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Leviathan

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Zen 136

Charakterbogen
Aufenthaltsort: Zimmer 205
Aktuelles Outfit: Offenes, grau kariertes Hemd über weißem T-Shirt, knielange Jeasshorts, weiße Sneakersocken
Leviathan

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BeitragThema: Alter Bahnhof Alter Bahnhof - Seite 8 EmptyMo 3 Jan 2011 - 22:28
das Eingangsposting lautete :

Der alte Bahnhof






Ein Überbleibsel längst vergangener Tage: Der alte Bahnhof befindet sich am äußersten Rand der Stadt. Jahrzehnte ist es schon her, als dieser Bahnhof noch in Betrieb war. Einst verbanden Schienen und Brücken die Insel mit dem Festland, jedoch wurde alles immer wieder von den Werwölfen zerstört, um den Einwohnern einen Abgang zu erschweren. Auch für den Inselkundeunterricht wird der Bahnhof gerne aufgesucht. Heute ist dieser Ort nur noch eine Ruine und die alten Züge nicht mehr als leblose Wracks.


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BeitragThema: Re: Alter Bahnhof Alter Bahnhof - Seite 8 EmptyFr 29 Jun 2012 - 19:44
Sie wollte weg, einfach von diesem Ort verschwinden und vor allem nie wieder diesem Typen über den Weg laufen. Insgeheim hoffte sie, dass es ihm doch zu langweilig mit ihr wurde und er sich freiwillig von ihr ab wand, aber das war wohl ein Trugschluss. Stattdessen näherte er sich ihr erneut mit einer Geschwindigkeit, die ihre Augen nicht wahrnehmen konnten und stand den Bruchteil einer Sekunde später so nah vor ihrem Gesicht, dass die Elfe seinen Atem erneut auf ihrer Haut spüren konnte. Der kaum vorhandene Abstand hätte gereicht, um ihm eine Kopfnuss zu verpassen, sie sich gewaschen hatte, aber das war eigentlich nicht ihre Art. Sobald er jedoch Gewalt gegen sie verwendete, würde sie zu ihren kampfsportlichen Fähigkeiten greifen und ihn überwältigen. Zumindest würde sie dies versuchen, ob sie sich gegen ihn behaupten konnte, war eine andere Frage. Um den stechenden Farben seiner Iris zu entfliehen und nicht mehr das Grinsen betrachten zu müssen, kniff sie die Augen zusammen, selbst wenn dies nicht unbedingt ratsam in einer solchen Situation war. Mit gesenkten Lidern könnte er sie viel leichter verletzen. Angespannt atmend, spürte sie wie ihr Kiefer zitterte, konnte das aber nicht verhindern. Dieser Kerl hatte eindeutig eine psychische Störung, wenn sie seinen Worten Glauben schenken durfte. Welcher normale Mensch sprach bitte so und bedrohte eine völlig fremde Person einfach aus Langeweile?
Erst als er eine ihrer Strähnen zwischen seine Finger nahm, öffnete Cami die Augen und musste fest stellen, wie sie bereits verzweifelt mit den Tränen kämpfte. Bei genauerem Hinsehen konnte man vermutlich bereits sehen, wie ihre blauen Augen leicht glänzten und sich das Licht in den unterdrückten Tränen brach. Sie wollte sich nicht die Blöße geben und vor ihm weinen, aber er machte ihr einfach unglaubliche Angst. Die Sonnenelfe schluckte und fuhr mit den Fingern langsam über die Wölbung, welche ihr Handy in der Hosentasche dar stellte. Aber selbst wenn sie es schaffen würde jemanden anzurufen, wüsste sie gar nicht wen. Miko besaß keinerlei kämpferischen Fähigkeiten. Einzig und allein Rosiel könnte sie vielleicht aus dieser Situation retten. Während sie noch krampfhaft mit dieser Überlegung beschäftigt war, bemerkte sie seine Bewegung erst, als sie kurz von der Reflexion der Klinge des Messers geblendet wurde. Camena hielt die Luft an und konnte nun eine Träne nicht mehr zurück halten, die ihr über die Wange ließ und im Kragen ihres Shirts versiegte. Erst als er das Messer wieder einsteckte, wagte sie es erneut einzuatmen und sich schnell mit dem Handrücken über die Augen zu wischen. Die Mischung aus Furcht, Wut auf diesen Jungen und ihre eigene Schwäche, ergaben eine explosiven Cocktail. Seine selbstgefällige Art erinnerte sie so sehr an die Schüler, die ihr viele Jahre lang das Leben zur Hölle gemacht hatten. Nie hatte sie sich mit Gewalt gegen ihre Mobber gewehrt, aber extreme Situationen verlangten extreme Handlungen. Während er so da stand, die eine Hand an der Stirn, trat Cami einen Schritt auf den Grünhaarigen zu und holte aus. Mit der linken Hand griff sie nach seiner Schulter, um diese zu fixieren und schlug mit der rechten Faust in seinen Unterleib. Diese Bewegung vollführte sich nach jahrelanger Übung flüssig, relativ schnell und wirkungsvoll für ihre sonst so geringe Schlagkraft. »Schneid mir auch nur eine Strähne ab und du kannst dich direkt von deinem kleinen Freund verabschieden können«, stellte sie schnaufend klar, nachdem sie wieder einige Schritte zurück gewichen war, sodass er sie hoffentlich nicht packen konnte. Die Brünette ging langsam immer weiter nach hinten, um die Distanz zwischen ihnen zu vergrößern.


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BeitragThema: Re: Alter Bahnhof Alter Bahnhof - Seite 8 EmptySa 30 Jun 2012 - 17:46
Wäre ich nicht sowieso schon am lachen gewesen, dann hätte ich nun damit angefangen. Sie weinte. Da lief wirklich eine Träne aus ihren Augen herab und tropfte in den Kragen ihres Shirts. Solche Reaktionen. Genau solche Reaktionen waren der Grund für meine Handlungen. Wenn man mir zeigte, dass man Angst vor mir hatte oder Qualen und Schmerzen litt. Mein Lächeln wurde mehr als irre und ich sah, wie sie plötzlich auf mich zutrat. Ich duckte mich nicht weg, obwohl das aufgrund meiner Schnelligkeit ein leichtes gewesen wäre. Das würde sowieso nicht so schlimm sein. Im ersten Moment tat der Schlag in meine Magengegend zwar wirklich ziemlich weh, doch danach stellte sich der stechende Schmerz ziemlich schnell wieder ein. Einen robusten Körper zu haben hatte schon seine Vorteile. Wäre ich ein gewöhnlicher Mensch gewesen, dann hätte ich nun wahrscheinlich den gesamten Abend lang nichts mehr essen können. Aber so kniff mein Magen nur noch ein wenig, als ich mich wieder aufrichtete. Dennoch war ich ein klein wenig genervt. Ich mochte keine Schmerzen. Nein, viel eher hasste ich sie, wenn ich sie nicht anderen zufügen konnte.
"Es tut mir Leid dich enttäuschen zu müssen, aber ich glaube nicht, dass ich dir irgendwann die Möglichkeit einer Wahl gelassen hätte", meinte ich dann und meine Stimme war gefährlich leise. Ich war nicht wirklich wütend, das wurde ich im allgemeinen nur sehr, sehr selten. Aber ein wenig genervt war ich dennoch. Ich schob wieder die Hand in meine Hosentasche und wollte erneut auf sie zugehen, damit ich sie wieder von Neuem bedrohen konnte. "Ich weiß nicht wie du auf den Gedanken kommst, dass du mir wirklich etwas antun könntest, aber wenn du willst, dann können wir ja gerne ein wenig spielen. Ich mag Spiele." Meine Stimme hatte einen fröhlichen und doch gefährlichen Unterton und meine Augen leuchteten sie erwartungsvoll, herausfordernd und arrogant zur gleichen Zeit an. Ich holte schließlich wieder die Klinge aus meiner Tasche und dann warf ich sie mit einer blitzschnellen Handbewegung in ihre Richtung. Sie sollte das Mädchen nicht wirklich treffen, allerdings zischte sie genau wie geplant nur um Haaresbreite an ihrem linken Ohr vorbei. Ich zeigte mit einem Finger auf sie und fing wieder an hämische und fröhliche Laute von mir zu geben, während ich einen Schritt zurück machte. Und danach noch einen. Doch leider hatte ich etwas nicht mehr mitbekommen, da ich mich so sehr in meine Rede und meine Aktionen hineingesteigert hatte. Nämlich dass der Bahnsteig nicht endlos breit war und unter mir die Schienen lagen. Ich trat nur um wenige Zentimeter an der Kante vorbei und sah noch im selben Moment herunter zu meinem Fuß, in dem ich kippte.
Der Sturz an sich tat zwar ziemlich weh, da ich genau mit der Wirbelsäule auf den Gleisen landete, aber ich brach mir keinen Knochen, was allerdings auch nur daran lag, dass ich eben aufgrund meines Daseins als Halbengel nicht so leicht Verletzungen davontrug. Dennoch stöhnte ich leise auf und legte meinen Kopf in den Nacken. Schlagartig wurde ich wieder müde und mir fielen die Augen zu. Ich hatte doch gewusst, dass das nicht mehr normal sein konnte. Dabei hatte mich dieses Weichei seit längerer Zeit in Ruhe gelassen. Nur leider in diesem Moment wohl nicht mehr. Ich seufzte noch einmal ganz leise. Na ja. Es half wohl alles nichts mehr. Langsam verlor ich das Bewusstsein. Oder auch nicht. Mochte man es auslegen, wie man wollte.

~ ☆ ~ ☆ ~ ☆ ~

"R-R-Ricoooooo ..." Meine Stimme zitterte und ich setzte mich langsam auf, sodass ich auf dem Schotter zwischen den Schienen saß. Mir tat alles weh, ich hatte kaum geschlafen, genau so wenig wie er und außerdem war er so gemein zu einem solch netten Mädchen gewesen. Aber am schlimmsten war, dass mein Arm aufgeschrammt war, genau so wie meine linke Wange und meine gesamten Hände. Ich hob diese dann aber an mein Gesicht und wischte mir über die Augen, als ich leise schniefte und mit der größten Mühe versuchte meine Tränen zurückzuhalten, die mir in den Augen standen. Ich wollte eigentlich nicht weinen. Rico würde nachher bestimmt wieder sauer auf mich sein. Das war er ohnehin schon so oft. Und dabei mochte ich ihn wirklich gerne, weil er wie ein großer Bruder für mich war. Ich wünschte ich könnte mich in Gedanken mit ihm unterhalten, aber leider war mir das nicht möglich. Ich wusste sowieso nicht, warum mit einem Mal plötzlich wieder ich die Kontrolle über unseren Körper hatte. Normalerweise überließ ich immer Rico das Handeln. Auch wenn er nicht unbedingt freundlich zu anderen war, konnte er sich eben einfach besser behaupten als ich das konnte. Außerdem konnte ich einfach nicht glauben, dass er wirklich so böse war. Sicherlich machte er böse Sachen, aber deswegen konnte man ihn doch noch lange nicht verurteilen. Ich war mir absolut sicher, dass er irgendwo eine gute Seite hatte. Ich hätte ihn zu gerne um Rat gefragt, denn ich war immer noch vollkommen verwirrt von dem plötzlichen Wandel und nun liefen mir wirklich Tränen über die Wange.
Außerdem war da immer noch dieses Mädchen, das jetzt wahrscheinlich ziemlich sauer auf mich sein würde. Was sollte ich denn nun machen? Ich hatte keine Ahnung was ich zu ihr sagen sollte, damit sie mir nach der letzten Aktion von Rico nicht den Kopf abriss. Er hätte ihr etwas entgegensetzen können aber ... ich? Wie sollte ich das denn anstellen? Ich spürte also bloß, wie meine Schultern zu beben und ich laut zu schluchzen anfing. "Es t-tut mir Leid ... B-Bitte hau mich nicht ... Ich ... Ich bin auch ganz lieb ... Ich verspreche es ... T-Tu mir nicht weh ..." Ich stotterte leise vor mich hin und blickte sie einmal kurz aus großen Augen an, ehe ich mein Gesicht hinter meinem Arm vergrub und weiter heulte. Ich wusste ganz genau, dass Rico tierisch sauer auf mich sein wurde aber ich war verzweifelt, verletzt und hatte außerdem auch noch Hunger.
Ich dachte gar nicht erst daran mich irgendwie aufzurichten oder etwas ähnliches zu machen. Ich hatte viel zu viel Angst davor, dass ich erneut umfallen würde, weil ich wegen meiner eigenen Tollpatschigkeit stolperte, oder dass die Brünette dann doch noch beschloss mich irgendwie zu schlagen, weil ich mich bewegt hatte. Ich wollte nur noch zurück und irgendetwas essen und einen dicken, warmen Pullover anziehen, in den ich mich kuscheln konnte. Außerdem ging gerade die Sonne unter. Ich mochte Sonnenuntergänge wirklich gerne, aber danach würde es wieder dunkel werden. Und Dunkelheit mochte ich nicht. Definitiv nicht.


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BeitragThema: Re: Alter Bahnhof Alter Bahnhof - Seite 8 EmptySa 30 Jun 2012 - 18:55
Cami war wirklich in der Annahme ihn verletzt zu haben und war schon kurz davor gewesen Schuldgefühle zu entwickeln, als sie fest stellte, dass ihm ihr Schlag kaum etwas angetan hatte. Wie weggeblasen war der Anflug eines schlechten Gewissens und sie schob ziemlich genervt die Augenbrauen zusammen, als er wieder begann mit dieser Arroganz in der Stimme auf sie einzureden. Es war nicht zu glauben, wie selbstgefällig einige Menschen sein konnten und damit sogar eine sonst so freundliche Seele wie Cami aus der Haut fahren zu lassen. Sie war nicht stolz auf ihr Manöver gewesen und wollte eigentlich auch gar nicht mit ihm streiten, aber wenn er unbedingt einen Streit vom Zaun brechen musste, würde sie sich verteidigen, komme was wolle. Nur weil sie als Elfe von Natur aus ein fröhliches Gemüt besaß, hieß das nicht, dass sie nicht in Rage verfallen oder sogar gewalttätig werden konnte. Es war ihr einfach nicht lieb unfreundlich zu anderen Leuten zu sein, aber wenn sie es verdient hatten, konnte sie ihre Meinung ganz schnell ändern. Als sie etwas erwidern wollte, spürte sie nur noch wie etwas an ihrem Ohr vorbei rauschte und hinter ihr in einer Säule versank. Kaum eine Sekunde später segelte eine feine, hellbraune Strähne zu Boden, die das Fass endgültig zum Überlaufen brachte. Nicht nur, dass er sie verbal provozierte, nun hatte dieser Junge es tatsächlich gewagt ihr ein kleines Stück ihrer Haare abzuschneiden. Obwohl es wirklich nur eine hauchdünne Strähne war, machte sich das Mädchen schon dazu bereit blindlings auf ihn zuzulaufen und ihm die Leviten zu lesen. Diesen Kerl sollte mal wirklich jemand die Meinung geigen. Läuft hier herum, als wäre er der König der Welt, dachte sie wütend und machte einen Schritt auf ihn zu. Doch noch bevor Cami irgendetwas tun konnte, stolperte er unerwartet nach hinten und landete mit einem Satz auf den Bahngleisen. Irritiert hielt sie inne und blinzelte einige Male, um zu realisieren was eben geschehen war. Theoretisch könnte sie die Zeit nutzen, um davon zu laufen, aber … was hielt sie eigentlich davon ab? Er war ein ganz mieser Typ, der sie bedroht hatte und verdiente eigentlich gar keine Aufmerksamkeit, geschweige denn Hilfe von ihr. Seufzend fasste sie sich an den Scheitel und betrachtete für eine Weile den Himmel, welcher sich bereits sanft orange färbte. Sie war also länger als angenommen gelaufen und hier am Bahnhof gewesen. Die Zeit verflog wirklich wie im Flug, wenn man bedroht wurde, haha. Kopfschüttelnd wollte das Mädchen sich schon umdrehen und den Grünhaarigen einfach dort liegen lassen, als ein Wimmern ihre Aufmerksamkeit erregte und ein Stück näher an das Gleis heran treten ließ. Er hatte sich wieder aufgesetzt, was ihr zunächst ein erschrockenen Laut entlockte. Doch als sie sah, dass ihm Tränen über die Wangen kullerten, runzelte sie verwirrt die Stirn und schaute nochmal hin, um sicher zu gehen. Wollte er sie zum Narren halten? Als würde sie auf so einen miesen Trick herein fallen! »Glaubst du, du kannst mich damit rein legen? Ich werde mich hüten auf dein Spielchen rein zu fallen!«, rief sie ihm von oben zu und stemmte die Hände in die Hüften. Doch je länger Cami das Häufchen Elend dort sitzen sah, desto schwieriger wurde es standhaft zu bleiben. Wieso tat er denn nun so als wäre er vollkommen hilflos? »Jetzt … jetzt hör doch schon auf damit. Ich weiß doch, dass du nur so tust als ob.« Ihre Stimme klang allerdings weniger überzeugt, als noch vor einer halben Minute. Unschlüssig kam sie näher, sodass sie kaum dreißig Zentimeter vom Rand entfernt stand und ging in die Hocke. Oh man, ich bin wirklich zu gutmütig. Seufzend setzte sie sich auf den Rand und machte schließlich einen Hüpfer, um schwankend auf dem Grund unter ihr zu landen. Trotz allem hielt sie einen gesunden Abstand zu dem Jungen ein – nur für den Fall. Sie fühlte sich nicht wohl dabei hier zu stehen, immerhin könnte sich das alles als Schauspielerei erweisen und er könnte sich jeden Augenblick aufrichten und sie ernsthaft verletzen. Bei diesem Gedanken trat Cami einen Schritt zurück und schluckte. Auf der Innenseite ihrer Wange kauend, wusste sie nicht, was sie nun tun sollte. Also verharrte sie am Rand der Gleise und wartete erst einmal ab, was er tun würde. Besonders furchteinflößend sah er zwar nicht mehr aus, aber bei einem Psychopathen konnte man nie wissen.


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BeitragThema: Re: Alter Bahnhof Alter Bahnhof - Seite 8 EmptySo 1 Jul 2012 - 10:35
Ich hörte was sie sagte und merkte, dass meine Unterlippe leicht zu zittern anfing. Es war mir klar gewesen, dass sie mir nicht glauben würde. Aber leider war ich nun noch verzweifelter als zuvor. Was sollte ich denn jetzt machen? Ich war vollkommen ratlos. Wie gerne hätte ich jetzt Rico um Hilfe gebeten. Warum musste ich denn auch ausgerechnet jetzt wieder die Kontrolle übernehmen? Das verstand ich irgendwie nicht. Das passierte immer zu den unpassendsten Zeitpunkten, sodass ich eigentlich fast immer irgendwie zu weinen anfing oder anderweitig verzweifelte. Ich wusste nicht, wie ich das nun wieder gerade biegen sollte. Vermutlich wäre jedem anderen irgendetwas eingefallen, aber ich konnte mir wirklich nichts erdichten. Ich hoffte bloß, dass sie mich nicht irgendwie anschrie, denn dann wäre ich noch eingeschüchterter als ich es jetzt ohnehin schon war.
Als ich dann schließlich sah, wie das Mädchen ebenfalls zu den Gleisen hinunter sprang, schnappte ich entsetzt nach Luft. "N-Nein ... N-Nicht hauen ... I-Ich m-m-mach das auch nie wie-wied-wieder ... Bi-Bitte ...", stotterte ich erschrocken, während ich ein wenig zurückwich. Ich versuchte mich aufzurichten und schaffte das schließlich auch, jedoch schwankte ich ziemlich stark. Dennoch wollte ich ein paar Schritte zurückweichen, da ich immer noch nicht wusste was sie vorhatte. Doch ich war immer noch nicht gerade geschickt sondern war und blieb auch ein Tollpatsch. Deswegen blieb meine Ferse auch an der Schiene hängen und ich legte mich erneut auf den Boden. "Ufff", gab ich von mir und blinzelte ein paar Mal verwirrt ehe ich kurz meine Augen zukniff und versuchte auszublenden, dass ich mich mal wieder zum Vollidioten gemacht hatte.
Rico würde wütend sein. Rico würde sehr wütend sein. Nun war ich für einen Moment doch froh darüber, dass er eben nicht mit mir sprechen konnte und Stille in meinem Kopf herrschte. Er hätte mich jetzt ansonsten bestimmt angeschrien. Normalerweise wurde er fast nie richtig wütend. Aber irgendwie schaffte ich es dennoch oft genug, dass er sogar hinterher noch laut herumzeterte. Aber manchmal musste ich ihm irgendwie auch wieder Recht geben. Zum Beispiel in diesem Moment. Ich hatte mich wirklich dumm angestellt. Wahrscheinlich war das selbst diesem Mädchen aufgefallen. Ach was sagte ich. Das wäre doch einfach nur jedem aufgefallen, der mich aus einhundert Metern Entfernung gesehen hätte.
Aber eine gute Sache hatte der Sturz dennoch gehabt. Ich hatte endlich aufgehört zu weinen. Ich richtete mich langsam auf und setzte mich dann in den Schneidersitz, während ich mir über das Gesicht und meine Augen wischte und dann noch einmal leise schniefte, ehe ich ein wenig glücklich auflachte. Normalerweise fiel es mir nie so leicht damit wieder aufzuhören, das war ein weiteres Problem für mich. Doch dieses Mal ging das ja wirklich relativ schnell. Vielleicht würde Rico doch nicht so wütend sein? Ich könnte ja versuchen das meinem großen Bruder in einem Brief zu erklären. Ja, das könnte ich vielleicht wirklich mal machen. Er würde ihn wahrscheinlich zerreißen und in den Müll werfen noch bevor er auch nur einen Satz gelesen hatte, aber wenn ich ihn schrieb, dann wusste er sowieso was dort stand. Denn er bekam ja auch alles mit was ich machte, sowie ich alles mit ansah, was er tat.
Nun hob ich meinen Blick wieder und sah zu dem Mädchen. Ich lächelte und neigte meinen Kopf auf die Seite. Vielleicht konnte ich mich ja doch ein wenig mit ihr unterhalten, wenn ich sie ansprach. Schließlich hatte sie mir bis jetzt noch nichts getan. "Du ... wie heißt du? Mein Name ist Dino mit 'i' und 'o'. Ähm ... also ... ich ... ich mach wirklich nichts, wenn du auch nichts machst ... das ... wollte ich nur so sagen ..." Ich hob eine Hand und zupfte an einer grünen Haarsträhne, die mich an meiner Schläfe gekitzelt hatte. Dann blickte ich sie noch einen Moment an, ehe mir auffiel, dass man Leute nicht so anstarren sollte und ich hastig meinen Blick abwandte.
Ich wusste nicht, wie sie nun darauf reagieren würde, aber ich hoffte bloß, dass sie mich nicht anschreien würde. Ich konnte nicht damit umgehen, wenn Leute ihre Wut so an mir ausließen. Genau so wie ich nicht mit Problemen umgehen konnte. Dann würde ich bestimmt doch wieder anfangen zu weinen und dabei hatte ich doch gerade erst aufgehört. Das einzige was noch verriet, dass ich immer noch sehr sensibel war, war die rote Nase, die zurückgeblieben war. Ich rieb mir einmal über meine Nase um das zu verstecken, musste allerdings bemerken, dass es dadurch noch schlimmer wurde. "Eh?", machte ich verwirrt. Als ich dann ein Geräusch über mir hörte hob ich meinen Kopf und bemerkte einen kleinen Vogel, der am Himmel entlang flog. Ich lächelte ein wenig. Ich mochte Tiere. Alle Arten von ihnen.


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BeitragThema: Re: Alter Bahnhof Alter Bahnhof - Seite 8 EmptyMo 2 Jul 2012 - 14:32
Nun war sie aber vollkommen verwirrt. Erst bedrohte dieser Kerl sie und nun bettelte er stotternd um Vergebung? Es schien ganz so, als hätte er Angst vor ihr, die allerdings mehr als unbegründet war. Ok, vorhin hatte sie ihm ganz schön eine verpasst, aber sonderlich beeindruckt von ihrem Manöver hatte er auch wieder nicht gewirkt. Und ansonsten beherrschte sie doch gar nichts, womit man einem Menschen weh tun konnte. Abgesehen von ihrer Fähigkeit die Pflanzen nach ihren Wünschen zu gestalten, was ihr aber im Zweifelsfall nicht viel brachte, da sie nicht geübt darin war andere Leute mithilfe von ein bisschen Unkraut zu würgen. Nachdem er zurück gewichen war, legte er sich auch gleich wieder der Länge nach hin, worauf Cami ein erschrockener Laut entwich. Irgendwie tat er ihr schon leid, auch wenn sie nicht wusste, wie viel davon sie ihm glauben konnte. »Beruhige dich doch erst mal. Ich tu dir doch gar nichts, schließlich warst du doch derjenige, der mich bedroht hat«, gab sie mit leicht angehobenen Armen zurück und näherte sich dem Grünhaarigen nun langsam. Ob sie noch Angst vor ihm hatte, wusste die Elfe selbst nicht so genau. Einerseits schon, denn die Aktionen von eben ließen sich nicht innerhalb weniger Minuten verdauen. Andererseits aber machte er so einen tollpatschigen und hilfsbedürftigen Eindruck, dass sie gar nicht anders konnte, als sich schließlich knapp zwei Meter von ihm entfernt hin zu hocken und die Ellenbogen auf den Oberschenkeln ab zu stützen. Den Kopf auf die Hände gestützt, betrachtete sie ihn und hörte zu, wie er sich vorstellte. In seiner Stimme lag etwas kindliches und hatte nichts mehr mit dem Typen von vorhin gemeinsam.
»Ich heiße Camena, aber alle nennen mich Cami. Du verstehst sicher, dass es mir nicht leicht fällt dir zu vertrauen. Du wolltest mir … ach, egal. Fass mich einfach nicht an, einverstanden?« Solange er sich einfach von ihr fern hielt, würde sie ihm auch nichts tun. Wie Katz und Maus, gewissermaßen. Sie legte den Kopf ebenfalls in den Nacken und lächelte, als sie den kleinen Vogel am Himmel rufen hörte. Unwillkürlich schlich sich ein amüsiertes Grinsen auf ihre Züge, denn wie so oft konnte sie verstehen, was das Tier da von sich gab. Cami konnte auf ihre Art und Weise die Sprache der Natur verstehen ohne es anderen erklären zu können. Es gab kein Vokabular, das sie beherrschen musste; es war alles Gefühlssache und Intuition. »Ein junger Regenpfeifer. Er ist auf den Weg zu seinem Nest«, erklärte sie schmunzelnd und wand den Blick ab, als der Vogel aus ihrer Sichtweite verschwand. Soweit sie wusste, war diese Art vom Aussterben bedroht, was wirklich schade war. Am liebsten hätte sie alle Arten unter ihre Fittiche genommen, aber dass das nur Wunschdenken war, wusste sie genau. »Hier auf den Gleisen ist es nicht allzu gemütlich, oder?« Mit diesen Worten richtete sich das Mädchen auf und tänzelte bis zum Rand, auf welchem sie sich nun wieder nieder ließ, den Blick nicht von Dino ab gewand. Er war ihr immer noch nicht ganz geheuer, obwohl die Brünette sonst eher weniger nachtragend war. Dennoch war Vorsicht besser als Nachsicht. Hätte ihr Vater damals mehr über seine Geliebte in Erfahrung gebracht, hätte sie gar keine Chance gehabt ihn hinterher zu erdolchen.


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BeitragThema: Re: Alter Bahnhof Alter Bahnhof - Seite 8 EmptyDo 5 Jul 2012 - 23:21
"Ich? Dich bedroht?", fragte ich im ersten Moment verwirrt und war wirklich ziemlich vor den Kopf geschlagen. Doch dann bemerkte ich, dass sie wahrscheinlich gar nicht mich, sondern Rico meinte. Ich rieb mir ein wenig lachend meinen Nacken und wollte gerade eigentlich etwas zu ihr sagen, als ich plötzlich von einem Käfer abgelenkt wurde, der über die Bahnschienen krabbelte. Solange es keine Spinne war, war alles in Ordnung. Ich hielt dem Insekt meinen Zeigefinger hin und sah dabei zu, wie es auf meinen Finger lief. Ich strahlte über das ganze Gesicht, als ich dabei zusah wie der Marienkäfer dann seine Flügel ausbreitete und davonflog. "Ehehe süß ...", meinte ich und blickte dem Tier nach, ehe ich realisierte, dass ich nicht vollkommen alleine war. Ich wandte mich wieder zu dem Mädchen um und bekam gerade noch mit, wie sie sich vorstellte.
Camena. Hübscher Name. Aber ich mochte Spitznamen wirklich gerne. Wenn es ihr nichts ausmachen würde, dann würde ich sie auch gerne Cami nennen. Aber wirklich nur wenn es ihr nichts ausmachen würde. Ich wollte sie ja zu nichts zwingen oder so. Das wäre ja gemein gewesen. Nein. Es würde mich zwar ein wenig traurig machen, aber schließlich war das ihre Entscheidung und die konnte ich ihr nicht einfach so abnehmen. Jedes Lebewesen hatte ein Recht darauf für sich selbst zu bestimmen und das durfte man auch niemandem verwehren, meiner Meinung nach. Nun gut, wenn es nach Rico ging, dann sah das Ganze schon wieder anders aus, aber so böse, wie er immer tat, war er ja eigentlich auch wieder nicht. Im Grunde genommen war er doch auch irgendwo richtig freundlich, da war ich mir absolut sicher.
Ich war etwas überrascht, als Camena dann plötzlich zum Rand der Gleise ging und sich dort wieder hinsetzte. Ich überlegte für einen Moment, ob ich ihr das gleich tun konnte und entschloss mich dann dazu es zumindest einmal zu versuchen. Ich rappelte mich also langsam wieder auf und lief dann ebenfalls zu dieser Stelle, wäre allerdings selbst af dem kurzen Weg dorthin einmal fast gestrauchelt und hingefallen. Aber im letzten Moment hatte ich mein Gleichgewicht noch wiedergefunden und mich erleichtert an den Steinen vor mir festgehalten. Ich zog mich nun ein wenig mühsam an diesen hoch und ließ mich dann ebenfalls oben nieder, ehe ich mich ein wenig erschöpft zurücksinken ließ und mich leicht zusammenkugelte. Nach einer Weile rollte ich mich allerdings wieder auf den Rücken und atmete einmal erleichtert die Luft ein.
"C-Cam ...i? Darf ich dich so nennen? Öhm ... Na ja wie ... wie kommt man denn von hier aus wieder zurück? Also ich mag es nicht so gerne, wenn es dunkel ist und so ...", meinte ich dann leise und stieß nebenbei die Fingerspitzen meiner beiden Zeigefinger gegeneinander. Ich traute mich immer noch nicht wirklich irgendwie so etwas wie eine eigene Meinung hervorzubringen, da ich nicht wollte, dass das als Protest hervorging und ich dann irgendwie Ärger bekommen würde. Ich mochte keinen Streit, den konnte ich absolut und überhaupt gar nicht ausstehen.
Na ja. Wenn man Ricos und meine Vergangenheit nicht kannte, dann wäre man wohl nie darauf gekommen, dass wir uns ein und denselben Körper teilten und dass wir außerdem nicht immer gespaltene Teile einer einzigen Persönlichkeit waren. Ich meine, selbst mir fiel auf, dass ich mich wirklich stark von ihm unterschied, auch wenn er viel netter war, als er meistens anderen erschien. Er wollte andere vielleicht verletzen, aber das war doch alles auch irgendwie zu erklären. Bestimmt traf ihn unsere Vergangenheit immer noch so sehr, dass er nicht damit fertig wurde und deswegen irgendwie seinen Frust ablassen musste. Es war vielleicht nicht die beste und menschenfreundlichste Methode, aber immerhin war es eine. Außerdem war er doch mein großer Bruder. So gemein konnte er ja auch gar nicht sein.
Ich schloss für eine kurze Weile lang meine Augen, als ich plötzlich merkte, dass ich irgendwie ein wenig Hunger hatte. Allerdings nicht auf irgendein Abendessen oder so, sondern viel eher auf Süßigkeiten. "Erdbeerkuchen ...", murmelte ich leise und musste ein wenig lächeln, als ich daran dachte, wie ich das letzte Mal ein Stück einer solchen Torte verzehrt hatte. Mein absolutes Leibgericht. Ich liebte solche Sachen. Rico mochte ja eigentlich nur Lutscher und Bonbons wirklich, aber ich mochte eigentlich alles. Er fand es auch nicht sonderlich gut, wenn ich solche Sachen aß, während ich die Kontrolle hatte, weil er dann immer meinte später diesen ekelig süßen Geschmack im Mund zu haben, aber ich konnte eben nichts dagegen tun.


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BeitragThema: Re: Alter Bahnhof Alter Bahnhof - Seite 8 EmptyFr 6 Jul 2012 - 12:31
Dieser Junge war wirklich das komplette Gegenteil von dem Typen vorhin und dies konnte sich Cami einfach nicht erklären. Kopfschüttelnd blinzelte sie ihn an und wusste nicht, ob sie ihm nun trauen konnte oder nicht. Einerseits war da ihr gesunder Menschenverstand, der ihr dazu riet ihn hier sitzen zu lassen und das Weite zu suchen, aber irgendwo war da ihre natürliche Hilfsbereitschaft und ihre Eigenschaft keinem Wesen ihre Unterstützung auszuschlagen. Es war zum verrückt werden, wenn man mit einer solch einer hohen Empathie gesegnet war und in den meisten Fällen wirklich lästig. Aber was sollte sie schon anderes tun, als ihm zu helfen? Sie konnte sich zwar theoretisch umdrehen und gehen – es hinderte sie schließlich kein Zauber daran -, aber das schlechte Gewissen würde die nächsten Tage über an ihr nagen. Seine Frage beantwortete die Elfe zunächst mit einem milden Lächeln und darauf einem knappen Nicken. »Klar, ich mag meinen richtigen Vornamen eigentlich nicht so gerne. Er ist so lang und klingt komisch. Alle hier um mich herum sind Japaner, oder zumindest viele, und wenn man dann mit einem italienischen Namen an kommt, ist das seltsam, weißt du«, erklärte sie und rieb sich über den Hinterkopf. Es mochte merkwürdig klingen, dass sie mit ihrem Vornamen nicht zufrieden war, nur weil sie sich deswegen von anderen Schülern abhob, aber so war es nun einmal. Wie neidisch sie immer auf ihre Freunde war, die wunderschöne japanische Namen mit einer ebenso wunderbaren Bedeutung trugen. Einfach zum Dahinschmelzen, fand die Brünette. Auch ihr Aussehen entsprach nicht dem Standard auf dieser Insel, was sie ebenfalls regelmäßig zum Schmollen brachte. Dass Dino zurück zum Waisenhaus wollte, konnte sie ihm nicht verübeln. Sie mochte selbst keine Dunkelheit; ihr war die Sonne einfach lieber. Die wärmenden Strahlen auf ihrer Haut und das Gefühl ihre Kräfte in vollen Zügen ausnutzen zu können. Wieder einmal verspürte sie den Drang sich in eine Elfe zu verwandeln, doch war es ihr in der Stadt strengstens untersagt. Kein Dorfbewohner würde es billigen einer Elfe zu begegnen und so begnügte sie sich damit ihre spitzen Ohren zum Vorschein kommen zu lassen. Immerhin eine kleine Entlastung für ihren Körper und ein kleines Gefühl der Heimat. Flüchtig strich sie mit den Fingerspitzen über ihr linkes Ohr und schmunzelte. »Ich kenne diesen Ort, wie meine Westentasche. Komm mit, ich wollte sowieso wieder zurück. Je später es wird, desto unbehaglicher fühle ich mich draußen«, sagte sie lächelnd und stützte sich auf ihren Händen ab, um sich darauf ächzend hoch zu drücken und schließlich wieder oberhalb der Gleise zu stehen. Gerne hätte sie dem Jungen aufgeholfen, aber berühren wollte sie ihn immer noch nicht. Zu groß war ihre Angst, dass er sie womöglich wieder herunter ziehen und verletzen könnte. Nachdem auch er die Gleise verlassen hatte, nahm Cami seine gemurmelten Worte zur Kenntnis und musste unwillkürlich grinsen. Das Frühstück war schon eine ganze Weile her und inzwischen plagte sie wieder ein Anflug des Hungergefühls. Stumm wühlte sie in ihrer Gürteltasche und fand schließlich, wonach sie suchte. Zwei angeschmolzene Stückchen Kinderriegel. Breit lächelnd hielt sie dem Grünschopf einen Riegel entgegen. »Magst du? Ja, etwas geschmolzen, aber na ja. Man kann's essen, oder?« Sie kicherte kurz auf und setzte sich bereits in Bewegung.

Tbc.: [Vor dem Waisenhaus], Zimmer 110


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BeitragThema: Re: Alter Bahnhof Alter Bahnhof - Seite 8 EmptySa 7 Jul 2012 - 2:55
Ich durfte sie tatsächlich so anreden. Ich war einfach nur richtig glücklich. Ich strahlte über das ganze Gesicht, als sie dem zustimmte und musste leise ein wenig lachen. Wäre Rico jetzt wirklich hier gewesen, dann hätte er mit Sicherheit vollkommen entnervt aufgestöhnt. Aber deswegen war ich auch zumindest in diesem Moment eigentlich ganz froh darüber, dass er eben nichts zu mir sagen konnte. Manchmal brachte das auch so seine Vorteile mit sich. Denn so konnte er mir nun auch zum Beispiel nicht sagen, wie dumm und naiv ich doch war, dass ich einfach so auf jemanden vertraute.
Als ich dann hörte, dass sie einen italienischen Namen hatte horchte ich auf. "Ich ... Ich komme aus Italien", meinte ich dann leise und sah sie erstaunt an. War sie etwa jemand, der verstand, wie selten es war, dass die meisten Leute hier den Namen nicht so gut aussprechen, oder betonen konnten? Ich sah sie dankbar an, denn ich ahnte mittlerweile, dass es so war. Ich mochte es, wenn ich Leute kennenlernte, denen es zumindest in gewisser Hinsicht genau wie mir ging. Das freute mich immer wieder und machte mir Hoffnung darauf, dass auch Ricos Name nicht mehr so oft falsch ausgesprochen werden würde. Meiner war ja noch ziemlich einfach. Es sei denn, man ging auf meinen Nachnamen ein. Aber ich sagte ja sowieso immer, dass man eben nicht alles haben konnte, deswegen konnte ich mich ja noch damit anfreunden.
Als sie mir dann auch noch anbot, dass sie mich wieder zurückführen könnte, war ich ihr wirklich nur noch dankbar. Ich sah sie glücklich an und lächelte dann befreit. Sie war mir wirklich unheimlich sympathisch, auch wenn ich noch zuvor gedacht hatte, dass sie mich zusammenschlagen wollte. Und dann mochte sie auch noch Dunkelheit nicht so gerne. Wenn es eine Sache gab, wie ich meine momentane Situation beschreiben konnte, dann war es in diesem Moment definitiv Bewunderung. Dafür, dass sie trotz allem noch so unglaublich ruhig und gelassen sein konnte. Ich konnte das nicht sonderlich gut. Auch wenn wir uns in einigen Sachen ähnlich waren, wäre ich an ihrer Stelle schon nach zwei Sekunden in Tränen ausgebrochen. Aber wie Rico immer sagte: Ich war ja auch ein Sonderfall.
Ich war froh, dass ich es alleine wieder nach oben geschafft hatte, da ich sie nur ungern um Hilfe gebeten hätte, da sie mir ja gesagt hatte, dass ich ihr nicht zu nahe kommen sollte. Das konnte ich auch verstehen und respektieren. Nur war ich überhaupt schon überrascht von mir, dass ich es hier hoch geschafft hatte. Irgendwo war ich sogar ein wenig stolz, allerdings auch nicht zu sehr, da ich wusste, dass ich ansonsten ja wohl irgendwie überheblich klingen musste und das wollte ich auf keinen Fall. Ich dachte noch einmal überrascht nach, als ich auf einmal scharf zusammenzuckte, als Cami mir ihre Hand entgegen hielt.
Für einen ersten Moment hatte ich nun die Befürchtung, dass sie mich doch noch schlagen könnte und ich hob schützend meine Arme vor mein Gesicht. Doch als ich schließlich merkte, dass nichts dergleichen passierte und dann auch noch ihre Worte hörte, ließ ich meine Arme langsam sinken. Und als ich erkannte, was genau da in ihrer Hand lag, lächelte ich so glücklich wie ein kleines Kind, das gerade seinen ersten Milchzahn verloren hatte. "E-Echt? Darf ich?", fragte ich mit leuchtenden Augen und streckte vorsichtig eine Hand nach dem Schokoriegel aus. Nachdem ich diesen schließlich in die Hand genommen hatte, vertiefte ich mich vollkommen darin meine Schokolade zu essen. Was Cami noch zu mir meinte, bekam ich nicht einmal mehr vernünftig mit. Doch ich versuchte mich so gut es ging an ihre Wörter zu erinnern und zu reproduzieren. Dennoch ging ich nun auch schon langsam hinter ihr her und vertraute einfach einmal darauf, dass sie wusste, was sie da gerade tat.

~ tbc. "[Vor dem Waisenhaus], Zimmer 213" ~


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BeitragThema: Re: Alter Bahnhof Alter Bahnhof - Seite 8 EmptyMi 26 Jun 2013 - 16:24
pp: Kleiner Teich

Selbstverständlich hatte Wen hörbar staunen müssen, als Ryo ihm im Tausch mit seinem Schrotthandy sein edles Smartphone gereicht hatte. Und selbstverständlich hatte er nach ausgiebigen „Boah“- und „Krass“-Rufen ebenfalls seine Handynummer eingetippt. Roy hatte nachgehackt, was Wen unter einer heiklen Situation verstand. Der Werwolf hatte sich daraufhin vorgestellt, wie er eines Vollmondnachts an einem ihm völlig unbekannten Ort zu sich kommen würde, aber diese Vorstellung ließ er den Gestaltenwandler natürlich nicht wissen. „Ach, du weißt schon, so heikle Situationen eben.“, hatte er stattdessen versucht, von sich abzulenken. Und nun, wohin? Wen begann erstmalig über ein mögliches Ziel zu grübeln, als er mit Ryo im Schlepptau bereits den Park und sogar die Stadt verlassen hatte.  Aus der Entfernung erkannte er sobald die Umrisse eines riesigen Bauwerks, eines Bahnhofes, wie ihn schon seine Miniaturausgaben als Kind fasziniert hatten. Eine Modelleisenbahn hatte er zwar nie besessen, aber in seiner Phase als Möchtegernlokführer hatte er sich stets eine gewünscht. Familien, bei denen er solche teuren Modelle, welche mehr waren als nur einfaches Spielzeug, bewundern konnte – „Aber nicht anfassen!“ – hatte er zwar gekannt, aber die Eltern seiner Schulfreunde waren stets „ein wenig“ wohlhabender gewesen als sein verkümmerter Witwer- und Alkoholiker-Vater. Nun zog es Wen also zu Bahnhöfen in Echtgröße. Keine Ahnung, warum. Er hatte sich wie immer intuitiv und spontan für etwas entschieden, wovon er eigentlich keine Ahnung hatte. Hatte er überhaupt jemals eine Ahnung von dem, was er tat? Auch jetzt schien er erst verspätet zu bemerken, dass die alte Ruin, in die er Ryo und sich nun hineingeführt hatte, gar keinen intakten Bahnhof mehr darstellte. Vielmehr schien dieses Bereich seit Jahrzehnten unbenutzt. Die rostenden Gleise wurden von wildem Gras überwuchert, und die stark beschädigten Stühle waren nicht mehr zum sicheren Sitzen geeignet. Trotz dessen wagte es Wen, sich auf den Erstbesten niederzulassen, und man könnte meinen, wäre der leichte Chinese nur wenige Gramm schwerer gewesen, hätte der zerbrechliche Stuhl ihn nicht mehr halten können. Etwas weiter entfernt, konnte er einige Zugwracks ausmachen, wo er sich auf jeden Fall noch hinbegeben würde. Fürs Erste hieß es allerdings: Füße ausruhen. Also streckte er beide Beine so weit aus, dass er mit den Fußspitzen die gelbe Abtrennungslinie auf dem Boden berühren konnte und legte seinen Oberkörper an die Stuhllehne. „Auf was stehst du eigentlich so?“, interessierte Wen nun, „Ich meine an Musik oder Filmen beispielsweise.“ Er ließ seinem Gesprächspartner jedoch nicht viel Zeit, zu antworten, sondern erhob sich wieder, um sich wie angekündigt zu einem der Wracks zu begeben, welches er anschließend durch ein glasloses Fenster betrat. Dann schlenderte er mir nichts, dir nichts durch die leeren verkommenen Sitzreihen auf der Suche nach dem Steuerraum, Cockpit oder wie auch immer man diesen Bereich eines Zuges nannte. „Bei Nacht hat dieser Ort sicherlich viel Gruselpotential.“, stellte er mit seinem üblichen breiten Grinsen fest und war ganz fasziniert von dem Wrack, viel mehr als ihn damals als Kind die Modelleisenbahn in den Bann gezogen hatte.


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BeitragThema: Re: Alter Bahnhof Alter Bahnhof - Seite 8 EmptyMo 1 Jul 2013 - 15:43
Wen´s Ausrufe der Begeisterung nahm Ryo mit einem Schmuzeln hin. Auch wenn der Werwolf sich kein solches Handy oder einen neuen Fußball leisten konnte, wirklich es auf den Rothaarigen nicht so, als wäre er sonderlich traurig darüber. Im Gegenteil: Wen schien einfach von allem begeistert zu sein und im Gegensatz zu Ryo tat er dies auch gerne kund. Als der Schwarzhaarige nicht weiter auf das Thema "heikle Situationen" einging wurde Ryo zwar etwas skeptisch, aber er fragte nicht weiter nach. Er wollte es ihm nicht sagen, also ging es ihn auch nichts an. "Wenn du mal jemanden brauchst, der dich deckt, meld dich einfach." Loyalität war Ryo sehr wichtig. Wenn er also solch ein Verprechen gab, auch wenn es für einen vollkommen Fremden war, dann würde er sich auch daran halten und es auch so schnell nicht mehr vergessen. Aber Wen war nett, wieso sollte er ihm also nicht aus einer heiklen Situation helfen wollen, wenn er konnte?

Wen hatte einen schnellen Gang drauf, sodass sie bald Park und Stadt hinter sich gelassen hatten und auf einem alten Bahnhof landeten. Ryo hatte die ersten Tage nach seiner Ankunft damit verbracht sich etwas auf der Insel umzusehen, sodass ihm auch dieser alte Bahnhof, der defintiv Filmreif war, zumindest bekannt vor kam. Er würde sich sicherlich gut zum Skaten eignen, stellte der Rothaarige nun fest. Wen lies sich kurzerhand auf einem der alten Stühle nieder, doch Ryo selbst blieb lieber stehen. Der Stuhl, oder was auch immer davon übrig geblieben war, wirkte nicht wirklich stabil auf den Japaner, weswegen er es vorzog auf seinem Skatboard Platz zu nehmen und die Aussicht von etwas weiter unten zu geniesen. Er musterte kurz den alten Zug. Es wirkte fast, als würde er seine letzen Tage in dieser Éinsamkeit verbringen und nur noch darauf warten in einem "Zughimmel" zu kommen. Zugfriedhöfe. Ryo dachte kurz darüber nach aus welcher Serie er diese kannte, doch es mochte dem Rothaarigen einfach nicht einfallen. Als hätte Wen seine Gedanken gelesen, fragte dieser Ryo kurz darauf welche Musik er gerne hörte und auf welche Filme er stand. "Ich hör so gut wie alles, das zumindest etwas Bass hat. Dieses neumodische Zeug, dass momentan im Radio läuft interessiert mich jedoch nicht." Er dachte kurz über die Bands nach, die er in letzter Zeit gehört hatte. ACDC, Let Zepelin oder ähnliche Bands trafen eindeutig mehr den Geschmack des Jungen als Justin Bieber oder Mackelmore. Die Frage nach seinen Filmvorlieben fiel dem Rothaarigen schon etwas schwerer. "Horrorfilme, Phychothriller oder ähnliches." Er zuckte kurz mit den Schultern. "Aber eigentlich schau ich auch hier so gut wie alles an." Ein erneutes Schulterzucken, bevor er den Jungen fragend anblickte und so auch seine Antwort auf seine eigene Frage hören wollte.
Als Wen aufstand um zu einem der alten Züge zu gehen, erhob sich auch Ryo wieder und folgte ihm. Beim Wrack angekommen legte er sein Skatboard ab und mit einigen flinken Bewegungen und wahrscheinlich ziemlichen Muskelaufwand stand er nicht mehr nebem dem Zug, sondern genoss den Ausblick von weiter oben. Wen hatte recht. Die Gegend hier hatte sogar tagsüber Gruselpotential. Der Ort schien wie geschaffen für eine nächtliche Mutprobe nach einer alkoholischen Nacht.


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