Das Gelände vor der Schule ist von Palmen und einigen Bäumen umgeben und hat bis auf diese Tatsache nicht allzuviel zu bieten. Für die Pausen wird nach wie vor gerne der Pausenhof genutzt. Vor der Schule spielt sich also weniger ab, vielleicht versammeln sich hier neue Schüler, die sich noch nicht auskennen under jene, die einfach mal zu früh hier waren, als die Schule noch nicht aufgesperrt war. Man sagt auch, dass hinter den Mülltonnen vor der Schule oft heimlich geraucht wird, da dieses Areal von den Lehrkräften während der Pausen eher vernachlässigt wird.
Verunsichert hörte ich der Lehrerin dabei zu, wie sie versuchte mir mehr Mut zu machen. Ich fühlte mich ein wenig so, als würde sie meine Magie unterschätzen. Damit konnte ich leben beenden und das ist das gefährlichste überhaupt. Nun gut.. das wusste sie ja nicht, aber ich würde es auch nicht darauf anlegen. Das musste niemand jemals erfahren. „Es ist egal wie gefährlich und stark Ihre Magie ist, denn Sie können diese Kontrollieren. Ich nicht. Das macht mich gefährlicher als Sie, ganz egal wie meine Magie ist.“, gab ich ihr als Antwort und fragte mich ein wenig, wie sie das meinte, mit dem dass sie auf passen würde. Wenn ich keine Kontrolle mehr habe kann sie doch niemals schnell genug reagieren. Sie sieht meine Magie nicht und sie hört sie auch nicht. Diese passiert einfach. Und auch wenn sie das könnte.. wie würde sie denn eingreifen? Das interessierte mich momentan wirklich ein wenig. „Wie würden Sie den aufpassen? Ich glaube nämlich nicht, dass Sie mich, falls ich keine Kontrolle mehr habe, dazu bringen können, einfach aufzuhören.“ Ich hoffte auf eine Antwort von ihr, die mich beruhigen würde. Denn ich hatte wirklich Angst, dass ich jemanden verletze. Ganz egal wie klein die Wunde ist, es würde sicher sofort jeder wissen und jeder würde mich meiden. Und dann? Dann wäre ich wieder allein. Auf die Belehrung von ihr lächelte ich sie ein wenig an. „Werde es versuchen.“, meinte ich darauf hin und man konnte mir anhören, dass ich nicht daran glaubte, dass es mir gelingen wird. Es war nicht einfach zuversichtlicher zu werden, schon gar nicht nach alldem, was mir schon passiert ist. Vielleicht hatten andere Dinge erlebt, die aus deren Sicht um einiges schlimmer sind, aber aus meiner Sicht hätte es für mich nicht schlimmer kommen können.
Es dauerte eine Ewigkeit, durch die Lüfte zu gleiten und endlich in die Gewässer der Insel unseres Erstrebens zu gelangen, doch hatte ich zu meinem Glück sehr gute Gesellschaft. Valeria saß mir direkt gegenüber, doch das wichtige erst zum Schluss. Ich beschreibe glaube ich erst einmal, wie die schwarze Kutsche von innen ausgestattet war, denn war es nicht einfach eine Kutsche, wie sie in England anzutreffen war, sondern eine exotische Schönheit ohne Bänke. Es gab viele weiche Kissen, welche über dem Boden hin und herrutschten, einen fest montierten Tisch in der Mitte und fenster mit Vorhängen, damit die ersten Strahlen der Morgensonne uns nicht berührten. Ausserhalb war die Kutsche in einem schönen klassischen Stil gehalten, angespannt waren zwei skelettartige Pferde, welche jedoch nur als solche erkannt werden können, wenn man sich in oder an der Kutsche befindet, alles zum schonen der armen Nerven der Menschen um uns herum, dass die Kutsch fliegt, lassen wir einfach mal so stehen. Auf dem Kutschbock saß wie ein König auf seinem Thron der Kutscher Reap, welcher die Pferde mit seiner Peitsche zum äussersten Trieb und sein wahnsinniges lachen hebte die Stimmung dieses Bildes kein bischen. Jedoch wieder zum inneren. Ich saß nun dort mit Valeria, ich auf der einen Seite des Tisches, sie wohl oder übel wegen des Platzes auf der anderen. Ich mischte glücklich grinsend meine Tarokarten, ich war endlich weg von zu Hause und würde viele neue und hoffentlich auch interessante Sachen lernen. Ich schaute Valeria in die Augen und zog eine Karte von dem Kartenspiel. "Valeria, die Karten sagen mir, deine Zukunt wird..., ich machte eine kurze Pause und drehte die Karte schnell um, mein Blick war nicht schlecht, als ich die Karte sah, steinig..." Ich musste kurz lachen und lächelte dann. "Das hätte ich dir auch ohne Karten sagen können." Es rumpelte plötzlich und die Kutsche blieb abrupt stehen. Durch den spontanen Kräfte wechsel, knallte ich gegen die Holzwand der Kutsche, als eine hämische Stimme von draussen kam. "Achtung, wir landen tihihi." Es war die Stimme des Kutschers, welcher sich einen Spaß daraus machte viel zu spät zu warnen.
"Wie ich dich davon abhalten kann?", fragte ich etwas amüsiert. Sie wollte es wirklich wissen, oder? Aber die Antwort wollte ich ihr nicht geben. Denn ich müsste erst ihre Magie Blocken und dann Schritte gegen sie einleiten. Vorteil hier war, dass ich Angriffe teilweise spüren konnte und schnell war. Weswegen ich ihre außer Kontrolle geratene Magie schnell eindämmen- und sie dann ausschalten konnte. Natürlich nicht ausschalten im Sinne von töten. Nein, nur Ohnmächtig bzw. Bewusstlos würde ich sie machen. Sollte das aber nicht gehen, würde ich mir wohl einen Kampf mit ihr liefern müssen. Achja....das Leben als Lehrer hier wird wahrlich nicht einfach. Doch nun zu meiner Antwort. "Berufsgeheimnis", sagte ich und grinste. Es würde nicht lange dauern da würde sie schon selbst wissen was ich damit meinte. Aber alles zu seiner Zeit. Im Großen und Ganzen sollte sie sich nicht zu viele Gedanken machen. Im Nachhinein jedoch, schien sie meine Sache mit der Zuversicht nicht so ganz ernst nehmen zu können. Naja, es war ihre Mentalität, nicht meine. Ich habe versucht sie zu überzeugen und zwingen werde ich sie garantiert nicht. Da war aber noch etwas. Ich musste es ihr mitteilen, nicht das sie nachher irgendwie einen falschen Eindruck von mir bekommt. "Da wäre noch etwas das du wissen musst.", fing ich an zu reden. "Ich bin im Unterricht strenger als außerhalb. Deswegen nimm es mir nicht übel wenn ich in der Lehrstunde nicht so freundlich bin, ja?". Keine Ahnung in welcher Form sie das jetzt verwirren konnte. Aber es war nun mal so und ich werde es auch nicht ändern. Manche Sachen können eben nur mit der gewissen Strenge ausgeführt bzw. unterrichtet werden. Und in diesem Punkt wird mich keiner jemals umstimmen. Wenn ich nämlich einen auf Liebe und nette Lehrerin machen würde, dann hätte ich vermutlich das Problem, das mich niemand mehr so richtig ernst nimmt. Also haut man ihnen am Anfang entsprechende Strenge um die Ohren, dann bleibt das für nachfolgende Stunden auch bestehend.
Was für ein entsetzlicher Flug. Ich war ja schon so einiges gewöhnt, war in Kellerverließen verrottet, bin beinahe in tausende Stücke zerfetzt worden, doch mich umher fliegen zu lassen, eine derartige Schande war mir noch nie zugetragen worden. Der Flug verging langsam, die Kutsche war alt, bei weitem nicht so alt wie ich, doch alt genug, dass man es hätte riechen können allemal. Die Fenster waren verhangen gewesen, wahrscheinlich um uns vor der draußen vorherrschenden Sonne zu bewahren, und dennoch verliehen sie dem Raum so den Charme einer Besenkammer, mit Kissen anstelle von Putzlappen, und einem Tisch in der Mitte. Dem Meister schien dieser Zustand nicht viel aus zu machen, ging man nach seinem Gesichtsausdruck, so schien ihn die Euphorie förmlich zu verschlingen, was nicht zuletzt dazu führte, dass er begann mir Karten zu legen. Ich hatte für derartiges noch nie viel übrig, und dennoch erschien mir seine Schlussfolgerung selbst für einen Witz ziemlich traurig. Mein Weg würde also steinig werden, wenigstens versprach er mir kein ewiges Glück oder großen Reichtum. Nach einer mehr oder weniger sanften Landung öffnete ich, nachdem ich dem Meister geholfen hatte sich wieder aufzurichten, die Kutschentür. Das gleißende Sonnenlicht brach auf meinen langen Mantel nieder und es schien, als würde er sich augenblicklich um einige Grad erwärmen, während ich mit einem schnellen Fingerzeig auf meine Kapuze den Meister darauf aufmerksam machte, er solle doch auch seine aufsetzen, um nicht schon am ersten Tag schwere Verbrennungen zu erleiden. Eine kurze Drehung um die eigene Achse sollte mir einen kleinen Überblick über die Umgebung verschaffen. >Das ist also unser neues Zuhause?< fuhr mir ein Gedanke durch den Kopf, natürlich war er rein rhetorischer Natur, gäbe es doch inzwischen keinerlei Zweifel mehr daran. Nachdem ich die Beschauung der Umgebung erfolgreich abgeschlossen hatte begab ich mich zum hinteren Ende der Kutsche, kritzelte ich schnell eine kurze Notiz auf einen der kleinen Zettel, klemmte ihn mir zwischen die Lippen und tat anschließend daran, das mitgeführte Gepäck auf meine Schultern zu laden. Glücklicherweise handelte es sich hier nur um wenige Koffer, so dass es genügte, die Koffer zu stapeln, nicht aber nötig war, sie noch zusätzlich zu verschnüren. Eine schnelle Drehung zum Meister sollte ihm anschließend ermöglichen, die Notiz zu lesen. Auf dem kleinen, zerknüllten Zettel stand in großen Lettern „möchte der Meister bitte voran gehen? Ich werde mit wachsamen Augen folgen.“
Ich rieb mir über den Hinterkopf, wer hätte gedacht, dass morsches Holz doch noch so stabil sein kann. Ich nahm die Hand von Valeria und richtete mich auf. Wie üblich ging Valeria voraus und überprüfte die Umgebung. Auf ihre Geste hin, dass ich meine Kaputze aufziehen sollte, folgte ich ihrem Beispiel. Ich hasste es, mich immer vor der Sonne verstecken zu müssen, war sie doch so gesehen nichts schlimmes. Sie war warm, hell und schenkte Leben, alles was ich auch sein und können wollte, doch die bittere Wahrheit war eine andere. Mein Körper war kalt, ich vergötterte die Dunkelheit und konnte den Tod nur noch gruseliger machen. Als ich meine Kaputze übergezogen hatte, sprang ich voller Elan die zwei Stufen hinunter und schaute mich um, jedoch mit gesenktem Kopf, damit mir die Sonne nicht wie schon zu oft Verbrennungen im Gesicht verursachte. Valeria hatte einen Zettel auf ihren Lippen und ich nickte ihr nur kurz zu, als Bestätigung auf ihre frage. Darauf schaute kurz zum Kutscher und konnte meinen Missmut über sein Verhalten nicht verheimlichen. "Das nächste mal sag vorher bescheidm man bricht sich ja alle Knochen bei deinem Wahn!" Ich knurrte etwas, als ich dies sagte, jedoch war die Antwort so schlagfertig, dass ich fast vergessen hatte, wer ich war. "Ist der Junge Herr Manns genug mir das in die Augen zu sagen?" Die provokante Stimme des Kutschers ließ mich fast meine Kaputze vom Kopf reißen, als ich seine knöchernde Hand auf meinem Kopf spürte. Erst wollte ich ihm danken, dass er mich vor einem großen Fehler bewahrte, doch als ich sah, was er tat, platzte mir abermals fast der Kragen. Der Kutscher wollte nämlich nicht mich schützen, sondern stützte sich auf meinem Kopf ab, so dass er näher an Valeria herankam und mit einer winkenden Bewegung seiner Hand nach seinem Lohn geierte. Ich war sprachlos und werde nie verstehen, warum dieser Typ zu meinem Personal gehörte.
Allem Übermut zum Trotze, so musste man dem jungen Meister wenigstens seine offene Neugier zu Gute halten. Während ich damit beschäftigt war, Koffer auf mich zu laden, so hatte er bereits einen Überblick über die Umgebung gewonnen und Streit mit dem Kutscher angefangen, Zweiteres ist zwar taktisch nicht sonderlich schlau, spricht aber für Kampfgeist, eine ebenfalls löbliche Eigenschaft. Den Zettel, welcher nun nichtmehr gebraucht wurde, zog ich kurzerhand mit meiner Zunge in den Mundinnenraum, um ihn dort zu zerknüllen und aufzubewahren, bis ich eine geeignete Entsorgungsstätte finden würde. Anschließend verneinte ich die Geste des Kutschers, als eine Frage nach Bezahlung, mit einem Schulterzucken. Natürlich hätte er nun sein Geld verdient, dennoch hatte ich mehrere sehr schwere Koffer auf meinen Schultern, deren teure Lederummantelungen weder in diesem Leben noch in irgend einem anderen den Boden dieser Schändlichen Betonwüste berühren würden, so musste der gute Reap eben doch noch auf seine Bezahlung warten. Ohne ihm eine weitere Sekunde lang meine Aufmerksamkeit zukommen zu lassen stieß ich den kleinen Meister mit meiner Hüfte an, um ihn aus seiner Funktion als Säule frei zu brechen, und anschließend vor mir her zu schieben. Es war eine lästige Aufgabe, Leibwache und Babysitter gleichzeitig spielen zu müssen. Im Laufe meines langen Lebens hatte ich gelernt, mit fast jeder Form von Gegnern fertig zu werden, aber was sollte ich einem Jungen entgegen setzen, der nach seinem eigenen Unglück strebt, sich in Forschungen und Praktiken versucht, die ihn wohl oder übel bei gelingen töten, und zu allem Überfluss auch noch die Befehlsgewalt über mich hat? >Bitte Meister, geh einfach weiter, wir können noch den ganzen Tag mit Menschen streiten, aber wieso ausgerechnet in prasselnder Sonne auf einem Parkplatz?< Hätte ich Geräusche von mir geben können, so hätte ich wahrscheinlich geseufzt, da mir das allerdings vergönnt war musste es ein motivationsloses herab-hängen-lassen der Kopfes auch tun. Beiläufig fiel mir ein, dass, obwohl ich mir sicher war, dass wir von der Kutsche weg mussten, ich mir über die Richtung, in welche wir laufen müssten, noch keine Gedanken gemacht hatte. Ich hatte weder Karten dieser Insel bekommen, die ich hätte einstudieren können, noch hatte ich einen Anhaltspunkt, wo eine Anmeldung, eine Rezeption oder der nächste bedienstete anzutreffen sein könnte. Um auch den kleinen Meister auf diese Problematik aufmerksam zu machen stieß ich ihn leicht an, um anschließend das Wort „wohin?“ mit der Spitze meiner linken Schuhs in den staubigen Boden zu kratzen.
Es war eine Unverschämtheit, was sich der Kutscher da leistete und wäre es noch etwas weiter gegangen, hätte ich vermutlich zu weinen begonnen,doch glücklicherweise Schritt Valeria dazwischen, rempelte mich kurz an und befreite mich aus meiner misslichen Lage.
Dem Kutscher Reap schien diese Geste jedoch nicht wirklich zu Gefallen, zuerst verlor er fast den Halt, als ich unter ihm weggestoßen wurde, fing sich aber mit seiner Peitsche elegant wieder, indem er sie um einen Rahmen der Kutsche wirbeln ließ. Danach wurde seine Laune jedoch nicht wirklich besser. Er verstand, die Aussage von Valeria wohl mehr als "Du bekommst kein Geld" und schwang nach seinem erneuten Aufsitzen die Peitsch. "Erwartet beim nächsten mal nict so einen freundlichen Service.", schrie er, als die Pferde abermals zu galopieren begannen, immer schneller werdend, bis sich die Hufe der Pferde vom Boden lösten und und die Kutsche durch die Luft hinfort flog.
Die schwarze Kutsche:
Ich schaute der Kutsche kurz hinterher und tat fast aus meiner Faszination, einen schrecklichen Fehler, da ich fast direkt in die Sonne blickte. Jedoch wurde mir das schnell bewusst und ich senkte mein Haupt wieder. Dort stand auch schon eine weitere Nachricht. "Wohin... mhh, das ist wirklich eine gute Frage., ich kratzte mich am Hinterkopf und schaute mich etwas um, dort standen zwei Wesen, welche uns sicher den Weg sagen konnten, jedoch war ich noch nie sehr gut darin gewesen, schnell neue Kontakte zu knüpfe, also faste ich den angefangen Satz wieder auf. "Entweder fragen wir die da, oder wir versuchen unser Glück, aber wie ich das kenne, enden wir wohl in einem Solarium oder so. Würdest du die beiden fragen?" Natürlich war es mehr als unhöflich, die stumme Valeria vorzuschicken, jedoch war mir dies lieber, als das ich mit zwei vollkommen fremden über etwas sprechen musste, wovon ich überhaupt keine Ahnung hatte.
Aus den Augenwinkeln sah ich noch, wie sich die Kutsche ihren Weg in die Lüfte bahnte, und schon war sie auch wieder verschwunden. So standen wir also völlig alleine da, der Kutscher war sauer, die Sonne schien unablässig auf uns herab und zu allem Überfluss hatten wir keinen Schimmer wo sich das Ziel unserer Reise befand. Die Antwort des Jungen war nicht sonderlich hilfreich, doch woher hätte er auch wissen sollen, wohin wir müssen, hatte er doch wahrscheinlich von alledem hier noch weniger mit bekommen als ich. Die von ihm folgende Frage ließ mich kurz inne halten. Er wollte, dass ich fremde Leute nach dem Weg frage. Normalerweise hätte in dieser Situation wohl ein jedes atmende Lebewesen eine Tracht Prügel bekommen, nicht aber der kleine Meister. Er wusste von meiner Stummheit, bei seiner Frage schien er also durchaus das Problem zu berücksichtigen, und dennoch wollte er mich vor schicken. >Das alles hier muss ihm wirklich zu schaffen machen.< schwirrte es mir leise durch den Kopf. Natürlich stand die Befolgung der Bitte außer Frage, genauso gut hätte er es als Befehl formulieren können, doch nach Herrischem Ton scheint dem Meister wohl heut nicht zu sein. So begann ich langsam, ihm vorsichtig einen nach dem anderen Koffer auf die Arme zu laden, stets überprüfend, ob sein kleiner Körper dem Gewicht stand halten würde, um anschließend meinen Notizblock aus der Tasche zu ziehen, in alter Kunstschrift die Frage „verzeihen Sie, könnten sie uns bitte den schnellsten Weg zur Anmeldung oder einer Art Informationsstelle beschreiben? Vielen Dank, Val.“ Darauf zu schreiben, mir den Zettel zwischen die Lippen zu klemmen und anschließend die Koffer wieder entgegen zu nehmen. Mit Botschaft und Gepäck versehen machte ich mich nun auf zu den beiden nahestehenden Personen, stellte mich zwischen sie, und präsentierte ihnen mit einem freundlichen Lächeln den in meinem Bund befindlichen Zettel.
Aus irgendeinem Grund fühlte ich mich nicht so ganz ernst genommen. Vermutlich wurde ich es schon, aber ihre Antworten kamen immer so belustigt rüber. Für mich war das ein Zeichen dafür, dass sie meine Fragen dämlich und sinnlos fand und es eigentlich klar sein sollte. Ich machte mir nun einmal Sorgen darüber, dass jemand wegen mir zu schaden kommen könnte und ich würde deshalb eben sehr gerne Wissen, was sie tun würde, um die anderen vor mir zu retten. Ich hatte wirklich keine Lust mehr darauf, auch nur irgendeinen Menschen oder ein anderes eigenartiges und mir unbekanntes Wesen zu verletzen. Ganz egal welche Gestalten hier waren, solange mir nichts getan wird und ich mich nicht verteidigen muss sollte lieber keiner durch mich schmerzen erleiden müssen. Und dann gab sie mir eine Antwort, die mich jedoch nicht besonders glücklich machte. Sie wollte es mir nicht sagen. Hieß das etwa, sie würde mir etwas antun? Obwohl ihr grinsen eigentlich nett war, kam es mir auf einmal richtig böse vor. Und dann erzählte sie mir auch noch, dass sie im Unterricht strenger sein wird. Ich starrte sie ziemlich entsetzt an, da ich mir wieder einmal zu viele Sorgen um wahrscheinlich nichts machte. Langsam ging ich auch rückwärts von ihr weg. „Sie werden mir doch nicht etwa etwas antun..? Oder.. mich töten..?“, fragte ich sie recht leise. Wenn sie das vor hätte wäre ich sicherlich schnell tot. Ich würde doch sicherlich irgendeinen Fehler machen und sie verärgern. Und wenn sie wirklich nur hier so nett tut und später nicht mehr, würde ich sie damit ärgern. Dann würde sie böse werden und ich wütend. Spätestens dann ist alles mit mir vorbei und ich habe keine Chance mehr mit meiner Magie klar zu kommen. Vielleicht würde sie ja wirklich noch wie in den ganzen Geschichten werden. Eine richtige, böse Dämonin die jagt auf Seelen macht und ich wäre sicher eines ihrer Opfer. Da ich inzwischen vollkommen in meinen Gedanken versunken war, erschrak ich, als plötzlich noch jemand hier stand. Ein Mädchen, etwas kleiner als ich. Und sie hatte einen Zettel. Sie schien sich hier also genau so wenig auszukennen wie ich. Aber wieso hatte sie ihre Nachricht auf den Zettel geschrieben? Sie konnte doch auch so fragen, oder etwa nicht? Aber selbst wenn würde es nichts an der Tatsache ändern, das ich mich hier kein bisschen auskannte und ihr kaum eine Hilfe sein würde. Deswegen schenkte ich ihr bloß ein freundliches Lächeln und sah dann wieder zur Lehrerin. Sie könnte dem Mädchen sicher helfen.
Nach meiner Aussage, dass ich im Unterricht etwas strenger sein würde, schien sie nicht gerade sehr glücklich zu sein. Natürlich, keiner war das. Aber sowie ich sie kennengelernt hatte, übertrieb sie bestimmt wieder maßlos mit ihren Vorstellungen von streng. Bevor ich mir das aber bestätigen ließ, wartete ich erstmal ab was sei mir sagen würde. Da kam ihre Antwort schon. Ob ich ihr etwas antun würde. Was stimmte mit ihr nicht? War ich wirklich so Blutrünstig anzusehen? Oh Mann. Wie pessimistisch konnte man sein? Jetzt musste ich schon wieder beruhigend auf sie einreden. "Du bist viel zu pessimistisch meine Liebe.", sagte ich und lachte wieder. "Streng im Sinne von weniger Lächeln und mehr Arbeiten, sprich lernen. Ich werde hier niemanden töten.". Ich hatte wohl gemerkt das sie ein paar Schritte von mir zurückgewichen war. Was mir ein kleines Seufzen entlockte. Dieses Mädchen war schon eine Klasse für sich. Es würde wohl noch viel Zeit in Anspruch nehmen, bis sie aufhören würde alles Mögliche aus ihrer Fantasie in die Realität zu projizieren. Gerade wollte ich noch etwas sagen, da kam ein Mädchen mit mehr oder weniger viel Gepäck auf uns zu. Melody erschreckte sich gehörig. Aber....Moment....hatte sie einen Zettel im Mund? Naja, wenn man mit den Leuten nicht reden wollte, dann musste es wohl der Weg sein. Ich nahm den Zettel aus ihrem Mund. Danach würdigte ich sie kritisch. Hob meine linke Augenbraue und schaute zu einem Kerl, der mehr oder weniger nur im Hintergrund herumstand. Ich konnte sein Gesicht nicht genau erkennen. Allein schon wegen einer Kapuze. Aber was soll's. Ich schaute das Mädchen wieder an. "Im Obergeschoss müsste das Büro des Direktors sein, da könnt ihr euch Schulisch anmelden, insofern der komische Kauz da ist. Wenn du zur Anmeldung ins Waisenhaus kommst, wirst du merken das es keine Anmeldung gibt. Sucht einfach vor Ort jemanden der euch zu eurem Zimmer bringt. Ihr habt bestimmt eines bekommen.". Mit diesen Worten war die Wegbeschreibung für mich erledigt. Die Schule war gut genug ausgeschildert. Die werden sich wohl zurecht finden. Ich persönlich warf einen Blick auf die Uhr. Es war schon bald Zeit. Ein Glück das der Weg zum Unterricht nicht sehr lang war, fand er doch auf dem Pausenhof statt. "So, ich gehe jetzt zum Unterricht.", begann ich dann kurz ein weiteres Gesprächsthema und sah wieder zu Melody. "Wenn du meinst ich werde dich töten, dann kannst du gerne dem Unterricht fern bleiben. Ich zwinge dich nicht. Jedoch lass ich mir auch nicht alle fünf Minuten sagen das ich blutrünstig und Mordlustig wäre.". Ich nahm dann meine Tasche in die Hand und ging in Richtung Pausenhof. Vorher verabschiedete ich mich noch von dem einen Mädchen und je nachdem was Melody machen würde, auch von ihr. Es war zwar etwas herzlos. Aber ich glaube sie musste man erstmal ins kalte Wasser schmeißen, damit sie einigermaßen von ihrem Trip runterkam. "Auf Wiedersehen.", sagte ich noch und begab mich dann in Richtung Pausenhof.