Der Stadtpark, gelegenheit auch Beika-Park genannt verfügt über eine riesige bunt bepflanzte Grünfläche, die gerne und oft zum Verweilen einlädt. Relativ zentral gelegen gibt es einen kleinen Springbrunnen mit Trinkwasser, doch viel öfter wird er von Jugendlichen verwendet um sich gegenseitig nass zu spritzen, da vielen das Teichwasser doch etwas zu dreckig ist. Unter Tags findet sich im Stadtpark ein Eiswagen vor, bei dem man aber auch Crepes und ähnliches bekommt. Neben besagtem Teich und einen Fußballfeld gibt es auch eine etwas höher gelegene Stelle des Parkes, der Feuerwerkshügel genannt wird da er eben für genaudies äußerst gut geeignet ist.
Der Eiswagen ist da!
Produkt
Preis
Eis am Stiel, versch. Sorten
2
Softdrink 0,5l
2
Sodawasser 0,5l
2
Crepes mit Schokoladenfüllung
4
Crepes mit Nuss-Nougatfüllung
4
Becherkaffee
2
Matthew
Matthew Mason
98 Charakterbogen Aufenthaltsort: Zimmer Nr. 204 Aktuelles Outfit: Knielange Bluejeans, schwarzes T-Shirt und dunkle Sneakers
Nachdem der Braunhaarige mit seinem Klassenkameraden die Handynummern ausgetauscht hatten, meinte Oliver noch, dass sie ja alle ihre Nummern austauschen könnten. Da fiel dem Rothaarigen auf, dass er selbst auch noch keine Nummer von einem Schüler an dieser Schule hatte. „Gute Idee“, sagte er gleich daraufhin. „Hier ich geb euch allen mal meine Nummer“, sagte er und gab ihnen anschließend die Nummer durch. Nun hoffte er, dass er auch von den anderen die Handynummer bekommen würde, damit er endlich ein paar Kontakte in seinem Telefonbuch hatte.
Als der Engländer gefragt hatte, ob sie noch hier bleiben wollten, oder ob sie wo anders hingehen sollten, meldete sich Damian zu Wort. Er meinte, dass sie ruhig wo anders hingehen könnten, da es ja nicht unbedingt viel zum Stadtpark zu sagen gab. Auch Oliver stimmte mit ein und meinte auch, dass sie zum Strand gehen könnten oder dass sie ein Eis essen könnten. Der Rothaarige fand dies eine gute Idee, denn es war doch relativ warm. Auch für Ciarán passte diese Idee sehr gut. Doch ein Blick auf die Uhr von Matthew verriet ihm, dass es langsam Zeit wurde zurück zu gehen, denn das Abendessen würde bald auf sie warten. „Ich denke wir verschieben das mit dem Strand, weil es schon relativ spät ist. Bald gibt es das Essen im Wohnheim“, informierte der Rothaarige seine neuen Freunde freundlich. Er wartete auf die anderen, damit diese nachher ins Wohnheim zurückkehren konnten.
Die Austauscherei der Nummern ging schnell von statten. Warum sollte auch jemand etwas dagegen einzuwenden haben? Je mehr Kontakte desto besser. Mehr Leute von denen man möglicherweise Hausaufgaben schnorren konnte oder sich über mögliche Tests austauschen. Klassenübergreifend war natürlich auch keine schlechte Idee und die erste Hürde war diesbezüglich bereits gemacht. Damian notierte sich in Gedanken, dass er die restlichen Mitbewohner - auch den kleinen grünen Kaktus - nach deren Handynummer fragen musste. Wobei der Blondschopf stark daran zweifelte, dass er Lavis Nummer so einfach bekommen würde. Vermutlich hatte der Spinatkopf Angst, dass Damian etwas damit anstellen konnte. Dieser Gedanken war auch nicht unbegründet.
Damian speicherte gerade die Nummern ab, als auch schon die erste SMS von Cyril kam. Die beiden liebestollen Trottel hatten gerade Zeit. Und da kam auch schon die zweite Nachricht von Lyall. Der musste dringend weg und wollte seinen Freund in guten Händen wissen. Da war er bei dem Riesen richtig. Noch bevor sich der Blonde noch einmal zu Wort melden konnte, dass er doch weg musste, schlug Oliver bereits den Strand vor oder eben auch ein Eis essen zu gehen. Kiri-Käse war anscheinend begeisterter Strandgeher. Vielleicht sogar mit seiner Freundin bei Mondschein, wobei kam vermutlich nicht so geil, wenn er kontaktscheu war. Wieder einmal warf er einen Seitenblick auf seinen Zwilling.
Da es jetzt beschlossene Sache war an den Stand zu gehen, sah Damian seine Chance endlich etwas einzuwerfen, doch da kam ihm wieder Matthew in die Quere. Der Rotschopf war eher dafür, dass man die Strandsache verschob, da es doch schon relativ spät war und es bald Essen geben würde. Dieser Umstand kam gerade recht für den Italiener, so musste er nicht den Bösen spielen und die Gruppe verlassen. »Da wir ja die Nummern getauscht haben, können wir das mit dem Strand jederzeit nachholen. Außer ihr ..«, damit zeigte er auf Oliver und Ciarán, ».. wollt noch zum Strand gehen. Ich würde mit Matthew den Weg zum Wohnheim einschlagen.«, sprach der Blondschopf und setzte sich bereits in Bewegung.
Nach dem Vorschlag von Oliver, tauschten alle die Nummern. Somit hatte der Braunhaarige alle Nummern von den neuen Bekanntschaften. Na dies lief doch wie am Schnürchen oder? Vielleicht würde er sich eines Tages mit einem von ihnen streiten und die Nummer wieder löschen, doch im Moment war er doch glücklich, dass er halbwegs gut kommuniziert hatte. Hätte er das nicht, wäre er sicher verstoßen worden, da war sich der Amerikaner sicher.
Als der Braunhaarige Vorschläge zur Location brachte, schien Ciarán begeistert vom Strand zu sein. Es waren auch etwa 20 Grad hier und es war warm, also wieso nicht? Gerade als Oliver sagen wollte, dass sie sich ja auf den Weg machen könnten, sagte Matthew, dass es schon ziemlich spät sei und es bald mal Essen im Wohnheim geben würde. Der Braunhaarige nahm sein Handy heraus und sah auf die Uhrzeit. Es war tatsächlich schon sehr spät. Wahnsinn, wie die Zeit verflog. Gerade noch hatten sie geredet und jetzt das. Aber gut, Matthew hatte recht. Damian meldete sich noch zu Wort und meinte, weil wir ja die Nummern ausgetauscht haben, könnten wir uns ein anderes Mal wieder treffen und dann zusammen den Strand besuchen. „Gute Idee, das können wir gerne machen“, sagte Oliver zu den anderen. „Ich gehe auch zum Wohnheim Matthew“, fügte er hinzu und ging mit denen, die zum Wohnheim gingen zurück.
Nachdem die anderen beiden ihre Zustimmung gegeben hatten, wurden die Nummern alle ausgetauscht, weshalb ich mein Handy ein weiteres Mal herausholte, um die Kontakte einzuspeichern. Ich widerstand dabei den Drang Aoibheanns Nachricht anzuschauen und verschob das noch um ein paar Minuten. Aber nun lag meine Aufmerksamkeit erst einmal auf den Kontakten, die erstellt werden mussten. Wollten. Dabei erlaubte ich mir den persönlichen Spaß Damian unter "Damian mit A nicht mit E" einzuspeichern. Natürlich auch, um mich selbst zusätzlich daran zu erinnern, sollte ich seinen Namen einmal schreiben müssen. Anschließend wurde besprochen, dass es bereits zu spät sei, um an den Strand zu gehen, was ich mit einem Blick auf die Uhrzeit auf meinem Display nur bejahen konnte, auch wenn ich noch keinen Appetit verspürte. Nun schienen sich aber alle darauf geeinigt zu haben zurück zum Wohnheim zu gehen. "Klingt gut. Ich werde aber direkt in den Garten gehen.", bemerkte ich und schloss mit den anderen dreien auf. Wenigstens hatte ich alles dabei, was ich zum Zeichnen brauchte.
Ziellos starrte der rote Wolf den Grasboden an, welcher durch sein Lauf vorbeischoss. Er rannte und rannte, weg vom Beika-Weg, wo gerade mit Wahrscheinlichkeit seine Welt zusammengebrochen war. Er hatte mit Cyril gestritten - zum ersten Mal und das sehr heftig. Durch seine Dummheit und Naivität hatte er das Vertrauen seines Freundes mit Füßen getreten, ein wertvolles Geheimnis preisgegeben, ohne auch Konsequenzen zu bedenken oder was dies für seinen Schatz bedeuten würde. Geschweige denn auch nur, dass er etwas ausgesprochen hatte, was er nicht sollte. Und das eigentlich wusste, es jedoch in seiner Euphorie und Leichtsinnigkeit vergessen hatte. Alles in ihm schrie und war verwirrt, so lief er auch ohne ein Ziel durch den Park. Seine Schritte endeten erst, als seine Beine dabei waren zu Pudding zu werden, der Kloß in seinem Hals immer dicker wurde. Automatisch und mit letzter Kraft wechselte er in seine Werwolfsform, mit einem erbärmlichen Aufheulen. Mitten im Park wurde er zu einem großen, roten Fellball. Hoffentlich sah ihn niemand, sonst würde das sicher ein Drama geben, doch war ihm das gerade egal, konnte er sowieso an nichts denken, außer an seinen Freund und daran, was für ein riesiger Idiot er selbst war. Erst unter einem Baum, zwischen einigen Hecken kam er zum Stehen oder besser gesagt zum Liegen. Ließ er sich auf den Bauch fallen, doch nur um sich an Ort und Stelle einzurollen, so klein wie er konnte. Leise wimmerte der rote, atmende Fellhügel vor sich hin und konnte einfach nicht verdauen, was gerade geschehen war. Vor wenigen Minuten war die Welt noch in Ordnung gewesen, er hatte seinen Schatz geküsst und gekuschelt und nun. . . wusste er nicht, ob all sein Sinn der letzten Jahre sich in Luft aufgelöst hatte. Er wusste nicht weiter, sein Herz schmerzte und seine Augen brannten. So lag er da und wusste einfach nicht weiter ...
Schnellen Schrittes war ich aus dem Mädchentrakt und sogleich auch aus dem Wohnheim geflohen, damit der verrückte Weißhaarige mir nicht so einfach folgen konnte. Von ihm hatte ich wirklich erstmal genug. Ohne überhaupt zu wissen, wo ich hinwollte, bewegten sich meine Beine weiter und stoppten nicht, während mein Gehirn weiterhin versuchte, den Sinn aus der ganzen vergangenen Situation zu verstehen. Mein Weg führte mich zur Bushaltestelle, wo ich kurzerhand den erstbesten Bus richtung Stadt nahm, um so viel Distanz wie möglich zwischen mich und den Kerl zu bringen, welcher mir wahrscheinlich nichtmal folgte. Im Bus sitzend wippte ich noch immer unruhig mit einem Fuß, während ich aus dem Fenster schaute. Warum störte es mich mehr, angegrabscht worden zu sein, als wenn ich eine Faust ins Gesicht bekommen hätte? Sollte mir sowas nicht egal sein? Vielleicht... lag es auch daran, dass solche Interaktionen absolutes Neuland für mich waren, und Sachen die gegen meinen Willen passierten waren sowieso nie cool. Dieser dumme Trottel ... sollte ich ihn nochmal sehen, würde ich ihm direkt nochmal in den Schritt treten.
Frustriert und mürrisch stieg ich aus dem Bus als dieser irgendwo in der Zivilisation anhielt, und stellte fest, dass ich nah an einem Park war. Hier war ich vorher noch nicht gewesen, also warum nicht einfach spazieren gehen um den Kopf etwas freizukriegen? Mit einem genervten Seufzer setzte ich mich erneut in Bewegung und ließ meine Gedanken schweifen, während ich durch den - zugegebenermaßen recht schönen - Park spazierte. Irgendwie erinnerte er mich an Zuhause... na toll, noch etwas, das meine Laune weiter runterzerrte. Bislang hatte mein Plan, meinen Kopf freizukriegen diesen nur weiter mit unnötigen Gedanken zugemüllt; vielleicht war spazieren gehen doch nicht die beste Idee gewesen. Plötzlich wurden meine Gedanken jedoch von einem Geräusch unterbrochen, welches ungewöhnlich genug war, dass meine Ohren sich spitzten. Eine Art... Wimmern? Oh Gott, hoffentlich war hier nirgendwo ein heulendes Kind, das fehlte mir ja gerade noch! Schnell schaute ich mich um, entdeckte aber niemanden in nächster Nähe; trotzdem, das Geräusch war nah! Meine Neugierde packte mich dann doch genug, dass ich mich weiter umschaute und in die Richtung ging, von der ich glaubte den leisen, weinerlichen Laut zu hören. Es war wirklich nicht weit, und hinter ein paar Hecken stellte sich dann auch heraus, was ich gehört hatte. Allerdings war ich mir nicht sicher, ob es eine gute Idee gewesen war, meiner Neugierde nachzugeben. Wie eingefroren starrte ich auf den roten Fellhügel - war das ein Wolf?!
Mein erster Instinkt war zu fliehen, da ich mich ungerne mit wilden Tieren abgab - viel zu unberechenbar. Andererseits konnte ich den Blick kaum abwenden, da ich noch nie einen Wolf in Echt gesehen hatte, und schon gar nicht einen roten. Was für eine seltsame Farbe für so ein Geschöpf. Bei längerem Hinstarren fiel mir auch auf, dass das Tier sich sehr zusammengerollt hatte, und auch fiel mir wieder ein, warum ich überhaupt hier war - es klang traurig. Das war doch kein normaler Wolf, oder? Unsicher presste ich die Lippen zusammen und schaute mich um, doch weiterhin war niemand weit und breit zu sehen, weswegen mein Blick einfach wieder auf das schimmernde, rote Fell fiel. Plötzlich hatte ich einen Geistesblitz, ein plötzlicher Gedanke, der mich etwas aufgeregt werden ließ. Aber neeein... das konnte nicht sein. Oder? „Lyall?“, fragte ich vorsichtig und fühlte mich ein bisschen dämlich, zu versuchen, mit einem Wolf zu kommunizieren. Aber was, wenn er es wirklich war? Vor meinem Auge spielte sich die Szene ab, wie er sich Kuschelwolf genannt hatte, seine roten Haare und dass ich heute in der Schülerzeitung gelesen hatte, dass er tatsächlich ein Werwolf war. Also alleine schon für den Fall, dass er es war, konnte ich nicht einfach abhauen. Auch wenn ich mir sehr unsicher war, ob der Junge.. Wolf.. sich überhaupt an mich erinnerte. „Bist... du das?“ Selbst wenn er es war, konnte er überhaupt reden? Wieso fiel ich eigentlich von einer seltsamen Situation in die nächste?! Da vermisste ich fast die Langeweile vom vorigen Tag. Vorsichtig setzte ich einen Fuß vor den anderen und trat näher an ihn heran, denn je länger ich hier war, desto ungefährlicher wirkte das Geschöpf vor mir. Eher verängstigt. Knapp einen Meter vor ihm ging ich in die Knie und setzte mich so vor ihn auf das Gras, platzierte meine Hände flach auf meinen Oberschenkeln und überlegte, was ich jetzt tun sollte. Die Chance bestand immernoch, dass ich innerhalb der nächsten Sekunden von einem Wolf zerfleischt werden würde, aber jetzt war ich schon viel zu nah dran um noch was daran zu ändern. „Erinnerst du dich überhaupt an mich?“, fragte ich mit einem leichten Lächeln, auch wenn mir nur wenig danach zumute war.
[Ich überspringe Isa auf Absprache, sie kommt noch hinzu.]
Wie lange der rote Wolf nun da lag, zusammengerollt im Schutz der Büsche, dies wusste er nicht. Lange war es nicht, doch für ihn fühlte es sich wie eine Ewigkeit an. Eine schmerzvolle, quälende Ewigkeit, voller Verwirrung und Unsicherheit. Wie gelähmt lag er da, schaubte nur unruhig vor sich hin, während seine Gedanken förmlich Achterbahn in seinem Kopf fuhren. Er nahm den Duft der näher kam war, welchen er auch kannte, doch registrieren tat er diesen nicht. Weder dieser, noch die näherkommenden Schritte ließen ihn aus der Starre erwachen, aufschauen oder reagieren. Die schließlich erklingende Stimme schaffte es schließlich, vermutlich, weil er direkt bei Namen genannt wurde. Mit angelegten Ohren hob sich der Haupt an, träge öffneten sich die Augen und fixierten das Mädchen vor sich, welches so in der Hocke knapp in der Augenhöhe des großen, liegenden Wolfes war. Ja, er besaß schon eine beachtliche Größe, wobei er so zusammengekauert etwas kleiner als sonst wirkte. Lyall brauchte wenige Sekunden um das Gesicht vor sich zu erkennen, als er es tat, fiepte er erbärmlich auf und wimmerte ein: ,,Miyaaa. . .", nur um dann, noch erbärmlicher, halb loszurobbenk, auf Dämonin zu. Er umkreiste sie geduckt, nur um sich dann wieder einzurollen, wodurch er sie praktisch umrollt hatte, doch nicht fest drückte. Er brauchte gerade Nähe einer bekannten Person. Zwar kannte er das Mädchen nur grob, aber hatte er sich am Ballabend gut mit ihr verstanden, immerhin hatte sie auch bei seinem Schatz und ihr mit im Bett schlafen dürfen. Eine hohe Ehre! Wie ein Hund der Aufmerksamkeit wollte, legte er den Kopf unter ihren Arm und stupste ihn etwas an, damit sie ihn kraulte, eine Pfote fand sich auf ihren Fuß wieder. Es war wohl ein erstaunliches Szenario, wenn man bedachte, dass Werwölfen ein so aggressives Wesen nachgesagt wurde und dann verhielt sich hier der Pelzbrocken wie ein kleines Hündchen, das Liebe von seiner Mami will. Ja, so war Lyall eben, ein Fall für sich und das beste Beispiel, dass man nicht auf Klischees hören sollte. Lyall, der Therapie-Werwolf. Dieser brauchte aber gerade gefühlt selbst eine, blickten die Knopfaugen hinauf in das Gesicht. ,,Cyril ist böse auf mich. . . das war er noch nie. . . ich habe Mist gebaut. . . ich weiß nicht, was ich machen soll. . ." Die Augen zusammenkeifend wimmerte er wieder. ,,Das fühlt sich furchtbar an. . ." Dieses betäubende Gefühl vom Herzen aus, welcher sich durch den ganzen Körper kämpfte. Soetwas hatte er zuletzt vernommen, als er geglaubt hatte, er würde Cyril nie wieder sehen, nachdem sie vom Schicksal getrennt worden waren. Inständig hatte er gehofft, dies nie wieder vernehmen zu müssen - doch seine eigene Dummheit hatte wieder dafür gesorgt. Und er wusste, seinem Freund erging es sicher ähnlich, wofür er sich wohl niemals verzeihen könnte.
Noch stand es aus, ob ich in den nächsten Sekunden zerfleischt werden würde, oder nicht. Mein gebannter Blick lag nachwievor auf dem Wolf vor mir - es wäre ja auch ziemlich dumm, die Aufmerksamkeit von einer potenziellen Gefahr abzuwenden - und nachdem meine Stimme einmal ertönt war, schien auch das Biest vor mir sich zu regen. Es hob den Kopf und die Ohren waren deutlich angelegt, was mich einerseits etwas angespannter werden ließ, da ich nun eindeutig im Fokus des Tieres lag, doch andererseits wirkte es nun noch harmloser als vorher schon. Nicht nur die Ohren ließen ihn traurig aussehen - auch seine Augen strahlten nichts anderes als diese eine Emotion aus. Der Wolf bestätigte mit einem jämmerlichen Fiepen, dass er mich kannte, und fing an auf mich zuzurobben, was mich erst einen Millimeter zurückweichen ließ; doch blieb ich an Ort und Stelle sitzen. Die ganze Situation war unheimlich ... merkwürdig für mich, was sicherlich jeder nachvollziehen konnte, der bisher mehr oder weniger als normaler Mensch gelebt hatte und noch nie in Kontakt mit einem Wolf gekommen war - egal ob dieser ansonsten eine menschliche Form hatte, oder nicht. Etwas angespannt beobachtete ich das Tier dabei, wie es sich um mich zusammenrollte und korrigierte meinen Gedanken schnell. Es war eindeutig Lyall, nicht irgendein Tier. Einfach nur Lyall.
Ohne es großartig bewusst mitzubekommen folgte ich Lyalls nonverbaler Aufforderung, ihn zu kraulen, und fing an seinen Kopf zu streicheln als er sich perfekt dafür positionierte und herumstubste wie ein gewöhnlicher Hund. Irgendwie war es auch ein wenig therapeutisch für mich, über sein Fell zu streichen und nach ein paar Sekunden entspannte ich mich auch wieder etwas mehr, zog meinen Rucksack aus und stellte ihn beiseite, ehe ich mich an den Wolf lehnte; wenn er sich schon so gut dafür positionierte, dann musste er auch damit leben, als eine Art Kissen missbraucht zu werden! Während er sprach und mir erzählte, was los war, hörte ich nicht auf ihn zu streicheln. Mein Blick wanderte von ihm gen Himmel und ich lauschte seinen Worten, ehe er verstummte und leise weiter wimmerte. Ah, Beziehungsprobleme. Ein Gebiet, wo ich mich natürlich perfekt auskannte. Nicht. Absolut gar nicht. Es gab keine Person, die gerade schlimmer in meiner Position sein könnte. Was sollte ich ihm denn sagen? Als ob ich als ungeküsste Siebzehnjährige irgendwem Beziehungstipps geben konnte! „Was... was ist denn passiert?“, fragte ich unsicher und fühlte mich, als wäre ich gerade in ein Labor geworfen worden wo ich eine komplizierte chemische Mixtur herstellen sollte. Ein falsches Wort und vielleicht würde direkt alles explodieren. Es war ja nicht so, als gäbe ich viel darauf was die Leute um mich herum über mich dachten und wie es ihnen ging, aber selbst ich war in der Lage, positive Emotionen für jemanden zu empfinden. Zum Beispiel für Lyall, weswegen ich ihm ungerne schlechte Tipps geben wollte, auch wenn wir uns kaum kannten. Ich überlegte hin und her, was ich noch sagen konnte - konnten Worte gerade überhaupt helfen? - und hörte währenddessen niemals auf, meine Hand über seinen Kopf gleiten zu lassen. Die einzigen bedeutenden Beziehungen die ich hatte waren zu meinen Eltern und zu meiner Schwester... hm. Wie würde es aussehen, wenn Yumiko und ich streit hätten? Ich wäre sicherlich die wütende Partei, und sie die traurige, also nahm ich einfach mal Cyrils Position ein. Es war ein bisschen schwer, sich das ganze vorzustellen, ohne zu wissen worum es überhaupt ging, aber ich versuchte es. „Also... wenn meine Schwester und ich gestritten haben, bin ich manchmal auch echt wütend geworden. Obwohl ich sie...“ Ich räusperte mich kurz und sagte ganz leise: „... wirklich liebe.“ Ich hatte ja eigentlich nicht vor, bei irgendwem über meinen persönlichen Kram zu reden, aber... vielleicht half es Lyall ja. Den Rest führte ich in einer normalen Lautstärke fort. „Was mir in so Situationen hilft, ist, einfach etwas Abstand zu gewinnen. Runterzukommen und mich zu beruhigen, für ein paar Stunden vielleicht. Also vielleicht ... hilft das bei euch ja auch?“ Mir fiel gerade auf wie sinnlos meine Ratschläge wären, sollte sich herausstellen, dass Lyall gerade Cyrils gesamte Familie ermordet hatte, oder so. Aber das traute ich dem Werwolf nicht zu. Wichtig zu wissen war vielleicht auch, wie lange die beiden schon zusammen waren - ob das in dem Interview gestanden hatte? Wenn ja war diese Info bei mir nicht hängengeblieben. Im Großen und Ganzen war ich mir relativ sicher, dass meine kläglichen Versuche, ihn aufzumuntern, sicherlich überhaupt nichts bringen würden. Ich war einfach nicht für sowas gemacht!
Tatsächlich tat es auch dem Rothaarigen gut, dass er nun auch gekrault wurde, sowie gerne als Kissen genutzt. Er war jemand, der Nähe sehr zu schätzen wusste und auch mochte, war er allgemein immer offen, umarmte Andere oder bot sich, in Wolfsform, als Kuschelkissen an. Es war keine Seltenheit, eher ein Zeichen der Zuneigung für ihn - es war ja auch schön, wenn er in seiner Werwolfsgestalt akzeptiert wurde. Immerhin wurde er deswegen schon lange genug gejagt - und abgestochen. Lyall war sehr auch Gesellschaft gefprägt, ob rein kommunikativ oder auch körperlich. Letzterer Aspekt war nur meistens immer noch wirksamer bei ihm, so wie auch jetzt. Durch das kraulen von Miyako und das anlehen wurde der Schmerz in ihm schon ein kleines bisschen erträglicher. Es war eben schön zu spüren, nicht alleine zu sein. Auch so ein Grund, warum er seinen Freund trotz Aufforderung erst nicht alleine lassen wollte - für ihn selbst war Einsamkeit immer belastender, nie wollte er alleine sein. So konnte er sich schwer vorstellen, dass jemand wirklich lieber alleine sein konnte. Hach ja, er konnte sich so wenig vorstellen und denken. Er war halt "ein dummes Buschkind". Leicht zuckten die Ohren unter dem Gekraule und ein fiepen kam, da er sich schämte, beim Vernehmen der Frage. Kurz blickte er weg, bevor er hinauflugte, in die blauen Augen der Brünetten. ,,Ich. . . wurde interviewt und habe dabei ein Geheimnis von ihm preisgegeben. . ." Die Ohren legten sich an, lagen ganz flach auf seinem Kopf auf. ,,Es war ein Versehen, ich habe nicht nachgedacht, aber. . . dass entschuldigt es nicht. Ich habe sein Vertrauen gebrochen und etwas, was ihm unangenehm ist, weitererzählt." Tief atmete er aus, sein Blick glitt weg von Miyako, in keine bestimmte Richtung. ,,Ich bin so ein Idiot. . . ich denke nie nach. . ." Oft nervte er deswegen Andere. Doch dies war so ziemlich das erste Mal, dass diese Eigenart an sich selbst ihn sehr störte. Er war wirklich nicht sonderlich reif.
Die Ohren spitzten sich, wo seine Gesellschaft zu reden, über sich selbst. Aufmerksam betrachtete er sie und lauschte den Worten, welche ihn etwas den Kopf anheben ließen. Und diese Worte halfen dem Lavendeläugigen tatsächlich, zuckten seine Ohre, sein Blick wurde etwas hoffenungsvoll: ,,Wirklich?" Nachdenklich blickte er einen Augenblick zur Seite, herrschte eine kurze Stille, ehe sich wieder die Schnauze bewegte. ,,Ich hoffe sehr, dass es so ist. . . Cyril wollte alleine sein, was - ich leider auch erst nicht ganz verstanden habe", leise wurde ausgeatmet, ehe sein Blick wieder zu den blauen Seelenspiegeln glitt. ,,Das alles kenne ich nicht. . . wir haben uns noch nie gestritten und dann - weil ich wie so oft nicht nachgedacht habe. Das wurde mir schon so oft an den Kopf geworfen, doch jetzt merke ich erst wirklich, was immer alle meinten." Leicht rümpfte er die Nase, legte weiterhin nachdenklich den Kopf schief, seufzte schwer. Langsam setzte er sich auf, wodurch er die Kuschelklammer um den Körper vorsichtig löste. ,,Er ist das wichtigste, was ich habe. . . Ich muss einfach hoffen und mir wünschen, dass er mir verzeihen kann und er einfach Ruhe braucht. Es geht um ihn, nicht um mich - es bringt wohl nichts, sich da hinein. . .", kurz suchte er nach dem Wort, was er sagen wollte: ,,-zusteigern." Es ging ihm immer noch mies, doch definitiv besser, als zuvor. So ließen seine Emotionen es zu, dass sich seine Wolfsgestalt wieder löste, der Körper sich verformte, das Fell sich zurückzog, sodass nur paar Sekunden später der menschliche Lyall, eingekleidet, im Schneidersitz neben der Dämonin zu erkennen war. Tief atmete er aus, während er in das Gras vor sich starrte, gar leicht rupfte. Dabei dockte er leicht Schulter an Schulter an die Kleinere, dieser ein: ,,Ich danke Dir. . . ich habe etwas Hoffnung bekommen", zumurmelte.
Es schien Lyall unangenehm zu sein, darüber zu sprechen, was vorgefallen war - doch wenigstens nicht unangenehm genug, um es nicht preiszugeben. Als das Wort "Interview" fiel fühlte ich mich, als wäre ich bei irgendwas bösem erwischt worden, ertappt. Einfach nur weil ich genau das am heutigen Morgen vor Schulbeginn gelesen hatte. Zumindest fügte sich in meinem Kopf dadurch relativ schnell zusammen, was genau Lyall preisgegeben hatte. Das Detail, welches auch mich überrascht hatte - dass Cyril der Sohn des Heimleiters war. Irgendetwas anderes konnte es doch nicht sein, oder? Alles andere in dem Interview war ja relativ normal gewesen, zumindest erinnerte mich nicht an irgendwas anderes, was rausstach. Da ich nun wusste, worum es ging, konnte ich Cyrils Seite gut verstehen. Mir wäre es wohl auch unangenehm, wenn so eine Info ans Licht kam, wenn ich es nicht wollte. Allerdings konnte ich nicht sagen, wie ich meinem Freund gegenüber reagieren würde, hätte dieser mein Geheimnis ausgeplaudert - keine Beziehungserfahrungen, und so. Und es fühlte sich komisch an, mir die Situation immer mit Yumiko und mir als Hauptdarsteller vorzustellen, weswegen ich dies nun auch bleiben ließ.
Ich hörte Lyall aufmerksam zu wie er sich erklärte und sein Leid aussprach, ebenso wie er auf meine Worte reagierte und sie scheinbar... ein bisschen geholfen hatten? Wow, damit hätte ich nicht gerechnet, aber das war gut. Damit hatte wohl auch ich ein bisschen dazugelernt - dass ich kein absoluter Loser war, wenn es darum ging, Leuten gut zuzusprechen. Na ob meine Feinde das glauben würden? Verblüfft beobachtete ich den roten Wolf wie er sich zurück in einen rothaarigen Jungen verwandelte, der komischerweise voll bekleidet war. Magie war wirklich mysteriös. Aber gut für ihn, ich musste ihn grade nicht unbedingt nackt sehen. Als er seine Schulter leicht gegen meine knuffte musste ich unweigerlich lächeln. Ich sah es einfach mal als etwas Gutes an, dass er sich zurückverwandelt hatte. „Kein Problem“, erwiderte ich und setzte mich etwas um, jetzt wo ich nicht mehr von einem warmen Wolf umschlungen war. Ich lehnte mich gegen den Baum und zog meinen Rucksack neben mich, welchen ich kurz öffnete, ein Bonbon herausholte und Lyall hinhielt. „Bonbon? Ist glaub ich Himbeere.“ Nachdem er es angenommen (oder abgelehnt) hatte, zog ich noch eines aus meiner Tasche heraus, öffente es und schob mir selbst die kleine Süßigkeit in den Mund - diesmal war es Erdbeere. „Ich hab eigentlich immer irgendwas an Süßigkeiten dabei, wenn du mal was brauchst“, sagte ich grinsend und fühlte mich ein wenig wie ein Dealer - aber dafür hatte ich zu wenig Kram. Es waren immer nur eine handvoll Bonbons, oder zwei-drei Lutscher, mehr nicht.
Ein paar Momente blieb ich sitzen, spielte in meinem Mund mit dem Bonbon herum und ließ die Ruhe auf mich wirken, ehe ich dann doch wieder das Wort erhob. „Ich hab das Interview heute Morgen gelesen“, sagte ich nüchtern und betrachtete den Jungen, wie er wohl reagierte. Leicht hätte ich diese Information verschweigen können und vielleicht wäre das besser gewesen, aber es war nicht so mein Stil, Dinge zu verschweigen. Zumindest nicht wenn sie nicht absolut geheim bleiben mussten. „Ich kann Cyril verstehen, und ich hab keine Ahnung von Beziehungen, aber ich glaube nicht, dass es eure zerstören wird.“ Ich wandte meinen Blick von Lyall ab und schaute stattdessen auf die Bonbon-Verpackung in meinem Schoß, an welcher ich mit Fingern von beiden Händen herumzupfte. „Und was sagen langweilige Erwachsene immer? 'Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung' ... oder so.“ Ein Sprichwort, was immer geradewegs an mir vorbeigegangen ist. Warum gab ich es also weiter? Es war anstrengend, zu versuchen, hilfreich zu sein - so anstrengend, dass ich jetzt sogar schon meinen alten Schulleiter zitierte. „Also wenn du deine Schwächen erkennst, kannst du was gegen sie tun. Wenn sie dich selbst stören. Wenn nicht, dann nicht.“ Ich zuckte mit den Schultern und lächelte Lyall an, versuchte irgendwie, aufmunternd zu wirken. Man sollte sich nicht für andere ändern, aber wenn man selbst seine Schwächen ausmerzen wollte, dann war daran ja nichts falsch. Man musste nur zu seinen Worten stehen, wenn man dann sagte, man würde sich bessern - leere Versprechen mochte keiner, mit Taten bewies man seine Ernsthaftigkeit schon viel eher. Deswegen waren alleinstehende Drohungen auch lame und man sollte jemanden lieber direkt schlagen, damit man seinen Punkt besser rüberbrachte.
Die Zeit verstrich und ich schaute einfach nur entspannt in den Himmel, ehe ich mich wie von einem kleinen Blitz geschockt plötzlich in Bewegung setzte, mein Handy aus meiner Tasche hervorholte und die Uhrzeit checkte. Unzufrieden biss ich mir auf die Unterlippe. „Sorry, Lyall. Ich hab' noch was wichtiges vor. Wenn irgendwas ist, kannst du mir schreiben.“ Hastig kramte ich ein Blatt Papier und einen Stift hervor, wo ich meine Handynummer draufschrieb. Den Zettel bekam Lyall, der Rest wurde schnell wieder eingepackt und ich stand auf. Ich meinte seine Nummer zu haben, aber alles von dem Ballabend war ziemlich schwammig in meiner Erinnerung, keine Ahnung ob er meine auch hatte. Mit einem entschuldigenden Lächeln und einem Winken verabschiedete ich mich, während ich auch schon wieder Richtung Bushaltestelle ging. Erstmal im Wohnheim umziehen, dann in der Schule zur AG gehen. Was für eine Odyssee.