Den ganzen Nachmittag haben fleißige Schülerinnen und Schüler der Shima no Koji Oberschule damit verbracht, aus der sonst recht tristen Sporthalle einen atemberaubenden Ballsaal zu zaubern: Betritt vom reichlich mit Fackeln beleuchteten Sportplatz aus die Sporthalle durch die große Doppel-, oder durch eine der Nebentüren, so fällt sofort auf, dass Sportunterricht am heutigen Abend wohl nicht an der Tagesordnung steht. Jegliche Utensilien vom Sportunterricht wurden verräumt, stattdessen entfaltet sich ein riesiger Saal mit einer erhöhten Bühne am Ende der Sporthalle. An der Decke schweben vereinzelnte glitzernde Luftballone, die Wände sind mit unzähligen Girlanden und Lichterketten dekoriert worden. Im vorderen Bereich des Ballsaals sind elegant dekorierte, runde Stehtische angebracht, die bereits mit Sekt- und Weinflaschen, sowie Gläsern und Blumen gedeckt sind. Gegenüber dieser Tische am Rande der Sporthalle gibt es eine Bar zur Selbstbedienung, bei der man sich an weiteren analkoholischen und alkoholischen Getränke bedienen kann. In der hinteren Hälfte des Saals befindet sich die große Freifläche zum Tanzen, die erhöhte Bühne, sowie der heiß begehrte DJ-Pult der Schule. Je nach Programmpunkt werden die Lichtverhältnisse dazu angepasst, man kann sich jedoch sicher sein, dass der Ballsaal wohl über den Ballabend hinweg wohl stets etwas abgedunkelt sein wird. Ohne dies würde die gigantische Discokugel über der Tanzfläche ja gar nicht zur Geltung kommen!
Wenn sich Riley einen Blick aussuchen könnte, welchen er sich als Foto an die Wand hängen würde, dann war es wohl der von Jacob. Es brauchte wirklich ein gehöriges Maß an Selbstbeherrschung, damit der Blondschopf nicht seine ernste Mimik verlor und ihm unbeholfen ins Gesicht lachte. Sollte er öfter machen, wobei die Aktion mit der Brille dann wohl sehr schnell an Charme verlieren würde. Es wäre halt nicht sein Markenzeichen, wenn er die zwei getönten Gläser alle fünf Sekunden von der Nase herunterschieben würde. Plus: Sein Umfeld kannte ihn doch gar nicht ohne. Derartige Veränderungen im Gesicht des Arztes würden sie vermutlich so verstören, dass jeder von ihnen einen Psychologen brauchen würde. Selbst Vince würde sich wohl einen suchen, davon war der Brite Grundlegend überzeugt. Gut, die Frage, ob er krank sei, würde vorher noch gestellt werden, aber danach war auch er sicherlich mit auf der Sitzungsliste. Man gut, dass er das auch gleich wieder rückgängig machte und seinen schwarzhaarigen Freund in die Freiheit entließ, oder wo auch immer sein Ziel lag. Immerhin machte er sich auch noch mit Roxanne aus dem Staub, das konnte dann doch schon ein bisschen länger dauern. Riley tat also das was er am Besten konnte: Rumstehen. Die simpelste Tätigkeit der Galaxie, solange man nicht betrunken war. So fristete er alleine am Tisch sein Dasein. Zugegeben: Es war schon eine entspannte Art der Unterhaltung die einzelnen Personen hier zu beobachten. Hatte was, besonders die wenigen, welche sich auf der Tanzfläche profilierten. Da konnte man sehr gut die einzelnen Persönlichkeiten ausmachen. Da gab es die professionellen, welche sich nichts anmerken ließen und ihren Tanz perfekt beherrschten. Die Freien, welche einfach irgendwas taten, ohne darauf zu achten wie lächerlich es aussah und schließlich noch die Anfänger, wo das ein oder andere Gesicht mit Schmerz erfüllt war. Mh … der Blondschopf kam ins Grübeln. Wenn eine der beiden Parteien nicht tanzen konnte, dann wäre es doch besser, wenn der Mann das nicht konnte. Also, rein strategisch überlegt. Immerhin wäre es verdammt unangenehm von einem dieser Stelzen am Fuß abgestochen zu werden. Obwohl … war das überhaupt möglich?
Völlig in seinen Gedanken gefangen, legte er nachdenklich seine Hand unter das Kinn und nahm seine Denkerpose ein. Wäre da nicht ein schwarzhaariges Pünktchen aus der Menge aufgetaucht und direkt auf ihn zu marschiert. Jacob kam wieder zurück und hatte sogar zwei Biergläser dabei. Na das nennt man doch einmal aufmerksam. Vielleicht taugte der neue Erzieher ja doch was für die nächsten Grillfeiern. Aber erstmal abwarten, war schließlich eine geschlossene Gesellschaft. „Die Firma dankt.“, erhob er sichtlich amüsiert das Wort und schob mit dem anfangenden Gespräch seine ursprünglichen Gedanken nach hinten. Jetzt hatte er ja wieder jemanden zum Quatschen. Vinny suchte der Brite in der Zwischenzeit nämlich vergebens. Wo auch immer sich so ein Riesenwolf unter den Köpfen verstecken konnte. Musste gestolpert sein, es gab keine andere Möglichkeit. „Meine Begleitung?“, lachte der Brite und zeigte symbolisch und zeigte in seine Umgebung. Dort war, wie zu erwarten, auch niemand zu finden. „Sie existiert nicht.“, grinste er und nahm ein Schluck aus seinem gerade zugestellten Getränk, „Ich glänze durch Anwesenheit und dumme Sprüche, so wie immer.“. Eine Floskel die wohl jeder in seinem näheren Bekanntenkreis ohne Probleme bestätigen konnte. „Außerdem wüsste ich nicht wer in Frage kommen würde. War mir dann am Ende auch zu stressig. Da habe ich lieber meine Ruhe.“, ein kurzes Zucken mit den Schultern folgte und das Glas wurde erneut gehoben. Der Blondschopf hatte so ein paar Geschichten hinter sich, keine davon in irgendeinem Sinne langlebig. Er war einfach nicht der Typ für die meisten Damen. Lag wohl an seinen Sprüchen, seinem Humor, oder was auch immer. Er war zu lange auf dieser Erde um sich großartig Gedanken um Kleinigkeiten zu machen und die waren es, über welche sich die Anderen immer aufregten. Aber naja, das war ein Thema für die Bar nicht für den Ball. „Außerdem: Deine Begleitung ist ja auch schon wieder weg, wo hast du Rox denn stehen lassen?“. Zwar suchte sein Blick in den Weiten der Halle nach seiner Arbeitskollegin, fand jedoch nichts dergleichen in seinem nahen Umfeld. Musste vielleicht auf Toilette, Blase und so. „Wieso? Verwundert über die mangelnde Begleitung des unwiderstehlichen Mediziners?“, stellte der Riese nun seine berühmte Gegenfrage und schmunzelte leicht. Die gehörige Portion Eigenlob strotzte dabei nur so vor Ironie. Was nicht zuletzt daher rührte, dass der Ex-Soldat das Aussehen nicht so hoch wertschätzte. Er war außerdem nicht der tollste Hecht der Welt. Traurig, aber wahr. Jacob konnte sich trotzdem sehr sicher sein, dass er seine volle Aufmerksamkeit auf seinem Antlitz liegen hatte. Auch wenn er mal wieder seine Pupillen nicht sehen konnte, der Kopf des Blonden war eindeutig in seine Richtung gedreht. „Da ist übrigens meine Ersatz-Begleitung.“, haute er zur Begrüßung des Weißhaarigen raus, während er sein Bierglas auf dem Stehtisch abstellte. „Ja, ich bin etwas planlos, Vince.“, gestand er und übte sich an einer entschuldigenden Geste. „Es fehlt mir an…“, und der Doktor schaute philosophisch an die Decke der Sporthalle, „…Inspiration.“. Erst danach senkte er den Blick wieder und schaute dem alten Wolf schelmisch Grinsend ins Gesicht. „Aber lass dich beruhigen, du hast nichts verpasst. Das heißt bis auf das unser Freund hier wieder alleine an den Tisch zurückkehrte.“, dabei wechselte seine Blickrichtung fast schon diabolisch schnell hinüber zum neuen Erzieher. Egal was er ihm vorher als Begründung für das Fehlen von Roxanne genannt hatte, dass ließ sich der Brite doch nicht nehmen. Sich zu erklären war eine Sache, sich auf die Schnelle zu verteidigen eine ganz Andere. Aber das bisschen Spaß musste man auch mal haben. Er wartete ja nur darauf auch mal von einem der Beiden so richtig auf die Schippe genommen zu werden. Wer austeilt, der musste schließlich auch einstecken können.
Saiyana schien nicht sehr positiv über die Situation zu denken, jedoch versuchte sie es und es freute sie, dass der Rothaarige positive Gedanken zum Ausflug hatte. Matt lächelte Sai freundlich an und trank anschließend einen Schluck aus seinem Glas. Der Schluck war ein bisschen zu groß, denn sein Glas war schon fast leer. Er wusste, dass er nicht zu viel trinken würde, denn ansonsten könnte er seine wahren Gefühle Saiyana gestehen und dadurch eventuell ihre Freundschaft gefährden. Dies wollte er unbedingt verhindern, denn die beiden verstanden sich echt gut.
Sai erzählte, dass sie als Wolf in der Natur gelebt hatte und dass es dort natürlich nicht unbedingt Alkohol gab. Matthew kannte die Vergangenheit von Saiyana eigentlich kaum, weshalb er auch jetzt überrascht war, dass sie ihm etwas davon verriet. „Wie war das Leben so in der Natur? “, fragte er einfach einmal, da es ihn schon interessierte. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, wie dies so ist in der Natur zu leben. Viel zu gerne hatte er ein normales Bett und ein Dach über dem Kopf. Die Weißhaarige meinte dann noch, dass er dann wohl ihr Aufpasser sei. Matthew fing an breit zu grinsen. „Pass bloß auf. Ich bin ein sehr strenger Aufpasser“, gab der Engländer frech zurück. Es machte ihm Spaß mit Sai so zu scherzen.
Als die beiden zu einer Verkaufsstelle von den Tombola-Losen kamen, war noch nicht sehr viel los. Das war ein gutes Zeichen, denn so hatten die beiden genug Platz und Sai musste sich keine Sorgen darüber machen, ob jemand sie berührte. Doch nach kurzer Zeit wurde es voller. Matt überlegte schon darüber nach, ob er eine Art Schutzschild rundherum Sai bilden sollte. Aber wahrscheinlich würde dies nur seltsam rüberkommen. Trotzdem behielt er vorsichtshalber diesen Gedanken noch im Hinterkopf. Nach nicht einmal einer Minute hatte sich Sai dann für zwei Lose entschieden. „Ganz sicher werden die Gewinnen und du musst dich nicht bedanken, das mache ich doch gerne“, sagte er, lächelte das Mädchen sanft an, nahm die Lose in die Hand und gab der Verkäuferin das Geld. Anschließend nahm er Sais Hand und zog sie ein wenig abseits des Geschehens, damit sie niemand aus Versehen berühren konnte. Danach zeigte er ihr beide Lose. „So, welches von den beiden möchtest du haben?“, fragte er sie und überließ ihr die Auswahl.
Das Messerset schien die Grünhaarige nicht sehr zu interessieren, aber die Süßigkeiten schon. Chloe musste ein wenig kichern, denn Sabi gleichte ab und zu einem Kind. Aber genau dies machte sie so sehr aus. Ob es wirklich Knusperflocken zu gewinnen gab, wusste die Schwarzhaarige jetzt nicht, aber sie hoffte doch darauf, dass etwas dabei sein würde, das Sabi auch gerne hatte. „Ja, wer weiß. Vielleicht kann man ja wirklich Knusperflocken gewinnen“, sagte sie und lächelte die Grünhaarige an. Wahrscheinlich würde sie gleich einmal zum Verkaufsstand wollen und dies war ja auch okay für die Griechin.
Die Weinwahl von der Schwarzhaarigen schien Wasabi nicht ganz so sehr zu munden. Wahrscheinlich mochte sie einfach den Alkoholgeschmack nicht, was ja auch nicht weiter schlimm war. „Hm... so wie es aussieht, magst du einfach den Alkoholgeschmack nicht. Wie wäre es, wenn ich dir stattdessen ein Glas Cola gebe?“, fragte sie die Grünhaarige. Auch ohne die Antwort von Wasabi nahm sie ihr Glas ab und schenkte ein neues mit Cola ein. Dies wiederum übergab sie dann ihrer Freundin, ehe sie anschließend sagte, dass sie zum Verkaufsstand der Tombola-Lose gehen wollte. Chloe nickte zustimmend und schon hatte sich die Grünhaarige bei ihr eingehackt und ging los. Sabi schien schon richtig aufgeregt zu sein und die Griechin freute dies sehr.
Als die beiden beim Verkaufsstand ankamen, waren schon einige Personen dort, aber es war ein reges Kommen und Gehen. Die Griechin sah sich um und wusste nicht genau, welches Los sie sich nehmen sollte. Nachdem die Schwarzhaarige ein wenig hin und her überlegt hatte, nahm sie sich dann ein Los. Sie bezahlte anschließend und drehte sich zu Wasabi um. „Hast du dich auch schon für ein Los entschieden?“, fragte sie die Grünhaarige und lächelte sie zufrieden mit ihrer Wahl an.
Ich konnte mir gut vorstellen, dass einige Männer ihre Bemerkung, sie hätte sich ihr Essen auch selbst auf den Teller legen können, nur zu gern als zickig betrachtet hätten. Meiner Ansicht nach sprach sie einfach nur eine Tatsache aus, die ich mich einem schrägen Lächeln kommentierte. "Das weiß ich.", versicherte ich ihr, "Ich bin auch nicht davon ausgegangen, dass du das nicht kannst. Bei mir zuhause ist es einfach eine Sache von guten Manieren. Wenn es dich stört, dann mache ich es das nächste Mal nicht." Ich wollte nicht, dass sie sich unbehaglich fühlte, auch wenn das bedeutete, dass ich in den Augen meiner Familie schlechte Manieren an den Tag legen musste. Es war ja außerdem nicht unmöglich, dass es hier einfach andere manierliche Regeln gab. Da meine hübsche Begleitung offenbar nichts dagegen hatte einen kurzen Spaziergang zur Tombola zu machen, war der Kauf des Loses schnell getan und auch Lu kaufte sich ein Los. Anschließend begaben wir uns zu einem leeren Tisch, wo ich mir erst einmal Zeit nahm ein paar Bissen zu essen, während ich mir schon ihre Frage durch den Kopf gehen ließ. Mein Lieblingsessen. "Es ist wahrscheinlich ein Klischee, wenn ich sage, dass ich am liebsten Fleisch esse.", bemerkte ich zögerlich, "Es gibt kein spezielles Gericht, das ich jetzt benennen könnte. Allerdings kocht meine Mutter mir zu meinem Geburtstag immer einen sehr leckeren Eintopf mit verschiedenem Gemüse und vier Sorten Fleisch." Dafür stellte sie sich sogar 4 Stunden in die Küche. "Was ist mit dir? Hast du besondere Vorlieben oder isst du wirklich alles gleich gern?" Mein Blick fiel mit einem schrägen Lächeln auf ihren Teller.
Wasabi zog eine Schmollschnute als Chloe ihr plötzlich den Wein abnahm und durch süße Cola ersetzte. „Heeey! Ich bin doch auch erwachsen“, beschwerte sie sich und stampfte dabei mit dem Fuß auf den Boden auf. Obwohl sie sich oft kindlich benahm und von Außenstehenden als hilfloses Küken wahrgenommen wurde, mochte sie es nicht zwangsläufig, wie ein Kind behandelt zu werden. Anweisungen von Erwachsenen zu bekommen und bei gewissen Aufgaben an die Hand genommen zu werden, war eine Sache. Aber mit dieser schonungslosen Bevormundung konnte Wasabi sich gerade partout nicht anfreunden. Sie stellte das Cola Glas, das ihr in die Hand gedrückt wurde, wieder auf der Theke ab und nahm sich ihr Weinglas, in dem noch einige Schlucke drin waren, zurück. Beschützend hielt sie es vor ihre Brust, damit Chloe es ihr nicht wieder ab nahm. „Ich möchte auch das gleiche trinken wie die anderen“, murmelte sie vor sich hin, bevor sie gemeinsam mit Chloe zur Tombola lief.
Ihr Ärger währte dabei nur kurz und war spätestens dann vollkommen verflogen, als sie die Tombola erreichten. Es standen einige Personen vor ihnen, wodurch Wasabi einen Moment Zeit hatte, um zu verarbeiten, was sie nun überhaupt tun musste. Zudem konnte sie sich das Prozedere bei allen anderen und bei Chloe abgucken. Aufmerksam verfolgte sie das Geschehen — man zahlte, wählte ein Los, das mit einer Zahl beschriftet war und... das war alles? Einfach! Das würde sie auch hinkriegen. Abgesehen von der Bezahlung, denn da bräuchte sie Chloes Hilfe. „Mmh... ich nehme das!“ Sie zeigte spontan auf einen der identisch aussehenden Zettel, bevor sie ein wenig hilfesuchend zu Chloe blickte. „Gibst du mir bitte, bitte Geld? Du bekommst es morgen zurück.“ Wasabi klatschte die Hände zusammen und verbeugte sich in einer übertriebenen Art und Weise vor Chloe. Den Damen an der Lostrommel schien es recht gleichgültig zu sein, wer nun bezahlte, sodass Wasabi kurz darauf ihr ganz eigenes Los in den Händen hielt. Begeistert musterte sie die Nummer auf dem Papier und schaute schließlich zwischen den Frauen und Chloe hin und her, wobei sie aufgeregt mit dem Zettel wedelte. „Was hab ich gewonnen? Was hab ich denn gewonnen?“ Sie hoffte natürlich auf Knusperflocken oder etwas vergleichbar leckeres. Das wäre wirklich der Jackpot.
Saiyana war ein wenig verwundert darüber, dass Matt auf einmal etwas von ihrer Vergangenheit wissen wollte. Sie hatten nie irgendwie darüber geredet, ich mein man erzählt ja nicht einfach darauf los, wenn man sich noch nicht so lange kennt, oder wenn man sich nicht sicher ist, ob es dem Gegenüber überhaupt interessiert. Sie hatte immer das Gefühl, dass es niemanden interessiert, wie sie ihre Vergangenheit verbracht hatte, einfach weil sie sowieso von allem ausgegangen war, dass man sie einfach nirgends haben wollte. Zum Glück war sie von dieser Einstellung, auch dank Matt, deutlich weggekommen und hatte nicht mehr ständig nur das Gefühl, dass alle auf ihr rumhacken wollten, was sowieso eigentlich sogar fast nie der Fall war. Sie hatte einfach wohl ein paar Paranoia gehabt. Unsicher sah sie Matt einen Moment lang an, doch er hatte ja nachgefragt, also musste es ihn doch auch interessieren? Ich habe die meiste Zeit mit meinem Wolfsrudel verbracht. Wir sind durch Wälder gelaufen und haben... Wolfsdinge gemacht. Sie kicherte leise. Manchmal vermisste sie diese Zeit, doch sie würde niemals wieder zurückdürfen. Man hatte sie verstoßen, weil sie kein reiner Wolf war. Es fühlte sich komisch an, darüber zu reden, doch gleichzeitig hatte sie auch keine Probleme Matt davon zu erzählen. Sie grinste ihn an. Oh dann will ich dich auf jeden Fall nicht provozieren. sagte sie brav und schaute ihn unschuldig an.
Sai war froh, als Matt sie ein wenig aus dem Gedrängel zog und sie wieder eher unter sich waren. Sie sah die Lose an und drehte sie dann um. Du hast bezahlt, also darfst du dir eins aussuchen. sagte sie lächelnd und hielt ihm beide Lose verdeckt hin.
Mike ließ Ivys freche Kommentare über sich ergehen, ohne sich zur Wehr zu setzen. Eigentlich untypisch für ihn. Er musste immer das letzte Wort haben. Doch gerade empfand er es einfach nur als schön, dass er überhaupt wieder Späße mit der Blauhaarigen machen konnte. Wenn diese dabei auf seine Kappe gingen, war das ausnahmsweise schon in Ordnung. Ivy wollte also auch ein Los kaufen, wie wahrscheinlich so gut wie jeder. Ob es nur eine begrenzte Anzahl gab? Wenn ja, dann gingen die Lose sicher weg wie warme Semmeln. In jedem Fall sollten sie sich beeilen, bevor die Tombola die Pforten dicht machte. Bei der Erwähnung von Jaden stand Mike jedoch auf dem Schlauch. Was Ivys verstorbener Freund mit der Verlosung zu tun hatte, war ihm ein Rätsel, doch es wäre ihm auch zu peinlich nachzufragen. Er wollte ihr nicht abermals zu nahe treten, vor allem bei solch einem sensiblen Thema. Das war bereits einmal in die Hose gegangen. Daher lächelte er bloß etwas unschlüssig und nickte schließlich. „Hat ja schon mal gut angefangen der Abend... größtenteils“, erwiderte er und spielte dabei sowohl auf Ivys Kleid sowie auf sein mysteriöses Hosen-Malheur im Ballsaal an. Abgesehen von diesen Missgeschicken, konnte Mike sich aber nicht beschweren. Er hatte bisher eine gute Zeit auf dem Ball, der ja gerade erst begonnen hatte.
In der Sporthalle erspähte er die Tombola bereits vom Eingang. Der Stehtisch war geschickt positioniert, sodass man quasi gar nicht daran vorbeilaufen konnte. Zudem tummelten sich dort bereits einige Leute. „Hoffentlich kriegen wir noch 'n Los“, sagte er mit einem Deut auf den Andrang. Als er sich mit Ivy im Schlepptau dem Stehtisch näherte, löste sich die Schlange zum Glück relativ schnell auf. Es dauerte schließlich kaum eine Minute, um ein Los zu ziehen und zu bezahlen. Dennoch nutzte Mike den kurzen Augenblick, um einen Flyer zu lesen, auf dem geschrieben stand, dass die Erlöse der Tombola den Opfern des letzten Angriffs und einem entsprechenden Denkmals zugute kamen. Mike musste kurz schlucken. Er hatte das Ereignis so gut wie möglich verdrängt und einfach nicht mehr großartig daran gedacht. Dass es nun heute immer wieder erwähnt und aufgegriffen wurde, war nervig. Es dämpfte seine Stimmung zwar nicht signifikant, doch es weckte Erinnerungen, die besser begraben bleiben durften. Ivy dürfte es wohl ähnlich ergehen. Und nun machte ihr Aussage über Jaden auch Sinn... Als sie an der Reihe waren, stupste Mike sie leicht an der Schulter an. „Is' es cool, wenn ich dein Los bezahl? Oder willst du selbst?“ Er zückte unabhängig von Ivys Entscheidung sein Portmonee und schob unauffällig fünf Zen über den Tisch, als kleine Spende. Sowohl für Jaden (und damit indirekt eher für Ivy) als auch für sein eigenes Gewissen. Aber sollte bloß keiner denken er hätte ein großes Herz, weshalb er den Dank der Verkaufsdame augenrollend abwürgte.
Ivy war sich ein wenig unsicher, ob Mike vielleicht ihren Spaß gar nicht richtig verstanden hatte, oder er aber sogar vielleicht deshalb sauer gewesen war? Eigentlich konnte sie sich das auch gar nicht vorstellen, denn sie hatten ja immer Späße miteinander gemacht. Nachdem Mike ihr aber wieder ganz normal geantwortet hatte, verflogen ihre Unsicherheiten und sie war erleichtert, dass er ihr ihre Späße nicht krumm nahm. Sie musste kichern auf seine Anspielung hin. Ich weiß gar nicht was du meinst. sagte sie nur grinsend und lächelte ihn dann etwas an. Ich bin froh, dass wir uns vertragen haben. sagte sie nur kurz und lief dann weiter mit ihm zum Ballsaal. Es wäre mehr als nur ein Wunder gewesen, wenn Ivy an diesem Abend nichts peinliches passiert wäre, so tollpatschig wie sie war. Allerdings hoffte sie noch, dass es das an Peinlichen Situationen für heute schon war.
Sie war nicht wirklich darüber erstaunt, dass doch ziemliche viele der Anwesenden ein Los kaufen wollten. Es war immer hin für eine gute Sache und wenn man sogar noch etwas dabei gewinnen konnte, war es so oder so eine Win-Win-Situation für alle. Sie lächelte Mike an. Seine Geste war wirklich nett, doch sie musste das Los selbst bezahlen, es war immer hin für Jaden. Sie würde ein schlechtes Gewissen bekommen, wenn ausgerechnet Mike das Los bezahlen würde. Leicht schüttelte sie den Kopf. Vielen Dank, aber das Los bezahl ich selber. Sie grinste. Du kannst mir ja später noch einen Sekt ausgeben. Sagte sie und streckte ihm die Zunge raus. Natürlich wusste sie, dass alle Getränke umsonst waren, doch das wäre ja umso besser für Mike. Sie nahm das Geld und schob es der Verkäuferin hin. Bitte ein Los. Sagte sie freundlich und sah dann Mike an. Würde er jetzt direkt wieder zu Lydia und den anderen gehen? Wahrscheinlich. Etwas nervös schluckte sie und sie versuchte sich positive Gedanken einzureden. Hauptsache freundlich lächeln, dachte sie im ersten Moment. Lächeln und.... trinken! Kam ihr dann der zweite Gedanke.