Auch der Sportplatz ist am Abend des 22. Juni in ein ganz anderes Licht gerückt. Schon von Weitem sticht das imposante Mittsommerfeuer, das relativ zentral am Sportplatz und zu Beginn des Schulballs entfacht wurde, hervor. Der wie eh und je gepflegte Rasen wird wohl nicht wenig in Mitleidenschaft gezogen werden. Das gesamte Areal ist mit Fackeln und Papierlampignons ausgestattet und durch Lichterketten, die an der Außenfassade der Sporthalle angebracht sind, wird auch ihre Bedeutung deutlich hervorgehoben. Auch wenn das Mittsommerfeuer erst kurz vor Sonnenaufgang in den Fokus des Geschehens tritt, kann man am Sportplatz vereinzelt Seelen antreffen, die den Ballsaal kurz- oder langzeitig für zu laut oder zu voll empfinden. Ein Hotspot ist einerseits das Feuer an sich, anderseits aber auch die mit Bänken und Liegestühlen ausgestattete Ruhezone am Rande des Platzes, sowie ein längst vergessener Pavillon.
Das Mittsommerfeuer
Seit Sonnenuntergang erhellt das imposante Mittsommerfeuer nun schon die Weiten des Sportplatzes. Endlich ist es soweit. Der Grill ist schon länger nicht mehr im Betrieb, stattdessen hat sich eine junge Gruppe an traditionellen Taiko-Trommlern beim Feuer versammelt und sorgen für musikalische Unterhaltung während der Tänze. Mal schnell, mal langsam und rythmisch - sollte für alle etwas dabei sein.
Eine alte, isolanische Legende besagt, dass man bis zur nächsten Wintersonnenwende von Glück und Erfolg vorangetrieben wird, wenn man in der Nacht der Sommersonnenwende bei Sonnenaufgang mit einer vertrauten Person das Tanzbein um das Feuer herum schwingt. Vor allem nach den verheerenden Angriffen in diesem Jahr verwundert es nicht, dass sich schon vor Sonnenaufgang einige übereifrige Paare tanzend um das Feuer bewegen. Wer könnte es ihnen auch verübeln. Hast du schon jemanden ins Auge gefasst, mit dem du dein Glück teilen möchtest?
Avon atmete ersteinmal tief durch, nachdem er den Ballsaal verlassen hatte und an die frische Luft gelang. Dadrin war viel los, wodurch man direkt einen Sauerstoffunterschied bemerkte. Zum Glück war es in der Halle aber nicht stickig, da Türen auf waren und die Klimaanlage lief. Sonst wäre das eine reine Ohnmachtsanfallfeier und dies brauchte kein Schwein - wobei er nicht wusste, ob sich gewisse Ärzte bei etwas Beschäftigung freuen würden. Sich umsehend entdeckte er wenige Gesichter, die meisten waren eben drinnen, doch nach der Rede hatten sich einige hinausgetraut. Wie eine sehr vertraute Seele, niemand anderes als der Heimleiter @Vincent persönlich. Diesem blickte er kurz nach und nickte ihm gegebenenfalls zu, sollte er zu ihm rübersehen. War er alleine? Kurios. Er beschloss jetzt schon, gleich zu ihm zu gehen, vorher gönnte er seinem Kumpel noch etwas Zweisamkeit mit seiner eigenen, glänzenden Persönlichkeit. Und der Nix hatte noch eine Kleinigkeit zu erledigen, so als Hausmeister. Beinhaltete seiner Meinung auch, ab und an nach dem Feuer zu sehen, wie er es gerade tat. Da schon einiges abgebrannt war, holte er einige neue Scheite und fügte sie sorgsam zum lodernen Feuer hinzu. Was man auch nicht jeden machen ließ, immerhin war es gefährlich. Das gute war, wenn er sich anzündete, konnte er einfach direkt das Wasser, was in der Nähe zum Löschen bereitstand, per Wassermagie auf die brennenden Stellen klatschen. Also praktisch. Doch hoffte er nun nicht, dass etwas passierte. Dennoch, Vorsicht war besser als Nachsicht. Den Moment der Ruhe nutzte er auch kurz, um sein Handy aus der Hosentasche zu fummeln. Diese ganzen Umarmungen hatten ihn an seine Brüder denken lassen. Wie sehr er sie vermisste. Sicherlich hätte es ihnen, besonders Cerulean, auf dem Ball gefallen - hätte er zu gerne mit ihnen getanzt, wie früher. Er dachte oft an sie. Daher wollte er sie kurz anrufen, doch es ging gerade niemand dran. Ja, er hatte ihnen Telefone besorgt. Die Unterwasser funktionieren. Wer dies hinterfragte - hallo - Engel, Magie, eine Insel voller übernatürlicher Wesen? Wer sich totdiskutieren möchte, bitte einmal ins Feuer werfen. Aufjedenfall hinterließ er beiden dann eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter, auch, wenn er nun zu gerne ihre Stimmen gehört hätte. Sich anschließend kurz übers Nasenbein wischend, atmete er aus und nahm seine Packung Zigaretten aus der Tasche und steckte sich eine an, bevor es für ihn weiterging.
Die Hiobsbotschaft, dass Cyril, sein Rauchkumpane, keine Zigaretten bei sich trug, ließ den Blondschopf eine Schnute ziehen. Das konnte doch alles nur ein schlechter Scherz sein. Zuerst vergaß er selbst die Zigarettenpackung einzustecken und dann hatte sein Kumpel seine einzige Zigarette seinem Paps gegeben. Ein lautes Seufzen folgte. Woher er wusste, dass die Zigarette von Cyril an seinen Vater ging? Weil es einfach offensichtlich war, wie wohl sich der Heimleiter auf der Bühne fühlte. Dieser Umstand versetzte den Italiener dann doch ein wenig in Hochmut. Trotz der traurigen Nachricht, war der Blondschopf guter Dinge, dass sie irgendwoher eine Zigarette bekommen würde. Und wenn es nur eine zum Teilen war. Mit Cyril diese Sucht zu teilen, konnte er verschmerzen. »Dein Dad ist wirklich Grausam und egoistisch. Er hätte zumindest mit dir teilen können.«, grinste der Italiener und stieß den Schwarzhaarigen gegen die Seite auf den Weg nach draußen. Dass der Heimleiter allerdings nicht so war, wusste Damian. Aber der Entzug des Nikotins hatte seine Zunge locker werden lassen. »Ich glaube Avon sollte irgendwo draußen sein. Er ist zumindest in die Richtung gegangen.«, überlegte das Mischwesen während des Gehens. Nicht lange und sie hatten einen Ausgang erreicht, der direkt zum Mittsommerfeuer führte. Die Worte der Moderation hörte der Italiener gar nicht, zu sehr war er bereits auf seine näherkommende Zigarette fixiert und Cyril ging es vermutlich genauso. »Na, wirst du dich an der Kondomschüssel bedienen?«, fragte er grinsend an Cyril gewandt und ließ seine Augenbrauen dabei tanzen. Die Vorstellung, dass sein Alter die Kondomschüssel extra wegen seines Balgs erwähnt hatte, war einfach zu geil und Damian konnte letztendlich ein lautes Lachen nicht mehr unterdrücken. Manchmal glaubte er wirklich, dass er in den Kinderschuhen stecken geblieben war. Aber was war das Leben ohne ein wenig Witz? Solange man noch lachen konnte, war es nur halb so schlimm. Der blaue Schopf von Avon kam in Sicht und Damian beschleunigte bereits seine Schritte, als er die blitzende Zigarettenpackung in seinen Händen sehen konnte. Er wurde wie magisch davon angezogen. »Oh magische Miesmuschel, würden zwei aushungernde Teenager wohl eine Zigarette bekommen?«, fragte der Blondschopf und legte dem Hausmeister den Arm um. Da konnte man ja gar nicht nein sagen oder? Damian war fest davon überzeugt zumindest eine Zigarette abzubekommen. Immerhin hatte der Hausmeister ein Herz für Kinder oder so ähnlich.
Trotz seines grausamen Geständnisses warf die Dangernudel ihn nicht weg wie eine ausgedrückte Zahnpastatube – das musste wahre Liebe sein! Die Schnute kommentierte er mit einem leisen Lachen und boxte ihm aufmunternd gegen die Schulter: „Tja, du kennst ja den alten Sklaventreiber“ - damit war natürlich niemand geringeres gemeint als sein Vater. Aber es war ihm dann doch lieber Gigantos auf Entzug zu erleben, als dem Heimleiter dabei zuzusehen, wie er sich vor seiner gesamten Belegschaft und den Schülern zum Affen machte. „Das war sicher die Rache dafür, dass er Blumentaxi spielen musste“, teilte er seine Verschwörungstheorie, auch wenn das natürlich vollkommener Schwachsinn war. Wobei… spätestens, wenn er die ganzen Blumen wieder mit nach Hause kutschieren musste, würde er sicher anfangen zu fluchen. Zumindest hoffte er, dass er sie zurück zum Wohnheim fahren würde – auch auf die Gefahr hin, dass sein Sohnemann ihm das Auto vollkotzte. Kaum hatten sie die geschmückte Sporthalle verlassen, stieg ein sehr vertrauter Geruch in die feine Nase. Und wenn er sich recht erinnerte, war auch Avon in diese Richtung verschwunden. Die Blaubeere – er musste dringend damit aufhören, sich dämliche Spitznamen von seinem Paps abzugucken – hatte sicher das Gleiche vor wie sie, die Sucht befriedigen. Auch wenn es bei ihm selbst nicht so ausgeprägt war, wie bei seiner viel zu groß geratenen Begleitung. Amüsiert schmunzelnd beobachtete er das verlorene Küken dabei, wie er seine eigene Vermutung aussprach, verkniff es sich jedoch, ihm die schöne Überraschung zu nehmen. Ein bisschen Spannung musste auch mal sein. Im Hintergrund verblassten langsam die vielen Stimmen der Jugendlichen, damit zum Glück auch die des schrägen Ansagers und sie konnten sich nun vollends auf ihr Ziel fokussieren. Hätte die Dangernudel nicht die Kondomschüssel angesprochen, was ihn erneut auflachen lies – Alkohol sei Dank. „Ach, vielleicht nehme ich mir ja wirklich ein Paar“, sprach er seine Gedanken laut aus und grinste schelmisch: „und baue Paps daraus ein paar Ballontierchen oder so. Da freut er sich sicher.“ Glucksend stellte er sich vor, wie der Heimleiter in sein Auto steigen wollte und dabei gegen ein riesiges, aufgeblasenes Kondomtier - im Idealfall natürlich mit aufgeklebten Kulleraugen – prallte. Zu herrlich. Als Damian einen Schritt zulegte, sah er ihm zunächst etwas verdattert nach – ein wenig hatten seine Reaktionen unter den vernichteten Sektgläsern wohl doch schon gelitten - schloss aber schnell zu seinem Kumpel auf und kam mit ihm vor dem Hausmeister zum Stehen. Die liebe Bitte seines Kumpels mit einem Grinsen unterstützend fügte er noch glucksend hinzu: „Vielleicht gibt’s dann sogar einen Gute-Nudel-Stern für die kleine Blaubeere, Paps überreicht ihn dir nachher sicher feierlich auf der Bühne“ – wenn er Vincent bis dahin für die Verbreitung seines Spitznamens nicht die Ohren langgezogen hatte und ihn vom nächsten Fahnenmast baumeln ließ.
Gerade wollte sich der Blauschopf in Ruhe eine anstecken, da erklang eine Stimme. An sich nichts schlimmes, vor allem, da der Träger dieser ihm nicht unsympathisch war. Aber diese Wortwahl ließ den Kopf langsam herumfahren und die roten Augen erdolchten den Kerl still, der gerade den Arm um ihm legte. Doch war dies noch nichtmal das schlimmste oder eher seltsamste an dieser Sache. Zumindest seitens von Avon. Es war eher, dass der Blondschopf da echt größer war, wodurch der Hausmeister die Iriden ein wenig anheben musste, um Aug in Aug mit Damian zu sein. Und dann, dann wurde noch mehr reingestochen, als der lebendiggewordene, schwarzhaarige Leberfleck von Vincent auftauchte und ihn bei dem Namen nannt, was nur seine Homies taten. Hach. Die Jugend von heute. Ihr Glück, dass er die zwei hier leiden konnte. ,,Computer sagt nein", kam es trocken und er zündete sich die Zigarette an, woraufhin genießend eingeatmet wurde. Ein tiefer Zug, bevor er den Glimmstängel aus dem Mund nahm und den qualm beiden Teenagern provozierend ins Gesicht pustete. ,,Ihr seid die schlechtesten Abhängigen, die ich kenne. Traurig. Dreht selbst, kostet weniger." Nun ja, besser die fragen bei Avon, wenn sie keine haben, als das sie welche klauen. Das Lob beholt er aber gedanklich für sich, er wollte nicht noch ihre Ego's pushen. Anschließend blickte er zu seinem Schulterwärmer. ,,Dann könnt Ihr was reinmischen, wie Minze. Dann riecht Dein Atem besser, vielleicht trauen sich dann Mädchen und Groupies in Deine Nähe." Hieb dazu, dass er ihn mit noch keinem Mädchen gesehen hatte, selbst nach dem Auftritt. Aber genug der dissenden Worte, schließlich hielt er ihnen die Packung hin. Bevor sie noch weinten. War er auch heute mal besonders großzügig. ,,Drei pro Nase. Teilt sie Euch gut ein, der Abend wird lang. Sauft nicht zu viel - oder zu schnell. Esst zwischendurch was Fleisch, aber kein Zucker zum Alkohol. Haltet Ihr mehr aus. Und kotzt mir weniger den Boden voll. Wenn, bequemt Euch bitte zu einem Mülleimer", wies er ihnen an, während die Zigarette in seinem Mundwinkel wippte. Dann hielt er ihnen das Feuerzeug samt Flamme hin, damit die sich was anstecken konnten. Dieses packte er anschließend weg und zog an seiner Zigarette. Dabei blickte er beide prüfend an: ,,Ihr habt doch ein Feuerzeug bei? Nicht, dass Eure Köpfe nachher zum Anstecken halb im Midsommerfeuer hängen. . ." Brandopfer verwalten stand sicherlich nicht auf dem heutigen Plan von Riley. Und als Schmelzgesicht fortan rumlaufen zu müssen wäre sicherlich auch nicht das wahre.
Wie üblich musste der Blondschopf darüber grinsen, wie Cyril seinen Dad bezeichnete. Das Wort Sklaventreiber war in diesem Zusammenhang gar nicht mehr wegzudenken. Er konnte sich auch gut vorstellen, dass der Heimleiter diese Worte sicher schon persönlich von Cyril zu hören bekommen hat. Manchmal hielt der Schwarzhaarige mit seiner Meinung nicht hinter den Berg. »Für dich hat er die Blumen sicher gerne gebracht. Apropos Blumen, die muss ich dann noch schnell aus dem Auto holen.«, gab der Blondschopf von sich und tastete nach dem Schlüssel. Sein Kumpel hatte den Schlüssel schließlich in seine Tasche geschmuggelt. Die Hitze stieg ihm ins Gesicht, als er den Schlüssel nach gefühlten Stunden noch immer nicht finden konnte. Kurz bevor er zur Beichte ansetzte, dann die Erleichterung. Er hatte nur die Taschen gewechselt. »Schlüssel hab ich noch.«, gab der Blondschopf seinen Hinterkopf kratzend bekannt und nickte nur, als sich Cyril zum Thema Kondomschüssel äußerste, die Kondomtierchen würde er auf alle Fälle feiern, sogar helfen. So eine Aktion wunderte den Italiener gar nicht. Man konnte sich die Kondome auch für schlechte Zeiten in die Hosentaschen stecken. Warum nicht? Wenn man sie schon einmal gratis bekam und sogar vom Heimleiter dazu aufgefordert wurde. Vielleicht würde er sich zu späterer Stunde ebenfalls noch daran bedienen. Aber zuerst waren seine Flirtskills gefragt.
Die magische Miesmuschel war von seiner Flirtaktion allerdings nicht 100% begeistert. Konnte Damian gar nicht verstehen und plusterte seine Backen auf. Das war doch wirklich unerhört. Erstens: waren sie garantiert nicht die schlechtesten Abhängigen die es gab. Und zweitens: hatte der Italiener garantiert keinen Mundgeruch. »Weiß der Heimleiter, dass du uns Kinder mobbst?«, stellte er dem Blauhaarigen die Frage aller Fragen. Schließlich war der Heimleiter pro Kinder, wobei Damian durchaus bewusst war, dass es einfach nur als Scherz gemeint war. Trotzdem war ein wenig beleidig und zog seinen Arm zurück. Er achtete immerhin sehr darauf, gut zu riechen. »Ich brauch keine Groupies. Für die Groupies ist Ryder zuständig.«, motzte er weiter und verschränkte die Arme vor seiner Brust, sehr darauf bedacht die Rose an seinem Revers nicht zu zerdrücken. Jetzt konnte Cyril auch seinen Senf dazu geben, was er auch tat. Und nicht zu knapp. Innerlich war ein teuflisches Lachen zu hören. Blaubeere. Das würde er sich merken. Und Avon wusste es ganz bestimmt. Jedenfalls wartete er nur auf das Zauberwort seitens von Avon und griff beherzt nach den drei Zigaretten von denen er sich bereits eine in den Mund steckte. »Ich trinke nicht, ich schaue nur dabei zu wie die anderen sich betrinken und peinlich sind.«, gab der Italiener stolz von sich und begrüßte das Feuer von Avon. Mit einem tiefen Zug füllten sich seine Lungen mit dem Nikotin. Herrlich. Diese Zigarette würde für den Anfang sicher reichen, die anderen Beiden steckte er in seine Jackentasche. Der Vibrationsalarm seines Handys machte sich bemerkbar, noch bevor er auf die Frage mit dem Feuerzeug antworten konnte. Aber sein Kumpel konnte das gerne erledigen, während er sein Handy aus der Hosentasche fischte. Eine Nachricht von Helena. Und abermals konnte er sich ein Grinsen nicht verkneifen, ehe er auch schon die Antwort tippte. Sein Typ war eben doch gefragt.
Mit seinen Neckereien stieß er bei dem Hausmeister wohl leider auf taube Ohren, was den Wolf kurz einen Flunsch ziehen ließ. Er hatte sich doch solche Mühe gegeben, den hoffentlich verhassten Spitznamen so schön in Szene zu setzen. Umsonst. Stattdessen ging er direkt zum Gegenangriff über. Mit Mühe verkniff sich Cyril das Grinsen, als die Blaubeere noch mehr Salz in Damians Wunde streute, doch als Kumpel konnte er da einfach nicht weiter nachtreten. Es musste wirklich scheiße für die Dangernudel sein, wie Helenas nervige Schwester seine Ballbegleitung in Beschlag nahm. Wäre jemand anderes gerade an seiner Stelle hätte er bestimmt noch einen drauf gesetzt, doch so nicht. So grausam war der Schwarzschopf dann doch nicht. „Nicht immer von dir selbst auf andere schließen“, gab er so schnippisch zurück und betrachtete den Blauhaarigen angriffslustig. „Außerdem musste ich meine letzte Kippe deinem Betthäschen abtreten, damit er sich nach seinem Auftritt auf etwas freuen konnte“, womit er natürlich niemanden geringeren meinte als seinen Vater. Wenn dieser mit seinen Freunden unterwegs war, zweifelte Cyril die Orientierung des Alpha schon das ein oder andere Mal an – klar, Bromance und so. Doch manchmal glaubte er wirklich, sie würden gleich zu dritt in die Kiste hüpfen. Vor lauter Ekel bei dieser Vorstellung schüttelte es ihn kurz. Widerlich. Einen so genauen Einblick wollte er da dann doch nicht haben. Zum Glück blieb ihm auch gar keine weitere Zeit zum Nachdenken, denn Blaubeere rückte endlich mit der heiß begehrten Ware raus. Gierig griff er zu und tat es seinem Kumpel gleich, zwei für später aufbewahren und eine zur sofortigen Vernichtung in den Mund stecken. Schmunzelnd sah er zum Blondschopf hinüber und ergänzte: „Ich opfere mich natürlich und trinke deinen Anteil mit. Das mit dem sauberen Boden kann ich allerdings nicht versprechen, gebe mir aber Mühe, die Mülleimer zu treffen. Oder irgendwen, der es gerade verdient hat.“ Da fielen ihm schon ein, zwei Kandidaten ein. Auch, wenn vollkotzen vielleicht etwas zu viel des Guten ist. Bevor Avon es sich noch einmal anders überlegen konnte hielt er den Glimmstängel in die Flamme und nahm genüsslich den ersten Zug. Bei der Frage nach dem Feuerzeug geriet er kurz ins Grübeln. Mit einem kontrollierenden Griff in die Hosentasche konnte er sie allerdings schnell beantworten. „Klar hab ich eins dabei.“ Alles andere wäre ja auch dämlich, wie hätte er sonst die abgetretene Notzigarette anzünden sollen. Feuermagie beherrschte er noch nicht, auch wenn das bestimmt praktisch war. Darum war definitiv jeder Magier zu beneiden. Neugierig schielte er auf das Handy des Riesen, wandte seinen Blick jedoch wieder ab, als er den Empfänger las. So viel Privatsphäre musste sein - und ihren Dirty Talk musste er nicht unbedingt mit verfolgen. Da würde er früher oder später schon eingeweiht werden, so hatte er jetzt die Zeit dafür, sich in aller Ruhe seinem Nikotin zuzuwenden. Den Blick etwas schweifen lassend überlegte er schon einmal, über welche alkoholische Köstlichkeit er sich gleich wohl hermachen sollte. Im Idealfall natürlich über seinen angetrunkenen Schatz, doch das blieb sicher nur Wunschdenken. Zumal er ihm die Kopfschmerzen am nächsten Tag gerne ersparen würde. „Wohin hat sich der Sklaventreiber eigentlich verdrückt?“, fragte er an die Blaubeere gewandt, während ihm die Rauchschwaden aus dem Mund stiegen. Vielleicht sollte er ihm noch kurz zur geglückten Rede gratulieren, so konnte er auch noch etwas auslüften, bevor er sich wieder zu den Anderen gesellte. Und sicher gehen, dass er sich nicht weinend in irgendeiner Ecke zusammengekauert hat.
Damian konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als Cyril seinen Alkoholanteil für sich beanspruchte. »Mein Alkoholanteil gehört ganz dir.«, kommentierte der Blondschopf während er sein Handy in den Händen hielt und die SMS an Helena tippte. Der Italiener hörte ab jetzt nur mehr mit einem Ohr zu, was sicher jeder der hier anwesenden wusste. Man(n) musste sich schließlich konzentrieren die richtigen Worte fehlerfrei zu tippen, was aufgrund der riesigen Hände nicht immer so einfach war. Nachdem die Antwort getippt und für richtig befunden wurde, steckte er das Handy wieder zurück in die Hosentasche. Jetzt konnte er seine letzten Züge des Glimmstängels genießen, bevor er endlich die Blumen aus dem Auto holte und sie zu seinem Balldate brachte. Apropos Balldate, hoffentlich war das Anhängsel bereits irgendwo betrunken in einer Ecke oder hatte sich doch noch einen Typen angelacht. Wobei er die sexuelle Orientierung von Aleksandra nicht wusste, so ging er doch von dem Üblichen aus. Konnte nicht verkehrt sein. »Ich geh' schnell die Blumen holen und bring dir dann den Autoschlüssel zurück.«, verkündete der Italiener, bevor er sich bereits in Bewegung setzte. Da er vermutlich nicht ungesehen durch den Ballsaal zum Vordereingang gehen konnte, beschloss Damian den Weg außen rum zu nehmen. So konnte er sich sicher sein nicht von Helena entdeckt zu werden. Ein äußerst guter Plan, ausgeklügelt von keinem gewisseren als Damian Bianchi persönlich. Innerlich klopfte er sich auf die Schulter. Der Wagen des Heimleiters war gleich gefunden, immerhin parkte die Karre immer vor dem Wohnheim und es gab nicht viel Personal, welches jeden Tag mit dem Wagen zum Wohnheim kam. Auf der Beifahrerseite befand sich sein Schatz und Cyril hatte wirklich ganze Arbeit geleistet. Der Strauß bestand aus 3 Rosen, die vollkommen ausreichend waren, schließlich spiegelte sich in ihnen die Farbe der französischen Flagge. Das wusste Helena sicher zu schätzen, auch wenn eine blaue Rose doch etwas gewöhnungsbedürftig war. Mit Sorgfalt pflückte er die Blumen vom Beifahrersitz und verschloss das Auto wieder. Um auf Nummer sicher zu gehen und um alle Beschwerden von sich weisen zu können, prüfte der Italiener die Verriegelung des Wagens noch einmal. Alles verschlossen. Auf demselben Weg wie er zum Auto gefunden hatte, fand er auch wieder zurück zu Avon und seinen Kumpel. »Hier die Schlüssel und ich bin dann mal bei meinem vorhandenen Balldate.«, gab der Blondschopf bekannt und fixierte Avon kurz mit seinen goldenen Irden. »Danke für die Zigaretten. Bist eben doch der Beste.«, grinste Damian und klopfte Avon kurzerhand auf die Schulter ehe er den Weg in den Ballsaal antrat. Die Blumen gut hinter seinem Rücken versteckend.
Gütig wie seine liebste Dangernudel war, trat er ihm seinen Alkoholanteil ab. Besser konnte es kaum werden. Gratis Kippen, genug kostenlose Getränke, sein Schatz in Reichweite und einen alten Wolf, der ihn ganz bestimmt im Auto nach Hause fahren würde, wenn nichts mehr ging. Er lebte den Traum – nagut, zumindest war er ziemlich nah dran. Denn bis auf die Zigaretten traf gerade nichts der gesagten Dinge zu. Doch das würde sich schon wieder ändern, zumindest dachte er das, bis sein bester Freund auch noch beschloss, wieder das Weite zu suchen. Na toll. Er mochte den Hausmeister zwar, doch aufgrund der manchmal etwas fragwürdigen Beziehung zu seinem Vater würde er sich hüten, aus dem Nähkästchen zu plaudern. Allein schon, weil das mit der Blaubeere nicht so gut anzukommen schien. Doch was sollte man machen. War eben eine ältere Generation. Mit einem nicken und: „Bis gleich“, verabschiedete er sich temporär von dem Blondschopf und widmete vorerst seine volle Aufmerksamkeit dem Glimmstängel zwischen seinen Fingern. Und bloß den Blickkontakt mit dem älteren Herrn vermeiden, was ihm angesichts seines Handys nicht gerade schwer fiel. Schmollend stellte er fest, dass sein Herzenswolf ihm noch gar keine "vermiss dich"-SMS geschrieben hatte, auch sonst war in seinem Nachrichtenverlauf ziemlich tote Hose. Bis auf die Meldung von seinem Paps, dass er ihm ein Los ergattet hatte. Schmunzelnd tippte er eine schnell Antwort und checkte darauf hin, ob noch etwas eingetroffen war, doch nichts. Waren sicher drinnen alle mit feiern beschäftigt, wer konnte es ihnen auch verübeln. So konnte er seine volle Aufmerksamkeit nun wenigstens auf etwas anderes richten. Den giftigen Rauch in seinen Lungen. Zumindest, bis seine feine Nase wieder einen gewissen Blondschopf wahrnehmen konnte, was seinen Blick sofort in besagte Richtung wandern ließ. „Alles gefunden?“ Doch die Frage hätte er sich schenken können, der Strauß in seiner Hand ließ ohnehin nur eine Schlussfolgerung zu. Den Autoschlüssel sicher in seiner Hosentasche verstauend nahm er genüsslich den letzten Zug und drückte die verbleibende Glut im Aschenbecher aus, bis nichts weiter als ein trauriger Stummel zurückblieb. „Viel Spaß mit deiner Angebeteten, hoffentlich ist ihr Hausdrache mittlerweile wieder verschwunden.“ Cyril drückte ihm deswegen auf jeden Fall die Daumen. Gab doch nichts nervigeres, als bei einem Date noch ein unerwünschtes Anhängsel dabei zu haben, was auch noch versucht, einem den Abend zu versauen. Das brauchte echt niemand. Die Sucht war gestillt, der interessanteste Gesprächspartner verschwunden und noch länger wollte sich der Schwarzschopf die Party auch nicht entgehen lassen. Zumal sein Vater auch vor geraumer Zeit wieder zum Eingang geschlendert war, immerhin musste er die heiße Ware noch zurückbringen. Oder nicht, dann musste Vincent ihn auf jeden Fall suchen, bevor er nach Hause konnte. Dann wäre zumindest seine Mitfahrgelegenheit sichergestellt, doch würde der alte Wolf den Schlüssel den ganzen Abend nicht wiedersehen, würde er irgendwann vermutlich durchdrehen. Oder noch schlimmer: Auf ihn zukommen und ihn zurückhaben wollen. Nene. Dem würde er sofort entgegenwirken, weshalb er sich nun auch mit einem kurzen Abschiedsgruß an die Blaubeere wandte und sich zurück ins Getümmel stürzte.
Nachdem sich die beleidigte Leberwurst auch noch quer durch eine Gruppe kleiner, dumm kichernder Mädchen geschlagen und die Schar dabei physisch leicht voneinander getrennt hatte, seufzte der Junge erschöpft und wischte sich mit dem Handrücken einzelne Schweißperlen von der Stirn. Endlich hatte er auch mitbekommen, wieso er nun in brütender Hitze stand. Vor ihm entfaltete sich ein riesiges Feuer, das fröhlich vor sich hin loderte. Nur wenige Schüler versammelten sich um das Mittsommerfeuer herum – etwas voller sah es dann schon beim Griller aus. Der Engel hoffte inständig, dass etwas zwischen den Zähnen sein Gemüt besänftigen konnte, verstand er seinen inneren Aufruhr doch selbst kaum. „Ich will Würstchen.“ Wie ein trotziges Kleinkind stand der Schwarzhaarige vor dem Rost, nur dass er statt Plüschtier und Kuscheldecke Rotwein und Bier in beiden Händen hielt. Nicht lange dauerte es, da hatte er das Rotweinglas erfolgreich ausgeschlürft, stellte das leere Glas zwischen den Fressalien auf den Bierbänken ab und wartete ungeduldig vor dem Griller, stieg dabei von einem aufs andere Bein. „Grillwurst is‘ momentan aus, aber nimm die Würstchen im Schlafrock“, erklärte ihm einer der Grillmeister gut gelaunt. „Schlaf…was?“ Unglaubwürdig nahm der Engel den Pappteller entgegen und beäugte das sich darauf Befindende mürrisch. „Wow, was könnt ihr eigentlich?“, fragte der Schüler die beiden Jungs und merkte, wie seine Zunge beim Sprechen etwas schwerer wurde. Rotwein is magic! Widerborstig entfernte sich Levi aus dem Getümmel rund um den Grill und setzte sich in sicherer Entfernung zum Feuer auf eine der Stufen (siehe Ortsbild), um den Rotwein erstmal wieder mit Bier wegzuspülen. All die beschissenen Gedanken über die vergangenen Monate, die Flashbacks an all die verletzten Individuen, an Kaede, an den Verlust seines Zuhauses wegzutrinken hatte die letzten Male mit Ryder in der Stadt auch gut funktioniert, warum also nicht auch am heutigen Ballabend? Danach war alles wieder gut und er konnte wieder happypeppy sein, so wie er es immer ist. „Was bist duuh?“, fragte er das helle Ding hicksend, das sich um seine Wurst befand und versuchte es, mit einer Gabel von seiner Wurst zu entfernen. Wie kommen eigentlich die Rotweinflecken auf sein Hemd?!