Teilnehmer: Caiwen & Leviathan Startort: Bootsanlegestelle Zeitpunkt: Samstag, 20. Juni 2015 Beschreibung: Wochenende! Während die meisten Schülerinnen und Schüler der Shima no Koji Oberschule ihren freien Tag damit verbringen, Hausaufgaben von ihren Mitbewohnern abzuschreiben oder aber auch einfach in der Sonne zu schmoren, verfolgt Caiwen einen ganz anderen Plan. Still und heimlich macht sie sich auf den Weg zum Hafen, um eines der wenigen Boote zu erwischen, das sie zu eine der Inseln nördlich von Isola bringen soll, auf der es sich besonders gut von den steilen Klippen springen lässt. Ganz unverhofft taucht auch Levi dort auf und ist nicht gerade begeistert von ihrem Vorhaben.
Oder aber auch: Hallo - ein Ausflug? Nicht ohne Levi!
Caiwen
Caiwen
298 Charakterbogen Aufenthaltsort: Zimmer Nr. 205 Aktuelles Outfit: offene Haare, schwarzes T-Shirt (bedruckt mit einer kleinen Sonnenblume auf der linken Seite), kurze Jeansshort, olivgrüne Sneaker
20. Juni 2015, Samstag Nachmittag mit weißem T-Shirt, kurzer Jeansshort, festem Schuhwerk und großem dunkelgrünen Rucksack
Was für ein Tag - solch tolles Wetter erwartete ich bei meiner Planung dieses Ausfluges nun wirklich nicht. Voller Elan und top motiviert spazierte ich Richtung Küste, wo ich mit einem Schnellbot zu den nördlichen Inseln gelangen wollte. Mit meinem weißen T-Shirt und der kurzen Jeansshorts sah es so aus, als würde ich einen leichteren Spaziergang machen. Die Schuhe waren jedoch fest und sportlich, sodass ich gegebenenfalls klettern konnte. An meinen Schultern hing ein recht großer, dunkelgrüner Rucksack. Was ich alles eingepackt hatte, wusste ich schon gar nicht mehr so genau. Etwas Proviant, ein Handtuch,... und vieles mehr! Da ich spontan die Idee mit dem Ausflug hatte, war das Packen des Rucksacks eher chaotisch als durchgeplant gewesen, was recht unüblich für meine Verhältnisse war. Ich checkte kurz die Uhrzeit über meinem Display am Handy und war erleichtert, als ich bemerkte, dass ich wohl noch genügend Zeit hatte, um den Weg gemütlicher anzugehen. Mit den Kopfhörern in den Ohren latschte ich weiter und strahlte, als ich die Küste erkennen konnte. Schon von Weitem konnte man die Boote sehen. Da wurde ich plötzlich unruhig und hielt für einen Augenblick inne. War das wirklich eine gute Idee? "Soll ich wirklich...?" Schnell schüttelte ich meinen Körper um frei von Gedanken zu werden, ehe ich mich dazu zwang weiterzulaufen. Würde ich jetzt zögern, könnte ich Gefahr laufen es nicht durchzuziehen. Ich werde nie erfahren, ob es klappen könnte. Außerdem... "wenn nicht jetzt, wann dann?" So lief ich ihm Takt von Woodkid weiter und versuchte mir nicht weiter Gedanken darüber zu machen. Ich konnte bereits erkennen, wie der Kapitän das Boot bereits vorbereitete. Doch erneut ließ mich etwas abrupt zum Stehen kommen. "Leviathan?", flüsterte ich mehr zu mir selber und schaute mich um. Ich konnte seinen Geruch vernehmen und wusste, dass er nicht weit weg war. Mein Blick fiel automatisch in den Himmel, doch erkennen konnte ich noch nichts. So richtete ich meinen Blick wieder auf mein Ziel - das Boot. Mit raschen Schritten lief ich weiter, vielleicht war er einfach nur so in der Nähe und er würde mich eh nicht weiter bemerken. Beim Boot begrüßte ich den schwer beschäftigten Mann. "Guten Tag, ich würde gerne mitfahren. Ist das in Ordnung?" Ich hatte nicht das Gefühl bemerkt zu werden, denn erst nach einer Zeit schaute der Mann mich an und nickte, ehe er weiter arbeitete und mich somit warten ließ mit dem Einstieg, bis er soweit war. Leicht nervös und ein klein wenig verunsichert schaute ich mich um.
Selbstverständlich gehörte Leviathan nicht zu denjenigen, die ihren Samstagnachmittag dafür aufopferten, sich Hausaufgaben von ihren Mitbewohnern abzuluchsen. So schnell machte er sich da keinen Stress – der würde noch schnell genug kommen. Spätestens so 5 Minuten vor Unterrichtsbeginn. Mit Caiwens oder Vivians Hausaufgaben war er aber immer gut versorgt gewesen, weshalb er sich auch an diesem Samstag – wie auch an jedem Samstag sonst – nicht mit unsinnigem Schulkram beschäftigte.
Noch vor dem Mittagessen hatte er sich auf den Weg in die Stadt gemacht, um sich mit seinem restlichen Taschengeld mit Süßkram, Chips, Softdrinks und ein paar Billigbierdosen einzudecken – la dolce vita eben. Weil es schon wieder abnormal warm war und sich die Hitze in der Stadt nur so staute hatte sich Leviathan dazu entschieden, den Rückweg entlang der Küste zu nehmen, der zwar etwas länger, dafür aber auch um einiges erfrischender war. Für eine kurze Zeit konnte er die wohltuende Meeresbrise sogar genießen, aber nach nur wenigen Minuten hatte er die Anti-Abkürzung, wie so vieles andere auch, dann aber bereut. „Maaaaann.“, stöhnend ließ er sich in den Sand unter eine Palme plumpsen und legte die beiden Einkaufstüten neben sich ab, die genauso motiviert wie ihr Eigentümer selbst in sich zusammensackten. Warum hatte er sich im Wohnheim nicht einfach ein paar richtige Nährstoffe gekrallt und war in die Stadt geflogen? Verärgert über sich selbst warf er den Tüten grimmige Blicke zu. Nichts, was sich da drin befand würde ausreichen, ihm die nötige Energie für eine kleine Flugeinheit zu gewährleisten. Was für ein unbrauchbarer Engel er doch manchmal war. Er seufzte, stützte sich mit seinen Armen im Sand ab und lehnte sich etwas zurück; der Blick auf das Meer, und was sich davor abspielte, gerichtet. Bootsfahrer musste man sein. Da war es bestimmt egal, was man sich an Nahrung zuführte, das Boot fuhr ja eh von allein. Zumindest war dafür keine eigens aufgebrachte Leistung notwendig. Mit seinen Gedanken schweifte er so sehr ab, dass er die Bootsleute vor sich nur noch mit recht starrem Blick beobachtete, während er sich fragte, ob eigentlich noch nie jemand auf die Idee gekommen war, einen Engel mit Benzin anzutreiben. Ah, das Mädchen da vorne sah aber noch sehr jung aus – vielleicht sollte Levi auch die Schule schmeißen und Bootsfahrer - … Moment. „Caiwen?“, sprach er zu sich selbst, während ihm die Kinnlade regelrecht runter klappte. Unglaubwürdig wischte er sich über die Augen, bis er kurz verschwommen, danach dafür aber noch klarer sah. Da stand wirklich Caiwen. Bei einem Boot. Was zur … Im Nullkommanichts hatte sich der Engel hochgehievt. Mit seinen Einkaufstüten bewaffnet, die während seines Sprints zu Caiwen etwas zu hoch und dramatisch baumelten, sah er wohl eher aus wie eine wütende Ehefrau, die ihrem hundsfaulen Göttergatten mit dem Staubsauger hinterherjagte als jemand, der gerade versuchte, seine beste Freundin davon abzuhalten, diese elendige Insel zu verlassen. „Spinnst du?“, fiel die überaus freundliche Begrüßung für sie aus, als er endlich bei ihr angekommen war. „Sie fährt nirgendwo mit“, schnauzte er den Bootsmann an, der wohl am aller wenigsten etwas für die Situation und das riesige Missverständnis konnte. Dann fiel der Blick des Engels auf ihren Rucksack, der jetzt nicht all zu groß ausfiel. Vielleicht hatte Caiwen aber auch einfach nicht so viel Hab und Gut. „Wolltest du dich gerade ernsthaft vertschüssen?“
Caiwen
Caiwen
298 Charakterbogen Aufenthaltsort: Zimmer Nr. 205 Aktuelles Outfit: offene Haare, schwarzes T-Shirt (bedruckt mit einer kleinen Sonnenblume auf der linken Seite), kurze Jeansshort, olivgrüne Sneaker
Den Geruch meines besten Freundes irritierte mich etwas, da ich ihn nirgendwo entdecken konnte. Das konnte für mich doch nur heißen, dass ich meine Ruhe hatte. Ich nahm einen meiner Kopfhörer raus, als ich erwartete, dass der Bootsmann mit seinen Vorbereitungen bald fertig sein würde. Als der nette Mann mich bat einzusteigen, stapfte ich näher zum besagten Boot und hievte den Rucksack von meinen Schultern. Vorsichtig übergab ich ihn an den Mann, welcher ebenso fürsorglich das Gepäck hin stellte. "Dankeschön.", meinte ich lächelnd und erhoffte mir, ihm dadurch bessere Laune zu machen. Für einen seh rkurzen Moment hatte ich das Gefühl, dass mir dies auch gelang, da das Gesicht meines Gegenübers sich ebenfalls in Falten legte und man doch erkennen konnte, dass dies ein Lächeln darstellen sollte. Doch es entwick dem mann rasch, als er wohl erkannte, wer auf uns zustürmte. Ich drehte mich um. Wie zu erwarten stand Leviathan vor mir, völlig aufgelöst und panisch. Auch mein freundliches Lächeln verschwand, nachdem er mich anfuhr und dem Bootsführer erklärte, ich würde nicht mitfahren. "Levi! Ich...", wollte ich ihm erklären, jedoch gewährte der empörte Engel mir nicht den Freiraum zu sprechen. Schlussendlich dachte der Schwarzhaarige tatsächlich, dass ich wohl die Insel Isola verlassen wollte. "Jetzt mach mal halb lang!" rief ich mit ernster Miene dazwischen und hob beide Arme in die Höhe, welche rasch jedoch wieder zu meinem angespannten Körper zurück fanden. "Wie er wohl auf solch eine schwachsinnige Idee kam?" "Hätte ich nicht eine fette Abschiedsparty verdient, wenn ich wirklich hier abhauen würde?", schrie ich beinahe und verschränkte die Arme vor meiner Brust. Schmollend und betreten blickte ich meinen Freund an. "Ich? Abhauen? Und wohin?" Auf solch eine Idee war ich noch nicht gekommen. Als ich jedoch realisierte, dass dieser Junge solche Verabschiedungen wohl schon öfters durchgemacht hatte, wurde ich mitfühlend und fühlte mich schuldig für dieses Missverständnis. Ich ließ die Arme fallen und schaute etwas beschämt zu Boden. Es war mir gar nicht Recht den Nephilim in eine solche Lage zu bringen. "Nein... Du... ich... wollte doch...", versuchte ich zu erklären, doch ich brachte es nicht ordentlich auf Papier. Der Bootsmann schien ziemlich unbeeindruckt von der Situation zu sein und nutzte die Gelegenheit und sprach ungeduldig: "Ich fahre nur bis zu den Inseln, anschließend wieder zurück. Mehr mach ich heute nicht." Es fühlte sich so an, als wolle er mir erklären, dass ich heute und hier nicht von der Insel Isola verduften konnte. Doch das war auch nicht meine Absicht gewesen. Es war mir sichtlich unangenehm, dass jemand anderes das Reden für mich übernahm, so fügte ich noch hinzu: "Naja, ich ... will da einfach ... mmmh..." Mein Blick wandte sich vom Schwarzhaarigen ab und fixierte die Insel am Horizont. Ich wusste, dass sie sehr felsig und düster war. Ich erinnerte mich daran, wie wir bei einem Klassenausflug einmal... "...Klippenspringen! Weißt du noch? Wie beim Klassenausflug!" Ja, das hatte ich im Hinterkopf behalten, das wollte ich wirklich wieder einmal unternehmen. Da ich eh die Zeit dazu hatte und dort hin wollte, könnte ich dieser Gedanke bestimmt Taten umwandeln. Leviathan wird bestimmt noch etwas anderes vorhaben und ... war bestimmt zu ängstlich, um da mitzukommen. "Keine Sorge, ich bin bald wieder da. Wir können dann ja was unternehmen.", versuchte ich ihn wohl etwas abzuwimmeln, da ich dachte, dass er sicherlich zu tun hatte. Schließlich musste er seinen Einkauf nachhause bringen. Vorsichtig trat ich dem Boot näher, doch ich drehte mich nochmals zu ihm um. Anschließend jedoch versuchte ich in das wackelige Gefährt zu krackseln. "Huuuch... das wackelt ja ordentlich."
Nicht nur ihr begrenztes Kontingent an Hab und Gut, sondern auch Caiwens schroffer Unterton und ihr fast schon bedrohliches Auftreten hatten den Engel, der einfach andere Seiten von ihr gewohnt war, schlussendlich noch stutziger gemacht. Als sie dann immer lauter wurde und dabei etwas von einer Abschlussparty vor sich hin schwadronierte, wich der Nakamura leicht zurück und blinzelte sie entgeistert an. Einige Sekunden verstrichen, in denen sich die beiden nur anstarrten (und der Dritte im Bunde verwirrt mitstarrte), bis sich Caiwens Miene wieder etwas entspannte, woraufhin der Engel sie gefragt hatte, ob sie sich tatsächlich gerade vertschüssen wollte.
Als befände sich etwas Spannendes am Boden, folgte Levi ihrem Blick, suchte aber sofort wieder ihren Blickkontakt, nachdem er realisiert hatte, dass es da unten nichts zu sehen gab und sie wohl einfach seinen Blicken auszuweichen versuchte. „Was wolltest du?“, harkte er angespannt, aber nicht mehr ganz so ungeduldig und aufbrausend wie zuvor nach. Mittlerweile konnte er 1 und 1 zusammenzählen und war sich ziemlich sicher, dass sie nicht vorhatte, den Engel auf der Insel zurückzulassen. So bald folgten aber keine erklärenden Worte und der Bootsmann griff ihr etwas unter die Arme. „Zu welchen Inseln?“, fuhr er den armen Kerl wieder an, doch es dämmerte sogleich. „Zu den Inseln?“ Unglaubwürdig sah er zwischen dem Bootsmann und seiner Freundin hin und her. Was er bei den Inseln zu suchen hatte war seine Sache. Dass er ein Mädchen alleine mitnehmen und dort einfach absetzen wollte aber eine ganz andere. Alter. Warum? Das große Geld konnte er wohl nicht wittern, oder? „Du willst was? Klippenspringen?“ Das wurde ja immer besser. Aus dem Inselkundeunterricht wusste er zwar, dass 2 der nördlichen Inseln sehr felsig und sich deshalb auch gut dazu eignen würden, anderseits war ihm aber auch nie entgangen, dass sie nicht ungefährlicher als die komplette Ostküste Isolas sein sollen. Von einer Gefahr durch das Urrudel ging man dort nicht aus, viel mehr war in zig Schulbüchern von ungewöhnlichen, teilweise sogar mutierten Monstern die Rede. Inwiefern das der Wahrheit entsprach, wusste der Engel nicht, aber einfach mal so einen happy peppy Wochenendsausflug ohne (wahrscheinlich) jegliche Vorbereitungen dorthin zu unternehmen, war bestimmt nicht eine von Caiwens besten Ideen gewesen. Wie stehen gelassen und nicht abgeholt stand der Nakamura nun da, nachdem Caiwen ihn regelrecht abgewimmelt hatte und nun sehr unelegant versuchte, sich auf das Boot zu begeben. Nun war es Leviathan, der nachdenklich die mit Einkaufstüten behängten Arme verschränkte und Daumen und Zeigefinger an sein Kinn legte, um sich in eine möglichst nachdenkliche Pose zu bringen, während er seine Freundin ganz genau beobachtete, bei dem, was sie da fabrizierte. „Ernsthaft? Und du willst Klippenspringen gehen?“ Kurz lachte er sogar, ehe ihm der Ernst der Lage wieder bewusstwurde und er einen Entschluss gefasst hatte. Grinsend nahm er etwas Anlauf, ehe er auf das Boot zusteuerte und direkt neben Caiwen mit einem kräftigen Sprung landete, welcher das Boot nur noch mehr zum Wackeln und das Gesicht des Bootsmannes nur noch finsterer werden ließ. „Ich komme mit.“, kündigte der Engel entschlossen an, während er seine Tüten unter der Sitzbank verstaute und beide Handflächen aneinander abrieb. „Aha? Hast du auch Geld?“, fragte der Bootsführer gelangweilt, der sich nun ebenfalls in das Gefährt begab. Geld, ja. Hatte er bis vor kurzem noch. „Ja, sicher, was denkst du denn?“, gab er selbstsicher und mit erhobenem Kinn zurück. Sofort als sich der Mann aber umdrehte, um sich an das Steuer zu begeben, streckte der Engel seinen Kopf zu Caiwens und flüsterte hinter vorgehaltener Hand. „Hast du Geld?“
Caiwen
Caiwen
298 Charakterbogen Aufenthaltsort: Zimmer Nr. 205 Aktuelles Outfit: offene Haare, schwarzes T-Shirt (bedruckt mit einer kleinen Sonnenblume auf der linken Seite), kurze Jeansshort, olivgrüne Sneaker
Es war nicht zu übersehen, wie unangenehm mir diese Situation war. Selbst ein Blinder hätte das erkennen können und mich womöglich noch dazu ausgelacht. Ich war mir sicher, Leviathan begriff es immer noch nicht, dass ich nicht für immer verschwinden wollte, so wie er ständig nachfragte. Er brauchte nun mal seine Zeit bis er es einsah. Langsam aber sicher erkannte er mein Vorhaben, nachdem ich es mit Hilfe des älteren Herren versucht hatte zu erläutern. So entschied ich meinen Plan weiterhin umzusetzen. Fest entschlossen stieg ich ins Boot ein, zudem ließ ich meinen besten Freund einfach links liegen, was äußerst untypisch für mich war. Gerade als ich wieder festen Stand unter den Füßen hatte, lachte mich der Engel kurz aus. Beleidigt spannte ich meine Schultern an und hielt die Luft an um nicht loszubrüllen. Ich war wohl ziemlich reizbar und konnte in dieser Sekunde nicht mit dem Temperament des Engels umgehen. Zugleich wollte ich es natürlich nicht an ihm auslassen. Während meine Birne langsam rot anlief, schien Levi zu erkennen, dass ich es ernst meinte. Natürlich ließ er sich nicht so rasch abblitzen, das hätte ich auch nicht von ihm erwartet. Doch seine nächste Aktion war für mich dennoch unvorhersehbar gewesen. Sein Grinsen verriet mir, dass etwas Ungemütliches auf mich zu kam. Ich hatte mir Worte zurecht gelegt und wartete darauf, dass die Diskussion startete. Jedoch spekulierte ich nicht, dass er tatsächlich mit einem unpassenden Sprung zu mir ins Boot hüpfte. Plötzlich geriet das Gefährt so richtig schön ins Schwanken, im Zuge dessen konnte ich mich nicht mehr auf den Beinen halten. Es war als würde ich auf einem Teppich stehen und jemand zog ihn zügig unter meinen Füßen weg. So plumpste ich direkt vor den Schwarzhaarigen auf den Bootsboden und setzte mich total gemütlich auf die braunen Schuhe des Jungen, welcher überraschenderweise keine Probleme damit hatte, seine Standfestigkeit unter Beweis zu stellen. Verunsichert blickte ich nach oben, als er laut verkündete, dass er mitkommen würde. "A-aber..." Ich rollte von seinen Füßen, ehe er seine Tüten verräumte. Verdattert saß ich immer noch auf meinem Po. "Was soll ich jetzt tun?", fragte ich mich, zugleich der Bootsmann meine Not erkannte und ihn fragte, ob er denn überhaupt Geld mit sich trug. Ungläubig starrte ich den Jungen an. "Levi und Geld? Da war doch was faul." Ich versuchte vorsichtig aufzustehen und hielt mich am Rande des Bootes fest um nicht erneut Gefahr zu laufen umzufallen. "Levi, du solltest lieber..." Ich kam nicht dazu weiter zu reden, da der Kapitän zum Steuer ging und den Motor bereits startete. Leviathan kam auf mich zu und bat mich um Geld. "Schon wieder...?". Es überraschte mich nicht. Ich schloss meine Augen und seufzte. Mir war bewusst, dass ich ihn nun wie Kaugummi in den Haaren kleben hatte. Es hatte keinen Sinn dagegen zu reden. "Bist du dir sicher, dass du mit willst? Du kannst ruhig...""... deine Zeit besser nutzen und jemanden treffen... daten... mit anderen was trinken... " Mein Blick fiel in seine grauen, mir vertrauten Augen. "Du musst das nicht für mich tun, Du... hast sicher was zu erledigen. Die Hausaufgaben... du kannst gerne meine haben, die liegen auf dem Tisch." Würde er jetzt immer noch mitkommen, so blieb mir nichts anderes übrig als der ganzen Sache zuzustimmen. "Planänderung...", kam es mir durch den Kopf geschossen. Der Bootsmann rief ungeduldig: "Und? Wie sieht's aus?" Meine blauen Augen fixierten die des Engels. Wollte er wirklich mitkommen? Wusste er, worauf er sich einließ? "Natürlich nicht." Mein Kopf drehte sich nicht zum Bootsmann um, dennoch antwortete ich: "Ich hab genug für uns Beide dabei." Unsicher lächelte ich den Jungen vor mir an.
Dass Caiwen durch Levis schnittigen Sprung den Boden regelrecht unter ihren Füßen verlor und hingefallen war, hatte der Engel nicht beabsichtigt und für den Bruchteil einer Sekunde bereute er den Übermut, mit welchem er auf das Boot gesprungen war, sogar. Entschuldigend hatte er sich auf die Unterlippe gebissen und dem Mädchen die Hand gereicht, aber als sie sich auf seine Schuhe gesetzt hatte, war ihm bewusst geworden, dass sie wohl keinen erheblichen Schaden erlitten haben musste und um ein herzhaftes Lachen kam er ein weiteres Mal nicht herum.
Caiwen machte im Anschluss und nachdem sie sich wieder hochgehievt hatte deutlich, dass sie auf Leviathans Beistand wohl ziemlich gut verzichten konnte. Eine Tatsache, die die Alarmglocken des Engels nur noch lauter schlagen ließen. Es kam nicht oft vor, dass er so herzlos von ihr abgewimmelt und stehen gelassen wurde und dass sie auch nach seinem gefassten Entschluss noch versuchte, ihn loszuwerden. Ihre Bemühungen entgegnete der Nephilim mit genervten Blickten und ließ sich so schnell auf keine Diskussion ein. Spätestens, als er sie nach dem Geld fragte war eine Konversation wieder notwendig gewesen. „100% sicher!“, antwortete der Schwarzhaarige entschlossen, während er sein Hinterteil schon auf der Sitzbank positionierte, sich allerdings seitlich daraufsetzte, sodass er sich mit beiden Ellbogen an der Kante des Bootes abstützen konnte; seinen Blick jedoch auf Caiwen, nicht auf das offene Meer richtete. Dass sie dann sogar versuchte, ihn mit ihren Hausaufgaben zu erpressen, brachte das Fass endgültig zum Überlaufen. „Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich dich allein zu den scheiß Inseln und allein von einer scheiß hohen Klippe runterspringen lasse, oder?“, fragte er sie in einer für Levi fast ungewohnt ernsten Tonlage und erwiderte ihre Blicke. Fast könnte man meinen, dass man einen Hauch von Sorge aus seinen Augen herauslesen konnte. „Weißt du, was da alles passieren kann? Du scheißt dich doch schon ein, wenn ich dich mit dem Flugtaxi mitnehme.“ Dass sich Caiwen bei der Klassenfahrt vor einem Jahr schon einmal todesmutig von der Klippe gestoßen hatte, war dem Engel nicht entgangen. Es war auch nach der Klassenfahrt noch lange Thema unter den Schülern gewesen. Trotzdem hatte Leviathan niemanden darum beneidet und war froh, stattdessen bei der Tempelgruppe dabei gelandet zu sein. „Und deine Hausaufgaben check ich mir schon noch, keine Sorge.“, schob er noch nach, schloss seine Augen und hob das Kinn an, um Caiwen zu signalisieren, dass das Gespräch somit beendet war. Erst ihre Worte "Ich hab genug für uns Beide dabei“ gaben dem Engel das Signal, seine Augen wieder zu öffnen. Ein zufriedenes Grinsen konnte er sich nicht verkneifen – immerhin hatte er seinen Willen erfolgreich durchgesetzt. Als er dann aber Caiwens Lächeln vernahm, wurde das Grinsen durch ein ebenso sanftes Lächeln seiner Seite abgelöst.
„Ich glaub‘, sie braucht einen Sicherheitsgurt, hast du sowas?“ Diesen Scherz mit dem Bootsfahrer, der es tatsächlich schaffte, seine Mundwinkel ein paar Millimeter nach oben zu bewegen, hatte sich der Nephilim nicht nehmen lassen, als sich Caiwen ebenfalls hinsetzte, der Mann schließlich sein Boot startete und begann, den Hafen langsam zu verlassen. „Hast gesehen? Der kann ja doch auch anders“, flüsterte der Schwarzhaarige nun wieder zu Caiwen und kicherte vergnügt in sich hinein. So ein Bootsausflug an einem freien Tag hatte schon was – hoffentlich würde er für das Mädchen nicht allzu teuer ausfallen. Ansonsten müsste er sein nächstes Taschengeld eben dafür aufopfern, ihr es zurückzuzahlen. Oder @Julia Bardera um Geld anbetteln. Die erfrischende Brise in Kombination mit dem salzigen Meergeruch und ganz ein bisschen auch die Anwesenheit seiner besten Freundin wirkten in jenem Moment wie Balsam auf der Seele des Engels. Während das Boot immer mehr Fahrt aufnahm, begutachtete er nun Caiwens Rucksack, der für einen kompletten Umzug zwar viel zu klein ausfiel, für einen normalen Tagesausflug aber dann auch wieder etwas zu gut befüllt wirkte. „Was hast du denn da alles mit? Steine?“
Caiwen
Caiwen
298 Charakterbogen Aufenthaltsort: Zimmer Nr. 205 Aktuelles Outfit: offene Haare, schwarzes T-Shirt (bedruckt mit einer kleinen Sonnenblume auf der linken Seite), kurze Jeansshort, olivgrüne Sneaker
Der Junge ließ wie erwartet nicht locker. Während ich ihn einfach achtlos liegen ließ und eigentlich total unhöflich zu ihm war, band er sich nur enger an mich, sodass ich ihn ja nicht loskriegen konnte. Ich hatte es zwar erwartet, jedoch war ich dennoch verwirrt. Wie konnte man nur so fürsorglich zu jemanden sein, der einen gerade abblitzte? Nicht einmal die Hausaufgaben, die übrigens wirklich auf meinem Schreibtisch liegen gelassen hatte und somit nicht nur als Vorwand galt, brachten ihn dazu umzukehren. Kurz zuckte ich zusammen, als er sensibel reagierte und in einem Satz öfters fluchte, als ich wohl den ganzen Tag. "Er ist besorgt, dass mir etwas passieren könnte." Dieser Gedanke sauste durch meinen gerade recht leeren Kopf. Diese Überlegung brachte ein sachtes Lächeln auf meinen Lippen. Dass er das Flugtaxi erwähnte, ließ ich unkommentiert. Ja, ich fand es unangenehm. Aber langsam gewöhnte ich mich daran ... "Hoffentlich..." "Du hast Aaaaangst....", stellte ich grinsend fest und trat ihm näher. "Du hast Angst, dass mir was passieren könnte!" Unverkennbar glücklich darüber stand ich unmittelbar vor seinem Sitzplatz, während er wie Jack Mc Lässig da saß. Ich beugte mich leicht zu ihm runter. "Angsthase.", flüsterte ich und piekste ihm in seinen Bauch. Ganz plötzlich ging es mir wieder besser. Ich war nicht mehr gereizt, sondern genoss die Anwesenheit des Engels und die Aussicht auf einen spannenden Nachmittag. Auch wenn er mir gerade einige Probleme aufpackte, konnte es nicht stören einen Partner beim Klippenspringen zu haben. Wer weiß, ob ich mich überhaupt dazu überwinden konnte, das noch einmal zu machen. "Wetten du springst nicht?", meinte ich scherzend. Plötzlich begann der Boden erneut zu wackeln und ich drehte mich um. Der Bootsmann drückte auf das Gas. Zeitgleich ließ ich mich neben Leviathan auf die Bank fallen und hielt mich am Rande des Bootes fest. "Pffft.... Sicherhheitsgurt..." Das schien sogar dem Kapitän zu gefallen, sodass sich sein Gesicht in Falten legte und aus ihm sich ein Grinsen entlockte.
So startete das Abenteuer. Das Boot sauste über das Wasser und der Bootsmann sprach kein weiteres Wort mehr. Das war auch gut so, denn dann war alles in Ordnung und er konnte sich konzentrieren. Mein Blick fiel zurück zur Küste, an der wir vor kurzem gerade noch gestanden hatten. Wir entfernten uns immer weiter von unserem ursprünglichen Zuhause. Ich zuckte kurz zusammen, als Leviathan meinen Rucksack ansprach. So drehte ich mich wieder um, hielt mich jedoch immer noch mit beiden Händen fest und schaute mit viel Haaren im Gesicht zu dem Jungen. "Ja, die vom Wohnheim. Ich dachte, ich bringe die bei Gelegenheit wieder zurück.", antwortete ich und streckte ihm keck die Zunge raus. Das Boot beschleunigte und war mittlerweile recht zügig untwerwegs. Der Fahrtwind zwang mich dazu meine Augen zu schließen, da immer wieder Haare über das Gesicht wuselten. "Naja und halt 'n Handtuuuch... was zum Trinkeeen... etwas gegen den Hungeeer...", erklärte ich ihm dann doch noch und schaute runter zu seinen Tüten. "Und womit hast du dich denn eingedeckt? Lass mich raten..." Ich ließ mit einer Hand los und tippte mit dem Finger mehrmals auf mein Kinn. "Chips? Schokolade? Gummibärchen?" Meine Stimme wurde leiser, als ich noch dazu fragte: "Alkohol?" Ich wollte das nicht zu laut sagen, da der Bootsmann mithören könnte. Doch bei dem Dröhnen des Motors und keiner sonderlichen Wolfsfähigkeit oder ähnlichem wäre es ohnehin nicht möglich, dass er unser Gespräch verfolgt. Dennoch behandelte ich den älteren Herren wie einen Erzieher. "Wäre glaub ich besser, wenn er nicht alles Bescheid weiß."
Der Engel hatte nicht damit gerechnet, dass Caiwen ihn so schnell durchschauen würde. Umso perplexer fiel seine Reaktion aus, als sie ihn auch noch direkt darauf angesprochen hatte – und das sogar zwei Mal! Seine Wangen erröteten, die linke Braue zuckte leicht und erst als sie ihn auch noch als Angsthase bezeichnete und ihren Finger in seinen Bauch bohrte, öffnete er verstohlen ein Auge, mit dem er sie flüchtig ansah. Als würden sich seine erröteten Wangen dadurch weniger leicht zu erkennen geben. „Na und?“, gab der Schwarzhaarige fast schon schnippisch zurück, nur um kurze Zeit später sein Auge wieder zu schließen und das Kinn noch weiter anzuheben. „Ist ja nicht so abwegig, dass hier jemanden etwas passiert, oder?“ Seine Gedanken behielt er fürs Erste aber für sich. „Hä? Ich muss auch springen?!“ Damit hatte er wirklich nicht gerechnet. Immerhin hatte er vor, ihr als Beschützer zur Seite zu stehen und nicht um sich ebenso todesmutig in die Tiefe zu stürzen. Viel höher als vom Drei-Meter-Brett im Freibad oder höchstens 1 ½ Meter über dem Boden, wenn er – wie fast immer – seine Flügel vor der Landung zu früh einzog, war der Nakamura noch nie gesprungen, ergo hatte er sich auch noch nie von einem Felsen geworfen. War auch nicht so unbedingt scharf darauf. „Pah. Sicher trau ich mich zu springen, aber einer muss doch aufpassen, dass bei dir alles glatt läuft.“, versuchte er sich aus der Affäre zu ziehen, konnte sich aber schon zusammenreimen, dass das letzte Wort hierbei noch nicht gesprochen war.
Mittlerweile war das überschauliche Boot schon etwas vorangekommen. Die Bootsanlegestelle entfernte sich immer mehr und wenn man den Blick davon abwandte und gen Horizont blickte, konnte man in noch sicherer Entfernung die Umrisse der vier nördlichen Inseln erahnen. So wie das Gefährt aussah, hatte der Engel nicht damit gerechnet, in einem doch sehr geschmeidigen Tempo über das Meer befördert zu werden. Zweifellos war er – nicht nur in Momenten wie diesen aber besonders jetzt – froh, über keine überaus lange Mähne wie Caiwen zu verfügen. Irgendwie sprachen da mehr Haare als Caiwen und so ganz ernst nehmen konnte der Schüler sie auch nicht. „Etwas gegen den Hunger klingt gut“, verkündete der, der mal wieder nur das hörte, was er auch hören wollte. Caiwen war auf jeden Fall besser ausgestattet als Levi, was aber auch nicht sehr verwunderlich war, wenn man bedachte, dass Levis Fressalien eigentlich für einen Serienmarathon, nicht aber für einen abenteuerreichen Streifzug ausgerichtet waren. „Falsch.“, meinte er grinsend, als das Mädchen über den Inhalt seiner Einkaufstüten spekulierte, die unter der Sitzbank verweilten. „Chips, Schokolade, Gummibärchen, Alkohol und Cola.“, besserte er Caiwen stolz über seine Beute aus und gab sich ganz im Gegensatz zu ihr nur wenig Mühe, vor dem Bootsmann wegen des Alkohols nicht aufzufliegen. Der hatte höchstwahrscheinlich eh nichts zu melden, oder?
Es dauerte noch eine gute Viertelstunde, bis der Mann jene der Inseln ansteuerte, von denen man schon von weiten erkennen konnte, dass sie über zahlreiche Klippen verfügte. „Woah, gut, dass wir gleich da sind. Zuerst hol ich mir einen Burger von der Strandbar und geh aufs Klo.“ Nicht aber über Infrastruktur. Das machte der Bootsführer deutlich, als er laut und fast schon mitleidig auflachte und über seine Schulter zu Leviathan linste. „Strandbar? Klo? Junge, wovon träumst du nachts? Da, wo ihr hinwollt, sagen sich Fuchs und Hase Gute Nacht, mehr aber auch nicht.“ Was der Engel dann nicht mehr ganz so geil fand. Weshalb seine Kinnlade immer weiter aufklappte, je näher sie der Insel kamen. „Also dann, kurz vor Sonnenuntergang komm ich genau hierhin zurück und kann euch wieder mitnehmen.“, erklärte der Mann den beiden Abenteurern, nachdem er noch gut 200 Meter vom eigentlichen Strand der Insel entfernt anlegte. „Weiter komm ich nicht ran. Zu seicht.“ Während er Caiwen noch finanziell in den Ruin trieb, entledigte sich der Engel seiner Schuhe und Socken und streifte sich die Jeans etwas nach oben. Dann hüpfte er, nicht nur mit schlechtem Gewissen, sondern auch mit Einkaufstüten und Schuhen im Gepäck aus dem Boot in das seichte Wasser, verlagerte alles in eine Hand und hielt dem Mädchen seine freie hin. Noch einmal sollte es sie jetzt auch nicht unbedingt zerlegen. „Sorry. Das Geld kriegst du zurück.“
Caiwen
Caiwen
298 Charakterbogen Aufenthaltsort: Zimmer Nr. 205 Aktuelles Outfit: offene Haare, schwarzes T-Shirt (bedruckt mit einer kleinen Sonnenblume auf der linken Seite), kurze Jeansshort, olivgrüne Sneaker
Nicht im Traum hätte ich daran gedacht, dass auch Leviathan erdbeerrote Wangen bekommen könnte ohne dass man ihm eine geklatscht hat. Ich schmunzelte über seine Reaktion, mit der ich nicht gerechnet hatte. Schließlich hatte ich nur erwähnt, dass unsere Freundschaft auf Vertrauen beruhte. Anhand seiner Kurzschlussreaktion, dass er mich begleiten würde, bewies er mir, dass ich ihm vertrauen konnte und es keinen Grund gab, dies nicht zu tun. Das war ein schönes Gefühl, wenn man bemerkte gute Freunde zu haben. "Natürlich springst du." Ich schaffte es nicht mein freches Grinsen abzuschalten. War ich wirklich mutiger als Levi? Ich möchte nicht darauf wetten, aber allem Anschein nach, war er nicht unbedingt scharf darauf sich ebenfalls von Klippen runterzustürzen. "Zumindest nicht ohne seine Flügel." Das musste ihm doch wirklich nichts ausmachen, oder etwa doch? Sollte es nicht so sein, wie erwartet, könnte er sich wenigstens immer noch mit seinen dunklen Schwingen retten. Und ich? Sowas Praktisches wie Flügel hatte ich nicht vorzuweisen. Und mit meiner Nase konnte ich mich bei Gott nicht beschützen. Etwas melancholisch blickte ich zurück und erkannte, wie weit wir bereits gekommen sind. Überrascht drehte ich mich wieder zu dem Jungen um, als er meinte, ich habe falsch geraten. "Häh?" Anschließend lüftete er das Rätsel und ich klatschte mir meine linke Hand auf die Stirn. Mit der anderen Hand hielt ich mich immer noch am Bootsrand fest. "Wie konnte ich nur die Cola vergessen!", rief ich entsetzt und lachte anschließend. Das konnte ja mal was werden! Mehr hatte der Junge bestimmt nicht dabei. Oder etwa doch?
Das Röhren des Motors war laut und das Boot sauste über die Wellen. Es ging auf und ab und war recht ungemütlich. Ich erblickte schon von Weitem das erwünschte Ziel: die Insel! Sie war wirklich sehr felsig und sah fantastisch aus. "Woah.", entkam es mir, als wir immer näher kamen und man gut erkennen konnte, was für ein Naturparadies uns hier erwartete. Entsetzt blickte ich Leviathan an, als er von Restaurants, Bars und WCs sprach. Glücklicherweise wurde ich nicht dazu genötigt den Buhman spielen. Der Bootsmann übernahm die Aufgabe ihm mitzuteilen, dass er auf diesen Luxus verzichten musste. Ich kicherte, ehe ich vorsichtig über den Rand des Gefährtes blickte, als das Boot immer langsamer wurde. Plötzlich war es so weit: wir mussten aussteigen. "Oh man." Auch für mich war das eine neue Situation, ich wusste nicht, dass wir da noch durch das Wasser laufen mussten. "Okay, danke!" Ich blieb vorerst sitzen und begann mir die Schuhe auszuziehen. Diese hing ich außen an meinem Rucksack hin. Meine Hose musste ich glücklicherweise nicht hochkrempeln. Ansonsten hätte man wohl meine Unterhose schon erkennen können. Ich stand auf, schulterte den Rucksack auf meinen Rücken und ging zum Bootsmann, welcher noch Geld von mir verlangte. "Uff... hier, bitteschön. Herzlichen Dank für die Fahrt." Der Mann freute sich wohl über die kurze Gesellschaft und lächelte erneut. Er war doch schwer in Ordnung, oder nicht? Dennoch erwähnte ich kurz: "Bitte vergessen Sie uns hier nicht." Als ich mich umdrehte, war auch Leviathan bereit für den Wasserspaziergang. Ob es reichte, wie er sich hier die Jeans nach oben strich? Ich war gerade sehr froh über meine kurze Hose. Vorsichtig tapste ich an die Kante und beobachtete, wie der Engel einfach so darüber hüpfte. Erneut wackelte es, jedoch nicht mal annähernd so übel wie beim Betreten des Bootes. Wie ein Gentleman hielt er mir die Hand hin, sodass ich behutsam ins Wasser hüpfen konnte. "Uuuund hops!" Ich hielt seine Hand fest und traute mich ins Wasser zu hüpfen. "Erster Sprung erledigt!", neckte ich den Nephilim und erinnerte ihn erneut daran, dass er heute noch von weit weit oben ebenfalls runterhüpfen musste. "Huuuch!" Es war überraschend kühl, jedoch angenehm um meine Füße rum. Und um meine Unterschenkel. Und am Knie. "Man, wie klein bin ich denn eigentlich????" Ich winkte dem Bootsmann und gab ihm somit das Zeichen, dass er nun verduften durfte. Das tat er dann auch ziemlich rasch um wohl keine Zeit zu verlieren. "Schon gut, dafür bist du mir heute noch was schuldig." meinte ich schmunzelnd und könnte mir nun einiges überlegen. Doch anstelle Gedanken darüber zu verlieren, schaute ich nach vorne und begann den Fußmarsch durch das Wasser. Ich streckte beide meiner Arme aus, sodass ich besseres Gleichgewicht hatte und spazierte los. "Pass auf, dass du dein wertvolles Gepäck nicht verlierst." Der Fußmarsch war nicht so weit, jedoch recht erschwerlich, wenn man die Beine nicht ordentlich bewegen konnte. Plötzlich fühlte ich etwas um meinen linken Fuß und ich schrie kurz auf. "Was war das?" Ich schaute ins Wasser, jedoch erkannte ich nichts. Mein Schritt wurde immer schneller. "Komm schoooon!" Ich lief immer schneller, insbesondere als ich bemerkte, dass das Wasser weniger tief wurde und es immer einfacher wurde zu laufen.