Ein grosser, in einer Glaskuppel geschützter Garten stellt sich insbesondere für den Heilkundeunterricht zur Verfügung. Neben dem alltäglichen Grünzeug finden sich hier sogar längst vergessene Kräuter, die von hoher Seltenheit und kaum bekannt sind. Zu hinterst stehen 10 Tische und dazugehörige Stühle auf denen man arbeiten kann. Außerdem blühen hier auch die buntesten Blumen, die ebenso selten anzutreffen sind.
Diesmal war die Fülle an Informationen so groß, dass ich doch etwas hektischer mit schrieb und mir dafür vornahm alles später nochmal sauber abzuschreiben. Für den Unterricht musste also erst einmal mein Gekritzel herhalten, während ich mir Mühe gab inhaltlich zu verstehen, was Herr Adel erklärte. Das Gerede von erhitzen, erhitzen und noch mehr erhitzen brachte mich dazu mich leise nach dem Flussbett zu sehnen, in das ich gefallen war, aber diese Sehnsucht schob ich hastig von mich und seufzte nur leise vor mich hin. Ob Herr Adel wohl etwas dagegen hatte, wenn ich kurz etwas trank? Möglichst leise holte ich meine Flasche Wasser heraus, nachdem er meine Fragen beantwortet und ich alles notiert hatte. Dann trank ich leise ein paar Schlucke und steckte die Flasche anschließend wieder ein, ehe ich mich den Notizen widmete, um durchzugehen, wie ich nun vorgehen musste. Da ich eine ganze Menge Sumpfmoos gesammelt hatte, sollte es wohl keine allzu großen Probleme bereiten, sollte ich zu Beginn etwas falsch machen. Aus Fehlern lernte man ja bekanntlich. Bevor ich aber anfangen konnte, hörte ich wie Herr Adel etwas davon sagte, dass er uns zeigte, wie man ein Verband anlegte, woraufhin ich erst einmal alles stehen und liegen ließ, um - eingewickelt in die Decke - herüber zu Sky zu treten und zuzusehen, wie er ihr das Verband anlegte. Verglichen mit meiner eigenen Technik - den Stoff einfach um die Wunde wickeln, bis alles bedeckt war - erschien mir seine Methode ziemlich vernünftig und ich nahm mir vor das in Zukunft auch so zu machen. Ich war schon ein wenig aufgeregt, weil ich gleich in der ersten Unterrichtseinheit so viel lernte und lächelte begeistert vor mich hin, als ich anschließend wieder an meinen Platz ging. Unterwegs hielt ich nochmal inne und sah zu Sky. "Gute Besserung für deine Hand.", wünschte ich ihr noch kurz und hoffte, dass sie keine allzu großen Schmerzen hatte. Dann setzte ich mich und widmete mich meiner Aufgabe. Trotz meiner Überlegung von vorhin, dass man aus Fehlern lernte, gab ich mir Mühe alles richtig zu machen, als ich mir das kleine Messbecherchen nahm, dass mir der Lehrer mit den andern Utensilien gebracht hatte und etwas von dem Sumpfmoos abmaß. 12,5ml hatte er gesagt. Weil das Becherchen so klein war, war eine exakte Abmessung glücklicherweise kein Problem, weshalb ich das Sumpfmoos auf kurz darauf auf das kleine Brettchen gab, dann aber kurz inne hielt und nochmals in die Notizen sah. Ich sollte 25ml Salbe herstellen. Er sagte, ich bräuchte die Hälfte der Gesamtmenge als Pulver. Auf 25ml Gesamtmenge benutzt du 12,5ml Kokospulver, war sein Wortlaut gewesen. Also... nahm ich 25ml Sumpfmoos, richtig? Ein paar Sekunden grübelte ich noch darüber nach, ehe ich entschied, dass es wohl besser war aus Versehen zu wenig Pulver zu benutzen, als zu viel. Also gab ich nochmal 12,5ml Sumpfmoss auf das Brettchen, ehe ich begann das ganze klein zu schneiden. Ich ging noch so weit das klein geschnittene Sumpfmoos in die Schale zu tun und das Pulver abzumessen. Dann hielt ich aber besorgt inne und betrachtete argwöhnisch das metallische Ding, dass er mir noch hingestellt hatte. Vielleicht war das dieser Brenner, von dem Herr Adel gesprochen hatte. Dem Namen nach würden wir damit also die Sachen erhitzen. Dank meinem Mangel an Erfahrung mit schulischen Utensilien - und vielen anderen Dingen - hatte ich keine Ahnung, wie man diesen Brenner benutzte, weshalb ich ihn kurz darauf bereits vorsichtig zurück stellte aus Angst, ich könnte vielleicht etwas daran kaputt machen. Dann sah ich mich nach dem Lehrer um, ehe ich die Hand hob und hoffte, dass er gerade etwas Zeit hatte. "E-entschuldigung... Herr Adel?", gab ich zaghaft von mir, "Können Sie mir vielleicht kurz erklären, wie man das Brennding benutzt?" Nicht, dass ich mich noch verbrannte, weil ich irgendwas falsch machte. "Ich hab sowas noch nie gesehen.", murmelte ich verlegen und knetete unsicher den Stoff der Decke.
Dieser Moment, war eindeutig einer der komischsten Momente in meinem Leben. Nachdem Marik noch die Frage von River beantwortet hatte, widmete er sich mir zur. Er nahm meine Hand in seine und obwohl ich irgendwie wusste, das ich wohl aufpassen sollte und das alles Unterricht und nichts anderes war und vor allem nichts anderes bedeutete, schaffte ich es nicht mich auf seine Worte zu konzentrieren. Die Berührungen von seinen Fingern auf meiner Haut ließ meinem Kopf die Erinnerungen von Sonntagnacht abspielen und das war gar nicht gut. Meine Augen fixierten sein Gesicht, anstatt darauf zu schauen, wie er diesen Verband anlegte. So schwierig könnte das eh nicht sein. Ich beobachtete seinen Mund, wie sich seine Lippen bewegten, wenn er sprach, obwohl mein Gehirn seine Worte in keinen richtigen Kontext brachte. Unweigerlich befeuchtete ich mit meiner Zunge meine eigenen Lippen, welche plötzlich viel zu trocken waren. Meine eine Hand war mittlerweile verbunden und er machte sich an nun an meine andere zu schaffen. Ich sah in seine Augen und musste ein leises Keuchen unterdrücken. Ich ging fest davon aus, dass ich einfach nur seine normale Farbe sehen würde, doch sie wirkten viel intensiver und... feuriger, als würde er nicht nur stumpf seiner Arbeit als Lehrer nachkommen. Fast vergaß ich schon Luana und River um uns herum, doch dann ließ er meine Hand auch schon wieder los und mich wieder alleine an meinem Tisch. Ich sah ihm noch kurz hinterher, wie er zu Luana herüberging und sich um ihre Angelegenheit kümmerte. Dann sah ich endlich zu meinen Händen, welche nun verbunden waren. Ich bewegte meine Finger und drehte meine Hände hin und her. Marik hatte sie wirklich gut versorgt, nicht zu stramm, denn meine Haut färbte sich nicht blau, aber auch nicht zu locker. Damit sollte ich arbeiten können. Ich atmete durch und machte mich dann an meine Aufgabe, tat genau das, was mir aufgetragen wurde. Weder verletzte ich mich dabei, noch machte ich etwas kaputt, weswegen ich ziemlich stolz auf mich war. Niemand der mich besser kennt, hätte es verwundert, wenn ich aus Versehen den ganzen Kräutergarten abfackeln würde. Ich schnitt die Dornen vorsichtig auf und erhitzte dann das Fruchtfleisch. River schien nicht so gut zurechtzukommen, denn sie richtete sich wieder an Marik. Kurz beobachtete ich die beiden, dann legte ich meine Sachen wieder ordentlich ab, schaltete den Brenner aus. Luana war anscheinend auch schon fertig, also drehte ich mich zu ihr um. “Wie lange haben wir heute Unterricht?“ Ich sprach leise. Es war nicht so, als würde ich mich langweilen, aber immerhin war ich fertig, also wäre es doch wohl okay, wenn ich mich mit meiner Mitbewohnerin unterhalten würde. “Gehen wir später zusammen Mittagessen?“
Nach meinem Zeitgefühl verging der Rest des Unterrichts wie im Fluge. Herr Adel zeigte mir noch, wie das Brenndings funktionierte und anschließend konnte ich mit Hilfe meiner Aufzeichnungen tatsächlich diese Salbe herstellen. Es war das erste Mal, dass ich überhaupt irgendwas hergestellt hatte, weshalb ich mich wahnsinnig freute und stolz auf mich war. So hatte ich auch etwas, das ich Lavine zeigen konnte. Mit Sicherheit wäre er auch sehr stolz auf mich, wenn er das sah! Vielleicht, aber auch nur ganz vielleicht, würde er mich sogar dafür loben. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit eher verschwindend gering war. Trotz allem war ich mir sicher, dass er sich für mich freuen würde, auch wenn er eine Merkwürdige Art hatte das zu zeigen.
Nach Abschluss des Unterrichts - ich hatte meine Materialien noch sorgfältig gereinigt - verabschiedete ich mich höflich von Herrn Adel und schenkte Luana ein breites Lächeln, als ich ihr noch einen schönen Tag wünschte. Dann tippte ich eifrig eine SMS an Lavine, weil ich mir zum einen nicht mehr sicher war, wie ich zurück zum Wohnheim fand und ich zum anderen hoffte, er würde etwas Zeit mit mir verbringen. Die Antwort ließ glücklicherweise auch nicht lange auf sich warten, weshalb ich noch eilig eine Antwort schrieb. Freudestrahlend machte ich mich dann auf den Weg zum Pausenhof. Den kleinen Behälter mit meiner Salbe hielt ich dabei die ganze Zeit aufgeregt in meiner Hand.
Herr Adel war so freundlich gewesen und hatte der Langhaarigen anhand einer kurzen Demonstration gezeigt, wie der Löffel richtig eingesetzt werden musste damit kein Dampf verschwendet wurde. Trotzdem war es alles andere als einfach gewesen. Gott sei Dank hing von Luanas Können gerade kein Leben ab, ansonsten hätte man bereits gut getan mit der Bestattung zu telefonieren. Es bedurfte sicher einiges an Übung um so präzise zu Arbeiten wie der Schwarzhaarige. Das Studium der Heilkunde war sehr breit gefächert. Man lernte dabei nie aus, denn es gab immer wieder Neuerungen und Errungenschaften. So viel wusste die Nixe. Was hier unterrichtet wurde, war ganz sicher nur ein Bruchteil dessen, was es wirklich zu lernen gab. Erst die Stimme von Sky riss die Langhaarige aus ihren Gedanken. Die Frage nach dem Unterricht brauchte Luana gar nicht mehr beantworten, da Herr Adel den Unterricht just in dem Moment beendete. Nach Essen war ihr irgendwie nicht zumute, was sie auch ihrer Zimmergenossin mitteilte, der es anscheinend nicht wirklich viel auszumachen schien.
Der Unterricht verging wie im Flug. Gerade hatte sich die Langhaarige erst an die Zubereitung der blauen Orchidee gesetzt und schon war alles wieder vorbei. Eine sehr lehrreiche Einheit war somit beendet. Das Aroma der Orchidee befand sich in einer Phiole und sollte gegen Erfrierungs- und Kälteempfindlichkeit helfen. Damit kannte sich die Meerjungfrau zwar nur bedingt aus. Klar, jeder mochte es lieber mollig warm, aber gegen ein wenig Kälte war nichts einzuwenden, schon gar nicht wenn es Sommer war. Schnell räumte die Langhaarige ihren Arbeitsplatz auf, verstaute die Phiole, sowie das Büchlein von Marik in ihrer Tasche und machte sich auf den Weg. Wohin wusste sie noch nicht genau, manche Dinge ergaben sich auch einfach spontan. Luana würde wohl irgendwo ankommen.
Angeführt von einem zerstreuten Engel erreichte die fast schon jämmerliche, aus 4 Leuten bestehende Armee die Glaskuppel hinter dem Schulgebäude, unter der sich zu normalen Tageszeiten der Kräutergarten für Schüler entpuppte. Natürlich ließ Leviathan es sich nicht nehmen, während seines Gleichschritts immer mal wieder einen Blick über seine Schulter nach hinten zu werfen, um sicherzugehen, dass Mike und seine beiden Freundinnen ihm auch brav gefolgt waren. Waren sie! Mike schien sogar Feuer und Flamme zu sein; spielte zumindest sofort in Levis Armee mit. „Kameraden, wir haben das Ziel erreicht!“, gab der Schwarzhaarige den anderen zu verstehen, drehte sich zu ihnen um und breitete seine Arme einladend zur Glaskuppel hin aus. „Ta daaa~“, trällerte er und wunderte sich, dass seine übereifrige Begeisterung über seinen voll intelligenten Einfall nicht geteilt wurde. „Was ist?“, schnaubte er. „Das ist DIE Idee!“, versicherte er Mike, Lydia und Ivy. Leviathan lief ein paar Schritte um die Vorderseite der Kuppel herum und schien unverdrossen nach etwas zu suchen. Zumindest wühlte er in einem Gebüsch nach dem anderen herum. Meine Fresse, das war aber auch spärlich beleuchtet hier. „Ein bisschen weitläufiger hätten sie die Fackeln schon verteilen können“, fluchte er immer noch in der Botanik raschelnd. Weil der Kräutergarten nämlich sicher zum Ballareal gehörte! Dass es vielleicht nicht erlaubt war, nachts mit ein paar Mitschülern in den Kräutergarten der Schüler einzusteigen – der Gedanke kam dem Engel nicht einmal. So weit dachte er zumindest nicht, aber wen wunderte das schon? Hah, da war er doch! Grinsend hob der Engel etwas Klirrendes vom Boden auf, erhob sich wieder und wedelte vor den dreien mit dem Schlüssel herum. Es war aber auch wirklich eine blöde Idee vom Schulgärtner gewesen, den Schlüssel im näheren Umfeld zu verstecken und sich dabei auch noch von einem neugierigen Engel beobachten zu lassen. „Ihr wisst es zwar noch nicht..“, begann der Junge kichernd, drehte sich wieder um und sperrte gekonnt die Türe zur Glaskuppel auf, ehe er den Schlüssel in seine Arschtasche gleiten ließ und die Türe öffnete. „Aber hier drinnen wartet ein Schatzzz auf uns!“, ermutigte er seine durstigen Anhänger und wurde im nächsten Moment gleich mal von einem Schwarm eklig surrender Insekten attackiert, die es komischerweise nur auf ihn abgesehen hatten. Das war jetzt nicht unbedingt, was er mit Schatz gemeint hatte. „Buah, geht weg, Arschlöcher“, schimpfte der Engel hysterisch und führte einen nicht weniger aufgeregten Tanz auf, um die Insekten von sich loszubekommen, die alsbald aber auch schon in Richtung Freiheit von dannen zogen. Himmel, wie lange war hier schon keiner mehr drin? Lebte der Gärtner überhaupt noch? Nach seiner armseligen Showeinlage schlenderte der Engel schließlich durch den Kräutergarten, in dem eine fast schon brütende Hitze herrschte. War wohl wichtig für die Pflanzen und so. Die Beleuchtung war wirklich grausam schlecht bis gar nicht vorhanden, weshalb er immer mal wieder ein paar Pflanzenpeitschen abbekam und es etwas länger dauerte, bis er an seinem Ziel angelangt war. Er stoppte ganz zu hinterst an jener Stelle, wo sich unter anderem die Tische und Stühle befanden, an der normalerweise der Kräuterkunde- bzw. Heilunterricht stattfand. Zielsicher steuerte er eines der Holzregale am Rande der Glaswand an und öffnete es funkelnd. Sehen konnte Leviathan nicht viel, streckte sich mühsam nach oben und griff einfach mal nach drei Glasflaschen die ganz oben im Regal aufbewahrt wurden und ging zurück zu den Tischen und zu Mike, Ivy und Lydia. „Hat mal jemand ein Feuer oder so?“, fragte er in die Runde, stellte 2 der Flaschen auf einem Tisch ab und versuchte, den Schriftzug auf der dritten zu entziffern. „Geil, oder? Die haben uns mal gezeigt welches Kraut für welche Krankheiten hilft und so und hatten auch einige Kräuterschnäpse in petto.“ Hoffentlich hielt er da jetzt wirklich einen Kräuterschnaps in der Hand und nicht irgendwas Hochgiftiges zum Spritzen oder so. „Aber aus der Hand geben wollten sie’s damals auch nicht. Tja, das haben sie jetzt davon! Mit dem Zeug können wir uns in null komma nix die Birne wegkippen!“, trällerte der Engel und war sich ziemlich sicher, dass das auch im Interesse der Mädchen war. Das hatten sie ja auch schließlich von ihm verlangt, oder?
Bis ganz zuletzt hatte Mike keinen Plan, wohin der Weg sie denn nun eigentlich führte. Sie verließen jedenfalls das Gelände des Sportplatzes und entfernten sich ein ganzes Stück davon. Fast könnte man meinen, dass Levi irgendwelche dunklen Absichten verfolgte. Das würde Mikhail jedenfalls denken, wäre er ein Mädchen, das Levi nicht sonderlich gut kannte. Vermutete er zumindest. In weibliche Wesen konnte er sich nicht wirklich hineinversetzen. Etwas skeptisch guckte er schließlich, als sie das verglaste Gebäude erreichten, das von Captain Levi als Zielort gefeiert wurde. Mike war noch nicht sonderlich oft im Inneren gewesen und wenn, dann lediglich zu Unterrichtszwecken, die ihn einschlafen ließen. Mit Pflanzen hatte er einfach überhaupt nichts am Hut und wandte sich bei der Vorstellung, dass Levi tatsächlich am Heilkundeunterricht teilnahm. Der Werwolf konnte sich nicht langweiligeres vorstellen, als irgendwelche Salben und Tränkchen aus Unkraut zu fabrizieren. Entsprechend war seine Reaktion zu dem aufwendigen Ausflug eher mäßig begeistert: „Ähm … und weiter? Was machst du da?“ Ivy und Lydia hatte er kurz nach Aufbruch wieder losgelassen und sich selbst überlassen. Es hatte nicht so gewirkt, als hätte er die beiden gegen ihren Willen mitzerren müssen. Unbeeindruckt betrachtete Mike den Schlüssel, den Levi ihnen präsentierte. „Wieso ist das Teil überhaupt abgeschlossen? Als würde irgendwer auf die Idee kommen das Unkraut da drinnen zu klauen.“ Zumal der Schlüssel sich offenbar nicht gut versteckt in unmittelbarer Nähe der Kuppel befand. Manchmal konnte Mike über die Unfähigkeit des Personals hier nur den Kopf schütteln. Gähnend wartete er darauf, dass ihr Anführer die Tür entriegelte. Statt eines Engelschors, der den angeblichen Schatz im Inneren des Kräutergartens ankündigte, war bloß das Surren von Mosquitos zu vernehmen, die es erst auf Levi abgesehen hatten, bevor sie in die Freiheit entflohen. Aus Reflex schirmte auch Mike sein Gesicht mit den Armen ab, doch er blieb glücklicherweise von der Plage verschont. Er konnte wirklich darauf verzichten Fliegen in der Fresse zu haben. „Alles cool?“, wandte er sich an Levi, doch der war inzwischen schon zielstrebig weitergegangen. Augenrollend folgte Mike dem Engel, wobei er Ivy und Lydia den Vortritt ließ und das Schlusslicht bildete. Die Tür hinter sich schließend, folgte er ihrem kleinen Trupp durch die schwüle Luft. Hätte er die Tür besser geöffnet lassen sollen? Nicht, dass ein Lehrer sie hörte und ihre Pläne frühzeitig durchkreuzte.
Wenige Augenblicke später wurde endlich klar, warum Levi sie den ganzen Weg in den Kräutergarten gezerrt hatte. Kostenloser Schnaps, der bestimmt mehr knallte als der armselige 9,5%-Wein in der Sporthalle. Kaum erblickte Mike die Flaschen, legte sich ein verschmitztes Grinsen auf seine Lippen. Auf Levi war eben doch verlass, wenn es hart auf hart kam. „Alter! Wie nice!“ Euphorisch schnappte er sich ebenfalls eine der drei Flaschen und versuchte das Kleingedruckte darauf zu lesen. Die meisten Zeichen waren ihm ein Rätsel, aber er meinte eine Zahl zu erkennen, die womöglich den beinhaltenden Alkoholgehalt darstellte. „Ich glaub das ist Schnaps“, verkündete er und schwenkte den Inhalt triumphierend. Motiviert stiefelte er zu einem der Tische herüber und platzierte seinen Äquator darauf. Irgendwie brachte ihn die ganze Situation zurück zu dem vergangenen Werwolfangriff, den er in der ramponierten Strandbar mit @Damian hat ausklingen lassen. Nur waren sie diesmal zu viert und der Alkohol hatte keinen bitteren Beigeschmack. Mike zog den Proppen heraus und hielt seine Nase an die Flasche. Ein überwältigender, kräutiger Geruch stieg ihm in die Nase. Es roch nach Lakritz und Jägermeister, nur um ein Vielfaches intensiver. Reflexartig riss er den Kopf zur Seite und hielt sich mit tränenden Augen die Nase zu. „Ah fuck … ist vielleicht doch kein Alkohol. Oder riecht das nur für mich so derbst ungesund?“ Mit einem sichtlich gequälten Gesichtsausdruck hielt er Lydia die Flasche hin. Sie war immerhin auch ein Wolf und hatte einen ausgeprägten Geruchssinn. Wenn sie den Geruch also absegnete, waren sie wohl auf der sicheren Seite. Zur Not hatten sie ja noch zwei weitere Flaschen von denen sie wählen konnten.
Die vier machten sich auf den Weg. Wohin wusste jedoch nur Leviathan. Ob Lydia ihm vertrauen sollte? Irgendwie schien die Vertrauensfrage kein Problem für die Schwarzhaarige zu sein. Immerhin war Leviathan mit Mike und auch Ivy befreundet. Deshalb ging sie ohne Probleme mit und Mike ließ Ivy und sie dann auch los, als die beiden mitgingen. Nachdem sie dann ein wenig gelaufen waren, hatten sie ihr Ziel laut Leviathan erreicht. Die Wölfin sah sich um und entdeckte eine Glaskuppel. Bei genauerem Betrachten wusste sie, wo sie sich befanden. Es war wohl der Kräutergarten, in dem es manchmal Unterricht gab. Aber wie sollten die vier denn in das Gebäude kommen? Leviathan suchte in den umliegenden Gebüschen nach etwas. Nach einiger Zeit hatte er dann auch schon einen Schlüssel gefunden. Dieser war wohl für den Kräutergarten. Er sperrte dann die Tür auf und meinte, dass dort drinnen der Schatz auf sie warten würde. Anschließend befielen Insekten Leviathan regelrecht. Doch Lydia ließen sie in Ruhe, was ihr auch ganz recht war.
Gleich darauf machte sich Leviathan auf in das Gebäude. Mike hielt den beiden Mädchen die Tür auf und die Irin trat in das Gebäude ein. „Dankeschön“, bedankte sie sich bei Mike, als sie an ihm vorbei ging. Anschließend folgte sie Leviathan. Ganz hinten im Kräutergarten blieb er dann stehen. Es war ziemlich dunkel. „Ich hab leider kein Feuer“, antwortete sie Leviathan. Er erklärte nachher noch, dass die in der Schule ihnen gezeigt hatten welches Kraut gegen welche Krankheit half und dass sie dort auch noch Kräuterschnäpse hätten. Es gab drei Flaschen zur Auswahl. Mike glaubte eine Schnapsflasche gefunden zu haben und öffnete diese. Als er an dieser roch, schien seine Begeisterung nicht sehr groß. Es roch anscheinend nicht gesund. Mike hielt die Flasche der Wölfin hin. Sie roch nur kurz daran, gab ihr Gesicht sofort aus der Schussbahn des Dampfes und rümpfte die Nase. „Gott, also wenn das wirklich Schnaps ist, dann probier ich das Zeug nicht“, sagte sie und bestätigte somit die Aussage von Mike, dass es sehr ungesund roch. Ob jetzt wohl alle wussten, dass sie ein Alkoholanfänger war und eigentlich gar nichts darüber wusste? Jedenfalls durfte sie heute nicht all zu viel trinken, denn der nächste Tag würde sonst sicher sehr schlimm werden. Da war sie sich sicher. Schon ein Tag nach der Einweihungsfeier ging es ihr sehr schlecht und jetzt Hochprozentiges trinken? Dies klang so, als ob sie morgen gar nicht mehr aus dem Bett kommen würde, wenn sie zu viel davon trinken würde.
Leviathan hatte ihre und Lydias Einladung, mit ihnen den Abend zu verbringen, doch schneller als erwartet angenommen und zu ihrer Überraschung hatte er sogar eine Idee um ein wenig Akohol aufzutreiben. Mal sehen was dieser Junge sonst noch so zu bieten hatte! Mike hatte sich bei ihr und Lydia eingehakt und gemeinsam gingen sie zu dritt, als wäre Mike ihr Zuhälter oder ähnliches, dorthin, wo Leviathan sie wohl hinführen würde. Zu ihrer Überraschung war das zum Kräutergarten? Verwirrt sah sie das Gebäude an und wusste nicht so recht, was Levi hier nun wollte. Gab es Kräuter, die gut schmeckten und gleichzeitig alkoholisiert waren? Sie zuckte mit den Schultern und ließ Levi einfach machen. Ich hoffe du weißt, was du da tust. sagte sie leicht skeptisch und zog eine Augenbraue hoch, doch als Levi den Schlüssel in der Hand hielt, hellte sich ihre Miene doch sehr auf. Ein Schlüssel! Rief sie fröhlich und schaute gespannt zu, wie Levi langsam die Tür aufmachte. Was sie dort drin wohl finden würden? Die Tür ging auf und es erwartete sie ein ganzer Schwarm an Fliegen, naja zu mindestens erwartete Levi dieser Schwarm. Ivy hatte sich aus Reflex sofort hinter Mike versteckt und Lydia mit sich gezogen.
Wow was für ein Schatz! scherzte Ivy zu dem Fliegenschwarm und folgte den anderen dann grinsend in den Kräutergarten hinein. Es war wirklich dunkel und ein wenig Angst machte es Ivy, weshalb sie, eher unterbewusst, dicht bei Mike blieb und neben ihm herlief. Ne, Feuer hab ich leider auch nicht. Sie sah sich etwas um, während sich alle schon an den Tisch begaben und eine Flasche inspizierten. Ivy hatte nicht wirklich zugehört und sah sich immer noch ein wenig um. Auf einem Regal entdeckte sie Streichhölzer, die sie mitnahm und dann wieder zum Tisch zurück kehrte. Ich hab was gefunden. sagte sie leise und machte die Kerze auf dem Tisch mit dem Streichholz an.
Offensichtlich hatte sie den anderen nicht zugehört, zu fasziniert war sie im ersten Moment von ihrer Umgebung. Sie griff die mysteriöse Flasche und sah die anderen verwundert an. Warum zögert ihr denn so? Sie grinste. Lasst uns feiern! Fröhlich nahm sie die Flasche hoch und setzte sie an ihren Mund und trank einen großen Schluck davon, erst dann bemerkte sie den fiesen Geruch und sofort knallte sie die Flasche wieder auf den Tisch. Sie hielt sich die Hand vor den Mund und ihr Gesicht erklärte den Geschmack des Gesöffs. Nämlich widerlich. Einen Moment lang hatte sie Angst, es einfach auszuspucken, doch sie konnte sich zusammenreißen und schluckte es dann schließlich runter. Es brannte in ihrem Hals und sie musste heftig husten. Also entweder hatte sie jetzt sehr starken Alkohol getrunken, oder sie hatte sich vergiftet. Widerlich! Rief sie laut, während sie versuchte sich wieder ein wenig einzukriegen. Ihr wurde auf einmal ganz warm und sie hatte ein ungutes Gefühl. War sie betrunken oder vergiftet? Oh mein Gott werde ich jetzt sterben? Fragte sie panisch und sah in die Runde.
Arata
Arata
103 Charakterbogen Aufenthaltsort: Terrasse Aktuelles Outfit: Oversized T-shirt in weiß,
-> cf. Ballsaal, irgendwann. kurz allein, dann mit Ivy, Lydia, Mike und Levi.
Aufgeregt wie eh und je, stammelte er anderen, die er aus seinen Kursen kannte, die Geschichte des heutigen Abends vor. Mit gemischten Gefühlen beobachteten sie den weißhaarigen Jungen, der gestikulierend jedes kleinste Detail von sich gab, dass es doch heute der Abend sei an dem er seine beste Freundin geküsst hatte! Aus der Ferne betrachtet merkte man nicht, dass Arata völlig aufgeregt war. So überdreht und voller Elan war er seltener, doch wenn es so war, so konnte man sicher gehen irgendetwas wichtiges sei passiert. Das äußerte sich nicht nur in seiner Mimik und Gestik, sondern vor allem in seiner Aussprache. Wie aus dem nichts verschluckte er Wörter, verhaspelte sich und wiederholte sich etliche Male, ehe er auf den Punkt kam. Bei gewissen Dingen sollte er dieses Problem wirklich schnell beheben! Hoffentlich. Verabschiedend winkend ging er zur Bar und schnappte sich dort ein kühles Bier. Ein Helles sollte er dieses Mal kriegen. Angesetzt klingelte doch schon sein Handy. "Levi? Den wollte ich doch gerade suchen gehen." Er entsperrte sein Handy scrollte runter und las genau die zwei Wörter die ihm den Abend noch besser gestalten würden: Harter Alkohol. Für eine Schanppsdrossel, die Arata in allen Zügen war, stellte er sein Bier zur Seite, suchte mit gierigen Blick den Barkeeper und wartete ehe er sich umgedreht hatte. "Noch einen kurzen Mooooooooooooooment uuuuuuuuund, JETZT!" Schnell bückte er sich über den Tresen schnappte sich den erstbesten Vodka und rannte zum Ausgang des Ballsaals. "Later, ihr Trottel", rief er einfach in die Menge, es nicht so gemeint zu haben und überlegte kurz noch, wo der Kräutergarten war. Kochen war ja sein Ding, auch war er schon dort, aber der Weg dahin war eigentlich - nicht schwer, doch glich schon fast einem richtigen Hindernis. "Alter, wo ist der Scheiß?" Schon ein gutes Viertel der Flasche in seiner Hand geleert und sich umschauend, erblickte er just in diesem Moment jenes Ziel der Reise. Angeheitert und mit Laune zum Saufen machte er die Tür auf und rief: "LEEEEEEVIIIIIIIIIIAAAAAAATHAAAAAAAAAN!" Ganz klassich. Arata + Kippe in der Hand + Vodka in der anderen = Joar, guter Mix. Eine gerechte Gleichung würde er von sich behaupten. Auch Mike und Ivy waren dort! Nice. Eh und Lydia auch! Doch so viele! Ob sie sich auch so freuen würden, dass er heute was ganz besonderes geschafft hat? "Was geht bei euch, ihr heftigen Dudes und Dudinnen?!" Ein ganz breites Grinsen erkannte man im Weißhaarigen wärhend er auf die Gruppe zu ging.
„Echt jetzt?“ Genervt hatte der Engel mit der Zunge geschnalzt, als zumindest Lydia auf seine Frage nach einer besseren Beleuchtung eingegangen war. „Ein Engel, ein Werwolf, und … „, Levi stoppte. Was waren Ivy und Lydia überhaupt? Was er zumindest ausschließen konnte war, das sie von derselben Spezies wie er selbst war, das hätte er gespürt. Mit schmalen Augenschlitzen beobachtete die beiden Mädchen kurz, so gut es in der Dunkelheit eben ging. Während Ivy einfach nur ein unschuldiges Mädchen sein konnte, sah die ganze Sache bei Lydia schon etwas anders aus. Bislang waren dem Engel nur die tierischen Ohren aufgefallen, aber was war der wedelnde Schatten auf Höhe ihres Rockes, den er nur ansatzweise erahnen konnte? „…zwei voll besondere Mädchen in einer Glaskuppel und keiner kann Licht zaubern?“, raunzte er schließlich zu Ende, wurde im selben Moment aber eines Besseren belehrt, als Ivy es tatsächlich geschafft hatte, eine Kerze anzuzünden. Begeistert klatschte der Engel in die Hände. Gerade, als auch Levi nach der Flasche greifen wollte, die Mike fast zum Heulen gebracht hatte, kam Ivy ihm zuvor und schnappte sie vor seiner Schnauze weg. „Ähh.. also“ Zögernd hielt der Schwarzhaarige seinen Zeigefinger nach oben, als wollte er etwas sagen, beobachtete stattdessen aber nur perplex das Mädchen, dass sich schlagartig einen großen Schluck des mysteriösen Inhalts hinunterkippte. Unterbewusst streckte der Engel seine Arme nach Ivy aus, für den Fall, dass sie jetzt gleich tot umfallen würde. Sie blieb jedoch vorerst standhaft und riss den Engel mit dem Knall der Flasche auf dem Tisch wieder aus seiner Perplexität. „Zeig mal“, meinte Levi und jetzt endlich bekam er auch die Flasche in die Hände. Anstatt dran zu riechen, wie es normal sterbliche getan hätten, steckte er sein Auge fast schon in die Flasche. Als würde er damit riechen können oder im schwachen Licht des Kerzenscheins doch tatsächlich den Inhalt erkennen würde. „Aiiiiiiii…“, wimmerte das Gefieder und zog seinen Kopf ruckartig wieder zurück; sah die drei anderen mit einem roten Auge an, das aussah, als wären hunderte Äderchen geplatzt. Wow, was waren die vier bloß für Schlappschwänze? „Wir warten einfach ab, ob du stirbst, bevor wir auch einen Schluck nehmen.“, antwortete er für alle und rieb sich das Auge. Scheinbar passierte so schnell … nichts. Gebannt wie eh und je fixierte der Engel das Mädchen und zuckte zusammen, als er plötzlich eine sehr vertraute Stimme seinen Namen durch den Kräutergarten brüllen hör. „Scheiße, wer ist das?" Waren sie jetzt etwa schon aufgeflogen? Dass es sich um die Stimme seines vertrauten Zimmergenossen handelte kam den Engel nicht so schnell in den Sinn. „Versteckt euch!“, krächzte der Junge und gerade, als er sich unter einem der Tische verstecken wollte und sich dabei heftig den Kopf stieß, war die Gefahr auch schon da. Und entschärft. Der Zigarettenrauch reichte aus, um den Engel zu beruhigen. Seufzend blieb er am Boden sitzen, rieb sich etwas den Kopf und stellte die vermeintliche Schnapsflasche neben sich. „Ari, du bist’s.“, schnaufte er erleichtert. Ja, war auch überhaupt nicht naheliegend an Arata zu denken, nachdem er ihm auf den Weg zur Kuppel eine SMS geschrieben hatte. Bei solchen Aktionen mussten einfach Mikhail UND Arata dabei sein. Dass er tatsächlich kommen und sich von seiner reizenden Ballbegleitung abwenden würde, dachte Levi aber nicht. „Wir haben Schnaps! Also, wahrscheinlich“, antwortete er fröhlich, griff wieder nach der Flasche und streckte sie zu Ari aus. „Alter, und du hast auch was!“ Die Glasflasche mit der durchsichtigen Flüssigkeit kannte Leviathan nur zu gut. „Wo hast du denn das Zeug her?!“ Das hatte der Engel im Ballsaal sicher nicht gesehen. Warum waren sie dann überhaupt hier?! „Und vor allem, was lief bitte zwischen dir und Vivian ab?“ Jetzt musste der Engel grinsen und war irgendwie auch gar nicht mehr böse, dass all seine Kumpels wohl wesentlich erfolgreicher in der Frauenwelt waren, als er. Endlich hüpfte er auch wieder vom Boden auf, nur um seinen Arsch kurze Zeit später auf einen der Tische zu schwingen und die Füße baumeln zu lassen.
