Der kleine Laubwald bedeckt nur einen sehr geringen Teil der Insel im Norden und entspricht in seiner Ausdehnung nur etwa einem Fünftel des nahe gelegenen Bambuswaldes, der beinahe die gesamte Ostküste in Anspruch nimmt. Auch der Laubwald gehört nicht mehr zum umzäunten Gelände des Yanega-Anwesens. Die Ausdehnung des Waldes beginnt etwa 200m nordwestlich des umgrenzten Geländes. Möchte man den Wald durchqueren, so kann man dies entweder auf dem Trampelpfad entlang des Flusses tun oder man marschiert direkt durch das Dickicht. Durch die geringe Größe des Waldes ist es nur schwer, sich hier zu verirren, aber nicht unmöglich. Folgt man den Fluss leicht bergaufwärts, so wird man nach etwa 15 bis 20 Minuten eine Stelle erreichen, an der die Strömung partiell in den freien Fall überläuft und einen etwa 2,50 m hohen Wasserfall bildet. An der unteren Stelle wird das Gewässer breiter und lädt zu einer frischen Abkühlung ein. Das Wasser ist um einiges kälter und klarer als das Meerwasser und nicht selten stößt man auf kleine Grüppchen, die ihre Zeit hier verbringen.
“Häääää...“ Es war mal wieder unglaublich, wie auf dieser Insel alles gleich aussah. Ich war mir so sicher, dass dies die richtige Richtung war. Zu mindestens so sicher, wie man sein konnte, wenn man die Wegbeschreibung keine drei Sekunden angeguckt hatte. Ich war einfach dem Weg gefolgt, diesen schönen Trampelpfad direkt durch diesen hübschen Wald und ja... irgendwann bin ich mal links und mal rechts und wollte eine Abkürzung durchs Gebüsch nehmen. Ich habe keine Ahnung, wie ich mich schon wieder verlaufen konnte... Leise seufzte ich, aber es nütze ja alles nichts, irgendwie musste ich ja den richtigen Weg wieder finden. Ich zog mir meinen roten Pullover über den Kopf und bunt ihn mir um meine Hüfte, da mir mittlerweile sehr warm geworden war. Gott sei Dank, trug ich noch ein weißes Top darunter. Wenig optimistisch setze ich meinen Weg fort, überquerte noch ein paar Sträucher und Gebüsche, begegnete einem süßen, kleinen Hasen, lief einmal fast gegen einen Baum und kam dann endlich wieder auf dem Weg an. Ich wusste nicht, wie spät es mittlerweile war, mein Handyakku war alle, mein Magen knurrte und die Sonne schien langsam unterzugehen. “Vielleicht hätte ich doch besser den Hasen fangen sollen.“ sagte ich zu mir selber, denn meine Aussichten waren zum jetzigen Zeitpunkt nicht sehr rosig. Vor mir und hinter mir waren über alle nur Bäume und ein paar kamen mir auch irgendwie bekannt vor. So langsam beschlich mich die Vermutung, dass ich die ganze Zeit nur im Kreis gelaufen war. “Super Sky. Was kannst du eigentlich?“ fing ich an mit mir selbst zu sprechen. “Kein Wunder, dass alle immer Abhauen! Wütend auf mich selbst, riss ich ein paar Blätter von Büschen ab und trat mit meinem Fuß gegen einen Baum. “Toyo, Yui... Cruel...“ In meinen Augen sammelten sich Tränen ab. Ich wollte nicht weinen, denn ich weinte nie. Also zwang ich mich dazu, meine Mundwinkel nach oben zuziehen und sah wohl alles andere als Glücklich dabei aus. Aber irgendwo hatte ich mal gelesen, das man damit sein Gehirn austricksen könne und es automatisch Glückshormone dadurch ausschüttet. “Einfach lächeln, Sky. Es wird alles wieder gut!“
Es war irgendwie verwirrend. Vor genau 3 Tagen hatte Inori ein Telefongespräch mit der Direktorin dieser Schule und nun stand das Mädchen in einem Wald, überall waren Bäume und Sträucher. Sie rümpfte die Nase. "Nun, immer schön dem Weg folgen..." Sie trat einen Fuß vor dem Anderen als sie ein Rascheln hörte. Sofort sprang das Mädchen auf und ein schriller Schrei glitt durch den Wald. "Verdammt." Strafend sah sie in die Richtung und ein weißes Kaninchen sprang aus den Gebüch das eifrig mit der Nase wackelte. Hatte es sich ebendfalls erschrocken? Vor irgendetwas? Verwirrt sah Inori auf das Kaninchen und kniete sich vor diesem hin. Das Kaninchen duckte sich, wackelte weiter eifrig mit der Nase und legte die Ohren an. "Du brauchst keine Angst haben." Ganz sachte nahm sie das kleine Kaninchen in ihren Armen und irgendwie wehrte es sich auf nicht. Lächelnd ging Inori weiter, sie hatte die Gefahr, die durch ein Kaninchen entstanden war, erfolgreich gebannt und das freute sie. Sie hatte zwar keinerlei Ahnung in welcher Lage sie sich befand, aber sie würde dies früher oder später schon herausfinden.
Sie setze das Kaninchen in ihre Kaputze und holfte die Karte, der der Therapeut ihr gegeben hatte, heraus. Irgendwie, hatte sie sich verlaufen. Leise murrte sie. Sie hatte keinerlei Ahnung! Weiter folgte sie ihren Füßen und starrte weiter auf die Karte. Gerade als Ino aufsehen wollte, knallte sie auch schon gegen ein Mädchen, verlor das Gleichgewicht und landete auf ihrem Po. Das Kaninchen hüpfte erschrocken aus der Kapuze und verschwand im Wald. "Nein, kleines Ninchen!" Weg war es. Mist. Sie sah zu dem Mädchen auf, in welches sie gelaufen war und machte die Augen weit auf. Die Fremde sah irgendwie, niedlich aus. Langsam kämpfte sich die Dämonin wieder auf die Beine und klopfte sich den Dreck von dem neuem Rock ab. "Entschuldigung." Ihr Gesicht wurde leicht Rot und schnell sah sie beschämt zur Seite. "Ich hab dich nicht gesehen." Ob die Fremde auch eine Schülerin der besagten Oberschule war? Vielleicht war sie Inoris einzigste Hoffnung!
Meine Hoffnung lebend aus diesem verdammten Wald raus zukommen, schwand mit jeder Sekunde, die dahin strich, ohne das ich einen Ausweg fand. Wie konnte man denn hier auch keine Schilder aufstellen oder den Weg einzäunen, so das man weiß, dass man ihn am besten nicht verlassen sollte?! Der, der sich das ausgedacht hat, soll mir mal über dem Weglaufen... Ich war unfassbar demotiviert und von meiner sonst so über trotzenden Positiveinstimmung war nicht mehr viel übrig. So niedergeschlagen war ich wirklich selten und an das letzte Mal erinnerte ich mich schon gar nicht mehr. Tief in meinem Selbstmitleid suhlend bekam ich gar nicht mit, wie sich von hinten jemand näherte. Erst als die unbekannte Person dann gegen meinen Rücken prallte, schreckte ich auf und drehte mich hektisch um. Das erste was ich sah war, wie ein weißer Hase weg hoppelte und in den Wald verschwand. “Neeeeeeein! Komm zurück Häschen! Ich habe hunger!“ rief ich ihm verzweifelt hinterher und wollte schon loslaufen, um ihn wieder einzufangen, als mir dann das Mädchen hinter mir in mein Blick fiel. Ich hielt in meiner Bewegung inne und sah sie verwundert an. Vielleicht halluzinierte ich gerade, weil mein Körper zu wenig Flüssigkeit hat. Ich streckte meine Arme aus und tatschte mit meinen Händen einfach in ihrem Gesicht rum. “Oh mein Gott... du bist echt!“ Begeistert und voller Freude drückte ich das Mädchen an mich. Sie faselte irgendetwas von Entschuldigung und dass sie mich nicht gesehen hätte. “Jaja, schon okay. Es freut mich einfach, dass du hier bist.“ Als wäre sie eine gute Freundin, die ich nach langer Zeit endlich wiedersehen würde, drückte ich sie noch näher an mich und erst dann realisierte ich, was ich da überhaupt tat. Sofort nahm ich Abstand von ihr und lächelte sie entschuldigend an. Mal gar nicht peinlich, Sky... Unangenehm berührt zuppelte ich an meinem Pullover und strich mir meine Haare zurück. “Tut mir leid aber ich dachte, ich finde hier niemals wieder raus und dann kamst du... und ich war einfach so froh!“ Ich lächelte sie freundlich an, damit sie mich nicht für eine komplette Psychopathin hielt. Erste Treffen konnte ich anscheinend echt gut vermasseln. Erst die Sache mit Riley heute, als ich dachte, dass er mir zuwinken würde und nun das hier. Ich betrachtete das Mädchen, sie sah ein paar Jahre jünger aus und war gute 10 cm kleiner als ich und auch deutlich dünner. “Ich bin Sky und versuche irgendwie zum neuen Wohnheim zum finden.“ Stelle ich mich vor und reichte ihr meine Hand zur Begrüßung hin.
Es war irgendwie verwirrend für die Dämonin. Sie hatte nicht erwartet das eine Fremde anfangen würde einem Kaninchen nachzuweinen. "Äh." Mir bliebt ihr nicht übrig, denn erstaunt drehte sich die Fremde zu Inori um und begrabschite Ino's Gesicht. Mit jeder einzelnen Fingerbewegung wurden die Augen des Mädchens größer und ihre Kinnlade fiel beinah auf den Boden. Natürlich war sie echt! Ein Kichern kam aus dem Mund des Mädchens und gerade als die Überraschung wieder abkling, schmiss sich die Fremde auch noch um Inoris Hals. Fast überrumeplt fiel die Dämonin beinah wieder auf ihren Po, konnte sich aber mit einem Ausweichschritt nach hinten abfangen und legte behutsam die Arme um die Fremde. Es war eine ziemlich ungewohnte Situation für das kleine Mädchen. Sie hatte niemals solche Gefühle von einer Fremden mitten im Wald. Generell hatte Inori nicht so etwas wie Freundschaft erlebt, was jedoch daran lag das ihre Vergangenheit anderer Meinung war. Fast als würde die Fremde es bemerken, drückte sie das Mädchen noch näher an sich. Inori war sprachlos. "Äh." Mehr bekam sie garnicht aus dem Mund und schon wurde sie weggeschoben und ein eher schüchternes Mädchen sah sie an. Hatte sie...rote Wangen? Inori legte relfexartig den Kopf zur Seite und musterte das Mädchen. Ihr Blick glit langsam an der Fremden rauf und wieder herunter. Sie war vielleicht ein paar Jahre als Inori selber und ein paar Zentimeter größer, aber sie hatte etwas freundliches. Sie war..Hübsch. Etwas Einladendes.
Doch als das Mädchen sich entschuldigte, blieb Inoris Welt kurzeitig stehen. Sie wollte keinerlei den Eindruck vermitteln das die Fremde etwas falsches getan hatte. Kurzerhand griff sie den Arm des Mädchens und zog sie zu sich. Ihre Arme legten sich um das Mädchen und beruhigend erklang ihre zärtliche Stimme. "Es muss dir nicht leid tun." Es waren nur ein paar Worte, die Inori aus dem Mund bekam. Ein oder zwei kleinere Tränen liefen ihr über die Wange. Nun, es wühlte sie auf. Sie war ebend eine sensible Seele und niemals war jemand Froh gewesen, das Inori existierte. Langsam schob sie die Fremde von sich und sah ihr in die Augen. Flüchtig wischte sie sich die Tränen von der Wange, legte den Kopf wieder seitlich und lächelte. Es war ein wahrhaftiges Lächeln. "Nett dich kennen zu lernen. Ich bin Inori." Ihre kleine Hand legte sich in die von Sky und Inoris Herz mache Freundensprünge. "Ich bin gerade angekommen und suche auch irgendwie dieses Ding. Irgendwann bin ich in diesen Wald gestolpert. Und dann warst du auf einmal da." Es war irgendwie ein witziger Zufall. "Wollen wir gemeinsam...gehen?" Es war wie eine Premiere. Inori war im Begriff Freundschaft zu schließen. Ein Moment den sie sich so sehr herbei gesehnt hatte. Doch im inneren regte sich etwas weiteres. Etwas Neugieriges. Lilith fand die Situation äußerst spannend.Kurzeitig flackerten Inoris Augen rot auf. Doch so schnell es passiert war, war es auch wieder verschwunden. Lilith zog sich wieder in Inoris Kopf zurück. Eine sehr interessante Situation.
Da ich schon fast damit rechnete, dass das fremde Mädchen, welches ich einfach so umarmt hatte, sich sofort umdrehte und verschwinden würde, überraschte mich ihre Reaktion umso mehr. Ich war nicht unbedingt der Schüchterne-Typ oder hatte Probleme mit Körperkontakt, doch als sie mich plötzlich von sich aus in eine Umarmung zog, war ich kurz etwas sprachlos. Immerhin umarmen sich nicht oft zwei völlig Fremde mitten in einem Wald. Von außen betrachtet war diese Situation hier wahrscheinlich auch sehr befremdlich, aber wer sollte uns hier auch schon so sehen? Ich zögerte nicht mehr lange und legte auch wieder meine Arme um ihren zierlichen Körper. Keine Ahnung wie lange wir uns umarmten, vielleicht eine halbe Minute aber dann löste sie sich wieder von mir und lächelte mich an. Hat sie sich gerade Tränen weggewischt...? Anscheinend hatte ich ihr doch mehr Angst gemacht, als ich dachte. Wieso sonst sollte sie weinen? Etwas verunsichert erwiderte ich ihr Lächeln aber entspannte mich dann etwas, als sie meinen Handschlag erwiderte und sich ebenfalls vorstellte. “Ein schöner Name, Inori.“ Sie erzählte mir, dass sie heute erst auf dieser Insel angekommen sei und nun auch das Wohnheim sucht. “Oh, dann erst mal herzlich willkommen hier auf Isola!“ Ich streckte meine Arme aus und drehte mich einmal um meine eigene Achse. “Dir wird es hier gefallen, versprochen!“ Mit neuer Power und Lebensfreude hackte ich mich bei Inori unter und zog sie mit mir mit, was wohl als Antwort ausreichen sollte, auf ihre Frage, ob wir nicht zusammen gehen wollen. “Hier sind alle super nett. Naja, also natürlich nicht alle. Nirgendwo auf der Welt sind alle nett, aber hier gibt es schon viele nette Schüler! Und das Essen ist hier grandios! Es gibt immer genug von allem und sooooo viel Auswahl.“ Ich plapperte einfach darauf los und achtete dabei mal wieder nicht auf den Weg. Es war schön, mit jemanden zu Reden, der hier Neu war und noch gar nichts wusste. Ich strahlte übers ganze Gesicht, als wir zwischen den Bäumen mehr spazieren gingen, als ernsthaft nach dem richtigen Weg zum Wohnheim zu suchen. Ich erzählte ihr von der schönen Stadt, den vielen Einkaufsläden in der langen Einkaufsstraße, vom Meer und dem Strand, von dem Vergnügungspark und dem schönen Park. “Und die meisten Lehrer sind hier auch ganz nett. Ich meine, Schule ist Schule und darüber kann man denken und sagen was man will, aber wenn es mit den Lehrern einigermaßen gut passt, dann sollte man sich nicht beklagen. Oder wie siehst du das?“ Wahrscheinlich hatte ich sie nun in Grund und Boden geredet und es würde mich sehr wundern, wenn sie wirklich bei jedem Wort zugehört hatte aber einmal angefangen, konnte ich mich nicht mehr stoppen.
Ein Lächeln huschte Inori über das Gesicht. Zum ersten Mal nahm sie die Umgebung um sich herum wahr. Den Wald, die Insel. Alles schrie nach einem weiteren neuem Abenteuer welches ihre Mutter nicht verbieten konnte. Ein leises 'Danke' huschte über ihre Lippen als Sky sich in in Inoris Armen verhakte und sie mitzog. Es war irgendwie niedlich, wie Sky über die Schule sprach. Sie vergötterte sie förmlich. Auf der Lippen nagend lief Inori neben dem noch fremden Mädchen her. Sie erzählte wirklich von allem und ließ nichts aus. Am meisten freute sich das junge Mädchen auf den Vergnügungspark. Sie hatte solch einen Park nie gesehen und irgendwie flammte ihr Herz richtig auf, als Sky davon erzählte. Neugierig lauschte sie den Worten des Mädchens und lief fröhlich neben dieser her. Als sie jedoch auf die Schule ansprach, stoppt Inori prompt in der Bewegung und blieb an Ort und Stelle stehen. Ihre Schulter sankten ein und ihr Blick blieb auf dem Boden gerichtet.
Durch den aprubten Stop, musste auch Sky aprubt stehen bleiben. Inori ahnte welche Verwirrung sie in Skys Gesicht sehen würde, also schaute sie garnicht erst auf. Sondern betrachtete die Kiesel auf dem Boden. 'Du musst dich nicht wehren, sie wird dir nichts tun.' Die Stimme in ihrem Kopf schallte durch ihr Gehirn. Sie war wieder da, seit Tagen. Auch wenn sie die Medikamente nahm, war sie da. 'Sie ist deine Freundin oder kann wenigtens eine werden. Deine aller erste Freundin!' Es klang fast wie Loggesang als Inori wieder den Kopf hob und mit Tränen Sky anschaute. "Ich weiss es nicht." Wahrscheinlich hatte Sky keinerlei Ahnung, welche Reaktion dieses Thema in Inoris Herzen hervorbrache. Eigentlich konnte die neu gewonnene Fastfreundin auch nichts dafür, aber sie war geradewegs in ein großes fettes Fettnapfächen gelaufen. "Es ist...so...ich hab nie wirklich die Schule besucht. Meistens wurde ich entweder Gemobbt oder meine Mutter...hat.." Sie konnte nich darüber reden. Es war wie ein großer Kloß. Sie ging ein paar Schritte auf Sky zu und nahm ihre Hand. Es war fast wie ein Heiratsantrag, nur ohne Hinknien oder so. "Ich weiss, wir Beide kennen uns gerade einmal 3 Minuten. Doch, versprich mir das ich all diese Albträume nicht wieder durchmachen muss." Ihr Blick war verzweifelt und doch war er voller Vorfreude auf ihre freie Zeit.
Meine Redeschwall schien gar kein Ende zu nehmen und ich rechnete damit, das Inori mich jeden Moment unterbrechen würde aber sie schien mir die ganze Zeit zuzuhören, zu mindestens wirkte es so, als würde sie es tun. Diese Insel war wundervoll und so fiel es mir auch gar nicht schwer, eine Lobeshymne auf sie zu singen. Falls es mit der Schule doch nicht klappen sollte, könnte ich vielleicht mein Geld mit dem Werben für Isola verdienen. Als ich eine kurze Pause hinter meiner Frage machte, war ich eigentlich schon wieder kurz davor einfach weiter zu reden, ohne ihre Antwort abzuwarten, doch Inori blieb plötzlich stehen. Durch ihren abrupten stopp, kam ich etwas ins Wanken und fiel nur deswegen nicht hin, weil ich noch bei meiner neuen Bekanntschaft untergehakt war. Ich drehte mich zu ihr um und sah sie irritiert an. Ihr braunen Augen waren auf den Boden gerichtet, was mich noch mehr verwirrte. Hab ich was Falsches gesagt...? Ich hatte so viel geplappert, über das meiste hatte ich natürlich nicht vorher nach gedacht. Selten dachte ich zuerst nach und redete dann. Als Inori dann wieder ihren Kopf hoch hob und mich ansah, entdeckte ich Tränen in ihren Augen. Oh wow Sky... du hast sie zum Weinen gebracht! Ich wollte gerade zum Reden ansetzten und mich entschuldigen, doch sie kam mir zuvor. Und das Mädchen erzählt mir, dass sie kaum in einer Schule war und wenn dann war das dort keine schöne Zeit. Ich blinzelte sie mehr mals an. Wie sie selber sagte, kannten wir uns nun circa drei Minuten und sie offenbarte mir so ein Geheimnis. Das wäre so, als würde ich gleich erzählen, dass sich mein Verlobter umgebracht hatte, aber das hatte ich noch niemanden hier erzählt. Ich erzählte zwar meistens viel und das auch ohne Punkt und Komma, aber wenn es um so persönliche Sachen ging, dann war ich doch eher ein verschlossener Mensch. Selten kam es vor, das ich sprachlos war, aber nun brauchte ich doch ein paar Sekunden um mich zu sammeln. Aber dann musste ich nicht lange nachdenken, sondern schloss das kleinere Mädchen in meine Arme und drückte sie ganz fest an mich, streichelte mit meiner Hand über ihre dunklen, lange Haare. “Ich kann dir nichts versprechen, aber ich werde es versuchen! Sag Bescheid, sobald dir jemand doof kommt und ich werde ihn beseitigen!“ Ich drückte Inori noch fester an meine Brust. Bei ihr kamen eindeutig meine Mutterinstinkte durch, obwohl ich mich noch weit entfernt davon fühlte, eine richtige Mutter zu werden. Doch wie sie so vor mir stand, mit Tränen in den Augen und Angst, dass die Hölle, durch die sie gehen musste, hier weiter gehen würde... naja, da meldete sich mein Uterus zu Wort. “In welcher Klasse bist du denn? Wir können unsere Handynummer austauschen, dann kannst du mich immer erreichen!“ Ich ließ sie wieder los und lächelte sie breit an. Niemals würde ich zulassen, dass sie hier irgendwer Mobben würde. “Hey, Schau mal. Ich glaube, da vorne ist tatsächlich das Waisenhaus!“ Ich zeige mit meinem Finger gerade aus, wo sich zwischen den Bäumen ein großes Gebäude abzeichnete und grinste sie an. Kurz entschlossen, legte ich meine Hand in Inoris, jetzt wo wir uns schon so oft umarmt hatten, würde sie ja wohl kein Problem mit Händchenhalten haben und zog sie wieder mit mir mit.
Ihr Versprechen erleichterte Inori sehr. Als Sky sie in den Arm nahm, rannten tausend kleine Tränen über ihr Gesicht. Sie hatte endlich eine Schulter zum ausweinen gefunden, auch wenn es nicht der Sinn war am ersten Tag zu weinen. Als Sky dann frug in welcher Klasse das Mädchen war, riss sie die Augen auf. Darum hatte sie sich noch garkeine Gedanken gemacht! In ihrem Kopf ertönte ein Gekicher. 'Ach Inori, wann denkst du mal weiter als wie nur bis A?' Die Stimme verstummte wieder, nachdem die Dämonin sie in die letzte Ecke ihres Kopfes verbannte. Sie sah zu Sky und kramte aus ihrer Umhängetasche einen Brief heraus. Er war schlicht und doch sah man das Siegel von Isola auf dem Brief. Er war von Julia Bardera persönlich an Inori verfasst. Vor genau 2 Tagen hatte sie ihn erhalten. Nun war sie hier. "Warte." Hastig öffnete sie den Brief und laß ihn durch. "Sonnenklasse." Sie sah auf, konnte aber die Mimik von Sky nicht erfassen, da diese schon einige Meter vorraus war. Eilig teckte sie den Brief weg und lief ihr nach. Sky nahm sicherheitshalber ihre Hand. Ihre Wangen liefen etwas rosé an und Inori folgte dem Mädchen.
Vor Ihnen war wahrlich ein riesiges Anwesen empor gestiegen. Überall waren auch andere Schüler zu sehen und als die beiden Damen aus dem Wald traten, sahen sie erst wie mächtig das Gebäude war. Irgendwie kniff sich Inori´s Herz zusammen, als sie das neue Wohnheim sah. Sie wusste nicht wie ihr neues Leben werden würde und doch wusste sie, das Sky sie auf alle Fälle beschützen würde. Beide gingen sofort in das Gebäude, das sich in Inoris Augen eher als königlich darstellte. Nicht wie ein Wohnheim. Sie musste erstmal Schlucken. Das hatte sie nicht erwartet. Eifrig lief sie neben Sky her. Wo sie wohl hin wollte?
Ivy hatte sich mit ihrem Tourist in dem Speisesaal heute morgen getroffen und sie hatten entspannt miteinander gefrühstückt. Teilweise hatten sie nicht viel geredet und sich wohl eher auf das Esse konzentriert, was Ivy allerdings gar nicht schlimm fand, da sie noch einige Zeit brauchte, bis sie richtig wach wurde. Nachdem sie fertig gegessen hatten, hatte Ivy ihm kurz die Klassenräume gezeigt und nun wollte sie ein wenig in der Natur rumlaufen. Es dauerte nicht lange, da hatten sie den Laubwald erreicht und sie hüpfte fröhlich hindurch. Ist das nicht wunderschön hier draußen? fragte sie fröhlich und schaute ihren Touristen an. Das Waisenhaus hatte wirklich rundherum eine geradezu idyllische Landschaft. Ivy sog tief die frische Luft ein und lächelte dann entspannt. Draußen ist es immernoch am schönsten. Sagte sie freundlich. Na wie ist so dein erster Eindruck von der Insel? fragte sie ihn neugierig und schaute ihn interessiert an.