Was versteckt sich hinter den Türen Zimmernummer 110 im Westtrakt des Yanega Anwesens? Öffnet man die leicht quietschende Tür, so steht man inmitten einer doch recht großen und hellen Räumlichkeit. An den grün tapezierten Wänden befinden sich vereinzelte Wandleuchten. Mit Vorhängen kann man das Zimmer nachts abdunkeln. Drei Betten, die mindestens genauso alt wie das Gebäude selbst, aber dennoch gut in Schuss sind befinden sich an der rechten Seite des Raumes. Jedem Bett ist ein Nachtkästchen mit einer dazugehörigen Lampe beigestellt und bietet den Bewohnern desweiteren Platz für persönliches Hab und Gut. Gegenüber der Betten befinden sich die Schreibtische. Jeder Bewohnerin steht einer dieser Tische zu. An einer Wand befinden sich ein paar Wandboards, die zur Verstauung von Büchern oder ähnlichem genutzt werden können. Neben dem äußersten Schreibtisch in der Ecke führt eine weitere Tür in einen kleinen Nebenraum, der an allen Wandseiten mit Kleiderschränken zugestellt ist, die sich die Bewohnerinnen unter sich zuteilen. Ein klamottenbezogenes Platzproblem sollte in diesen Räumlichkeiten also nicht herrschen.
Feni hatte Glück gehabt, dass jemand so freundlich und pflichtbewusst war, sie noch bis zu ihrem Zimmer zu begleiten, sonst hätte sie sich wahrscheinlich verlaufen und sie wäre bis morgens irgendwo im Wohnheim herum geirrt. So hatte Oliver sie sicher vor ihr Zimmer gebracht und verabschiedete sich. Gute Nacht! sagte sie noch freundlich und winkte ihm hinterher. Oliver war schnell weg, wahrscheinlich lag das einfach daran, dass er wirklich müde war und sie ja eigentlich auch.
Langsam machte sie die Tür auf und spähte ins Zimmer hinein. Es war dunkel und eine ihrer Zimmernachbarn war wohl schon am schlafen. Vorsichtig und leise ging sie ins Zimmer und stellte ihre Sachen neben das Bett, welches noch frei war. Ohne viel Lärm machen zu wollen, kramte sie einfach das erst beste Nachthemd aus ihrem Koffer, welches sie finden konnte. Waschen würde sie sich morgen früh, dafür war sie jetzt einfach viel zu müde gewesen! Es dauerte nicht wirklich lang, da öffnete sich die Tür und ein Mädchen kam ins Zimmer. Sie stellte sich als Helena vor und stellte auch die schlafende Emi vor. Feni grinste sie fröhlich an. Hallo! Schön dich kennen zu lernen! Ich bin heute neu angekommen und heiße Fenice, aber du kannst mich ruhig Feni nennen! Sie versuchte etwas leiser zu reden, damit sie die schlafende Emi nicht aufwecken würde. Sie kicherte leise bei ihren Worten. Ach kein Problem, besser du wirst diese Schuhe schnell los, bevor sie dir noch anwachsen. Sie musste bei dem Gedanken schmunzeln und räumte noch einige Sachen aus ihrem Koffer, welche irgendwie für den nächsten Morgen nötig waren. Als Helena anfing sich auszuziehen, packte Feni einfach weiter ihre Koffer aus. Ich glaube es würde ziemlich anstrengend werden, wenn man sich wegen solcher Dinge untereinander Sorgen machen müsste. Sie grinste sie freundlich an und legte einige Dinge auf ihr Nachttischchen. So müde wie sie gerade noch gewesen war, so wach und aufgeregt war sie nun wieder. Ihre Zimmergenossin schien wirklich echt nett zu sein! Was war das nur für ein wunderbarer Abend? Alle waren so nett, das Leben hier würde bestimmt super sein! Nachdem sie ihr Ladekabel, Handy und Notizbuch neben ihr Bett gelegt hatte, kramte sie ein paar Handtücher und Waschzeug für morgens aus dem Koffer und legte es auf den Tisch, doch auf dem Weg dorthin stieß sie sich den kleinen Zeh an ihrem Koffer. Am liebsten hätte sie laut aufgeschrien und direkt angefangen zu weinen, denn der Schmerz war enorm. Jedoch war Emi schon am schlafen und sie wollte ungerne das ganze Wohnheim wecken. Schnell setzte sie sich auf ihr Bett und rieb ein paar Mal den Zeh. Auauauauauau... murmelte sie leise zu sich. Nach ein paar Augenblicken legte sie ihre Sachen auf den Tisch und zog sich ebenfalls um. Ein hellblaues kurzes Nachthemd trug sie nun und schnell kämmte sie sich noch einmal durch die Haare. Zufrieden seufzte sie und setzte sich aufs Bett und sah Helena fröhlich an. Du hast wirklich coole Haare! Ich hoffe du hattest auf dem Ball auch so viel Spaß gehabt, ich habe gehört so etwas findet nicht sehr häufig statt! Sie grinste und redete einfach weiter. Ich hab viele nette Leute kennen gelernt, vielleicht hast du ja Lust mir auch mal deine Freunde vorzustellen! Ich bin eigentlich ziemlich unkompliziert und komme mit den meisten zurecht! Sie grinste und klopfte leicht auf ihr Kissen, um es in Form zu bringen. Ich bin mal gespannt wie die Schule so wird, ich bin total aufgeregt! Ich habe nie wirklich Kontakt zu Leuten gehabt, die so besondere Fähigkeiten haben, außer mein Bruder... für einen kurzen Moment stockte sie und sah zu Boden, doch dann lächelte sie Helena fröhlich an. Ihr Lächeln verstarb und sie klopfte sich leicht gegen den Kopf. Ach entschuldige! Ich quatsche dich hier voll, obwohl du bestimmt todmüde bist! Ich lass dich schlafen, keine Sorge! Sie kicherte leicht und sie kuschelte sich etwas in ihr Bett ein. Hoffentlich können wir uns morgen so richtig unterhalten! Natürlich nur wenn du Zeit hast! Sie grinste zufrieden und drückte sich noch etwas in das Kissen hinein. Schlaf gut und träume was schönes! Sie lächelte und flüsterte dann noch leise kichernd. Du auch Emi!
Vogelgezwitscher war das erste, was ich nach ein paar Stunden der absoluten Dunkelheit vernahm; ich war wieder wach! Langsam öffnete ich meine Augen und wurde von der strahlenden Sonne begrüßt, was mich dazu veranlasste... meine Augenlider nochmal für ein paar Sekunden zufallen zu lassen. Nach ein paar Momenten jedoch waren diese wieder geöffnet und ich erhob mich aus der liegenden Position in eine sitzende, woraufhin ich mich erstmal ausgiebig streckte und gähnte. Ich fühlte mich ausgeschlafen und voller Energie - bestimmt ganz anders, als die meisten anderen im Wohnheim heute. Es hatte halt auch seine Vorteile, wenn man nicht auf einen Ball ging und dafür einfach früh ins Bett fiel. Nur war das ganze nicht ganz freiwillig gewesen, immerhin hatte ich sicherlich auch unmengen an Spaß verpasst. Bei dem Gedanken zog ich eine leicht schmollende Schnute und mein Blick fiel auf mein Handy auf meinem Nachttisch, welches ich mir sofort griff und die ungelesene Nachricht las. Sie war von Micky, und erst freute es mich, dass er an mich gedacht hatte. Als ich den Text gelesen hatte, stimmte es mich wieder etwas trauriger, dass ich scheinbar tatsächlich irgendwas lustiges verpasst hatte - warum waren sie im Kräutergarten? Zumindest glaubte ich meinte Mikhail das mit "Kräuterharen"... klang so als war er betrunken. Als ich mir dann jedoch das Bild von Levi mit den Gänseblümchen anschaute musste ich leise kichern und tippte sofort eine Antwort in mein Smartphone, ehe ich dieses wieder sinken ließ und rechts von mir zu Helena schaute, die noch seelenruhig schlief. Hoffentlich bekam sie noch ein paar Stunden mehr Schlaf, wer weiß, wann sie erst nach Hause gekommen war? „Guten Morgen, Helena“, flüsterte ich leise, damit ich meine Zimmergenossin auch ja nicht weckte. Mein Blick schweifte im Raum umher und blieb am Bett links von mir hängen, bei dessen Anblick ich mich erst ein wenig erschreckte und sichtlich zusammenzuckte. Da war eine Person... in dem Bett. Zudem sah ich auch einen Koffer und ein paar Dinge auf dem Nachttisch des Bettes links von mir liegen - war sie wirklich erst gestern Abend hier angekommen? Etwas unangenehm war es mir schon, dass eine Fremde hier nachts reingekommen war, als ich schon geschlafen hatte, doch hauptsächlich tat sie mir irgendwie leid. Ich hoffte, dass sie nicht allzu verwirrt mit dem Ball gewesen war und nette Leute getroffen hatte, die ihr geholfen haben. Zumindest in ihr Zimmer hatte sie es ja geschafft! „Guten Morgen, Fremde“, begrüßte ich auch den Rotschopf leise flüsternd und rutschte anschließend endlich von meinem Bett, um den Tag wirklich zu beginnen.
Mein Handy ließ ich vorerst auf meinem Bett liegen, denn zuallererst wollte ich duschen gehen; was gab es auch für einen besseren Start in den Tag? Ich tapste leise im Zimmer umher und war besonders vorsichtig, nicht hinzufallen oder irgendetwas von einem Tisch zu reißen, als ich mir alle nötigen Dinge zusammensuchte und mir frische Klamotten aus dem Kleiderschrank kramte. Mit allem was ich brauchte bewaffnet verschwand ich aus dem Zimmer und ging zum Gemeinschaftsbad, welches äußerst leer für die Uhrzeit war. Ob wohl alle noch schliefen? Wie lange ging der Ball denn überhaupt? Wieder überkam mich das Gefühl, etwas total wichtiges verpasst zu haben, aber... das war vielleicht auch logisch, immerhin schien es diesen Ball nicht jedes Jahr zu geben. Mit einem leisen Seufzer stellte ich die Dusche an und genoss es, nicht von anderen Mädchen gestresst zu werden, dass ich mich beeilen sollte. Nach der Dusche putzte ich mir noch brav die Zähne, und mit wieder trockenem Haar und frischen Klamotten am Leib verließ ich das Gemeinschaftsbad. Leise öffnete ich die Tür zu meinem Zimmer erneut und schlich hinein. Ich machte brav mein Bett und schnappte mir dann mein Handy, meine Schlüssel und eine Packung Taschentücher, die ich in meine Hosentaschen stopfte. Auf eine größere Tasche mit meinem Zeichenblock verzichtete ich heute einfach mal, zumindest vorerst. Die nächsten Stunden würde ich eh nicht malen können, und die Tasche wäre nur im Weg. Einen letzten prüfenden Blick ließ ich über meine Zimmergenossinnen gleiten; schien alles in Ordnung zu sein! Zufrieden verließ ich das Zimmer und schloss die Tür leise hinter mir.
Wer hätte das Gedacht? Einen kurzen Moment war Helena doch etwas geschockt von der plötzlichen Redefreundlichkeit der Neuen im Bunde. Nicht, dass es sie wirklich störte aber es war schon echt … wow. Da fehlten selbst der Französin die richtigen Worte für, um das wirklich akkurat zu beschreiben. Wenigstens würde sie sich mit Emi gut verstehen, da sie beide ungefähr einen ähnlichen Grad an Freude aufwiesen, aber wer weiß ob das nicht nur der Effekt des Abends war, konnte ja durchaus sein. Wenigstens outete sich die Rothaarige nicht sofort als Landei, was schon mal eine sehr positive Sache war. „Cool! Schön, dass wir da eine Übereinkunft haben.“, warf die Engelin kurz ihre Anerkennung dazwischen, während auch sie sich ihr weißes T-Shirt für die Nacht über den Kopf streifte. Das der BH vorher weichen musste, war eine rein logische Sache. Lediglich die Unterhose blieb da wo sie war. Die Blondine hatte keine Lust jetzt alles umzuziehen. Das Zeug kam eh morgen in die Wäsche, da konnte sie es heute Nacht auch noch einmal tragen. Aber vorher wollte die kleine Redepause ihrer neuen Bekanntschaft auch noch einmal genutzt werden. „Ich glaube ich gehe mit Fenice, klingt eleganter.“, außerdem klang Feni so, als würde sie eine Katze adressieren. Und das Mädchen vor ihr war nun weder besonders fellig, noch ein Tierwesen. Also, nicht dass Helena es großartig erkennen konnte. Einen kurzen Augenblick blieben ihre Augen nachdenklich an der hyperaktiven Dame hängen. Färbte sie sich eigentlich ihre Haare rot? Wäre mal eine interessante Frage, irgendwie. Und als ob sie in dem Moment Gedanken lesen konnte, kam genau so eine Aussage direkt aus ihrem Munde. Ein müdes Lächeln formte sich auf den Lippen der Französin, als sie nicht einmal darauf wirklich antworten konnte. Ausreden ist wohl hier die beste Taktik. Vor allem weil Helena ungern Leute unterbrach, das gehörte sich einfach nicht. Auch wenn sie ein kleines Lachen bei dem Wort unkompliziert nicht wirklich zurückhalten konnte. Leicht grinsend beobachtete sie ihre neue Zimmergenossin und das Grinsen wurde breiter. Fenice würde alles sein, aber nicht „unkompliziert“. Aber, auf der anderen Seite, wer war da schon? „Also erst einmal danke für das Kompliment“, und unterstützend zeigte sie auf ihre Haare. „Echt süß von dir.“, setzte sie unterstützend nach und versuchte sie ein wenig mit ihren langsamen Worten ein bisschen zu beruhigen. Vielleicht ließ sich ja so ein weiterer Wasserfall verhindern. „Ja, sehe ich auch so. Den Rest kann man morgen bereden.“, und das hoffentlich nicht so hektisch. „In diesem Falle, eine gute Nacht.“, beendete auch Helena das Gespräch ebenfalls und ließ sich auf ihr Kissen sinken, das leichte Grinsen beibehaltend. Das konnte ja noch was werden…
Nach dem Timeskip auf 10 Uhr am 23.06.2015
Vielleicht war es die Euphorie, vielleicht auch nur die Vorfreude auf ein baldiges Wiedersehen mit Damian. Nachdem sich ihr Körper ein paar Mal im Bett streckte und ihre Füße einen stillen Krieg mit der Bettdecke führten, signalisierte ein leichtes Stöhnen das unvermeidliche Erwachen der blonden Engelin. Das es punktgenau 11 Uhr morgens war, erschien dabei wie ein Naturgesetz. Sie hatte den Ball ja sowieso schon etwas früher verlassen, da konnte man sich nach sieben Stunden schon einmal aus den Federn bewegen … langsam natürlich. Schule war ja heute zum Glück nicht, also brauchte man sich da auch keine Hektik zu machen. Andernfalls das Essen im Speisesaal würde ihr davonrennen, aber selbst das schockte die Frau von Welt nicht sonderlich hart. Im Notfall, das wusste sie, könnte sie sich auch einfach eine Kleinigkeit selbst machen. Einen kleinen Toast oder schnell mal angebratenes Gemüse konnte man auch zum Frühstück gut verspeisen. Also alles in allem kein Stress! Wundervoll! Selbst ihre Schwester war gerade nicht da, was sie ein bisschen verwunderte, aber vielleicht hatte auch sie auf dem abendlichen Tanzparkett ihren Herzenspartner gefunden. Sie würde es sicherlich herausfinden, sobald Alix ihr Sichtfeld betreten würde.
Was allerdings viel interessanter wurde, je klarer die blauen Augen der Pariserin sehen konnten, waren ihre Zimmergenossinnen. Eine leichte Drehung ihres Kopfes ließ sie auf das Bett von Emi schauen, welches bereits schön zurechtgemacht dort sein Dasein fristete, aber keine Schlumpfine beinhaltete. Der Wirbelwind des Zimmers 110 war also schon auf und davon. Die Frage war nur wohin? Vielleicht war sie ja schon essen gegangen … oder? Naja, war ja auch egal. Es war viel los gewesen und vielleicht hatte sie am Ende auch einfach den schnellsten Weg zu einem ihrer Freunde gesucht, was wohl am wahrscheinlichsten gewesen war. Mit einem energischen Ruck richtete sich die Französin in ihrem Bett auf und verschwendete keine Zeit damit ihre Beine von der Decke zu befreien, welche aus Dankbarkeit auch gleich links von der Bettkante rutschten, um ihre Besitzerin nicht auf den Boden knallen zu lassen. Sie streckte sich also noch einmal sehr ergiebig, dabei ein nicht ganz so elegantes Bild abgebend, bevor sie ihre Mähne mit dem Kamm auf ihrem Nachttisch in eine einigermaßen gute Position brachte. Zumindest ihr Pony und der Rest saßen perfekt. Für den Rest musste dann doch erstmal die Dusche her. Das konnte allerdings warten. Jetzt hieß es erstmal ans Fenster gehen und dieses öffnen. Frische Luft hereinlassen um die Ausdünstungen des Abends zu vertreiben. Eine Helena im Schlafanzug würde man dabei allerdings vergeblich erwarten. Lediglich ihr Unterteil ließ ein paar schelmische Gedanken zu. Pyjamas waren für die Blondine eben schon immer eine Art Fremdwort gewesen, zumindest hier auf Isola. Es gab kaum einen Tag an dem sie nicht mit einem kurzärmeligen T-Shirt und Unterwäsche ins Bett ging. Hatte was mit Bequemlichkeit zu tun, mehr oder weniger. Kurz schweifte ihr Blick zu der Neuen im Bunde. War schon etwas unhöflich gewesen sie gestern einfach so stehen zu lassen, aber in Anbetracht der Uhrzeit wohl nicht ganz verwunderlich. Vielleicht schlug sie ja auch bald die Augen auf, es war ja schon relativ hell. Da fiel Helena ein, hatte ihr eigentlich jemand geschrieben? Auf leisen Sohlen fand die Blondine den Weg zurück zu ihrem Bett und setzte sich erneut auf die Kante. Das ihre Hände das Handy wohl schon in der Absetzbewegung ergriffen, musste definitiv an der geheimen „Großstadt“ passive der Engelin liegen. Aber das Display enttäuschte sie natürlich ein wenig. Aber gut. Derjenige mit dem sie nun schreiben würde, der lag selbst noch im Bett. Und sie würde sich verfluchen, wenn sie ihn dadurch aufwecken würde. Stattdessen legte sie ihr Handy einfach nochmal zur Seite und betrachtete Fenice, schweifte allerdings relativ schnell zum Schrank ab. Was sollte sie heute denn Anziehen? Ihr Blick ging in Richtung Fenster. Eigentlich würde sich ja ein Kleid anbieten … aber mh. Was Fesches wäre doch auch mal wieder nicht schlecht, aber wohl zu warm. Sie seufzte leicht. Manchmal war diese Insel echt fies. Besonders, wenn man Modebewusst auftreten wollte.
Es dauerte nicht lange, da war Feni auch schon eingeschlafen. Es beruhigte sie, dass ihre Zimmernachbarinnen wohl beide sehr freundlich waren und sie recht herzlich aufgenommen hatten! Helena fand ihren Namen elegant, was Feni irgendwie zum kichern brachte. Sie war so an den Spitznamen gewöhnt, dass sie wohl im ersten Moment immer daran denken müsste, dass ihre Mutter sie ruft, wenn Helena sie mit normalen Namen ansprechen würde. Natürlich hatte Helena jedoch eine weitaus angenehmere Stimme, als ihre Mutter. Mit diesem Gedanken schlief sie ein und war lange Zeit in einen tiefen Schlaf gefallen.
Jedoch zum Morgen hin plagten sie auf einmal schlechte Träume. Die Erinnerungen von dem Tod ihres Bruders kamen wieder hoch und sie musste wieder und wieder mit ansehen, wie die Dorfbewohner, die einst so gute Freunde ihrer Familie waren, ihren Bruder einfach vor ihren Augen umbrachten. Immer wieder wälzte sie sich hin und her, bis der Schrei ihres Bruder sie aufschrecken ließ und sie kerzengrade in ihrem Bett saß. Einen Augenblick schaute sie sich verwirrt um. Wo war sie noch gleich? Warum war sie hier? Sie rieb sich die Augen und gähnte ausgiebig, bis ihr Verstand auch so langsam wieder wach wurde. Natürlich! Sie war im Wohnheim auf der Insel! Gestern war ein super Abend gewesen und sie hatte schon viele neue Freunde kennen gelernt! Auch wenn der Tod ihres Bruder noch nicht sehr lange her war und sie ihre Familie vermisste, durfte sie auf keinen Fall die Zeit mit Trübsal blasen verschwenden! Hier gab es sicherlich viele Abenteuer zu erleben!
Mit einem Ruck schubste sie die Decke von sich und setzte sich so hin, dass ihre Beine den Boden berührten. Als ihr Blick nach vorne ging, entdeckte sie Helena, und strich sich schnell die Träne aus dem Augenwinkel, die sich beim Gähnen oder doch von ihrem Traum gebildet hatte. Fröhlich lächelte sie Helena an. Guten Morgen! rief sie ihr fast schon zu und winkte ihr hastig zu. Hast du gut geschlafen? Fragte sie neugierig und stand langsam auf, um ihr Bett auszuschütteln. Mit einem Blick auf das Bett in der Mitte musste sie feststellen, dass Emi ja bereits verschwunden war. Ui, Emi hatte es heute morgen anscheinend eilig! Sagte sie leicht kichernd und fing an ihre Bettdecke zu schütteln. Mit einem Ruck war die Decke wieder auf ihrem Bett und alles sah gleich viel ordentlicher aus. Feni nickte zufrieden und sah dann wieder zu Helena. Hast du schon was vor, oder lässt du den Tag heute einfach auf dich zukommen? Fragte sie interessiert. Sie hatte gehofft, dass Helena vielleicht ihr das Bad und den Speisesaal zeigen könnte. Sie ging um das Bett herum und stieß dabei mit dem Bein gegen die Bettkante. Sie atmete laut aus und ein. Was für ein Tollpatsch! Sie griff nach ihrem Handy und sah drauf. Natürlich keine neuen Nachrichten, wer sollte ihr jetzt auch um diese Zeit schon schreiben? Verwirrt legte sie das Handy wieder hin und fing langsam an ihren Koffer auszupacken. Sie hatte nicht sonderlich viele Sachen, weshalb es relativ schnell ging. Wie war dein Ballabend so? fragte sie neugierig, um noch einmal die Frage von letzter Nacht aufzugreifen. Sie waren zu müde gewesen, doch Feni hatte es natürlich nicht vergessen! Viel zu groß war die Neugierde! Vielleicht hatte Helena ja sogar einen Freund und könnte eine romantische Geschichte erzählen!
Nachdem sie ihre Sachen alle ordentlich verstaut hatte sah sie zu ihren Handtüchern auf dem Tisch. Sie war zwar nicht die ordentlichste, aber sie wollte niemandem auf die Füße treten und sie konnte es gut verstehen, dass ihre Zimmernachbarinnen es auch lieber ordentlich haben wollten, also würde sie sich stets Mühe machen, ihre eigenen Sachen wegzuräumen, sodass sie niemandem im Weg waren. Fröhlich hüpfte sie zum Fenster und schaute heraus. Als wäre sie an der frischen Luft, nahm sie einen tiefen Atemzug und grinste dann zufrieden. Heute will ich die Insel erkunden und Abenteuer erleben! sagte sie zu Helena und ging dann wieder zu ihren Sachen und suchte einen kleinen Rucksack heraus und legte sich ihre Klamotten für den Tag bereit. Sie war nicht sonderlich die Modernste, aber dafür waren die Sachen bequem und sie sahen nicht allzu schluderig aus! Die wichtigsten Dinge verstaute sie in dem Minirucksack, wie Handy und Portemonnaie und solche Dinge, dann sah sie etwas verlegen zu Helena. Naja ich sollte dringend baden oder so etwas, kannst du mir vielleicht das Badezimmer zeigen? fragte sie etwas flehend und hoffte, dass sie ihrer neuen Freundin damit nicht auf die Nerven gehen würde. Und Hunger hab ich auch tierischen! gab sie zu und wie aufs Stichwort grummelte ihr Magen leicht. Sie wollte unbedingt Zeit mit Helena verbringen, doch wenn diese keine Lust oder Zeit hatte, dann wollte sie sich natürlich auch nicht einfach so aufzwängen! Natürlich nur wenn du Lust hast! fügte sie deshalb noch schnell hinzu. Etwas verwirrt sah sie in ihren Koffer. Sie hatte noch nie ein Gemeinschaftsbad betreten. Wie machte man das dort überhaupt? Nahm man die Anziehsachen dort hin und zog sich dann dort um? Oder ging man einfach in einem Bademantel wieder zum Zimmer zurück? Oh Schreck! Sie besaß ja noch gar keinen Bademantel! Nachdenklich entfaltete sie eins ihrer Handtücher und legte es sich um, um zu gucken, dass es groß genug war. Naja. Es war groß genug, um alles wichtige zu bedecken, doch wirklich wohl fühlte sie sich damit nicht so. Auf dem Gang laufen sicherlich nicht so viele herum. sprach sie ihre Gedanken laut aus und faltete dann das Handtuch wieder zusammen. Hoffentlich entsprach das auch der Wirklichkeit! Es wäre sicherlich peinlich so einem Jungen zu begegnen oder schlimmer noch einem Erwachsenen! Ich muss dringend einige Klamotten einkaufen... sagte sie nachdenklich und sah dann direkt zu Helena. Sie war doch so stylisch gekleidet am Abend! Sicherlich hatte sie ein gutes Händchen für Mode und solche Dinge. Vielleicht könnte sie Feni ja ein wenig aufhübschen! Außerdem würde das bestimmt auch sehr gut ihrer Freundschaft tuen! Bestimmt hatte Helena riesen Spaß bei solchen Dingen!
Aus dem Augenwinkel heraus bemerkte die Französin eine Bewegung, aber noch war sie zu vertieft in ihren Kleidergedanken. Erst als eine geradezu quicklebendige Stimme in ihrem Kopf nach geistiger Aufmerksamkeit schrie, wandte sich Helenas Kopf langsam ein Stückchen weiter nach links, wo Fenice gerade ihre Bettdecke zur Seite geschoben hatte. „Guten Morgen.“, warf die Pariserin mit einem lässigen und freundlichen Ton zurück, ihre Lippen mit einem Lächeln bedeckt. Aber sie war anscheinend keine der wortwörtlichen Morgenmuffel gewesen. Wie schon am Abend legte sie gleich nochmal nach, zwar nur kurz, aber immerhin. Wenn Helena es nicht besser wüsste, dann folgte gleich sowieso ein richtiger Redeschwall. Und Fenice enttäuschte keineswegs die hohen Erwartungen. So viel Zeit würde Helena wohl nicht brauchen um ihre neue Zimmergenossin einschätzen zu können. „Ja, sie ist vermutlich schon auf und davon.“, ging sie auf das Thema @Emi ein und erhob sich demonstrativ von ihrem Bett, „Aber das ist nichts neues, da wirst du dich schon dran gewöhnen.“. Und das nicht mal, weil man es so oft sah, sondern weil die Schlumpfine generell sehr pflegeleicht war. Meistens ging sie sowieso eher zu ihren anderen Vorbildern wie @Mikhail oder @Leviathan. Wobei sie ich immer noch nicht sicher war, wieso alle jüngeren so gut mit dem Engel umspringen konnten. Sie stand ihm eher mit gemischten Gefühlen gegenüber, aber das war ja nichts neues. Das wusste der Gesträhnte bestimmt selbst gut genug. Dabei war er ja nicht einmal wirklich dumm, sondern einfach nur extrem unorganisiert und … ja, wie nannte man das? Unaufmerksam … ja, traf den Nagel zwar nicht auf den Kopf, aber gut. Sie musste es ja nicht jedem unter die Nase reiben. Fenice hatte es sich mittlerweile schon zur Aufgabe gemacht ihre Runde ums Bett herum zu drehen. „Also eigentlich habe ich-„, begann sie und unterbrach ihren Satz für ein schnelles „Vorsichtig!“, als sich die Rothaarige ihren Fuß oder was auch immer anhaute. Der Sound war in jedem Falle nicht zu überhören. „Ich habe eigentlich noch nichts vor.“, beendete sie ihren Satz und sie warf einen unauffälligen Blick in Richtung ihres Handys auf der Matratze. „Wobei sich das vielleicht noch ändern kann.“. Ihr Augenmerkt wendete sich wieder Fenice zu. Aber bevor sie auch nur den Hauch einer Gegenfrage stellen konnte, kam die nächste ihrer neuen Bekanntschaft. Ein leises Seufzen presste sich durch Helenas Lippen. Konnte natürlich an der Aufregung liegen, oder an dem ungewohnten Umfeld. Aber hoffentlich würde die Rothaarige mit der Zeit etwas ruhiger werden. Machte es auf Dauer ein bisschen Anstrengend. Auch wenn es durchaus was Knuffiges an sich hatte, dass musste die Chevalier zugeben. Aber sie würde wohl nicht auf alles total ausführlich antworten. Vielleicht machten sich andere so gute Freunde, sie machte es nicht. „Er hatte so seine Momente, würde ich sagen. Eine Dame weiß sich eben zu beschäftigen.~“, und damit sollte sich die Ganze Sache auch erledigt haben. Die Fantasie ihrer Bettgenossin anzuregen war sicherlich nichts Falsches.
Aber Fenice war sowieso erstmal mit ihren eigenen Sachen beschäftigt, was Helena ganz gut in den Kram passte. Sie nutzte die Zeit um sich selbst im begehbaren Kleiderschrank des Zimmers ihre Klamotten für den heutigen Tag herauszusuchen. Aber die heutige Temperatur machte es ihr eben nicht einfach. Kurz schoben die eifrigen Hände in ihrem Teil des Schrankes die Sachen hin und her, ehe sie sich ihr dunkles und gepunktetes Kleid herausnahm. Nicht sehr schrill, aber ein Evergreen unter den Klamotten. Außerdem stach sie damit nicht so heraus, was auch etwas Angenehmes war. Dann noch ein Hut dazu, dann war alles in Ordnung. Das paar schwarzer Unterwäsche durfte natürlich nicht fehlen. Wobei sich ein dezent lüsternes Grinsen auf ihr Gesicht schlich, als sie an ganz andere Sachen dachte. Apropro! Wo sie schon einmal dabei war, konnte sie gleich die Kleidung von gestern Abend in den Wäschekorb packen. Was auch sogleich in Angriff genommen wurde. Ihre Zimmergenossin ließ sie so lange erst einmal reden, obgleich sie ihr mit beiden Ohren ihre ungeteilte Aufmerksamkeit zukommen ließ. „Hört sich ziemlich hilflos an…“, kommentierte sie aus dem Kleiderschrank heraus und trat mit ihren neuen Schuhen in der Hand wieder in den Schlafbereich, wo sie direkt neben Fenice zum Stehen kam. So nah beieinander hatte sie zumindest einmal die Möglichkeit einen kurzen Blick auf den Jüngling zu werfen. Aber eindeutiger würde es wohl erst im Bad werden. „Und wer wäre ich, wenn ich das einfach so ignorieren würde.“, sie setzte ihren Weg zum Schreibtisch fort, wo sie ein paar Tuben stehen hatte, welche sich nun als Waschmittel entpuppten. „Ich muss mich auch noch fertig machen, also können wir da ruhig zusammen hingehen. Die Gemeinschaftsbäder sind zwischen unserem Flügel und dem Jungenflügel. Ein bisschen ungünstig, aber nicht unbedingt schlimm.“. Außerdem war ihr T-Shirt lang genug, dass man ihr wohl kaum etwas abschauen konnte. „Nimm deine neuen Sachen, ein Handtuch und dein Duschzeug mit, dann gehen wir los.“. Den nun folgenden Spruch konnte sich die Engelin dann trotzdem nicht verkneifen. „Und eigentlich ist es doch egal, ob dich nun jemand so sieht oder nicht. Wissen die anderen was du zu bieten hast. Zumindest, wenn du es noch auf so eine Aufmerksamkeit anlegst.“. Ein Zwinkern in die Richtung der Rothaarigen sollte den ganzen Kommentar ein wenig auflockern. Ob Damian es eigentlich gut finden würde, wenn sie so bei ihm aufkreuzte? Die Blondine war sich ziemlich sicher, dass er ein Grinsen und seine Zimmergenossen ein schockiertes Gesicht haben würden, je nachdem in welche Richtung sie tickten. Aber sei es drum, das konnte sie ihn später noch fragen. „Also los, bevor die Ganzen Jungs sich entscheiden den Mittelflügel abzupassen.“, machte sie noch einmal Druck und wartete, bis Fenice auch bereit war in Richtung des Bades aufzubrechen.
Es war schön, an einem Morgen so freundlich begrüßt zu werden. Anfangs hatte sie Angst, dass sie vielleicht in ein neues Zimmer kommen würde, ohne Zimmernachbarinnen, das wäre richtig langweilig geworden. Noch besser war es dann, dass sie keine Morgenmuffel bei sich hatte! Sie hatte zwar nichts dagegen, wenn andere Leute so früh am morgen nicht gut drauf waren, doch meistens konnte sie einfach ihre Klappe nicht halten und sorgte dann nur für noch schlechtere Laune. Das wäre wirklich blöd gewesen. Naja @Emi war anscheinend das totale Gegenteil von einem Morgenmuffel. Hoffentlich würde Feni mal früh genug aufstehen, um auch Emi vernünftig einen guten Morgen zu wünschen. Wäre ja sonst viel zu schade! Ob so früh überhaupt schon die Würmer wach sind? Fragte sie sich und grinste dann. Man sagte ja immer: Der frühe Vogel fängt den Wurm! Normalerweise würde Feni auch nicht so lange schlafen, doch sie war ja erst am gestrigen Abend angekommen und dann auch noch der Ball. Sie brauchte dringend ein wenig Schlaf, denn müde wollte sie die Insel ganz bestimmt nicht erkunden! Außerdem war man ja nie sicher, wen man so am ersten Tag treffen würde, da wollte sie sicherlich keine Augenringe haben und aussehen wie eine Leiche!
Es war nett von Helena, dass sie Fenice vorwarnen wollte, doch es war leider schon zu spät gewesen. Warum stieß sich Feni immer, wenn es doch anscheinend immer schon so offensichtlich war? Naja, da der Schmerz schnell nachließ brauchte sie darüber ja auch kein Wort zu verlieren. Auch gerade weil sie das Gefühl hatte, dass sie mal wieder viel zu viel laberte und ihr Gegenüber gar nicht so richtig zu Wort lassen würde. Sie wollte niemanden schon direkt am ersten Tag auf die Nerven gehen! Sie blickte zu Helena und sah zufällig, dass sie auf ihr Handy achtete. Feni konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Vielleicht gab es jemand Bestimmten, von dem sie eine Nachricht erwartete? Doch die nächsten Worte von Helena ließen erahnen, dass sie im Moment nicht allzu viel darüber reden wollte. Vielleicht würde sich ja beim Frühstück oder sogar schon beim Bad ein bisschen bessere Atmosphäre für so ein Thema finden lassen. Sie kicherte dennoch leise. Klingt vielversprechend. sagte sie mit einem erwartungsvollen Grinsen. Sicherlich werden im laufe des Tages noch spannende Dinge passieren! Versuchte sie ihre Mitbewohnerin ein wenig aufzumuntern. Sie sah jetzt zwar nicht traurig aus oder dergleichen, aber ein paar nette Worten würden dennoch helfen, da war sich Feni sehr sicher!
Sie klang hilflos? Bei den Worten lachte Feni leicht. Das bin ich sicherlich auch ein wenig! Gab sie etwas verlegen zu. Meistens verirrte sie sich und da war Hilfe immer gern gesehen! Das gleiche würde sie natürlich auch für Jemanden tun, der ihre Hilfe benötigte! Da hab ich aber Glück gehabt! lächelte Feni fröhlich und kramte noch ein wenig in ihrem Kleiderschrank herum. Ein wenig unsicher war sie sich, da sie nicht genau wusste, wie nun das Wetter werden würde, doch sie blieb optimistisch und nahm eher Klamotten, die für gutes Wetter geeignet waren mit. Ich bin dir echt dankbar, dass du mich mitnimmst! Sagte sie und gab Helena ein strahlendes Lächeln. Was wohl passiert wäre, wenn Helena auch bereits viel früher aus den Feder gekrochen wäre und Feni dann ganz alleine im Zimmer blieb? Sicherlich wäre sie zu lange auf den Gängen herum geirrt und bei ihrem Glück wäre sie wahrscheinlich sogar in das Bad der Jungen gegangen! Das hätte peinlich enden können! Feni nickte und nahm ihre Handtücher, die Duschsachen und ihre frischen Klamotten in die Hand. Mit ihren Füßen schlüpfte sie schnell in ein paar Hausschuhe. Ihr Nachthemd war wahrscheinlich gerade lang genug, dass ihr niemand etwas weggucken konnte, doch bei Helenas Worten wurde sie ein bisschen rot. I... ich habe was zu bieten? fragte sie etwas verwirrt. Natürlich wusste sie im Prinzip, worauf sie hinaus wollte, doch so wirklich war sie nicht davon überzeugt, dass sie selbst viel zu bieten hatte. Unwillkürlich musste sie daran denken, was passieren würde, wenn sie so @Noah Stone oder @Oliver Blake auf dem Gang begegnen würde. Sie wusste nicht so recht, ob sie dann ihre Verlegenheit einfach so überspielen könnte. Schnell verbannte sie diesen Gedanken aus dem Kopf und grinste Helena amüsiert an. Wenn, dann würde bestimmt die Aufmerksamkeit eher auf dich fallen. Sie kicherte leicht. Helena war wirklich hübsch gewesen und das konnte ja auch ruhig mal gesagt werden! Oh ja ich komme schon! Schnell hastete sie hinter Helena her. Darf ich dich Lena nennen? Oder Hel? fragte sie neugierig, während sie versuchte mit ihr Schritt zu halten.
-> Das Wohnheim | Obergeschoss | Mittelflügel | Gemeinschaftsbad der Mädchen
„Ich würde sagen, dass meine Haare trocken eindeutig weniger nerven.“, kommentierte die Französin relativ fokussiert auf ihre eigene Frisur, ehe sie sich dann noch den Rest ihrer Klamotten über den Leib streifte. Den Rest ihrer Frisur stylte sie dann einfach, wenn die beiden im Zimmer waren. Ihre Pläne ließen sich sowieso nicht so unglaublich schnell realisieren, da war das durchaus angebracht es für das richtige Equipment zu verschieben. Es sollte ja keiner glauben, dass die Engelin selbst keinen Föhn in ihrem Zimmer liegen hatte. Von den verschiedensten kamm-Variationen in ihrem Koffer mal abgesehen. Wenn man also wirklich einmal Hilfe brauchte – so wie Isa gestern – konnte man immer auf die bewanderte Dame aus Frankreich zählen. Zumindest war die Braunhaarige auch noch nicht wutentbrannt bei ihr aufgetaucht und hatte sich beschwert. Allein das war schon ein gutes Indiz für ihre Leistung. Und während des Balls kam die Katze auch nicht angelaufen! Noch ein Pluspunkt! „Aber das ist bei jedem auch anderes. Es gibt bestimmt ein paar Mädels die das ganz gut finden.“, sie hielt kurz inne und überlegte. Ob Luana das wohl mochte? Sie als Nixe war dem Wasser sicherlich nicht abgeneigt. Zumindest wäre das eine logische Schlussfolgerung. Vielleicht sollte sie das mal fragen, die Antwort von ihr wäre sicherlich interessant. Das Fenice ihr kurz nachdem ihre Haare trocken waren eine Feder hinhielt, erwiderte sei mit einem leichten Lächeln und einem freundlichen Nicken. „Danke, ich weiß den Glücksbringer zu schätzen.“, und leicht aufmunternd nahm auch die Französin den Rest ihrer Sachen und verließ mit der Rothaarigen zusammen das Bad. „Ich werde sie bei mir tragen, vielleicht hilft es ja. Ein bisschen Glück kann nie schaden.“, und sie zwinkerte ihrer Zimmergenossin leicht schelmisch zu, während sie den Gang hinunter vor die Zimmertür wanderte. Die letzte Aussage von dem geradezu euphorischen Mädchen ließ sie einfach mal so auf sich einwirken. Ganz ehrlich: Sie hatte immer noch keine Ahnung wie groß jetzt groß war. Aber ihr Gehirn war auch gerade mit anderen Sachen beschäftigt. Zum Beispiel dem Ausmachen von Geräuschen. Es war ohne Probleme erkennbar, dass es jetzt eindeutig belebter im Wohnheim zurechtging. Sie sah sogar vom mittleren Gang aus einem rothaarigen Typen vor dem Eingang zu Damians Zimmer stehen. Ob was passiert war? Die Blondine musste ihm unbedingt noch eine Nachricht schreiben. Jetzt war ihr Freund wohl definitiv wach. Es machte nämlich nicht den Eindruck als wären alle noch am Schlafen und selbst wenn sie es waren, dann vermutlich nicht mehr lang.
Kaum waren die beiden wieder in ihrem Zimmer angekommen, ließ die Pariserin ihre Sachen erstmal auf ihr Bett fallen. Beinahe schon wie eine Routine wirkend nahm sie den kleinen Koffer unter ihrem Bett hervor und stellte ihn auf ihrem Schreibtisch ab. Vorher allerdings war noch einmal ihr Handy an der Reihe. Beinahe schon Sehnsüchtig schaute sie auf das Display hinab und lächelte sehr breit, als sie die darauf angezeigten Worte in Gedanken vorlas. „Sieht so aus als würden wir Gesellschaft haben.“, kicherte sie leicht amüsiert und tippte ganz schnell eine Antwort zurück an @Damian. Aber auch @Luana bekam nicht mehr und nicht weniger als eine herzallerliebste Begrüßung von ihr. Nach dem gestrigen Tag wollte ja auch sie an den schmutzigen Geheimnissen ihrer Freundin teilhaben. War ja nur verständlich, oder? „Aber gut, dann will ich mich mal beeilen.“, warf sie ein und holte einen Kamm sowie ein paar weitere Hilfsmittel heraus um ihre Frisur richtig in Form zu bringen. Was schon ein klein wenig dauerte. Letzten Endes jedoch zu einem akzeptablen Ergebnis führte. Die Französin wollte ja auch gut aussehen und nicht wie ein Model. Natürlichkeit und so. Weswegen sie sich auch nicht Tonnen an Farbe ins Gesicht klatschte. Aber ein paar Akzente mussten schon drin sein. „Wie stehst du eigentlich zu Make-Up?“, formte ihr spontaner Gedanke eine verbale Frage. Vielleicht war sie ja so eine natürliche Vertreterin ihrer Art. Nicht, dass es sie störte. Viele Mädchen hier auf der Insel hatten es nicht nötig sich großartig aufzuhübschen. Wobei es manche dann trotzdem irgendwie taten. Ruinierte das Antlitz manchmal enorm. Aber mehr hieß eben auch nicht immer besser. Als die Linien gesetzt und damit Helenas Make-Up für den Tag festgelegt war, erhob sich die Pariserin wieder von ihrem Stuhl und packte alles ein. Mit einem erstaunlichen Schwung nahm sie das Handy mit und packte es in eine ihrer kleineren Handtaschen, welche – wie immer – für den Notfall mit Spiegel und Korrektursachen, sowie einem Kamm ausgestattet waren. Als die kleine schwarze Tasche dann also über ihrer Schulter baumelte, konnte es eigentlich auch schon losgehen. Lediglich ein schneller check an ihren Schuhen wurde noch gemacht, dann ging es los.
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Feni lief hinter Helena her und nickte nur. Kann ich gut verstehen. Sagte sie lächelnd und musste daran denken, dass einige ohne die Haare zu föhnen so aussahen, als hätten sie in eine Steckdose gefasst. Das war bei ihr zum Glück nicht der Fall. Da meine Haare so kurz sind, trocknen sie sowieso sehr schnell. Grinste sie fröhlich. Aber im Sommer ist das bestimmt gut mit nassen Haaren, ist dann so wie eine laufende Klimaanlage. Sie kicherte. Wahrscheinlich wollte man dennoch etwas hübscher aussehen. Naja zumindest einige und so wie Helena sich verhielt, hatte Feni das Gefühl, dass sie doch auch sehr darauf achtete. Als sie ihre Feder entgegen nahm und sogar behalten wollte, strahlte Feni übers ganze Gesicht. Sie wird dich bestimmt nicht enttäuschen! Versicherte sie ihr und grinste fröhlich wie ein Honigkuchenpferd vor sich hin. Es war schön, wenn man anderen eine Freude machen konnte, es war quasi die Lieblingsbeschäftigung von Fenice. So hatten alle was davon. Helena bekam hoffentlich ganz viel Glück und Feni freute es einfach nur, dass sie jemandem eine Freude machen konnte.
Es dauerte nicht lange, da waren sie auch schon im Zimmer und es war immer noch keine Spur von Emi. Naja sie würde wahrscheinlich auch erst abends zum schlafen wieder hier hin kommen, schließlich gab es da draußen so viel zu erleben! Sie legte ihre Sachen ordentlich ab und sah dann zu Helena, die schon fast direkt als erstes auf ihr Handy schaute. Anscheinend musste sie wohl große Sehnsucht nach jemandem haben. Grinsend setzte sich Feni aufs Bett und sah ebenfalls auf ihr Handy. Nur um zu erkennen, dass ihr gar niemand geschrieben hatte. Naja vielleicht schliefen sie alle noch friedlich. Dennoch ließ sie ihr Handy etwas enttäuscht auf dem Bett liegen und sah dann Helena zu, wie sie sich fertig machte. Oh wirklich? Das ist aber nett! Das freut mich aber, dass ich schon wieder jemand Neues kennen lerne! Rief sie fröhlich aus. Es fühlte sich ein wenig komisch an, ihre Zimmernachbarin so zu beobachten, weshalb sie dann doch wieder zu ihrem Handy griff und etwas darauf herum tippte. Sollte sie @Noah Stone eine SMS schreiben und fragen, ob er mit auf die Erkundungstour wollte? Zögernd sah sie das Handy an und legte es dann doch weg. Sicherlich würden sie sich heute noch irgendwie über den Weg laufen und wenn nicht, der Tag hatte ja gerade eben erst angefangen. Oh ich äh. Sie legte ihr Handy weg und sah zu Hel. Also ehrlich gesagt finde ich es schön bei anderen, aber ich selber hab es noch nie wirklich ausprobiert. Generell mag ich eher die natürlichere Variante. gab sie zu. Es dauerte nicht mehr lange, da war ihre neue Freundin fertig geworden und Feni grinste sie fröhlich an. Du siehst hübsch aus! Dann packte sie alles wichtige wieder in ihren kleinen Rucksack und zog sich ebenfalls schnell die Schuhe an. Nun ging es endlich zum essen. Sie hatte so einen Hunger gehabt! Fröhlich und voller Motivation hüpfend lief sie neben Helena her und sah sie neugierig an. Ich hoffe es gibt leckere Waffeln! Ich liebe Waffeln! Uff ich habe so einen Hunger, ich esse bestimmt das ganze Buffet leer! sagte sie kichernd. Magst du auch Waffeln? Ach ne in Frankreich isst man eher Croissants oder? Die schmecken auch wirklich gut! Magst du Croissants lieber als Waffeln? Oder doch lieber nur normale Brötchen? Man merkte schnell, dass Fenis Aufregung größer wurde. Sie kamen nun in den Speisesaal und bestimmt wären da einige Leute mehr. Super! Noch mehr Freunde und noch mehr nette Unterhaltungen! Und nach dem Frühstück würde sie Abenteuer erleben und solche Dinge! Ui bin ich aufgeregt. Ich hab das Gefühl, jetzt beginnt der Tag erst so richtig richtig! Freust du dich auch schon so sehr aufs Frühstück wie ich? Hast du überhaupt Hunger? Fragen über Fragen und irgendwie schien Feni mal wieder kein Ende zu finden. Lag an der Aufregung, oder doch nicht? Darf ich mir wohl im Speisesaal Sandwiches für unterwegs mitnehmen? Oder sogar Waffeln! Träumend sah sie ein wenig nach oben und das Wasser in ihrem Mund lief zusammen. Waffeln waren einfach so köstli... bevor sie den Gedanken zu Ende denken konnte, spürte sie etwas hartes. AUA! kam es nur von der erschrockenen Feni. Sie war gegen irgend so ein komisches Schild gelaufen. Fen war froh gewesen, dass sie sich nicht im Bad verletzt hatte, doch so ein Tollpatsch wie sie musste ja immer für neue peinliche Situationen sorgen! Sie hielt sich ihre Schulter vor Schmerz und es bildeten sich schon ein paar Tränen in ihrem Auge, doch dann sah sie sich das Schild genauer an: Frühstücksbuffet! Sie waren also da! Direkt vorm Speisesaal! Der Schock und die Schmerzen verflogen direkt und Feni sah Hel fröhlich an. Wir sind da! Super! Total begeistert folgte sie Helena in den Speisesaal hinein. Mal sehen wer schon alles da war und ob welche dabei waren, die Feni schon kennen gelernt hatte! Hoffentlich!
Der Rückweg vom Strand weg war sogar noch eine ganze Stufe lustiger als sie gedacht hatte. Die vielen kleinen Hinweise und Andeutungen schafften genug Neugierde, um auf alle möglichen Themen zu sprechen zu kommen, was das Laufen zum Ziel eindeutig unbeschwerter gestaltete. Was sie dabei alles für Dinge besprachen, konnte ein neugieriger Zuschauer nur entfernt erahnen. Das dauerhafte Lächeln Helenas und der – doch recht häufige – Hautkontakt machten eine Analyse des Ganzen nicht einfach. Es konnte etwas Verruchtes, etwas Witziges, oder gar was Fieses sein. Vielleicht – auch wenn die Kombination fragwürdig war – auch alle drei Dinge zusammen. Die Kleidung des Pärchens ließ zumindest bei ihnen nicht zu wünschen übrig. Ob sie wohl gerade das Idealbild eines Paares abgaben? Fragend schauten ihre blauen Augen kurz in die Umgebung, konnten aber nur diese unauffälligen Seitenblicke entdecken. Aber gut, wer würde sich hier nicht erstmal wünschen den Körper zu tauschen. Egal ob man nun sie, oder ihren Freund begutachtete. Jeder würde sicherlich im ersten Moment auf seine kosten kommen. Das es dabei auch auf die richtige Mischung der Persönlichkeit ankam, vergaßen viele auch schnell wieder. Die Welt bestand eben nicht nur aus visuellen reizen. Zumindest nicht, wenn man in seinem Leben mehr als nur flüchtige Bekanntschaften haben wollte und Helena suchte immer jemanden auf unbestimmte Zeit. Vorzugsweise sogar für immer.
Der Abschied im Wohnheim verlief im Prinzip genauso wie der ganze Weg dorthin. Man stand sich lange gegenüber, es hagelte Küsse und am Ende winkte man noch sehr enthusiastisch – und durchaus leicht außer Atem – zum Abschied. Spätestens morgen würden sich die Beiden wiedersehen und dann würden es sogar die Letzten mitbekommen, wenn es nicht sogar die ganze Schule schon jetzt wusste. Aber ohne Grund ging Helena bestimmt nicht auf irgendwelche Jungs zu und drückte diesen einen Kuss auf den Mund. Keine Chance. Aber viele missinterpretierten ihren französischen Wangenkuss auf beiden Seiten schon als Andeutung von irgendwas Wichtigem … ja, es war sehr skurril. Aber es war halt auch schwer manchmal Sachen in einer Suchmaschine nachzuschlagen. Das Handy schien immerhin eine ganz neue Erfindung gewesen zu sein, wenn man manchen glauben wollte. Aber Vorurteile waren ja auch immer bequemer, man kannte es ja. Nachdem Helena sich also doch noch zu einem Luftkuss hinreißen ließ, verschwand auch ihre blonde Mähne dann im Dreierzimmer. Vielleicht war Fenice ja auch schon da, die würde ihr bestimmt wieder Löcher in den Bauch fragen … was ein lustiger Gedanke war und sie zum Grinsen brachte.
[Tageswechsel auf den 24. Juni 2015]
Pünktlich um 6:30 Uhr klingelte der Wecker der Französin und riss sie aus ihrem tiefen und festen Schlummer. Schule stand auf dem Plan und während sich ein Teil von ihr auf den Unterricht freute, wollte die andere Hälfte einfach nur Schlafen. Dementsprechend war es wohl nicht verwunderlich, dass sie – nur mit ihrer Unterwäsche bekleidet - beinahe schon zombieartig durch das Zimmer schlürfte und sich ihre Sachen für den heutigen Waschgang zusammensuchte. Fenice schien in jedem Fall auch schon wach zu sein, oder zumindest dachte die Pariserin das in ihrem Halbschlaf und ging weiter ins Gemeinschaftsbad der Mädchen, um sich ihre Müdigkeit von der glatten Modelhaut zu spülen. Was, so gesehen, ein sehr erfolgreiches Unterfangen war. Im Bademantel und noch leicht dampfend marschierte die Blondine den Westflur zurück zum Zimmer und begann auch gleich damit sich fertig zu machen. Die Haare wurden geföhnt, der Lidstrich aufgetragen … und ein bisschen Lidschatten durfte dabei auch nicht fehlen. Auf solch übertriebene Sachen wie Rouge verzichtete Helena schon so aus Prinzip, also gab es dort nichts zum Nachholen. Was nicht bedeutete, dass der Lippenstift nicht fehlen durfte. Sie hatten sowieso Sport in der ersten Stunde, wenn sie das richtig in Erinnerung hatte. Da musste man sich nicht unbedingt so hart aufhübschen. Vermutlich würde sie sich eh wieder nach dem Unterricht unter die Dusche stellen. Aber das bedeutete wenigstens, dass sie ihre Haare nicht offen tragen musste. Schnell und schmerzlos waren diese zu einem Pferdeschwanz zusammengefasst und baumelten fröhlich vom hinteren Ende ihres Kopfes herunter. Dann fehlte nur noch ihre Uniform. Schuhe, Strümpfe, Rock und die Bluse mit Weste, waren schnell angezogen. Ihre kurze Sporthose, die Turnschuhe und ein Tank-Top landeten währenddessen noch schnell in einer Extra-Tasche für den Sport. Klar, das hätte sie schon gestern machen können. Aber die Engelin war viel zu sehr mit gedanklichen Schwärmereien beschäftigt gewesen. Doch eine Oberschülerin aus dem turbulenten Herzen Europas hielt das natürlich nicht auf. Sie konnte ihre Tasche auch in fünf Minuten zuverlässig packen. Ja, auch Deo und Sachen zum Nachschminken waren dort mitinbegriffen … ja. Das hatte auch bestimmt nichts damit zu tun, dass sie, bis es zu spät war, Sport komplett verdrängt hatte. Naja, jetzt war es sowieso zu spät. Wer nicht denken kann, muss fühlen. „Ich geh schonmal vor.“, deutete die Französin in ihrem morgendlichen Marathon an und verschwand mit ihren Sachen aus dem Zimmer und ging – nach einem kleinen Zwischenstopp – in Richtung Schule. Eine SMS an Damian und Lu durfte natürlich nicht fehlen. Immerhin konnte sie die Beiden ja nicht ohne einen Lacher in den Tag starten lassen. Sie würden es ihr später schon danken.
Der Weg nach Hause war ziemlich ereignislos. Nicht, dass Helena sich darüber groß beschwerte. Es war sogar ganz angenehm mit den Stöpseln im Ohr zurück ins Wohnheim zu fahren und sich dabei mal nicht mit jedem Unterhalten zu müssen. Zum Glück suchte niemand innerhalb des Busses ein langes Gespräch mit ihr. Außer die herkömmlichen Lückenfüller, wie das Wetter und die damit verbundene Hitze, gab es nicht viel zu erzählen. Sie war ja auch nicht mit der ganzen Insel befreundet. Den Luxus zu irgendjemandem hinzugehen und einfach mit dem – oder derjenigen zu reden, den hatte sie nicht. Das machte man auch in ihrer Heimat nicht einfach so. Höchstens am Zeitungsstand, aber dann kannte man sich meist, weil man sich dort öfter gesehen hatte. Wie viel Zeitungsstände am Wohnheim waren, das konnte man wohl an einer Hand abzählen und wenn sie ihre Mitbewohner unbedingt sehen wollte … naja, es gab einen Speisesaal. Hunger jedoch, den hatte Helena erstmal keinen. „Was für eine Hitze! Ist ja wie im Ofen hier …“, beschwerte sich ihr Gemüt lautstark, als sie das Zimmer von sich und Fenice betrat und zuerst die Fenster weit aufriss. Es war draußen so wie drinnen einfach ungeheuerlich warm, da machte die Temperatur sowieso keinen Unterschied mehr. Aber wenigstens ein bisschen Durchzug sollte es schon geben. Sie überlegte sogar kurzzeitig die Türe zum Flur auf zu machen, damit die Luft mal richtig zirkulieren konnte. Aber … nein, lieber doch nicht. Ein tiefes Seufzen presste sich zwischen ihren Lippen hindurch und ließ sie sich kurz im Zimmer umschauen. Aufgeräumt musste nichts werden, aber sie würde heute Nacht definitiv in Unterwäsche schlafen, wenn überhaupt. Wer auch immer der Meinung war, dass Klimaanlagen eine unnötige Erfindung der Menschen wären. Sie hätten ja auch … keine Ahnung … einen Eiskristall auf einem Metallgestell hier anbringen können. Wäre bestimmt auch eine legitime Lösung gewesen. Naja, was soll’s. Mit zwei gekonnten Bewegungen schlüpfte die Blondine aus ihren Schuhen heraus und pflanzte sich mit ihrem Handy, der Musik und einem Buch bewaffnet auf ihre Bettdecke. Pläne für den heutigen Abend hatte sie nicht mehr und – ganz ehrlich – sie war nicht so masochistisch sich jetzt irgendwelchen Aktivitäten hinzugeben. Dementsprechend flink suchte sich ihr Rücken an der Wand eine gute Lehne, während die grazilen Finger der Französin relativ schnell die Seite 184 heraussuchten und das Buch an eben jener Stelle entzweiten. Mal sehen, was die nächsten Kapitel so mit sich bringen würden. Eine Nachricht an Lu und ihren Schatz könnte sie aber schnell nochmal abtippen. Vielleicht waren sie ja genauso tot wie sie ... metaphorisch gesprochen.
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Vielleicht sollte sie ja mal Baden gehen? Der Gedanke war vermutlich nicht ganz so falsch ...