Ich lebe etwas abgeschottet von den anderen Häusern. Einzig und allein des Zweckes, um dem ganzen Tumult und der Masse zu entfliehen. Ich bin nicht wirklich gerne unter Menschen und ziehe mich lieber vor ihnen zurück. Außerdem machen meine unzähligen Macken es umso schwieriger. Doch dies ist in diesem Falle irrelevant und steuert nicht dazu bei, meinen Sitz zu erläutern.
Wie schon erwähnt, besitze ich ein recht kleines Häuschen, abgeschieden von der Masse, anderen Häusern und auch dem Wald. Das liegt einfach an meiner Vorsicht. Ich lebe in einer Art Bibliothek. So hatte ich noch vor, sie durchzulesen, wenn sich die Zeit finden sollte. Ich besitze ein Erd- und Obergeschoss. Oben befindet sich allerdings nichts weiteres, außer eine weitere Ansammlung von Büchern und einem Fenster, um nach draußen zu schauen. Unten habe ich meinen Schreibtisch, an welchem ich die meiste Zeit verbringe, sowie die Küche, welche vom Hauptteil getrennt steht. Zwei Esstische befinden sich ebenfalls m großen Raum. Auf der linken Seite befindet sich mein Schlafbereich, welcher - so wie die Küche auch - vom Hauptteil durch eine kleine Holztrennwand abgetrennt ist. Dort befindet sich auch ebenso ein großer Schrank für meine Klamotten und das Bad. Nicht sehr groß, aber ausreichend für mich. Ein Waschbecken, eine Badewanne und die Möglichkeit zu duschen. Baden ziehe ich jedoch vor. Ach ja und natürlich die Toilette.
Normalerweise meide ich Wohnbereiche, die mit Holz ausgestattet sind. Doch da mir keine andere Möglichkeit blieb, meide ich so nun das Feuer und eigne mir lediglich das Licht von draußen oder eine Lampe zur Hilfe. So hab ich auch sehr selten warmes Essen auf dem Tisch, den der Herd in meiner Küche wird normalerweise mit Feuer betrieben. Und obwohl ich nicht immer die Zeit dazu habe, beziehungsweise haben werden, werde ich mich dennoch darum kümmern, frühmöglich alles einmal durchzuputzen. Ich strebe nicht sehr gerne danach, alles wirklich neu zu besitzen. Lieber habe ich es schlicht und altmodisch.
Draußen habe ich einen kleinen Garten, indem ich Gemüse und Kräuter angepflanzt habe. So wie ich die Blumen liebe, besitze ich auch einen großen Teil im Garten, um welchen ich mich stets kümmere. Im Gegensatz zu der Nahrung, waren diese allerdings schon geplanzt gewesen. So habe ich sie übernommen und achte stets auf sie, um sie wachsen und gedeihen zu lassen.
Helfen? Mittlerweile stand er schon bei mir in der Küche. Direkt neben mir. Hatte mich sogar etwas zur Seite geschoben. Auch wenn er nicht auf meine Frage antwortet, nun. So wie er sich verhielt, schien er sich trotz allem darüber zu freuen? Ich hoffte es. Kurz darauf lächelte ich schließlich, ”ja, kannst du.” Und ja, ich wollte essen machen. Für uns beide. Und genau jetzt, jetzt, wo er wieder so nahe bei mir stand hatte ich das starke Bedürfnis, ihn zu umarmen. Mich an ihn zu lehnen. Aber ich unterdrückte diesen Zwang. Es war nicht mal wirklich ein Zwang. Wenn doch, dann einer, denn ich noch nicht lange hatte. Erst seit dem ich ihn… - ich wollte es nie wieder machen. Auch wollte ich mich gedanklich von ihm lösen. Hatte es eigentlich so beschließen wollen. Ich wollte nicht länger an Liam denken. Keine Minute mehr. Und doch standen wir nun hier, nebeneinander und waren dabei, dass essen zu zubereiten. Damit verstieß ich gegen meine aufgestellte Regel: nicht weiter an Liam denken. Dabei sehnte ich mich so nach Gesellschaft. Vor allem von den Leuten, die ich… hm, mochte. Uhm. ”Nur das beste“, ergänzte ich, versuchte einfach an etwas zu denken, was weniger mit Liam zutun hatte. Weiße, plüschige Schäfchen auf der Weide… inmitten eine Katze. Es schüttelte mich. Ich radierte die Katze aus meinen Gedanken. Weiße, plüschige Schäfchen. Alleine. Auf der Weide. Ja. Schielte ich jedoch hinüber, wieder war die Katze da. ”Messer? Da in der Schublade“, erklärte ich, deutete auf die besagte, "pack den Schutz davon bitte sorgfältig an die Seite, damit es dann wieder auf die Klinge kann“, sollte damit die Verletzungsgefahr sehr stark reduziert werden. Derweil schritt ich zum Schrank und holte einen Topf heraus, um etwas Wasser hineinzufüllen und darauf zu warten, den Reis hineinzutun. ”Bitte pass aber auf“, denn ich wollte nicht, dass er sich schnitt. Obwohl mir sein aufgeregter Blick schon etwas Angst machte. Oder vielleicht war es einfach die Freude, mir… helfen zu… können?
Was sah er denn so missmutig aus? "Ich kann mit Messern umgehen", grinste ich, ging zur Schublade und nahm es vorsichtig heraus, legte den Schutz, wie er es wollte, beiseite und strich vorsichtig über die stumpfe Seite der Klinge, um zu testen, ob es auch wirklich die stumpfe war. Einmal hatten mich meine Augen getäuscht [es war aber auch ein sehr dünnes Messer gewesen, bei dem beide Seiten gleich aussahen] und ich hatte mich ziemlich fies geschnitten [anstatt wen umzubringen, tüdeldü].
Seine 'Nur das Beste' Antwort war dermaßen putzig gewesen, dass ich darauf nichts hatte antworten können; ich hatte mich nur ein wenig beschämt abgewendet. Er war so unglaublich lieb und ich war wütend darauf gewesen, dass AJ vermeintlich keine Gefühle für mich hatte; ich war so unfair. Eigentlich war meine Existenz ziemlich zum Kotzen, mit der gesamten Vergangenheit, dass ich aufrecht gehen konnte war zumindest ein Wunder, dass ich in den Spiegel schauen konnte, genauso. Eigentlich war Gilbert viel zu gut für mich.
Wie konnte ich auch annehmen, mit einem Engel auf gleicher Stelle zu stehen? Auch AJ war, wie ich erkannte, eigentlich grundlegen etwas Besseres als ich. Irgendwie hatte ich Zuversicht, dass genau aus diesem Grund sich ihre Gefühle ändern könnte; wenn sie erstmal erkannte, dass ich es nicht wert war [sagten sich die Frauen das auch nicht immer?].
Gedankenverloren schnippelte ich eine Gemüsesorte nach der Anderen, ohne auf meine Finger noch auf irgendetwas Anderes zu achten, bis ich schließlich feststellte, dass das Gemüse schon...zerschnippelt war. Was zur Hölle, das ging schnell! Enttäuscht putzte ich das Messer ab und legte den Schutz wieder an, betrachtete es noch ein paar Momente, stellte mir vor wie ich es in einen Körper rammte und...das Herz würde stärker in den Ohren pulsieren, während es versuchte, jeden gottverdammten Tropfen Blut, der entweichen würde, zu ersetzen, indem es schneller pumpte.. und wenn das Opfer klägl..
Es reichte. Ich fühlte mich zurück in der Gegenwart, legte das Messer schließlich zurück und stellte mich auch wieder neben Gil, während ich das Gemüse betrachtete. So gleichmäßig schneideten nicht einmal Küchenmaschinen. Grausam, wie sich die Vergangenheit in der Gegenwart ausdrücken konnte. In geschnittenem Gemüse. Man, wie uncool.
Ich stand nun fast Schulter an Schulter zu Gilli [nun, ich war ein wenig kleiner..] und spürte...seine Gegenwart, seinen Körper. Irgendwo wollte ich ihn berühren, aber ich ließ es. Schuldgefühle, Unsicherheit, Angst ihn zu verletzen, alles spielte eine Rolle. "Früher war das Gemüse nicht so gut; weil wir kein Geld hatten.", stellte ich sachlich fest, "weil eigentlich keiner im Dorf viel Geld hatte, weil sonst hätte ich wohl bessere Lebensmittel stehlen können.", meinte ich und fühlte mich gleich wie ein Slumkind. Viele hatten wohl auf SnK eine komische oder sehr schwere Vergangenheit, aber meine war irgendwo sehr 'schmutzig'.
Aber ich fand es nicht unangenehm, es zu mit ihm zu teilen; ich hoffte, er würde es so hinnehmen, wie ich war.
Nachdem ich auch den Reis den Topf getan hatte, kümmerte ich mich um ein anderes Gemüse. Spürte wiederum erneut die Anwesenheit von Liam. Es kribbelte mich. Daher klammerten sich meine Hände regelrecht um das weiche Gemüse. So atmete ich tief durch, ehe ich den Salat von einigen Blättern schälte, um die sauberen zu rupfen und in die Spüle zu werfen. Die Handschuhe hatte ich natürlich schon längst ausgezogen, auch wenn es mich störte, dass die Rücken meiner Hände - auf welchem ich ein Tattoo besaß, auf der rechten - frei waren. Und doch schaute ich wieder auf, blickte etwas über meine Schulter, um Liam auch nicht nur seiner Worte zu lauschen, sondern auch zu versuchen, aus seiner Anwesenheit - was eigentlich so recht unglaubwürdig klang - weiter Informationen zu erfahren. Die ich wiederum auch bekam. Ich sagte dazu nichts, wandte mich wieder nach vorne, um weiterzumachen. ”Ich denke, solange man überhaupt etwas zu essen hat, sollte man damit schon zufrieden sein. Und wenn es nur eine Stulle und ein Glas Wasser ist.” Ja, so stand ich jedenfalls dazu. Ich war glücklich, wenn ich überhaupt etwas hatte, was mich darüber hinwegbrachte, Hauptsache irgendwie meinen Hunger zu stillen. Gleichzeitig machte es mir auch nichts aus, dass er - wie Liam erwähnte - geklaut hatte. Auch wenn das zu den Dingen gehörte, die ich nicht sonderlich fördernd fand. Aber wenn es von Nöten war, sah ich die Sache irgendwie anders. Die Ärmel meines Hemdes hochgekrempelt, ließ ich auch etwas Wasser ein, um den Salat zu waschen. ”Alastar hat damals immer Äpfel aus dem Nachbarsgarten geklaut, weil wir selber keinen Baum besaßen“, murmelte ich schließlich irgendwann, ließ das Wasser wieder raus, um neues nachlaufen zu lassen, ”sie waren unglaublich süß und sehr schmackhaft.” Ich aß sie gerne mit ihm.
Ich beobachtete seine Handgriffe, also, was er noch weiter für's Essen vorbereitete und überlegte, was ich dabei machen konnte. Vermutlich nichts.~ Erst beim zweiten Hinschauen fiel mir das Tatoo auf..hatte er das..nein, das hatte er sich nicht erst gestochen, oder? Zumindest war es mir das letzte Mal nicht aufgefallen; allerdings könnte er auch da schon den Handschuh getragen haben. Ja, vermutlich war es das. Warum er überhaupt Handschuhe trug war mir ein Rätsel; so kalt war es auch nicht..oder war es ein Zeichen von Etikette?
Ich, in zerschlissenen Jeans und Lederjacke, die ich nun auszog und über den Stuhl legte, der sich vorhin noch für fast zu schick zum 'Abhängen' gefühlt hatte besaß dann wohl weniger Etikette. Aber mir graute es vor Anzug oder Schlips; das würde mir wohl auch nicht recht passen. Also überließ ich es den Leuten, denen es stand. Wie zum Beispiel Gil. An ihm konnte ich mir nämlich auch keine Jeans vorstellen. Obwohl..
Gut. Bevor meine Gedanken zu weit abdrifteten konzentrierte ich mich erneut aufs Essen zubereiten...auch wenn meine Hilfe wohl immernoch nicht gebraucht wurde. Ein wenig unnütz stand ich also herum, bis ich auf eine Idee kam. "Ich könnte ja Dressing machen." für den Salat. Nach ein wenig Gesuche fand ich auch Behälter und Zutaten und fing an, zu Mischen.
"Vermutlich.", antwortete ich auf Gil's Statement, "Aber ich glaube, ich bin in letzter Zeit ziemlich verzogen, weil ich endlich selbst Geld verdiene, auch wenn es nur ein Lehrerlohn ist", lachte ich, "Es macht doch einen Unterschied.", fügte ich hinzu und wartete auf weitere Salatzutaten. "Wer ist Alistor?", fragte ich dann doch nach und ließ den Dressingbehälter ein wenig sinken, legte fragend den Kopf ein wenig schief. Alistor...der Alligator. Fiel mir spontan ein; hatten alle in Gilberts Leben [einschließlich ihm] solche seltsamen Namen? Ehrlich; bei uns käme niemand darauf, wen so zu nennen. Bei uns hörten vielleicht alle Namen auf a, o oder e auf...[ausgenommen Liam] aber das war vermutlich noch was Normales. Aber Gil war ein Engel und hatte ein viel unmoderneres Leben geführt, wie ich vermutete. Wie lange konnten Engel denn Leben?
Hm~ ja, vermutlich war das so. Aber ich dachte mir, dass es trotz allem durchaus gut war, wenigstens die beiden Sachen zu besitzen, um nicht ganz auf der Haut zu beißen, weil man nichts anderes besaß. Aber nun gut. ”Hm~ vermutlich hast du recht“, gab ich demnach zu, lächelte erneut und wandte mich wieder an den Salat. Das Wasser erneut raus gelassen, wurde auch zum dritten Mal frisches Wasser zugefügt. Ich schaute kurz zu ihm, dabei beobachtend, wie er das Dressing machte. Abgesehen davon, dass er die Sachen doch recht schnell fand, erstaunte es mich dennoch. Ob das einfach an der Tatsache lag, dass er eine Katze… - ich schluckte etwas, wollte mich aber auch wieder beruhigen. Nicht erneut. Er war eine Katze, ja. Aber jetzt war er ein Mensch, so. Vermutlich war seine Nase einfach unglaublich gut. So wie es bei den meisten Tieren war, oder? Doch kurz darauf hörte ich in meiner Bewegung auch auf und sah zu ihm. Jetzt, wo er fragte. ”Stimmt“, murmelte ich schließlich, erinnerte mich daran, ihm nie von ihm erzählt zu haben. Lächelte ich kurz darauf auch wieder und ließ das Wasser nun wieder ab, um den Salat vom Wasser etwas abzuschütteln und nach und nach aus dem Wasser zu fischen und in eine Schale zu geben. ”Alastar ist mein Bruder“, erklärte ich ruhig, ”hmm… jedenfalls bezeichne ich ihn als meinen Bruder. Er ist der Sohn meiner Zieheltern, weist du?”, erklärte ich und kam nun mit der Schlüssel rüber zu ihm, um sie auch dort abzustellen. Konnte Liam dann auch das Gemisch hinzugeben, sobald er fertig sein würde. Ja~ Alastar. Sehr oft gab es Momente, in denen ich mich sehnte, bei ihm zu sein. Dann, wenn ich vor allem nicht mehr weiterwusste. Legte sich mein Blick auch warm lächelnd auf die unfertige Mischung, ”er hat sich immer um mich gekümmert und mir geholfen, wenn mich Kinder aus der Nachbarschaft und in der Schule geärgert hatten. Gleichzeitig war er auch mein bester Freund.” Bis zu jenem Tag, an dem wir auseinander gerissen wurden.
[OCC: Er heißt Alastar X___x Hab mich vertan. *hat das jetzt hier geschrieben, bevor ers wieder vergisst*]
Ich lächelte ihn sanft an, als ich die Salatschüssel entgegennahm und ihm aufmerksam zuhörte. Ein Bruder, also. Vorsichtig schüttete ich das Dressing zum Salat [nicht zu viel, da es diesen wohl sonst 'ertränken' würde und auch nicht zu wenig, da mann dann sonst kaum etwas schmeckte.] Doch gleich darauf fiel mir fast der Dressingbecher aus der Hand. "Z..ziehelte..?...du bist adoptiert?" Das schockte mich und meine doch ziemlich heile Welt dann doch. Ich schüttelte den Kopf, bevor ich mich wieder fasste und weiter Dressing schüttete, bevor ich den Becher abstellte und den Salat mit der Gabel [die ich schon für das Dressing verwendet hatte] unterrührte.
"Verrückt, dass ihr euch so gut versteht.", meinte ich und sprach von der Gegenwart. War er tot? Womöglich, außer er war selbst auch Engel. Betreten schwieg ich und schaute nur auf den Salat. "Und du wurdest in der Schule geärgert?", fragte ich doch etwas zu ungläubig, da ich keine Ahnung hatte, wie ich nun mit diesen neuen Erkenntnissen umgehen sollte. Dabei konnte ich mir Gilbert eigentlich gut als Mobbingopfer in der Schule vorstellen...pardon. "Und dann wurdest du Lehrer? ...Irgendwie bin ich grad schockiert.", meinte ich und lächelte vorsichtig: Es war ja nicht wirklich negativ. Nur überraschend. Und es war lieb von ihm, mir schon gleich so viel anzuvertrauen, und auch das verstörte mich ein wenig.
Adoptiert, also? Eltern verlieren und neue bekommen. Das muss doch doppeltes Drama bedeuten. "Der Salat ist fertig.", stellte ich fest und linste kurz zum Reistopf, bevor ich wieder ein wenig sorgenvoll meinen Blick zu Gil wendete.... Trotz allem hatte ich unglaublich Hunger..und es roch auch schon richtig gut.
Es steckte wohl offensichtlich nicht immer ganz das hinter den Menschen, was man erwartete; ich war zwar wohl nicht der Überzeugung gewesen, Gilbert wäre in der Vergangenheit GAR NICHTS zu gestossen, nein, dazu waren die Hinweise zu deutlich. Aber dass er beide Elternteile auf einmal verloren hatte war doch schon heftiger als bei mir; denn meinen Vater hatte ich eine Zeit lang behalten können, bevor er verstarb.
Hatten ihn das nun… so sehr geschockt? Das wollte ich nicht. Währe ihm dabei sogar fast der Becher aus der Hand gefallen. ”Ruhig“, murmelte ich leise, wollte ihm schon fast den Becher aus der Hand nehmen, nachdem ich seine wiederholten Worte leicht belächelte. Wenn auch etwas genickt. ”Uhm… ja“, bestätigte ich daher leise und ließ ihn dann doch machen. Schien sich ja wieder einigermaßen gefangen zu haben. Und trotz der Tatsache, dass es nun mal so war, war ich doch froh, dass er nicht plötzlich reisaus nahm, obwohl ich mir das eigentlich kaum hätte vorstellen können. War es doch mein Schicksal gewesen und nicht seines. Hm. Er hat mich von Anfang an akzeptiert und immer ein Auge auf mich gehabt, obwohl er mehr auf dem Kerbholz hatte, als ich“, Vergangenheit. Ich schaute betrübt darüber in die Salatschale, ehe ich mich wieder an Lia m wandte und seine Frage mit einem nicken versah. ”Ja“, wieder seufzte ich, schaute entschuldigend, ”ich gehörte nie zu jenen, die mit Worten oder Taten prahlten. Nie wollte ich mich schlagen. Und die Interesse an Blumen… nun… die kam nun mal nicht so an.” Denn damit stand ich im Grunde alleine da. Selbst so manche Mädchen machten sich über mich lustig. Das war schon wirklich bitter. Daher war Alastar auch der einige, auf den ich mich verlassen konnte. Der einzige, den ich meine Freund nennen konnte. Das er über das ganze geschockt war, nun, ich konnte es schon irgendwie verstehen. ”Die Kinder sollen hier nicht unbedingt erleben müssen, geärgert zu werden... jedenfalls so, wie es bei mir war. Das soll ihnen einfach nicht passieren. Deswegen will ich sehen, ob ich das verhindern kann, wenn es mal passieren sollte. Denn so etwas… kann… sehr…”, ich schob die Brauen leicht zusammen. Krallte mich kurzerhand in der Arbeitsfläche fest, an welcher ich mich leicht abgestützt hatte. Mir kamen wieder die Bilder in den Kopf, wie ich diesen Jungen erschlagen hatte, weil ich es einfach nicht mehr ertrug. Ich hatte eine Fehlzündung gehabt. Und obwohl ich wusste, dass er noch immer lebte, lastete das irgendwie auf mir. Nun ja… jetzt lebte er garantiert nicht mehr, aber… ich war - in meinen Augen - als gefallener Engel damit gestraft.
”…!!!”, der Salat war fertig? ”Oh, ja. Das ist gut“, ich beruhigte mich. Wenn auch langsam. Ließ die Platte nun wieder los und lächelte, um dann auf den Salat zu schauen, welchen Liam fertig gemacht hatte. Das sein Blick auf mir ruhte, merkte ich ja eigentlich immer, jetzt auch. Wenn aber nur zaghaft. ”Dann schauen wir mal, was der Reis macht und kümmern uns auch um das Gemüse. Es soll ja bissfest sein“, ich wandte mich kurz darauf auch zu eben der Pfanne hinüber, ”magst du es auch bissfest oder eher etwas schlapp?” Mich mit kochen einfach von diesem Gedanken abwenden, ja. Das tat gut.
"Menschen die alles an einem aktzeptieren können sind wohl sehr rar.", stellte ich fest, nein wirklich. Ich war ja selbst keiner von der Sorte, der wirklich über alles hinwegsehen, oder alles lieben konnte. Ich gehörte zur Sorte Mensch, die viel aktzeptierte, jedoch nicht alles, was ihr nicht gefiel kritisierte. Es gab Menschen, die konnten mich zur Weißglut treiben und welche, mit denen konnte ich gut auskommen. An beider Art Personen liebte ich wohl einzelne Charakterzüge, aber doch nie alles. Weil für mich persönlich eine 'übergreifende' Liebe sehr blind war.
Vielleicht war sein Bruder auch nicht blind, bloss warmherzig. Diese Theorien galten eben für mich, und wahrscheinlich nur für mich.
Als Gil dann erneut sein Interesse an Blumen erwähnte, lachte ich nicht los [zum Glück] sondern sah ihn ernsthaft an, musste schließlich schmunzeln. "Seien wir ehrlich, ich wär' auch nicht so für Blumen gewesen. Früher hätte ich das komisch gefunden." Wir wollten ja ehrlich sein. Aber gemobbt? Nein. "Heute find' ich das wohl eher süß." Weil sich zwischen früher und heute so einiges geändert hatte. Und weil Gil ziemlich adorable war. Nicht männlich, aber halt goldig. Ich grinste etwas in mich hinein,bevor ich wieder zu ihm schaute. Nun nickte ich wieder ernst. "Das ist ein gutes Ziel." Anders als Lehrer aus der Not zu werden, vor den Mafiagebrüdern zu flüchten. Und weil man nicht weiß, was man sonst tun soll. "Aber vermutlich sind die meisten Kinder schon schicksalsbefleckt, wenn sie erst auf SnK kommen; da kann man nur noch im Nachhinein helfen.."
Ohweh. Die Stimmung veränderte sich kurz, ich beobachtete ihn, meine Augen kullerten vom einen Eck zum Anderen, ratlos, was er jetzt fühlte oder dachte. Ich strich ihm vorsichtig über die Schulter, als er wieder, halbwegs normal aussah, sagte aber nichts, nickte nur, als er vom Gemüse redete...und hustete...~ "Schlapp ist nicht so meins.", erklärte ich, weiter die Hand vor den Mund halten[& hustend], zum Waschbecken laufend und mir einen Schluck aus dem Hahn gönnend, damit er ja niemals erfahren würde, wie schnell und wie zweideutig ich dachte..[...].
Tja. Früher war wohl alles anders, als heute. Heute wurden die Interessen wenigstens mehr toleriert, als damals. Dafür wollte ich aber wenigstens einfach versuchen, den Kindern zu helfen. Ob ich jetzt erfolg damit hatte oder auch nicht. So konnte ich mir wiederum nicht sagen, dass ich es nicht versucht hatte. Konnte es mir nicht vorwerfen. Wenigstens der Versuch war da. Aber auch das Thema stand nun hinten an und ich beobachtete Liam, wie er plötzlich zu husten anfing, daraufhin sogar etwas trank. Da hatte ich nur kurz nach dem Reis geschaut, stand ich schon in seiner Nähe, um ihm über die Schulter zu sehen. Ihn auch zaghaft an dieser zu berühren. Hatte ich einfach Angst, dass er wieder so reagieren würde, wie zuvor schon, wo er so… schreckhaft zurück gesprungen war, was mir im nachhinein unglaublich leid tat. So war es dieses mal lediglich meine Hand, welche ich auf seine Schulter legte. Besorgt schauend. ”Ist alles okay? Hab ich etwas falsches gesagt?”, hoffte ich natürlich nicht. Wiederum konnte ich dem anderen natürlich nicht in den Kopf schauen. Vielleicht war das auch ganz gut so, Mir wäre es selber ziemlich unangenehm gewesen, wenn ich wüsste, dass man in meinen Gedanken umherwuselte. Und doch schielte ich auf meine Hand, die ich vorsichtig wieder zu mir nahm, “t‘schuldige“, murmelte ich leise, lächelte aber zögernd, um mich dann aber auch wieder an das Gemüse zu machen. Seit dem es passiert war, dass sich Liam so dermaßen erschreckt hatte, war ich mir nicht mehr sicher, wie weit ich gehen konnte. Ob ich ihn überhaupt berühren sollte. Wie jetzt zum Beispiel an der Schulter. Ich war unsicher, wollte nicht erneut etwas falsches machen. Er mochte es also knackig. Okay. Tat ich mich nun auch daran, die Pfanne etwas zu erhitzen, etwas Öl hineinzugehen und einige Zeit später auch das Gemüse. So schwenkte ich auch gekonnt das Gemüse in der Pfanne. Wirkte teilweise schon so, als hätte ich neben dem Beruf als Lehrer noch den des Koches eingeschlagen.
Ich zuckte zusammen, nicht so heftig wie das letzte Mal, entspannte gleich wieder meiner Selbst. "Kein Ding.", ich hustete noch kurz, bevor ich mich wieder aufrichtete. Schrecklich, wenn ich alleine hier die Perversion hatte. Gilbert war wohl warhaftig ein 'Engel'.
Ich seufzte und schüttelte meinen Kopf "Kein Grund zur Entschuldigung. Ich bin doch hier der Spastiker.", meinte ich und versuchte ein Lächeln, auch wenn ich es sehr bitter fand, wenn man Freunde aus der Gewohnheit heraus angriff. Auch AJ hatte ich angegriffen; als sie mir zu nahe gekommen war; war auf ihr gesessen und hatte sie töten wollen. Und ich erinnerte mich an ihre Worte, dass sie gerne sterben würde. Mich fröstelte es kurz. Was auch immer damals der Grund war, für sie so zu denken, ich hoffte, dass sie..nicht nochmal in die Lage kam..oder war, so zu fühlen.
Kurz gesagt, grade fühlte ich mich elend. Ich wollte mit ihr reden..nicht Schuld daran sein, dass es ihr schlecht ging...und dann wollte ich bei Gil bleiben. Beschissen war das. Selbst wenn ich zu ihr laufen würde, wahrscheinlich würde sie nicht mit mir reden wollen...
Ich ging Theorien durch, wie sich unsere Beziehung entwickeln konnte, wie wir wieder zur Normalität miteinander kommen könnten. Schon wieder. War wohl nicht weiter schlimm, weil Gil mit dem Gemüse beschäftigt war. Ich ging wieder zu meinem Platz neben ihn zurück, sah ihm zu. "Das riecht lecker.", meinte ich, versuchte auf andere Gedanken zu kommen und sah Gil an, während er kochte. Meine Lippen verschmälerten sich, als ich seine Erscheinung noch mehr wahrnahm; von der Seite sah er eigentlich stark aus. Konzentriert und verlässlich. Hrm. Meine Hormone wollten mit mir durch, wie bei einem Teenager. Schrecklich. "Ich richte Teller,okay?" Und nach ein paar falschen Schubladen fand ich auch diese, stellte sie auf den Tisch und überlegte, wo er nochmal das Messer raushatte.