Ich lebe etwas abgeschottet von den anderen Häusern. Einzig und allein des Zweckes, um dem ganzen Tumult und der Masse zu entfliehen. Ich bin nicht wirklich gerne unter Menschen und ziehe mich lieber vor ihnen zurück. Außerdem machen meine unzähligen Macken es umso schwieriger. Doch dies ist in diesem Falle irrelevant und steuert nicht dazu bei, meinen Sitz zu erläutern.
Wie schon erwähnt, besitze ich ein recht kleines Häuschen, abgeschieden von der Masse, anderen Häusern und auch dem Wald. Das liegt einfach an meiner Vorsicht. Ich lebe in einer Art Bibliothek. So hatte ich noch vor, sie durchzulesen, wenn sich die Zeit finden sollte. Ich besitze ein Erd- und Obergeschoss. Oben befindet sich allerdings nichts weiteres, außer eine weitere Ansammlung von Büchern und einem Fenster, um nach draußen zu schauen. Unten habe ich meinen Schreibtisch, an welchem ich die meiste Zeit verbringe, sowie die Küche, welche vom Hauptteil getrennt steht. Zwei Esstische befinden sich ebenfalls m großen Raum. Auf der linken Seite befindet sich mein Schlafbereich, welcher - so wie die Küche auch - vom Hauptteil durch eine kleine Holztrennwand abgetrennt ist. Dort befindet sich auch ebenso ein großer Schrank für meine Klamotten und das Bad. Nicht sehr groß, aber ausreichend für mich. Ein Waschbecken, eine Badewanne und die Möglichkeit zu duschen. Baden ziehe ich jedoch vor. Ach ja und natürlich die Toilette.
Normalerweise meide ich Wohnbereiche, die mit Holz ausgestattet sind. Doch da mir keine andere Möglichkeit blieb, meide ich so nun das Feuer und eigne mir lediglich das Licht von draußen oder eine Lampe zur Hilfe. So hab ich auch sehr selten warmes Essen auf dem Tisch, den der Herd in meiner Küche wird normalerweise mit Feuer betrieben. Und obwohl ich nicht immer die Zeit dazu habe, beziehungsweise haben werden, werde ich mich dennoch darum kümmern, frühmöglich alles einmal durchzuputzen. Ich strebe nicht sehr gerne danach, alles wirklich neu zu besitzen. Lieber habe ich es schlicht und altmodisch.
Draußen habe ich einen kleinen Garten, indem ich Gemüse und Kräuter angepflanzt habe. So wie ich die Blumen liebe, besitze ich auch einen großen Teil im Garten, um welchen ich mich stets kümmere. Im Gegensatz zu der Nahrung, waren diese allerdings schon geplanzt gewesen. So habe ich sie übernommen und achte stets auf sie, um sie wachsen und gedeihen zu lassen.
Ein Glück, dass ich den Weg zu meinem Hauüberhaupt fand. Der Kampf durch die Masse war immer wieder das gleiche. Ein schlimmes Vorgehen und diese Enge. Zog ich auch haspelnd meinen Schlüssel aus der Tasche, um ihn zittrig in das Schloss zu schieben und sofort einzutreten. Die Tür hinter mir wieder geschlossen, verschloss ich sie auch zusätzlich, um ich kurz darauf mit der Stirn auch an sie zu lehnen. Müde die Augen geschlossen, versuchte ich meine Atmung zu kontrollieren und wieder zu beruhigen. Die Lider müde wieder hochgeschoben, starrte ich unten auf den dunklen Holzfußboden. Lauschte meiner Atmung und den Tropfen, welche von meinen Haaren und meinem Mantel rannten, um auf dem Boden aufzuschlagen. Wie lange ich an der Tür stand, wusste ich nicht einmal. Aber was ich wusste war, dass es an der Zeit war, die Sachen wegzuräumen und ein warmes Bad zu nehmen, damit ich mich vom Wetter erholen konnte. Außerdem wurde mir langsam kalt. Wandte ich der Tür auch schließlich den Rücken zu, um meine Tasche bei meinem Schreibtisch neben den Stuhl zu stellen. Meine Mantel, welchen ich aufknüpfte, hängte ich anständig über den Stuhl. Die Schuhe fanden vorbei bei der Tür ihren Platz, wo ich sie auf etwas Zeitung stellte. Meine Flügel hatte ich die ganze Zeit schon nicht mehr beachtet und so schliffen sie noch immer über den Boden, wurden auch manchmal von meinen Füßen geschtriffen. Aber langsam nervten sie mich. Schritt ich hinüber zur Kommode, um mich dort kurzerhand abzustützen, damit sie sich langsam wieder zurückzogen. Blieb der Federfall dabei nicht wirklich aus und ebenso das schmerzliche jammern. Aber ich war erleichtert, als ich nur noch die Federn auf dem Boden sah, nachdem ich mich umwandte. Schweigend hinabgekniet, sammelte ich sie zusammen und brachte sie hinauf ins Obergeschoss, um sie dort in eine Truhe zu packen, wo ich zuvor schon eine Menge von ihnen hineingetan hatte. Warum ich sie hier aufbewahrte, wusste ich nicht. Ankleben konnte ich sie sowieso nicht mehr.
Mittlerweile saß ich im Bad auf dem Wannenrand und ließ Wasser ein, während ich den ganzen Tag noch mal revue passieren. Was vorgefallen war. Was schön war. Was weniger schön war. Kurz geseufzt, erhob ich mich, um hinüber zu meinem Schrank zu gehen und frische Sachen herauszuholen. Wieder ins Bad gekommen, legte ich sie auf einen Stuhl und machte das Wasser wieder an, da ich es zuvor ausgemacht hatte. Immerhin… es hätte ja über die Wanne kommen können, wenn es zuviel wurde. Und das wollte ich vermeiden. Vorsichtig zog ich meine Sachen aus und stieg langsam in die Wanne ein, um meinen Körper wieder zu beruhigen.
Frisch gebadet und frische Klamotten am Körper, war ich nun in der Küche zugange und machte mir eine Kleinigkeit zu essen. Die Wunden auf den Schultern hatte ich mit neuen Pflastern versorg, sowie die Wunden - durch die Flügel - auf dem Rücken. Die Schrammen im Gesicht waren ertragbar. Lediglich etwas Wundsalbe schmierte ich darauf, damit sie schneller heilten. Etwas Brot mit Belag, dass reichte. Und einen Yoghurt, welchen ich jedoch etwas musterte und dann doch wieder zurück stellte. Fiel die Tür des kleinen Kühlschrankes auch wieder zu und ich nahm den Teller mit dem Brot, sowie den gemachten Tee mit mir, um mich an einen der Tische zu setzen, welche als Essgruppe fungierten. Aß ich so auch schweigend die Nahrung und lauschte nebenbei der Uhr und auch dem Regen, der gegen meine Fenster schlug. Sonst war hier absolute Stille. Natürlich. Ich lebte schließlich auch alleine. Heute würde ich meine vier Wände nicht mehr verlassen. Schon allein wegen des Wetters und wegen meiner plötzlichen Demotivation. Und da war das Wetter nicht mal alleine dran schuld. So rieb ich mir erneut etwas über die Augen und das Gesicht, bis ich weiteraß und irgendwann auch zum Ende kam. Fand der Teller auch wieder seinen Platz in der Küche, wo ich ihn gleich säuberte, sowie das Messer auch. Ich selber setzte mich nun zusammen mit dem Tee an den Schreibtisch, schaltete das dämmrige Licht ein und überlegte, was ich morgen machen konnte. Suchte daher auch die Zettel heraus, die ich vom Direktor bekommen hatte, um sie ausgiebig zu studieren, damit mir am nächsten Tag nicht plötzlich ein Fehler unterlaufen würde. Ich wollte es richtig machen. Einen anderen Zettel herbei genommen, nahm ich die Feder aus dem Halter und fing an mir Stichpunkte zu machen. Währendessen nahm ich immer wieder einen schweigenden Schluck meines Tees und ließ den Tag damit auch ausklinken.
Wie viel hatte ich jetzt auf die Blätter gebracht? Unruhig wie ich war, stützte ich das Gesicht in der Hand und tippte ungeduldig auf dem Blatt herum. Vielleicht tat es ganz gut, wenn ich… - ich erhob mich seufzend und schritt hinüber zum Schränkchen, wo ich eine Schublade aufzog und eine Schachtel Zigaretten hervorkramte. Diese an mich genommen, brachte ich sie samt Streichhölzer hinüber zum Tisch und ging rüber ins Schlafzimmer, um ich doch noch mal anzuziehen. Im großen Raum auch die Drogen an mich genommen, verstaute ich sie im Mantel, um kurz danach rüber zu meinen Schuhen zu gehen und diese anzuziehen. Ein letzter Gang zurück zum Tisch, machte ich das Licht aus und verließ schweigend, nachdem ich alles noch mal gecheckt hatte, das Haus. Erst in einem sicheren Abstand zum Haus zündete ich mir die Zigaretten an, um sie ruhig in den Mundwinkel zulegen, alles wieder wegzupacken und die Hände in den Mantelaschen zu verstauen. Das baden hätte ich mir demnach eigentlich sparen können. Doch einen klaren Gedanken hatte ich dadurch auch nicht gewinnen können. Vielleicht brachten mich ja ruhige, frische Orte zum Klären meiner Gedanken. Ich seufzte unwiderruflich. Vielleicht.
Buahhr, hatte ich mich aufgeregt. Und jetzt klang das so langsam wieder ab. Ich fragte mich ernsthaft, wie verzweifelt ich als Single war, dass ich nun zu Gilli wollte. Vielleicht wollte ich ja auch einfach nur mit ihm reden. Total platonisch. Rr. Unentwegt lief ich seiner Duftspur nach, obwohl sie auch in eine andere Richtung wehte. Ich schätzte, dass er eher in der Stadt war, als Übersee irgendwo rumgurkte, daher kurvte ich eine Weile durch die City, bevor ich den Weg in Richtung Wald einschlug.
Alter, war mein Näschen nicht mehr ganz dicht? Irgendwie hatte ich mich hier doch verlaufen, oder? Ungestüm schaute ich mich in alle Richtungen um und fühlte so ein gewisses Stalkertalent in mir aufkommen. Ich, Gilli stalken? Never, ever. Obwohl ich zugeben musste, dass ich Gefallen an ihm gefunden hatte. Platonisches Gefallen. Gleich darauf fragte ich mich, ob Gilbert je wieder Joghurt von mir annehmen würde und musste Grinsen. Meine Fresse, ich war bööse! Seiner Duftspur folgend bog ich ab, lief weiter, weg vom Wald. Also irgendwie... Ganz am Rande der Stadt fand ich schliesslich ein kleines Häuschen. Richtig putzig, mit Garten und so. Ich schmunzelte leicht, weil ich doch fand, dass das zu dem sanften Mann passte, der so schnell rot wurde wie die Fußgängerampel vor meinem Haus. Rrh~
Oke, genug jetzt. Ich musste aufhören, darüber nachzudenken, wann, wo und warum ich ihn wieder anfallen könnte. Also irgendwas war mit mir heute echt nicht Korrekt. Um auf andere Gedanken zu kommen öffnete ich ein quietschendes Tor und betrat den Weg, der bis zum Haus führte, sah mich kurz im Garten und dann nach neugierigen Nachbarn um. Die Haustür war gut gesichert, also sprang ich, nach erneutem, kurzen Umschauen hoch und hielt mich am Dach fest, bevor ich mich hochzog. Irgendein offenes Fenster liess sich immer finden. Und während ich weiter auf dem Dach rumlief, fragte ich mich, wie es wohl innendrin aussehen würde. Chaotisch? Hell? Dunkel? Plüschig? Es gab so viele Möglichkeiten... Alter, Liam, dachte ich, du verhältst dich, als wärst du verschossen. Und irgendwo sagte mein Hinterkopf: Besser einen Kollegen als eine Schülerin. Genauso schnell wie der Gedanke in mein Hirn zischte, verdrängte ich ihn auch wieder, sah ein Fenster, das einen Spalt offen war und öffnete es, indem ich meine Kralle durchzog. Ohne das Ding zerstört zu haben hob ich es aus den Angeln und schlüpfte rein, hob es mit der anderen Hand wieder zu, und liess mich fallen, sodass auch das Fenster wieder zufallen konnte.
Scheisse. Irgendwie hatte ich es geschafft, den Tisch, der genau unter dem Fenster war, einfach zu ignorieren und daraufhin dort drauf zu datschen. Oh Liam, vor Jahren warst du auch mal besser darin gewesen, einfach einzubrechen. Der Tisch krachte etwas, blieb aber stehen, auch bis zum letzten Moment. Erleichtert fing ich wieder an zu atmen, kletterte vom Tisch und sah mich in seinem zu Hause um. Es roch nach ihm. Hrmmm~ Und zwischen so vielen Büchern fühlte ich mich definitiv wohl. Es war auch schön kuschlig hier, irgendwie. Das ganze Haus war sehr aufgeräumt, was ich fast von ihm erwartet hatte.
~ Einige Minuten später langweilte ich mich schon. Wann kam er denn endlich zu sich nach Hause? Ungeduldig fing ich an, mit seinem Sofa zu spielen. Ja, wirklich. Als Katze konnte man die dämlichsten Sachen mega spannend finden. Und daher hatte ich mich nach ein paar ungeduldigen Minuten schon in eine verwandelt. Ich spielte mit dem Sofa, mit den Sofakissen, mit den Kordeln und blieb schliesslich auf einem besonders weichen Kissen sitzen. Nach und nach wurden meine Lider schwerer und schlossen sich, kurz danach gab ich auch einen gemütlichen Schnurrer von mir und fiel in das ewige Land der Katzenträume.
"Shit!", ich wachte auf und miaute eigentlich nur, wuchs dann wieder zu einem großen Menschen heran. Wie lange hatte ich hier geschlafen?! Mit einem Blick auf die Uhr registrierte ich: Zu lange. Und sprang auf, schnappte meine Tasche, ging an Gilli's Kühlschrank und nahm mir etwas zu Essen...das konnte nicht direkt als Diebstahl gewertet werden, immerhin..naja, doch. Ich seufzte und schloss die Kühlschranktür, bevor ich mich aufmachte, losrannte, aus der Tür stolperte, diese zuschlug, worauf das ganze Haus zu vibrieren schien und mich den Weg die Straße hinauf machte, um so schnell wie möglich zum Unterricht zu kommen. Zum Glück hatte ich meine Tasche dabei, sonst wäre ich ein wenig aufgeschmissen.
Heute ging irgendwie alles so ein bisschen… drunter du drüber. Nachdem ich vom Pausenhof gegangen war, um eigentlich zum Unterricht zu gehen, durfte ich feststellen, dass sich ein anderer Lehrer nun um die Sternenklasse kümmern würde, wo ich normalerweise Heilkunde unterrichten sollte. So hatte ich auch mit tiefen seufzen wieder den Rücktritt aus der Schule angetreten, um dann erstmal Planlos wieder vor dem Gebäude zu stehen. Vielleicht war ein Handy doch nützlich… wenn ich daran dachte, Liam damit hätte kontaktieren zu können. Wiederum… so ganz sicher war ich mir auch nicht. Ich hatte auch nicht vor, ihm die ganze Zeit an der Kippe zu hängen. Weil, er hatte ja auch sein Leben. Genauso wie ich meines hatte. Außerdem hatte er ja noch Freunde. Wie… seine beste Freundin eben. Doch darüber sollte ich mir nun keine Sorgen machen. Ich nahm den Weg, um mich nach Hause zu machen. Den Mantel enger zusammengezogen, lief ich somit erneut durch den Regen und machte mich auf den Weg nach Hause. Unterricht würde ich heute wohl keinen mehr bringen. Wenigstens hatte ich so eine Sorge weniger und ich brauchte nicht damit bangen, unbedingt die Heilmagie anzuwenden. Kam mir also zugute.
Meinen Schlüssel aus der Tasche gekramt, schloss ich die Tür zu meiner Wohnung - oder eher Haus - auf, um einzutreten. Die Tür hinter mir wieder geschlossen, zog ich Mantel und Schuhe aus, um sie sorgfältig an die Seite zu bringen. Der Mantel an die Garderobe gehangen und die Schuhe sorgfältig auf einen Fußabtreter, damit sie trocknen konnten. Immerhin wollte ich nicht, dass der Holzboden nass wurde. Daraufhin kramte ich die Zigaretten und auch das Feuerzeug aus meinem Mantel, um sie aufmerksam an ein sicheren Ort zu bringen, wo sie keinen Schaden anrichten konnten. Weit weg in einer Metallbox verstaut und in eine weitere gelegt, welche dann in einer der Schubladen verschwand. Nun konnte ich auch erstmal die Knöpfe an meinem Ärmel öffnen, um Luft zu lassen. Sowie mein Hemd an sich. Wenige der goldenen Knöpfe geöffnet, hatte ich dort auch etwas Luft. Als ich mich jedoch genauer umsah, wirkte etwas… oder mehr merkwürdig fremd.
Nach langem hin und her, lief mir doch tatsächlich etwas an Schweiß von der Stirn. Obwohl ich die Tür so gut abgeschlossen hatte, war jemand hier. Sofort tat ich mich daran, alles ganz genau zu durchsuchen, ob auch nichts fehlte und das alles dort war, wo es sein sollte, liegen sollte und so weiter.
Erneut vergingen einige Minuten undicht saß wie ein gerupftes Huhn an meinem Tisch, hatte eine Brille auf der Nase, die Haare wieder zusammen gebunden - samt eines Bandes, welches ich zur Schleife gebunden hatte - blau - während neben mir ein Kaffee vor sich hindampfte. Sagte ich zuvor noch Minuten? Es waren für mich Stunden. Stunden über Stunden. Ich hatte fast meine gesamte Wohnung auf den Kopf gestellt, damit alles wieder so war, wie es sein sollte. Ich mochte keine Veränderungen. Und alles hatte seinen Platz und seine Regel, wie es zu liegen hatte. Macke eben. Die Handschuhe ruhten ebenfalls auf dem Tisch und vor mir lagen wieder die Unterlagen von der Schule, worum ich mich jetzt etwas kümmern wollte. Während es draußen noch immer regnete und der Wind umher schlug, verlor ich meine Gedanken kurzzeitig an Liam, ehe ich mich wieder dazu raffte, meine Arbeit zu machen, wobei ich hin und wieder einen Schlug meines Kaffee nahm. Die Tür hatte ich im übrigen wieder besser verriegelt. Zusätzlich mit noch drei weiteren Schlössern. Ja… eines schien ja Grund auf nicht zu helfen!
Gut, es lief ungefähr so: Zwei Schritte war ich gegangen, um mich in mein trautes Heim zu begeben, wo ich in Ruhe schlafen könnte. Fehlanzeige! Gilli war zwar in der Schule, aber er würde auch bald in sein Häuslein zurückkehren, so war jedenfalls die logische Schlussfolgerung. Oder dieser harmlosaussehende Kerl hätte ein ganz schön verzwicktes Doppelleben, das erforderte...lassen wir das.
Worauf ich überhaupt hinauswollte...! Ich nahm an, sollte er sein Haus betreten, würde er einen Herzinfarkt bekommen. Also, es war keine Sache, wenn es bei mir zu Hause so aussehen würde, nein, wirklich nicht. Aber ich vermutete, Gilli war nicht so ein Chaos...k..mensch wie ich. Und bevor er nunmal in seine Wohnung kommen könnte, würde ich eben nocheinmal einbrechen [und Aufräumen!], auch wenn so langsam moralische Bedenken kamen, ob er, wenn er das erfahren würde, es gutheißen würde. Aber hey, er würde zumindest von mir nichts erfahren.
Gutgut. Mit dem Gedanken und der Sicherheit, dass er noch in der Schule lungerte [ich hatte ihn doch selbst eben erst auf den Weg dorthin gesehen!] lief ich zu seinem Haus, zu dem ich den Weg mittlerweile ja schon kannte [ein Hoch auf den Orientierungssinn!]. Ziemlich flink war ich ohne ein Geräusch aufs Dach geklettert [so langsam bekam ich da wieder Übung drin] und hatte das Fenster geknackt. Es war wirklich keine Schwierigkeit mehr. Mit einem lauten Knall landete ich auf dem Tisch, aber diesmal auf den Füßen. Eingefroren blieb ich auf diesem stehen und hoffte, kein weiteres Krachen zu hören, da dies womöglich ein Zeichen dafür sein könnte, dass er zusammenkrachen würde. Es krachte. "Scheiße!", zischte ich leise. Aber zum Glück blieb der Tisch heile. Langsam auf den Hintern setzend, klingelte mein Handy. Ich holte es stirnrunzelnd raus und sah, dass ich eine SMS bekommen hatte. Von Alisha. Boy. Ich schmunzelte und tippte eine SMS zurück ein, mit der Hoffnung, sie hatte ihr Handy wenigstens auf Vibrieren gestellt. Das war ja jetzt sehr Lehrer-like. Ich schaute kurz auf die Nachricht, schickte sie schließlich ab und stopfte mein Handy zurück in meine Tasche. Gutgut.
Wo sollte ich mit dem Aufräumen denn als erstes anfangen? Ich sah mich um und wollte gerade aufstehen, nur um zu bemerken, dass ich Gilli fast auf dem Schoß saß. Der Knall musste ihn Leben gekostet haben. Und mich würde das nun eine Erklärung kosten. "Also, ich wollte jetzt nicht wirklich einbrechen." Das war ja schonmal ein ausgezeichneter Anfang. Ein wenig starrend und mit den Augen weitgeöffnet, fasste ich mich doch und hob meinen Körper ein wenig an, um die knisternden Papierchen unter meinem Hintern hervorzuziehen und zu glätten. "Hier, fast wie neu.", ich gab sie ihm und ...ja. Überlegte, ob ich Gilli einreden könnte, das hier wäre grade ein Traum. "Was machst du schon hier? Ich dachte, du bist jetzt in der Schule." Ein wenig klammerte ich mich an die Hoffnung, dass wir einfach eine Konversation beginnen könnten, die sogar nichts mit meinem geradigen Einbruch zu tun haben würde. Aber da diese Möglichkeit ein wenig begrenzt war, schaltete ich auf eine andere Lösung. "Ich glaube, du träumst gerade."
Nur ein bisschen und ich wäre auf meinen Papieren eingeschlafen. Nachdem ich natürlich mit dem Kopf auf diese gesunken wäre. Aber dank eines Kaffees war das zum Glück eines der wenigeren Probleme, die ich hatte. Ich musste mir nun nur überlegen, mit was ich die Kinder am nächsten Tag unterhalten konnte. Ohne, dass es langweilig wurde. Den im Gegensatz zu Liam, war ich eher der ruhigere Lehrer. …!!!, ich schrak leicht auf und bemerkte meine eigenen Gedanken. Hinunter auf meine etwas bekritzelten Blätter geschaut, die ich sorgfältig geordnet hatte, musste ich jedoch auch lächeln, um dann auch einen Schluck meines Kaffees zu nehmen. So tat ich mich auch sofort weiter daran, meine Arbeit zu verrichten. Als mir jedoch ein unangenehmes Geräusch in die Ohren trat, hielt ich in meinem Tun inne. ”…!!!?”, wieder aufgeschaut, wanderte mein Blick etwas in der Wohnung umher, ehe ich mich umdrehte, um zur Tür zu schauen. Von dort? Doch das war alles nichts im Vergleich dazu, was ich erwarten würde, wenn ich mich wieder nach vorne drehen würde. Ein lauter Rums, ein zischen, ein Knall. Ich erstarrte. Die Augen aufgerissen, blieb ich starr. Bis sich mein Körper langsam dazu überreden ließ, sich zu drehen. Langsam. Stück für Stück.
Plötzlich verließ mich ein erstickender Schrei und ich zog nicht nur die Kaffeetasse mit mir nach unten, sondern auch den Stuhl mit nach hinten und ich stieß mir - wie so üblich - den Hinterkopf an. Mein Herz raste so sehr, als wäre ich gerade einen unendlich langen Marathon gelaufen und es drohte mir aus dem Brustkorb zu springen. Das war echt unangenehm. Mit erschrocken, geweiteten Augen sah ich den Kater an, welcher oben auf dem Tisch saß, während ich damit rang, nicht mein Bewusstsein zu verlieren. Und trotz der Tatsache, dass mich diese TATSACHE! total aus dem Konzept gebracht hatte, hatte ich es nicht verlernt, zuzuhören. Seinen Worten siegesreich gelauscht, blickte ich mich rapide schnell in der Wohnung um und versuche schlau daraus zu werden, wo er hätte reinkommen können. Die Schlösser an der Tür waren doch dicht und so… oder? ”…w-wo… wo…?, quiekte ich leise und blickte hinauf zu den Fenstern, wo mir langsam klar wurde, wo er seinen Eingang gefunden hatte. Das machte mich ungemein… unruhig. Wenn er dort rein kam… dann würden das garantiert auch andere schaffen… DIEBE! Ganz sicher! Eine war immerhin schon hier! Das…! Darum musste ich mich so schnell wie möglich kümmern! Das Gesicht etwas verzogen, schaute ich wieder zu Liam, welcher mir mittlerweile eines der Blätter entgegenhielt, welches ich nur kurz ansah, um den Blick dann wieder auf ihn zu wenden. ”…A-anderer… Unterricht…”, argh… Ich blubberte es ihm einfach hinein und wollte damit verständlich machen, dass ein anderer Lehrer den Unterricht scheinbar führen sollte. Wiederum brachten mich seine letzten Worte dazu - ich würde träumen, so glaubte er - mich wieder nach hinten fallen zu lassen, nachdem ich mich etwas aufgesetzt hatte. Entweder, es fing an sich alles zu drehen oder ich stand vor meiner Hyperventilierung. Und das war in meinem Fall durchaus unschön. Es kam alles so überraschend, dass es mich völlig aus den Socken haute. Selbst meine Lesebrille hatte sich mittlerweile schief auf meiner Nase niedergelassen. So, als wäre sie selber erschrocken über die Situation.
Also Gilli war ja echt leicht zu erschrecken. Auf dunklen Straßen, aus wilden Ecken, überall konnte man ihm wahrscheinlich begegnen und dieselbe Reaktion bekommen. Und ich fing an, selbst verwirrt und überrascht zu werden, wegen seiner eigenen Verwirrt - und Überraschtheit. "Stirb nicht, Gilli!", rief ich in einer doch etwas überzogenen Panik, als ich vom Tisch hopste und mich neben ihm niederließ. Gosh! Der Mann brauchte Zuwendung. Sanft streichelte ich ihm die Stirn und überlegte, was ich weiter als meine Verteidigung sagen konnte. 'Ich wollte dich sehen?' Nein. Das wäre nicht ganz ehrlich gewesen, denn eigentlich war ich beim ersten Einbruch neugierig gewesen, beim Zweiten wollte ich nunmal die Geschehnisse des ersten Einbruchs rückgängig machen.
"He, alles oke?", zaghaft berührte ich ihn an den Schulter, bevor ich ihn aufsetzte, von hinten mit einem Bein stützte, damit er nicht gleich wieder zurücksackte. "Ich wollte dich nicht so erschrecken." Auch wenn ich fast nicht dran glaubte, dass er wirklich erschrocken war, dass etwas von oben kam, sondern dass ich einfach von oben kam. Heisasa. Ich trat irgendwie den Stuhl, auf dem er gesessen war, zwischen seinen Beinen raus [das musste irgendwie doch unangenehm gewesen sein, in den Stuhlbeinen dermaßen verharkt gewesen zu sein..] und sah ihn musternd an. Mein Blick fiel auf sein leicht geöffnetes Hemd, wo ich das Schlüsselbein erahnen konnte, das ich schon beim Verbinden sehen konnte. Rasch richtete ich meinen Blick wieder auf und meinte etwas scherzhaft: "In deiner Gegenwart muss man wohl auf Überraschungen verzichten." Aber sicher war ich mir nicht, ob er das lustig finden würde, oder nur mehr Gründe hatte, mich rauszuschmeißen oder Angst vor mir zu haben. Mich machte es langsam nervös, diesen Blick gesehen zu haben. Als wär' ich ein Monster. Ich seufzte auf. Wäre.
Aber immernoch hatte ich nicht den Grund verstanden, wieso er hier rumlümmelte und nicht in der Schule. Ich beließ es jedoch dabei. "Schöne Bude.", meinte ich und strich ihm ein paar, durch den Sturz verwirrte, Strähnen aus dem Gesicht, ziemlich zaghaft und immernoch ahnungslos, wie ich ihm das Erklären konnte. "Also, ich war schonmal hier.", gestand ich dann, "weil, mein Katzen-Ich hat mich hergeführt. Und dass mein Katzen-Ich das Ganze ziemlich unordentlich zurückgelassen hat, ist mir erst jetzt wieder eingefallen..und ich dachte...wenn du weg bist..." Come on. Das war nichtmal ganz gelogen. Ich vermutete wirklich, den Besuch, den ich ihm als erstes abgehalten hatte, war nicht meine Schuld, sondern die meines sprunghaften Katzen-Ich's gewesen. Das, das nicht rational dachte, bevor es handelte. Vorsichtig klopfte ich den dünnen Staub von Gilli, den er sich durch den Sturz eingefangen hatte. "Alles wieder in Ordnung?" Ich glaubte eigentlich nicht. Aber fragen sollte man immer mal.
Sterben? Ich? Ich war doch bereits… ach, lassen wir das.
Ganz plötzlich zuckte ich zusammen, als er mich an der Stirn berührte. Aber es hieß nicht gleich, dass ich dermaßen davon erschreckt wurde. Es war eher eine… es war überraschend. Und das einzige, was ich tat, war zu ihm aufzuschauen. So hatte ich wieder das gleiche Bild, als ich bei ihm war. Vergangene Bildchen kamen auf. Die von heute Mittag. Mir dabei helfen lassen, mich aufzusetzen, bemerkte ich auch sein Bein im Rücken, wodurch ich leicht über meine Schulter schaute, dann aber wieder zu ihm. ”…a-alles okay“, versicherte ich leise, lächelte aber auch etwas. Uhm, ja… er hatte mich erschreckt. Aber es war auch nicht seine Schuld. Ich wollte ihm auch gar keine Schuld geben. Nein. Ließ ich mir auch noch dabei helfen, den Stuhl wegzuschaffen, welchem ich etwas zaghaft nachsah, weil… er trat dagegen… davon ging der doch auch… uhm… kaputt. Nebensache Gilbert. NEBENSACHE! Wieder zu ihm geschaut, blinzelte ich etwas unbeholfen, musste dann aber etwas bedrückt seufzen. ”…durchaus uhm… dumm, als Mann so schreckhaft zu sein… oder?”, fragte ich leise und blickte wieder vor mich auf meine Hände, welche ich in meinen Schoß gelegt hatte. Das war schon lächerlich, dass ich es war. Immerhin waren doch die meisten Männer stark, mutig und gut aussehend! Jaha! Aber ich, uhm… ich handelte mich nicht dazu. Ich war nicht stark, ich war nicht mutig und gut aussehend? Uhm… ich war in der Zeit stecken geblieben, also bitte.
”Findest du?”, fragte ich und schaute mich nun selber wieder etwas um, ehe ich bemerkte, dass er mir vereinzelte Strähnen aus dem Gesicht strich, sodass ich wieder etwas errötete. Aber ja. Ich liebte dieses Haus. Einfach, weil es nicht so neumodern war und viele Bücher besaß. Das war toll. Die Augen wieder zu Liam wandernd, schob ich mein Haupt wenige Sekunden auch hinterher und lauschte seinen weiteren Worten. Und im nächsten Moment glaubte ich, mir traf der Schlag. ”D-du warst hier?!”, dann aber, wo ich nicht zu Hause war. Sofort fiel mir wieder das ganze Chaos ein und die Tatsache, dass er wahrscheinlich auch schon beim ersten Mal durchs Fenster gekommen war. Ich musterte ihn gänzlich, runzelte wiederum auch die Stirn, als er nach meinem Befinden fragte. Darauf antwortete ich jedoch zuvor nicht. Mir brannte eher eine andere Frage auf der Seele, ”…was wolltest du hier?”, fragte ich und wurde nicht schlau daraus, warum man sich ausgerechnet zu jemandem wie mich verlief, auch wenn er von seinem Katzen-Ich sprach, worauf ich jedoch noch nicht einging.
"Ach was.", erwiderte ich, als er meinte, es wäre schlecht, als Mann schreckhaft zu sein. Manchmal erschreckte ich mich auch. Nur nicht so heftig. Und auch wenn sein gesamtes Verhalten weiblicher als Alisha's war..~ Jedoch..ich mochte das. Mich beeindruckten die Gefühle, die so bar auf seinem Gesicht lagen, und so offen zu lesen waren, wie ein Buch, doch manchmal ganz verschlossen waren. Ich seufzte, lächelte einfach und hoffte, mein Charme würde mich davon bewahren, meine Antwort noch näher zu begründen.
Ja, gut - äh. Zunächst war ich relativ erleichtert, denn er schien nicht...nicht das Schlimmste von mir zu denken, kommunizierte mit mir, wie auch vorher schon, stellte dann die Schlüsselfrage. Ich starrte ihn kurz an, weniger ihn, als durch ihn hindurch, überlegte angestrengt. Tja, wieso war ich hier gewesen? Weil mich das Häuschen schon ein bisschen interessierte, in dem er lebte. Gut, zu flach. Ich wollte ehrlich sein, aber in meinem Hirn herrschte gerade banale Leere. Also sagte ich das Einzige darüber aus, was ich aussagen konnte. "Ich,...weiß es nicht.'", meinte ich dann doch verwirrter, als ich sein sollte, schaute Gilli kurz, vielleicht für eine Millisekunde zurück in die Augen, bevor ich aufsprang. "Keine Ahnung. Ehrlich." und dann sah ich mich um. Gut, äh. Und generell und überhaupt, ich wollte da auch nicht weiter drüber reden.
Also tat ich erstmal so, als würde ich mich für seine Bücher interessieren. Eine gewisse Zeit lang tat ich auch nur so, bis ich vorsichtig über ein paar Buchrücken fuhr, dann den Kopf schieflegte, um die Titel zu lesen, die jedoch nur auf den wenigsten Büchern außen standen. Und bei dem Rest traute ich mich nicht, sie auch nur rauszuziehen. Die gesamten Buchreihen erinnerten mich an das, was mir meine Vorfahren hinterlassen hatten, alte und langwierige Lektüre, bei der so mancher Mensch einschlafen würde, die für mich aber hochinteressante Dinge birgte. Passend dazu, spürte ich, wie mein Katzenschweif sich interessiert bewegte. Oh no. Ich sagte kein Wort, auch wenn ich versucht wahr, mir ein Buch zu krallen, um es zu Lesen. Aber ich vermutete, bei der Unordnung, die ich vorher schon angestellt hatte, würde mir das Gilli nicht erlauben. "Da steht wohl wer auf Wörter." Immernoch zu den Büchern gewandt hatte ich gesprochen, überblickte ein weiteres Mal die langen Buchreihen, bevor ich mich elektrisiert zu ihm umdrehte, mit Augen, die Funkeln mussten wie Dagobert Duck's Augen in Dollarzeichen, wenn er ein Geschäft abschließen konnte. Yes.