Der kleine Laubwald bedeckt nur einen sehr geringen Teil der Insel im Norden und entspricht in seiner Ausdehnung nur etwa einem Fünftel des nahe gelegenen Bambuswaldes, der beinahe die gesamte Ostküste in Anspruch nimmt. Auch der Laubwald gehört nicht mehr zum umzäunten Gelände des Yanega-Anwesens. Die Ausdehnung des Waldes beginnt etwa 200m nordwestlich des umgrenzten Geländes. Möchte man den Wald durchqueren, so kann man dies entweder auf dem Trampelpfad entlang des Flusses tun oder man marschiert direkt durch das Dickicht. Durch die geringe Größe des Waldes ist es nur schwer, sich hier zu verirren, aber nicht unmöglich. Folgt man den Fluss leicht bergaufwärts, so wird man nach etwa 15 bis 20 Minuten eine Stelle erreichen, an der die Strömung partiell in den freien Fall überläuft und einen etwa 2,50 m hohen Wasserfall bildet. An der unteren Stelle wird das Gewässer breiter und lädt zu einer frischen Abkühlung ein. Das Wasser ist um einiges kälter und klarer als das Meerwasser und nicht selten stößt man auf kleine Grüppchen, die ihre Zeit hier verbringen.
Auch Mike hatte sich Leviathans Frage angeschlossen, nachdem er die letzten Äste im Wagen zusammengebunden und sich zu den beiden anderen Spezialisten gesellt hatte. "HÄ - was soll sein?!", tat der Nephilim unwissend und kratzte sich anschließend mit dem Zeigefinger über die Schläfe, als er Mikes Frage vernahm. "Naja...eh" Betreten ging er den Blicken seines Versagerkumpels aus dem Weg und überlegte, wie er seine Gedanken jetzt ausformulieren könnte, doch zum Glück kam Damian ihm zuvor und klärte die wichtigste aller Fragen gleich mal auf: Er ging mit Helena. "Helena? Uns're Helena?", unsicher blinzelte der Schwarzhaarige. "Ist das irgendwie n' Europäer-Ding oder so?", schob er noch nach und warf dann das letzte seiner Bündel in den nun mehr als prall gefüllten Wagen. Es war so offensichtlich und natürlich ließ sich der Blondschopf den Spaß nicht nehmen, die beiden nach ihren Balldates zu fragen. Gut, er war ihnen ja auch einen Schritt voraus. Levi hätte es wahrscheinlich genauso getan, hätte er eine busige Ballbegleitung an Land gezogen. Fakt war jedoch, dass er bis vor kurzem nicht mal wusste, ob er überhaupt hingehen sollte. Und Mädchen waren gerade sowieso nicht unbedingt sein Lieblingsthema. Also versuchte sich der Nakamura nichts anmerken zu lassen. Fast schon entsetzt öffnete sich sein Mund, während er sich wieder vom Waldboden erhob und seinen Arm brüderlich um Mikes Schulter legte. "Bullshit, wir gehen zusammen!", hatte der Engel scheinbar gerade beschlossen, um vor Damian nicht als Oberlooser dazustehen. War sicher auch im Sinne von Mike, oder? "Also nicht als Date, aber um ordentlich auf die Kacke zu hauen."
Mittlerweile war auch eine SMS von Roxy eingegangen, die sich darin bei den Jungs entschuldigte und erklärte, dass sie dringend zur Schule musste. "Is' das ein Sozialexperiment oder so?", schnaubte der Engel nur genervt, packte sein Handy wieder weg und verteilte einfach die Belohnungsbiere an Damian und Mike. Wenn ja, dann war es aber doch gelungen, oder? Die Truppe hatte zwar ewig gebraucht und sich nicht ganz so klug angestellt, aber immerhin hatten sie genug Holz beisammen. Während Levi noch an seinem Bier schlürfte, watschelte er zu einem der Wägen - jenem, der mit dem Werkzeug gefüllt war, war wohl der leichtere - und griff mit der freien Hand nach der Zugstange. "Lasst uns die Wägen zur Schule bringen, allzu viel Zeit haben wir nicht mehr."
‘Hä – was soll sein‘, ahmte Mike die Worte seines Kumpels lautlos und eher nur in Form von überzogener Mimik nach. Der einzige Trost war die Tatsache, dass Levi genauso leer dastand wie der Werwolf. Deshalb ließ er den Wink durchgehen. Sie saßen immerhin irgendwie im selben Boot, während Damian ihnen mit einem Cocktail in der Hand vom Ufer aus zuwinkte. „Das ist die mit den Strähnchen, oder?“, fragte er Levi etwas leiser und zupfte an seinem Pony herum. „Wenn ja, dann… guter Fang“, wandte er sich wiederum an Damian und gab dem Blonden ein Daumen-hoch. Eine Spur Neid schwang dabei immer noch in seiner Stimme mit (und vielleicht etwas Eifersucht), aber als guter Freund sollte er sich wohl für Damian freuen. Somit würde zumindest einer von ihnen nicht neben leeren Bierflaschen aufwachen. Dem Drang widerstehend sich aus Levis Geste herauszuwinden, warf Mike dem Engel nur einen schiefen Blick zu. „Das musst du nicht extra dazusagen“, grummelte er, verschränkte dann aber mit erhobenem Kinn die Arme vor der Brust und nickte. „Als würden wir ‘ne Begleitung brauchen, die nach ‘ner halben Stunde rumheult, weil ihre Schuhe drücken. Darauf kann man echt verzichten.“ War vielleicht nur eine billige Ausrede, um nicht ganz so armselig auszusehen, aber wenn Mike so drüber nachdachte, stellte sich ihm sowieso die Frage wozu er eine Begleitung brauchte. Er hatte schließlich vor zu feiern und keinem Mädchen die Handtasche zu halten. Nicht nur diese Erkenntnis, sondern das Belohnungsbier obendrauf, hoben seine Stimmung und die Vorfreude auf den Ball. An dem Bier nippend, schnappte er sich den Griff des anderen Wagens und sah erwartungsvoll zu Damian. „Ich zieh das Teil nicht allein!“ Vermutlich würde er es auch gar nicht schaffen den Wagen selbstständig vom Fleck zu bewegen. Auch wenn er sich das nicht eingestehen wollte. Er brauchte sicher nur Damians Muckis, um etwas Momentum zu sammeln, jap. „Kommt, ich will noch duschen und vorglühen bevor es losgeht!“ Ungeduldig trampelte er von einem Fuß auf den anderen. Bestimmt war eine laaange Rede im Programm und die wollte er sich nicht nüchtern antun.
Damian mit Roxanne L. Bennett, Leviathan und Mikhail
Auf Levis Frage ob er mit Helena ihre Helena meinte, nickte der Blondschopf. Er kannte auf der Insel auch sonst keine andere Helena. Der Weißgesträhnte konnte da sicher mit mehr aufwarten, schließlich befand er sich schon seit immer auf der Insel. Zumindest glaubte Damian zu wissen, dass Leviathan hier aufgewachsen war. Manchmal passte der Italiener nicht so genau auf, was seine Mitmenschen sprachen und zum einen konnte er sich auch nicht jeden Furz merken. Sein Hirn brauchte Platz für wichtigere Dinge. Mike schien Helena ebenfalls ein Begriff zu sein als er sich nach den Strähnchen erkundigte. »Genau die.«, grinste der Riese breit und wackelte mit den Augenbrauen als Mike ihm zu seinen Fang gratulierte. Wenn Helena keine Zeit gehabt hätte ihn auf den Ball zu begleiten, hätte er sich eben einer Männertruppe angeschlossen. Und diese Männertruppe bestand zurzeit aus Levi und Mike selbst. Man hätte sich auf dem Ball sicher gut verstanden, wobei es nicht hieß, wenn man mit einer Begleitung aufkreuzte, dass man nur mit der Ballbegleitung zu tun haben würde. Damian würde sich sicher ein wenig unter die Leute mischen und auch mit seinen Jungs Spaß haben. Er war sich auch ziemlich sicher, dass sich die Girls ebenfalls irgendwann trotz Begleitung zusammenrotten würden um ein wenig "festzustellen" aka lästern. »Haben ja nicht alle Chicas hohe Schuhe an. Eine unabhängige Frau kann auch flache Schuhe auf einem Ball tragen.«, gluckste der Blondschopf und räusperte sich kurz, damit sein Lachen nicht doch noch an die Oberfläche kam. Mit dem Schuhwerk einer Dame kannte er sich nicht aus. Wenn hohe Schuhe bevorzugt wurden, dann sollte man darin auch laufen oder einen Abend aushalten können. So einfach war die Rechnung. Die Frauenwelt wusste am besten darüber Bescheid.
Der Reaktion von Levi zu urteilen hatte sich Roxanne aus dem Staub gemacht, denn die bernsteinfarbenen Irden konnten die junge Ärztin nirgends entdecken. Wie sehr er es auch versuchte, daher übernahm Levi kurzerhand die Verteilung des Belohnungsbiers. Ungefragt reichte er dem kleinen Schwarzhaarigen sein Bier, der gerade mehr Tatendrang aufwies als zuvor. Aber wer konnte es ihm verübeln? Viel Zeit bis zum Beginn des Balls war nicht mehr und der Holzhaufen musste auch noch zur Schule. Wobei Rox ja eigentlich gesagt hatte, dass sie vielleicht jemanden organisieren konnte. Aber davon war wohl nicht mehr die Rede, daher schnappte sich Damian kurzerhand ebenfalls den Griff des Wagens, das Bier wurde mit zu den Holzbündel gepackt, als Wegzehrung für Mike. Und gemeinsam machten sich die drei Jungs mit den zwei Wägen zurück zur Schule um das Holz an besagten Platz für das Lagerfeuer abzustellen. Da auch die anderen Beiden nach getaner Arbeit sich für den Ball vorbereiten würden, führte der gemeinsame Weg zurück zum Wohnheim.
