milcheis in die Hand drücken können. Am Ende – so ihre Gedanken – wäre sie genauso dankbar abgezischt. Sie war die Letzte, welche sich über gratis Sachen beschwerte. Besonders kostenfreier Alkohol schmeckte mitunter doppelt so gut, aber das war eine andere Geschichte. Vielmehr störten sie die Blicke, welche auf ihren Pelz fixiert waren. Klar, Isola war ein Ort der besonderen Wesen. Trotzdem schien ein halber Löwe irgendwie noch was besonderes zu sein … und es nervte. So sehr, dass sie ihren Beobachtern einen dezenten „Fick dich“-Blick zuwarf. Wenn es um Charme ging, war Cynthia immer ganz vorne mit dabei. „Also, Sunnyboy.“, spielte sie mit seiner Florida-Vergangenheit und ließ ein leichtes Grinsen auf ihren Lippen erscheinen. „Wie siehts aus? Trinkst du? Gehst Feiern?“, stellte Cynthia die für sie essentielle Frage und ließ einen entspannten Blick seinen Körper entlangwandern, ehe sie erwartungsvoll und mit mildem Interesse in seine Augen blickte. „Machst mir nämlich eher den Eindruck dich den ganzen Tag mit Apfelsaft zuzuschütten und Kaffeekränzchen zu halten.“, und das klang zwar ernst, war im Endeffekt aber nur ein kleiner Scherz. Woher sollte sie wissen, was er den ganzen Tag zu sich nahm. Sie war kein Fan-Girl von ihm und der Blutsauger war nun bei Gott nicht das Interessanteste Wesen auf dem Planeten; besonders nicht für sie. Im Grunde genommen suchte die Löwin gerade einfach nur nach einem Punkt, den die beiden zumindest entfernt gemeinsam hatten. Sie rechnete ehrlich gesagt nicht damit, dem Hengst auch nur irgendwo ähnlich zu sein. Mal sehen ... sie wäre auch mit keiner Antwort zufrieden. Zum Eis essen brauchte man nämlich nicht reden und sie musste sich nicht unbedingt lange unterhalten. Wenn er ein Mädchen für Smalltalk haben wollte, musste er sich schon seine Hundekirsche herholen.
"Man widerspricht oft einer Meinung, während uns eigentlich nur der Ton, mit dem sie vorgetragen wurde, unsympathisch ist." - Friedrich Nietzsche
Der Blondine passte der Platz gut. Oliver war darüber erleichtert. Immerhin war es gerade sehr schwer hier draußen einen Platz zu ergattern. Aber hätte ihr der Platz nicht gefallen, dann hätte der Amerikaner mit Sicherheit sie einen neuen Platz suchen lassen. Denn auf einen erneuten Spießroutenlauf hatte er keine Lust. Aber zum Glück musste er sich nun keine weiteren Gedanken darüber machen. Die Sonne schien Cynthia sehr klischeehaft zu gefallen. Löwen lagen gerne in der Sonne. Katzen hatten ja die Wärme allgemein sehr gerne. So war es bei ihr auch nicht anders. Ein Grinsen formte sich im Gesicht des Schwarzhaarigen. Ob es bei ihr wohl eine bestimmte Stelle gab, die man streicheln konnte, bei der sie dann wie eine Hauskatze schnurrte und brav wurde? Schwer vorstellbar, immerhin war sie eher rebellisch angehaucht. Aber lustig würde er dies trotzdem finden.
Die Karte war nicht die größte, aber durchaus ausreichend. Ein Blick auf die Tische nebenan zeigte, dass es keine Präferenzen auf der Insel gab. Alles war vertreten. Das machte die Auswahl für Oli nicht einfacher. Cynthia kannte ihre Wahl schon. Anscheinend ihr Lieblingsbecher. „Klingt gut. Dann nehme ich…“, sagte er und sah sich nochmals die Karte an. Im Kopf spielte er Ene meine Muh mit dem einzelnen Becher. „…. den Früchtebecher mit Vanilleeis“, sagte er danach dann und war glücklich über seine Entscheidung. Ein klassischer Becher, bei dem man nie etwas falsch machen kann. Gut, die Früchte waren sehr ausschlaggebend bei diesem Becher. Die Qualität war wichtig und wenn es keine gute wäre, dann würde Oliver mit Sicherheit diesen auch zurückgehen lassen. Als er dann das Mädchen wieder ansah, bemerkte er, dass sie etwas störte. Der Dämon folgte ihrem Blick in die Richtung der anderen Tische. Dort gab es einige Leute, die die Löwin anstarrten. Als Oliver diese jedoch ansah, sahen diese peinlich berührt auch wieder weg. Danach drehte er sich wieder um und wandte sich Cynthia zu, die gerade in dem Augenblick auch schon einige Fragen stellte. Sie nannte ihn aber zuvor noch Sunnyboy. Hatte er jetzt wieder einen neuen Spitznamen bekommen? Irgendwann würde Cynthia auch von ihm einen Spitznamen bekommen, den ihr nicht gefiel. Aber darauf reagieren konnte Oliver nicht wirklich, denn sie sprach sofort weiter. Die Fragen hatte der Dämon nicht erwartet und blickte sie verwirrt an. Ihre anschließende Erklärung machte es aber auch nicht besser. „Also Apfelsaft trinke ich nicht und Kaffekränzchen ist auch nicht so meins. Ich mein, ich rede schon gern mit meinen Freunden, aber das wars“, sagte er zuerst einmal und da musste er ein wenig auflachen. „Aber so jedes Wochenende Feiern oder so geh ich nicht. Wenn ich aber mal weg bin, dann trink ich schon auch Alkohol. Bin jetzt aber nicht der klassische Typ, der immer unterwegs ist. Ich chill einfach auch mal gern“, antwortete er ihr daraufhin. Ob dies zu ausführlich war, konnte der Schwarzhaarige gerade nicht beurteilen. Wahrscheinlich würde er es an ihrer Laune so ziemlich gleich erkennen können. „Was ist mit dir? Bist du ein Partygirl?“, gab er die Frage an Cynthia zurück. Vor Alkohol schreckte sie sicherlich nicht zurück, aber ob sie jedes Wochenende wirklich Party machte? Da war sich der Amerikaner nicht so sicher.
Die Beurteilung von Olivers Becherwahl erfolgte eher Instinktiv als wirklich gewollt. Trotzdem konnte man in den Kopfbewegungen der Löwin ein leichtes hin und her beobachten. Fast so, als wolle sie seine Auswahl mit der ihren vergleichen. In Wahrheit versuchte sich die große Naschkatze nur auszumalen wie beides im Vergleich schmecken würde. Was war süßer? Woraus konnte man mehr Gaumenfreude gewinnen, ohne gleich so viel Zen ausgeben zu müssen? Am Ende dieses kurzen Gedankenspiels kam allerdings dasselbe wie immer heraus: Es gab einfach keine Alternative und nicht ein einziger Eisbecher auf der Karte des Eiscafés würde ihre Meinung diesbezüglich ändern. Am Ende, so stand es jetzt schon fest, würde sich die Anzahl ihrer Eiscafé-Besuche trotzdem nicht erhöhen. Es war immerhin auch eine Frage des Geldes und Cynthia war jetzt nicht gerade sehr liquide. Zumindest die Wartezeit konnte Cynthia mit ihrer Kaffeekranz-Andeutung überbrücken. „Gerne mit Freunden reden“, was für ein Statement. Klang als würde er sich in eines dieser Freundschaftsbücher eintragen, die es immer an der Grundschule gab. Ja … auch Cynthia hatte eines gehabt. Auf der anderen Seite war sie damals auch noch eine ganz andere Persönlichkeit. Erfrischend war die Reaktion von Oliver alle Male. Auf dumme Fragen bekam man eben nicht selten auch dumme Antworten. Wenigstens das hatte sich der Posterboy relativ schnell gemerkt und seine Schlagfertigkeit ausgegraben. Von daher gab es weder ein genervtes Augenrollen, noch ein angestrengtes Seufzen. Lediglich ihre Mundwinkel verzogen sich zu einem amüsierten Grinsen, während sie sich innerlich schon ihren nächsten Kommentar zurechtlegen wollte. Verschwendete Energie, wie sie kurz darauf feststellen musste. So dumm wollte sie der Dunkelhaarige wohl doch nicht sterben lassen und Cynthia würde lügen, wenn ihr die Work-Life-Balance des Sunnyboys aus Florida nicht zusagte. Im Grunde genommen fragte sich die Löwin gerade nur, warum der Idiot nicht gleich von selbst mit sowas um die Ecke kam. Wobei … konnte auch an dem Käfig liegen, den ihm eine gewisse Hündin auferlegt hatte. Cynthia grinste innerlich bei dem Gedanken, wer hier wohl wen an der Leine zu haben schien. Allerdings waren das ja nur Vermutungen. Einen Beweis hatte sie dafür nicht – woher denn auch?
Die Identität als Party-Girl hingegen konnte sie allerdings nicht wirklich abstreiten. Irgendwo entsprach es ja der Realität. Ernsthaft Gedanken darüber hatte sich Cynthia noch nie gemacht. „Kommt drauf an.“, und die Löwin lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und machte zur Abwechslung mal einen recht entspannten Eindruck. „Klar, sicher. Spricht wohl nichts dagegen.“, und sie zuckte mit den Schultern als wäre ihr die Auswirkung dieser Antwort egal, „Partys an sich können Bock machen, sobald die richtigen Leute da sind.“. In ihrem Kopf spielten sich dabei vor allem Trinkspiele, Billiard und Armdrücken ab. Selbst etwas unkonventionellere Kartenspiele durften da natürlich nicht fehlen. Sobald der Alkoholpegel hoch genug war konnte man eigentlich alles machen. Gute Laune und Alkohol gingen eben Hand in Hand, so ungern man das für sich auch akzeptieren wollte. „So lange was mit ordentlich Wumms in der Theke steht, passt es. Der Rest kommt von alleine … zumindest meistens.“, was mit einem frechen und belustigten Grinsen untermauert wurde, während ihre gelb-stechenden Blicke beinahe schon Nostalgisch dreinblickten. Als würde sie über eine längst vergangene Zeit reden. Was sie – zumindest in ihren Augen – auch tat. Gute Feiern suchte man auf Isola in letzter Zeit vergebens. Eigentlich wurde es mal wieder Zeit, dass sich jemand hervortat und mal wieder so eine Zusammenkunft organisierte. Sie würde bei sowas vermutlich nur absagen ernten, da machte sich Cynthia keine Illusionen.
Unterbrochen wurde die Ausführung der sonnenliebenden Raufschwester von der hiesigen Bedienung, welche prompt nach den Entscheidungen des frisch hier sitzenden Pärchens fragte und von Cynthia ein lässiges „Amarenobecher.“ erntete. Satzbau war ihr in dem Punkt echt ein Fremdwort. Sie sah es auch nicht ein mehr als nötig mit Leuten zu reden, die eh nur freundlich waren, weil es ihr Job war. Trinkgeld war das Stichwort und Cynthia gab nie Trinkgeld, einfach aus Prinzip. Ladenbesitzer gaben dir ja auch nicht mehr Wechselgeld, weil du so lieb und nett bestellt hast. Mal ganz abgesehen davon, dass jeder Zen auch für eine Flasche Whiskey benutzt werden konnte. Momentan hatte sie zwar noch drei Flaschen in ihrem Schrank, aber wie lange die halten würden kam immer auf die Gesellschaft an. Die Cinderellas in ihrem Zimmer würde vermutlich nicht dazugehören, waren bestimmt alles teetrinkende Schnepfen. „Aber in letzter Zeit noch irgendwo nen gutes Event zu finden? Keine Chance, man. Der Ball letztens war ja auch richtig öde, wie ich mir hab sagen lassen.“. Vor allem, weil so gut wie jeder in seiner feinsten Kleidung dort aufgetaucht war. Allein bei dem Gedanken sich selbst in einem Kleid zu sehen, stellten sich deutlich sichtbar ihre Ohren auf und der schweif ließ ein despektierliches Zucken vernehmen. Unglaublich abturnend!
"Man widerspricht oft einer Meinung, während uns eigentlich nur der Ton, mit dem sie vorgetragen wurde, unsympathisch ist." - Friedrich Nietzsche