Auch der Sportplatz ist am Abend des 22. Juni in ein ganz anderes Licht gerückt. Schon von Weitem sticht das imposante Mittsommerfeuer, das relativ zentral am Sportplatz und zu Beginn des Schulballs entfacht wurde, hervor. Der wie eh und je gepflegte Rasen wird wohl nicht wenig in Mitleidenschaft gezogen werden. Das gesamte Areal ist mit Fackeln und Papierlampignons ausgestattet und durch Lichterketten, die an der Außenfassade der Sporthalle angebracht sind, wird auch ihre Bedeutung deutlich hervorgehoben. Auch wenn das Mittsommerfeuer erst kurz vor Sonnenaufgang in den Fokus des Geschehens tritt, kann man am Sportplatz vereinzelt Seelen antreffen, die den Ballsaal kurz- oder langzeitig für zu laut oder zu voll empfinden. Ein Hotspot ist einerseits das Feuer an sich, anderseits aber auch die mit Bänken und Liegestühlen ausgestattete Ruhezone am Rande des Platzes, sowie ein längst vergessener Pavillon.
Das Mittsommerfeuer
Seit Sonnenuntergang erhellt das imposante Mittsommerfeuer nun schon die Weiten des Sportplatzes. Endlich ist es soweit. Der Grill ist schon länger nicht mehr im Betrieb, stattdessen hat sich eine junge Gruppe an traditionellen Taiko-Trommlern beim Feuer versammelt und sorgen für musikalische Unterhaltung während der Tänze. Mal schnell, mal langsam und rythmisch - sollte für alle etwas dabei sein.
Eine alte, isolanische Legende besagt, dass man bis zur nächsten Wintersonnenwende von Glück und Erfolg vorangetrieben wird, wenn man in der Nacht der Sommersonnenwende bei Sonnenaufgang mit einer vertrauten Person das Tanzbein um das Feuer herum schwingt. Vor allem nach den verheerenden Angriffen in diesem Jahr verwundert es nicht, dass sich schon vor Sonnenaufgang einige übereifrige Paare tanzend um das Feuer bewegen. Wer könnte es ihnen auch verübeln. Hast du schon jemanden ins Auge gefasst, mit dem du dein Glück teilen möchtest?
Eine wohltuende Wärme breitete sich in dem Brustkorb des Schmetterlingswesen auf Amélies Reaktion hin aus. Inmitten all der verschiedenen Rassen, die es so gab, empfand sie ihre als unscheinbar, um nicht sogar zu sagen, unbrauchbar. Ihre Flügel mochten hübsch anzusehen sein, jedoch erfüllten sie in dieser Form keinerlei Funktionen. Ihr Wesen ermöglichte ihr weder starke magische Kräfte noch bemerkenswerte körperliche Vorteile. Vergleichbar mit Vampiren, Dämonen oder gar Tierwesen anderer Arten, war ihre Abstammung ein Witz in hübschem Kostüm. Umso mehr fühlte sie sich von Amélies Komplimenten und ihrer Neugier geschmeichelt. „Danke! Manche finden sie aus der Nähe gesehen ziemlich abstoßend. Ich bin froh, dass du das anders siehst“, erwiderte Deirdre schließlich und strich sich ein wenig verlegen eine Locke hinters Ohr, während sie etwas leiser hinzufügte: „Du kannst sie auch gern mal anfassen … wenn du möchtest.“ Wie als Zeichen der Einladung, flatterten die grün-blauen Flügel und streckten sich zurückhaltend in Richtung der Brünetten aus. All die Fragen waren ihr überhaupt nicht unangenehm. Vielleicht wäre es anders, wenn sie auf Kriegsfuß mit ihrer Rasse stehen und sie überhaupt nicht akzeptieren würde. Es mochte vielleicht so sein, dass die Erzieherin oft in Tagträumen versank, in denen sie eine Elfe oder ein Engel war. Doch letztlich war ihr Charakter zu bodenständig und ihre Rasse zu tief in ihr verankert, als dass sie sich tatsächlich wünschte, einer anderen Spezies anzugehören. Sie nahm ihre grünen Haarspitzen zwischen die Finger und betrachtete diese für einen Augenblick. Komischerweise wurde sie noch nie auf ihre Haare angesprochen, was erst jetzt Verwunderung in ihr auslöste. „Das hat mich noch nie jemand gefragt. Eigentlich komisch!“ Schmunzelnd zwirbelte sie die Strähne, bevor sie von ihren Haaren abließ und Amélie antwortete: „Aber meine Haare sind wirklich nicht gefärbt, ob du’s glaubst oder nicht. In meiner Familie haben alle grüne oder grünblaue Haare. Wo das Rosa herkommt, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Vielleicht bin ich ja adoptiert.“ Lachend warf Deirdre ihre Mähne wieder nach hinten, sodass die Strähnen zwischen ihre Flügel fielen und diese teilweise bedeckten. Vielleicht hätte sie lieber eine Hochsteckfrisur für den heutigen Anlass wählen sollen, aber für solche Bedenken war es jetzt sowieso viel zu spät. „Also … ich wurde schon als Schmetterling geboren, aber ich verbringe viel mehr Zeit in dieser Form. Ich kann als Motte ja nicht sprechen oder … irgendwas tun außer rumflattern und versehentlich ins Feuer fliegen“, scherzte Deirdre lachend. Dabei war das nicht einmal Witz. Wenn sie nicht aufpasste, würde sie schneller in einem Lagerfeuer landen als ihr lieb war. Hier würde sie sich jedenfalls unter keinen Umständen verwandeln. „Da wo ich herkomme, hatten wir aber viele Wiesen und freie Flächen in der Stadt. Da hab ich auch schon mal ganze Tage als Falter verbracht.“ Sie konnte sich ein kaum hörbares, sehnsüchtiges Seufzen dabei nicht verkneifen. Auch, wenn das Leben hier generell deutlich mehr zu bieten hatte, gab es einige Dinge im Reservat, die unersetzbar waren und die Deirdre hin und wieder vermisste.
Sie sollte nun raten? Deirdre stützte ihre Hände neben sich auf den Rand der Bank und setzte sich aufrechter hin, während ihr Blick über Amélie glitt. Da sie sich eben schon Gedanken darüber gemacht hatte, brauchte sie nicht viel Bedenkzeit; lediglich einen Moment, um ihre Überlegungen zu sortieren. „Wäre ich jetzt unvoreingenommen, hätte ich ganz sicher gesagt du bist eine Elfe oder sowas in der Richtung … weil du eindeutig ein Händchen für Pflanzen hast.“ Deirdre tippte mit dem Zeigefinger an ihre Unterlippe, als würde sie abwiegen, ob sie es dabei belassen sollte. Dann fügte sie hinzu: „Ich hab aber auch schon gehört, dass du ein Engel sein sollst. Was ich mir irgendwie auch gut vorstellen kann.“ Mit leichtzusammengekniffenen Augen und einem verschmitzten Lächeln im Gesicht lehnte sie sich ein Stück nach vorn und säuselte unbeschwert: „Wenn du mir deine Flügel zeigst, kann ich eins von beidem ausschließen. Außerdem wäre das nur fair.“ Hoffentlich brachte sie Amélie damit nicht in Bedrängnis. Manchmal vergaß Deirdre, dass nicht jeder so zwanglos mit seiner Verwandlung (oder Teilen davon) umging wie sie.
Besonders viel musste zu der Situation mit dem Werwolf nicht gesagt werden. Da hatte Damian echt einen guten Punkt angesprochen. Fettflecken und Marinade auf dem weißen Kleid? Für die Französin wäre das ein unglaubliches Desaster gewesen, nicht nur in Punkto Aussehen. Sie wollte sich gar nicht ausmalen, was andere Leute über sie denken würden, sollten sie das sehen. Selbst ihre Gedanken zu Lyall waren in ihrem inneren nicht gerade freundlich gewesen. Vermutlich würde sie den Rothaarigen auch noch einmal darauf ansprechen, aber wohl erst morgen. So wie der gerade durch die Gegend gestiefelt war, machte es mehr Sinn einem Dackel das Kochen beizubringen. Aber was soll’s. Ändern konnte sie es nun ohnehin nicht mehr. Wenigstens ließen sich die Spuren des Überfalls schnell wieder beseitigen und ein Ort zum Essen heraussuchen.
Doch so einfach wollte die Welt nicht nachgeben. Mit weiteren fiesen Plänen setzte das Schicksal alles daran ihre normalen Ziele Stück für Stück weiter hinauszuzögern. Fast so, als wäre ihr Leben ein Buch und der Erfolg mit Damian eine kleine Unaufmerksamkeit des Autors, welche er nun versuchte so weit wie möglich nach hinten zu schieben. Nur, weil er wusste, dass der Höhepunkt seiner Geschichte somit schon längst erreicht war. Das interne Radar der Engelin meldete sich schon mit Warnsignalen, als sie aus dem Augenwinkel einen rosa Schopf auf sich zukommen sah, welcher unmissverständlich einen Kollisionskurs einschlug. Fast schon aus höflichem Reflex blieb die Blondine zusammen mit Damian kurz stehen und richtete sich auf das sich schnell nähernde Objekt aus. Den Blicken nach zu urteilen hatte sie recht. So fixiert wie die anderen beiden auf ihre Wenigkeit zu schritten, hatten sie unmöglich nur einen ähnlichen Weg. Dementsprechend verwirrt war der Blick ihrer blauen Augen, als schon die ersten Worte auf ihre Person einprasselten. Neue Errungenschaft? Gerade erst angekommen? Helenas Blick glitt zwischen den beiden hin und her, während sie Candice im Großen und Ganzen nur sehr halbherzig zuhörte. Aber bei so einem Redefluss war das sicherlich nicht verwunderlich. Kam sie nicht selbst auf die Idee, dass sie ihren Gegenüber auch Zeit zum verarbeiten einräumen sollte? Noch dazu, wenn diese das gar nicht gewohnt waren? Aber naja, so war es halt. Ein kurzes und knappes „Hey! Freut mich sehr.“ floss über ihre Lippen hinweg, während sie danach ein freundliches Lächeln präsentierte. Hätte sie den Teller nicht in der Hand, so wäre ein kurzes Winken sicherlich auch noch drin gewesen. Mehr allerdings konnte Helena gerade nicht zustande bringen. Denn, um ehrlich zu sein, es gab nichts. Zumindest nicht in diesem Moment. Die Namen waren alle schon ausgetauscht und für normalen Smalltalk gab es zu wenig Ansatzpunkte. Außer die simplen „Und? Wie war die Reise?“-Fragen. Außerdem würde es sowieso auf ein telepathisches Gespräch hinauslaufen. Was die gesträhnte Dame zwar interessierte, aber gleichzeitig auch etwas stutzig machte. Erfahrungen auf diesem Gebiet hatte sie nämlich noch keine. Außerdem hatte sie damit ein ganz anderes Problem. Sie mochte das Gefühl einfach nicht, jemandem in ihrem Kopf zu haben. Damit konnte sie sich partout nicht anfreunden.
„Wie Damian es schon gesagt hat, fühlt euch frei uns Gesellschaft zu leisten.“, setzte sie nach und nickte noch einmal als Zusatz, ehe sie ihre Blicke erneut mit der Gruppe teilte. Mikato hingegen drehte sich in diesem Moment einfach zur Seite weg. Etwas gekränkt von der plötzlichen Reaktion des Schwarzhaarigen, blieben ihre Augen weiterhin auf seinem Gesicht haften. Was war denn mit dem los? Doch zu fein für die Einladung? Aber schon kurz darauf machte sich eine eher Krampfhafte Haltung bei dem Neuankömmling bemerkbar. „Alles in Ordnung?“, ging sie sicherheitshalber auf den jungen Mann zu und suchte den Blickkontakt. Dieser hingegen aber begann nur wie wild nach etwas in seinen Taschen zu suchen. Mit dem Pappteller in der Hand blieb Helena nicht viel anderes übrig als zu raten. Allergie? Atemnot? Damals in Paris gab es auch solche Fälle, aber die waren eher auf ersteres bezogen gewesen. Leicht überfordert suchte die Blondine einen Ort für ihren Teller und sah nur noch, wie die neue Bekanntschaft seine Arme anhob und dann wieder senkte. „Hat er eine Allergie?“, fragte sie leicht panisch Candice und erwartete eine schnelle Antwort. So viel wie sie redete, wären sie doch sicherlich auf das Thema zu sprechen gekommen, oder? Warum musste das eigentlich immer bei ihr passieren? Mit dem Teller in einer Hand blieb ihr nichts anderes übrig als zuzuschauen, ehe sich die ganze Situation von selbst entschärfte. Wie aus Reflex fasste die Engelin an Mikatos Brustkorb, um seine Atmung zu erfühlen. Nur, um keine Besonderheiten festzustellen. Ein erleichtertes aufatmen folgte, ehe sich ihre Hand wieder entfernte.
„Vielleicht solltet ihr einen Arzt aufsuchen.“, kommentierte sie die Geschehnisse immer noch ein bisschen aufgeregt und sprach dabei explizit mit der Rosahaarigen in der Gruppe. „Das sah bei weitem nicht gesund aus. Außerdem scheint er sein Spray, Tabletten, was auch immer, vergessen zu haben. Wie auch immer er es gerade unter Kontrolle gebracht hat.“. Vielleicht war der Junge ja darin geübt, vielleicht war es eine Fähigkeit von ihm. Die Französin hatte keine Ahnung. Tatsache war nur, dass die Stimmung vom ruhigen Eck vorhin wie verflogen war. Als würde der Autor ihrer eigenen Geschichte es spannend halten wollen. „Wirklich, innen sollten ein paar vom Personal sein. Da solltet ihr euch Hilfe suchen. Candice müsste wissen, wer da helfen kann.“, und ein besorgter Blick streifte noch einmal das Gesicht des Neuankömmlings. Dann wechselte ihre Aufmerksamkeit wieder hinüber zu Damian. Sollten sie jetzt weitergehen? Die beiden mit zu einem Arzt begleiten? So konnte Helena sie nicht guten Gewissens gehen lassen…
Feni sah Isa neugierig an, nachdem sie die wichtige Frage gestellt hatte, ob sie sich in jemanden verguckt hatte. Wer weiß, Feni hatte schon das ein oder andere Mal jemanden zufällig zusammen gebracht. Ein wenig enttäuscht biss sie in ihr Brot, als Isa meinte, dass sie noch nie wirklich darüber nachgedacht hatte und auch eigentlich nicht so wirklich Interesse an einem Kerl zeigte. Liebesgeschichten stellten sich immer als spannend dar, wie schade, dass Isa keine hatte. Sie lächelte ihr Gegenüber freundlich an und zuckte leicht mit den Schultern. Schade, aber da findet sich bestimmt noch was. Irgendwann wird schon die Zeit kommen. Dann grinste sie erwartungsvoll und nickte nur kurz. Das mit dem Unterricht und den Lehrern anzusprechen war dämlich gewesen, denn auf so einem Event hatte doch gar keiner so wirklich Lust über Schule zu reden, also konnte sie gut verstehen, dass Isa nicht darüber reden wollte. Sie legte ihren Kopf schräg und sah Isa kurz verwundert an. Nichts passiert? Uff, das muss sich aber die nächsten Monate bitte ändern! Ich will Action und Spaß! Rief sie begeistert und grinste dann bis über beide Ohren. Mit dem Ellenbogen stupste sie Isa kurz an. Zur Not sorgen wir beide einfach für ein bisschen Action! Sie lachte und strahlte sie dann direkt begeistert an. Du kannst ihn mir vorstellen? Ein wenig verliebt sah sie kurz zum Himmel. Wow er muss bestimmt ein toller Typ sein, wenn er sich so gut um Blumen kümmern kann! Sagte sie seufzend und schüttelte leicht den Kopf. Sie wollte schließlich nicht so rüber kommen, als wäre sie in den Gärtner verliebt, aber wer wusste das schon? Dann lachte Feni schnell, um ein wenig vom Thema abzulenken, sonst würde es vielleicht noch unangenehm werden. Ja du hast Recht! Erst einmal richtig ausschlafen und gut essen, dann kann man den restlichen Tag umso besser genießen! Sie nickte heftig, um ihr zuzustimmen. Sie selber hatte auch gar keine Lust so früh aufzustehen und erst einmal eine Führung zu bekommen. Es sollte immer hin Spaß machen!
Plötzlich ging Isa einfach los und einen Augenblick dachte Feni, dass Isa sich noch etwas zu essen holen wollte und sie wollte gerade ein wenig mit dem Kopf schütteln, da sie ihr Essen noch gar nicht aufgegessen hatte und auch eigentlich nicht mehr so großen Hunger hatte, da verstand sie erst, dass Isa ihr jemanden vorstellen wollte. Fröhlich hüpfte sie hinter Isa her und ihr Teller wackelte ein wenig. Nachdem sie dann ein wenig gestolpert war, fiel im hohen Bogen der Spieß und ein Stück Brot, welches noch auf ihrem Teller übrig geblieben waren, von ihrem Teller direkt ins große Lagerfeuer. Mit einem lautem Zisch und ein paar Funken war ihr Essen verschwunden. Einen Augenblick blieb sie in der Bewegung stehen und schaute ins Feuer. Innerlich hielt sie gerade eine Schweigeminute, für ihr gefallenes Essen und ihre Augen füllten sich leicht mit Tränen. Sie hatte doch noch gar nicht aufgegessen! Kurz sah es so aus, als würde sie anfangen zu weinen, doch schnell schüttelte sie den Kopf. Nein! Sie hatte sich geschworen, nicht direkt am ersten Abend zu weinen!
Sie hielt ihren leeren Pappteller in der Hand und drehte sich dann zu Isa und ihrem Freund rum und zuckte kurz mit den Schultern, ehe sie weiter fröhlich zu ihnen gehoppst kam. Fröhlich winkte sie dem Kerl zu und grinste. Hallo ich bin Fenice, oder auch Fen, oder Feni oder wie auch immer du mich nennen willst! Sie kicherte kurz, als Lyall, wie er sich nun vorstellte, sich erst mit ihrem Namen vorstellen wollte. Sie bewunderte es ein wenig, wie gut die beiden sich kennen mussten, dass sie sich so begrüßten. Waren sie eine Art von Tier oder so? Fenice hatte noch nicht viele Bekanntschaften mit anderen gemacht, die so anders waren wie sie. Sie hatte also absolut keine Ahnung, was das hier überhaupt alles für Gestalten waren und was sie alles so konnten. Sie nickte lächelnd. Ja ich bin ganz neu, also so richtig Frischfleisch! Heute Abend erst angekommen und dann direkt zum Ball gekommen! Die Zugfahrt war richtig öde und am liebsten wäre ich direkt schlafen gegangen, aber so ein Event darf man doch nicht verpassen, oder? Kurz zuckte sie etwas zusammen, als Lyall ihr so nah kam, damit hatte sie einfach nicht gerechnet, doch sie starrte ihm ebenfalls in die Augen und grinste. War er etwa schon angetrunken gewesen, oder war er immer so lustig drauf? Erstaunlich wie Isa in seiner Gegenwart gar nicht mehr so schüchtern wirkte! Oh vielen Dank! Deine Augen sind aber auch schön! Sagte sie fröhlich und nickte sich selber zustimmend zu. Einen Augenblick musste sie überlegen. In welche Klasse? Sie legte ihre Hand an ihr Kinn und starrte nachdenklich in den Himmel. Ich glaube auf meinem Zettel stand irgendwas mit Sonne oder so. sagte sie und zuckte mit den Schultern und folgte seinem Blick. Freundlich winkte sie seinem Freund zu und musste kichern. Er war also schwul? Schade eigentlich, immer hin wäre er bestimmt etwas für Isa gewesen! Die beiden würden wirklich gut zusammen passen, doch Lyall und sein Freund waren sicherlich ein ebenso süßes Paar. Er wirkt sehr nett. Sagte Feni kichernd. Sie wollte nicht sagen, dass sie ihn auch süß fand, sie wusste ja nicht, wie Lyall dann reagieren würde. Ob er ihr dann irgendwie böse war, oder ob er es auch so lustig auffassen würde, wie sie es gemeint hätte.
Kurz bekamen sie Besuch und ein Päärchen? kam zu ihnen und begrüßte sie kurz. Das Mädchen sah ein wenig anders aus, sie hatte so komische rote Zeichnungen auf ihrem Körper und generell wirkte sie eher schüchtern, doch an sich sahen sie wirklich nett aus. Hey! Schön euch kennen zu lernen, ich bin Feni! Sagte sie schnell, denn sie hatten anscheinend schon was vor. Viel Spaß euch! rief sie den beiden schnell hinterher und sah dann wieder zu Lyall und Isa. Sie hatte nicht erwartet, dass sie gleich am Abend schon so viele Gesichter kennen lernen würde. Hoffentlich konnte sie sich auch schon alle Namen merken und vergaß nicht die Hälfte von ihnen. Neugierig sah sie ihre neuen Freunde an. Sagt mal. Also ich hab noch nicht so viele "magische" Wesen getroffen. Was könnt ihr eigentlich so? Fragte sie interessiert und legte den Kopf schief.
Es war wirklich zum weinen gewesen mit ihrem Fluch! Jetzt war die ganze Zeit in ihrem Hinterkopf die Frage, ob Matt sie wirklich geküsst hätte? Hätte er sie geküsst, wenn sie nicht diesen doofen Fluch auf sich hatte oder war er doch nur an einer Freundschaft interessiert und er wollte mehr romantisches Zeug mit einer anderen erleben? Zum Beispiel mit Isa? Fragen über Fragen und leider absolut keine Antworten in Sicht. Teilweise war es schon ein wenig viel für den kleinen Kopf der weißen Wölfin und sie musste sich kurz die Schläfe reiben. Wenn sie nicht endlich nur den Abend genießen würde und sich weiter so den Kopf zerbrechen würde, dann würde sie sicherlich mit einer Menge Kopfschmerzen heute ins Bett gehen!
Verlegen lächelte Saiyana ein wenig und schaute zu Boden. Das reicht ja auch schon, die muss ich erst einmal irgendwie hinkriegen. sagte sie leise. Sie selber müsste erst einmal damit zurecht kommen, mit den einfachen Grundschritten und sie hatte irgendwie das Gefühl, dass es doch ziemlich schwer für sie werden könnte. Saiyana stand auf und wieder wurde sie total rot, als sie Hand in Hand zum Ballsaal wollten, doch plötzlich wurde Matt langsamer und fast ängstlich musste sie bemerken, dass er jemanden ansprach! So aus dem Nichts war Saiyana total überfordert und hatte sich halb hinter Matt versteckt. Schüchtern hatte sie den anderen gewunken und mehr als ein leises Hallo... kam auch gar nicht wirklich aus ihr heraus. Das waren also Lyall und Isa. Interessant. Wollte er nur wegen Isa kurz hier hin? Ein wenig eifersüchtig sah sie Isa an, doch lächelte sie dann auch schnell wieder freundlich an. Sie hatte ihr ja noch nichts getan. Ihr Blick wanderte zu der Neuen und auch sie lächelte Sai freundlich an. Ein wenig bewunderte sie die Neue dafür, dass sie so schnell Anschluss gefunden hatte und auch irgendwie keine Probleme mit reden hatte, dennoch blieb Saiyana lieber ein wenig hinter Matt, falls jemand Anstalten machen würde ihr die Hand zur Begrüßung zu reichen oder Sonstiges, konnte sie einfach Matt schnell dazwischen schieben. Gott sei dank wollte Matt dann auch schon wieder los. Erleichtert atmete Sai auf und lächelte Matt dann wieder fröhlich an, als sie ein Stückchen weiter von der Gruppe wieder entfernt waren. Sie war froh, dass Matt so anders war und so viel anderen Kontakt mochte, denn das würde Saiyana immer wieder aus ihrer Reserve locken und genau das brauchte sie einfach! Dann schwingen wir mal unser Tanzbein! kicherte sie leise.
Meine Augen leuchteten regelrecht auf, als Deirdre mir erlaubte ihre Flügel anzufassen. Sie anstrahlend nickte ich ein paar Mal energisch und wandte mich dann an ihre sanft flatternden Schwingen, streckte meine linke Hand aus und strich ganz vorsichtig mit meinen Fingerspitzen über diese. Einerseits fühlte es sich nicht total besonders an, andererseits aber schon, da man ja nicht jeden Tag sowas anfasste; ganz besonders nicht in diesem Ausmaß. Hoffentlich kitzelte ich Dee gerade nicht, doch musste ich bei dem Gedanken lächeln. „Absolut nicht abstoßend...“, murmelte ich lächelnd, noch immer ganz eingenommen von dem faszinierenden Anblick, ehe mein Blick wieder zu Deirdres Gesicht wanderte und ich nun auch endlich aufhörte, ihre Flügel anzutatschen. Es verwunderte mich schon, dass keiner der Schüler zu starren schien, oder auf uns zusteuerte und anfing Deirdre Fragen zu stellen - aber vielleicht waren die Kinder solche Anblicke ja schon viel mehr gewohnt, als ich. Immerhin hatte ich mich die meiste Zeit unter Menschen, Engeln oder leider auch bei Dämonen aufgehalten. Ich konnte es kaum abwarten, all die anderen Rassen zu entdecken, die es hier so auf der Insel gab und live vor mir zu sehen.
Ich empfand eine seltsame Art von Stolz, als Deirdre Verwunderung darüber äußerte, dass sie noch nie jemand wegen ihrer Haarfarbe ausgefragt hatte. Vielleicht akzeptierten alle solch ein Detail ohne es zu Hinterfragen, und im Endeffekt war es ja auch egal, ob sie gefärbt waren oder nicht. Aber es war eben trotzdem gut zu wissen; und je mehr ich über Deirdre erfuhr, desto näher fühlte ich mich ihr. Ich lauschte ihren Antworten zu meinen Fragen, kicherte auch kurz als sie erwähnte, vielleicht adoptiert zu sein - fraglich, wenn jeder in ihrer Familie ein Nachtfalter war. Zu meiner Verwunderung schien sie auch als Schmetterling geboren worden zu sein und meine Augenbrauen hoben sich interessiert. Hätte man mich gefragt hätte ich einfach darauf gewettet, dass sie mehr Mensch war als Motte, aber so schnell konnte man falsch liegen, wenn man einfach von irgendetwas unbestätigtem ausging. Nach ein paar Momenten wanderte mein Blick zum großen Lagerfeuer, zurück zu Deirdre, und immer wieder hin und her, bevor sich mein besorgter Blick schließlich auf Dees Gesicht festlegte und ich ihr mit meinem Gesicht etwas näherkam. „Das Feuer macht dir doch nichts aus, oder? Nicht, dass du einfach reinrennst, wenn ich grade nicht hingucke!“ Mein Gesichtsausdruck entspannte sich etwas und ich grinste sie verschmitzt an - ich glaubte nicht wirklich, dass sie einfach ohne nachzudenken in das Feuer rennen würde, sonst hätte sie es bestimmt schon getan. Aber sicher war sicher. Vielleicht sollte ich mich bei ihr einhaken, damit sie absolut keine Chance dazu hatte? Nein, das wäre bestimmt etwas übertrieben und würde Deirdre möglicherweise auch nicht besonders gefallen.
Ich lehnte mich wieder etwas zurück, als Deirdre sich aufrechter hinsetzte und mich musterte; überlegend, was ich wohl für eine Rasse darstellte. Ich lächelte sie etwas verlegen an, so war es doch ein bisschen komisch, auf einmal im Mittelpunkt zu stehen und genau betrachtet zu werden. Dees Schlussfolgerung machte definitiv Sinn, doch beließ sie es nicht dabei, da es unter jeder Art Wesen Plappermäuler zu geben schien. Somit traf sie es genau auf den Punkt, schien sich aber noch nicht komplett sicher zu sein. Es war naheliegend, dass meine Flügel schnell beweisen würden, was ich war - wobei sie theoretisch auch zu einem weißen Vogel gehören konnten. Etwas verunsichert lächelnd kratzte ich mit meinem rechten Zeigefinger an meiner Wange, begleitet von einem leisen, beschämten Lachen. „Die Flügel...“, sagte ich einfach nur und schaute Deirdre etwas bedrückt an, dabei jedoch darauf achtend, immernoch ein Lächeln auf den Lippen zu halten. „Also, ich bin ein Engel.“ Ich nickte, um meine Worte zu unterstreichen, doch schwand mein Lächeln schlussendlich von meinen Lippen und ließ nur ein etwas beklemmt aussehendes Gesicht zurück. „Nur meine Flügel... kann ich gerade nicht zeigen.“ Ich legte den Kopf etwas schief und lächelte Deirdre dann doch wieder an; so schlimm war es schon nicht! Immer den Kopf hochhalten, Amélie! Ins Detail gehen musste ich nun ja auch nicht, das war kein passendes Thema für einen Ballabend wie diesen. „Aber bald hol' ich das nach!“ Ich klatschte meine Hände wieder zusammen und nickte energisch, als würde dies alle bösen Gedanken verscheuchen. „Also, willst du vielleicht zum Ballsaal gehen und etwas trinken?“ Schnell das Thema gewechselt bemühte ich mich um ein fröhliches Lächeln. Immerhin hatte ich noch nicht vergessen, dass Dee ja vorhin schon erwähnt hatte, etwas trinken zu wollen. Und sonderlich viel Hunger hatte ich nun auch nicht mehr. „Oh, und was an mir wirkt so engelhaft, dass du es dir gut vorstellen konntest?“ Ich grinste sie schelmisch an - fischte ich gerade nach Komplimenten? Vielleicht.
Okay, bei Fenias Reaktion auf meine Erklärung, ich könnte ihr @Avon heute noch vorstellen, notierte ich mir im Geiste das auf jeden Fall noch heute Abend zu tun. Ich freute mich schon ein wenig darauf ihm ein wenig auf die Pelle zu rücken. Jetzt, da der Adrenalinspiegel langsam sank, hatte ich das Bedürfnis ein wenig zu kuscheln. Zuallererst war da aber die Erfüllung meiner Katzenmission. Während wir zu Lyall gingen bemerkte ich gar nicht, dass Fen eine traumatische Tragödie mit ihrem Essen erlebte - naja, zumindest wäre das eine für mich gewesen. Aber immerhin war meine Zielperson am Grill, also war das sicher nur halb so schlimm. Als der Sänger meiner Band mich begrüßte und seinen Kopf an meinem rieb, kicherte ich kurz auf und freute mich darüber mehr, als es ganz höchstwahrscheinlich jeder normale Mensch getan hätte. Die Katze in mir reckte sich, um ihren Kopf an seiner Wange zu reiben, aber davon bekam er wahrscheinlich nichts mit. Jedenfalls stellte Fenice sich auch selbst noch einmal vor und begann nochmal genauer zu erörtern, dass sie Frischfleisch war. Bei dem Wort glaubte ich, meinen Magen grummeln zu hören und mein Blick fiel wieder auf das Frischfleisch auf dem Grill. "Ich... hätte gern noch so ein leckeres Stück von dem Fleisch da.", erklärte ich dem Grillmann, der mich daraufhin einen Moment ansah, als würde ich Scherze machen. Trotzdem gab er mir das Fleisch und anschließend häufte ich noch etwas von diesen leckeren Baguettes auf meinem Teller, ehe ich mich wieder zu den beiden rothaarigen umdrehte und mir ein Stück der Baguettes in den Mund schob. Sie sagte mir gerade, dass sie Lyall nett fand. "Oh, das ist er auch.", nuschelte ich mit vollem Mund, hielt mir aber immerhin die Hand vor den Mund. "Und er ist auch ein echt guter Sänger. Mmmh... Oh, den Auftritt hast du wahrscheinlich verpasst." Ich schluckte, schmatzte kurz und sah Lyall dann fragend an. "Glaubst du, jemand hat das aufgenommen? Ich hätte das so gern auf CD. Ich hatte noch nie ein Lied von mir oder uns auf CD. Ist das eine gute Idee?" Vielleicht sollte ich das bei unserem nächsten Bandtreffen ansprechen. Ich sah wieder zu Fen. "Jedenfalls ist er der Sänger in unserer Band." Mampf... "Wir heißen (we)irld." Und sie müsste ein verdammt gutes Gehör haben, wenn sie das bei meinem Genuschel gehört hätte. Ehe ich mich versah tauchte auch schon ein dritter Rotschopf auf. "Matt!", rief ich freudig aus und erwiderte die kurze Umarmung. "Ich hoffe, du mochtest den Auftritt." Ich winkte seiner Begleitung zu, Sanya oder so, ich hatte nie mit ihr gesprochen. Ah, ja, Saiyana, wie Matthew sagte. "Viel Spaß euch beiden." Dann war er auch schon wieder verschwunden und meine Aufmerksamkeit verschob sich abermals zu Fenice. Magische Wesen, sagte sie. "Oh... Äh... Also, eigentlich würde ich mich nicht gerade als magisch bezeichnen.", antwortete ich mit einem nachdenklichen Stirnrunzeln. Eigentlich war es nicht wirklich ein Geheimnis, dass ich eine Katze war. Nicht gerade wenige hier konnten das sogar riechen. "Würdest du mir glauben, wenn ich sage, dass ich ein großer böser Drache bin?" Kurz huschte mein Blick zwischen den beiden hin und her. "Nicht? Nein? Na gut. Ich bin eine Katze. Eine flauschige... braune Katze." Wie um das zu untermalen, schnappte ich mir das viel zu heiße Fleisch von meinem Pappteller und schob es mir zwischen die Zähne, mit denen ich es festhielt und pustete. "I ka mi i eie verwa- ver- verwa-n-deln." War gar nicht so einfach mit dem Fleisch im Mund zu sprechen. Schließlich biss ich ab und legte es auf meinem Teller ab, wo ich ihm etwas Luft zu fächerte. Meine Manieren ließen wahrscheinlich arg zu wünschen übrig. Reden mit vollem Mund, sich den Mund vollstopfen und dann wieder damit reden. Ich hatte aber auch Hunger. "Und ich kann Gitarre spielen. Aber das ist wahrscheinlich nicht das, was du meintest, oder?"
An der Bar hatte kein großes Gedränge geherrscht, sodass Wasabi ruckzuck an ihr Gläschen Wasser kam und sich ebenfalls auf den Weg nach draußen machen konnte. Allmählich meldete sich auch bei ihr der Hunger. Da Vincent und Chloe bereits außer Sichtweite waren und vermutlich schon am Grill standen, beeilte die Grünhaarige sich nicht allzu sehr. Sie musste die beiden nicht einholen und fürchtete nicht irgendetwas zu verpassen oder sie zu verlieren. Vincent hatte den Grill schließlich als Treffpunkt markiert, bevor Wasabi losgestürmt war. Sie würde ihre Kollegen schon finden, da machte sie sich keine Gedanken. Sorglos machte sie daher noch einen kleinen Schlenker und hielt einen Zwischenstopp zwischen Bar und Grill ein: am reichlich gedeckten Buffet. Und es schien nahezu unangetastet zu sein! Begeistert wanderten ihre Augen über die Leckereien, die hübsch drapiert und sorgfältig nach Geschmacksrichtung angeordnet waren. Wer sich da wohl die Mühe gemacht hatte? Wasabi staunte jedenfalls nicht schlecht und konnte gar nicht anders als einen Teller mit verschiedenen Gemüsesorten, ein paar Törtchen, Kräuterdip und einer Handvoll Erdnussflips zu beladen. „Vielleicht noch …“, murmelte sie und legte schmunzelnd zwei Apfelhäschen dazu. So eine Niedlichkeit konnte sie nicht liegenlassen. Das Hasenpaar war doch viel besser in ihrem hungrigen Bäuchlein aufgehoben als auf dem einsamen Buffet.
Mit ihrer Ausbeute und einem Paprikastreifen, den sie sich zwischen die Zähne geklemmt hatte, stürmte Wasabi fröhlich nach draußen und musste prompt feststellen, dass mehr Trubel herrschte als erwartet. Auf dem Gemüse herumkauend, sah sie sich erstmal um. Überblick verschaffen und nicht kopfüber ins Getümmel stürzen — das hatte ihre Mutter ihr in unübersichtlichen Situationen ans Herz gelegt. Wasabi konnte einige bekannte Gesichter unter den Schülern ausmachen, doch von ihren Kollegen schienen bisher noch nicht viele ihren Weg nach draußen gefunden zu haben. Oder aber sie hatten sich etwas außerhalb des Rummels versteckt; konnte ja auch sein. Rückzugsorte gab es hier schließlich zu genüge. Aber Wasabi wollte sich jetzt nicht zurückziehen. Sie wollte Chloe und Vincent finden. Gerade als die Paprika vollständig in ihrem Mund verschwand, entdeckte sie die beiden in der Nähe des Grills, wie vereinbart. Bei den beiden angekommen, schenkte sie Vincent ein breites Lächeln und Chloe ein noch breiteres, und hielt ihnen stolz ihren vollgepackten Teller vor die Nasen. „Guckt mal, ich hab drinnen schon was leckeres für uns gefunden“, präsentierte sie die bunte Mischung kauend und schließlich schluckend. Natürlich würde sie den Tellerinhalt mit der ganzen Gruppe teilen. Sie hatte extra allen ein Törtchen als Nachtisch mitgenommen und würde kein Nein akzeptieren. Kurz darauf fiel ihre Aufmerksamkeit auf den Grill, der nicht weit von ihnen vor sich hin zischte. „Gibt es Fisch?“ Mit neugierig hochgezogenen Augenbrauen linste Wasabi an den Schülern vorbei. Eigentlich erübrigte sich die Frage — sie wusste zu hundert Prozent, dass da frischer Fisch gegrillt wurde. Als Tochter einer Küstenstadt würde sie diesen Geruch unmöglich verkennen.
Karina
Karina Aurelia Jansson
141 Charakterbogen Aufenthaltsort: Aktuelles Outfit: Die Haare sind fast ganz unten mit einer Schleife zusammengebunden. Am Oberkörper ist ein schwarzes Jackett mit weißer Bluse darunter. Am Hals sitzt ein Halsband mit einer grünen Brosche, fein säuberlich in den Kragen eingearbeitet. Die Beine verdeckt ein schwarzer und leicht kürzerer Bleistiftrock, sowie eine Strumpfhose. An den Füßen finden sich zwei schwarze Schuhe mit Absatz wieder. (Siehe Signatur)
„Oh Avon.“, grinste die Sukkubus geradezu verspielt und wirkte dabei sichtlich amüsiert. „Gerade mit Gefahren von innen kenne ich mich bestens aus.~“. Und die gefahren waren immer sehr vielseitig. Schließlich gab es mehr als nur einen Ansatzpunkt für mögliche Eindringlinge. Aber Avon würde sich schon seinen Teil dazu denken. Immerhin hatte er eine sehr lebhafte Fantasie. Es war also nur verständlich, dass der Griff an den Oberschenkel diese Fantasien noch etwas mehr beflügeln sollte. Aber ein bisschen Trickserei musste eben auch sein. Manche brauchten eben ein bisschen … Inspiration, um auf die richtigen Gedanken zu kommen. Und wie es der Zufall so wollte, passierte eben genau das. Fantasien, ja. Da sprach Avon genau das Richtige an. Viele von Karinas Vorstellungen waren nicht jugendfrei und noch weniger waren diese für alle Ohren bestimmt. Sie ging zwar davon aus, dass der Blauhaarige in diesem Punkt etwas weniger gewieft war, aber das störte sie nicht im Geringsten. Immerhin ging es ja um Gemeinsamkeiten und nicht die Unterschiede. „Wie überaus rücksichtsvoll von dir.“, flüsterte sie leise in seine Richtung, als ihre smaragdgrünen Augen sich wieder seinem Gesicht widmeten. Es war unschwer zu erkennen, dass Avon sich in dieser Situation keineswegs unwohl fühlte. Für einen Moment fragte sich die Dämonin sogar, ob sie ihn jemals außerhalb seiner Wohnung so unglaublich gelassen gesehen hatte. Ob der Alkohol etwas damit zu tun hatte? Seinen Bewegungen nach zu Urteilen war er alles andere als betrunken. Vielleicht meinte er aber auch das schon mit den neuen Seiten? Ihre wollte der Nix auf jeden Fall kennenlernen, das machte er mehr als nur deutlich. Allein die Erwähnung von zwei möglichen Wegen entlockte der Sukkubus ein leises Kichern. Ihre grünen Augen bestmöglich auf die roten Pupillen des Hausmeisters fixiert und ihre Lippen ein leicht schräges Grinsen formend.
Der letzten Endes eingeschlagene Weg deutete wohl oder übel auf die langsame Variante hin. Auch wenn Karina zuerst an etwas anderes dachte. Doch die Geste passte einfach nicht. Das ergreifen ihrer Hand, das langsame streichen über ihren Handrücken. Es war nicht die Art von Zuneigung die man zeigte, wenn man es nur auf etwas Schnelles abgesehen hatte. Normalerweise, versteht sich. „Es ist also der langsame Weg, nehme ich an?“, gab sie leicht amüsiert ihre Rückmeldung und legte ihren Teller, sowie das Weinglas mit der freien Hand zur Seite. Wenn er unbedingt tanzen wollte, dann würde sie sich doch bei weitem nicht quer stellen. Zwar war die Musik hier draußen eindeutig leiser als im Ballsaal, aber so störend war das nicht. Zum Hingucker würden sie vermutlich trotzdem werden. Hier draußen tanzte immerhin gerade niemand. Karina hatte zumindest noch niemanden erspähen können. Die Hand von Avon nun fester ergreifend, ließ sich die Dämonin von ihm nach oben ziehen. In einem Kleid aufzustehen wollte man der Dame sicherlich nicht alleine zumuten, darauf spekulierte sie in diesem Punkt einfach mal. „Ich hoffe die Spannung wird dich in diesem Fall nicht zu sehr Foltern.~“, flüsterte sie leise in sein Gesicht, als sie direkt vor ihm stand und zum Riesen empor in seine roten Augen blickte. „Du weißt ja, ich bin sehr gut darin meine Beute im Netz zappeln zu lassen.~“, neckte sie ihn mit einem herausfordernden Unterton. Den Fakt ignorierend, dass der Blauhaarige eigentlich gerade die Initiative übernommen hatte. Aber wenn er seine Position nicht verteidigte, dann würde Karina wieder machen was sie wollte. Es war wie ein Spiel, welches gerade beginnen sollte. Er wollte ihre neuen Seiten kennenlernen, aber die gab es bei weitem nicht gratis. „Vorausgesetzt, sie weiß sich nicht zu wehren…“, und beinahe schon symbolisch ließ sie ihre freie Hand auf seiner Brust nieder. Denn in ihren Augen hatte der Hausmeister immer noch den Beutestatus. Gefangen im Netz der Sukkubus, suchte er nach einem Ausweg. Würde sich die Jägerin also zu einem gewissen Punkt zur Gejagten entwickeln? Die Dämonin fragte sich das gerade. Ob der Nix sie tatsächlich in diesem Punkt beeindrucken konnte? „Also? Wollen wir loslegen?“, wollte sie ihn noch ein letztes Mal anspornen. Bereit hier und jetzt auf dem Platz einen kleinen Tanz hinzulegen, „Oder war der wirkliche Plan mich drinnen auf die Tanzfläche zu entführen?“
Es war schwer zu beschreiben, wie es sich anfühlte, wenn jemand ihre Flügel berührte. Wahrscheinlich konnte auch nur jemand, der selbst Flügel besaß, dieses Erlebnis exakt nachempfinden. Es war ein bisschen so, als würde ihr jemand langsam mit den Fingern durchs Haar fahren. Ein angenehmes Gefühl, das sogar ein leichtes Bauchkribbeln auslöste. Amélie fuhr zwar nur sanft über die samtigen Schwingen, doch verursachte selbst diese federleichte Berührung eine Gänsehaut und das Bedürfnis die Augen zu schließen. Deirdre senkte die Augenlider tatsächlich für einen kurzen Moment, bevor sie Amélie ein beinahe schüchternes Lächeln schenkte. Es war etwas her, seit ihre Flügel auf so viel Bewunderung eines Erwachsenen gestoßen waren. Bei Kindern war das anders — die fanden alles Ungewöhnliche grundsätzlich cool — doch die warmen Worte ihrer gleichaltrigen Kollegin machten Deirdre gerade glücklicher als sie erwartet hätte. Ihr Blick folgte Amélies zum Feuer. Sie musste zugeben, dass es eine gewisse Anziehung auf sie ausübte, die andere Anwesenden hier vermutlich nicht nachvollziehen konnten. Sie verstand es ja selbst nicht wirklich. Es war einfach ein Teil ihres genetischen Codes, ähnlich wie bei einer Elster, die glänzenden Gegenständen nicht widerstehen konnte. Dennoch winkte sie gelassen ab, um ihre Kollegin zu beruhigen, falls diese sich wirklich Gedanken machen sollte. „Es ist schon verlockend, aber ich kann mich noch beherrschen, keine Sorge. So einfach wirst du mich heute Nacht nicht los.“ Sie grinste ebenfalls verschmitzt zurück und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. Allerdings machte sie sich ein wenig Sorgen um ihr helles Kleid, das sowohl Ruß als auch Funken magisch anzog. Ein Brandloch würde das Stück vollkommen ruinieren. Allzu nah sollten sie dem Lagerfeuer heute Nacht daher ohnehin nicht kommen, was bestimmt auch in Amélies Interesse lag, was ihr (augenscheinlich nicht ganz günstiges) Kleid betraf.
Ein wenig verunsichert musterte Deirdre die wechselnde Mimik der Brünetten. Selbst ein sozial inkompetenter Narr würde erkennen, dass sie da unabsichtlich in ein Fettnäpfchen getreten war. Sie hatte zwar nicht ahnen können, dass es ein sensibles Thema für Amélie zu sein schien, doch war sie letztlich wohl doch zu forsch gewesen. Mit einem Lächeln, das für einen Moment ebenfalls etwas gestellt wirkte, nickte sie verständnisvoll. Nachfragen wären an dieser Stelle unpassend. Sie kannten sich noch nicht lange und Amélies Flügel schienen für sie ein Thema zu sein, das sie emotional aufwühlte. Es war nicht Deirdres Recht weiter nachzubohren. „Dann freu ich mich schon darauf sie irgendwann zu sehen. Ich hab Engelsflügel nämlich noch nie aus der Nähe gesehen.“ Natürlich hatte sie ein Bild im Kopf, doch bestimmt sahen nicht alle Engelsschwingen haargenau gleich aus, genauso, wie alle Mottenflügel ein bisschen verschieden waren. Ihre Neugier über Amélies Eigenschaften als Engel erst einmal zurückstellend, nickte sie zustimmend auf deren Frage. „Wenn du mit deinem Essen soweit fertig bist, gerne. Ich möchte dich nicht hetzen“, erwiderte Deirdre mit einem Blick auf Amélies Teller. Sie könnte diesen zwar auch mit in den Ballsaal nehmen, doch wäre es vielleicht etwas lästig den Rest des Gegrillten im Stehen zu essen. Zumal Deirdre nicht nur zum Trinken reingehen wollte — ihr war definitiv nach Tanzen zumute! Zunächst noch kurz auf die Antwort ihrer Ballbegleitung wartend, erhob sie sich schließlich, zupfte hier und da ihr Kleid zurecht und tastete mit einer Hand prüfend nach dem Blümchen. Hoffentlich würde Amélies Geschenk im Laufe des Abends keine Paranoia bei der Erzieherin auslösen … sie wollte es unter absolut keinen Umständen verlieren. Mit einem kleinen grazilen Knicks hielt sie Amélie die Hand hin und kicherte: „Mylady.“ Im selben Atemzug ließ sie ihre Flügel widerwillig wieder verschwinden. Ihr ganzer Aufzug zog schon genug Aufmerksamkeit auf sich und auf der Tanzfläche wären sie auch nur im Weg. Die freche Frage der Brünetten trieb Deirdre ein breites Schmunzeln auf die Lippen. Sie könnte Amélie sagen, was sie wirklich dachte. Oder sie behielt es erst mal für sich. Sie konnte ja nicht am Anfang der Nacht ihr ganzes Pulver verschießen und Amélie mit Komplimenten bombardieren. Also beantwortete sie die Frage mit einer Gegenfrage: „Was wirkt denn an mir so Werwolf-haft, dass du vorhin daran denken musstest?“ Verspielt legte sie den Kopf schräg und lächelte vergnügt, darauf wartend, dass Amélie ihre Hand nahm (oder eben nicht), sodass sie hineingehen konnten.
Wie bereits vermutet, herrschte draußen mehr Treiben als drinnen im Ballsaal. Mit der Eröffnung der Grillerei, hatte sich der Schwerpunkt nach draußen verlagert. Allerdings schienen die meisten Schüler den Grill bereits einen Besuch abgestattet zu haben, somit musste man nicht lange anstehen. Es gab ziemlich viel Auswahl, wie ich sehen und auch riechen konnte. Da war für jeden Geschmack etwas dabei und wenn nicht, gab es auch noch das Buffet im Ballsaal. Ich konnte aber nicht behaupten, dass das Buffet gut besucht wurde, die Bar hatte es den Kids eher angetan. Konnte man den jungen Bälgern auch nicht verübeln, wenn sie heute offiziell die Erlaubnis hatten, ein wenig zu feiern. Jedenfalls hatte ich die Kids im Auge, damit auch keines über die Strenge schlug, was mich wieder zu meinem eigenen Gör zurückführte. @Cyril van Nykvist saß ganz in der Nähe des Grills an einem Tisch mit den Mädels von vorhin. Mein Blick bohrte sich abermals in seinen Körper. Möglicherweise glaube er auch, dass ich ihn verfolgte. War jedoch Zufall. Und außerdem hätte er sich einen wesentlich besseren Platz aussuchen können, wenn er unbeobachtet sein wollte. So schlau war er also doch nicht, oder aber bereits zu sehr angetrunken. Ich musste mich also über den Ausgang des Abends beziehungsweise der Nacht überraschen lassen. Ein Donnerwetter würde folgen, sollte sich der Schwarzhaarige wirklich bis zur Besinnungslosigkeit oder Kotzerei abschießen. Mein Blick sollte genau das sagen. Vielleicht verschluckte er sich auch dabei, wenn er meinen Blick auf sich spürte und hustete den Alkohol in die gegenüberliegenden Gesichter. Bei diesen Gedanken konnte ich mir ein Grinsen jedoch nicht verkneifen. Bevor Chloe und ich uns etwas zu Essen holen konnten, war Wasabi bereits wieder zurück und zwar mit einer reichlichen Ausbeute von dem Buffet. Wenigstens wusste die Grünhaarige diese Häppchen zu schätzen und wenn mich mein Auge nicht täuschte, waren sogar drei Törtchen auf ihrem Teller. Konnte also heißen, dass sie für jeden von uns eines mitgebracht hatte. »Wie du an uns denkst. Sehr nett von dir.«, gab ich ehrlich von mir. Auf ihre andere Frage hin nickte ich bereits. »Fisch gibt’s auch. Immerhin müssen wir ja auch auf unsere Schäfchen denken, die kein Fleisch essen.« Es gab neben den Fischessern ja auch Vegetarier. Für Vegetarier war die Auswahl allerdings ebenso groß. Und irgendwie machte mich der Grillkäse im Moment gerade an. »Dann lasst uns mal schnell unsere Mägen füllen.«, forderte ich die Damen auf und begab mich die letzten Schritte zum Grill. Allerdings ließ ich Wasabi und Chloe den Vortritt. Immerhin war mein Teller noch gefüllt, was sich aber während der Wartezeit sicher ändern würde. Ich war ganz gewiss kein langsamer Esser, also konnte ich mir auch in kurzer Zeit das Steak und den Tomatensalat einverleiben und genau das machte ich.