Betritt man die gewölbte, hölzerne Eingangstüre des Yanega Anwesens, so steht man inmitten eines saaähnlichen Vorraumes, dessen stets gepflegter Boden mit roten Teppichen ausgestattet ist. Direkt neben dem Eingang befindet sich ein Sofa mit einem Beistelltisch - hier können beispielsweise Gäste oder Familie der Bewohner empfangen werden. Die Wände sind sehr hoch und auch die Fenster von großem Ausmaß, weshalb das Innere des Anwesens tagsüber stets von Licht durchflutet wird. Im Osten und Westen des großen Foyers schließen zwei weitere Flügel an. Während man über den Westflügel zu gewissen Räumlichkeiten wie etwa den Speisesaal, der Küche oder zur Heimleitung kommt so würde man über den Ostflügel die eher stilleren Räume wie das Krankenzimmer erreichen können. Im hinteren Bereich des Vestibüls besteht nach wie vor der bauliche Aspekt eines Empfangs, bevor zwei Treppen den Weg nach oben weisen. Womöglich diente das Anwesen in früheren Zeiten als ein Gästehaus. Heute wird die Rezeption nicht mehr genützt, was natürlich nicht bedeutet, dass sich hier nicht hin und wieder Schüler einen Spaß erlauben und Gebühren für den Übergang in den ersten Stock verlangen.
Es war schon fast wie eine Offenbarung. Allerdings dieses Mal keine der schlechten Sorte. „Ach, nicht?“, war alles was sie dazu beisteuern konnte und wanderte mit ihren gelben Augen sein Gesicht entlang. So direkt hatte es der Florida-Man noch nie gesagt, allerdings zweifelte ein Teil von ihr immer noch Konstant an der Wahrheit in dieser Aussage. Okay, zumindest die Hälfte ihrer Gedanken lehnten diese Offenbarung gleich von Anfang an ab, ohne großartig darüber nachzudenken. Auf der anderen Seite konnte es natürlich stimmen. Immerhin … war man doch sicherlich aggressiver gegenüber Leuten die jemanden Angreifen, der einem nahe steht. Es war einer dieser Momente, wo Cynthia sich auf ihre immerhin schon sehr gestörte Menschenkenntnis verlassen musste und in diesem Fall war es leider immer die Skepsis, welche eine immense Oberhand gewinnen sollte. Lieber auf der sicheren Seite, als am Ende wieder einen Dolchstoß zu bekommen. Allein bei dem Gedanken hier gerade zum Narren gehalten zu werden, stellten sich ihr schon wieder die Nackenhaare auf und eine ungewohnte Welle der Aggression kletterte langsam vom inneren ihrer Gedanken herauf, bevor sie diese dann als ungerechtfertigt abstempelte und so gut es ging zu unterdrücken versuchte. „Tja … dann eben nicht. Herzlich Glückwunsch, schätze ich?“, erwiderte sie leicht seufzend und zuckte kurz mit ihren Schultern. Als ob die Bewegung ihrer Arme irgendetwas an ihrer eigenen Meinung ändern würde. „Ist im Endeffekt aber auch total Wumpe.“. Womit sie das Thema relativ abrupt und bewusst gegen die nächstgelegene Wand schmiss. Für Cynthia gab es dazu einfach nicht mehr zu sagen. Mal ganz abgesehen davon, dass ihr Interesse an einer solchen Diskussion ungefähr so präsent war wie hohe Temperaturen in der Arktis. „Was nich‘ ist, kann noch werden.“, war ihr letztes Statement dazu und vermittelte ganz Eindeutig die Erwartungshaltung hinter dem ganzen Szenario. Das Misstrauen hatte – wie immer eigentlich – seine Macht ausgespielt. Wenn es anders war, sollte er es beweisen. Ob das in Olivers Interesse lag? Vermutlich nicht, immerhin war er ihr keine Rechenschaft schuldig. So oder so war sie am Ende nicht allzu involviert mit dem Dunkelhaarigen, als dass es ihr am Ende großartige Schmerzen bereiten würde. Es war, wie es war. „Und genau deswegen mach‘ ich jetzt eine Biege.“, während ihre linke Hand eine lässige Abschiedsgeste fabrizierte und danach lustlos an ihrem Körper hinabfiel und wie ein Stück Ballast hinunterbaumelte. Es war unschwer zu erkennen, wie gering ihr Bewegungsdrang im Moment war. „Man sieht sich, Nachtmensch.“, womit eine kleine Drehung weg von Oliver folgte und sie die ersten Schritte zum Treppenhaus führten. Verdammt nochmal ... es wirkte wie eine Ewigkeit. Endlich konnte sie diese sterilen Klamotten loswerden! Wenigstens etwas, worüber sie sich jetzt ausgiebig freuen konnte. Den Knall am Abend würde sie sicherlich auch noch vor sich haben. Es war unwahrscheinlich in den späten Stunden keiner der anderen Cinderellas über den Weg zu laufen. Würde voraussetzen sie hätte ein Zimmer voller Party versessener Mädels erwischt. Ihre erste Begegnung allerdings schien das ja schon zu relativieren. Schön wäre es allerdings trotzdem, wenn ihre erste Begegnung jetzt nicht unbedingt der wimmernde Welpe war. Obwohl … so lange es still blieb. Dann – so dachte Cynthia gerade – konnte es ihr ja eigentlich egal sein.
298 Charakterbogen Aufenthaltsort: Zimmer Nr. 205 Aktuelles Outfit: offene Haare, schwarzes T-Shirt (bedruckt mit einer kleinen Sonnenblume auf der linken Seite), kurze Jeansshort, olivgrüne Sneaker
Stürmisch lief ich die Stiegen hoch und öffnete schwungvoll die riesige Eingangstür. Belustigt und äußerst vergnügt trat ich in das Gebäude. Es war wirklich lustig mit Nojra und Leviathan den Nachmittag zu verbringen. Ich genoss jeden Moment mit den Beiden. Doch ich klinkte mich von den Beiden aus, um mich im Zimmer umzuziehen, sodass wir später noch etwas essen konnten. Es war nicht immer einfach Abends etwas Gutes zwischen die Zähne zu bekommen. Die besten Sachen waren wohl ohnehin schon weg. Mit einem leisen Kichern schlug ich das Tor hinter mir zu, wuschelte durch meine noch feuchten Haare, ehe ich inne hielt. Plötzlich wurde mir bewusst, was mich zu diesem plötzlichem Stopp zwang: die Gerüche. Kurz blickte ich mich um. "Oliver?", entkam es mir. Bei dem Gedanken, dass Cynthia hier in der Nähe war, bildete sich auf meinen Oberarmen geradezu eine Gänsehaut. Gerne hätte ich es vermieden die Beiden hier anzutreffen, besonders nach diesem holprigen Morgen. Die Waffelattacke nahm sie mir bestimmt immer noch übel und ich wartete noch auf ein wuchtiges Nachspiel. Meine blauen Augen blieben schlussendlich an der Stiege hängen, als ich die Gestalt erkannte, nach der es so intensiv in diesem Eingangsbereich duftete. Es war Oliver, welcher sich wohl gerade aus dem Staub machte. "Der soll ja schnell abhaun!", dachte ich mir, nachdem ich mich daran erinnerte, was ich ihm nach dem Frühstück für eine SMS geschrieben hatte. Im nächsten Moment verblasste meine Leichtigkeit und meine Mimik wurde ernst. Es war, als wollte ich nach ihm rufen, jedoch bekam ich keinen Ton heraus. Meine Emotionen wuselten umher, sodass ich selbst nicht mehr wusste, wie mir geschah. Am Liebsten hätte ich ihm hier und jetzt eine verpasst. Was mich daran hinderte? "Ihr Geruch..." Entweder war sie hier irgendwo in der Nähe oder gerade erst vorbei spaziert. Mein Verdacht, dass sie sich in der Nähe befand ließ mich jedoch einen Moment nachdenken. Kurzum stürmte ich mit schnellen Schritten auf den Jungen zu, schnappte mir seine linke Hand und zog ihn einfach mit. Vermutlich war er eh gerade auf dem Weg in sein Zimmer gewesen. Dann könnten wir das auch in Ruhe dort ausdiskutieren. Ich wagte es nicht ihm in die Augen zu schauen, zu sehr war ich selbst überwältigt von meinen verwirrenden Gefühlen, sodass ich ihn mit einem knappen Kommentar wie: "Komm mit." in die erste Etage schleppte. Mein Griff war fest, sodass der Dämon sich schon herauswinden musste, wenn er nicht folgen wollte. Mit zügigen Schritten näherten wir uns seinem Zimmer, vor dem ich ungeduldig wartete ohne den Blick ins ein Gesicht zu heben, bis der Schwarzhaarige mich gezwungenermaßen einlud, in seinen Raum einzutreten mit der Hoffnung, dass keiner seiner Zimmerkollegen anwesend war. Doch ich hatte bereits im Gefühl, dass dies nicht der Fall sein sollte.
Um wen es sich bei der Kirsche genau handelte, beantwortete @Cynthia Akintola ihm nicht. Ein wenig enttäuscht war er doch schon. Eigentlich könnte er sich ja vorstellen, wen sie mit Kirsche meinte, aber ob es sich dabei wirklich um Caiwen handelte, wusste er nicht. Jedoch war es ihm nicht unbedingt so wichtig, was die Blondine davon hielt. Ihre Antworten waren verwirrend, aber der Schwarzhaarige nahm diese so hin. Bei ihrer letzten Antwort sah er sie verwirrt an und runzelte seine Stirn ein wenig. Er war sich nicht sicher, ob dies eine Provokation sein sollte, oder eine Anspielung. Der Dämon blieb einfach wortlos stehen und wusste eindeutig nicht, was er sagen sollte. Vielleicht war es auch besser so, denn so verschwand nun Cynthia auch von der Bildfläche. „Bis dann, Königin der Löwen“, verabschiedete er nur das Mädchen noch kurz und winkte ihr hinterher.
Nun war sie weg und Oliver stand hier einfach nur so rum. Was sollte er denn machen? Theoretisch könnte er nun Abendessen gehen. Aber wirklich Hunger hatte er ja nicht, wegen dem riesigen Eisbecher, den er zuvor verspeist hatte. Er beschloss einfach in sein Zimmer zu gehen. Dort könnte er ja Musik hören oder ein wenig im Internet noch surfen. Irgendeine Beschäftigung würde ihm schon einfallen. Ein Film mal online anzusehen wäre auch was Gutes. Pitch Perfect 2 wäre zum Beispiel ein guter Titel für einen Film gewesen. Doch als er die Stiege hinaufging, wurde ihm diese Entscheidung wahrscheinlich schon abgenommen. Oli hörte die große Eingangstür und danach rief jemand seinen Namen. Als er sich umdrehte, um zu sehen, wer das Mädchen genau war, wurde er auch schon am linken Handgelenk gepackt. Der Griff war doch recht fest, aber um dem Amerikaner weh zu tun, würde das Mädchen noch einiges an Kraft benötigen. Erst jetzt bemerkte er auch, dass es Caiwen war, die ihn zuvor gerufen hatte. Wenn man vom Teufel sprach. Zuvor dachte er kurz an sie und jetzt war sie schon da! Konnte sie Gedanken lesen? Wahrscheinlich nicht, trotzdem war es ein wenig gruselig. „Hi, Caiwen“, begrüßte er das Mädchen. Jedoch antwortete sie ihm nicht. Da sich die Schwarzhaarige gerade ein wenig anders benahm als sonst, folgte er ihr einfach mal. Wo sie wohl hingehen würden? Gespannt folgte er ihren Schritten. Aber das Gefühl, dass etwas nicht passte, ließ Oliver währenddessen nicht los. Er erinnerte sich auch an die SMS, die sie ihm heute geschrieben hatte. So wie Caiwen gerade war, kannte er sie gar nicht. Sie redete nicht mit ihm, sah ihn nicht einmal an. Seltsam war das Ganze. Jedoch brachte es nichts darüber noch länger nachzudenken, denn eine Antwort würde er nur von ihr bekommen können. Gleich darauf hatten die beiden das Zimmer von Oliver erreicht. Er schloss die Tür auf. Wie erwartet war eh niemand im Zimmer. Danach trat er ein und hielt Cai die Tür auf, damit sie auch eintreten konnte.
Man spürte deutlich die Neugier des kleinen Hundes, welcher gespannt zumindest das Schulgebäude von außen betrachtete. Er musste nur eine Nacht warten, dann wird der kleine Kerl seine Mitschüler und Mitschülerinnen, die Lehrpersonen und wohl auch die Direktorin kennenlernen. Interessant, wie er sich darüber freuten. "Ich hätte mich damals nicht so sehr gefreut.", dachte sich der Erzieher insgeheim. Er horchte aufmerksam zu, während Gabriel das Nötigste erklärte auf dem Weg ins Waisenhaus. Schlussendlich kamen sie am gewünschten Ort an, wo ein riesiges Anwesen mit offener Eingangstür auf die beiden wartete. "Das ist das Wohnheim.", erklärte der junge Mann, als ob es nicht offensichtlich genug war. Ohne auf den Schützling zu warten, trat er in das Gebäude ein, nachdem er zügig die Stiegen nach oben lief. Nur wenige Schritte hinter der Eingangstür blieb der große Körper stehen, da seine grünen Augen zu dem Neuling zurückblickte um eine Reaktion und mögliche Fragen zu erhaschen. "Alles gut?" Es war mehr eine rhetorische Frage, so erhoffte Gabriel im Verborgenen, dass er nicht mit irgendeinem Problem zu ihm angekrochen kam. Am Liebsten hätte er noch vor dem Gebäude eine geraucht, jedoch versuchte er seine Sucht zu unterdrücken. Er musste ihm nur mehr sein Zimmer zeigen, damit er sich ausruhen konnte, dann hatte der neue Erzieher seine Ruhe und konnte den Abend für sich genießen. Entspannt steckte er seine Hände in die Hosentasche, während er die kleinere Gestalt beobachtete. "Im Westflügel findest du den Speisesaal.", erklärte er in ruhiger Stimmlage, ließ den Punkt jedoch weg, bei dem auch sein Zimmer sich befand. Mit seiner Handfläche zeigte er in die geeignete Richtung. "Buffetfrühstück am Morgen, Mittags und Abends gibt's was Warmes." Geschickt drehte er sich in die entgegengesetzte Richtung und zeigte auch mit der Handfläche nun wo anders hin. "In dieser Richtung ist der Heimleiter und das Krankenzimmer." Anschließend senkte sich die Hand, ehe seine grünen Augen zur Treppe blickten. "Oben sind die Zimmer." Er drehte sich zu seinem Schützling um. "Gleich ins Zimmer?" Das war nun wirklich eine Frage, bei der er sich eine Antwort erwartete. "Nur noch bis ins Zimmer, dann kann ich ihn alleine lassen."
Das Wohnheim war ja riesig! Ich hielt vor der Tür kurz inne und schaute and er Fassade des Hauses hoch. Es sah aus als wären dort viele Zimmer. Just da wunderte ich mich ob ich ein eigenes oder eines mit anderen Bewohnern bekomme? Ich möchte mich überraschen lassen. Ich schaute mich beeindruckt an der Tür um. Das war wie kein Gebäude welches ich zuvor gesehen habe! Die Häuser in meinem Dorf waren selbst gebaut und nicht so hochwertig wie dieses und die Schule in der Stadt sah nicht so edel aus. Ich fühlte mich erstmals etwas fehl am Platz als ich den weichen roten Teppich und die goldenen Kerzenhalter an der Decke erblickte. Es fühlte sich teuer an und ich bin so etwas gar nicht gewöhnt. Ich schaute an der Schwelle der Tür kurz zu meinen Füßen. Ich trug alte Holzsandalen, welche ich schon ewig trage. Sie haben mich seit Jahren begleitet und waren aus den einfachsten Materialien gemacht. Ich überlegte kurz und schaute auch zu Gabriel. "Alles gut?", fragte er und sah mich direkt an. Ich fühlte mich unsicher, aber holte einmal tief Luft und trat über die Schwelle. Dabei erschien abermals ein Lächeln auf meinen Lippen, wenngleich es gespielt war, und ich nickte mit den Kopf.
Gabriel erklärte mir, wo ich hier die wichtigsten Räume finde und ich folgte mit meinem Kopf seinem Fingerzeig. Als er erzählt, dass es im Speisesaal etwas warmes zu Essen gäbe begann ich unkontrolliert zu wedeln. Ich hatte es bisher ignoriert, aber ich habe schon eine Weile nichts mehr gegessen. Ich frage mich, ob es dort Grillfleisch gibt? Oder vielleicht ein leckerer Meeresfisch? Tatsächlich hörte ich den Rest gar nicht mehr, wurde aber von Gabriels Frageton aus meinen köstlichen Gedanken gerissen. "Gleich nach oben?" Ich überlegte gar nicht, sondern nickte sofort voller Vorfreude. "Werde ich Mitbewohner haben?" platze es dann doch aus mir heraus als wir uns zur Treppe bewegten. "Gibt es hier auch ein Bad?" schoss ich direkt hinterher. Zuhause konnten wir nur einmal im Monat warm baden, aber nach den letzten drei Tagen sehnte ich mich sehr danach. Mit einem kalten Bad im Fluss würde ich mich auch zufrieden geben, Hauptsache ich kann mich etwas entspannen. "Gibt es für die Schule auch eine Uniform? Muss ich die irgendwo abholen?" Meine Augen funkelten Gabriel enthusiastisch an. Ich weiß gar nicht genau was ich gleich zuerst erkunden soll! Aber ich schätze, bis 22 Uhr ist noch etwas Zeit.
Je tiefer ich in dem Gebäude voranschritt, desto mehr Gerüche erreichten meine Nase. Ich roch vor allem Schwefel und andere Tiermenschen. Ich wedelte ich abermals und freute mich darauf, gleich vielleicht meine ersten Mitschüler zu sehen.
So stark wie er sich zuvor freute auf Isola angekommen zu sein, dennoch schien es ihn doch sehr zu überfordern die Situation im neuen Wohnheim. Das Anwesen war groß und recht ansehnlich gestaltet worden. Es war kein klassisches Waisenhaus – also nicht übelriechend und beinahe zusammenfallend. Ob er sich jemals wohlfühlen würde in diesem Haus? Doch plötzlich platzte alles aus ihm heraus. Womöglich hatte er sich zurück gehalten und konnte seine Neugier nun nicht mehr halten. Er wollte alles wissen – von Mitbewohnern, zum Badezimmer bis hin zur Schuluniform. Mit einem unecht wirkendem sanften Lächeln versuchte Gabriel die Aufregung des Kleinen zu überspielen, ehe er nach einem kurzen Moment der Ruhe mit der ersten Antwort startete: “Wenn ich mich richtig daran erinnere, wurdest du einem Zimmer zugeteilt mit zwei anderen Jungs, ja.“ Sein enthusiastisches Nicken nahm Gabriel als Startschuss für den Marsch in die oberen Stockwerke, sodass er in Ruhe sein Zimmer betrachten konnte. Langsam und bedacht liefen sie die Stiege nach oben. Die rechte Hand des Erziehers schlüpfte währenddessen in die Hosentasche. Für einen Moment fühlte es sich so an, als würde sein Herz stehen bleiben. “Wo sind die Schlüssel?“ Überrascht zog er die Hand wieder heraus. Auch wenn er kein Lächeln mehr auf den Lippen hatte, versuchte er es sich nicht anmerken zu lassen. Doch als seine linke Hand in die andere Hosentasche glitt, bemerkte er, warum er den Zimmerschlüssel nicht sofort gefunden hatte. “Puh.“ “Ein Bad?“, wiederholte der Blondschopf die Frage seines Schützlings. “Natürlich gibt es ein Bad. Aber nur ein Gemeinschaftsbad für alle.“ Er drehte den Kopf zu seiner Seite und blickte aufdringlich in das Gesicht des Neulings. “Es gibt auch das Mädchenbad. Da hast du aber nichts zu suchen. Verstanden?“ Oben angelangt hielt Gabriel die Schlüssel fest in seiner Hand. Das Metall verschwand gänzlich unter seiner großen Hand, sodass man ihn nicht mehr sehen konnte. “Zur Uniform komm ich noch später.“ Normalerweise wartete man, bis man alles erklärt und gezeigt bekommen hatte und stellte dann die noch offenen Fragen. Auch wenn Gorou seine Neugier und Heiterkeit nicht verstecken konnte, verstand der Erzieher nicht, wie man sich so verhalten konnte. Zuerst die Anweisungen, dann die Fragen.
Mitbewohner! Gleich zwei! Und Gabriel lächelte mich an. Mein Schweif wedelte mittlerweile so heftig, dass er die Wand neben mir und meine Tasche in meiner Hand mit einem flauschigen Geräusch traf. Wir kamen zu einer Tür auf der mir sofort mein Name ins Auge stach. Oliver und Andrej standen ebenfalls dort. Ob auch jemand zuhause ist? Meine Füße begannen leise auf einer Stelle zu tippeln als Gabriel nach dem Schlüssel suchte und er antwortete meiner Frage nach einem Bad. Gemeinschaftsbad... So wirklich wusste ich nicht was das bedeutet. Ich verbrachte jedes meiner Bäder in Gemeinschaft meiner Familie und Freunde. Ich nickte gehorsam als er mir verbat zum Mädchenbad rüber zu gehen. Wirkliches Interesse hatte ich daran eh nicht. Auch bei uns badeten Jungs und Mädchen getrennt, jedenfalls ab einem gewissen Alter. Ich schnupperte unweigerlich die Luft im Gang ein und wurde kurz übermannt von den verschiedensten Gerüchen. Ganz kürzlich sind zwei Gerüche hier lang gekommen: Schwefel und ein anderer Hundemensch, jedenfalls roch er ähnlich. Ich roch aber auch andere Dinge: etwas katzenähnliches, salziges, fischiges und auch etwas, was ich nicht zuordnen konnte.
Schließlich hielt der Blondschopf mir den Schlüssel vor die Nase und ich ergriff ihn. Ich fühlte mich seltsam geehrt. An das Konzept von Schlüsseln musste ich mich erst noch gewöhnen, aber die Menschen aus Städten standen total darauf, andere aus Ihren Zimmer rauszuhalten. Zuhause hatten wir dazu keinen Grund - tatsächlich bekamen wir Ärger, wenn wir Türen verbarrikadierten. Schließlich teilen wir alles miteinander, da muss man keine Türen abschließen. Und wenn man seine Ruhe möchte, sucht man sich draußen ein ruhiges Fleckchen! Ich hielt den Metallschlüssel kurz in meiner Hand ehe ich die Tasche auf den Boden stellte und mich der Tür zuwandte. Es dauerte einen Moment ehe ich die Tür auf bekam, aber schließlich öffnete sie sich weit und wir konnten eintreten.
Nach dem Mittagessen verbrachte der Dämon sein Nachmittag eher ruhig. Es gab nichts Neues hier im Wohnheim. Auch keine Probleme, bei denen er gerade eingreifen musste. Somit entspannte Jack an diesem Nachmittag mehr oder weniger. Was sollte er sonst tun, wenn er überhaupt keine Arbeit hatte? Das Gespräch mit Vincent war wie immer eine Freude, ob er am Nachmittag für ihn eventuell auch Zeit hatte? Eher nicht. Der Heimleiter war ein vielbeschäftigter Mann. Naja, der Neuseeländer konnte sich ja auch selbst beschäftigen. Und wo könnte man das besser, als in seinem Zimmer? Jack ging deswegen in sein Zimmer und legte sich einfach auf sein Bett. So ein kleines Nickerchen, dagegen konnte wohl niemand etwas einwenden. Niemand würde ihn hier sehen. Er hatte keine Arbeit. Er konnte entspannt eine Runde schlafen.
Nach einigen Stunden wachte der Blonde endlich auf. Das Schläfchen tat ihm gut. Sehr gut sogar. Seine Kopfschmerzen waren wie weggeblasen. Vielleicht lag es aber auch an der Tablette, die er zuvor eingenommen hatte. Ein wahres Wunder erbrachte diese. Ob Jack den Namen von dieser Schmerztablette irgendwann einmal erfahren würde, um sich selbst zu holen? Vielleicht wussten die Ärzte des Wohnheims und der Schule auch mehr über das Wundermittel. Aber das war jetzt nicht so wichtig. Jack stand auf und streckte sich erst einmal. Ein Gähnen konnte er sich auch nicht verkneifen. Er war immer noch ein wenig müde, aber das war ja normal. Danach sah er in den Spiegel. Seine Haare waren verwuschelt. Man würde sofort erkennen, dass er geschlafen hatte. Deswegen brachte er diese wieder ein wenig in Form. Im Anschluss schaltete er den Wasserhahn beim Waschbecken ein. Er formte mit seinen Händen eine Art Behälter und ließ das kalte Wasser hineinfließen. Danach wusch er sein Gesicht damit, um die restliche Müdigkeit wegzubekommen. Nun war er wieder richtig einsatzfähig.
Aber was sollte Jack jetzt tun? Er ging in den Gang und lief einfach einmal in eine Richtung, um dort nach dem Rechten zu sehen. Stehen blieb er beim Foyer des Parterres. Hier blieb er ein wenig. Die Blumen am Eingang schienen nicht wirklich viel Wasser zu haben. Auch die Erde war trocken. Da musste er wohl etwas nachhelfen. Jack holte sich ein Glas mit Wasser und begann die Blumen zu gießen.
Julia
Julia Bardera
63 Charakterbogen Aufenthaltsort: Aktuelles Outfit: Violettes Sommerkleid mit einem weißen Zusatz in der Mitte und schwarzen Sandalen (Siehe Signatur)
Es war nicht viel Zeit vergangen nachdem Julia sich auf den Weg zur Terrasse gemacht hatte. Ein bisschen Ruhe, ehe es wieder zurück nach Hause ging. Allerdings hatte sich dieser Plan aus unbekannten Gründen sehr stark verschoben. Die Direktorin hatte es nicht ganz so eilig wieder zurück zu ihrem Wagen zu kommen. Stattdessen betrachtete sie von der Terrasse aus den Garten und wie er von der Abendsonne langsam aber sicher in ein warmes Orange getränkt wurde. Der Anblick beruhigte die Dämonin; sorgte im Umkehrschluss aber auch dafür, dass die zwei Gestalten im Pavillon (@Caiwen und @Oliver Blake) nicht unbemerkt an den aufmerksamen blauen Augen vorbeigingen. Zum Glück für ihren Schützling war Julia aber schon längst wieder im inneren des Wohnheims, bevor er, nur mit einem Handtuch bedeckt, in die Freiheit entfloh und einen Boxkampf anzettelte. Glück im Unglück, könnte man sagen. Die drei hätten sicherlich keine Lust gehabt auch noch die Direktorin in ihrer Kampf-Runde willkommen zu heißen. Insbesondere, weil die Siegerin in diesem Fall mehr als eindeutig war. Überzahl bedeutete in Julias Anwesenheit nicht viel. Besonders dann nicht, wenn es sich um drei halbstarke Teenager handelte.
Wieder im Inneren des luxuriösen Wohnheims angekommen suchte Julia das Büro des Chefs auf. Nicht, um es zu annektieren – sondern eher, weil sie sich nach der generellen Lage erkundigen wollte. Jedoch fand sie außer einer geschlossenen Tür nicht wirklich etwas vor. Als selbst auf einen Anruf hin keine Reaktion kam, steckte die Dämonin leicht seufzend ihr Handy wieder in die Tasche. Damit neigte sich ihr Besuch hier im Wohnheim wohl oder übel dem Ende zu. Sie konnte immerhin nicht riechen, wo sich gerade die anderen Erzieher – von denen sie innerlich bezweifelte, dass sie existierten – befanden. Mh … vielleicht wäre es doch sinnvoll den Heimweg anzutreten. Was auch sogleich in die Tat umgesetzt wurde. Mit gleichmäßigen und durchaus autoritär angehauchten Schritten bewegte sich Julia auf das Parterre zu, welches auch zugleich die letzte Hürde auf dem Weg zum Ausgang darstellte. Allerdings hinderte sie etwas ganz bestimmtes daran einfach eine Kurve zu machen und sich direkt zu ihrem Wagen zu Begeben. Da war tatsächlich ein Erzieher! Hätte sie nicht zuvor mit ihm an der Begrüßungsfeier teilgenommen, wäre er vermutlich locker als Halluzination durchgegangen. Aber nein, er war echt. So echt, dass er dort stand und … Blumen mit einem Glas bewässerte? Leicht belustigt über den Anblick verlangsamte Julia ihren Gang und kam letzten Endes in der Mitte des Ganges zum Stehen. Dabei den Eindruck erweckend, als wäre sie die alleinige Herrin über dieses Gebäude. „Jack Wilson.“, sprach die Direktorin seinen Namen, als würde sie gerade im Klassenraum seine Anwesenheit von der Liste ablesen; und weil die Dämonin sich danach fühlte, kam auch gleich noch ein belustigter – leicht provokanter – zweiter Teil hinterher: „Ich dachte immer, dass man zum Gießen von Pflanzen eine Gießkanne benutzt und kein normales Wohnheim-Inventar“. Sie übte sich sogar daran ihm nicht mit ihrer gewohnten Pose unter die Augen zu treten. Stattdessen waren ihre Arme ganz leger in den Taschen ihres Jacketts gelegen. Ganz im Kontrast zu den sonst immer unter der Brust verschränkten Armen, die in ihrem Büro der Schule gefühlt zum Dauerzustand gehörten. Sie würde ja gleich sehen, ob das gut oder schlecht ankam. Julia scherzte eben nicht bei jedem beliebigen Individuum einfach so aus heiterem Himmel heraus. In diesem Fall war es die Willkommenszeremonie, welche ihr die nötige Sicherheit gab, um Jack auf diese Art und Weise aus seiner Routine herauszureißen. Womit nahe lag, dass sie den Erzieher damit selbstredend nicht wirklich in die Pfanne hauen wollte. Es war … wie ein kleiner Stups mit dem Ellenbogen. Ja, genau so konnte man es werten. Blieb nur die spannende Frage, ob daraufhin eine Faust, oder ebenfalls ein Ellenbogen zur Antwort herangezogen wurde.
Eigentlich war der Erzieher kein Hausmeister und deswegen auch nicht für die Pflanzen zuständig. Aber wer konnte schon zu verdurstenden Blumen nein sagen und vorbei gehen? Der Blonde jedenfalls nicht. Er goss einfach aus einem Glas heraus Wasser an die Pflanzen. Währenddessen vernahm er Schritte. Schritte, die er sehr gut kannte. Es waren Stöckelschuhe. Julia… Na toll. Die Unsympathin in Person war hier. Doch bevor sich der Neuseeländer überhaupt umdrehen konnte, um den Gast zu begrüßen, meldete sie sich schon zu Wort. „Frau Direktorin. Schön, dass du das Wohnheim mit deiner Anwesenheit beehrst“, antwortete er ihr mit einem freundlichen Ton. Dass er gerne seine Ruhe hätte und dass sie gehen sollte, verschwieg er ihr lieber. Immerhin wäre sonst sein Arbeitsplatz zum Teil gefährdet und das wollte der Dämon so gut er konnte verhindern. „Das war ein Wassernotfall, deswegen habe ich schnell ein Glas mit Wasser geholt. Für die Gießkanne wäre wahrscheinlich keine Zeit mehr gewesen“, antwortete er ihr anschließend. Ob sie so etwas überhaupt verstehen würde? Jack bezweifelte es, aber es war ja egal. „Warte kurz“, fügte er noch mit an, ehe er kurz wieder verschwand, um neues Wasser in das Glas füllte. In der Küche des Wohnheims war zum Glück nie viel los, weshalb das Auffüllen des Wassers doch recht wenig Zeit beanspruchte. Als er wieder zurückkam, wandte er sich nochmals den Blumen zu und gab ihnen nochmals Wasser, damit sie auch wirklich genug hatten. „So, ich denke das müsste genug Wasser sein“, sagte er zwar laut, aber mehr zu sich als zu der Direktorin. Er entdeckte gleich darauf noch einige Blätter, die nicht mehr gut waren. Diese nahm er von der Pflanze weg. So, jetzt war wieder alles hergerichtet. Ob die Blumen wieder erneut aufblühen würden? Das würde die Zeit zeigen. Auf Jacks To-Do List kam jetzt auf jeden Fall die Pflege dieser Blumen, damit so etwas nicht nochmals passieren konnte. Mit den verdorrten Blättern in der Hand wandte er sich nun seiner Feindin zu. „Was verschafft uns denn die Ehre, dass du hier bist? Brauchst du etwas bestimmtes?“, fragte er vorsichtshalber einmal. Eigentlich interessierte es ihn ja wenig, aber Höflichkeit war etwas Wichtiges und er wollte auch nicht, dass eines Tages in seiner Beurteilung stand, dass Jack die Direktorin ignoriert hatte. Das würde für seinen weiteren Arbeitsverlauf sicher negativ ausfallen. Aber egal, der Neuseeländer konnte jemanden unsympathisch finden und trotzdem höflich sein.