Ein kleines und nettes Cafe, indem man in Ruhe seine Zeitung lesen kann ohne gestört zu werden. Viele kennen sich hier einander und sind offen zu fremden Leuten. Die alten, gelben Stühle und Sitzbänke drinnen und draußen sehen teilweise schon etwas mitgenommen aus, dennoch sind sie gemütlich und laden zum Verweilen ein. Die Tresen sind oft für die Stammgäste reserviert, die Fußballspiele im Fernsehen betrachten können. Oft finden sich hier auch Jugendgruppen, die sich einen nach dem anderen Eisbecher in die Figur stellen - es soll hier aber auch die besten der Insel geben! Auch ist es möglich, sich im Vorbeigehen beim Eisstand vor dem Cafe ein selbstgemachtes Tüteneis in verschiedenn Sorten mitzunehmen.
Gorou setzte sich zu den beiden an den Tisch. Ein freundliches Lächeln bildete sich auf dem Gesicht von Lydia. Es war schön wieder neue Personen kennenzulernen. Es machte ihr sichtlich Freude. Wenn sie jetzt jemand auf Mike oder ihrem gebrochenen Herz ansprechen würde, würde sie wahrscheinlich nicht mal mehr wissen, was da war. Sie war so glücklich, dass die beiden Jungen hier waren und mit ihr sprachen, dass sie das alles mit Mike schon wieder verdrängt hatte. Wahrscheinlich trug auch das Eis, das sie gerade aß, einen Teil mit bei. Aber das war egal, denn es ging ihr gerade sehr gut. Nachdem die Irin klargestellt hatte, zu welcher Rasse sie explizit gehörte, schien der Braunhaarige richtig begeistert zu sein. Ein Lächeln bildete sich auf den Lippen von Lydia. „Jetzt kennst du eine Person“, antwortete ihm das Tierwesen anschließend. Es schien für ihn wirklich eine Art Sensation zu sein. Aber gut, die Schwarzhaarige hat sowieso noch nicht sehr viele Personen hier getroffen, die so ähnlich aussahen wie sie. Die einzige Person war Gorou gerade. Ob es in Zukunft noch mehr Leute wie die zwei geben wird? Vielleicht. Lydia würde sich freuen. Aber das war sowieso nur etwas, dass die Zukunft bringen würde. Viel lieber konzentrierte sich die Irin gerade auf ihre Gesprächspartner. Der Rosahaarige beantwortete zum Glück die erste Frage des Menschenhundes schnell. Währenddessen konnte sich Lydia ein Löffel Eis in den Mund stecken und das Aroma von Himbeere genießen. Beeren waren einfach etwas Tolles. Erd- und Himbeeren waren einfach die leckersten, die es gab. Jedenfalls wenn es nach der Wölfin ging. Tylor gab die Frage über die Klasse an den Jungen zurück. Gespannt wartete die Irin auf eine Antwort von Gorou, denn eventuell war er ja auch in der Sonnenklasse. Das würde sicher lustig werden! Ob er überhaupt wusste in welcher Klasse er war? Lydia musste an ihren Anfang zurückdenken. Sie hatte es nicht gleich am Anfang gewusst, aber durch eine Liste am Eingang der Schule, konnte sie ziemlich schnell ihre Klasse herausfinden. Ob das mittlerweile anders war? Viele Schüler wurden ja auch irgendwo auf der Insel von einem Erzieher oder der Direktorin abgeholt. Vielleicht erzählten diese dann den Neulingen schon, wo sie am nächsten Tag hinmussten. Das Thema ging jedoch schnell in eine andere Richtung, denn Gorou wartete nicht lange nach seiner Frage und stellte gleich darauf die nächste. Diese ging nun an Tylor, der nicht sehr begeistert davon war. Er sah kurz zu Lydia und diese sah ihn in direkt an. Was war denn jetzt los? Ihr blick schien ein wenig Verwirrung auszustrahlen. Die Wölfin verstand nicht, warum es so schlimm für ihn war, dass er eine Nixe war. Ob sie das eines Tages mal bei dem Rosahaarigen ansprechen sollte? Unsicher darüber lauschte sie der Antwort von Tylor. Lydia blieb stumm und sah Tylor immer noch verwirrt an. Gleich darauf wandte sie aber ihren Blick von ihm ab und sah zum Eis, um sich noch einen Löffel von der Schokolade zu gönnen. Zum Glück schien Tylor das Thema zu wechseln, denn er gab ihm Geld für ein Eis, dass er sich derweil holen könnte. Dabei war die Hilfsbereitschaft des Rosahaarigen aber auch nicht außer Acht zu lassen, denn er hätte Gorou auch begleitet, wenn dieser es wollte. Die Irin wartete ab, was Gorou nun machen würde. Erst wenn er wieder hier sein würde, würde sie ihn nach seinen Hobbies fragen. Eventuell gab es da ja was sehr Interessantes.
Donnerstag, 15. Juni 2015, am Abend mit @Tylor & @”Lydia Johnson”
Fasziniert betrachtete ich die beiden vor mir. Ich hoffte für den Moment, dass alle Schüler hier so nett sind. Apropos Schüler, mir wurde die Sonnenklasse genannt und ich legte meinen Kopf nachdenklich schief. In welcher Klasse war ich nochmal? Das stand doch in meiner Nachricht vom Schulleiter. Sonne? Nein, das wars leider nicht... Mond ebenfalls nicht, dann ist es... Meine Öhrchen legten sich leicht traurig an und ich schüttelte auf Tylors Frage langsam meinen Kopf. "Sternenklasse." Ich setzte ein leichtes Lächeln auf, denn das bedeutet ja noch nicht das Ende der Welt. Der Pinkhaarige fragte ob ich meinen ersten Tag noch vor mir habe und ich nickte ihm zu. "Ich bin schon total aufgeregt! Ich war noch nicht lange in einer Schule. Hoffe, wir lernen tolle Dinge!" Meine Ohren sprangen wieder nach vorne während ich begann zu Tagträumen. Vielleicht kann ich meine Fähigkeiten im Fährtenlesen verbessern? Ob wir viel im Team machen werden? ich bin ja so aufgeregt! Schließlich sah ich kurz zu Lydia und dann zu Tylor. "Wie lange seid Ihr denn schon auf der Insel?" Vielleicht bin ich ja schon zufällig an zwei Experten geraten. Man könnte bestimmt einige lustige Dinge zusammen unternehmen, wenn die beiden sich etwas auskennen.
Lydia schien sich ebenfalls zu freuen, dass sie einen entfernten Verwandten in mir gefunden hat. Das beruhigte mich, denn wie ich Wölfe kenne sind sie manchmal etwas stur und wollen auch gern mal allein sein. Bei Fremden sind sie reserviert und misstrauisch, aber Lydia ist gar nicht so! Sie schien gut sozialisiert zu sein und das half unserer neuen Beziehung, also freute ich mich. Das signalisierte ich mit einem entspannten wedeln, langsam von einer Seite zur anderen. Auf meine Frage reagierte Tylor allerdings etwas anders. Er gab mir keine klare Antwort, doch etwas anderes konnte ich mir unter dem Geruch nicht ausmalen. Er mag das Meer, vielleicht ist er einfach ein Meermensch? Aber was ist der unterschied zu einem Fischmenschen? Ich schaute ihm nachdenklich ins Gesicht, merkte aber dass er wahrscheinlich nicht gern drüber redete, also ließ ich das Thema einfach fallen. Ich sah zu Lydia und konnte ihren Blick nicht ganz werten. Sie schien jedenfalls mehr zu wissen als ich, war aber wohl nicht ganz überzeugt von Tylors Antwort. Nun, was solls? Ich möchte die Stimmung nicht ruinieren also wechselten wir das Thema.
Meine anfängliche Trauer wegen des nicht vorhandenen Geldes war schnell weggeblasen als Tylor mir ein Paar Münzen rüberschob. Meine Ohren schnellten bei dem Klimpergeräusch nach vorn und ich blickte für einen Moment zwischen dem Geld und Tylor hin und her. "Bist du sicher? Ist das echt ok?" Er fragte mich ob er mich begleiten soll, doch ich schüttelte sofort den Kopf. "Nicht nötig! Hab vielen Dank!" Ich verneigte mich, so gut es im Sitzen mit einem Tisch vor mir eben ging. Dann sah ich mich hinter meinem Rücken um und entdeckte einen Schalter, wo einige Leute standen. Da werde ich das "Eis" wohl bekommen können. Ich drehte mich lächelnd zu den beiden Mitschülern. "Bin gleich wieder da!", sagte ich fröhlich und machte mich fix auf den Weg.
Es dauerte ein Paar Minuten bis ich an der Reihe war, doch das störte mich nicht. So konnten sich die beiden etwas über mich austauschen. Ich bemühte mich auch nicht zu lauschen. Es war ohnehin nicht so leicht, weil überall Leute redeten. Ich wurde gefragt was man mir geben kann und ich reichte der netten Frau in Uniform das Geld von Tylor. "Zwei Kugeln?", fragte Sie als sie es entgegennahm und ich nickte. "Welche Sorten?" Ich blickte auf die farbigen Töpfe in der Kühltheke vor mir. Da standen Namen der Sorten dran. Es gab eine Menge davon. Viele waren nach Naturmaterialien, Beeren und Früchten benannt aber es gab auch Sorten in komischen Farben und deren Namen halfen mir auch nicht wirklich. Schlumpf? Bubblegum? Und was zur Hölle ist Eierlikör? Ich erkannte viele Sorten aber es gab auch einige, die fruchtig rochen, die ich allerdings noch nie gehört habe. Melone, Zitrone, Waldmeister, Banane, Maracuja, Kiwi, Mango. Die Wahl war schwierig. Die Verkäuferin sah mich fordernd an und ich wurde leicht nervös. "Ähm... Zitrone..." murrte ich und sie schaufelte eine Kugel hinaus. "Zwei mal?" Ich überlegte und sie sah zu mir auf. "Äh..." Ich schaute wieder zwischen den vielen Sorten umher. "Waldmeister." sagte ich schließlich und die Dame schaufelte eine grüne Kugel neben die weiße. Sie stecke eine kleine Waffel und einen Löffel oben rein und stellte das Schüsselchen vor mir auf den Tresen. "Danke sehr und guten Appetit." Ich nickte und nahm die Portion Eis mit zu den anderen.
Uff, war das stressig. ich hatte nicht so viele Sorten erwartet. Schließlich lächelte ich meinen beiden neuen Freuden zu als ich auf sie zukam. und setzte mich mit meinem Eis wieder zu ihnen. Ich schaute gespannt auf das Eis während ich den Löffel hielt. "Wisst ihr, das ist das erste mal, dass ich so ein Eis esse." murmelte ich den beiden ein wenig verlegen zu und sah dann zu Tylor. "Danke, dass du mir das ermöglicht hast." Ich atmete einmal durch und sagte zu meinem Eis: "Guten Appetit!" Ich probierte zuerst ein bisschen Waldmeister. Es schmeckte nicht so natürlich wie die Farbe den Anschein machte, aber ich weiß dass Waldmeister eine Pflanze ist. Es gefiel mir, es schmeckte und fühlte sich an als würde ich Schnee essen, nur cremiger und somit etwas angenehmer. Als nächstes probierte ich die Zitroneneiskugel. Oh, ist das sauer! Ich drückte meine Augen freudig zusammen als die Säure meine Wangen kitzelte. "Lecker!", japste ich erfreut und begann beide Eiskugeln in mich hineinzuschaufeln, wenn auch etwas zu schnell. Ich konnte nicht anders.
Plötzlich bildete sich in sekundenschnelle ein stechender Schmerz hinter meiner Stirn und ich legte den Löffel ab. Ich hielt mit schmerzverzerrtem Gesicht meinen Kopf und murrte vor mich hin. "Auuuu... was ist denn jetzt los?" hilfesuchend sah ich zu Tylor und Lydia.
Vielleicht sollte Tylor überdenken offener mit seiner Rasse umzugehen, denn er kam noch nicht dazu mit Luana zu klären, wie sie das Thema zwischenzeitlich handhabte. Die Familie hatte teils grosse Probleme mit Menschen, die zu sehr an den Flossen von Meerjungmenschen interessiert waren, sodass sie ihre Kinder entsprechend schützen wollten. Wenn aber seine Schwester hier herumrannte und jedem erzählte, dass sie Nixen waren, käme es Tylor nicht passend darüber zu schweigen. Sie waren Zwillinge, natürlich waren sie von derselben Rasse, anders wäre es schlicht und einfach nicht möglich gewesen. Es bestand sogar eine gute Möglichkeit, dass Lydia von Lu wusste, was sie war und er jetzt gerade mit einem sehr verwirrten Blick der Wölfin angeschaut wurde. Jedenfalls war es schon zu spät und er beliess es darauf, da es nicht den Anschein machte als würde Gorou weiterhin im Thema herumstochern wollen. "Hah, seit letztem Samstag", kommentierte Tylor mit einem Lachen. "Bist also weitaus nicht der einzige Neue hier, Lydia kann wohl sicherlich schon ein wenig mehr erzählen. Ich bin auch nur daran, alles zu entdecken und zu lernen", fuhr er mit einem Schulterzucken fort, als er sich wieder einen Löffel in den Mund steckte. Das Eis war jedenfalls gut, musste man ihm lassen. Das Eiscafé würde in seinem Kopf mit einer guten Bewertung versehen werden, sodass er irgendwann später auch mal wieder zurückkommen würde.
Als sich Gorou mit den Zen-Stücken entfernte, blickte Tylor ihm mit einem lächelnden Kopfschütteln nach. "Er ist sehr enthusiastisch. Und macht gleichzeitig ein wenig ein überforderter Eindruck, was meinst du?", fragte der Neuseeländer direkt an Lydia gerichtet, die auf die Rückkehr ihres neuen Bekannten warteten. Er wollte keine Behauptungen in den Raum stellen, er fand es beinahe schon niedlich wie sein Schwanz immer mal wieder Freude zeigte und seine Laune war einfach zu gut. Lydia war eigentlich diejenige, welche von einem Tief gedrückt werden sollte, aber wahrscheinlich war es geradezu eine perfekte Ablenkung von den Tatsachen. Wenn man es nicht erwartete, kamen jene meistens sehr gut. Als sich Gorou wieder zu ihnen gesellte, blickte Tylor kurzzeitig auf seine Wahl. Die stechende Farbe des Waldmeisters liess ihn schmunzeln, sie alle schienen eine ganz andere Wahl getroffen zu haben für ihre Lieblingssorte. Da erinnerte sich der Rosahaarige daran, dass er eine von Lydias Fragen noch unbeantwortet gelassen hat. "Ja, ich mag Früchte übrigens sehr. Aber die Auswahl war einfach zu gut, das nächste Mal probiere ich weitere!" er nickte dem Jungen wieder zu und wünschte ihm ebenfalls einen guten Appetit. Ein wenig besorgt schauten die beiden Johnsons dann zu, wie Gorou relativ schnell sein Eis un sich hineinschaufelte und Tylor warf der Dame einen fragenden Blick zu. "Hey um- Du solltest nicht zu schnell essen. Geniess es ein wenig", sprach Tylor, doch da schien es anscheinend schon zu spät und das Tierwesen jaulte bereits auf. Er seufzte kurz und kam darauf zurück, dass er ihn zuvor bereits als etwas überfordert eingestuft hatte - dass es sein erstes Eis war, zeigte nur, dass er nichts über die möglichen Probleme wusste. "Dein Kopf mag es nicht, wenn es zu schnell kalt wird", murmelte Tylor ruhig. "Versuch eine Hand vors Gesicht zu halten und durch den Mund zu atmen - so ist dein Atem wärmer, dann sollte der Frost wieder weggehen." Ob es wirklich etwas helfen würde, wusste er nicht, aber er hatte das Mal von seinem Nachbar gehört, wo das Kind im Urlaub durch einen gegessenen Eiszapfen Gehirnfrost erlitt, wahrscheinlich konnte das mit Eis genauso passieren.
Leider war Gorou nicht in ihrer Klasse. Ob die Irin jemand aus der Sternenklasse kannte, an den er sich wenden konnte? Hm…. Ihr fiel kein Name ein. Kannte sie wirklich niemanden der in die Sternenklasse ging? Eigentlich konnte sich das Lydia nicht vorstellen, aber es war tatsächlich so. Wie aus dem Nichts, wurde sie dann von den Worten des Rosahaarigen aus ihren Gedanken gerissen. „Ähm?“, fragte sie eher ihr eigenes Gedächtnis, das doch etwas von dem Gespräch mitbekommen haben musste. Tatsächlich erinnerte sich die Schwarzhaarige sogleich auch schon auf einige Schlüsselwörter. Jedenfalls hoffte sie, dass es auch solche waren, denn sonst wäre das nächste, was sie sagen würde, echt seltsam. „Ja, ich bin seit Mitte März hier auf der Insel. Es gibt viele schöne Orte hier, wie zum Beispiel der Stadtpark“, antwortete sie und sah lächelnd zu Tylor. „Da kann man viele nette Leute kennenlernen“, fügte sie anschließend mit an. „Aber gibt es denn etwas Bestimmtes, das du oder auch du Tylor wissen wollt?“, fragte sie die beiden direkt. Lydia konnte sich noch an ihre Anfangszeit zurückerinnern. Sie war so überfordert mit der gesamten Situation. Ihr Kopf war voller Fragen, aber sie konnte dazumal nicht alle stellen. Doch mit der Zeit löste sich alles auf und sie konnte ganz normal hier leben, so wie jetzt. Die Eingewöhnungsphase war bei der Wölfin doch recht lang. Ob es bei Gorou und Tylor genauso sein würde? Lydia hoffte es nicht. Aber vielleicht könnte sie ansonsten den beiden dabei helfen sich einzuleben. Als Gorou weg war und sich die Wölfin ein wenig Eis in den Mund gestopft hatte, wandte sich Tylor an sie. Die Beschreibung von Gorou war sehr passend und Lydia nickte. „Ja, aber er ist schon irgendwie herzig, so wie er ist“, antwortete sie ihm lächelnd. „Du bist auch herzig, so wie du bist“, sagte sie zu Tylor und blickte ihm lächelnd dabei ins Gesicht. Die beiden waren wirklich lieb. Ob sie mit den beiden eine gute Freundschaft haben würde? Die Wölfin hoffte es doch sehr, immerhin hatte sie die beiden jetzt schon in ihr Herz geschlossen. Nachdem dann Gorou wieder zu den beiden gekommen war, beantwortete der Rosahaarige dann endlich die Frage der Irin, die sie vor einer gefühlten halben Ewigkeit gestellt hatte. Dass sie darauf überhaupt noch eine Antwort bekam, hatte sie nicht gedacht. Aber es freute sie, dass er ihr überhaupt noch eine Antwort lieferte. „Na dann bin ich gespannt, welche Sorte du als nächstes ausprobieren wirst“, antwortete sie ihm freundlich lächelnd. Dass die Eisdiele ein riesiges Sortiment hatte, wussten wohl alle hier am Tisch. Da müsste sich Tylor wohl lange durchprobieren, bis er jede Sorte einmal probiert hatte. „Guten Appetit“, wünschte sie dann noch Gorou, der auch sogleich das Eis verputzte, als ob es nichts wäre. Bevor Lydia überhaupt etwas sagen konnte, war es aber schon geschehen. Hirnschock. Eine Sache, die die Wölfin leider allzu gut kannte. Ob der Trick von Tylor wirklich half, wusste die Irin nicht, aber sie hatte eine andere Lösung, wenn man es denn tatsächlich eine Lösung nannten konnte. „Das wird gleich wieder. Du hast so eine Art Kälteschock am Kopf erlitten. Das kommt, wenn man kalte Sachen zu schnell isst. Also sowas wie Eis zum Beispiel. Aber keine Sorge, das geht wieder vorüber“, sagte sie einfach und versuchte damit Gorou ein wenig zu beruhigen, denn er wirkte ein wenig panisch.
Wow, die beiden waren schon echt lange hier! Sie hatten den Unterricht schon voll mitbekommen, Lydia sogar schon sehr lange. Ich sah sie begeistert an, wandte mich aber zuerst Tylor zu. "Man kann ja trotzdem befreundet bleiben, selbst wenn wir nicht in der gleichen Klasse sind" sagte ich zu ihm und Lydia und warf ihr einen kurzen Blick zu. Sie begann von einigen Orten auf der Insel zu erzählen. Sie erwähnte den Stadtpark. Meine Augen leuchteten auf. Wir hatten auf der Insel Japan in der Stadt auch einen Park. Dort waren viele Hunde mit ihren Menschen unterwegs. Es standen lauter Blumen und Bäume dort, die man in den Bergen nicht oft sah und viele Leute spielten mit Bällen oder Wurfscheiben. An den sonnigen Tagen war es dort am schönsten! "Ich will mit euch im Park spielen!" hauchte ich gespannt und sah für einen Moment erwartungsvoll zwischen Tylor und Lydia hin und her. "Am Strand ist es auch schön! Vielleicht können wir auch dort spielen!" Abermals schnellte mein Blick zwischen den beiden hin und her. "Bei mir Zuhause gabs solche Orte nicht." sagte ich schließlich verträumt, aber auch ein wenig bittersüß. Meine Öhrchen hingen hinab, während ich dennoch lächelte. Gerne würde ich meinen Brüdern und Schwestern auch solche Orte zeigen.
Lydia fragte Tylor und mich, ob wir was wissen wollen. Oh, so viel! Womit fange ich an? Schließlich will ich sie auch nicht mit Fragen überfordern, so wie Herr Wallin letztens. Ich legte den Kopf schief und starrte nachdenklich auf die Tischplatte. Orte? Die anderen Wesen? Ah, ich weiß! Ich hüpfte leicht auf. "Was lernt man hier denn so im Unterricht?" Ob ich irgendwann Zaubern lernen kann?
Als ich schließlich mein Eis aß und von dem ziehenden Schmerz heimgesucht wurde reagierten die beiden sehr fürsorglich. Während ich meine Hände an meinen Kopf hielt und mein schweif und meine Ohren verkrampften meldeten sich die beiden zu Wort. Tylor gab mir einen Rat, den ich alsbald zu befolgen versuchte. Ich Formte meine Hände schüsselartig zusammen und hauchte hinein. Wirklich etwas bringen tat es nicht, doch der Schmerz schien ganz langsam von allein abzuklingen. Lydia erklärte mir dann, was vor sich ging. Kälteschock? Frost? Und das nur im Kopf? Stimmt schon, ich habe noch nie das Eis vom Fluss so schnell gegessen wie das hier, aber das schmeckte auch nicht so gut. Der Schmerz verzog sich und ich entspannte mich allmählich wieder. Ich setzte ein verlegenes Lächeln auf. "Ich hab noch nie so leckeres Eis gegessen..." informierte ich die beiden. Ich überlegte wie man dieses leckere Eis wohl herstellt. Ich nahm meinen Löffel wieder zur Hand und begann - diesmal langsam - mein Eis weiter zu essen.
"Man muss überhaupt nicht in derselben Klasse sein, um befreundet zu sein, wer sagt denn so etwas? Schliesslich können wir uns nicht aussuchen, ob unsere Kameraden nett sind oder nicht", kommentierte der Rosahaarige schulterzuckend. Freunde sichte man sich sowieso selber aus, wen man sympathisch fand und wen nicht. Die seit März hier hausende Lydia erzählte über den Stadtpark, worauf Gorou sofort ansprang und über den Park schwärmte. Tylor hatte jenen noch nicht gesehen und würde sich wohl auch darauf einlassen, auch wenn er zu diesem Zeitpunkt nicht genau wusste, ob er wirklich der Richtige war für spielen. "Am Strand war ich bisher jeden Tag. Denke ich werde irgendwann mal schauen, ob es noch weitere schöne Gebiete am Wasser gibt.", kommentierte der Neuseeländer ruhig. Er riecht anscheinend ja bereits nach Meersalz. "Also dein Unterricht hängt ein wenig davon ab, was du gewählt hast. Ich bin vor allem im Fähigkeitentraining und im Sport. Wir haben aber diese Woche auch schon Rassenkunde, Geschichte und so Zeugs gehabt. Theoretisches Zeugs. Liegt mir eher weniger." Sein Eis neigte sich leider bereits langsam dem Ende zu, es war aber auch lecker. Lydia meinte bereits, dass sie gespannt wäre, welches er als nächstes probieren würde und er stimmte dem nickend zu - ja, er auch. Es gab vieles noch zu entdecken. Dass das Tierwesen Gorou als herzig bezeichnete und ihn selber als das gleiche, überspielte er mit einem gekonnten Grinsen. Er mochte Komplimente, aber er zeigte nicht gerne, dass er sie mochte. "Gleichfalls", war alles, was er lächelnd zurückgab.
Lydia erklärte bereits, dass es von selber weggehen würde, was wohl auch der Fall sein würde, denn der Junge beruhigte sich langsam und schien wieder klar denken zu können. Die beiden musterten ihn noch eine Weile, ehe Tylor vorsichtig fragte: "Gehts wieder?" Dass er jedoch wieder den Löffel nahm und nun langsamer zu essen begann, war definitiv ein gutes Zeichen. Für einen Moment beobachtete Tylor noch weiter, ehe er sich wieder komplett entspannte. Nichts passiert. "Gibt es keine solchen Dinge, wo du herkommst, Gorou?", fragte er an den Jungen gerichtet, der wieder richtig zufrieden aussah.
„Klar sind wir dann trotzdem befreundet“, antwortete sie am Schluss noch auf die mehr oder weniger Frage des Hundes. Lydia hätte es komisch gefunden, wenn sie ihn am nächsten Tag ignoriert hätte und nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte. Immerhin war das auch nicht ihre Natur. Ignorieren schon mal gar nicht und keine Freundschaft zu haben auch nicht. Aber das würde Gorou nun sicher auch feststellen, denn auch Tylor vertrat dieselbe Meinung. Nachdem die Wölfin vom Park erzählt hatte, schien der Braunhaarige wieder sehr aufgeregt zu sein. Er wollte wohl unbedingt dorthin gehen. Den Strand hatten wohl beide Jungen gerne. Lydia lächelte die beiden an. „Na dann, können wir uns sicher mal an einem der Orte treffen und ein Eis essen, spazieren, schwimmen oder sonst noch irgendetwas machen“, bot sie den beiden einfach mal an. Die weiteren Worte von Gorou ließen die Irin aber nicht in Ruhe. Was meinte er damit, dass es an seinem Zuhause solche Orte nicht gab? Durfte die Schwarzhaarige überhaupt nachfragen? Würde sie vielleicht Salz in eine offene Wunde streuen? Lydia wusste das alles nicht, aber irgendwie wollte sie es trotzdem wissen, denn auch sie selbst kannte sehr vieles nicht. Ob die beiden eventuell ein ähnliches Schicksaal erlitten hatten? Die Neugier darüber war so groß, dass sie den vorherigen inneren Konflikt einfach ignorierte und ihn fragte. „Was meinst du denn damit, dass es solche Orte bei deinem Zuhause nicht gab? Woher kommst du denn?“, fragte sie nach. Ihre Neugier war vielleicht im Gesicht anzusehen, aber es war ihr egal. Sie war nur auf die Antwort von Gorou fokussiert. Doch dann kam das schlechte Gewissen, das ihr sagte, dass sie ihn eventuell zu sehr drängte. „Ähm… du musst nicht antworten, wenn du nicht willst“, fügte sie dann noch hinzu. Die Wölfin wollte nicht, dass sich der Junge in ihrer Gegenwart unwohl fühlte, weil er nicht gleich seine ganze Lebensgeschichte erzählen wollte. Mittlerweile schmolz das Eis rasant. Über diese Entwicklung war die Irin nicht stolz. Sie fing an das Eis schneller zu essen, um noch überhaupt Eis zu haben. Zum Glück kam Tylor ihr zur Hilfe und erklärte derweil die Unterrichtsfächer. Als die Irin dann ein Stück des letzten Eis hinuntergeschluckt hatte, konnte sie sich zu diesem Thema auch noch äußern. „Hm… Ja, also es gibt eben Rassenkunde, Geschichte, Naturwissenschaften, Geografie, Gesellschaftskunde und Sport. Es gibt sogar so ein Fach da geht es um Runen und Alchemie. Kunst oder Musik kann man ja wählen und der Rest ist das Fähigkeitentraining. Hier bin ich zum Beispiel bei der Transformation mit Selbstkontrolle“, erklärte die Wölfin nochmals genauer. Ob das seine Fragen beantwortete? „Hast du sonst noch Fragen?“, fügte sie noch mit an, um dies sicherzugehen. Dass Gorou den Hirnfrost gut überstanden hatte, war gut. Ein freundliches Lächeln bildete sich auf ihren Lippen. Zufrieden darüber aß sie nun das letzte bisschen Eis auf, das noch übrig war, auch wenn es mehr eine Suppe war als Eis. Dass Gorou noch nie so ein Eis gegessen hatte verwirrte nicht nur die Schwarzhaarige. Auch Tylor schien davon sehr überrascht zu sein. Lydia spitzte ihre Ohren ein wenig und wartete gespannt auf die Antwort des Hundes.
Die Zeit, die die drei mit reden verbrachten, verging schnell, zu schnell. Lydia hätte sich mit den beiden gerne noch mehr unterhalten, aber es war für die drei langsam an der Zeit zu gehen. "Es wird langsam spät, wir sollten zurück ins Wohnheim gehen, wenn wir keine Probleme bekommen möchten", sagte die Wölfin führsorglich zu den beiden Jungen und stand sogleich auf, um zu gehen. Ob die beiden mitkommen würden, wusste sie nicht, aber Lydia machte sich auf den Weg ins Wohnheim.