Der kleine Laubwald bedeckt nur einen sehr geringen Teil der Insel im Norden und entspricht in seiner Ausdehnung nur etwa einem Fünftel des nahe gelegenen Bambuswaldes, der beinahe die gesamte Ostküste in Anspruch nimmt. Auch der Laubwald gehört nicht mehr zum umzäunten Gelände des Yanega-Anwesens. Die Ausdehnung des Waldes beginnt etwa 200m nordwestlich des umgrenzten Geländes. Möchte man den Wald durchqueren, so kann man dies entweder auf dem Trampelpfad entlang des Flusses tun oder man marschiert direkt durch das Dickicht. Durch die geringe Größe des Waldes ist es nur schwer, sich hier zu verirren, aber nicht unmöglich. Folgt man den Fluss leicht bergaufwärts, so wird man nach etwa 15 bis 20 Minuten eine Stelle erreichen, an der die Strömung partiell in den freien Fall überläuft und einen etwa 2,50 m hohen Wasserfall bildet. An der unteren Stelle wird das Gewässer breiter und lädt zu einer frischen Abkühlung ein. Das Wasser ist um einiges kälter und klarer als das Meerwasser und nicht selten stößt man auf kleine Grüppchen, die ihre Zeit hier verbringen.
Damian mit Roxanne L. Bennett, Leviathan und Mikhail
Die Begeisterung was die anschließende Erfrischung betraf, konnte er mit den Jungs leider nicht teilen. Bis auf den Ausrutscher mit Mike und dem Anstoßen des Sekts oder war es doch Wein gewesen, bei der Einweihungsparty war er abstinent geblieben. Mike würde sich allerdings sicher über ein zweite Bier freuen, konnte er schon ein wenig vorglühen und war nicht die Pissnelke die er immer war. Innerlich rollte der Blondschopf nur mit Augen, daher war er auch froh darüber, dass Roxanne sich endlich in Bewegung setzte. Sein Skateboard hatte das Mischwesen kurzerhand in den Wagen gelegt und zog nun das Gefährt mit den in die Jahre gekommenen Kettensägen. Damian bezweifelte noch immer, dass diese Gerätschaften die Arbeit erleichtern würden. Die Kettensägen machten viel mehr den Eindruck, dass sie bei geringer Belastung gleich in die Luft flogen. Kurz seufzte er, eher er weiterhin hinter Rox her trottete. Levi war anscheinend zu einem Pferd mutiert. Vom Stinktier zum Pferd. Damian war sich allerdings nicht sicher ob man diese Entwicklung als Aufstieg oder Degradierung werten sollte. Es lag aber nicht an dem Blondschopf dies zu entscheiden, daher schwieg er weiterhin, bis die Gruppe endlich an dem Ort des Geschehens angekommen war.
Man traute ihnen also nicht zu, dass sie selbst Entscheidungen treffen konnten, welcher Baum zum Zerpflücken geeignet war. Im Grunde war es auch nicht schlecht Vorgaben zu folgen. Musste man selbst weniger denken. Hör auf zu denken, schalt dein Gehirn aus, follow your instincts - das "Leider geil" sparte sich der Blondschopf. Das Bild von Rox mit Kettensäge war schon ein wenig verstörend. Vielleicht sogar ein bisschen irre. Aber sie tat es nur, um vorzuführen wie es gemacht wurde und welche Länge die Äste haben sollten. War das nicht eigentlich egal? Innerlich rollte er mit den Augen und seufzte laut. »Bin nicht so geschickt mit solchen Dingen. Kann ich nicht ein paar Äste vom Boden pflücken, so als Anheizholz?«, gab der Blondschopf von sich und beäugte die Kettensäge noch immer skeptisch. Auch wenn sie jetzt bei der Ärztin funktioniert hatte, war es noch lange kein Garant dafür, dass sie auch weiterhin funktionierte und nicht explodierte. Vielleicht war einer der anderen Jungs erpicht darauf ein wenig mit der Gerätschaft zu spielen. Damian war es definitiv nicht.
Selbstredend hatte der Engel mit Mike im Schlepptau Papa und Mama Ente im Wald eingeholt. Voller Motivation, breit grinsend und mit funkelnden Augen war er sogar an den beiden vorbeigesprintet und hinterließ dabei eine Staubwolke. Musste ja ganz schön abgehen bei der Rumpelei hinten im Wagen. "Oke, aber zurück schiebst du mich!" Nur leicht aus der Puste drehte sich der Engel nach seinem Kumpel um, um sicherzugehen, dass er eh nicht rausgefallen war wie ein Sack Kartoffeln oder sich dabei war die Seele aus dem Leib zu kotzen. Beide warteten ein bisschen, bis Roxy und Damian sie wieder eingeholt hatten, ehe sie weiter marschierten und einen markierten Bereich im Wald betraten. Wie aufgezogen stand Leviathan neben Mike und Damian, als Roxy dazu ansetzte ihrer Truppe in die Aufgabe einzuweisen und nach einer der Kettensägen griff. Dabei stieß der Engel mit dem Ellbogen leicht in die Hüfte des Blondschopfes - war immerhin genau auf der richtigen Höhe - und nuschelte kaum verständlich: "Wetten, die sind nichtmal befüllt?", als das Teil im nächsten Moment ansprang, einen Saulärm machte und die Gruppe erstmal schön einnebelte. Mhhm, Abgase. "Oh.", kommentierte der Schwarzhaarige nur noch, ehe Roxy den drei Jungs vorführte, wie es zu geschehen habe. "Das heißt wir schneiden jetz überall nur die Seitenäste ab, wo wir dazu kommen?", fragte Levi in die Runde und griff sich dann nachdenklich ans Kinn. Dachte an nackte Bäume, an denen nur noch in den höheren Bereichen Äste mit Laub wuchsen. Zu Leviathans Entsetzen verweigerte Damian sofort den Umgang mit dem mörderischen Gerät. Er wollte Äste vom ... Boden pflücken? "Heh, dafür brauchen wir aber keinen 3-Meter-Kerl", kommentierte der Engel immernoch halb entsetzt, halb belustigt. Levi selbst war wesentlich kleiner als Damian, von Mike brauchte man gar nicht ernst anzufangen. "Gib mir das Ding mal", forderte er Roxy auf und griff nach der Motorsäge. "Ich kanns ja mal versuchen.", bot er sich mutig an. Er hatte natürlich noch nie mit solchen Gerätschaften zu tun. Als (kleiner) Rotzlöffel hatte er ein paar Waldarbeiter mal beobachtet, aber mehr auch nicht. Während der Schüler mit der Säge in der Hand - "alter, wie schwer ist das Teil eigentlich?" - der Gruppe den Rücken zuwandte, um sich einen Opferbaum zu widmen, sammelte sich ein wenig Angstschweiß auf der Stirn des 17jährigen. War das nun sein Ende? "Für die höheren Äste steig ich dann auf deine Schultern", versuchte er sich selbst abzulenken und meinte damit natürlich Damian, allerdings ohne sich dabei umzudrehen. Im Flug mit einer Motorsäge umzugehen war vermutlich keine gute Idee, aber jemand, der ihn an den Beinen festhielt und etwas Sicherheit gab? Eher. Bevor der Schweiß ihm in die Augen treten und die Sicht versperren würde, startete der Engel die Säge und griff sogleich panisch mit der zweiten Hand nach dem Gerät, bevor sie ihm aus der Hand gefallen wäre. Ultra konzentriert, die Kettensäge mit festem Griff umklammert, näherte er sich mit der Schiene einen zarten Ästchen in minimaler Höhe, dem es sogleich an den Kragen ging. "HAAAH!", rief er freudig und laut, um das Höllengeräusch der Säge auch zu übertönen, als er das Ästchen abgetrennt hatte, das man vermutlich genauso gut mit den Händen hätte brechen können. Egal.
Es war ein Wunder, dass der Wagen sich nicht überschlagen hatte, bei dem Tempo und der grob fahrlässigen Art, die Karre zu ziehen. Mike fand das absolut geil und lachte sich während der Fahrt die Seele aus dem Leib, selbst, als der Wagen wegen einer Wurzel hochschoss und beinahe kippte. Mit einer vermutlich zerzausten Frisur und einem Grinsen im Gesicht hob er schließlich beide Daumen, als Levi sich zu ihm umdrehte. „Geht klar“, erwiderte er, ebenfalls etwas außer Atem. Ihr Ziel hatten sie somit schon mal erreicht. Aus dem Wagen ausgestiegen, trat er erst mal einen Schritt zurück, als Roxanne ihnen die Kettensäge demonstrierte. Erstens zweifelte er ihrer Expertise im Umgang mit Motorsägen etwas an, zweitens traute er dem Gerät an und für sich nicht über den Weg. Als sie einen Ast vom Baum säbelte, runzelte Mike skeptisch die Stirn. Er war zwar kein professioneller Holzfäller, aber jeden Ast einzeln mit der Kettensäge absäbeln? „Ähm, Roxanne? Macht’s nicht mehr Sinn, wenn wir ‘nen Baum fällen und spalten? Das geht tausendmal schneller als jeden Ast einzeln abzuhacken“, warf er seine bescheidene Meinung einfach mal in den Wald, nachdem Damian sich fein aus der Affäre gezogen hatte. Letztlich war es Mike auch egal, wie sie die Sache angingen, solange sie am Ende ihr versprochenes Bier bekamen und rechtzeitig zum Ball entlassen wurden. Levi war offenbar sehr erpicht darauf, unbedingt mal eine Motorsäge in den Händen gehalten zu haben. Mike zweifelte diese ganze Aktion immer mehr an, während er das Schauspiel aus sicherem Abstand beobachtete. Hätte man nicht einfach den Gärtner und den Hausmeister in den Wald schicken können? Warum drei unfähige Clowns und eine Ärztin? Als er sah, welchen Ast Levi sich vornahm, warf er Damian einen verzweifelten Blick zu und gestikulierte wild in Richtung des bewaffneten Engels. „Alter, dafür brauchst du keine—!“, brüllte er Levi zu, merkte jedoch schnell, dass der Lärm seine Stimme verschluckte. Kopfschüttelnd atmete er tief durch, nachdem der Zweig auf dem Boden gelandet war. „Ich geh‘ Zunder sammeln“, beanspruchte er Damians Vorhaben für sich, machte eine abwinkende Armbewegung in Richtung der Gruppe und wandte sich ab, um in einem zehn Meter Umkreis kleinere Äste und Zweige vom Boden zu lesen. Niemand konnte sagen, dass er für den Job nicht am besten geeignet war und dann müsste er sich wenigstens nicht mehr dieses Trauerspiel angucken. Er blieb trotzdem in der Nähe, falls ihr Plan sich änderte oder sich jemand die Hand abhackte. Das Spektakel dürfte er auf keine Fälle verpassen.
Damian mit Roxanne L. Bennett, Leviathan und Mikhail
Leider war die Kettensäge doch befühlt gewesen. Sehr zum Leidwesen des Engels und Damian selbst. Er hätte es so gefeiert, wenn die Vorführung von Roxanne den Bach runter gegangen war, weil das Mordsgerät nicht mit Sprit gefühlt gewesen wäre. Trotzdem konnte er sich ein kurzes Grinsen nicht verkneifen. Gekonnt hatte sich der Blondschopf aus der Motorsägen-Affäre gezogen, als sich der schwarzhaarige Engel dazu herabließ es einmal zu versuchen. Und dieser Versuch war mehr als kläglich. Da musste er dem Vorhaben von Mike wirklich zustimmen. Einen Baum konnten sie sicher fällen, das fiel doch gar nicht auf. Was konnte dabei schon schief gehen? Erst als sich der Italiener dazu herabließ doch ein wenig genauer darüber nachzudenken, fielen ihn ziemlich viele Sachen ein, die schief gehen konnten. Möglicherweise mussten sie dann sogar eine oder mehrere Leichen entsorgen. Schon alleine der Gedanken ließ der blonden Riesen den Mund verziehen. Als jedoch Mike sich seiner Aufgabe annahm, gab er ihm noch einen Klaps auf dem Hinterkopf mit auf den Weg. Schließlich war er auf die glorreiche Idee gekommen Anheizholz vom Boden zu sammeln. Und zwei Blöde konnte man für dieses Vorhaben nicht gebrauchen. Damit er sich auch ein wenig nützlich machte, brach er die Äste ab, zu denen er dazu kam. Ein wenig Springen konnte auch nicht schaden und so kam er noch zu ein paar Ästen mehr. Die Arbeit zog sich bereits seit Stunden, so kam es dem Blondschopf immerhin vor, ehe man bereits ein paar Bündel an Brennholz verbuchen konnte. Möglicherweise mussten die Jungs nochmal losziehen um Nachschub zu besorgen, wenn hier nicht endlich mal ein Baum vollkommen zusammengeschnitten wurde. »Boah Levi, kannst du mal nen Baum fällen? Sonst sind wir bis morgen noch hier.«, beschwerte sich der Blondschopf und wischte sich mit seinem Ärmel über die Stirn. Rox konnte ihnen gerne Anweisungen geben, damit auch nichts passierte. Die Jungs würden sich garantiert daran halten, immerhin wollten sie alle lebend wieder aus dem Wald raus und ihre Belohnung erhalten.
Was zur Hölle war das eigentlich für eine Truppe, die die ehrenvolle Aufgabe erhielt, Brennholz für das legendäre Mittsommerfeuer zu sammeln, aber sich dabei ungefähr so ehrenvoll anstellte wie ein Käfer auf dem Rücken liegend, der verzweifelt versuchte, wieder auf seine Beine zu kommen und daran langsam krepiert? Damian, Mike und Levi brachten wirklich nichts zustande. Während sich der Engel mittlerweile zumindest um etwas größere Seitenäste mit der Säge kümmerte und auch diese zusammenband, um sie in den Wagen zu bringen, tat Damian das was er am besten konnte: Groß sein. Immerhin kam er an die höher gelegenen Äste und mangelnde Aktivität konnte man ihm jetzt auch nicht vorwerfen, so elegant wie er teilweise dabei rumhopste. "WAAS? Was sagst du?", rief der Engel zum Blondschopf, der zwar gerade am gleichen Baum seiner Beschäftigung nachging wie Levi, den man aber durch das laute Surren der Kettensäge nur schwer hören konnte. Boah, wie lange hielt so eine Spritfüllung eigentlich? "Oke, Baum fällen, roger!" Mittlerweile ging es auch dem Geflügel deutlich auf den Sack, dass sie hinsichtlich der Brennholzmasse nicht wirklich viel weitergebracht hatten, weshalb er Damians Aufforderung auch einfach gleich nachkommen wollte. Ohne sich dabei Hilfe von Roxy oder sonst wen zu holen, machte er sich daran, den Baum zuunterst zu durchsägen. Dass es sich dabei um einen deutlich höheren Kraftaufwand von längerer Dauer handelte war ihm spätestens dann bewusst, als der Schweiß in seine Augen tropfte und er nach gefühlten ewig langen Minuten langsam keine Lust und Kraft mehr hatte. Kurz bevor er aufgeben wollte, tat sich aber doch was und der - "woah, der ist ja doch ziemlich groß" - beachtlich hoch gewachsene Baum verlor seinen Halt und kippte langsam zur Seite. "Baum fääällt", kommentierte der Engel freudig aufgeregt und blickte abwechselnd zwischen dem fallenden Baum und Damian hinterher. Nicht bedacht, dass das Gehölz nur sehr knapp neben Mike, der immernoch am Boden rumklaubte, zum Liegen kam. "Miiiike, ich hab einen Baum gefällt!", meldete der Schwarzhaarige sich stolz zu Wort und blickte kurz darauf verwirrt um sich. "Mike? Wo is'n der eigentlich?"
Mike hatte sich immer mal wieder etwas weiter vom Epizentrum der Aktion entfernt, um „Brennholz zu sammeln“. Dass er in Wahrheit eher ziellos durchs Unterholz stiefelte, gelegentlich einen verzweifelten Blick aufs Handy warf und sich ab und an bückte, um ein Hölzchen aufzusammeln, fiel zum Glück niemandem auf. Hoffte er zumindest. Roxanne hatte jedenfalls noch nicht sein Belohnungsbier getilgt und von den Jungs kamen auch keine Ermahnungen, von wegen er sollte sich gefälligst mehr anstrengen. Also mimte Mike weiterhin das fleißige Bienchen, bis das Motorgeräusch plötzlich nicht mehr in unregelmäßigen Abständen, sondern über einen längeren Zeitraum hinweg durch den Wald dröhnte. War das olle Gerät durchgedreht und hatte sich Levis Kontrolle entzogen? Wurde hier gleich Texas Chainsaw Massacre mit ihnen allen als Hauptdarsteller nachgestellt? Dezent beunruhigt, aber nicht etwa in Panik versetzt, hob Mike noch ein zwei Zweige auf, um nicht mit völlig leeren Händen aufzukreuzen. Er wollte sich gerade auf den Rückweg machen, als er ein Knacken und kurz darauf den freudigen Ausruf eines verdammt idiotischen Engels vernahm. „Ah, fuck…“ Achtlos ließ er die Zweige fallen, als er sah, wie ein verflucht hoher Baum in seine Richtung fiel. Er hatte einen Werwolfsangriff überlebt, nur um dann von einer Buche zerquetscht zu werden. Kein sonderlich spektakulärer Tod. Erschlagen beim Brennholzsammeln… klang höchstens wie ein Titel aus Black Stories. Und da Mike so nicht sterben wollte, hechtete er zur Seite, um wenigstens nicht dem Gewicht des Baumstamms zum Opfer zu fallen. Sobald der Baum sich nicht mehr rührte, rang Mike mit einigen dünneren Ästen, die ihn zwar gestreift, aber nicht verletzt hatten. Mit Blättern im Haar, Dreck im Gesicht und einer Faust drohend in der Luft stampfte er wütend auf Levi zu. „Bist du… vON ALLEN GUTEN GEISTERN VERLASSEN?!“ Es war zwar sein Vorschlag gewesen einen Baum zu fällen, aber wäre es zu viel verlangt ihn vorher kurz zu warnen, dass möglicherweise gleich ein massiver Baumstamm irgendwo auf der Erde aufklatschte? „Du bist so ein Spasti! Ich wär‘ fast hops gegangen wegen dir und dieser beschissenen Motorsäge…!“ Je länger er sich darüber aufregte und Levi mit einem Todesblick anstarrte, desto absurder erschien ihm die Situation. Von einem… Baum… fast erschlagen. Unwillkürlich krümmten Mikes Lippen sich aufwärts, ohne dass er es verhindern konnte. Dann brach er in lautes Gelächter aus, dass ihm fast die Tränen in die Augenwinkel trieb. „Du schuldest mir sowas von dein Bier, das kannst du aber glauben.“ Er boxte Levi (härter als nötig) gegen die Schulter und wandte sich mit einem Seitenblick an Damian, der bestimmt einen auf unschuldig machte. „Und du hast das für eine gute Idee gehalten. Wirklich?“ Augenrollend wartete er auf das weitere Vorgehen. Was auch immer jetzt geschah, Mike würde sich im Hintergrund halten und Levi (und die Kettensäge) keine Sekunde aus den Augen lassen.
Damian mit Roxanne L. Bennett, Leviathan und Mikhail
Als Levi über den Lärm der Motorsäge die Aufforderung des Baumfällens hören konnte, war er sofort dabei. Was jedoch auch bedeutete, dass der Engel gar nicht auf Sicherheitsmaßnahmen und Instruktionen seitens der Aufsichtsperson wartete. Aber was anderes hatte der Blondschopf auch gar nicht erwartet sondern schaute zu wie sich Leviathan am Stamm des auserkorenen Opfers ausließ. Es dauerte länger als gedacht, bis das Monstrum endlich in Schräglage geriet. Mit einem Grinsen und einem Thumps up quittierte der Italiener das Werk. Jetzt mussten sie den Baum nur noch kleinschneiden und das Brennholz zusammenbinden und dann konnten sie den Ort der Schufterei endlich verlassen. Erst nachdem der Engel Mike ins Spiel brachte, schaute sich Damian ein wenig panisch um. Aber mit seinen Werwolfreflexen war er sicher aus der Schussbahn gekommen, was man auch gleich lautstark hören konnte. Ein aufregender Mike war aber bereits das höchste der Gefühle, zu mehr würde es nicht kommen. Keine Handgreiflichkeiten. Ein wenig perplex war der Blondschopf allerdings, als Mike in schallendes Gelächter ausbrach. Wenn er genau darüber nachdachte, war die ganze Situation einfach so absurd, dass es doch ganz lustig war und auch Damian konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Da konnte auch der Seitenblick nichts dran ändern. »Da bei dir ja noch alles dran ist, geh weiter deine Ästchen sammeln und wenn möglich ein paar mehr.«, gab der Blondschopf von sich und schlug Mike auf die Schulter. Als hätte er es nicht mitbekommen, wie sich der Werwolf anstellte als hätte er zwei linke Hände. Es war doch wirklich ein Trauerspiel mit ihnen. Bei der Aufgabenverteilung war auf alle Fälle gehörig was schief gelaufen. Und da sie jetzt bereits den Baum gefällt hatten, konnte sich Damian auch die Axt schnappen und die Äste abhacken, den Rest musste sowieso Levi mit seiner Kettensäge vollbringen. Mit der Axt würde er dafür Ewigkeiten brauchen. Und er wollte unbedingt noch vor Beginn des Balls damit fertig werden. Egal was Roxanne vorhin über die Abläufe gesagt hatte, das Mischwesen würde diesmal nicht hören. Mit der Axt bewaffnet machte sich der Italiener ans Werk und schon ein paar Minuten später war der Baum von seinen Ästen befreit.
"Ah, da bist d-..", wollte der Engel in dem Moment ansetzen, als Mike etwas zerzaust irgendwo dahergekrochen kam und eine Show ablieferte, mit der er locker einen Drama Award oder so etwas in der Art gewinnen konnte. Hatte er sich das schonmal überlegt? Mike als Schauspieler, das passte sicher ganz gut. Stirnrunzelnd musterte der Schwarzhaarige seinen kleinen feuerspuckenden Kumpel und versuchte ihn in Gedanken etwas mehr in Szene zu setzen. Keine Ahnung, warum der Kleine sich jetzt so aufregte aber die Kulisse war nun am Meer und Levi fand sich in der Rolle des zum wiederholten Male treubrüchigen Ehemannes. Just als er mitspielen wollte, unterbrach Mike sein Bühnenstück abrupt und fing zu schmunzeln, dann sogar zu lachen an. "Alter, was?", brummte der Schwarzhaarige fast schon enttäuscht und versuchte sich kurzerhand wieder in das Hier und Jetzt zu katapultieren. Okay, halten wir fest: Baum fällen ist scheinbar blöd. "Aber Damian hat gesagt..", begann der Engel fast schon reumütig, wandte sich an den Blondschopf, dessen Gesicht ebenso ein Grinsen umspielte. "Ihr seid doch beide gestört", gab der Engel einfach von sich, boxte Mike zurück und lachte mit. "Hallo? Nach dieser Heldentat steht mir mindestens mein eigenes Bier zu.", antwortete er immernoch grinsend und rieb sich den Oberarm. Au. Damian entpuppte sich - wie nicht anders zu erwarten war - als der Vernünftigste, schickte Mike zurück zum Ästchen sammeln und machte sich schließlich mit Levi und der Motorsäge in der Hand über den eben gefällten Baum her. Wo war eigentlich Roxy abgeblieben? "Yoooo Damiii", begann Levi etwas langgezogen, während er am Waldboden im Schneidersitz saß und mehrere Äste nacheinander zusammenband. "Mit welchem deiner Fangirls gehst du heute zum Ball?" Die Frage war keinesfalls blöd oder so, denn wenn sich Levi irgendwo sicher sein konnte dann dabei, dass Damian Bianchi Italian Boy sicher nicht ohne busige Begleitung am Ball erschien. Bei Mike sah das dann schon anders aus. Von Levi mal ganz zu schweigen. Der Blick des Engels wanderte kurz zu Mike. Irgendwie war er gerade froh, einen Versagerbuddy zu haben, so fühlt man sich auch weniger allein.
Da Levi unwillig war, sein ach so hartverdientes Bier für das größere Ganze zu opfern, müsste Mike eben Damian sein Belohnungsbierchen abziehen. Das sollte sich nicht als allzu schwer erweisen. Der vorbildliche Herr Bianchi trank keinen Alkohol — mit Ausnahme ihres feierlichen Umtrunks nach dem Angriff aufs Wohnheim. Darauf, dass man entgegen aller Wahrscheinlichkeiten noch lebte, durfte jawohl getrunken werden. Doch selbst, wenn Damian sein Bier für sich beanspruchen würde, würde Mike es ihm allein schon für das blöde Herumkommandieren vor der Nase wegtrinken. Hatte Damian ihn etwa heimlich bei seiner Nicht-Arbeit beobachtet? Oder fiel nun neben dem gefällten Baum der erschreckend kleine Stapel Zunder besonders ins Auge? „Ich schieb dir meine Ästchen gleich sonst wohin“, fauchte er freundschaftlich und warf gleich eines der besagten Ästchen nach Damian. Er hatte keine Lust mehr, Zweige zu sammeln, während Levi den Baum auseinandernehmen durfte. Die Aufgabenverteilung (die Mike sich gewissermaßen selbst ausgesucht hatte) war einfach unfair. Er liebäugelte noch einen Moment mit der Axt, die Damian an sich genommen hatte, bevor er seinen undankbaren Job aufnahm und ein Bündel Zweige nach dem anderen zum Wagen brachte. Immerhin wollte er letztlich auch nicht Schuld daran haben, dass das Feuer nicht ordentlich brannte.
Und irgendwann, nach einer Menge hin und her Gelaufe, konnte der Haufen Kleinholz sich sehen lassen. Ein bisschen stolz auf seinen nachträglichen Fleiß und Hingabe zum Holzsammeln, klopfte Mike sich die Hände sauber und machte sich ebenfalls daran, die Zweige in lose Bündel zu verwandeln, sodass sie nicht vom Wagen fielen, wenn sie zurück zum Wohnheim stiefelten. Levis Frage an Damian ließ den Werwolf leise schnauben. „Stimmt. Du hast mir auch noch nicht gesagt mit wem du hingehst. Eine aus deiner Klasse?“ Dass Damian keine Begleitung hatte, war ausgeschlossen. Trotzdem konnte Mikes ratternder Kopf, der sämtliche Mädchen der Schule durchging, keine definitive Entscheidung treffen. Ihm sprang kein Mädchen in den Sinn. Umso neugieriger war er, was die Antwort betraf. Dann sah er zu Levi, von dem Mike eigentlich dasselbe Interesse an seiner Begleitung erwartete. „Was ist? Wieso fragst du mich nicht mit wem ich gehe?“, fragte er, als er den Blick des Engels bemerkte. Er mochte vielleicht nicht Mr. Popular sein, aber war er so ein Loser, dass sein Kumpel nicht mal in Erwägung zog er könnte ein Date haben? Immerhin hatte er schon mal ein Mädchen geküsst. Dass es sich nicht mehr daran erinnerte, war jawohl nebensächlich.
Damian mit Roxanne L. Bennett, Leviathan und Mikhail
Levi verteidigte sein Bier wie eine Löwin ihre Jungen, dabei trat abermals ein Grinsen auf die Lippen des Bianchi. Ihre Truppe war alles außer gewöhnlich. Das Rox irgendwie keinen Ton mehr von sich gab und die Jungs einfach machen ließ, zeugte auch davon, dass bei ihnen Hopfen und Malz verloren waren. Immerhin hatten sie es geschafft lebend ihre Aufgabe zu meistern. Dem Mordanschlag von Mike war Damian gerade noch so aus dem Weg gegangen. Immerhin hätte das Ästchen dem Italiener auch ein Auge kosten können, aber da der schwarzhaarige Werwolf nicht sonderlich gut im Zielen war, konnte der Blondschopf das Wurfgeschoss problemlos abwenden. Trotz allem verbuchte er den Zwischenfall als Anschlag auf sein Leben. Der Drei-Käse-Hoch konnte mit Kritik und Zurechtweisung eben nicht gut umgehen. Aber das konnte man ihm nicht so übel nehmen.
Der Baum war relativ schnell in seine Einzelteile zerlegt und die Jungs banden die letzten Reste zusammen, als die Frage aller Fragen doch noch auftauchte. Innerlich klatschte sich der Italiener gegen die Stirn, nicht zuletzt wegen der Aussage mit den Fangirls. Entweder war Levi blind auf beiden Augen oder einfach nur ignorant. Fangirls waren Damian bislang noch keine ins Auge gefallen. Er mochte zwar ein wenig verpeilt sein, aber keineswegs ignorant. Ein nachlaufendes zweibeiniges weibliches Wesen hätte er gewiss schon mitbekommen, daher zog er einfach nur eine Augenbraue nach oben. Und als wäre die Ballbegleitung das Stichwort gewesen, tauchte auch der Zwerg wieder auf. Da teilten sich die beiden schwarzhaarigen wohl eine Gehirnzelle. »Ja, es ist jemand aus meiner Klasse. Nein, es ist kein Fangirl, denn Punkt 1: ich habe keine Fangirls.«, gestikulierte der Italiener mit seinem Finger um den wichtigsten Punkt zu unterstreichen. Und wie schon vorhin schaltete sich Mike ebenfalls wieder ein, indem er seinem Ärger nicht nach seiner Ballbegleitung gefragt worden zu sein, Luft machte. »Ich geh' mit Helena. Und ihr? Werdet ihr euch auf dem Ball jemanden aufreißen?«, grinste der Blondschopf und stieß Mike gegen die Schulter. Die Aufreißkünste würde er sich aus nächster Nähe anschauen, wenn dem so wäre. Aber bevor sie hier noch Wurzeln schlugen, wurden die letzten Bündel Brennholz in den Wagen geladen, damit konnten sie nun endlich den Rückmarsch antreten. Sie hatten gefühlt 100 Stunden für diese Aufgabe gebraucht und ein Blick auf das Handydisplay verriet, dass es nicht mehr allzu viel Zeit blieb bevor der Ball losging. Es reichte jedenfalls noch für eine Dusche und fürs Anziehen, vielleicht sogar noch für ein paar gechillte Minuten im Zimmer.
