Das Zimmer ist auf der Fensterseite mit zwei Betten an der linken und rechten Wand, den dazugehörigen Nachtkästchen und einem kleinen Regal, das von beiden Mitbewohnern benützt werden darf, ausgestattet. Auf der Türseite befinden sich zwei Schreibtische mit Lampen und ein Kleiderschrank, um die Klamotten der Schüler aufzubewahren. An besonders heissen Tagen sorgt die im Zimmer eingebaute Klimaanlage für ausreichend Abkühlung. Die kürzlich neu gestrichenen, weissen Wände lassen den Raum besonders freundlich wirken.
Als ich seine Hand ergriffen hatte. sah er mich erstaunt an. Um mir danach ein leichtes Lächeln entgegen zu bringen. Erleichterung machte sich in mir breit. Er war noch in Ordnung, super! Dann sagte er mir, das er mit so etwas nicht gerechnet hatte. War verständlich. Wie schon erwähnt, hätte ich auch nicht mit so etwas gerechnet. Er schien das ganze aber doch sehr positiv zu sehen. Er meinte, das egal was ihm passiert ist, ihn zu dem gemacht hat was er jetzt ist. Ob das jetzt zwangsbedingt wirklich so war, ließ ich mal offen. Es musste nicht unbedingt mit seiner Vergangenheit zu tun haben. Ich schaute ihn weiterhin an. Er wirkte wieder etwas nachdenklich. Dann aber drehte er sich wieder zu mir. Er bedankte sich? Wofür denn? Ich hatte im Moment sowieso nichts Besseres zu tun........okay........ich mochte es in seiner Gegenwart zu sein. Aber dabei belassen wir es. Sonst ist da nichts. "Du brauchst dich nicht zu bedanken.", ließ ich daraufhin verlauten. "Ich bin mir sicher, dass du eine nette Person warst und immer noch bist.", sagte ich zu ihm und behielt mein Lächeln bei. Wir hatten noch etwas Zeit. Einen kleinen Rückblick konnten wir noch wagen. Aber das wäre es dann auch. Denn danach hätte ich womöglich auch erstmal keine Lust mehr in Erinnerungen zu stöbern. Denn, ich weiß nicht ob es ihm auffiel. Aber ich war durch seine Erinnerungen ziemlich erschöpft. Die Begründung dafür war recht einfach, es waren nicht meine Erinnerungen. Deswegen musste ich sie auch erstmal verarbeiten, was natürlich Kraft kostete. "Wir können noch einen Blick in deine Erinnerungen werfen. Aber dann ist für mich erstmal Schluss.", sagte ich zu ihm. Mit diesen Worten rutschte ich ein kleines bisschen näher an ihn heran. "Nur, wenn du nicht schon losgehen willst, also zum Unterricht.". Setzte ich dann noch nach. Denn, ich hatte keine Ahnung wie er seine Prioritäten setzte.
Kitsune wusste, was mich aufmuntert. Am liebsten hätte ich sie geknuddelt, aber das wäre vielleicht etwas übertrieben nach einer Stunde, die wir uns kannten. Ich nickte zustimmend und dankend. Mein Lächeln sprach wohl Bände in diesem Moment. Ich bin glücklich und froh, dass es jetzt voran ging. Sie sprach von einer letzten Erinnerung, erstmal. Ich nickte abermals. "Verstanden! Also noch eine." Sie kam auch gleich näher gerutscht. Die Nähe war mir schon nicht mehr so unangenehm. Uns verbinden Erinnerungen. Das gibt uns einen guten Start in eine Freundschaft - hoffe ich jedenfalls inständig. Meine andere Hand legte ich zu unseren anderen Händen und legte meine Stirn an ihre. "Noch ein Mal: Obliviate!" Und es nahm wieder seinen Lauf...
Wiedereinmal waren verschiedene Gesichter und Gegenden zu sehen. Aus den vielen Stimmen, die wir hörten kristallisierte sich eine heraus. "Iseya!" Die Erinnerung baute sich auf. Ich sah mich um und fand mich auf einem großen Sportplatz wieder. Der Boden war mit bunten Linien bemalt und außerhalb der Linien befanden sich hoch aufgehängte Netze. In der Mitte des Spielfeldes war ein Netz gespannt. Also ein Volleyballfeld? Eine Gruppe von Schülern stand in Sportkleidung am Rande. Ich fiel mir sofort auf. Anscheinend wurden gerade die Teams gewählt. Ich sah mich für Kistune um, konnte sie aber nirgends entdecken, also ging ich erstmal näher an das Geschehen heran. Anscheinend kam ich mit Haruna in ein Team. Die anderen Gesichter kamen mir von meinem Klassenfoto bekannt vor, doch Kitsune war nicht dabei. Vielleicht war das vor ihrer Zeit? Der Startpfiff ertönte und die Spieler begannen sich zu bewegen. Ich beobachtete, dass ich eher passiv war, aber auf Pässe mit Schmackes antwortete. Ich hielt mich nie wirklich für sportlich, aber ich bin ein guter Teamplayer, wie ich auch hier beobachten kann. Aber wo ist Kitsune? Langsam bekam ich es mit der angst zu tun. sie war doch nicht irgendwie verloren gegangen, oder? "KITSUNEEE???" rief ich dann spontan über das Feld. die ganzen Leute konnten mich ja eh nicht hören. Ich lief ein wenig auf dem Feld umher und behielt mein ich im Auge. Er sah meinem heutigem ich schon viel ähnlicher. Die Frisur stimmte, die drei Piercings hatte ich da auch schon, doch ich schätze, das war vor zwei Jahren. Ich lehnte an einer der Stangen, die das Auffangnetz in der Höhe hielten und beobachtete das Spiel. Warum so eine Erinnerung? Sollte nicht eigentlich etwas passieren? Hier schien alles normal. Nichts war komisch oder unnormal. Ich sah hinter mich und konnte eine andere Klasse beim Sprinten zuschauen. Moment mal! Da ist das Mädchen von einem der Bilder! Wie hieß sie noch gleich? Karen? Meine Freundin? Ich frage mich, ob wir hier schon zusammen waren? Hübsch war sie alle Male, aber wir schienen aneinander uninteressiert. Wir warfen uns nicht mal Blicke zu. Zugegeben, sie sah ziemlich eingebildet aus... Ich seufzte. "Kitsu, wo bist du nur?" murmelte ich zu mir selber. War sie vielleicht im Geräteschuppen? Oder im Schulgebäude? Das wäre nicht gerade vorteilhaft für unsere Reise.
Nachdem ich Shiki signalisiert hatte, das er noch eine Erinnerung mit mir durchgehen könne. Legte er auch schon los. Dieses mal schien er aber motivierter zu sein. Es tat gut ihn so zu sehen. Wie dem auch sei. Nachdem ich näher an ihn herangerutscht war, murmelte er wieder seinen Spruch und es ging los. Es sausten wieder allerhand Sachen an uns vorbei und ein paar Stimmen waren zu hören. Dann baute sich vor mit die Erinnerung auf.
Ich fand mich in einem Geräteschuppen wieder. Wo zur Hölle war ich? Shiki war nicht hier. Aber ich konnte ihn auch nicht hören. Komisch. Es war ganz schön dunkel. Plötzlich sprang die Tür auf. Und......ich kam herein? Wieso erinnere ich mich an den Tag? Echt seltsam. Ich war noch etwas jünger. Aber meine Situation damals war genau die gleiche. Also von daher nichts neues. Man konnte es an meinem Gesicht erkennen. Ich war genau so abgestumpft und kalt wie zwei Jahre später. Ich holte ein paar Utensilien heraus und machte mich dann daran, den Geräteschuppen zu verlassen. Ich folgte meinem jüngeren Ich. Sie lief ohne ein Wort zu verlieren den Weg zum Sportplatz. Erst jetzt bemerkte ich die Socke an meinem Bein. Es war eine dieser Dinger, die man bekam wenn das Bein gebrochen ist. Ich konnte mir nur eine Sache vorstellen, wie das passiert sein sollte. Ich hatte mal wieder eine Begegnung mit Leuten gehabt die mich nicht sehr mochten. Also ungefähr 70% der Schülerschaft. Dem Rest war es egal. Auf dem Sportplatz angekommen ging ich der noch jüngeren Kitsune weiter hinterher. Eine andere Klasse lief derweil auf dem Lauffeld des Sportplatzes. Jedoch war das nicht meine Klasse. Ich ging weiter bis zu einem Volleyball Feld, da sah ich die ganzen bekannten Gesichter. Jedoch bekam ich dieses mal keinen blöden Kommentar ab. "Hey Opfer! Sei froh das dein Bein etwas angeknackst ist. Du wärst sowieso wieder zwangszugewiesen worden.". Ich blieb stehen. Ich kannte das Gesicht. Es war das gleiche Gesicht, wie bei meiner Erinnerung mit dem Klassenfoto. Der Typ, der mir auf die Schulter gefasst hatte. Jetzt sah ich auch Shiki. Er schien Blickmäßig nach mr zu suchen. Mein jüngeres-Ich schien die Aussagen weiter zu ignorieren und ging weiter zu, Lehrer, der alles beaufsichtigte. Ich hingegen ging zu Shiki. "Du hast mich gesucht? Tut mir leid, ich bin irgendwie bei mir und nicht bei dir gelandet.", sagte ich und deutete auf mich. Mein jüngeres Ich war mittlerweile beim Lehrer angekommen. Ich übergab ihm Wortlos die Sachen, die er anscheinend aus dem Geräteschuppen haben wollte. "Danke Kitsune.", meinte der Lehrer. Ich, also mein jüngeres Ich, hingegen schaute ihn nur kalt an. "Sparen sie sich das, sie haben genau die gleiche Einstellung wie alle auf dem Feld.", sagte mein jüngeres ich. Mein Blick wanderte inzwischen zum Shiki, der so wie es schien, eine Menge Spaß zu haben schien. Ich versuchte das mit mir aus dem Fokus zu frängen. Weswegen ich auf ihn einging. "Und? Erinnerst du dich großartig an etwas?", fragte ich und schaute den Kindern beim Volleyballspielen zu.
Als ich die altbekannt Stimme hörte, fiel mir ein Stein vom Herzen. Ich drehte mich freudig um und lächelte zu Kitsune. Insgeheim fragte ich mich allerdings, wie meine Erinnerungen so komplex sein können. Es ist nicht normal, sich selbst zu sehen, es ist nicht normal jedes Detail so eingespeichert zu haben, dass mann praktisch in jeden Winkel der Welt herumstöbern könnte... Ich hatte einen verdacht, doch gerade ist keine Zeit dafür. Kitsune erklärte, dass sie bei sich gelandet wäre. Wieder komisch, aber okay, es wird wohl irgendwie Sinn machen. Langsam fragte ich mich, ob das hier wirklich meine Erinnerungen waren. "Schön, dass du da bist!" das war ernst gemeint. Ich hätte Panik bekommen, wenn ich alleine hier drinnen fest gesessen hätte. Nun fiel mir auch Kitsune im Hintergrund auf. Sie schien sich was gebrochen zu haben. Wieso habe ich sowas nie mitbekommen? War sie zu unauffällig oder war ich zu ignorant? Ich hörte, was Kitsune damals sagte, ging aber nicht sonderlich darauf ein. Sie tut mir leid... Ich wünschte ich hätte irgendwas unternommen, damals. Als Kitsu mich fragte ob ich mich erinnere nickte ich und deutete auf die fremde Klasse. "Siehst du das orange-haarige Mädchen da vorne? ich glaube das war Karen, meine Freundin..." ich blickte wieder zu meinem Vergangenheits-Ich und lächelte. "Aber wahrscheinlich ist es noch etwas zu früh dafür." jetzt pfiff der Lehrer ab. Das Spiel war vorbei. Ich stellte mich nur gerade hin und lief langsam zurück zur Bank. Nun war die andere Hälfte der Klasse an der Reihe. Plötzlich sah ich in unsere Richtung. Shiki von damals schien etwas zu fokussieren, was direkt hinter uns war und das sehr konzentriert. Ich drehte mich um und sah erneut Karen, die kurz davor stand loszulaufen. Also doch! Fing die Sache also einseitig an? Ein Highschool-Schwarm? Ich lachte und sah zurück zu Shiki. "Vielleicht nicht zu früh." Plötzlich rief jemand meinen Namen. Ich, sowie mein Vergangenheits-Ich drehten uns sofort in die Richtung. "Eh?" "Hm?" Als nächstes folgte ein Klatschen und eine Sekunde schweigen. Der Volleyball kam auf Shiki zugeflogen und landete direkt in seinem Gesicht. Ich hatte noch nie beobachtet, wie ein Ball jemanden so ausknockt. Er fiel praktisch um und einige Schüler tummelten sich neugierig um ihn, einige andere lachten. Ebendso die andere Klasse, die nun auch Wind davon bekam. Ich verzog schmerzverzerrt das Gesicht, obwohl ich gar keinen Schmerz verspürte. Die Szene konnte ich in Zeitlupe vor meinem inneren Auge sehen, so göttlich war sie. Mit leicht bangem Blick konnte ich mir ein Kichern letztendlich aber doch nicht unterdrücken. Die einzigen, die wohl besorgt zu sein schienen waren Haruna, Hayato und der Sportlehrer. Ich konnte noch sehen, wie ich mich aufrappelte, mit rotem Gesicht. Könnte am Scham liegen, aber auch an dem Blut, was aus meiner Nase tropfte. Abgesehen davon, schien ich wohlauf zu sein.
Shiki schien doch sehr froh darüber zu sein, dass ich da war. Zumindest sagte er es mir. Ob er es ernst meinte, konnte ich im Moment nicht sagen. Ich schaute weiterhin auf das Volleyballfeld. Wobei Shiki mich kurz darauf auf ein orange-haariges Mädchen aufmerksam machte. Er sagte, dass dies seine Freundin wäre. Ich musterte sie kurz und schaute wieder zu Shiki. Ich sagte nichts. Ich ließ es als Fakt im Raum stehen. Dennoch muss ich zugeben das sie wirklich nicht schlecht aussah. Ich beobachtete wie Shiki sie ziemlich Fokussiert ansah. Er war also schon damals sehr verschossen gewesen. Meine jüngere Version saß hingegen nur auf der Bank und schaute aufs Feld, teilnahmslos und irgendwie Psychisch nicht anwesend. Plötzlich rief da aber jemand Shikis Namen. Ich beobachtete, wie beide sich gleichzeitig umdrehten. Der unterschied war, der jüngere hiki bekam einen Ball volles Rohr ins Gesicht geschmissen und blieb am Boden liegen. Es sah sehr amüsant aus und ein paar Schüler begannen sofort sich um ihn zu tummeln. Einige lachten, okay, einige war untertrieben. Auch die Nachbarklasse lachte, da sie jetzt auch davon Wind bekommen hatte. Ja, das war eine sehr peinliche Situation. Aber solange sie nur lachten, war alles in Ordnung. "Da hast du aber ganz schön einen abbekommen.", sagte ich zu Shiki. Ich lachte nicht und hatte auch kein Lächeln mehr im Gesicht. Seit Beginn der Erinnerung war mein Gesicht wieder so kalt und emotionslos wie vorher. Man könnte sagen es war ansteckend. Aber da hatte ich in diesem Moment etwas mit meinem Ich aus der Erinnerung gemeinsam. Auch sie lachte nicht, im Gegenteil. Sie ignorierte ihn komplett. Ihre Blickrichtung hatte sich überhaupt nicht geändert. Sie war gerade überall, nur nicht hier. So schien es zumindest. Shiki hingegen hatte sich inzwischen wieder erholt und rappelte sich vom Boden auf. Ihm lief etwas Blut aus der Nase und er war auch etwas rot im Gesicht. Es gab nur ein paar wenige die sehr besorgt waren. Aber so war die Gesellschaft nun mal. Ich stand weiterhin nur da. Beobachtete alles. Ich selbst wusste gar nichts mehr hiervon. Deswegen konnte auch nicht großartig sagen was als nächstes passieren würde.
Ich war okay. Ich sah ja, dass ich lächelte, wenn auch verlegen. Ein sehr kurzer Blick flog noch einmal in unsere Richtung, ehe Haruna und Hayato mich wegbrachten. Der Lehrer bestand darauf, mich in den Krankenflügel zu bringen. Irgendwie übertrieben, aber wenn mir was passieren würde hätte er ja den Ärger am Hals. Ich lächelte leicht. Irgendwie fühlte ich mich so erwachsen gerade, wie ein Vater, der seinen Sohn beim Sport beobachtet. ...seinen Sohn, der genauso aussieht wie er. ...seinen Sohn, der nur 2 Jahre jünger ist. Plötzlich ertöte hinter mir, hinterm Netz eine Mädchenstimme. "Ohh, der arme Shiki..." Erschrocken zuckte ich zusammen. als ich mich umdrehte, sah ich Karen und zwei andere Mädchen direkt vor mir stehen. "Ehehehe! Hast du seinen Blick gesehen?" "Das ist nicht lustig...""Uhhh~ Ist Karen etwa in ihn verliebt?" "Wer nicht...?""Erzähl keinen Blödsinn. Ich hasse diesen Kerl." Owh... Irgendwie klang sie so gar nicht verliebt. Ich glaube sogar, sie meinte das ernst, so versteinert, wie sie guckte. Hab ich irgendwelche falschen Infos bekommen? "Hm? hat er dir was getan?" "Würd' ich auch gern wissen..." murmelte ich zu Kitsune. "...er stiehlt dem Chor die Mittel und drängt sich ins Rampenlicht. Sowas kann man nur verachten." Ichblickte etwas besorgt drein. War es wirklich so? Die Mädchen seufzten. "Geht das schon wieder los..." Karen bewegte sich in Richtung der Umkleiden, kurz darauf hörte man die Schulglocke. "Wenn das so weiter geht, wird das Schulfest mit den beiden eine Katastrophe..." das andere Mädchen nickte, dann folgten sie. Die Erinnerung endete hier und wir würden zurück in die Realität befördert.
Ich saß einige Sekunden schweigend da, ehe ich Kitsune anlächelte. "Wahrscheinlich war es doch zu früh..." doofer Witz. Irgendwie fühlte ich mich verletzt, auch wenn ich es nicht sein sollte. Ich meine, sollte sie mich nicht lieben als Freundin? Und wenn es doch erst später gefunkt hat, wie zur Hölle hab ich dieses Mädchen überzeugen können mit mir zusammen zukommen? Mir schien, an potenziellen Partnerinnen hat es nicht gemangelt. Also warum ausgerechnet sie? Ich seufzte. "Lassen wir's fürs erste sacken." Ich streckte mich und lehnte mich erneut an die Wand. Ich dachte noch etwas weiter darüber nach, doch vielleicht sollte ich erstmal abschalten. Diesmal hatten wir nicht Händchen gehalten, als wir zurückgekommen waren. Und die Erinnerung endete erst viel später, nachdem ich schon weg war. Irgendwas stimmt da doch nicht...
Nachdem der kleine Shiki aufgestanden war, machten sich seine beiden Freunde daran, ihn zum Krankenzimmer zu bringen. Ich blieb mit Shiki hier stehen. Normalerweise wäre die Erinnerung doch jetzt vorbei gewesen, oder? Warum geht sie weiter? Kann es sein.......nein, unmöglich. Das kann nicht passiert sein. Während Shiki also weggebracht wurde, hörte man nur ein paar Mädchen dort stehen. Sie schienen sich darüber lustig zu machen. Nur eine nicht. Sie schaute eher ziemlich versteinert in die Richtung von Shiki. Meinte, er stehle dem Chor die Mittel. Anscheinend wusste Shiki davon überhaupt nichts, doch blickte er etwas besorgt drein. Ich persönlich hatte hiervon eh keine Ahnung mehr gehabt. Kurz darauf hörte man die Schulglocke und wir fanden uns im Zimmer wieder.
Das erste was ich tat, war in seine Richtung zu sehen. Er sah wieder so nachdenklich aus. Doch jetzt schien er nichts zu benötigen, was ihn wieder aufheiterte. Denn er lächelte schon von alleine in meine Richtung. Das was er sagte, ließ mir aber Falten auf der Stirn entstehen. Irgendetwas war dann wohl doch nicht so in Ordnung. Wenn das seine Freundin gewesen war, dann hatte er wohl noch viel Arbeit vor sich gehabt. "Du wirst das schon irgendwie hinbekommen haben. Vielleicht überspielt sie ihre Gefühle einfach nur. Sieht bei mir ja nicht anders aus.", sagte ich dann letzten Endes zu ihm. Es war zwar so etwas wie ein Eigentor. Aber trotzdem, besser konnte man es glaube ich nicht beschreiben. Er hatte sich inzwischen an die Wand gelehnt. Schon wieder war er am Nachdenken. Wenn er weiterhin ein solches Gesicht zieht, während er das tut, dann war's das mit dem Lächelnden Shiki. Ich weiß nicht warum, aber es wäre ein ziemlicher Verlust. Und auf irgendeine Weise konnte ich es nicht ertragen ihn so zu sehen. Ich rutschte auch nach hinten und lehnte mich auch an die Wand, legte meine Hand auf seine und schaute ihn an. "Wenn du einen Stein wie mich zum Lächeln bringst, dann wirst du es bei ihr erst recht geschafft haben.", sagte ich. Kurz danach löste ich meine Hand wieder und stand vom Bett auf. Nicht um zu gehen, nein. Sondern um einen Gedanken zu präsentieren der mir erst kürzlich gekommen war. Um genau zu sein, eben gerade. "Sag mal, ist dir nicht auch etwas merkwürdig vorgekommen als wir in dieser Erinnerung waren?", nun schaute ich ihn eher Nachdenklich an. Es war wirklich komisch gewesen. Allein die Tatsache, dass ich bei mir gewesen bin und nicht bei Shiki war sehr verwirrend.
Kitsune entlockte mir ein freundliches Lachen mit ihrer nächsten Aussage. "Vielleicht. Aber sie hat keine Mine verzogen..." Nicht, dass ich darum trauern würde. Nein, sie ist ja eh... Naja. Vielleicht war das ein herzloser Gedanke, aber ich habe wirklich keine Verbindung mehr zu ihr. Sie ist eine Fremde für mich. Kitsune meinte, wenn ich es bei ihr geschafft hatte, habe ich es sicher auch bei Karen geschafft, sie zum lächeln zu bringen. Ich lächelte matt. "Es tut jetzt eh nichts mehr zur Sache." Eigentlich etwas, worüber man nicht lächeln sollte, aber es war wahr. Selbst wenn sie noch leben würde, wahrscheinlich würden wir uns nie wieder sehen. Plötzlich stand Kitsune auf. Ich sah ihr fragend nach. Sie sprach meine Erinnerungen an, un ob mir etwas aufgefallen sei. Ich nickte. "Allerdings!" ich rutschte weiter nach vorn und saß nun auf der Bettkante. "Allein schon die Tatsache, dass ich mich ab der zweiten Erinnerung frei bewegen konnte und du an einem anderen ort aufgetaucht bist als ich..." Ich sah sie nun wieder etwas ernster an. "Denkst du, dass das vielleicht nicht meine Erinnerungen sein könnten?" Es klingt absurd, wenn man es so sagt, aber warum sonst, wäre es dann so seltsam? "Wir haben Dinge gehört und gesehen, die ich eigentlich nie mitbekommen habe." Erst jetzt viel mir auf, dass meine Erinnerungen auch manipuliert sein könnten. Aber warum? Und wer war das? Etwa mein Vater? Ich seufzte. "Hoffentlich klärt sich das irgendwann..." Wahrscheinlich steckte mehr hinter der ganzen Sache, als erwartet. Gerade hoffe ich doch inständig, dass Kitsune mich damit nicht allein lässt. Es war vielleicht egoistisch, aber auch da stecke für mich mehr dahinter. Ich lächelte sie nun an und musterte ihre Augen und ihr Gesicht, bevor ich mich streckte. Dabei warf ich einen blick auf die Uhr auf meinem Handy. Bald beginnt der Unterricht. Wird sicher eine nette Ablenkung von der Ganzen Aufregung heute Morgen.
Also auch Shiki hatte es bemerkt. Ich musste ihm Recht geben. Es war etwas seltsam, aber dennoch nicht ganz ungewöhnlich. Mir kam es so vor, als ob sich unsere beiden Erinnerungen irgendwie zusammengeschraubt haben. Und so eine Gesamtbetrachtung des ganzen Geformt haben. Denn, anders konnte ich es mir nicht erklären. Nein, für mich gab es keine andere Erklärung. Wie dem auch sei. Statt darüber nur nachzudenken sollte ich ihm vielleicht mitteilen was ich denke. "Ich denke, unsere beiden Erinnerungen haben sich zusammengefügt. Und so konnten wir eine richtige Rundumsicht haben.", sagte ich schließlich mit einem ziemlich ernsten Gesicht. "Ich glaube nicht, das jemand deine Erinnerungen manipuliert hat. Das wäre aufgefallen, weil meine Erinnerung ja auch mit dabei war." . Nun setzte ich mich wieder neben ihn auf die Bettkante. Unterbewusst legte ich auch meine Hand wieder auf seine. Darüber zu grübeln machte es jetzt irgendwie auch nicht besser. Aber vergewissheit gab es uns auch nicht. Weswegen ich im Grunde genommen genauso Ratlos war, wie er. Ich schaute ihn nun an. "Ja, bestimmt klärt sich das....", sagte ich und streckte mich auch ein wenig. Es war anstrengend gewesen. Aber nun war ja auch erstmal Schluss. Schweigend saßen wir nun da. Laut der Uhr waren es nur noch ein paar Minuten bis zum Unterrichtsbeginn. Ich müsste auch gleich los und er bestimmt auch. Ich schaute kurz von ihm weg, dann wendete ich mich zu seinem Ohr und begann zu flüstern. "Wenn du nichts dagegen hast würde ich mich nach der Schule gern nochmal mit dir treffen.". Mehr flüsterte ich nicht, danach schaute ich wieder weg. Das hatte ich gerade wirklich gesagt, oder? Es war so etwas wie eine Indirekte Frage nach einer Verabredung. Nein, es war die Frage nach einer Verabredung. Verdammt. Da mach ich einmal meinen Mund auf. Geil! Das hast du wieder super hingekriegt Kitsune. Mein Gesicht wurde so rot wie eine Tomate und ich schaute auf den Boden. Ich hatte Angst davor, was jetzt passieren würde. Erst jetzt bemerkte ich, das ich meine Hand auf seiner hatte. Gott! War ich ernsthaft so leicht gestrickt. Ich nahm die Hand sofort runter und schaute von ihm weg. Es wurde mir auf einmal richtig unangenehm.
Sie erklärte mir ihren Standpunkt und er leuchtete mir ein. Bis zu einem bestimmten Punkt zumindest. Ich murmelte jedenfalls ein zweifelndes "Hm..." und zuckte mit den Schultern. Wir können uns sicher sein, wenn wir mehr sehen. Ich spürte ihre Hand auf meiner, sagte aber nichts dazu. Es sah unbeabsichtigt aus und ich wollte nicht, dass sie sich schämt. Wobei ich darin keinen Grund sehe. Ich setzte wieder ein Lächeln auf. Ein schweigen trat ein. Wider so ein seltsames, wo niemand weiß, was zu sagen ist, doch Kitsune drehte sich weg und wieder zu mir hin, ehe sie näher rückte und etwas in mein Ohr flüsterte. Sie wollte mich wiedersehen? Klar, hätte sie nichts gesagt, hätte ich gefragt. Ich grinste breit und nickte. "Sehr gern. Hier...!" Ich schnappte mir mein Handy vom Nachttisch und lächelte sie an. "Tauschen wir unsere Nummern aus, dann können wir nach dem Unterricht einen Ort festlegen." Ich tippte fleißig auf meinem Handy herum und reichte es ihr, als sie lediglich noch ihre Nummer eingeben und auf "speichern" drücken musste. Mein Stundenplan ist heute sogar ziemlich kurz. Ich habe lediglich Magie, heute. Schon jetzt freute ich mich auf später. Dann können wir was leckeres essen gehen! Sie merkte nun auch übrigens, dass sie ihre Hand die ganze Zeit in meiner hatte. Als sie versuchte sie wegzuziehen, drückte ich noch einmal sanft zu und lächelte sie strahlend an. Dann sollte ich aber auch gleich los, bevor ich noch zu spät komme. Zum Glück war der Pausenhof leicht zu finden...