Die Schwelle , die den Eingang zur mystischen Stadtbibliothek bildet, kann nur von Wesen mit paranormalen Fähigkeiten übertreten werden - Menschen würden hier in eine unsichtbare Wand laufen und sind nicht dazu berechtigt, das Innere der Bibliothek zu betreten. Wirft man einen Blick in das Innenleben des Gebäudes, so versteht man auch schnell warum. Eine Bibliothekarin mit Hörnern an den Kopf und Hufen statt Beinen begrüßt die Besucher freundlich und steht jederzeit zur Verfügung, sollte man Hilfe benötigen. Dies ist den meisten Fällen auch bitter notwendig, denn an gewissen Stellen sind die Decken bis zu 6 Meter hoch und eine kleine Fee hilft hier gerne aus, wenn es mal darum geht, zu den höher gelegenen Büchern zu gelangen. Hier und da schweben offene Bücher auf Pulten, in denen man vieles zur Vergangenheit der Insel oder zu diversen Rassen finden kann, Informationen, die den Menschen besser vorenthalten werden sollte.
Ich hatte das Recht ihm alles mögliche anzukreiden, meinte er, woraufhin ich heftig den Kopf schüttelte, jedoch schwieg, denn ich wollte die Dinge, die ich ihm hatte sagen wollen nicht sagen, sie wären nämlich gelogen und gemein gewesen und so hätte ich mich sicher nicht gekannt. Zumeist war ich schließlich eher die ruhige Alisha gewesen, die sich nichts hatte anmerken lassen, egal, was geschehen war, doch heute hatte ich das Gefühl vor Wut regelrecht platzen zu müssen und so sehr ich mich auch anstrengte mir fiel es immer schwerer mich zusammen zu reißen. >>Aber wenn du wegen mir von denen gemobbt werden würdest, fände ich es schlimm, selbst wenn es dir nichts ausmachen würde <<, er hatte geseufzt, ehe er mir die nächsten Worte an den Kopf knallte und ich schwieg vor mich hin, bevor ich etwas dazu sagte, was mich selbst doch ein wenig erschütterte. >>Ich würde wegen der Beziehung zu einem Lehrer gemobbt werden, na und? Immerhin wäre ich nicht die einzige, die etwas mit einem Lehrer hatte. Ich würde es nicht wie alle anderen verheimlichen, nur um meinen Ruf, der ja ach so wichtig war, zu wahren <<, den Blick abgewandt sprach ich eher mit dem Boden als mit ihm, denn ich konnte ihn bei diesen Worten irgendwie nicht ansehen, ich wollte nicht, dass er den Schmerz in meinen Augen lesen konnte. Gerade war ich blitzartig aufgestanden, da erhob er sich ebenso und hielt mich fest, >>He, Stopp <<, waren seine Worte, die mich wie Ketten fesselten, sodass ich nicht fliehen konnte. War ich tatsächlich zu langsam gewesen? Die folgenden Worte des jungen Mannes erschütterten mich noch mehr als meine eigenen, ihm war es gleich, wenn ich es so haben wollte, nach einiger Zeit würde ich merken, auf was für einen Idioten ich mich da eingelassen hatte und dann würde ich es vermutlich bereuen, doch würde ich es überhaupt begreifen können? Irgendwie begriff ich nicht worauf er hinaus wollte und während er zu mir sprach war mein Körper noch immer von ihm abgewandt, ich blickte ihn nicht an, so, als wäre er gar nicht da, denn ich wollte ihm nicht das Gesicht zuwenden, das gerade von kugelrunden Tränen übergossen wurde. Er kam näher, so hob ich doch den Kopf und er strich die Tränen aus meinem Gesicht, sogar ein Taschentuch bot er mir an, das ich zustimmend annahm, >>Du bist verliebt in mich und wärst unter allen Umständen bereit, mit mir zusammen zu sein? In Ordnung, ich werde dein Freund <<, erklärte er, woraufhin ich rot wurde, so rot, als würde ich gleich vor Wut platzen und dementsprechend sah auch meine Mine aus. >>Was nützt es mir, wenn du nicht das gleiche für mich empfindest?! <<, fuhr ich ihn an und wich einige Schritte zurück, verletzt, wirklich zutiefst verletzt, von seiner eigentlich netten Idee. >>Glaubst du, dass es mir dadurch besser gehen würde, Liam? <<, meine Stimme sank und ich verschluckte meine Worte halb. Was bildete er sich darauf ein? Glaubte er tatsächlich, dass das alles wieder gerade biegen würde? >>Es nützt gar nichts! Nichts! Wenn du nicht das für mich empfindest, was ich für dich empfinde...<<, schluchtzen und fast wäre ich wieder in Tränen ausgebrochen, die gerade jedoch eher von meiner Wut gefressen wurden.
Na, man sah förmlich, wie das Blut in ihre bleiche Haut floss; aber nicht, wie ich zuerst gedacht hatte, vor Scham. Sie war regelrecht wutgeladen, und auch, wenn ich zunächst eine Ohrfeige gedanklich erwartet hatte, war ich doch relativ überrascht, dass sie tatsächlich wütend war. Dass sie die Beziehung zu einem Lehrer nicht verheimlichen würde, und ihr Ruf ihr egal war, hatte sie gesagt, doch mir ging es doch eigentlich nicht um den Ruf; verstand sie das etwa nicht? Gut, Angst, meine Zulassung als Lehrer zu verlieren wäre wohl auch dabei, aber im Prinzip hatte ich mir Gedanken darüber gemacht, wie wohl ein typischer Anfänger, dass sie nunmal Schwierigkeiten bekam; nicht, weil ihr Ruf schlecht werden würde, sondern einfach..weil die Leute grausam waren. Und rumhackten, worauf sie rumhacken konnten. Das war in der Schule so, blieb auch in der Uni und im Beruf noch, änderte sich wohl eigentlich nie. Diese ganze Mobbingesellschaft war es eigentlich, was mich immer wütend machte, doch jetzt, im Moment, war es Alisha, die mich zum Brodeln brachte.
Sie wich zurück, und erklärte mir, dass es nicht ging, wegen, eigentlich relativ blöden Gründen, wie ich fand. Es waren Gründe, die man aktzeptieren konnte, aber die gerade ich eben in dieser Situation nicht verstand. Ich ging zurück, nahm meine Tasche von der Treppe und lief wieder zu ihr, stellte mich vor das wütende Mädchen und verschränkte die Arme. "Was glaubst du? Dass ich dir jetzt sage, dass ich dich liebe? Bist du denn wirklich derartig naiv?", fragte ich sie, selbst wutentbrannt, denn was ich getan hatte, war nicht oke gewesen, doch was sie sagte, war einfach unverständlich. Ich war persönlich auch getroffen, dass sie gerade mich ablehnte, aber das war eben nicht der Hauptteil meiner Wut. "Du denkst doch, ich nehm dich nicht ernst, weil du so jung bist. Das mag teilweise zutreffen, aber wie soll ich denn auch anders!? Wenn du gerade in diesem Moment weiterhin Gefühle abverlangst, die ich einfach noch nicht haben kann, Alisha!", ich regte mich fürchterlich auf, auch wenn ich äußerlich ruhig blieb. "Glaubst du, ich kann das fernsteuern? Ich habe nach Dingen gefragt, die ich tun kann, um es wieder gutzumachen, aber nicht nach Sachen, die von heute auf morgen einfach unmöglich sind!", ich fuhr mir durch die Haare. Was glaubte sie eigentlich? Dass ich Gil auch liebte/geliebt hatte? Nein, es war eben Anziehung gewesen; und vielleicht ein Krümel Verschossenheit, aber vor allem Rationalität. Denn selbst er als Mann konnte zunächst nunmal ein denkbar möglicher Partner für mich werden, als meine Schülerin, die ich nur als Freundin gesehen hatte! "Ich fasse es nicht, dass du das von mir erwartest.", meinte ich ernsthaft erschüttert und schüttelte den Kopf, während ich sie ansah. Klar, mein Ausweg war nicht der schlauste gewesen, aber.. "Das war ein mehr als faires Angebot, AJ. Denkst du, ich sage es das zu jeder dahergelaufenen Person?" Dass ich nur freundschaftliche Gefühle hatte, war eine große Lüge, dachte ich mir. Es war nicht verliebt, erst recht keine Liebe, aber irgendetwas zwischen Freundschaft und verknallt. Aber ich konnte nicht sagen, dass sich bei mir da was anbahnte. Einerseits wäre es, wie sie selbst formulierte, sowieso nicht genug, andererseits war es einfach zu lächerlich, nach alldem, was ich gesagt hatte, es nun zurückzunehmen. Als wäre ich die letzten drei, vier Tage nicht bei Sinnen gewesen. Ich beruhigte mich wieder. "Tut mir leid, ich wollte nicht wütend werden. Aber wäre das nicht eine Chance, zu schauen, ob ich Gefühle für dich entwickeln kann? Denn ich war noch nie von Anfang an in jemanden verliebt, ohne eine Beziehung zu haben. Ich verstehe, wenn du keine halben Sachen willst, und will kein Ultimatum stellen, aber es gibt momentan herzlich wenige Möglichkeiten. Entweder, wir werden Freude, oder wir haben nichts mehr miteinander zu tun. Beides willst du nicht, und ich kann mich nicht innerhalb von zwei Minuten verlieben. Also gibt es eben noch diese Möglichkeit.", ich zuckte mit den Schultern, ahnungslos, was ich noch sagen wollte, als ich meine Hände wieder in die Hosentaschen schob. Ich wollte um alles wieder irgendwie ein Verhältnis zwischen uns herstellen, das aktzeptabel war, und das strenge Bibliothekarinnen nicht dazu brachte, uns an zu 'Schschhh'n. Aber wenn ich einfach gelogen hätte, und gesagt hätte, ich liebe sie, hätte sie sowieso gewusst, dass es gelogen wäre. "Sonst gehen mir die Ideen aus.", meinte ich kleinlaut, zuckte erneut mit den Schultern, denn mittlerweile war ich auch relativ verzweifelt. Denn es ging nunmal mit uns weder vor noch zurück.
[out: Sorry, dass ich erst jetzt poste hab das ganz vergessen ;___; x_X]
Was dachte sich dieser Idiot eigentlich?! Wollte er mich etwa zum Narren halten? Was auch immer gerade in seinem Kopf vorging, ich konnte es einfach nicht begreifen. Wieso machte er mir plötzlich dieses Angebot - ja es war regelrecht ein ANGEBOT - mit ihm zu gehen? Was wollte er damit bewirken? Zu viele Gedanken schwirrten durch meinen Kopf und machten alles wirr, zerrissen mich innerlich und ließen mich immer wütender werden. Irgendetwas schien ihn beschäftigt zu haben, denn er war still, fast schon abwesdend, während ich ihn immer wieder anfuhr und unbegreifliche Dinge sagte, die mir im Nachhinein vielleicht ein wenig leid taten, doch so wie ich es sagte war es eben. Und nicht anders. Wut. Wut. Wut.
Ich wich zurück, redete und sprach vor mich hin, lud meine gesamte Wut ab während er einfach davon schritt, zur Treppe seine Tache holte und sich mit verschränkten Armen wieder vor mich stellte. Mir direkt gegenüber und sein Blick verriet alles. Skepsis. Was ist glaubte wollte er auf einmal wissen, fragte, ob er mir nun sagen sollte er würde mich lieben und ob ich denn so naiv war, ich schüttelte lediglich den Kopf und biss mir auf die Unterlippe, denn seine Worte waren nicht nur harsch und verletzend sondern machten mich nur noch wütender, sodass ich ihn am liebsten geohrfeigt hätte, auch er zeigte Wut und endlich sah ich einmal, irgendeine emotionale Reaktion seinerseits, die mir regelrecht die Tränen in die Augen trieb, denn anstatt etwas zu sagen lauschte ich ihm einfach nur, >>Du denkst doch, ich nehm dich nicht ernst, weil du so jung bist. Das mag teilweise zutreffen, aber wie soll ich denn auch anders!? Wenn du gerade in diesem Moment weiterhin Gefühle abverlangst, die ich einfach noch nicht haben kann, Alisha! <<, sagte er und erklärte, dass er nach Dingen gefragt habe, die er tun konnte um es wieder gut zu machen und nicht nach jenen, die einfach auf so kurzer Zeit nicht machbar waren und endlich machte ich den Mund auf um etwas zu sagen. >>Habe ich das je von dir verlang Liam? <<, die Worte waren leise, ruhig und deutlich gesprochen, ich sah ihm tief in die Augen und hatte das Gefühl er nähme mich noch immer nicht für voll. Nicht ernst und überhaupt nicht wirklich wahr. >>Das verlangst du selbst von dir, wegen der Schuldgefühle und das solltest du als Lehrer wohl besser wissen, als ich als Schülerin <<, fuhr ich fort, als er mir weiterhin vorwarf es von ihm verlangt zu haben und schluckte meine Wut, schob sie immer tiefer in mein Herz hinein.
>>Faires Angebot? Liam, du spielst mit meinen Gefühlen nicht mehr und nicht weniger <<, begann ich und warf den Blick zu Boden nieder, >>Weißt du wie mein Herz ausgesetzt hat, als du mir dieses Angebot gemacht hast? Weißt du wie es sich angefühlt hat zu wissen, dass das nichteinmal wirklich ernst gemeint war sondern nur ein Ausweg... um es mir recht zu machen? <<, meine Stimme brach ab, ich wollte noch mehr sagen, doch wieder geriet ich ins Schluchtzen vor Wut. Es war so ungerecht...ER war so ungerecht zu mir... Dann entschuldigte er sich und ich sah wieder zu ihm auf, das Gesicht von Tränen überlaufen, ich wischte sie blitzartig aus meinem Gesicht und lauschte seinen Worten weiterhin. Er fragte mich, ob das nicht eine Gelegenheit wäre herauszufinden, ob er nicht doch Gefühle für mich entwickeln könnte, konnte jedoch verstehen, dass ich keine halben Sachen wollte und so musste ich mich entscheiden, zwischen Freundschaft, seinem Angebot oder ewiger Verdammnis, indem wir uns ignorierten, als hätten wir uns niemals gekannt und um ehrlich zu sein dachte ich viel zu lange darüber nach, denn die Entscheidung war bereits im Laufe des Gesprächs gefallen. Liam und ich gehörten einfach nicht zusammen und das wusste ich, selbst wenn ich es nie hatte wahr haben wollen. Ich durfte nicht immer nur an mich denken, auch das war mir bewusst und deshalb musste ich die Freundschaft akzeptieren, um seinet willen und auch wegen seines Jobs. So sehr es mich auch verletzt und so schwer ich mich mit den folgenden Worten auch tat, ich sprach sie aus und begrenzte meine Gefühle, >>Dann...müssen wir wohl...F...reunde bleiben <<, ich atmete tief ein, das war alles, was mir in den nächsten zehn Minuten über die Lippen gehen würde, dachte ich.
Ach, wie gerne würde ich sie nun umarmen. Erquetschen und erdrücken in großer Liebe, die ich nicht empfand. Wie hätte ich auch können? Dachte ich irgendwann mal nach, wer in meiner Umgebung eigentlich der geeignete Partner sein könnte? Nein; nur wenn sie vor mir waren, immer und immer und immer wieder. Was ich wohl gerade fühlte, musste geistige Verwirrung sein. So ein Stück Anziehungskraft, mehr nicht. Aber das alleine machte mir zu schaffen, und jedes Wort von ihr mehr. Vermutlich hätte ich zurückfauchen können, mich beschweren und ihre Fehler aufweisen können, aber ich hatte einfach keine Kraft. Ich wollte, dass es vorbei war. Dass wir uns nicht mehr weiterstritten, darum nickte ich etwas kraftlos, darauf, was sie sagte. Sie hatte wohl oder übel Recht; und meinetwegen gestand ich es ein, aber würde das was helfen? Eben nicht. Sie heulte, und das machte es nicht gerade besser. Ich machte es noch weniger besser. "Nein, hast du nicht.", stimmte ich schließlich zu, obwohl ich mir dachte, dass sie es doch tat. Wenn sie mich in eine Zwickmühle trieb, wo ich ja nur noch dermaßen reagieren konnte, ihr anzubieten, was sie wollte. "Lassen wir doch jetzt die Lehrer-Schüler-Sache beiseite. Wir reden gerade als zwei Menschen, oder zumindest würde ich das gerne, wenn's geht." Ich hielt ihr ja nun auch keine Moralpredigten über die Gefahren des Verliebtseins. Oder sowas. "Bitte.", sagte ich schließlich, nervös und bebend, ängstlich darüber, dass ich eben Scheiße angerichtet hatte, und dass sie nicht umkehrbar war, "Beruhig dich." Es tat ja weder mir noch ihr sonderlich gut, wenn sie sich aufregte.
Als sie jedoch weiterredete, fuhr ich fast wieder auf 180. Mit ihren Gefühlen spielen? So war das also? Ich schnaubte. "Wahrscheinlich", murmelte ich verärgert, "sollten wir beide einfach ruhig sein." Aber schon beim nächsten Satz von ihr platzte mir erneut der Kragen. Wütend schaute ich in ihre Augen, während ich die Worte kaum formulieren konnte, dermaßen böse machten mich ihre. "Mit deinen Gefühlen gespielt? Ich hab dir niemals, aber auch niemals Hoffnungen gemacht. Ich hab ja nichteinmal gewusst, dass du in mich verschossen warst! Und weißt du, du bist auch kein Deut besser als ich, AJ. Du hast es mir ja nichteinmal sagen können. Ich musste es an deinem Blick lesen. Findest du das ehrlich? Macht man das so, als beste Freundin?" Ernsthaft, ich war wütend, obwohl es total nichtig klang, jetzt wo ich es sagte. Und irgendwie lächerlich. "Du dachtest vielleicht, damit bleibt alles gleich, aber hast du eine Ahnung, wie verstört ich davon war? Dass du im Grunde eifersüchtig bist? Und irgendwann vorher bist du auch einfach verschwunden!" Ich riss mich am Riemen. Heulen wäre wohl das letzte was ich wollte. "Und ich erfahre, dass du gestorben bist!", redete ich weiter, auch wenn ich schon längst vom Thema abgekommen war, "Hast du vielleicht eine Ahnung, wie ich mich gefühlt habe, als ich dich nicht wieder gesehen habe?" Na, na. Ich holte tief Luft und versuchte irgendwie den Bogen zu kriegen. "Glaubst du, ich spiele mit deinen Gefühlen, wenn ich dich dermaßen mag und vermisst habe?" Ich schämte mich in Grund und Boden, weil alles mögliche einfach aus mir rausplatzte, und es in dem Streit eigentlich irrelevant war. "Und es ist ja wohl kaum ein Ausweg; um es DIR alleine recht zu machen.", sagte ich, nach einer langen Schweigepause, fuhr gleich darauf fort, "Ich habe nach einer Lösung gesucht, vielleicht für uns beide. Ich schmeiss mich dir nicht einfach zu Füßen, weil du es willst, AJ. Das gäbe keinen Sinn." Das konnte sie wohl interpretieren, wie sie wollte. Doch ihr nächster Satz haute mir geradezu den Pfahl ins Herz. Ich schnappte nach Luft, sah sie angestrengt an und war für einige Minuten mundtot, bis ich die Worte wieder fand. "Wenn du das willst.", antwortete ich und konnte mir ernsthaft nicht vorstellen, wie aus uns nun, in diesem Moment wieder Freunde werden sollten. "Freunde also.", ahnungslos tappte ich ihr auf den Kopf, um sie irgendwie zu trösten, zog die Hand aber wieder weg. Und nun? Wie kamen wir nun zurück zu dem Verhältnis, das sie schmerzte und für mich schon längst überschritten war? Normal sein? War der Streit überhaupt vorbei? Mein Kopf war leer und meine Augen starrten schwach auf den Boden. Den Blick konnte ich nun wohl kaum mehr heben.
Er bestätigte meine Aussage, dass ich es niemals von ihm verlangt hatte, niemals hatte ich gewollt, dass er sich von Heute auf Morgen in mich verliebte. Denn das war so gut wie unmöglich und das wusste ich. Dann wollte er auch noch unsere Lehrer-Schüler-Beziehung bei Seite tun und von Mensch zu Mensch mit mir reden, doch wie sollte ich? Ich konnte doch kaum mit meinem Lehrer, wie mit einem Freund sprechen, nicht über solche Dinge, die mir solchen Kummer bereiteten und vor allem nicht solchen, den er nicht verstand. Es war einfach alles so ungerecht und je mehr ich darüber nachdachte umso wütender machte es mich. Nicht, weil er mich nicht wollte, sondern weil ich es weder einsehen wollte, noch begreifen wollte, dass zwischen uns nichts sein DURFTE. Irgendwie versuchte er mich zu beruhigen, sprach auf mich ein und seine Stimme klang nicht mehr ganz so wütend wie zuvor, schweigend lauschte er meinen Worten und ich sah regelrecht, wie ihm die Zornesröte zu Kopf stieg.
>>Warscheinlich...sollten wir beide einfach ruhig sein <<, murmelte er mir verärgert zu, was auch in mir den Zorn nur noch verstärkte. Der Blick, den er mir zuwarf fraß mich regelrecht auf, >>Mit deinen Gefühlen gespielt? Ich hab dir niemals, aber auch niemals Hoffnungen gemacht. Ich hab ja nichteinmal gewusst, dass du in mich verschossen warst! Und weißt du, du bist auch kein Deut besser als ich, AJ. Du hast es mir ja nichteinmal sagen können. Ich musste es an deinem Blick lesen. Findest du das ehrlich? Macht man das so, als beste Freundin? <<, fuhr er mich an, woraufhin ich die Arme in die Luft hob, mit ihnen herum wedelte und zurück fauchte, dass er den Mund halten solle. >>Was verstehst du denn schon davon?! Ich meine, du bist Lehrer verdammt nochmal und außerdem warst du mein bester Freund, glaubst du, das war einfach für mich!? <<, ich schwieg einen Moment lang ehe ich knurrte, >>ES mir selbst EINZUGESTEHEN? <<, und ich wurde immer lauter, hysterischer, sodass ich ihm am liebsten an die Kehle gesprungen wäre vor Wut. Wie verstört er davon gewesen war? Ich machte einen abfälligen Ton, >>The! <<, und verschränkte die Arme vor der Brust, während er mir erzählte, wie ich zuvor irgendwann verschwunden und verstorben war. >>Glaubst du, ich spiele mit deinen Gefühlen, wenn ich dich dermaßen mag und vermisst habe? <<, ich schwieg und lauschte weiter, wie er sprach, Liam hielt inne und machte eine lange Pause. Er hatte es nicht nur mir recht machen wollen und das machte die Sache umso schlimmer, er wollte damit wohl auch sein Gewissen bereinigen. Eine Lösung hatte er gesucht, doch sich mir vor die Füße werfen wollte er nicht, denn das gäbe seiner Meinung nach keinen Sinn. Seine Worte waren der Auslöser für ein laute hallendes Klatsch und einen roten Abdruck meiner Handfläche in seinem Gesicht. >>Meinst du etwa ich hab es mir ausgesucht?! Meist du ich bin absichtlich und freiwillig gestorben!? <<, brüllte ich nun und ballte die Hände zu Fausten, ich war so wütend auf ihn, dass er nun mir allein die gesamte Schuld gab. Doch daran war bestimmt nicht ich allein Schuld, auch er trug sein Päckchen, denn hätten wir uns damals nie geküsst, so wäre es wohl nie soweit gekommen, hätte ich damals doch nur gewusst, dass er Lehrer war.... >>Glaubst du ich habe mich in dich verliebt, weil ich es mir so sehr gewünscht hatte...?<<, meine eigenen Worte schmerzten, ich wusste nichts mehr zu sagen, denn ich war einfach nur am Ende, die Tränen ronnen immer weiter, das Gesicht war in seine Richtung gewandt und ich blickte ihn zornig, verletzt und enttäuscht an. >>Was bleibt mir schon für eine andere Wahl, jetzt, wo der Streit, den ich hatte vermeiden wollen ausgebrochen ist! <<, schluchtzte ich ihn an, wischte immer wieder die verflixten Tränen weg und versuchte mich zu beruhigen, doch es ging einfach nicht. Denn mein Herz pochte, es drohte regelrecht zu explodieren. >>Jetzt kann ich auch...<<, begann ich und hielt kurz inne, >>...auch einfach gehen...es macht keinen Unterschied mehr...denn die Freundschaft ist wohl sowieso an dieser Situation zerbrochen...genauso - <<, die Flügel wurden wieder sichtbar und ich verlor viele einzelne Federn, die sich tiefschwarz färbten. >>Wie ich <<, und immer mehr dunkle, schmerzende Flecken übersäten die weiß gewesenen Flügel. Mit einem gehauchten, >>Es tut mir leid <<, wandte ich mich von ihm ab.
Es wurde einfach nicht besser, oder? Im Grunde waren wir wohl niemals Freunde gewesen, wenn wir...dermaßen miteinander umgehen konnten. Und wenn sie auch so langsam nichts mehr an der Situation ändern wollte, konnte ich auch nichts mehr tun. Gepeinigt starrte ich nach unten, das einzige, was mich gerade so beruhigte war, dass ich nicht daran dachte, sie zu erstechen oder auf irgendeine grauenvolle Weise zu ermorden. Dabei hatte ich mich schon längst an diese Art von Gedanken gewöhnt, die mich überall begleiteten, vor allem, wenn ich emotional extrem aufgewühlt war. Das war der Fall, aber ich wollte sie nicht auf einem Drehkreisel anbringen und mit Messern nach ihr werfen. War das nun unnormal? Also, dass ich mir Gedanken darüber machte, dass ich keine Mordgedanken verspürte war wohl schon ziemlich unnormal, aber sollte ich mir ernsthaft Gedanken über meine seelische Verfassung machen? ..Obwohl, meine seelische Verfassung war von Anfang an sowieso im Eimer gewesen. Es war das Beste, erst gar nicht darüber nachzudenken, sondern zufrieden zu sein. Naja. Zufriedenheit war genau jetzt wohl fehl am Platz. Ich seufzte kurz auf. Sie schockte mich schon gar nicht mehr mit ihrem vulgären "Halt's Maul", das sie reinwarf, wahrscheinlich war ich schon durch die letzten zehn Minuten des Gesprächs abgehärtet. Als ich wieder zu ihr aufschaute, war mein Blick kalt und hart, meine Augen stierten sie an, ohne jegliche Regung in meinem Gesicht. "Und ich bin der, der die Grenzen legt.", murmelte ich fassungslos, "Ich bin der Arsch, weil ich sage, Lehrer-Schüler-Beziehung geht nicht? Die Grenze existiert doch eher in deinem Kopf.", meinte ich, relativ gleichgültig, da ich nicht mehr schreien konnte. Mir stieg die Hitze zu Kopf, was mir einige Schmerzen dort oben verursachte, daher entschied ich, ruhig zu sein, das war einfach besser. "Ich bin nicht dein bester Freund, AJ. Offensichtlich auch nie gewesen.", meinte ich, nachdem ich geschluckt hatte, ziemlich trocken, mit der Stimme so leise, als wäre ich heiser. Sie hatte nicht mich gesehen, wollte sie das damit sagen? Sie hatte den Lehrer in mir gesehen. Deswegen war sie unehrlich, belog sich selbst, und war schließlich auch niemals meine Freundin gewesen. Wenn ich jetzt sagen würde, dass das ein großer Schock war, war es doch gelogen. Ich hatte es wohl geahnt, irgendwo im Unterbewusstsein. Ich selbst hatte wohl doch nie wirklich draufgeachtet. Wenn ich ehrlich sein wollte, musste ich zugeben, dass es mich nie gestört hatte, dass wir eigentlich nicht befreundet sein sollten. Es war etwas, was ich vorschob. Ein Grund, um nicht ehrlich zu sein, weder zu mir noch zu ihr. Ich hatte Angst. Ich hatte ja so unglaubliche Angst. Erbärmlich, dachte ich mir. Ich hatte Angst vor ernsten Gefühlen. Und ich selbst konnte es kaum fassen, dass es daran lag. Ich hätte den Arm heben können, um es abzuwehren, aber ich ließ beide hängen und tat nichts. Sie schrie mich erneut an, was nicht nur mir, sondern auch meinen Katzenohren wehtat, und daraufhin klatschte es. Ich spürte zunächst nur die Stille, die um uns herum entstand, auf diesen abrupten Laut hin, bis meine Wange schmerzhaft anfing, zu brennen. Zunächst blickte ich müde, dann lächelte ich, rieb mir die Wange. "Fühlst du dich nun besser?", fragte ich emotionslos. Ich ignorierte ihre Anschuldigung, dass ich ihr Schuld geben würde an ihrem Tod, denn offensichtlich verstand sie mich kein Stück. Es war enttäuschend, aber was sollte ich tun? Alles erklären wollte ich auch nicht, denn dann wäre ich wirklich ihr Lehrer. "Wir sind uns viel zu ähnlich.", stellte ich lachend fest. Um es überflüssigerweise hinzuzufügen: Es war nicht sonderlich fröhlich. "Du bist eine Lügnerin, genauso wie ich.", zuckte mit den Schultern, "und offensichtlich auch ein totaler Trottel, der die Augen verschließt." Meine Hand griff in eine Tasche und ich holte ein weiteres Tempo raus. Ich trug wohl immer irgendwo welche bei mir. Meine andere Hand zog sie zu mir heran, tupfte ihr die Tränen weg. "Glaube ich natürlich nicht.", meinte ich und betrachtete aufmerksam ihr Gesicht, atmete tief ein. Meine Wange brannte immernoch, und ich wollte nicht wirklich wissen, wie ich momentan aussah; aber vermutlich fertig, von Wut angeschwitzt, mit leeren Augen und zerzaustem, zerwühltem Haar. Wir waren uns ähnlich, aber sie war nicht so schlimm wie ich. Als ich so eindringlich und vermutlich auch beängstigend ihr Gesicht betrachtete, zog ich ihre Wangen auseinander, schmunzelte kurz, ließ dann wieder los. "Ist sie das, ja?", fragte ich dann nach. Wenn es so war, konnte man wohl nichts mehr dagegen tun. "Ich will aber nicht. Ich will das einfach nicht.", erklärte ich ihr, "Ich will nicht, dass du zerbrochen bist. Wenn du dir nie gewünscht hast, dich in mich zu verlieben, wünsche ich mir genauso wenig, dass du wegen mir weinst.", erklärte ich ihr, irgendwie immernoch lächelnd, auch wenn ich gerade unendlich traurig war. Unsere Freundschaft war eine Lüge, und wir hatten es beide nicht gemerkt. "Es tut dir auch nicht leid, AJ.", erklärte ich ihr ihre eigenen Gefühle, "Denn eigentlich bist du verdammt froh, das alles losgeworden zu sein." Und jetzt? Sie hatte ganz am Anfang erklärt, dass sie auch nicht wollte, dass ich mich fern hielt, oder ihr das erst Recht nicht gefiel. Aber es war wohl leichter für sie, mich zu vergessen, als dass ich, als Gefühlskrüppel klarkommen würde. Mir ging auch auf, dass ich Gil so schnell wollte, weil ich einfach keinerlei Bindung zu ihm gehabt hatte. Er hätte mich nie verletzen können. Und er hatte es auch nicht wirklich, als er gegangen war. Das war ulkig, und es brachte mich fast zum Lachen. Weil ich zu nichts fähig war. "Du hast mich verletzt.", sprach ich laut meine Gedanken aus, wollte es auch gar nicht wie eine Anschuldigung klingen lassen. Es war eine Feststellung, die mich aus dem Rahmen fallen ließ. Waren das die freundschaftlichen Gefühle gewesen, die ich mir eingeredet hatte. Ich ließ AJ nun los, richtete meine Tasche. "Ich kann dir nicht helfen, es tut mir leid AJ. Ich wüsste nicht wie, und du bist offensichtlich auch ohne mich besser dran.", ich lächelte sie erneut an, auch wenn meine Backe davon schmerzte. Es ging nicht mehr anders. Vermutlich würde ich sonst noch tatsächlich heulen; wegen der schrecklichen Erkenntnis, die über mich hereingebrochen war. Oder belog ich mich erneut? "Du wärst wirklich nicht mit mir glücklich.", sagte ich, schob meine Hände in die Taschen und drehte mich um. Es ging schon gar nicht mehr um mich. "Ab sofort sind wir wohl, was wir am Anfang sein sollten: Lehrer und Schülerin. Und sonst...", ich blieb stehen, schaute, wie die Sicht von weiß-schwarzen Federn sich wieder lichtete, dann an ihr vorbei, bevor ich meine Kraft zusammen nahm, "...Nichts." Ich hatte gesprochen und drehte mich wieder, wandte mich zum Gehen, auch wenn ich nicht wusste, wo ich hätte hin sollen. Sterben gehen, vermutlich.
Den Blick niedergeworfen seufzte Liam, ehe er mir nach langem schweigen wieder in die Augen sah, sein Blick war hart, emotionslos und kalt, genau so, wie er mir eigentlich von anfang an begegnet war. Nicht ein einziges Mal hatte er wirklich eine Emotion gezeigt, alles schien wie ein gestelltes Schauspiel gewesen zu sein. Unsere Freunschaft, seine Schuldgefühle, mein Schmerz. Mit jedem Wort das ich sagte stach ich mir ein Messer tiefer und tiefer ins Herz, es tat mir nicht leid, was ich sagte, denn all das wollte aus mir heraus platzen. Ich wollte ihm zeigen, wie sehr mich sein Verhalten verletzt hatte. Denn ich hatte damit nicht umgehen können. Statt mit mir zu reden ignorierte Liam mich, wollte nichts mehr von mir wissen und tat so, als wäre ich überhaupt nicht da. Immer näher kam das Messer meinem Herzen, es bohrte sich durch meine Brust hindurch, doch war es nur imaginär, ein verdammtes Messer, dass ich nicht mehr herausziehen konnte. Er wäre der jenige, der die Grenzen legte, der sagte eine Lehrer-Schüler-Beziehung könnte nicht existieren und ich nickte, denn das hatte er mir mit seinem Verhalten vermittelt. Mit seiner abweisenden und verletzenden Art, die ich als so ungerecht empfunden hatte und dann warf er mir etwas an den Kopf, das das Messer letzlich vollkommen in mein Engelsherz rammte. Wir waren nie Freunde gewesen und er war auch nicht mein bester Freund. Schweigend und fassungslos starrte ich ihn an, die Augen weit aufgerissen, der Mund einen kleinen Spalt offen, um etwas zu sagen, doch mir kam kein Ton zur Kehle heraus. In meinem Kopf sollte die Grenze existieren die uns verbot eine Beziehung miteinander einzugehen, doch eigentlich war dem nicht so, denn die Grenze war, dass Liam nichts für mich empfand, gar nichts. Die Wut in mir begann zu brodeln, sie kochte und schäumte letzlich über, was sich in einer heftigen Ohrfeige äußerte. Er hatte es zu weit getrieben, zu sehr hatte er mich verletzt und immer wieder mit diesem kalten emotionslosen Worten bedrängt, sie hallten immer wieder durch meinen Kopf, während die Stille zwischen uns weilte, ehe er mit einem Lächeln seine Wange rieb. Ob ich mich nun besser fühlte wollte er wissen, doch darauf gab ich erst gar keine Antwort, denn er musste es wohl am besten wissen. Es tat mir so unendlich weh, ich hatte das Gefühl das Messer würde sich in meinem Herzen drehen und dann zog ich es selbst wieder heraus, indem ich Liam die Schuld für alles gab. Er lachte, irgendwie abfällig und erklärte, dass wir viel zu ähnlich waren und vielleicht hatte er damit sogar recht. Er zog mich zu sich heran, nachdem er ein Taschentuch aus seine Tasche gekramt hatte und wischte dann meine Tränen weg. Eigentlich hatte ich in genau diesem Moment gehen wollte, es war einfach nicht mehr auszuhalten, denn es bereitete mir immer mehr schmerzen, die Federn fielen und die Flügel wurden immer dunkler. Was sollte ich nur tun? Mir blieb nichts anderes übrig, als ihm weiter zuzuhören, seinen Blick zu erwiedern. >>Sie ist es...<<, waren meine Worte nachdem ich eine ewige Schweigepause eingelegt hatte, die ganze Zeit über hatte ich nichts gesagt und ausgerechnet jetzt begann ich wieder zu sprechen. >>Ich will nicht, dass du zerbrochen bist. Wenn du dir nie gewünscht hast, dich in mich zu verlieben, wünsche ich mir genauso wenig, dass du wegen mir weinst <<, sagte er, woraufhin ich ihn eindringlich anstarrte, er begriff es einfach nicht. Nichts von den Worten die ich gesagt hatte, hatte er verstanden. Liam bedeutete mir so viel, dass ich ihn lieber belog, das zwischen uns zerstörte, damit er glücklich werden konnte. Ich sagte nichts dazu, sondern sah ihn einfach nur an, die Tränen wollten eigentlich weiter rinnen, doch ich unterdrückte sie, >>Liam...<<, mehr jedoch brachte ich einfach nicht heraus, denn meine Stimme brach einfach. Er wusste, dass ich froh war ihm all das gesagt zu haben, >>Du hast recht...<<, begann ich ihm zu erklären, >>Ich wollte dich wissen lassen, was mich zerstört und verletzt hat, ich wollte dir zeigen, was ich so lange in mich hinein gefressen habe, nur um dir damit einen Gefallen zu tun...<<, fuhr ich fort und warf den Blick zu Boden, scharrte mit dem Fuß im Sand herum, als er plötzlich von mir abließ und sagte, >>Du hast mich verletzt << Das war das letzte gewesen, das ich eigentlich hatte tun wollen, doch scheinbar war ich gar nicht dazu fähig gewesen ihm nicht weh zu tun, ich sah zu ihm auf, vorsichtig und doch konnte ich es irgendwie nicht. Seine Worte waren laut und deutlich vernehmbar gewesen und sie hallten noch immer durch die Stille in meinem Kopf, Du hast mich verletzt. Er konnte mir nicht helfen, waren seine Worte, denn ohne ihn wäre ich wohl besser dran, mit ihm wäre ich auch nicht glücklich, ich nickte und sah zu ihm auf. >>Vielleicht hast du recht...<<, murmelte ich so leise, dass es kaum zu hören war, beobachtete ihn, wie er sich zum gehen bereit machte und mir die Worte des Abschieds nannte. >>Ab sofort sind wir wohl, was wir am Anfang sein sollten: Lehrer und Schülerin. Und sonst nichts <<, bevor er das letzte Wort gesprochen hatte wandte er sich noch ein letztes Mal zu mir, dann wieder ab. Ich starrte ihn an, machte einen Schritt nach vorn, doch sollte ich ihn nun wirklich aufhalten? Was sollte ich sagen? Sollte ich mich entschuldigen? Ich wusste nichts mehr, seine Worte hatten mir so sehr zugesetzt, dass ich wohl durch eine Kurzschlussreaktion dazu gekommen war, ihn aufzuhalten. Plötzlich stand ich hinter ihm und hatte seine Hand gefasst, >>Willst du mich wirklich so dastehen lassen Liam? <<, fragte ich ihn und richtete den Kopf in Richtung Boden, >>Soll das alles wirklich so enden? <<, war die nächste Frage und ich versuchte ein Mal ehrlich zu mir zu sein. Ich drückte sanft seine Hand, schluchtzte, >>Du bedeutest mir zu viel, als dass ich dich jetzt so gehen lassen könnte...<<, die erste Träne kullerte wiededr meine Wange entlang, ich wischte sie weg, ließ seine Hand los und legte die Arme um seinen Rumpf. Ich wollte nicht, dass er ging, wollte das alles nicht so beenden, denn Liam war mir immernoch zu wichtig, so sehr ich auch versucht hatte wütend und boshaft zu sein, das was mich an ihn gebunden hatte war noch immer da und egal wie sehr er mich auch verletzt hatte, ich hatte es ihm gewiss heimgezahlt.
Ich wusste nicht, was mehr wehtat. Mein Suhlen in Selbstmitleid, weil ich jemand war, der Gefühle weder definieren noch einordnen konnte, damit seine Freundschaft vermasselte, oder dass ich schließlich dann derjenige wurde, der verletzt war. Und im Grunde war das ja auch unwichtig. Ich kam, hatte meinen Teil gesagt und würde wieder gehen. So war der Plan. Guter Plan, hm? Doch was meine Taktik total durcheinander wirbelte war, als sie nachgab. Als sie plötzlich ruhig wurde, und keine Furie, die mich für eine Bestie hielt. Mein dramatisches Verhalten wurde unterbunden, dadurch, dass sie schlicht und einfach...mir recht gab. Immernoch wusste ich nicht Recht, was ich von der Situation halten sollte, konnte oder wollte, und wie wir nun eigentlich zueinander standen. Aber das war wohl nun der erste Schritt. Wir brüllten uns nicht mehr gegenseitig an. Ich erwiderte auf ihre Feststellungen nichts, jedoch ließ es mich in meiner Entscheidung, einfach zu gehen, stocken. Vermutlich hätte ich mich auch gleich wieder umgedreht, wenn da nicht mein Stolz gewesen wäre. Stolz spielte in unserer Beziehung sicher eine besondere Rolle. Einfach, weil meiner zu groß war; und sie auch noch ihren hatte. Sie reagierte jedoch ganz offen, und blank, als hätte es soetwas wie Stolz nie gegeben; und sie sagte Sachen, die mich eben zutiefst verwirrten. Warum hatte ich nochmal recht? Eigentlich hatte ich kein einziges Mal recht gehabt. Überhaupt kein Recht, ihr irgendwas vorzuwerfen. Ich schluckte, wobei mir der Frosch im Hals stecken blieb. Ich verstand nicht wirklich ihre Gründe, wobei ich 'ich wollte dir zeigen' sehr wohl verstand. Sie wollte mir zeigen, wie wütend sie war. Aber das war es nicht ganz. Sie wollte mich loswerden? Sie wollte das nicht aus Selbstnutz? Sie wollte es mir einfacher machen. Ich verstand. "Wie kann es ein Gefallen für mich sein, wenn ich mich trotzdem um dich sorge?", hatte ich leise gemurmelt. Wie konnten wir uns bloß trennen? Irgendwie war es nicht möglich. Ich erschauderte, als ich einen Schritt weiter ging, weglaufen wollte. Was war mit uns los? So lange kannten wir uns doch gar nicht. Wieder. Die Gefühle, die ich nicht zulassen konnte, weil ich Angst hatte. Davor, verlassen zu werden. Und ich fühlte mich schrecklich erbärmlich und lächerlich, klein und nichts wert, weil ich diese Komplexe nicht abschütteln konnte. Ich verletzte mich, dann verletzte ich sie. Dann sie mich, weil ich sie verletzt hatte. Dann ich sie. Ging das irgendwie auch noch gut aus? Ja, denn AJ war die erwachsene, die einsichtige Person zwischen uns beiden. Und zugleich wohl auch die trotzige. Obwohl wir beide trotzende Kinder waren. Es war nun die Stille, die mich klar denken ließ, und ich wagte einen weiteren Schritt, bevor ihre Fragen mich erneut schaudern ließen. Antworten konnte ich nicht, ich lief weiter, oder wollte zumindest, bis ich merkte, dass sie mich festgehalten hatte. Ihre Worte stachen genau in mein Herz, und, erbärmlich, klein und nichts wert, wie ich nunmal war, stachen sie mich wund, und heilten mich gleichzeitig. Unfassbar, wie gut ihre weiche Haut sich an meinem Rücken anfühlte, ihre Hände um meinen Bauch. Erschrocken sah ich auf ihre kleinen Finger, bevor ich sie berührte, vorsichtig darüberstreichelte, sie dann von einander, von meinem Körper löste.
Ich atmete tief ein und schätzte, es gab nun keinen Schritt zurück mehr. Meine Tasche plumpste auf den Boden, der Inhalt kullerte über den grauen Stein. Als ich mich umdrehte, schloss ich die Augen, lauter Gedanken schossen mir durch den Kopf, obwohl es nur ein Bruchteil einer Sekunde war, bevor ich mit dem Gesicht zu Alisha stand und somit die Augen wieder öffnete. Sie stand ganz fein, ganz winzig vor mir, und ich bückte mich ein wenig, da sie ein wenig klein war. Meine Arme schlangen vorsichtig um ihren Körper, bevor ich sie zärtlich an mich drückte, mein Kinn auf ihrem Kopf ablegte. Es vergingen ein paar Minuten, während ich sie so drückte und ihr über den Rücken strich, dass ich letztlich gar nicht mehr aufhören wollte. "Und ich mag dich zu sehr, als dass ich wirklich hätte gehen können." Obwohl ich mir nicht sicher war, ob ich nicht einfach verletzt gegangen wäre, wenn sie mich nicht zurückgehalten hätte. Aber wenn, wäre ich vermutlich, penetrant, wie ich war, wiedergekommen. "Es tut mir leid.", meinte ich erneut, mit einem bitteren Unterton, die Augen geschlossen und sie in den Armen haltend, "Ich werd nie wieder so zu dir sein." Das hatte einfach zu starken Arschloch-Charakter. Ich seufzte wohlig auf, löste meine Arme von ihrem Körper, um ihr über's Haar zu streichen, löste mich dann komplett von ihr, schaute sanft in ihre Augen. "Hopp, verschwend' doch nicht deine Tränen für mich.", ich lächelte vorsichtig und strich ihr abermals die salzigen Tropfen weg, wunderte mich gleichzeitig, dass mein Ärmel noch nicht durchnässt war.
Eigentlich hatte sich nun nicht viel geändert, wenn ich so drüber nachdachte. Wir wussten immernoch nicht, wo wir standen. Also, wie unsere Beziehung nun sein sollte. Aber das würde sich sicher noch ergeben. Wenigstens hatten wir unser Problem gelöst. Also das, nicht mehr miteinander zu reden. Ich sah kurz auf meine Uhr, um festzustellen, dass es schon fast ein wenig spät war; da bald die Klassensprecherversammlung anfangen würde. Irgendwie zufrieden lächelte ich vor mich hin. Wir mochten uns wieder. Das war irgendwie so schön, dass ich aus dem Grinsen nicht mehr herauskam. Aber ich ließ es kurzerhand wieder, da ich ihr nicht das Gefühl geben wollte, sie zu veräppeln. Die nette Bibliotheksdame glotzte von der Bibliothek aus zu uns rüber, und ich winkte ihr grinsend, worauf sie sich Naserümpfend wieder an ihren ursprünglichen Platz verzog. Plötzlich merkte ich auch, dass ich schnurrte. Uhm, das war mir ja lange nicht mehr passiert. "Und jetzt?", fragte ich, um davon abzulenken, sah erneut auf die Uhr. Die Zeit rannte, und ich musste, als neu angeheuerter Klassenlehrer ja die Versammlung abhalten, von der ich nichtmal wusste, wieso sie stattfand. "Ich muss..", meinte ich stückweise genervt, "...gleich weg." Entschuldigend sah ich sie an, steckte meine Hände in die Taschen, "Aber wie wäre es, wenn ich demnächst für dich koche? So als Entschuldigung?" Meine Lippen kräuselten sich zu einem Lächeln. War eigentlich alles nun gut? Ich hoffte doch.
>>Wie kann es ein Gefallen für mich sein, wenn ich mich trotzdem um dich sorge? <<, hatte er gemurmelt nachdem ich endlich den Mund hielt. Da öffnete ich ihn wieder um auf seine Frage zu antworten, meine Hände zitterten, während ich sie an seinen Bauch hielt, das wohlige Gefühl seiner Wärme beruhigte mich zwar, doch machte sie mich ebenso nervös, denn ich wusste nicht, wann genug war, wann ich von ihm ablassen sollte. Ich kam mir so hilflos in dieser Lage vor, dass ich beschloss einfach abzuwarten. Auf seine Reaktion zu warten, irgendeine Reaktion die mir zeigte, ob es genug war oder nicht. Doch er schwieg einfach, ehe ich plötzlich seine Berührung spürte, wie er über meine Hand strich und es ließ ein angenehmes Schaudern durch meinen zierlichen Körper wandern, dann löste er mich von ihm, so wie ich gehofft oder erwartet hatte. Die Zeit schien wie in Zeitlupe zu vergehen, alles passierte so langsam. Liam seufzte und wandte sich ganz langsam um, ein kühler Wind fuhr mir durch das Haar, als er mit geschlossenen Augen vor mir stand, sie öffnete und mich mit eben diesen anblickte. Vorsichtig beugte er sich zu mir herunter, umarmte mich und strich mir über den Rücken. Die Gefühle in mir wollten kein Ende nehmen, es war wie ein Fluss, der von Wut zu allen möglichen Richtungen ausschweifte und nur noch gutes nahm ich in mir auf. Er mochte mich viel zu sehr, als dass er hätte wirklich gehen können, sagte er, woraufhin ich eine weitere lange Schweigepause einlegte, wäre er nicht gegangen wenn ich ihn nicht zurück gehalten hätte? Habe ich nun etwas falsch gemacht? Bin ich umsonst über meinen Schatten der Ängste gesprungen um ihn zu halten? Was auch immer es war, ich war nur froh, dass wir uns beide in unserem falschen Stolz nicht mehr anbrüllten, denn es tat weh, ihm weh zu tun. Liam entschuldigte sich und meinte er würde nie wieder so zu mir sein, wie er eben gewesen war und ich hoffte wirklich, dass ich ihm vertrauen konnte, denn so wie er gewesen war, hatte er mich unendlich verletzt. Das wollte ich nie wieder durchmachen müssen. Er hielt mich noch immer fest im Arm, während ich sagte, >>Mir tut es auch leid...<<, dann löste er sich wieder von mir, strich mit seiner Hand über meinen Kopf und meinte ich sollte nicht seinetwegen weinen, ein Lächeln umspielte seine Lippen und sein Blick war nun endlich wieder sanft, sodass ich nun doch wieder zu weinen begann. Die Tränen kullerten aus meinen Augenwinkeln und nahmen gar kein Ende, als ich ihn einfach wieder umarmte und mich fest um ihn schlang. Ich entschuldigte mich fast einhundert Mal bei ihm, schluchtzte und flennte wie ein kleines Kind, ehe ich mich endlich wieder fasste und mich von ihm löste. Auch erklärte er mir, dass er gleich weg müsse und ich erinnerte mich daran, dass ja bald diese seltsame Versammlung war. Freudig nickend, mit einem breiten Lächeln im Gesicht sah ich ihn an, >>Ist in Ordnung <<, erklärte ich und wischte mir die restlichen Tränen aus dem Gesicht. Hatte sich die Situation zwischen uns nun gebessert? Ich wusste es nicht und genau genommen wollte ich es auch gar nicht mehr wissen, denn ich war nur zu froh darüber, dass Liam mich nicht mehr ignorierte und auch, dass wir uns wieder mochten. Ganz gleich was nun zwischen uns passieren würde, ich würde ihn nie wieder verletzen wollen.
Für einen Moment war sie wieder die winzige, ganz und gar nicht erwachsene Alisha. Für einen Moment war ich perplex, als sie mich wieder umarmte und heulte wie ein Schlosshund. Doch gleich darauf drückte auch ich sie wieder an mich [wer könnte sie in so einem Moment auch wegdrücken?..] und dachte mir nur, dass sie einfach derselbe Mensch war. Mit ein paar Veränderungen, Neuerungen, aber sie war immernoch das kleine Mädchen, das ich mochte, und mit dem ich mich angefreundet hatte. Das Mädchen, dass ich eigentlich nie als eine Schülerin betrachtet hatte, bis ihre Gefühle mich auf eine schmerzhafte Probe stellten. "Schon gut.", murmelte ich besänftigend und streichelte wieder über ihre Haare. Ich verdrängte die Gedanken an den Streit und meine, ernsthaften und schmerzhaften Gefühle und schloss die Augen, sodass die Augenbrauen sich in schmerzender Gebärde zusammenzogen. Ich atmete auf, als sie sich löste, und war irgendwie auch enttäuscht. Gegen Körperkontakt hatte ich nie etwas gehabt, und ausgerechnet hier gab es relativ gesehen eigentlich keinen Menschen, mit dem ich diesen hätte ausüben können. Vermutlich bis auf Shay, dachte ich, aber als ich nur an diese Person dachte, überfiel mich das eiskalte Kribbeln, sowie sie mich in eiskalter Wolllust anfallen wollte. "Du musst dich nicht entschuldigen. Vergeben und vergessen.", lächelte ich, bevor ich einen erneuten Blick auf die Uhr warf. Fünf vor, und ich bekam gleich noch die Informationen für's Klassentreffen. "Jetzt muss ich wirklich los. Sorry, großes Sorry.", ich sah sie betrübt an, lächelte dann wieder. "Wir machen demnächst dann was wegen dem Essen aus. Okay? Okay, ich muss gehen; und du ja eigentlich auch.", ich grinste enorm erleichtert und umarmte sie ein letztes Mal, bevor ich meine Tasche aufsammelte und auch den Inhalt, der sich über den Boden verteilt hatte, winkte und losrannte. Das musste nun aber schnell gehen. Und ich musste aufpassen, souverän wirken. Und nicht zeigen, dass ich offensichtlich noch ein wenig verwirrt war, weil ich nicht wusste, wie man die Beziehung zwischen mir und AJ nennen konnte.