Auch der Sportplatz ist am Abend des 22. Juni in ein ganz anderes Licht gerückt. Schon von Weitem sticht das imposante Mittsommerfeuer, das relativ zentral am Sportplatz und zu Beginn des Schulballs entfacht wurde, hervor. Der wie eh und je gepflegte Rasen wird wohl nicht wenig in Mitleidenschaft gezogen werden. Das gesamte Areal ist mit Fackeln und Papierlampignons ausgestattet und durch Lichterketten, die an der Außenfassade der Sporthalle angebracht sind, wird auch ihre Bedeutung deutlich hervorgehoben. Auch wenn das Mittsommerfeuer erst kurz vor Sonnenaufgang in den Fokus des Geschehens tritt, kann man am Sportplatz vereinzelt Seelen antreffen, die den Ballsaal kurz- oder langzeitig für zu laut oder zu voll empfinden. Ein Hotspot ist einerseits das Feuer an sich, anderseits aber auch die mit Bänken und Liegestühlen ausgestattete Ruhezone am Rande des Platzes, sowie ein längst vergessener Pavillon.
Das Mittsommerfeuer
Seit Sonnenuntergang erhellt das imposante Mittsommerfeuer nun schon die Weiten des Sportplatzes. Endlich ist es soweit. Der Grill ist schon länger nicht mehr im Betrieb, stattdessen hat sich eine junge Gruppe an traditionellen Taiko-Trommlern beim Feuer versammelt und sorgen für musikalische Unterhaltung während der Tänze. Mal schnell, mal langsam und rythmisch - sollte für alle etwas dabei sein.
Eine alte, isolanische Legende besagt, dass man bis zur nächsten Wintersonnenwende von Glück und Erfolg vorangetrieben wird, wenn man in der Nacht der Sommersonnenwende bei Sonnenaufgang mit einer vertrauten Person das Tanzbein um das Feuer herum schwingt. Vor allem nach den verheerenden Angriffen in diesem Jahr verwundert es nicht, dass sich schon vor Sonnenaufgang einige übereifrige Paare tanzend um das Feuer bewegen. Wer könnte es ihnen auch verübeln. Hast du schon jemanden ins Auge gefasst, mit dem du dein Glück teilen möchtest?
Ob Deirdre später wohl eine Mitfahrgelegenheit brauchen würde? Ich wusste nicht, ob sie ein Auto hatte, oder wie sie sich sonst fortbewegte, aber wenn sie ein paar Gläser trank, würde ich sie sowieso davon abhalten. Und wer war heute mit seinem Auto hier und würde keinen Alkohol trinken? Ein unscheinbarer Engel namens Amélie! Wie passend, dass wir beide im gleichen Wohnhaus lebten und sogar Nachbarn waren; es handelte sich hierbei fast schon um gruselige Zufälle. Aber nur fast. Vielleicht war es ja auch Schicksal, wobei ich mir nicht sicher war, wie sehr ich daran glaubte. Etwas meinen Gedanken nachhängend nickte ich einfach nur fröhlich auf das Versprechen hin, dass wir irgendwann zusammen einkaufen gehen würden. Die besten Läden, die sonst niemand kennt? Kurz musste ich mir irgendwelche dunklen Hinterkammern in zwielichtigen Gebäuden vorstellen, oder ganze Läden, die sich alle im Untergrund befanden und nur ganz spezielle Leute reinließen. Der Gedanke war absurd, andererseits jedoch gab es hier auch Werwölfe und Vampire - also warum nicht?
Als sich meine erschaffene Blume in Deirdres Haar wiederfand schien die Rosahaarige ganz entzückt zu sein; und verständlicherweise auch überrascht. „Yep, die Natur und ich sind quasi auf einer Wellenlänge.“, erwiderte ich schief grinsend. In einem Kampf konnte ich zwar nichts ausrichten - außer mich und andere zu beschützen - aber wenigstens konnte ich Blümchen herbeizaubern. Wer wollte sowas nicht? War doch viel besser, als Feuer oder Blitze kontrollieren zu können, oder ein Waffenmeister zu sein. Blümchen forever. Meine leicht sarkastischen Gedanken beiseite schiebend glitt mein Blick wieder umher und blieb abermals an Levi und seiner Gruppe hängen - und dieses Mal kramte der Schwarzhaarige auch sein Handy hervor. Gespannt beobachtete ich ihn, ehe er das Smartphone auch schon wieder wegsteckte und die Truppe sich kurzerhand vom Staub machte. Enttäuscht meine Wangen aufblasend schaute ich ihnen etwas hinterher - also da hatte ich mehr erwartet. Aber gut... es war kein sonderlich guter Plan. Und warum sollte man wegen irgendeiner wahllosen Nachricht einen Aufstand machen? Der Fehler lag ganz klar bei mir. Etwas frustriert griff ich mein Brötchen rechts von mir und biss hinein, schaute dann kauend wieder zu Deirdre. Wie ich gedacht hatte, war es vielleicht keine gute Idee gewesen, die Angriffe und das Leid so anzusprechen - aber davon kamen wir dann auch schnell wieder weg. Heute wollte sicherlich niemand darüber nachdenken. Ich lachte etwas verlegen und brachte ein kurzes „'Tschuldigung.“ über meine Lippen, als Deirdre die Sache mit ihrem Namen ansprach. Es war immernoch peinlich! Aber ich hatte zumindest das Gefühl, dass sie es mir wirklich nicht übel nahm. Und in einer Woche oder zwei hatte sie es vielleicht schon vergessen!
Sie neugierig beobachtend legte ich mein Brötchen doch wieder zurück auf den Pappteller und drehte mich etwas mehr in die Richtung der Erzieherin, als sie ihre Haarpracht etwas umlegte und damit ihren Rücken frei machte. Kurz erwartete ich, dass sie ihr Kleid öffnete und anfing zu strippen, doch da erschienen auch schon zwei grüne Flügel an ihrem Rücken und ich schlug begeistert meine Handflächen zusammen. „Ohhh!“, kam es nur fasziniert von mir, als ich ihre Flügel bewunderte - am liebsten hätte ich sie kurz angefasst. Aber das ging bestimmt zu weit. Ich hörte Deirdres Worten zu, während mein Blick noch immer an ihrem Rücken klebte, und nickte ein paar Mal. Okay, keine Fee oder Elfe. Ich war sofort bei dem Ratespiel dabei und legte meinen rechten Zeigefinger nachdenklich an mein Kinn. „Hmm... vielleicht eine Nymphe? Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was der Unterschied zwischen einer Fee und Nymphe wäre...“ Ich schüttelte den Kopf leicht, nein, das war bestimmt zu nah an dem was Deirdre gesagt hatte. Konzentriert beäugte ich weiterhin ihre Flügel, schaute zurück ins Gesicht der Erzieherin und dann doch wieder zu ihren Flügeln. „Vielleicht... ein Schmetterling?“ Eindeutig war sie kein Schmetterling, da sie ein perfektes, menschliches Äußeres hatte. „Also so wie .. Spiderman, oder so. Wurdest du von einem Schmetterling gebissen?“ Ob man mir wohl anmerkte, dass ich nicht sonderlich viel über die verschiedenen Wesen wusste? Klar, Werwölfe, Vampire, Engel, Dämonen und so waren mir bekannt, aber dann gab es auch noch hunderte von anderen, ganz spezifischen Wesen; und Mischlinge. Es gab sicherlich tausende von Kombinationen, und vielleicht dachte ich gerade auch einfach nur viel zu kompliziert. Mein Gesichtsausdruck war angestrengt konzentriert und auch ein wenig befangen. Wäre dies ein Anime würde mir gerade wahrscheinlich der Schweiß in Eimern übers Gesicht laufen. „Ähhh. Oder vielleicht halb Mensch, halb Schmetterling?“ Ich wollte mir gar nicht so genau vorstellen, wie ihre Eltern aussahen. Wer von beiden war dann der Schmetterling? Wie funktionierte das fortpflanzen? Ich hatte das Gefühl, dass mir Deirdres Natur gerade nur noch mehr Fragen bescherte als vorher, wo ich noch gar nichts wusste. Ich versuchte meinen Ausdruck wieder etwas zu entspannen und verschränkte meine Arme vor der Brust. „Oooder...“, fing ich an, während ich sie anschaute, als hätte ich gerade all ihre Geheimnisse gelüftet, „... du bist eigentlich ein Werwolf oder so, der komischerweise Flügel hat, und ich wäre nie drauf gekommen!“ Ob sie mich jetzt für verrückt hielt? Wahrscheinlich wäre sie nicht die Erste.
Sie waren sich wohl alle einig, dass die Lehrerin irgendwelche Psychofähigkeiten hatte. Somit konnten sie wahrscheinlich dieses Thema abhaken oder? Jedenfalls fürs erste, denn sie wussten alle nicht, was der Abend noch so bringen würde. Doch Leviathan hatte nun drei Beschützer, deshalb ging die Irin nicht mehr davon aus, dass eine Gefahr von der Lehrerin ausging.
Nachdem die Schwarzhaarige die erlösenden Worte sprach, schien Leviathan richtig erleichtert darüber zu sein. Sie lächelte ihn freundlich an. Jetzt konnten sie endlich den Abend ohne irgendwelche gefährlichen Lehrerinnen genießen. Die Freude darüber, dass Leviathan ja mit den drei den Abend verbringen könnte, war sichtbar. Es freute Lydia sehr, denn umso mehr, desto lustiger würde es sicher werden. Dies zeigte sich ihr auch sofort, als Mike nach dem Schnapsbunker gefragt hatte und Leviathan ihn daraufhin in den Schwitzkasten nahm. Die Wölfin fing an zu kichern. Die beiden waren wohl wirklich richtig gute Freunde, dies merkte sie. Beide waren wohl ein bisschen kindsköpfig, aber das würde den Abend umso lustiger machen. Plötzlich bekam wohl Leviathan eine Nachricht. Mike boxte ihm wohl in den Magen mit dem Kopf und Leviathan ließ ihn gleich darauf los. Anschließend wartete Lydia ab, was passieren würde. Sie beobachtete ein wenig Leviathan. Zuerst hatte er noch sehr gute Laune, aber dann veränderte sich sein Gesichtsausdruck in eine Art Panik. Was wohl los war? Hatte er vielleicht eine Nachricht von der Lehrerin erhalten? Die Irin war sich unsicher, doch sie wollte ihn nicht darauf ansprechen. Auch deshalb, weil er dies im nächsten Moment versuchte zu überspielen. Er erklärte, dass er keinen Schnapsbunker hätte, aber wüsste, wo es Hochprozentiges gab. Hochprozentiger Alkohol? Die Schwarzhaarige musste an ihre letzte Begegnung mit Alkohol denken. Am nächsten Tag ging es ihr gar nicht gut. Vielleicht sollte sie nur ein bisschen etwas davon probieren, aber nicht mehr? Lydia würde es auf sich zukommen lassen. Gerade, als sie der Gruppe nachgehen wollte, hakte sich Mike bei ihr und Ivy ein und zog die beiden regelrecht mit. Gemeinsam eingehakt, machten sich die vier auf den Weg zum hochprozentigen Alkohol.
Montag, 22. Juni 2015 mit Serah & Miyako Lyall wurde kurz erwähnt
Eine gefräßige Stille breitete sich aus, die Teller wurden rasch geleert – er konnte gar nicht sagen, welches der Mädchen mehr verdrückt hatte. Doch das tat nichts zur Sache, solange ihre Mitbringsel vernichtet wurden. Sein bestelltes Bier traf ebenfalls schnell ein, sodass er beim Essen des letzten Steaks immer wieder einen kleinen Schluck trinken konnte. Serahs Einwand, erstmal aufzuessen war also gar nicht so schlecht gewesen. So konnte er sich auch noch etwas länger über das Gespräch zwischen beiden wundern. Versuchten sie irgendwie absichtlich, auf andere unfreundlich zu wirken? Klappte bis hier hin ja wunderbar, sie saßen beide alleine und schmollend in der Ecke – nicht. Frauen. Musste man einfach nicht verstehen, egal wie viel Mühe man sich gab, das ging eh nach hinten los. Sein Vorschlag schien bei Miyako recht schnell Anklang zu finden, die Sektflasche neben ihrem Teller ließ ihn kurz grinsen, doch dann bemerkte auch er, dass etwas fehlte. Naja, was solls. War ja kein großer Verlust, bekam eben jeder seine eigene Flasche. Er hoffte nur, dass sie nicht so schnell für Nachschub sorgen mussten, doch bis jetzt kam noch kein Geier an ihrem Tisch vorbei. Die Wahl darüber, wer wohl anfangen sollte, wurde schnell getroffen. Eigentlich wurde es Serah einfach aufgedrückt, doch da diese Miyako für das Essen ja auch einfach stehen gelassen hatte, waren sie nun wohl quitt. Umso besser, so musste er sich nicht als Erster eine Frage ausdenken. Am Anfang konnte man noch nicht wissen, in welche Richtung das Spiel wohl geht und wie zugeknöpft die beiden wohl sein werden, also war erstmal etwas Vorsicht angesagt. Man musste ja nicht direkt mit der Tür ins Haus fallen, zumindest nicht mit einem so niedrigen Alkoholspiegel im Blut.
Ein vertrauter Geruch stieg ihm in die Nase und würde ihn nicht eine warme Hand an der Schulter fassen und sanft umdrehen, hätte er es wohl selbst getan. @Lyall 's Duft erkannte er überall, doch mit dem, was nun passierte, hatte er nicht gerechnet. Ziemlich überrascht und leicht irritiert blinzelte er seinen Freund an, welcher ihm einmal quer übers Gesicht schleckte. Der sanfte Geschmack von Alkohol beim darauffolgenden Kuss war allerdings eine ziemlich gute Erklärung, sodass er lachen musste, sobald sich ihre Lippen nach viel zu kurzer Zeit voneinander lösten. „Du Idiot!“, rief er ihm nach dem Poklapser noch verträumt lächelnd hinterher und verfolgte ihn noch etwas mit seinem Blick, zufrieden feststellend, dass sich sein Schatz auch endlich etwas zu Essen besorgte. War vielleicht besser, wenn er ebenfalls plante, noch etwas mehr zu trinken. Grinsend drehte er sich wieder zu den beiden Mädels um und entschuldigte Lyalls Verhalten mit einem: „Er trinkt nicht wirklich oft", was beiden wohl reichen dürfte. Zumal Serah nicht so aussah, als würde sie überhaupt einen Ton rausbekommen. Damit war das Thema wohl auch schon erledigt. Und endlich konnte es mit dem losgehen, weshalb sie eigentlich hier waren: Das Trinkspiel. Und bereits ihre erste Frage traf ins Schwarze, woraufhin er wortlos seine Flasche abhob und etwas trank. War keine schöne Geschichte, mit ziemlich starken Kopfschmerzen am darauffolgenden Abend. Doch zum Glück gehörte es nicht dazu, besagte Geschichten näher zu beleuchten. Zumindest nicht, wenn keiner der beiden dazu nachhakte.
Mit Mikato Tsunaki dann mit Helena Chevalier und Damian
Ich lächelte Mikato an und war ehrlich froh darüber, dass es ihm gut ging, auch wenn sein Verhalten etwas anderes sagt. Aber er wollte mir nicht sagen was los war und das musste ich jetzt nun einmal akzeptieren, ich hatte es schließlich versucht. „Ja das stimmt, wir hätten uns einen Spaß gemacht ohne das die anderen es mitbekommen hätten. Jedenfalls trau ich dir das zu, dass du dabei wärst. Ich glaube du bist so ganz cool.“, ohne darüber nachzudenken hatte ich ihm gerade ein Kompliment gemacht, ließ es aber auch einfach so stehen. Es war ja nur die Wahrheit. Auf seine Antwort zu meiner nächsten Frage hin nickte ich und suchte den Platz nach Leuten aus meiner Klasse ab oder zumindest nach jemanden, den ich schon kannte, als mein Blick an einem auf einen gutaussehenden blonden Typ fiel, der sich grade mit einem Mädchen unterhielt, die lustige Farbsträhnen im Haar hatte (@Damian und @Helena Chevalier). Vom sehen her wusste ich wer die beiden waren und meine inoffiziellen Stalkertalente sagten mir auch, dass es sich hierbei um Damian und Helena handelte. Nachdem ich unser Ziel ausgemacht hatte sah ich wieder zu Mikato rüber. „Ja genau, mein Element ist das Wasser und Eis, wobei Eis…“, ich hob meine linke Hand mit dem dünnen Handschuh in die Höhe, „…ist zur Zeit noch etwas unkontrolliert. Zumindest was diese Hand angeht und mit einer bin ich nun mal nur halb so stark.“, Ich hatte das Training damit vernachlässigt, das war mir klar, ich wäre wahrscheinlich deutlich stärker wenn ich mich in dem Bereich mehr anstrengen würde, aber ich wusste nicht wofür ich das tun sollte. Ich wollte die Fähigkeit in meiner Hand soweit unter Kontrolle haben, dass ich niemanden verletzen würde, aber warum sollte ich für einen Kampf und für Stärke trainieren? Ich glaubte einfach nicht daran, dass hier noch einmal ein Kampf statt finden würde. „Also gut, dann lass uns mal los.“, ich zog Mikato leicht am Ärmel bis wir endlich in Bewegung waren und gingen rüber zu den anderen beiden, die wahrscheinlich noch nichts von ihrem Glück wussten.
Da standen wir also nun. Wie bestellt und nicht abgeholt. Mikato vertraute mir, dass ich ihm die anderen Schüler vorstellen würde und ich platzte hier einfach in ein Gespräch rein, was offenbar nicht für jedermann gedacht war. Außerdem war ich mir noch nicht einmal sicher, ob sie überhaupt wussten wer ich war. Ich konnte ja nicht automatisch von mir auf andere schließen. Rasch schob ich diesen verunsichernden Gedanken beiseite und grinste beide breit an. „Hey Leute, ich wollte euch nur unsere neueste Errungenschaft vorstellten. Das ist Mikato Tsunaki. Er ist heute angekommen und…naja ist jetzt halt bei uns. Mika das sind Damian und Helena.“, ich konnte ihre Fragenden Blicke bereits spüren ohne sie auch nur anzusehen, aber ich ließ mich davon nicht weiter beirren. „Oh ja, Mika ist leider stumm, aber dafür kann er per Telepathie kommunizieren, ist das nicht cool? Habt ihr so jemanden schon mal kennen gelernt? Gut, vielleicht ist es am Anfang etwas merkwürdig, aber so schlimm ist es gar nicht. Es ist dann einfach so, als ob man sich mit jemandem ganz normal unterhalten. Also tut man ja auch…ach ihr wisst schon was ich meine.“, ich plapperte schon wieder viel zu viel, was mich nur noch nervöser machte. Ich wollte doch nur das die anderen nichts komisches über ihn denken. „Habt ihr schon was gegessen? Könnt ihr irgendwas empfehlen?“
Um welches Wesen es sich bei der Schulärztin wohl handelte? Deirdre hatte zwar von ihren Kollegen das ein oder andere aufgeschnappt, doch war all das nur Hörensagen. Bis sie die Antwort von Amélie höchstpersönlich hörte, würde sie auf keine Gerüchte vertrauen, denn die gingen auf so einer kleinen Insel und noch kleineren Schule schneller rum als einem lieb war. Optisch ließ die Brünette sich ihr Wesen jedenfalls nicht anmerken, so viel stand fest. Zusätzlich zu Deirdres mangelhaftem Wissen über die verschiedenen Rassen dieser und anderer Welten, konnte die Erzieherin also nur ins Blaue hineinraten. Vielleicht eine Elfe? Ein Naturgeist? Während Amélies Blick wieder zu den Schülern wanderte, waren Deirdres Augen nachdenklich auf das Profil der Ärztin gebannt. Ihre Gesichtszüge waren so fein geschnitten, dass sie fast puppenhaft — oder eher engelsgleich — wirkten. Sie ertappte sich erst beim Starren, als Amélie einen Bissen von ihrem Brötchen nahm und sich zu ihr drehte. Es wäre zu spät, den Blick nun noch hastig abzuwenden, weshalb Deirdre den Blickkontakt noch für einen kurzen Moment lächelnd aufrechterhielt, bevor sie letztlich wieder beiläufig die Grüppchen um das Feuer herum beobachtete. Dass ihrer Ballbegleitung das kleine Fauxpas mit Deirdres Namen immer noch ein wenig unangenehm zu sein schien, brachte sie zum Schmunzeln. Hoffentlich hatte ihre scherzhafte Bemerkung nicht dafür gesorgt, dass Amélie sich nun Gedanken machte. Kopfschüttelnd lächelte sie die Ärztin an: „Quatsch, dafür musst du mir deinen Nachnamen bestimmt noch ein paar Mal buchstabieren.“ Denn ehrlich gesagt, hatte Deirdre diesen schon gar nicht mehr im Kopf.
Deirdre konnte ihre Freude über Amélies begeisterten Ausruf kaum verheimlichen. Ihre Augen funkelten die Ärztin fröhlich an und auf ihre Wangen legte sich ein zarter Hauch von Rosa. Sie hatte es sich angewöhnt ihre Flügel zu verstecken, wenn sie unter Menschen war. Die meisten empfanden sie als irritierend oder gar ekelhaft. Eine Ansicht, die Amélie offenbar nicht teilte; ganz im Gegenteil. „Eine Nymphe wäre ich zwar gerne — das hat so einen… sagenumwobenen Klang, finde ich. Aber das ist leider falsch“, kommentierte Deirdre schmunzelnd und nahm sich vor, sich an jetzt mit Bemerkungen zurückzuhalten. Schließlich wollte sie Amélie die Möglichkeit geben, in Ruhe ihre Gedanken zu sortieren, um hoffentlich auf die richtige Antwort zu kommen. Überrascht über den zweiten Tipp der Brünetten, öffnete Deirdre schon den Mund, um die Antwort als korrekt abzusegnen und das Spielchen zu beenden. Doch Amélie schien von ihrer Antwort nicht überzeugt zu sein. Dabei war sie doch schon auf der richtigen Spur! „Können Schmetterlinge überhaupt beißen?“, lachte Deirdre amüsiert. Antwort: Nein, konnten sie nicht. Die Vorstellung durch einen Schmetterlingsbiss oder einen Flügelschlag verwandelt worden zu sein, war trotzdem irgendwie spannend. Daraus könnte man bestimmt ein gutes Buch machen, falls es das nicht schon gab. Oder würde man dann wegen Diebstahl geistigen Eigentums verklagt werden? Gut, dass sie sowieso keine Gabe fürs Schreiben hatte. Ob sie das Rätsel jetzt besser auflösen sollte, bevor Amélie sich in eine Sackgasse manövrierte? Eigentlich wollte sie Amélie noch ein bisschen schmoren lassen, doch als diese plötzlich Werwölfe ins Spiel brachte, entschloss Deirdre sich dazu, es zu beenden. „Ein Wolf mit Flügeln? Wenn das stimmen würde, wäre ich jetzt wahrscheinlich ausgestopft in einem Museum oder als Attraktion in einem Zirkus unterwegs.“ Grinsend schüttelte sie den Kopf über diese bildliche Vorstellung. Es gab zwar viele kuriose Wesen auf dieser Insel, aber so etwas merkwürdiges hatte sie noch nie zu Gesicht bekommen. War vielleicht besser so. „Oookay, ich löse es jetzt auf, ja?“ Bestätigungssuchend sah sie Amélie für einen Moment an. „Und zwar war deine zweite Vermutung schon richtig. Ich wollte nur wissen, was dir sonst noch so alles einfallen würde.“ Sie streckte ihrer Kollegin leicht die Zunge raus, bevor sie fortfuhr. „Tut mir leid, dass die Auflösung so unspektakulär ist… Ich bin kein Werwolf-Vampir mit Schmetterlingsflügeln, sondern einfach nur ein Schmetterling. Na ja, genauer gesagt ein Nachtfalter, aber ich sag eigentlich immer, dass ich ein Schmetterling bin.“ Sie nahm einen Atemzug und zuckte leicht mit den Schultern. „Die Klischees über Motten hängen mir schon zum Hals raus. Nein, ich nage nachts nicht deine Klamotten an.“ Deirdre rollte mit den Augen, konnte sich ein kurzes Lachen jedoch nicht verkneifen. Wenn sie für jede Bemerkung dieser Art einen Geldschein bekäme, hätte sie vermutlich ausgesorgt.
Und schon hatte Serah alles versaut. Meine Neutralität ihr gegenüber sank in einem Schwung gewaltig und wurde durch Abneigung ersetzt. Sie stand also nicht nur gerne im Weg, sie war auch noch dumm und hatte Alzheimer. Wer würde denn eine Beleidigung bitte als "nicht unfreundlich" betiteln? Und sie schien sich an die Ereignisse, die nichtmal eine Stunde her waren, nicht sonderlich gut zu erinnern - das Gör sprach so, als hätte ich sie zwei Meter durch die Halle geworfen und an die Wand geklatscht. Ungläubig starrte ich sie an, war mir nicht sicher ob so ein idiotisches Wesen wirklich existieren konnte. Am liebsten hätte ich ihr einfach meine Faust gerade mitten ins Gesicht geworfen, damit sie wenigstens tatsächlich etwas zum beschweren hatte; aber nein. Sich zu betrinken war gerade wichtiger. Dafür war Cyril jetzt aber mein Liebling, welcher für mich immernoch hauptsächlich ein NPC in meiner eigenen Welt war.
Beim Essen ließ Serah dann noch verlauten, dass ich ja auch nicht wie ein Arsch wirkte - das aber auch nur, weil sie meine Gedanken nicht kannte und ich mich gerade wirklich zurückhielt. Wer wusste schon, wie viele Erzieher mich in Gewahrsam nehmen würden, sollte meine Hand einmal ausrutschen. Auf ihre Aussage hin zuckte ich nur desinteressiert mit den Schultern und widmete mich weiterhin meinem Spieß, welchen ich gerade in Angriff genommen hatte, ehe sich plötzlich eine vierte Person an den Tisch gesellte. Ein rothaariger Kerl erschien plötzlich hinter Cyril, und kaum war er da, drehte er den Schwarzhaarigen um und ... leckte ihm über's Gesicht?! Mein Gesicht zog sich zusammen und der Ekel war mir in genau dieses geschrieben - wer machte denn sowas? Selbst wenn ich irgendwann mal in einer Beziehung war, würde ich der Person eine verpassen, sollte sie mir über mein Gesicht lecken. Wie ekelhaft! Meine Reaktion fiel damit komplett anders aus als Serahs, welche ich gerade aber auch gar nicht mitbekam. Mein Blick war nur auf Cyril und den Rotschopf gerichtet, welche sich nach einem Kuss auch wieder voneinander trennten; und der Rothaarige hatte klar gemacht, dass Cyril wohl ihm gehörte. Die ganze Szene wirkte so, als hätten beide ernsthafte Vertrauensprobleme. Warum sonst mussten Leute auf Facebook immer posten, wie glücklich sie zuammen waren? Weil sie es insgeheim nicht waren. War bei den beiden hier wohl genauso. Ich schüttelte mich kurz, um das Bild der Zunge auf Cyrils Gesicht zu vergessen, und biss dann kräftig in mein Baguette und konzentrierte mich für eine Weile auf dieses.
Nun endlich fing das Trinkspiel auch an, mit Serah, die mir scheinbar wenigstens eben zugehört hatte und als erstes eine wahllose Aussage in den Raum warf. Mit gespitzten Ohren lauschte ich, ohne die Rosahaarige anzusehen, und hob dann zeitgleich mit Cyril meine Flasche und trank einen großzügigen Schluck aus dieser. Durfte man bei diesem Spiel auch zwischen den Fragen trinken? Als ich meine Flasche wieder abstellte grinste ich Cyril kurz an, ehe ich dann doch zu Serah schaute. „Wenn du dich heute Nacht ranhältst kannst du die Erfahrung vielleicht noch nachholen!“ Und ich konnte sie vielleicht ein erneutes Mal machen, denn nichtmal nüchtern würde ich den Weg zurück ins Wohnheim finden - doch mein Plan sah auch vor, mich zu betrinken! „Okay okay, ich weiß auch was.“, sprach ich direkt weiter und stützte meinen rechten Ellbogen auf dem Tisch ab, sodass ich mein Kinn sicher auf meiner rechten Handfläche betten konnte - den Blick dabei lächelnd auf Cyril gerichtet. „Ich bin noch nie jemandem fremdgegangen.“ Natürlich machte ich ihm damit keine Vorwürfe, aber er war gerade der einzig Anwesende, von dem ich wusste, dass er scheinbar in einer Beziehung war. Da ich selbst noch nie eine gehabt hatte, hatte ich auch nie die Chance, irgendwen zu betrügen. Ob ich ansonsten wohl ein Fremdgeher war? Viele würden bestimmt direkt mit "ja" antworten, aber ich war mir nicht so sicher. Allerdings konnte ich mir auch nicht vorstellen, jemanden so sehr zu mögen, dass ich von irgendwem die feste Freundin sein wollte. Es musste definitiv jemand sein, der mir das Wasser reichen konnte - ob es so jemanden hier wohl gab?
Als würde die Verausgabung in anderen Dingen zu früh eintreten. Damian konnte mit genug Erfahrung aufwarten, dass es dazu nicht kommen würde. Allerdings wollte er damit lieber nicht hausieren gehen und schenkte Helena seine wackelnden Augenbrauen. Damit war das Thema vorerst beendet. Schließlich gab es gerade noch ein viel wichtigeres Thema. Essen. Die Engelin schien anscheinend noch gut ohne Jacke auszukommen. So erfroren war sie damit schon einmal nicht. Sollte sich an den Umstand zu späterer Zeit was ändern, würde sie sich bei Damian melden. »Solange halte ich die Jacke warm.«, grinste der Blondschopf. Konnte aber sein, dass er die Jacke beim Essen doch auszog. Immerhin war er prädestiniert dafür ein wenig schusselig zu sein. Da konnte garantiert etwas auf seine Kleidung gelangen. Servietten sollte er auf alle Fälle genügend mitnehmen, wenn sie sich mit ihren Tellern einen Sitzplatz suchten. Bevor Helena allerdings eine weite Frage an Damian richten konnte, wurde der blonde Riese von Lyall geküsst. Zum Glück nicht auf den Mund, sondern nur auf die Wange. Trotzdem konnte er sich einen überraschten und zugleich angewiderten Gesichtsausdruck nicht verkneifen, zumal der Kuss sich ziemlich feucht angefühlt hatte. Er wollte gar nicht wissen, womit er gerade beschmiert worden war. Allerdings konnte er seine Freundin auch nicht vor dieser Attacke beschützen und die Blondine hatte den rothaarigen Wolf auch kurz an sich kleben, bevor er bereits wieder das Weite suchte. Lyall schien wohl doch schon einiges an Alkohol intus zu haben, wobei es auch nicht ungewöhnlich war - sogar im Normalzustand - das er auf Tuchfühlkurs mit seinen Mitmenschen ging. Auch Helena schien von dieser kurzen Unterbrechung wenig begeistert und zückte sogleich ihren Spiegel. Und wie zur Bestätigung auch gleich ein Taschentuch, damit sie sich die Soßenreste abwischen konnte. Die Pariserin war auch so freundlich und hielt Damian die Packung hin, damit er die Schmiererei auf der Wange beseitigen konnte. »Lyall, der Schmutzfink. Gott sei Dank hat er dir nicht aufs weiße Kleid getatscht.«, sinnierte der Blondschopf, während er das angebrauchte Taschentuch einsteckte. Er war sich nämlich nicht sicher, ob nicht auf seinen Händen ebenfalls noch Soße zu finden gewesen wäre. Und Helena wollte sich nicht schon so früh mit Marinade bekleckern, wie sie bereits erwähnt hatte. War aber auch verständlich, immerhin konnte man jeden Fleck sehr gut auf einem weißen Kleid sehen. Damians Farbauswahl ließ da weniger Spielraum zu. Schwarz war eben eine sehr praktische Farbe. Die Engelin griff die Frage von vorhin wieder auf, die in der Lyallkatastrophe untergegangen war. Der Treffpunkt zum Doppeltdate. »Hab ich in meiner SMS gefragt und da fällt mir auch wieder ein, dass es vorher in meiner Hose vibriert hat.« Ganz bewusst hatte er diese Wortwahl getroffen, ehe er in seine Hosentasche langte und sein Handy rauszog. Kurz las er die SMS seines Zwillings. Treffpunkt war definitiv draußen. Schnell tippte er eine Antwort. »Treffpunkt Pavillon. Und liebe Grüße zurück.«, gab er die Info an Helena weiter. Immerhin waren sie gerade dabei sich Essen zu besorgen. Kiri und sein Balldate konnten sich ja einfach etwas mitnehmen. »Bei den Treppen hört sich gut an.«, und die Französin hatte den Vorteil des Sitzplatzes sehr gut hervorgehoben. Daher stand der Entschluss fest, sich mit den gefüllten Tellern zur Treppe zu begeben. Man musste ja auch nicht länger als nötig beim Grill rumstehen, womöglich sogar noch im Weg. Allerdings sollten die Beiden vorerst gar nicht so weit kommen. Nur ein paar Schritte vom Grill entfernt, kam erneut eine Störung dazwischen, in Form eines Mädchens. Die Rosahaarige kam ihm auch irgendwie bekannt vor, aber so auf die Schnelle konnte er ihr keinen Namen zuordnen, dafür kannte sie Damian und Helena beim Namen. Da war es doch recht peinlich nicht auch ihren Namen zu kennen, aber dazu müsste man sowieso erst einmal ein Wort unterbringen. Beinahe von ihrem Worteschwall erschlagen, schaute der blonde Riese kurz zu seiner Begleitung, als man nach dem Essen gefragt wurde. »Hey. Freut mich. Hast dir ja den besten Tag zum Ankommen ausgesucht.«, begrüßte er den Neuzugang. Mikado oder so. Das Mädchen hatte zu schnell gesprochen, dass er sich gar nicht sicher war, ob er den Namen richtig verstanden hatte. »Wir haben das Essen gerade erst geholt. Also keine Ahnung, schmeckt sicher. Ähm...wir wollten uns gerade nen Platz auf den Treppen suchen. Ihr könnte ja, nachdem ihr euch was geholt habt, dazukommen.«, schlug der Blondschopf vor und zeigte in Richtung der Treppen. Mit einem Seitenblick zu Helena vergewisserte er sich, dass sie damit einverstanden war. Gegen ein wenig Gesellschaft war doch sicher nichts einzuwenden, bis zum Doppeldate war eh noch ein wenig Zeit totzuschlagen. Und sonst mussten sich die Beiden eben vorzeitig verabschieden.
Es beschaffte dem Blauschopf deutliches Wohlgefallen bei der Feststellung, Karina mit ihren eigenen Worten unerwartet gekontert zu haben. Dies musste man auch erstmal schaffen, immerhin war die Dame eine Meisterin der Worte und Verschleierung, da mal ein Schlupfwinkel zu finden und gleichzeitig zu nutzen - mental klopfte er sich dafür selbst auf die Schulter. Allgemein konnte er Stolz sein, gerade bei ihr so gefasst zu bleiben - er war niemand, den man normalerweise leicht aus der Reserve lockte, gar übertraf. Doch Karina - sie besaß eine Fähigkeit, eben genau dies doch zu schaffen. Innerhalb weniger Augenblicke. Eine wahrlich. . . besondere Dame. Während seine Augen sich ein wenig schlossen, dabei die grinsende Sukkubus fixierend, dabei mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen. Zugegeben, er war ein wenig auf Krawall gebürstet - zumindest ging er momentan dezent auf Angriff. Woran es lag - an der schönen Ballatmosphäre, dem bildhübschen Kleid oder einfach, weil der Nix sie mochte und dadurch etwas reizen wollte, ihr nahe sein - wer weiß. Aufjedenfall sagte ihm die Situation momentan ziemlich zu, der Dame hier schien es nicht anders zu ergehen. Kurz entkam Avon ein leiser, amüsierter Ton. ,,Das habe ich nicht gesagt. Es wäre ein Ding der Möglichkeit. Also. . . wer weiß, ob Du nun sicher bist oder nicht?" Ruhig betrachtete er sie, wobei in seinen roten Augen ein aufgeheitertes Funkeln zu vernehmen war. Etwas tiefer fügte er dann noch hinzu: ,,Wobei ich sagen kann, dass Du in meinen Armen immer nach Schutz suchen kannst, Karina." Okey, der war vielleicht doch etwas zu lasch - aber er war hier kein Profi, wie die Blondine. Vielleicht würde seine Stimmlage einfach bei der Wirkung etwas nachhelfen. ,,Wobei es selbst in der sichersten Festung Gefahren von Innen geben kann. . ."
Der Blick wurde erwidert, wanderten seine Augen bei der Berührung an seinem Oberschenkel nicht hinab, nein, bohrte sich sein Blick förmlich in den der Kleineren. Was nicht hieß, ihre Berührungen waren nicht zu vernehmen - durchaus angenehm. Dies waren sie definitiv. Sie wusste auch durchaus, wie sie mit diesen Avon - aus der Konzentration locken konnte, momentan war es jedoch nicht gefährdend. Stattdessen legte er seine Hand locker auf die kleinere, zärtere, so, dass sich fast nur ihre Finger überkreuzten, der Daumen aber auf ihrem Handrücken lag. Mit diesem strich er ihr dann auch sachte über die Hand, während der Blick fortwerte. Nur kurz, für einen winzigen Augenblick, verlor er sich wirklich in diesem unendlichen Grün, entkam er diesem schließlich, wo die Hand wieder zurückgenommen wurde. Ihre Worte hatte er dennoch wahrgenommen, welche ihn wieder etwas die Augen schließen ließ, sie dennoch betrachtend. ,,Wer weiß - wir könnten zu gegebenen Zeitpunkt unsere Fantasien ja abgleichen. Sicherlich gibt es deutliche Überschneidungen. Es wäre doch eine Schande, wenn Gemeinsamkeiten nicht entdeckt und ausgekostet werden." Sein Weinglas anhebend, setzte er mit nicht abbrechenden Blick fort: ,,Besonders bei einer Dame wie Dir. Vielleicht zeige ich sie Dir. Nach und nach. Ich will doch nicht die Erwartungen von Dir zu schnell langweilen, wenn ich direkt alles offenbare." Anschließend trank er einen Schluck. Die Meisterin legte wieder ihre Karten aus. Ein angenehmer Spitzname, ein Schauspiel mit ihrer Stimme, inform eines sanften Kicherns und dann demonstrierte sie auch noch ihre Schockoladenseite, welche durch das flackern des Feuern nur geschmeichelt wurde. Nicht zu vergessen die - deutliche Geste mit dem Fleisch. Jeder pupertierende Teenager wäre sicherlich nun ausgeflippt und hätte den Geräteschuppen aufgesucht. Zugegeben - er würde es mit ihr nun am liebsten selbst. Aber Avon, der Romantiker, betrachtete das Gesamtpaket - das Kleid könnte kaputt gehen! Und natürlich noch mehr dagegensprechende Fazite. Angeblich. ,,Mir kommen zwei Wege in den Sinn, welche mir neue Seiten von Dir zeigen könnten. . . welche nehme ich wohl? Den schnellen Weg oder - den längeren, spannenderen?" Sie gelassen musternd, fand sein Blick den Halt in ihren Seelenspiegel, wo er sich nach wenigen Sekunden schließlich erhob. Dabei dann die Hand von Karina ergreifend, über diese streichend. ,,Tanz mit mir." Mal sehen, wie sich die Stimmung dort weiterentwickelte, sollte sie zusagen. Je nachdem. . . konnte der zweite Weg auch direkt aufgegriffen werden und nicht erst - zu späteren Zeitpunkten. Da war er doch schon ganz offen. Was ein Abend.
Stimmt, meinen Nachnamen konnten sich manche auch nicht sonderlich gut merken - und buchstabieren musste ich ihn sowieso ständig, wenn er denn nötig war. Ich bevorzugte es, wenn Leute mich einfach bei meinem Vornamen nannten, doch hatte Dee damit zumindest Recht; wir hatten sicherlich beide ein wenig mit unseren Namen zu kämpfen. Zumindest wenn andere Leute versuchten, diese zu benutzen. Dieser Gedanke feuerte mich nurnoch mehr an, Deirdres Namen nicht nocheinmal zu vergessen, was ich bisher heute Abend ja auch ganz gut hinbekam!
Meine Freude schien irgendwie auf Deirdre überzugehen, welche - sofern ich das richtig sah - leicht rot um die Wangen herum wurde. Mit ihrem Lächeln dazu sah sie richtig niedlich aus, was ihre Muttermale unter den Augen auch irgendwie nur bestärkten. Ich wusste nicht, warum einfache Punkte so einen Einfluss auf etwas haben konnten, aber das taten sie; Deirdre war wirklich süß, und für mich sah sie wie eine Puppe aus. Allerdings war mein erster Gedanke wohl schon falsch, was ich ja auch schon geahnt hatte. Kurz blieben meine Gedanken noch bei dem Nymphen-Dasein hängen; wer hier wohl eine war? Und wie es wohl war, etwas zu sein ... was man nicht war? Verwirrend. Ich hatte mir, so glaubte ich, noch nie gewünscht etwas anderes zu sein. Ich konnte mir auch ehrlich gesagt nicht vorstellen, etwas zu sein, was kein Engel war. Ich würde nicht mehr zu meinem Zuhause gehören, meine ganzen Freunde da oben nicht mehr kennen und möglicherweise nur in einem Baum wohnen oder so. Oder als Vampir Blut trinken müssen. Oder mich als Werwolf einmal im Monat verwandeln müssen. Ich schüttelte mich leicht bei all den Gedanken - nein danke. Ich war gerne ein Engel, und ich war ein guter Engel. Und von Dämonen wollte ich gar nicht erst anfangen. Meine Raterei ging weiter, welche Dee zumindest zu erheitern schien, doch schienen wir uns beide nicht wirklich sicher zu sein, ob Schmetterlinge überhaupt beißen konnten. Hatten diese nicht nur eine Art... Röhre im Gesicht? Bei meinem Gedanken und unser beider scheinbaren Unwissenheit musste ich kurz kichern, ehe Deirdre so langsam auch das Spiel beendete. Dagegen hatte ich nichts, immerhin schien ich ja nicht viel weiter zu kommen! Und dieses Exemplar eines Werwolfs hätte ich wirklich zu gerne gesehen; aber sollten demnach nicht unheimlich viele Personen hier in irgendwelchen Museen oder Zirkussen sein? Alleine Dee mit ihren Flügeln wäre bestimmt schon eine perfekte Attraktion. Ich nickte energisch auf ihre Frage hin, da ich nun wirklich gespannt war, was die Lösung beinhaltete. Und die Lösung war... tatsächlich ein Schmetterling? Auf Dee's rausgestreckte Zunge blies ich kurz gespielt empört meine Wangen auf, grinste sie dann aber schnell wieder an. Also nicht nur ein Schmetterling, sondern eine Motte. Ich nickte weiterhin interessiert und der Schleier meiner Unwissenheit lüftete sich nun endlich. „Das ist echt cool!“, war meine erste Reaktion und ich schaute wieder zu ihren Flügeln, während ich ihr weiterhin zuhörte. Ich war mir sicher, dass niemand Vorurteile und Klischees mochte, weswegen ich sie gut verstehen konnte. Dabei erfüllte ich sicherlich viele Klischees was Engel betraf. Ich war nett und hilfsbereit und konnte heilen, dazu hatte ich natürlich auch das weiße Federkleid was meine Flügel betraf. Aber diese waren nicht unbedingt negative Dinge. „Deine Flügel sind richtig hübsch.“ Mit einem warmen Lächeln schaute ich der jungen Frau wieder in ihr Gesicht und mir fiel wieder eine Frage ein, die ich schon länger hatte. „Hat deine Haarfarbe auch etwas damit zutun? Oder färbst du sie nur? Das hab ich mich irgendwie schon die ganze Zeit gefragt!“ Ich grinste sie fröhlich an und griff wieder nach meinem Brötchen, in welches ich kurz hineinbiss. „Oh und“, fing ich mit vollem Mund an, schluckte dann aber runter, bevor ich weitersprach, „Wurdest du als Motte geboren, oder in dieser Form? Wie genau funktioniert das dann? Also... ich nehme an du kannst dich komplett in eine Motte verwandeln? Irgendwie...“ Ich legte den Kopf etwas schief während ich sie fragend anschaute; immerhin hatte ich keine wirkliche Erfahrung mit Verwandlungen. Wie es sich wohl anfühlte, Formen zu wechseln? Ich hoffte, dass Deirdre die ganzen Fragen nicht zu viel waren, aber ich fand das Thema gerade wirklich interessant. Falls sie diese jedoch nicht beantworten wollte oder zu unangenehm fand gab ich ihr ein anderes Thema, welches sie aufgreifen konnte, wenn sie wollte: „Wenn du willst kannst du auch raten was ich bin. Leider kann ich keinen wirklichen Tipp geben, ohne es direkt zu verraten.“ Ich rutschte etwas vor Vorfreude hin und her, da ich ganz gespannt auf ihre Vermutungen war. Immerhin eine Sache wusste sie - dass ich magisch irgendwas mit Blumen am Hut hatte. Aber das war nicht wirklich eine spezielle Engelsfähigkeit.
Es stellte ich ein wenig zufrieden das sie ihm zustimmte das es sicher ein Spaß gewesen wäre, allerdings verstand er nicht richtig was sie mit cool genau meinte. Doch Gedanken darüber machen konnte er sich grade nicht da ihm immer noch seine Angst im Nacken steckte. Kurz abgelenkt, doch wieder zur Tatsache gezogen, bekam er mit das sie mit Wasser und Eis umgehen konnte. Na wenigstens nicht mit Feuer. Das war ja recht im Trend bei Dämonen weshalb sie für Mika jetzt als Ausnahme galt. Viele Bücher berichteten nämlich immer nur vom Höllenfeuer was Dämonen entfachen konnten und so weiter. Ihm schauerte es kurz als er am Ärmel gezogen wird und Richtung zwei gedreht wurde, was wohl nun deren beider Ziel war. Ein hübsches Mädchen mit Außergewöhnlicher Farbgebung der Haare und einen blonden, ganz leicht nach Liebgeisel aussehenden, Jungen. Sie schien die beiden zu kennen da sie direkt beide mit Namen ansprach. Kurz begutachtete er die beiden und speicherte diese in sein Gedächtnis ein. Besonderheiten am Aussehen als Priorität natürlich. Das machte es einfacher.
Schon bereits nach dem Handy kramend und bereit sich Vorzustellen und zu erklären warum er nicht redete und alles andere stockte Mika. Den Candice erledigte seine gesamte Vorstellung ohne eine Luft zu holen. Es verblüffte ihn schon wieder dass sie so viel auf einmal ein einem Atemzug packen konnte. Also ließ er wieder die Hand aus der Hosentasche gleiten, ohne Handy und hob grüßend die Hand. Der erste der ihn Willkommen hieß war Damian. Ein, ihm noch freundlich gerichteter, blonde Riese. Mika entgegnete seine Willkommensworte mit einem seichten Nicken und drückte sich, wie gewohnt die Mundwinkel nach oben. Aber direkt ohne weitere Umschweife wechselte das Thema zu Essen. Was eine Wende der Konversation. Aber der Vorschlag sich auf die Treppe zu setzen, die sich etwas weiter weg vom Feuer befand, begrüßte Mika innerlich mit Freude und wandte sich kurz Telepathisch Candice zu. “Das klingt doch nach einem Unterhaltsamen Vorschlag oder nicht?” Doch noch bevor er ihre Antwort erwarten konnte zog ihm etwas Rauch in die Nase.
Seine Muskulatur im Brustkorb und Hals zog sich zusammen, verkrampfte und drückte ihm die Luft weg. Er hatte gehofft das es gut ginge, was bis zum jetzigen Zeitpunkt ganz gut funktioniert hatte, doch nun meldeten sich seine Lungenflügel beider Seiten. Er drehte sich etwas von der Gruppe weg, versuchte sich nicht anmerken zu lassen das ihm die Luft ausging und griff in sein Jackett. Wo ist den jetzt das verdammte Spray geblieben. Er wurde noch Nervöser, öffnete die Knöpfe und schaute etwas gehetzt in seine Innentasche. Es war nicht dort. Es war nicht dort? Er klopfte panisch alle seine Taschen ab. Nichts. Nicht gut. Überhaupt nicht gut. Also musste er seinen Notfallplan einsetzen. Seine Mutter sagte zwar immer das er es wirklich nur im höchsten Notfall benutzen sollte aber das war für ihn jetzt ein Notfall. Also hob er seine Hand, noch weggedreht von den anderen und legte diese zwischen seine beiden Schlüsselbeine und ließ etwas Heilende Magie in sein Körper fließen. Wärme durchfloss seine Haut in seine Organe. Schnell löste sich die Verkrampfung und er konnte wieder tief ein und Ausatmen.