Cruel

"Dabei macht es Spaß.", sagte ich und grinste breit.
Nichts war geiler als Fliegen! Etwas, das das Engel sein um einiges interessanter machte. Surfen hingegen war...nunja, man bewegte sich nicht wirklich fort, oder?
Ich sagte dazu nichts - ich war noch nie surfen gegangen und irgendwie war es etwas, das mir höchst suspekt erschien! Ohne, dass ich einen guten Grund dafür hatte.
Shiki grinste schon wie ein Serienmörder, als ich das Thema ansprach. Ich hob eine Augenbraue, sagte aber nichts. Wie gesagt, es wäre nichts Neues hier, und es war nicht so, als ob ich ein völlig weißes Hemd anhatte.

Seiner Erklärung hörte ich gebannt zu und ging seiner Aufforderung nach, es mir so und so vorzustellen, wartete bis zum Schluss und meinte dann, nachdem ich etwas verstört blinzelte: "Das klingt ja zum Kotzen langweilig."

Nein wirklich. Da konnte man mal sowas wie Zaubern, und es gab trotzdem Regeln und Richtlinien und man konnte nur das, wenn man es öfter machte? Man stellte sich das alles viel leichter vor.
"Und gibt es Regeln? Sowas wie niemanden von den Toten auferstehen zu lassen?"
Ich nahm ein bisschen Spinat in den Mund und kaute lange darauf, stopfte noch eine Kartoffel hinter her. Nachdem ich fertig gekaut hatte, redete ich weiter.
"Wo ist denn der Spaß, wenn man sowas auch erst üben muss, und shit?", ich seufzte laut aus.
"Ja dann hau mal raus.", meinte ich und lehnte mich abwartend zurück. Ich wollte jetzt aber auch was beeindruckendes hören!
Meine Haltung spannte sich gering an, ich zuckte die Achseln. "Hab im Himmel ein paar Süßigkeiten geklaut. Man hat mich rausgeschmissen.", grinste ich so breit, dass sowieso niemand diese Lüge abkaufen konnte. "Und nachdem ich die Kreuzfahrten und Reisen quer durch Europa nicht mehr spannend genug fand, bin ich hierher, um andere Wesen aufzuwühlen!", ich klatschte in die Hände, verbeugte mich. "Das war die Geschichte~", schloss ich, als ich mich mit glitzernden Augen wieder aufrichtete.

Shiki seufzte als er Cruels "Abfuhr"erfuhr. War ja klar, dass er nicht auf ewig der nette Typ von nebenan bleibt. "Es ist alles andere als langweilig!" sagte er nun ernst und gestikulierte diesmal mit der gabel in seiner Hand. "Man muss halt lernen seine Magie zu kontrollieren, sonst bringt man noch Leute um!" fügte Shiki aufgebracht hinzu und stockte wieder. Er atmete durch und aß weiter. "Vor allem wenn es um schwarze und Elementmagie geht..." murmelte er dann in einer tieferen Tonlage. Manch einer würde nun behaupten Shiki sei wütend, aber das war nun wirklich nicht so. Er hat im allgemeinen ein Problem mit diesem Thema. Magie ist für ihn das schönste aber auch die größte Gefahr überhaupt. "Man kann großen Schaden mit Magie anrichten, ich hoffe das ist dir bewusst." meinte Shiki nun eher ernst und fixierte das Essen vor sich. "Ich könnte dein Essen mit einem Wort explodieren lassen oder dich verfluchen." Ja, Shiki beherrscht Flüche, aber hauptsächlich Verhexungen, um Leuten eins reinzuwürgen oder seinen Spaß zu haben.

"Ich kann dich in eine Liebesrausch versetzen oder dir eine Bindehautentzündung verpassen. Sowas muss man üben, wie das Fliegen." er blickte nun auf zu Cruel und hatte ein seltsames Grinsen im Gesicht. Es sah etwas finster aus, so wie das Grinsen eines klassischen Disney-Bösewichtes. Sein Blick viel nun auf die Serviette am Rande seines Tabletts."Duro." murmelte er kaum hörbar und die Serviette begann zustein zu werden. "Ich könnte mir theoretisch sogar deine Gedanken ansehen, um herauszufinden warum du wirklich hier bist." sagte er dann keck und hatte ein charmantes Lächeln auf den Lippen. Zugegeben Shiki benahm sich etwas gruselig doch er änderte seine Meinung indem er wieder lieb anfing zu lächeln. Seine Stimme war wieder so wie vorher und er lachte kurz. "Undß Was machst du heute noch so?" wechselte er auf einmal das Thema und aß genüsslich weiter.

Misu

Er machte einen recht erwachsenen ersten Eindruck - ehrlich gesagt nahm ich an er war vielleicht sogar etwas älter als ich. Sein dunkles Haar, die breiten Schultern, außerdem schien er riesig - mich übertraf er mit mindestens einem Kopf, nahm ich an. Und dafür, dass wir auf einer Insel nahe Japans waren, auf der sich vorsätzlich auch Japaner bewegten, war das schon eine große Nummer. Meine Blickte fuhren über sein Gesicht und was man ansonsten noch erkennen konnte, wenn er saß, ich blickte auch auf die Hände, sah dann auf meine und atmete zufrieden aus. Ich war definitiv sehr satt geworden, gähnte weit und legte meine Arme um mich. Seine Augen waren blau, so wie meine. Ich lächelte breit, als er so höflich zu mir sprach.
"Oh, ich fühle mich auch definitiv geehrt.", erwiderte ich lachend - auf sehr höfliche Personen wusste ich selten zu reagieren. Als ich damals auf Lux getroffen war, hatte er wenn nicht noch höflicher geredet, war aber auch umso böser, in dem, was er eigentlich mit seinen Worten meinte, gewesen. Es war sehr schwer gewesen, irgendwie auf ihn zu reagieren.
"Keine Ursache.", nickte ich. Jaja, ich begrüßte jeden gerne hier, nahm ich an. Warum auch nicht?
Ich sah ihm beim Essen zu, weil ich unschlüssig war, wohin ich sonst schauen sollte. Ich wollte weder den Blick von dem Nachbartisch treffen, noch von Cruel.
Ich hob meine Arme nun über meinen Kopf und streckte mich weit, bevor ich mich wieder normal hinsetzte.
"Oh seit einer Stunde erst?", sagte ich erstaunt, "Hahah, und jeder findet als erstes die Mensa..", grinste ich, nickte dann. "Ja, Schule halt, aber eigentlich kann es total Spaß machen!",  sagte ich ein wenig zu begeistert dafür, dass ich selten aufpasste. "Ich meine, man trifft Freunde..!"
Und lernte. Aber das war nebensächlich.
"Die Lehrer sind ganz nett.." Mhm, Slevin eher nicht. "Und die Mitschüler auch!" Ich hatte viel zu oft schon unnötigen Streit mit irgendwelchen Egoisten gehabt...
"Naja..also ja, es gibt hier viele idyllische Plätzchen. Der Strand zum Beispiel.", sagte ich. Ich wollte seine Befürchtung, dass die Schule beschissen sein könnte, nicht auch noch bestätigen.
"Ich meine, wer ist denn jemals Fan von Schule?", holte ich energisch aus, "Niemand! Aber es gibt noch viele andere interessante Dinge hier. Die Stadt zum Beispiel~"
Ich schwieg schließlich. Eigentlich mochte ich die Insel gern - viel mehr als mein zu Hause. Immerhin konnte man hier zumindest mal das Wesen sein, das man war, und man wurde auch nur dann gemobbt, wenn die eigene Persönlichkeit wem anders nicht passte - und nicht das Wesen.
"Nicht dass ich wüsste.", meinte ich. "Dafür haben wir zu viele Fleischfresser hier", lachte ich, "Sonst würden ja die Werwölfe noch Amok laufen."
Ich war einen nervösen Seitenblick zu Caiwen, in der Hoffnung, sie hatte nicht gehört, was für einen miesen Scherz ich gemacht hatte.
"Schmeckt's wenigstens?"

Der Junge schob sich die nächste Portion Essen in den Mund und zerkaute diese, während er auf eine Antwort von Misu wartete. Er musste zugeben, dass er irrsinnig froh war, mit jemanden normal reden zu können. Es war entspannend und irgendwie erheiternd zugleich. Ein durch und durch seltsames Gefühl für den Sechszehnjährigen. Er aß weiter und musterte das schwarzhaarige Mädchen ein wenig. Sie war definitiv kleiner als er, aber das war hier ja keine große Überraschung. Seine Größe war nicht normal, zumindest nicht für einen Japaner. Na ja, abgesehen davon hatte sie schöne azurblaue Augen und unter ihrem Auge befand sich zudem ein schwarzer Tropfen. Ansonsten sah sie wie ein normales japanisches Mädchen aus. Aber der schwarze Tropfen ließ kurz seine Stirn runzeln. War das etwa ein Tattoo? Oder hatte es irgendetwas mit ihrem Wesen zu tun? Apropos Wesen, er wusste ja nicht mal was sie war. Er seufzte innerlich. Diese ganze Sache gefiel ihm nicht. Zwar war es schön, einmal nicht gleich gefragt zu werden, warum er den so spitze Ohren oder dunkelblaue Haare habe, aber na ja, daran würde er sich gewöhnen müssen. Misu fing an zu Lachen und das erfreute ihn gleich. Sie besaß ein schönes Lächeln.
„Tja, die Mensa ist strategisch gesehen, doch die einfachste Möglichkeit, jemand neues kennen zu lernen, oder? Es ist nicht allzu überraschend, wenn sich hier die meisten Neulinge einfinden“, überlegte er laut und grinste vor sich hin.
Es war amüsant ihr zuzuhören. Sie versuchte alles so überzeugend zu erklären und stockte ab und zu. Ja, vor ihm saß definitiv ein ganz normales Mädchen, die versuchte die Insel so optimistisch wie nur möglich vorzustellen. Das brachte Renji zum schmunzeln. Sie erzählte zum Beispiel von einem Strand, den Mitschülern, der Stadt und der Schule im allgemeinem. Wahrscheinlich gab es auch hier Sachen, die nicht gerade prickelnd waren, aber damit hatte gerechnet. Er würde damit schon klarkommen. Irgendwie.

„Verstehe, na ja, so schlimm wie früher kann es ja nicht werden. Immerhin sitzen wir generell gesehen alle im selben Boot. Aber wie auch immer, es ist zu früh um schon ein Urteil zu fällen, nicht wahr?“

Dann fuhr Misu gleich fort mit seiner Frage über das Essen hier. Und da erwähnte sie gleich einmal die Werwölfe. Man, er konnte sich darunter wirklich nichts vorstellen, oder besser gesagt viel zu viel. Er kannte genug Filme über dieses Thema, aber er hätte niemals gedacht, dass er jemals Werwölfe in der Realität sehen würde. Nun seufzte er laut. Der Scherz war bei ihm nicht so richtig angekommen.

„Hmm… das war doch nur ein Scherz oder? Meine Mum hat mir da was anderes erzählt… Na ja, egal, was bedeutet dieser schwarze Tropfen unter deinem Auge? Ist das ein Tattoo? Oder so eine Wesensache?“

Er strich sich nervös die Haare hinter sein spitzes Ohr und hoffte eine interessante Antwort zu bekommen.

Mathéo schien dem heutigen Menü ebenfalls nur Frust statt Begeisterung entgegenbringen zu können. Allerdings schien er sich weniger an dem westlichen sondern vielmehr an dem vegetarischen Stil zu stören. Beniko zu ihrem Teil konnte auf das Fleisch gut verzichten, besonders nach dem innerlichen Unruhe am Nachmittag beim Anblick des Steaks auf ihrem Teller. Als traditionell-japanisch aufgezogenes Kind war sie den übermäßigen Fleischkonsum aus dem Westen nicht gewöhnt, und auf Geflügel würde sie die nächsten Jahrzehnte gerne verzichten.
„Wie soll man eigentlich sicher sein, dass man nicht gerade einen Tiermensch verspeist“, überlegte sie laut, und ihr Blick fiel verstört auf das Rührei, „oder seine Kinder.“ Gut, bei dem übrigen Rührei auf ihrem Teller handelte es sich nicht um befruchtete Eier sondern tatsächlich um das Menstruationsprodukt einer Henne … eigentlich kaum appetitlicher. Als Meisterin der Verdrängung widmete sie sich jedoch schnell wieder den voll Spinat getränkten Kartoffeln zu, als Mathéo auf die vorhin so aufgeregt besprochenen Party zurückkam.
„Von mir aus, ja, aber du solltest wissen, dass man mit mir auf Partys kaum Spaß haben kann.“, erklärte die gerade mal Fünfzehnjährige nüchtern, während sie mit der Gabel eine Kartoffel dieses Mal nicht zerdrückte sondern kaltblütig aufspießte. Nein, sobald es um Partys ging, verfiel sie geradezu in Nörgeleien - aber solches Gespräch hatte sie am selben Tag bereits mit Aoi hinter sich gebracht. Wie die Zeit so verging und Beniko weiterhin von Ramen schwärmte, füllten die Strahlen der Sonne den Speisesaal mit einem hellen Rot. Mehr oder minder gesättigt lehnte sie sich zurück und faltete beide Hände auf ihrem Bauch. Anlässlich eines stechenden Schmerzes fasste sie sich daraufhin mit ihren Fingerspitzen an die Kopfhaut. Ein leichter Sonnenbrand sollte sich wohl als Willkommensgeschenk der Insel herausstellen.

Gemeinsam futterten wir das Essen auf unseren Tellern leer. Mein Blick erhob sich, als mir ein bekannter Geruch in die Nase stieg. Matheo war mit jemanden unterwegs hier her und schon ging die Türe auf und er trat mit einem Mädchen ein. Es war Beniko von unserer Klasse. Was lief denn da? Suchte er sich jetzt Ersatz für mich? Denn mich schien er ja nicht zu bemerken. Matheo reagierte nicht - er sah nicht her, er ignorierte mich. Jetzt im Ernst? Dabei hätte sich das süße Paar ja zu uns setzen können...
Mir entkam ein Grummeln, ehe ich mich wieder meinem Essen widmete und Zen zuhörte, was er zu den Bechern meinte. Ich nickte und versuchte den Dämonen ebenfalls zu ignorieren. "Mhm." stimmte ich ihm zu und er würde also ein paar der Becher mitgehen lassen. Gut, dann musste ich die Übeltat nicht machen. Ich bin ja ein unschuldiges kleines Mädchen.
Eine weitere mir bekannte Stimme übernahm meine Aufmerksamkeit. Misu scheint sich über das Essen zu beschweren, genau so wie viele andere. Das hatte ich mitbekommen. Amok laufen - ja das könnte ich jetzt hier wirklich! Doch umbringen würde ich nur eine Person hier. Einen Rotschopf. Dann hätte ich bestimmt genug. Ich blickte zu Misu - mir war gar nicht klar gewesen, dass sie wusste, dass ich ein Werwolf war. Oder war das etwa Zufall, dass sie gerade bei dem Wort zu mir sah? Da sonst keine Werwölfe hier anwesend waren, setzte ich nicht auf den Zufall. Doch ich tat so, als ob ich das nicht gehört hätte. Zwar wurde ich mit guten Ohren gesegnet, doch nicht viele wollen wirklich belauscht werden.
"Komm, lass uns die Party vorbereiten, es ist schon spät. Sonst kommen die Gäste ja noch vor dir!" Ich zwang mir ein Lächeln auf die Lippen, dann standen wir gemeinsam auf und ich verräumte die Tabletts, während Zen sich die Becher schnappte und wir dann rasch raus sausten.
"Ich zieh mich noch rasch um, dann können wir zur Schule spazieren." meinte ich, da ich nicht weiter im Bikini rumlaufen wollte.




Am Dach =====>


out: is mit Zen so abgesprochen!

Misu Kaze

Wie ich liebe Menschen mochte!
Erst jetzt fiel mir auf, wie lange ich mit keinem mehr normal geredet hatte - der letzte war vielleicht Nero gewesen? Ach Nero, wo der wohl abblieb..Ich hatte das dumpfe Gefühl, dass er wie so viele andere vor ihm auch schon die Insel verlassen hatte - auf Nimmerwiedersehen. Ach, wie traurig. Aber vielleicht lag es auch an mir, ich war in der letzten Zeit nicht gerade einfach gewesen. Lavi musste mich in der Hinsicht ein wenig pushen.
Meine Gedanken schwammen auf einer weichen, wabbligen Wolke hinfort und ich bekam den leeren Tunnelblick, der strikt durch Kenji hindurchging. Im nächsten Augenblick war ich gedanklich auch wieder ankommen, gähnte weit und streckte mich ein wenig.
"Hahahah, wahrscheinlich schon."
Ich war damals in die Mensa gegangen, um Essen zu finden, und keine Menschen, aber das wollte ich ihm nicht sofort unter die Nase jubeln - dass ich ein kleiner Fresssack war.
Während ich erzählte schien er mir aufmerksam zuzuhören und lächelte. Ich überlegte, ob mir bei meinem Ankommen jemand die Insel gezeigt hatte, aber nein. Als ich ankam, hatte ich zuerst was zu Essen gesucht - und Alice getroffen, die wütend geworden war. Ich hatte die Sache für erledigt gesehen, indem ich ihr eine Banane in den Mund gestopft hatte. 'Weil Wut kam oft von Hunger!'
Ohgott. War ich dumm gewesen.
"Klar, du solltest es vermutlich zuerst für dich selbst entdecken.", nickte ich und sah auf meine Finger.
"Ja, ein schlechter. Vergiss es wieder..", ich schüttelte meinen Kopf. Das mit der Dummheit hatte sich wohl nicht so gravierend verändert. Ich seufzte ebenfalls.
Seine nächste Frage überraschte mich.
"Uhm..", ich fasste automatisch mit einem Finger unter mein Auge, wo sich das Mal befand.
"Ehrlich gesagt weiß ich das selbst nicht so genau mehr.", meinte ich dann und dachte für einen Moment nach. "Ich glaube, das ist schon seit Geburt so..?~ Ich weiß nicht, ob meine Eltern mir jemals erklärt haben, was das sein soll. Eigentlich recht komisch, da es nicht gerade eine willkürliche Form hat, sondern die eines Tropfen. Wie ein Kennzeichen dafür, dass ich Nixe bin.", lachte ich und zuckte mit den Achseln. Konnte auch alles ein seltsamer Zufall sein. Mein Blick folgte seiner Hand und ich sah seine spitzen Ohren. Ein Elf? Natürlich, hier kam man nicht drumherum, sich zu fragen, was sein Gegenüber sein konnte. Allerdings hatte es mich nie so wirklich brennend interessiert, was mein Gegenüber war - wohl mehr das 'was'.
"Was bist du für ein Wesen?", fragte ich schließlich ein wenig neugierig trotzdem und blickte ihn aufmerksam an, da ich mir Elfen doch etwas anders vorgestellt hatte.
Ich hoffte ja nur, dass er kein Werwolf war.

Cruel

Wuahhrr, Shiki war im serious mode. Ich beobachtete ihn sensationsgeil und überlegte, wem er wohl noch die Gabel ins Auge rammen würde.
"Du musst das mal so sehen, Shiki. Wenn man sie halt umbringt, dann ist es passiert. Ich meine, die Leute werden eh nur sagen 'Hm. Schon wieder eine weniger, also?'. Und die Sache wäre gegessen.", grinste ich. Ich knabberte an meinem Rührei und ließ es schließlich in den Spinat platschen.
Was hier alle Probleme mit dem Tod hatten. Und Gewissen! Dabei starben im Prinzip Menschen, und so wie ich das sah, waren die meisten Wesen hier doch eh der Überzeugung, dass Menschen unwichtige Getiere waren, oder?
Nicht, dass ich der Meinung zustimmen würde - mir war das alles egal. Moral oder nicht, bockte mich so rein gar nicht. Ich nahm es meistens hin, wie es kam, und wenn jemand ein Mörder war, machte es meist auch keinen Unterschied.
"Schwarze und Elementmagie? Jetzt wird es interessanter.", stellte ich fest, auch wenn ich mir dachte, dass man keine böse Magie brauchte, um wen zu töten. Ging doch ganz leicht, oder?
Nachdem mir Shiki mit seinen bösen Dingen, die er mir alle anhängen konnte, drohte, zuckte ich mit den Schultern. "Ich würd jetzt ja Angst vor dir haben, aber ich bin schon tot. Toter geht's nicht.", sagte ich höchst amüsiert, "Ob Flüche bei toten Menschen wirken, ist die Frage.", grinste ich. Vielleicht ja schon. Aber selbst wenn - schlimmer als sterben ging es nicht. Schlimmer als sterben, war für die meisten wohl am Leben bleiben. Ich lehnte mich zurück und sah Shiki herausfordernd an.

"Du kriegst grade so ein pädophiles Mastergrinsen, das ist echt seltsam.", stellte ich fest und drückte ihm meine soeben aufgespießte Kartoffel gegen die Wange.
"Schmuro~", murmelte ich mit weit geöffneten Augen, so wie er. Allerdings wurde bei mir nix zu Stein. Ich nahm das ja alles nicht ganz so ernst. Wenn hier einer durchdrehte, na und? Alles schon gesehen!
"Mach doch.", sagte ich provokant, "Komm schon, finde heraus, wieso ich hier bin. Ich bin gespannt auf deine Erklärung~!", flötete ich. War nicht so, als ob es ein großes Geheimnis wäre.
Vielleicht hatte ich die Dinge aber auch schon verdrängt.
"Ich werd vermutlich nicht auf Zen's Party gehen. Vielleicht aber auch doch", sagte ich und lächelte breit, wie ein kleines Kind, das Gefallen daran gefunden hatte, ein Tier zu quälen, "Er würde sich mit Sicherheit sehr über meine Anwesenheit freuen."

Shiki kaute schweigend an einer Kartoffel rum und guckte etwas angesäuert drein. Vielleicht hatte er doch etwas übertrieben. Er wollte Cruel keinesfalls drohen oder seine schwarze Magie zur Schau stellen! Er hatte sich geschworen schwarze Magie nur im Notfall zu benutzen. Bei dem Fakt, dass Cruel eigentlich tot war wurde Shiki aber hellhörig. "Eh? Du siehst aber ziemlich lebendig aus." sagte er dann und piekte Cruel Wange testweise. "Naja, solange dein Herz schlägt und Blut durch deine adern fließt bist du lebendig." meinte er dann und setzte sein normales Lächeln wieder auf. "Es wird niemals dazu kommen, dass ich diesen Fluch auf dich anwende." meinte Shiki dann lieb und räusperte sich. "Es ist ein schmerzhaftes unterfangen, für dich und für mich. Und du hast sicher deine Gründe, mich anzulügen." er fixierte sich wieder auf sein Essen.

"Du bist also ein gefallener Engel, ja?" versuchte Shiki nun auf Cruel abzulenken. "Wie funktioniert das mit der Inkarnation denn genau? Wurdest du umgebracht oder so?" fragte er und knabberte weiter. Es interessierte ihn wirklich. Wenn es etwas gab, worauf sich Shiki besonders freute, dann ist es Rassenkunde und Vertreter aller Rassen zu treffen. Bislang war er schließlich nie unter seines Gleichen. "Oh! Und du bist im Musik Club, richtig? Ich hab deinen Namen gesehen als ich mich dafür einschrieb." schwärmte Shiki enthusiastisch und strahlte Cruel förmlich an. "Spielst du was oder singst du...?" fragte er dann, während er den letzten Bissen Ei verputzte. "Achja wegen der Party..." Shiki warf einen hastigen Blick auf seine Uhr. "Die sollte schon im Gange sein. Ich würd' mich freuen, wenn du später vorbeikommst." fügte Shiki dann ehrlich hinzu und lächelte, während er sich seinen Joghurt schnappte. "Ich kann dich mit einem Fluch belegen, der dich wild umher tanzen lässt!" sagte er keck und kicherte.

Gerade redete Shiki wieder viel zu viel, aber das ist wohl nur ein Zeichen dafür, dass er langsam hier zurecht kommt. Cruel war auch nicht der Böse für den er sich immer ausgab.

Cruel

Ich begrinste breit Shiki's saures Gesicht. Ob ich einen Nerv getroffen hatte? - Ich war doch sehr überzeugt davon.
Dass er jedoch recht freundlich immernoch mir gegenüber war, ließ mich in meiner Überzeugung wackeln. Ich hob eine Augenbraue, als er meinte, ich sähe lebendig aus und ließ zu, dass er meine Wange piekste.
Als er vom Herzschlagen anfing und von Blut, musste ich laut loslachen.
"Blut haben auch Vampire, macht sie das zu lebendigen Wesen?", grinste ich breit und hauchte dann zart: "Von welchem schlagenden Herz redest du, Shiki?"
Ich schwieg und hörte nur ein leises Pochen in meinem Inneren, das höchstens an das Echo eines menschlichen Herzes erinnerte. Ich nahm seine Hand, mit welcher er eben noch so mutig in meinem Gesicht rumgetatscht hatte, rückte näher und legte sie auf meinen Brustkorb - war mir egal, wer das nun sah.
"Fühl für dich selbst und erzähl mir dann noch mal, wer hier lebendig ist.", sagte ich mit rauer, dunkler Stimme.
Wenn ich lebendig wäre, dann würde ich sicher Mason Blue nicht so furchtbar hassen.
Ich ließ seine Hand nach kurzer Zeit wieder los, rückte ab und steckte meine Gabel in die Kartoffel.
"Wer spricht denn von Lügen, Shiki. Wir kennen uns seit fünf Minuten, was soll ich dir denn großartig erzählen? Meine Lebensgeschichte? Das würde doch nur langweilen.", winkte ich gönnerisch ab, lehnte mich zurück und trank einen Schluck Wasser.

Ich verschluckte mich fast dran.
"Du hast wirklich Qualitäten als Stalker.", stellte ich fest und stellte man Glas ab.
"Woher kennst du den Begriff? Den kenn ja nichtmal ich. Wie kommst du da drauf?", fragte ich ihn richtig erstaunt. Mal ehrlich, die meisten hier wussten mehr über Engel als ich - und ich war einer!
"Wie kommst du auf den Gedanken, dass ich nicht einfach ein normaler Engel bin?"
Immerhin hatte er meine schwarzen Flügel noch nie gesehen, nahm ich an.
"Hast du schonmal eine Lesbe getroffen und sie gefragt, welcher Grund dafür sorgte, dass sie auf Frauen steht? Unsere Antwort wäre vermutlich dieselbe: Ich weiß es nicht. Ich weiß überhaupt nicht wie und warum das Ganze funktioniert und ich habe nichtmal eine Ahnung, wieso ich diese mit nicht zirkulierendem Blut gefüllte Hülle besitze und wie das möglich ist, wenn doch noch mein toter Körper existieren müsste - im Prinzip müssten das zwei identische Körper sein. Ich würd ja sagen, das ist einfach so und nicht logisch erklärbar. Oder besser: Nur der liebe Gott weiss es.", ich zuckte mit den Achseln, "Wen interessierts?"
Die Frage, ob ich umgebracht wurde, überging ich. Ich erinnerte mich nicht an meinen Tod, aber ich bekam Beklemmungen, wenn ich auf hohen Gebäuden oder Klippen stand, obwohl mir Fliegen in der Luft nichts ausmachte.
Das sagte schon vieles, dachte ich mir.
"Wieso hast du denn die Gabe zu zaubern? Hast du es dir beigebracht? Und wenn ja, wie ist das möglich, wenn andere Leute das nicht können? Ist es vererbt? Wenn ja, wie konnten es deine Vorfahren überhaupt in sich tragen?", imitierte ich quäkend ihn selbst.
Ich seufzte auf.
"Ja, ich bin im Musik Club & nein, ich weiß nicht wieso - irgendwie kann ich Gitarre spielen und da dachte ich mir, ist doch ganz interessant.", sagte ich.
"Außerdem singt aus mir der spirituelle Geist einer Nachtigall.", ich verschränkte die Arme und nickte ihm zu: "Und was hast du zu bieten?", fragte ich mit einem Grinsen.

"Für sowas muss man mich doch nicht verfluchen. Ich tanze gerne wie der letzte Affe wild herum."
Ich seufzte und dachte daran, dass ich die gesegneten Gitarrenspielkünste wohl von Mason bekommen hatte - ich konnte keine Note lesen, geschweige davon sagen, welche Noten oder Akkorde ich spielte.
Das war doch ätzend, wieso war ich da überhaupt beigetreten?