Dies ist einzig und allein das Reich der Schüler. Wer den Waisenhaus-Fraß mal hin und wieder nicht hinunter bekommen mag, hat auch die Möglichkeit mit eigenen Rezepten und Zutaten zu kochen. Die Waisenhausküche ist also nur für die Waisen, die das immer wiederholte Essen langsam satt haben oder aber auch für diejenigen, die jemanden einen Kuchen etc. backen wollen. Vergesst nicht euren Saustall wieder aufzuräumen, bevor ihr euch wieder verzieht! ;_;
Ich folgte dem Mädchen bis zur Küche. Wollte sie etwa einen Kuchen backen? Um elf Uhr nachts? Ihr nächster Kommentar bestärkte meinen Verdacht. Ich hab ja nichts dagegen, es wäre nur ungewöhnlich. Um ehrlich zu sein hätte ich sogar wirklich Lust darauf, etwas zu kochen, nur um meinen Hunger zu stillen. Als das Licht angeknipst wurde, wurde ich geblendet - von den metallenen Tresen und dem hellblonden Haar von Shiina, welches im dimmen Licht, des Mädchentraktes weniger meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat. Gerade da viel mir auf, dass der Violett-Ton weg war. Deswegen wurde ich wahrscheinlich so geblendet. Ob das Symbol in meinem Auge nun wieder für meine grüne Iris platz geschaffen hat, konnte ich ohne Spiegel jedoch nicht sagen. Shiina schien genau zu wissen, wo sie hin wollte. Während ich die Tür hinter uns schloss sah ich sie schnurstracks zur Mikrowelle laufen. Anstatt sie zu befüllen und nutzen schob sie diese allerdings nur zur Seite. Staunend trat ich näher sie heran. Sie hatte doch tatsächlich einen geheimen Baumkuchen-Vorrat in der Küche versteckt! "Wow." staunte ich gespannt. Ich hatte so etwas noch nie gegessen und es sah so aus, als würde sie mit mir teilen wollen.
Sie bestätigte mir, dass sie mir einen überlassen würde und ich konnte nicht anders als anfangen zu strahlen. Es gibt doch nichts besseres als kostenlose Köstlichkeiten! "Danke! Das ist lieb von dir!" meinte ich fröhlich, als ich mein kleines Geschenk an mich nahm und, wie Shiina auch, das Gebäck auspackte. "Guten Appetit!" wünschte ich ihr bevor ich einen kräftigen Biss nahm. gerade jetzt fing ich noch mehr an zu strahlen. Wenn es nach mir ginge, würde ich Tagein Tagaus nur Kuchen und süßes essen. Allerdings habe auch ich, trotz starkem Stoffwechsel, meine Diät einzuhalten. "Wah~ Lecker!" schwärmte ich, während ich noch am kauen war. Etwas unhöflich, doch ich denke das wird zu verzeihen sein.
Als Shiki ebenfalls die Plastikhülle um den Baumkuchen herum entfernte und mit einem "Guten Appetit." zum Essen aufrief. Tat es ihm Shiina gleich. "Guten Appetit.", sagte sie im gleichen Ton wie immer und begann, wie er, mit dem Essen der Süßigkeit. Schon nach dem ersten bissen bemerkte Shiina wie sich die Mundwinkel der Person gegenüber geradezu ins unermessliche nach oben zogen. Es schien ihm allem Anschein nach zu schmecken. Was die Engelin sehr positiv zur Kenntnis nahm. Ein weiterer Baumkuchen Liebhaber war gewonnen. Auch sie selbst begann zu lächeln als sie bereits die Hälfte ihres Baumkuchens zu sich genommen hatte. Morgen, das wusste sie, würden an der gleichen Stelle wieder zwei Baumkuchen mit der gleichen Aufschrift stehen. Aber das Geheimnis behielt sie für sich. Er wusste es jetzt, jedoch vertraute sie darauf, das er es niemandem sagen würde. Allein schon weil er die Farbe Cyan war. Hin - und her gerissen. Er würde sich sowieso nicht entscheiden können ob er es nun anderen verrät, oder nicht. Als sie ihren Baumkuchen gegessen hatte, schaute sie Shiki dann, wie vorhin, mit ihrem durchdringenden Blick an. "Hat es geschmeckt?", fragte die Blonde und nahm seine und ihre Verpackung, begab sich zum Mülleimer der Küche und entsorgte sie. Dann kehrte sie zum Tisch zurück. Allerdings stellte sie sich nun wieder vor Shiki und nicht auf die andere Seite des Tisches. Dort begann sie dann erneut ihren Blick auf sein Gesicht zu fixieren. "....Weiß.", sagte Shiina auf einmal und ließ es wie eine Antwort klingen auf die der ihr Gegenüber schon die ganze Zeit gewartete hatte, was nicht der Fall war. "Ich bin Weiß.", wiederholte sie sich nun ein einem Vollständigen Satz. Es war eine Vorstellung. Eine, aus ihrem Blick, würdigere als nur seinen Namen zu sagen. Trotzdem verschwieg sie ihm nicht die Bedeutung der Farbe. Nicht, weil sie sie nicht wusste, sondern weil die Deutung in ihrem Kopf generell etwas schwierig war. Sie stand für den Ursprung aller Farben. Weil sie alle drei Hauptfarben in sich vereinte und sich aus diesen wiederrum alles andere Mischen ließ. Weiß war neutral und konnte alles sein. Aber das waren eben nur ihre Gedanken.
Ich konnte erstmals ein Lächeln auf ihren Lippen erkennen, als sie ihren Baumkuchen schon halb verputzt hatte. Das war also ihr kleiner Tick! Baumkuchen! Ich nickte als sie mich fragte ob mir geschmeckt hat. "Natürlich! Vielen Dank dafür!" Ich reichte ihr den Plastikmüll und lächelte. Sie kehrte zurück und stellte mich vor mir und sah mich an wie vorhin. Ich schaute zurück, diesmal aber um einiges entspannter. Ihre Antwort verwirrte mich, jedoch klärte sie mich relativ schnell wieder auf. Weiß. Ist nicht eigentlich jede Farbe weiß? Das heißt, sie ist außerdem Schwarz und regenbogenfarbend! Durch meinen Gedankengang reagierte ich viel faszinierter als ich eigentlich sollte! "Wahrhaftig. Ich finde das steht dir irgendwie, obwohl ich dich wahrscheinlich noch besser kennen lernen muss um es vollkommen zu verstehen." Ich fühlte mich um einiges besser. Der violettstich war weg, mein Kopf pochte nicht mehr so stark und auch mein Hunger war gestillt. Ich setzte mein niedlichstes Lächeln auf. "Das sollten wir öfters machen! Vielleicht können wir mal Baumkuchen in der Stadt essen gehen!" Das war ein kleiner Hinweis darauf, dass ich ihre Anwesenheit sehr zu schätzen wusste. Es ist einfach, man kann sich bei ihr ausreden und sie hört zu. Manchmal braucht man eben keine Antwort. Mittlerweile war es fast viertel vor elf. Ich fühlte mich zwar erschöpfte aber noch immer nicht müde. "Hast du noch was vor, heute Abend?" Das war keinesfalls Anmache oder so, ich wollte lediglich wissen, ob sie noch vorhat zu zeichnen. Vielleicht sollte ich mir auch einfach eine Schmerztablette einschmeißen und schlafen gehen.
Es freute Shiina das er sich für ihre "Spende" bedankte. Und noch mehr freute es sie, das er sie in ihrer Aussage mit der Farbe bestätigte. Es ließ sie weiterhin in ihrem leicht lächelnden Gesichtsausdruck verharren. Was aber gerade mal fünf Sekunden waren und somit kaum bis gar nicht bemerkbar. Jetzt war alles wieder so wie vorher. Ein steinernes, nicht Mimik bewegtes Gesicht und ein durchdringender Blick. Eine kurze Zeit verging und der ihr Gegenüber setzte nun ein ziemlich zufriedenes Lächeln auf. Gleich im Anschluss fragte er dann auf eine ziemlich nette Art und Weise ob sie nicht irgendwann zusammen in der Stadt etwas essen würden. Shiina nickte ohne auch nur groß darüber nachzudenken. Wenn es um Baumkuchen ging, war sie dabei, egal worum es ging. Seine nächste Frage ließ sie allerdings ein wenig nachdenklich werden. Ob sie heute Abend noch etwas vor hatte. Shiina dachte nach, eigentlich würde sie jetzt wieder auf ihr Zimmer zurückgehen und malen. Sie hatte hier schließlich nichts mehr tun. Anfangs war es ja auch genau das was sie wollte. Etwas essen und dann wieder an die Staffelei. Weswegen sie mit einem eindeutigen "Ja" seine Frage bejahte. "Ich werde wieder malen gehen.", drückte sich die Blonde etwas präziser aus. Das Gemälde musste schließlich fertig werden. Ihr Kopf lief bei dem bloßen Gedanken an das Malen schon wieder auf Hochtouren. Doch obwohl sie nun das dringende Bedürfnis erfüllte sofort die Treppen hoch in ihr Zimmer zu gehen, blieb sie stehen. "Und was hast du noch vor?", fragte die Engelin und schaute nun mehr als interessiert. Doch im gleichen Moment begann sie ein wenig zu spekulieren. "Gehst du deine Wahrsager-Fähigkeiten verbessern?", hängte sie genau aus diesem Grund direkt hinter ihre Frage. Für sie war es selbstverständlich das jemand, welcher nicht sehr gut in irgendetwas war, daran arbeitete besser zu werden. Sie würde es ja auch tun.
Sie schien meinen Vorschlag anzunehmen irgendwann was essen zu gehen, was uns beiden anscheinend ein Lächeln auf die Lippen zauberte. Sie teile mir natürlich auch gleich mit, dass sie heute noch malen wollte, also machte ich mich langsam auf den Rückweg zu den Treppen. "Wenn das so ist, werde ich dich wohl für's erst auf dein Zimmer zurückkehren lassen." Wahrscheinlich war es doch besser für mich, schlafen zu gehen. Unerwartet fragte mich das Mädchen nun auch nach meinen Plänen. Ich machte Anstalten zu überlegen doch sie schob noch eine Frage nach. Sie glaubt mir ja zu 100%. Ich musste leicht lachen und nickte. "Klar! Ich kann das heutige Wahrsagertraining unmöglich ausfallen lassen, bei meinem versagen heute!" scherzte ich. irgendwie fühlte ich mich ein klein wenig schlecht, weil sie mir diese Lüge so ohne weiters abkauft. Doch es ist ja kein besonders schlimmer Scherz und vielleicht sollte ich mich wirklich mal in die Wahrsagerei einarbeiten, nur zum Spaß. Wir stiegen die Treppen hoch und ich verabschiedete sie in der ersten Etage. "Shiina, danke für die letzte Stunde. Ich hoffe wir sehen uns bald wieder." Ich entfernte mich langsam, da fiel mir noch etwas ein! "Bleib nicht zu lange wach! Viel Spaß noch!" meinte ich ehe ich mich nach oben verdrückte. Shinna scheint die Fähigkeit zu besitzen, sich in ihren Gedanken zu verlieren. Ich habe mal von einem Mädchen gehört, die so exzessiv gelesen hat, dass sie tagelang das Essen und Trinken vergessen hat. Zur Not kann ich ja auch mal vorbeischauen, wenn Shiina längere Zeit nicht mehr auftaucht.
Shiina nickte nur als Shiki ihr mitteilte das er ihr äußerst dankbar für die letzte Stunde war. Auch wenn sie sich fragte warum genau er das war. Es war doch schließlich nichts Besonderes dabei gewesen. Das einzige, ihrer Meinung nach Lobens - und Erwähnenswerte war die Tatsache, dass sie ihren Baumkuchen mit ihm geteilt hatte. Während sie zusammen die Treppen bis zur ersten Etage des Mädchentraktes hinauf gingen, bestätigte er ihr nochmal das die Wahrsagerei gleich ganz oben auf seinem Lehrplan stehen würde. "Dann streng dich an", gab die Blonde ihm mit auf den Weg als die beiden sich trennten. Shiina, um zu ihrem Zimmer - und Shiki, um die Treppe weiter nach oben in seines zu gehen. Sie glaubte an ihn. Allem Anschein nach versuchte er es ja hartnäckig genug, er lernte, er tat etwas dafür und das war es was die Engelin daran glauben ließ. Auf die letzten Kommentare ihres, sich nun entfernenden, Begleiters reagierte sie aber gar nicht mehr. Schon längst war sie den Gang des Mädchentraktes weiter hinab gelaufen bis zu ihrem Zimmer. Den auf dem Namensschild vermerkten Namen Serenity fiel ihr dabei gar nicht auf, während sie langsam die Tür zu ihrem Zimmer öffnete und eintrat. Weiter malen, das war es, was nun auf dem Plan stand. Zwar waren die Farben jetzt wohl oder übel trocken. Doch die konnte sie ja zum Glück nachfüllen.