Die Schwelle , die den Eingang zur mystischen Stadtbibliothek bildet, kann nur von Wesen mit paranormalen Fähigkeiten übertreten werden - Menschen würden hier in eine unsichtbare Wand laufen und sind nicht dazu berechtigt, das Innere der Bibliothek zu betreten. Wirft man einen Blick in das Innenleben des Gebäudes, so versteht man auch schnell warum. Eine Bibliothekarin mit Hörnern an den Kopf und Hufen statt Beinen begrüßt die Besucher freundlich und steht jederzeit zur Verfügung, sollte man Hilfe benötigen. Dies ist den meisten Fällen auch bitter notwendig, denn an gewissen Stellen sind die Decken bis zu 6 Meter hoch und eine kleine Fee hilft hier gerne aus, wenn es mal darum geht, zu den höher gelegenen Büchern zu gelangen. Hier und da schweben offene Bücher auf Pulten, in denen man vieles zur Vergangenheit der Insel oder zu diversen Rassen finden kann, Informationen, die den Menschen besser vorenthalten werden sollte.
»Mich ebenso.« entgegnete sie freundlich und nickte noch kurz und knapp. »Sie können mich auch Ylenia nennen.« fügte sie noch lächelnd hinzu; sich unter Kollegen mit dem Nachnamen anzusprechen, hatte die Vampiressa schon immer komisch gefunden. Und sie hoffte, dass es für ihn in Ordnung sein würde, sie mit ihrem Vornamen anzusprechen - und anders herum. Aber das würde sie dann gleich schon heraus finden. »Gemeinschaftsunterricht unterrichte ich in der Himmelsklasse.« sagte sie, als er anbrachte, eben dies in der Mondklasse zu unterrichten. Er war also auch ein Klassenlehrer; wie sie. Das würde sich nun wohl auch von selbst verstehen, immerhin unterrichteten nur die Klassenlehrer Gemeinschaft - soweit Ylenia das mitbekommen hatte jedenfalls. Ein kurzer Blick auf das Buch folgte auf seine Worte, dann sah sie wieder zu ihm. »Da können sie aber ganz schön viel auf einmal.« Weiterhin freundlich blickend, hörte sie ihm nun zu, was er auf ihre Frage zu sagen hatte. Auf den Klassensprecher der Himmelsklasse sollte sie also aufpassen? Das war eine wirklich wichtige Information für sie; immerhin war sie dort die Klassenlehrerin. »Wie heißt denn der Klassensprecher dort?« fragte sie, denn daüber hatte man ihr bisher noch keine Auskunft gegeben. Dass der Klassensprecher der Sonnenklasse gestorben war, schockierte Ylenia sichtlich. Und es warf die Frage auf, was denn passiert war. »Was ist denn passiert?« fragte sie deshalb besorgt nach. Starben hier etwa viele auf dieser Insel? Schön wäre das ja nicht. Was also war passiert, dass Schüler gestorben waren?
Der Silberhaarige lächelte freundlich. "Dann nennen sie mich aber Slevin." Die Betonung legte er troz dem Vornamen auf das sie. Ein Angemessener und höflicher Umgangston musste man ja beherschen können. Zwar lachte sich die Stimme des anderen in seinem Kopf über diese Floskeln halb tot aber das war ihm egal. Seit der Stunde im Dojo eben hatte er es geschafft den Kurzhaarigen zu unterdrücken. Besser gesagt, er blieb selbst auf abstand. Anscheinend war der andere zufrieden damit, dass Slevin ihn heute kurz freiwillig an die Macht gelassen hatte. Kurz dachte er nocheinmal daran zurück. Der andere hatte einem Schüler seine Pistole an die Stirn gedrückt. Und er hatte es zugelassen. Naja. Als seine neuste Kollegin ihm eine Frage stellte lächelte er wieder. "Kenichi. Blond, in etwa 1.8 Meter groß. Wie ichs mitbekommen hab nen Weiberheld." Schwach grinste er zu der Lehrerin. Kenichi war zwar ein Sorgenkind, aber wenigstens störte er ja nicht so penetrant wie Levi und Cruel. Naja, das Gespräch ging weiter. Auf ein etwas..unschöneres Thema. Er räusperte sich kurz. "Darüber sollten wir lieber nicht unbedingt hier in der Öffentlichkeit sprechen..Die Ereignisse sind noch zu frisch." Mit einem leicht verstohlenen Seitenblick hatte er zu einer der Angestelten der Bücherrei gesehen, welche immernoch am aufräumen war. Immerhin klaffte ein großes Loch in der Wand und noch etliche weitere Zerstörungen prangten hier alles.
In gewisser Weise freute sie sich darüber, ihn ebenfalls mit dem Vornamen ansprechen zu dürfen. So war es einfach viel angenehmer, wie sie fand. »Werde ich machen.« sagte sie freundlich und mit einem Lächeln auf den Lippen. Es war schön, mit einem Kollegen sprechen zu können - und ein paar wichtige Informationen zu erhalten, die durchaus nützlich sein konnten. Kenichi hieß also der Klassensprecher. Sein Vorname war das ja wohl sicher nicht. Wollte er etwa mit dem Nachnamen angesprochen werden? Das würde sie dann wohl noch heraus finden. Sie selbst bevorzugte ja die Vornamen ihrer Schüler, auch wenn sie selbst mit ihrem Nachnamen angesprochen werden wollte. Ob das seltsam war wusste sie nicht, aber sie hatte es bishe immer so gehandhabt und würde es auch nicht ändern. Nun hatte sie also ein sehr genaues Bild vom Klassensprecher. Über den Charakter wusste sie nicht viel, doch im Allgemeinen konnte sie mit Weiberhelden nicht viel anfangen. Trotzdem würde sie keine Vorurteile gegen ihn haben und sich ihr eigenes Bild schaffen. »Na da bin ich ja mal gespannt, wie er sich in meinem Unterricht so gibt.« meinte sie grinsend. Sie war wirklich gespannt. Sowieso war sie neugierig, wie sich die Schüler hier so benahmen - und vor allem, wie sie im Unterricht mitmachen würden. Natürlich würde sie die, die sich mehr beteiligten als andere, lieber mögen - auch wenn sie als Lehrerin größtenteils neutral sein sollte. Nur hatte das bei ihr noch nie funktioniert. Das aber war nun auch gar nicht das Thema. Denn es ging jetzt um ein wohl etwas Unschönes Ereignis, über das man in der Öffentlichkeit nicht sprechen wollte - oder sogar durfte? Sicherlich hatte es irgendetwas mit der doch recht verwüsteten Bibliothek zu tun, was Ylenia natürlich nicht entgangen war - wie auch, bei dem riesigen Loch in der Wand? Nur würde Ylenia trotzdem gerne aufgeklärt werden. Immerhin unterrichtete sie Inselkunde - sollte sie da nicht zumindest wissen, was vorgefallen war? Ausserdem lebte sie nun hier, was wohl ein weiterer Grund dafür war, es erfahren zu wollen. »Könnten sie es mir denn woanders sagen, Slevin?« fragte Ylenia neugierig. Sie würden ja woanders hingehen können - selbstverständlich ganz ohne Hintergedanken. Eben nur, damit sie darüber sprechen konnten. Und das würde Slevin wohl auch wissen. Wenn nicht, war sowieso er derjenige, der Pech hatte, nicht sie.
Oliver machte bei der Einkaufsstraße nur wenige Minuten Window-shopping, da ihn nichts wirklich interessierte. Es gab allerhand, jedoch brauchte er diese Dinge entweder nicht, oder sie interessierten ihn schlichtweg nicht. Irgendwie war der Tag langweilig. Er hatte sich doch schon mehr Action erwartet hier auf dieser Insel. Immerhin war diese Insel ja eine magische Insel, da musste es doch irgendeine Action geben oder? Wenn der Braunhaarige gewusst hätte, dass das Leben hier genau gleich werden würde, wie in seinem Heimatort, dann wäre er wahrscheinlich zuhause geblieben. Aber gut, nun konnte man dies alles nicht mehr ändern.
In Gedanken versunken, ging er die Straßen der Stadt entlang und blieb vor einem interessanten Gebäude stehen. Es war die Stadtbibliothek. Hm.. hier könnte sich der Amerikaner sicher niedersetzen und seine Hausaufgaben machen. Danach hätte er ja eigentlich erst richtig Freizeit. Nur wegen dieser Fehlorganisation musste der Braunhaarige nun Hausaufgaben machen. Er könnte aber auch dem Lehrer die Schuld geben, da dieser ihm diese einfach gegeben hatte, obwohl er wusste, dass Olli nicht am Unterricht teilgenommen hatte. Irgendjemand musste er wohl die Schuld geben und da er dem Lehrer noch eine Chance geben wollte, gab er die Schuld der Organisation an der Schule selbst. Wenn der Lehrer jetzt schon bei Oliver unten durch am ersten Tag wäre, dann wäre das sicherlich nicht mehr schön gewesen.
Olli ging in die Stadtbibliothek hinein und staunte nicht schlecht. Die Bibliothek war sehr modern eingerichtet und es schien so, als ob niemand hier wäre. Perfekt also für den Braunhaarigen, da er sich so am besten konzentrieren konnte. Er suchte sich einen Platz aus und holte seine Federschachtel und seinen Block heraus. Anschließend nahm er den Zettel des Lehrers wieder zur Hand und schrieb die Aufgabe auf das Blatt. Nun machte er sich Gedanken, wie er seine Fähigkeiten einsetzen könnte, um auf einer einsamen Insel zu überleben. Da er Blitze erzeugen konnte, könnte er die Blitze ja in das Wasser leiten, um so an Nahrung zu gelangen. Für Wasser wäre auch gesorgt, da sich durch seine Fähigkeit ja Gewitterwolken bildeten und es so auch regnen könnte. Er machte sich Notizen auf seinen Zettel, damit er nichts vergessen konnte. Als er fertig war, packte er alles zusammen und gab seine Sachen wieder in seine Tasche. Danach sah er sich noch ein wenig in der Stadtbibliothek um, da er wissen wollte, welche Genres hier in der Stadtbibliothek vertreten waren. Zu seinem Erstaunen waren es relativ viele verschiedene Genres. Nun machte sich der Amerikaner wieder langsam auf den Weg. Wohin? Er wusste es nicht. Er würde nun einfach in der Gegend umherirren und sicherlich an irgendeinen Ort irgendwann gelangen.
