Damit den Schülern weder Blödsinn in den Sinn kommt noch die Decke auf den Kopf fällt, hatte sich das Personal und die Heimleitung auf einen Partykeller geeinigt, der von den Bewohnern des Wohnheims benutzt werden darf. Neben der Türe zum Lagerraum im Keller befindet sich eine weitere, großere. Sie führt zu einem etwa 40m² großen Raum, der gerne als Partykeller angesprochen wird. Die Bar verfügt über Softdrinks jeglicher Art, die von der Verwaltung des Wohnheims zur Verfügung gestellt wurden. Von Anfang an war ihnen klar, dass die Schüler nicht lange auf sich warten lassen würden um das ein oder andere alkoholische Getränk reinzuschmuggeln. Vereinzelt stehen auch schon Bierdosen im Kühlschrank, von denen man nicht weiß, ob diese tatsächlich vom Personal hergebracht wurden. Klar ist in jedem Fall, dass die Erzieher oder einzeln gewählte, volljährige Schüler ein Auge auf die Trinkaktivitäten dieses Raums werfen müssen. Außerdem verfügt der Partykeller über einen Billardtisch und einen Fernseher, der aber meistens nur für Musik verwendet wird, die über die Boxen erklingt. Egal, ob man auf der größeren Freifläche einen Tanz hinlegen will, diesen doch eher auf die Bar oder sonst wohin verlagert oder einfach nur in einem der Sessel oder auf der Couch vor sich hin vegitieren möchte - der Partykeller ist für alles offen.
Es wäre durchaus möglich gewesen, dass Momoi bereits einen Freund hatte. Er musste ja nicht zwingend auf dieser Insel zu finden sein. Aber wie es schien war die Langhaarige ebenfalls in dem Club der Singlefrauen. Zumindest vorerst. Mit der Zeit konnte es sich auch ändern. Dafür gab es schließlich kein Zeitlimit und ein Wettstreit war es ebenfalls nicht. Bislang konnte die Langhaarige nur von Helena und Damian als Paar berichten. Schließlich stand niemanden der Beziehungsstatus auf der Stirn. »Eilt ja nicht. Und das Kennenlernen braucht eben seine Zeit.«, kommentierte die Rosahaarige und trank einen Schluck ihres Mineralwassers. Nicht mehr allzu kalt, aber noch genießbar. Gerade noch so. Das Getränk neigte sich auch dem Ende zu, was die Aufbruchsstimmung ebenfalls noch ein wenig unterstrich. Schließlich wollte die Langhaarige keine halb ausgetrunkene Flasche zurücklassen. Daher genehmigte sich Luana noch den letzten Rest, bevor sie es ihrem Zwilling gleich tat und sich von ihrem Platz erhob. Niemand wollte hier eine Standpauke kassieren. Es machte sich sicher auch nicht sonderlich gut, wenn man gerade erst wieder auf der Insel angekommen war und schon gegen die Regeln verstieß. Kurz beäugte die Meerjungfrau ihr Gegenüber. Konnte aber auch sein, dass sie es darauf anlegte, gegen Regeln zu verstoßen. Dafür kannte sie Momoi ebenfalls zu wenig, aber das konnte man bei Zeiten sicher noch ändern. Schließlich wurde hier nicht umsonst eine Freundschaft geknüpft. Immerhin war ihr Zwilling geistesgegenwärtig und schob Luana das Handy mit ihrer Nummer zu. Die Nixe tippte die Nummer in ihr Handy und ließ es kurz bei Momoi klingeln. »So jetzt hast du meine Nummer auch. Wenn du Hilfe brauchst, kannst du dich ja melden. Wir bekommen das sicher hin.«, gab sie ihrem Zwilling lächelnd zu verstehen. Ein Handy bekam die Langhaarige sicher noch erklärt, sodass man es verstand. Die Müdigkeit setzte nicht nur bei Momoi ein. Und auch Luana konnte das Gähnen nicht mehr verhindern. Das war eben der Dominoeffekt. »Gehen klingt super. Ich werde nichts mehr machen, außer mein Date mit dem Bett zu beginnen.«, grinste die Nixe und schob ihre Flasche in den Mülleimer. Spurenbeseitigung. »Dann lass uns mal gehen. Wir müssen sowieso in dieselbe Richtung.«, und mit diesen Worten setzte sie sich in Bewegung Richtung Ausgang.
„Partykeller?“, war die sichtlich verwunderte Frage von Julia und sie musterte den Erzieher einen kleinen Moment lang. Als ob dieser schnelle Blick ihr offenbaren würde, ob er sie jetzt auf den Arm nahm oder sich nur einen kleinen Scherz erlaubte. Das Argument mit dem Speisesaal machte zwar irgendwo Sinn … und sie wollte die Kinder jetzt nicht unbedingt mit ihrer Präsenz verunsichern, aber … mh. Ein bisschen ziellos und überfordert verblieb die Direktorin an Ort und Stelle, ehe sie realisierte, dass Jack bereits die ersten Schritte weg vom Parterre gegangen war. Ruckartig folgte Julia ihrer neuen abendlichen Bekanntschaft und so ertönten nach normalen Schuhsohlen auch sogleich wieder die klassischen Geräusche ihrer Absätze auf dem Boden des Wohnheims. Praktisch, weil Jack sich so nicht mal umdrehen musste, um sich der Anwesenheit der Dämonin zu versichern. So folgten ihm die klackernden Schuhe die Treppe zum Lagerraum hinunter und letzten Endes in den Partykeller hinein. Ein Raum, an dem sich Julia noch nie in ihrem Leben befunden hatte. Das Privatleben der Schüler war für sie – bis auf das von Leviathan – sowieso ein großes Fragezeichen. Klar konnte sie von den Persönlichkeiten der Teenager eine ungefähre Vermutung anstellen, aber ob diese wirklich akkurat war, das konnte sie nie wirklich sagen. Solche Gedankenspiele brachten ohnehin nicht wirklich etwas.
„Ich war hier noch nie, muss ich zugeben. Generell gehe ich gerade das erste Mal hier hinunter.“, offenbarte sie auch Jack ihre nicht vorhandene Vertrautheit mit dem nun betretenen Raum und ließ ihre saphirblauen Augen kurz über die Einrichtung schweifen. Es war … gemütlich, wenn nicht sogar schon gesellig. Die Sessel, die Bar, der Billardtisch, alles wirkte so, als gehöre es fest zu diesem Raum. Kein einziger alienhafter Designmangel fiel der Direktorin ins Auge. „Da hat man sich ja echt Mühe gegeben, um den Schülern hier einen geeigneten Ort zum Feiern zu geben.“, und sie ließ sich einmal dazu hinreißen die Kante des Billardtisches nachdenklich mit ihrer Hand entlangzufahren, bevor sie wieder den Blickkontakt zu Jack suchte. Den Eindruck vermittelnd, als wolle sie ihm unbedingt etwas wichtiges mitteilen. „Kommen hier oft Kinder her, oder ist es immer so leer hier?“. Sie selbst konnte sich das eigentlich gar nicht vorstellen. Hätte sie damals die Möglichkeit zu so etwas gehabt … nun, sie wäre vermutlich fast jeden Abend hier gewesen. Zuhause gab es immerhin nicht wirklich etwas, was sie dort gehalten hatte. „Bei so einer Einrichtung würde es mir zumindest schwerfallen, hier nicht jeden Abend vorbeizuschauen. Ich sehe hier einfach zu viele Möglichkeiten meinen Tag zu verbringen. Aber vielleicht schaue ich dort auch mit einem völlig falschen Blick drauf.“, womit sie sich von der massiven Freizeitbeschäftigung wegbewegte und einen kleinen Schritt weiter in Richtung der Bar machte. Sie waren ja wegen dem Trinken hier, aber so eilig hatte es Julia dann doch nicht. Wobei Jack in ihren Augen ein klein wenig ungeduldig wirkte. Zu ihrem eigenen Schutz jedoch versuchte sie mal nicht den ihr gegenüber befindlichen Menschen auf Herz und Niere zu zerlegen. Sie spielte einfach mal mit … wenn man das so nennen konnte.
Dass Julia den Partykeller nicht kannte, hatte der Dämon schon fast vermutet. Niemand würde glauben, dass es in einem Wohnheim einen Partykeller gab, doch in diesem hier schon. Jack schmunzelte, als er vor der Direktorin herging. „Ja, wir haben hier einen Partykeller. Eigentlich ist dieser für die Schüler hier, aber wir können diesen auch verwenden. Es ist eigentlich fein so einen Raum hier zu haben, denn so können wir doch auf die Schüler auch aufpassen, wenn etwas wäre“, erzählte der Neuseeländer einfach frei von seiner Seele. Dass er eigentlich mit seiner Feindin sprach, vergaß er in diesem Moment. Wenn er daran gedacht hätte, hätte er wahrscheinlich nichts gesagt und wär einfach nur dorthin gelaufen. Aber jetzt fiel es ihm wieder ein und Jack verstummte wieder. Sein vorheriges Schmunzeln, das Julia eh nicht sehen konnte, verschwand so schnell wie es gekommen war, obwohl es auch eine Art Genugtuung war, dass die Direktorin doch nicht alle Räumlichkeiten kannte. Vielleicht ein Vorteil für die Zukunft. Aber diese Gedanken gab der Erzieher nun erst einmal auf die Seite, denn kurze Zeit später waren die beiden im Partykeller angekommen.
Jack öffnete die Tür zum Partyraum, ging ein stückweit hinein und hielt seiner Begleitung die Tür auf. Die Luft war zum Glück recht frisch. Jemand musste wohl vor kurzem ein wenig gelüftet haben. Er schloss die Tür hinter der Direktorin, die mittlerweile offenbarte, dass sie das erste Mal die Stiegen nach unten gegangen war. „Ach wirklich? Naja, so viel Interessantes gibt es hier eigentlich nicht. Es gibt hier eben diesen Partykeller, den Lagerraum und den Waschkeller für die Schüler“, erklärte der Neuseeländer dann noch kurz. Es war also kein Wunder, dass Julia diese Räumlichkeiten nicht kannte. Der Partykeller gefiel der jungen Frau wohl sehr gut. Jack beobachtete, wie sie sogar die Ecke des Billiardtisches enltang fuhr. Ob auf diesen Ecken nicht nur Kugeln eingelocht wurden? Lieber nicht darüber nachdenken, denn das wollte sich der Erzieher eigentlich nicht vorstellen. Die nächste Frage verwirrte den Blonden zuerst ein wenig, doch ihre nächste Erklärung gab ihm ein wenig Licht ins Dunkel. „Ja, ab und zu gibt es hier doch ordentliche Partys. Aber jetzt im Sommer sind die meisten draußen und machen dort ihre Party. Die Einweihungsfeier des Wohnheims hat auch hier stattgefunden“, erklärte der Neuseeländer und ging in die Richtung der Bar. Er sah sich die Getränke an. Aha, einige alkoholischen Getränke waren hier gebunkert. Ob er mal mit Vincent darüber reden sollte? Vielleicht sollten die Erzieher doch öfters mal hier unten nach dem Rechten sehen. Aber für die Schüler war es auch gut einen Ort zu haben, an dem die Erwachsenen nicht immer waren. Eine Art Rückzugsort, der nicht das eigene Zimmer war. „Was möchtest du denn trinken? Wir haben hier alles Mögliche zur Auswahl. Kaltgetränke, Heißgetränke, Sekt, Weiß- und Rotwein“, zählte Jack anschließend auf. Für was sie sich entscheiden würde? Was noch viel wichtiger war, was würde der Erzieher nehmen? Alkohol wäre auf jeden Fall eine gute Sache, aber er musste eigentlich nüchtern bleiben. Sein Blick wanderte nochmals zum Billiardtisch. Ob die Direktorin spielen wollte? Ob sie überhaupt gut in diesem Spiel war? Ein leichtes Grinsen schlich sich in sein Gesicht. Er konnte sich nicht vorstellen, dass diese Frau wirklich gut in so etwas war. Egal, Jack wandte sich wieder seiner eigenen Getränkewahl zu und überlegte.
Julia
Julia Bardera
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Ein bedächtiges Summen entkam der Kehle Julias, als Jack die Erklärung bezüglich der niedrigen Partykeller-Aktivität abgeschlossen hatte. „Klingt plausibel.“, bekräftigte die Dämon seine Ausführung und übte sich an dem Gedankenspiel, wie es dann in den kälteren Monaten so aussehen würde. Gut, sofern es auf Isola halt ein paar kältere Momente gab. Einen krassen Wintereinbruch wie letztes Jahr zu haben war allerdings mehr als unwahrscheinlich, immerhin wurde der magische Übeltäter ausfindig gemacht und das Phänomen dementsprechend beendet. Ob es auch dieses Jahr einen dieser Weihnachtsmärkte geben würde? Mh … so ganz ohne Schnee vermutlich nicht. Schließlich gehörte die weiße Pracht – zumindest in ihren Augen – einfach zu diesem Setting dazu. Eine Glühweinhütte am Strand hatte höchstens ein humorvolles Flair, aber mit viel Sinn wäre es nicht bestückt. Es käme ja nicht einmal ein weihnachtliches Feeling bei der Sache auf – und das kam hier gerade von Julia, der Festtagsbombe überhaupt. Großartig darüber zu sinnieren half jetzt auch nichts. Allerhöchstens, wenn Levi nochmal auf dieses Thema zu sprechen kam, würde es noch einmal geringfügig an Relevanz gewinnen. Aber wie wahrscheinlich war das? Gar nicht, wenn es nach Julia ging. Dementsprechend schnell schaltete die Direktorin auch wieder auf das Hier und Jetzt um. Glücklicherweise rechtzeitig, damit Jacks Frage nach dem abendlichen Getränk nicht einfach an ihr vorbeiwanderte und an der Wand des Partykellers zerschellte. Auch wenn sie leicht fragend zur Bar hinüberschaute, als die Wort Rot- und Weißwein fielen. Hatte er nicht vorhin gesagt, es gab keine alkoholischen Getränke hier unten? Wein war natürlich eine verlockende Sache, das musste sie zugeben. Ganz besonders, weil sie heute Abend sowieso noch ein Glas davon getrunken hätte – allerdings in ihren eigenen vier Wänden. So musste sie ja noch mit ihrem Wagen zurückfahren … aber ein Glas konnte ja nicht schaden. „Der Rotwein klingt ganz reizend.“, teilte sie ihm mit einem schnellen Blick ihre Wahl mit, während sie schon kurz danach den großen Fernseher an der Wand begutachtete. Wo sich, wie bei einem Mosaik, ihr leicht verwaschen wirkendes Antlitz spiegelte. Ein leicht mesmerisierender Anblick, wie die Dämonin empfand. Allerdings nicht so unglaublich fesselnd, dass das Abwenden davon unmöglich erschien. Nein, sie driftete nur einen kurzen Moment in eine kleine Gedankenspielerei ab und schaute dann wieder über die Bar hinweg zu Jack, der immer noch am Kühlschrank herumhing. „Vorausgesetzt, es macht keine großen Probleme. Ansonsten tut es auch ein Wasser, Jack. Ich bin da nicht wählerisch.“, bot sie ihm noch eine Alternative, um nicht allzu dreist zu wirken. Was man als Gast sowieso nicht sein sollte. Allein die Einladung in den Partykeller konnte man als eine gewisse Form der Wertschätzung betrachten. Wobei Julia ihre Dankbarkeit darüber jetzt nicht an die große Glocke hing. „Sag mal, wie lange bist du eigentlich schon hier auf der Insel?“, äußerte sie dann ihren kleinen Nebengedanken laut hörbar, während sie sich mit ihrem Gesäß an die lange Seite des Billardtisches anlehnte. „Ich meine mich nämlich daran zu erinnern, dass du schon vor mir auf der Insel warst.“, folgte auch gleich der Hintergrund ihrer Frage, „Allerdings kann ich es gar nicht so genau sagen, weil ich damals noch gar nicht so viel mit dem Wohnheim zu tun hatte.“. Julia kam ja auch nicht hierher, um den Laden am Ende zu leiten. Nein, auch sie war eine ganz gewöhnliche Lehrerin gewesen und hätte sich – im Nachhinein – auch gefreut, wenn es in gewisser Weise so geblieben wäre. Aber man konnte sich im Leben nicht immer alles aussuchen - niemand wusste das wohl besser als sie.
Die Erklärung, die Jack tätigte war wohl gut genug für Julia. Gut so, damit war dieses Thema wohl nun auch erledigt gewesen. Umso besser, jetzt musste er nicht mehr weiter so freundlich ihr alles erklären. Irgendwie war der Neuseeländer froh darüber. Die Frage nach dem Getränk war auch recht schnell geklärt. Rotwein würde es wohl werden. Jack nickte zustimmend auf ihr Angebot. „Danke, aber die Kids haben den Alkohol hier hineingeschmuggelt, da wäre es doch eine Verschwendung diesen nicht zu trinken“, sagte er mit der Flasche in der Hand und grinste breit. Ja, die Kids werden sich ansehen, wenn der ganze hineingeschmuggelte Alkohol auf einmal weg war. Ob sie es dann nochmals tun würden? Möglich war natürlich alles, aber es war halt so wie es war. „Leider sind die Kids hier sehr kreativ, was das Hineinschmuggeln von alkoholischen Getränken angeht, aber es gibt schließlich kein Problem, das nicht behoben werden kann“, erklärte er noch weiter mit einem Grinsen. Seine erneute Saufkumpanin würde sicher verstehen, was er genau meinte. Zwei Tage hintereinander tranken die beiden Alkohol, ob das nun zur Gewohnheit werden würde? Der Dämon hoffte nicht, denn ansonsten bräuchte er sicher jeden Tag Schmerzmittel und für seinen Job wäre es auf Dauer auch nicht gut. Außerdem war er sich immer noch unsicher, was er von der jungen Direktorin wirklich halten sollte. Generell wusste er nicht so recht, wie er mit dieser Situation umgehen sollte. Immerhin mochte er sie nicht wirklich, weil sie eigentlich immer unsympathisch war und nun? Nun war sie auf einmal so… nett? Es klang wie ein Fehler im Skript. Aber was wusste der Blonde schon. Vielleicht wollte Julia ja auch nur ihr Image aufpolieren oder so. Aber gut, eigentlich war es Jack ja auch egal. So schnell würde sie ihn nicht davon überzeugen können. Ob sie sich dessen überhaupt bewusst war, was der Erzieher von ihr hielt? Wahrscheinlich war es ihr sowieso egal. Oder auch nicht und sie war deswegen so nett? Ach!! Jack drehte sich ja nur im Kreis in seinen Gedanken! Am besten wäre es wahrscheinlich keinen weiteren Gedanken an die Direktorin zu verschwenden und einfach abzuwarten, aber so einfach war das leider nicht. Der Neuseeländer sah auf die Flasche in seiner Hand. Ach ja, da war ja was! Nun waren seine Gedanken voll und ganz wieder beim Alkohol. Er holte einen Flaschenöffner und zog den Korken heraus. Ein kleines plopp-Geräusch ertönte, als dieser entfernt wurde. Danach suchte er nach Weingläser. Nachdem Jack ein paar Schränke geöffnet hatte, fand er tatsächlich welche. Gut so. Er schenkte in beide Gläser gleichviel Rotwein ein und ging mit beiden in den Händen zu Julia. „Hier, zum Wohl“, sagte er und überreichte ihr eines der Gläser. Das andere behielt er in seiner eigenen Hand. Ob die Direktorin auch anstoßen wollte? Ach egal. Jack erhob das Glas und hielt es ihr zum Anstoßen einfach hin. Danach fragte die junge Frau über doch etwas Persönlicheres bei dem Dämon nach. Verwirrt sah er sie an. Dass sie ihn nach so etwas fragte? Interessierte sie sich plötzlich für sein Leben? Nein, irgendeinen Grund musste es sicher geben, da war sich der Neuseeländer sicher. „Ich bin seit Juni 2012 hier auf der Insel. Aber sag mal… Wie kommt es, dass du nicht die Akten der Angestellten vom Wohnheim kennst?“, fragte er sie einfach mal direkt. Eigentlich hatte der Blonde immer das Gefühl, dass sie die Akten kennen müsste. Immerhin war sie die Direktorin und sie kannte Vincent sehr gut. Ein Rätsel nach dem anderen tat sich nun auf. Jack nahm sich währenddessen einen Schluck vom Rotwein.
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Julia Bardera
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Während Jack innerlich eine Weltkrise aufgrund von Julias Verhalten durchlebte, lehnte diese seelenruhig am Billardtisch und erlaubte sich den Erzieher von hinten zu begutachten. Nur vereinzelt wanderten ihre Blicke mal zur linken- oder rechten Seite hinaus, um sich ein paar Details der Bar etwas genauer zu widmen. Ihr heutiger Gastgeber hatte es sich währenddessen zur Aufgabe gemacht, ein paar Schranktüren zu öffnen. Vermutlich auf der Suche nach einem passenden Behältnis für die rote Flüssigkeit. Nun, wenigstens in dem Punkt hatte Jack einen gewissen Grad an Kulturverständnis. Klang zwar hochmütig und eitel, war aber keinesfalls auf sein Gesamtbild bezogen. Es war nur immer wieder erstaunlich wie viele Leute sich den Wein geistlos die Kehle hinunterschütteten und dann nicht mal ein geeignetes Glas dafür nutzten. Die Schüler waren da sicherlich keine Ausnahme. Zwar hatten sie das Getränkt hier hineingeschmuggelt, zum Genießen war der aber wohl kaum dort gelandet. Wohl eher, um sich bei irgendwelchen Partys leicht in Stimmung zu versetzen. Dafür – so die Schlussfolgerung – brauchte man aber kein Weinglas. Allein der Gedanke, einen Rotwein aus einem Saftglas zu trinken … sie wollte gar nicht weiter darüber nachdenken. Es gab in Julias Augen einfach nichts was mehr herabwürdigend war als so etwas.
Glücklicherweise musste sie sich mit diesem Albtraum nicht weiter beschäftigen. Denn kurz darauf kam ihr heutiger Gastgeber auch schon mit zwei gut geschwungenen Weingläsern um die Ecke, in denen das rote Gold nur noch darauf wartete, von ihnen getrunken zu werden. „Zum Wohl.“, stieß die Dämonin mit einem für sowas üblichen Augenkontakt an, bewegte ihr Glas allerdings vorher leicht kreisförmig, ehe sie zu einem winzig kleinen Schluck ansetzte. So, wie es üblich war, wenn man dem Wein noch eine Chance geben wollte sich etwas zu vermischen. Der Geschmack allerdings war … Nun, es war nicht das, was sie von zuhause gewohnt war, aber schlecht war es auch nicht. „Fruchtig.“, kommentierte sie ihren geschmacklichen Eindruck und senkte das Glas auf Höhe ihrer Taille hinab, wo sie es sorgsam mit beiden Händen festhielt und den Moment für ein anderes Thema nutzte. Was zwar nicht auf taube Ohren stieß, allerdings auch nicht wirklich zur gedanklichen Agenda ihres Gesprächspartners passte. Die offensichtliche Verwirrung in seinem Gesicht war einfach nicht von der Hand zu weisen. Es wirkte auf Julia, als hätte der große Mann vor ihr eine Konversation mit einem Alien, dessen Sprache er in den ersten Sekunden erst einmal übersetzen müsste. Aber die Dämonin übte sich in nahezu unbegrenzter Geduld. Ruhig und mit dem Blick auf ihm ruhend, wartete sie diesen kleinen Moment ab, ehe sich seine Lippen wieder voneinander trennten und ihre Frage beantworteten. Juni 2012, also. Sie nickte leicht verständnisvoll, ehe der zweite Schluck Wein des heutigen Abends ihre Kehle hinuntergespült wurde. Trotzdem interessant. Also waren sie und er sogar fast gleichzeitig hier angekommen. Lustig, wie sie fand. Immerhin gab es trotz dieser zeitlichen Sache kaum Kontakt. Gut, aber welchen Grund haben sie auch dazu gehabt? Es gab nicht viel, mit dem sich die beiden hätten behelligen können; vor allem wenig Sinnvolles. Außerdem – so war ihr Eindruck – waren sie beide nicht die sozialsten Wesen hier, was bestimmt noch einmal zusätzlich mit in die Gleichung hineinspielte. Und eventuell hatte sie damit auch einen wunden Punkt erwischt, so schnell wie die Gegenfrage zurückgeworfen wurde. Im Gegensatz zu Jack jedoch, wurde sie von seiner Frage nicht aus dem Konzept geworfen. Er erntete einen relativ ruhigen Blick im Austausch, sowie ein kurz andauerndes Schmunzeln. „Du sagst es doch schon selbst.“, lenkte sie seine Aufmerksamkeit zurück auf ihn, „Ihr seid Angestellte des Wohnheims, nicht der Schule.“. Allerdings war es Zweifelhaft, dass ihm dieser kurze Satz wirklich etwas bringen würde. „Kurz gesagt: Natürlich kenne ich grobe Dinge, aber eben nicht alles.“, und ein leicht feminines seufzen verließ ihre Kehle, „Abgesehen davon muss ja nicht alles auf dem Papier der Wahrheit entsprechen. Ich denke wir beide sind lange genug hier um zu wissen, dass auch gedruckte Buchstaben die Wahrheit manchmal nicht ganz so genau nehmen.“. Was aber keineswegs ihre Intention- noch ihr Plan gewesen war. Es war ein simpler Versuch von Smalltalk gewesen, in dem sich ihr Gesprächspartner im Moment genauso ungeübt erwiese, wie sie selbst. Wobei dir Ursache dafür weiterhin ein Rätsel für die Direktorin darstellte. „Außerdem zeigen sie nie das gesamte Bild einer Person. Nur, weil bei mir als Geburtsort Isola steht, bin ich noch lange nicht Weltfremd. Als kleines Beispiel. Ich war also lediglich neugierig, Jack. Wenn wir alle in einer Akte zusammengefasst werden könnten, bräuchten wir nicht mehr miteinander reden.“, erklärte sie in einem relativ ruhigen Ton der weder vorwurfsvoll, noch aggressiv klang. Es war einfach ihre Sicht der Dinge. Was vermutlich auch der Grund war, warum Vincent so wenig Probleme mit ihr hatte. Er schaute eben hinter das Protokoll der Dämonin und da war sie – so wie jetzt – eigentlich ganz normal. Nicht wenige verfielen eben dem Irrtum, dass ihre strenge und objektive Art ihren Ursprung in purer Boshaftigkeit hatte. Sie fühlten sich dadurch persönlich angegriffen. Dabei ging es immer nur um eine mangelnde Leistung und keineswegs deren Persönlichkeit.
Als die beiden anstießen, sah der Blonde in die Augen der Direktorin. Ein bisschen Etikette war doch schon angebracht. Danach gönnte sich der Dämon einen Schluck aus seinem Glas. Bevor er es überhaupt kommentieren konnte, machte es Julia schon. „Ja, damit hab ich jetzt nicht gerechnet“, antwortete er darauf. Eigentlich war Jack ja gar nicht so der Alkoholtrinker und somit kannte er sich auch nicht mit den Marken und mit dem Geschmack sehr gut aus, aber einen trockenen Wein würde er selbst eher bevorzugen. Aber das war egal, denn er nahm sich halt das, was es gerade so gab und das war gut so, denn so konnte er neben dem Saufen auch noch die Kinder schützen. Was für Jack natürlich gut war, denn es war sein Job die Kids vor allen Gefahren zu schützen. Dass der Neuseeländer überrascht war, dass Julia die Akten des Wohnheims nicht so gut kannte, konnte er wohl nicht verbergen. Es schien schon fast so, als ob die Direktorin ihn gerade las, wie ein Buch. Ein kalter Schauer lief dem Dämon über den Rücken und ließ ihn zusammenzucken. Damit hatte er jetzt nicht gerechnet. Zwar wusste Jack, dass es stimmte, dass nicht immer alles auf dem Papier der Wahrheit entsprach, jedoch wusste er, dass er bei seinen Unterlagen niemals gelogen hatte. Er hatte es nicht einmal „verschönert“, um sich in einem besseren Licht darzustellen. Nein, das hatte alles der Blonde nicht gebraucht. Natürlich verstand er, dass dies nicht auf ihn bezogen war, sondern auf die Allgemeinheit, denn dies machten doch recht viele. Ein weiteres Beispiel untermauerte die Aussage, die die Direktorin tätigte noch einmal mehr. „Hm… ich verstehe“, gab der Dämon nur kurz von sich, ehe er das Glas in seiner Hand wieder zu seinen Lippen führte und einen weiteren Schluck daraus trank. Es wurde in der Zwischenzeit wieder ein wenig ruhiger zwischen den beiden. Dass Julia so viel reden konnte und auch normal und nett erschien, war dem Neuseeländer auch gestern schon aufgefallen. Warum dies so war, wusste er nicht. Es könnte ja gut sein, dass Julia daraus einen Nutzen ziehen wollte. Der Blonde behielt diese Gedanken auf jeden Fall im Hinterkopf, denn vertrauen tat er ihr nicht. „Na dann. Erzähl mir was von dir. Du sagst du bist nicht Weltfremd? Dann bist du sicherlich viel gereist. Wo warst du denn alles?“, fragte Jack einfach gerade heraus, um der Stille keine weitere Chance zu geben. Vielleicht war es ein Fehler das zu fragen, vielleicht würde es aber auch sehr interessant werden. Der Dämon wartete auf jeden Fall gespannt ab.
Julia
Julia Bardera
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Jack war … irgendwie etwas seltsam. Wirkte er am Ende ihrer lang ausgeführten Erklärung noch leicht bedächtig, so hatte die kurze Stille ihm irgendwie das alte Verhalten leicht genommen und eine Prise Initiative hinzugepackt. Wobei gewisse andere – die Dämonin betitelte es in Gedanken als Qualitäten – Dinge erst einmal in Vergessenheit gerieten. Das hatte auch nichts mit der Feststellung zu tun, dass sie beide schlecht im Smalltalk waren. Jack hatte sich schon vorher als eher wortkarger Mensch herausgestellt, allerdings nie so … fordernd, wie in diesem Moment. Es erweckte irgendwie den Eindruck, als ob diese weiche Front ihrerseits eher mit harten Maßnahmen gekontert wurde. Allein seine „Bitte“, sie solle dann doch mehr von der Welt erzählen, klang nicht wie der Teil eines normalen Gesprächs. Es trug etwas Forderndes und leicht Dominantes in sich. Moment, forderte sie der Erzieher allen Ernstes gerade heraus? Etwas verdutzt hielt die Direktorin inne. Was auch der Grund für ihren leicht musternden Blick war, der sich für ein paar Sekunden unter seine Hautoberfläche zu bohren versuchte. „Nein, Jack … ich bin nicht weltfremd.“, wiederholte sie ihre Aussage leicht langgezogen und stellte ihr Weinglas nach einem kurzen Schluck vorsichtig auf der Spielfläche des Billardtisches ab. Während ihre Hände links- und recht von ihr eine ruhende Position an dessen Kanten einnahmen. „Die Arbeit hat mich in viele Ecken der Welt gebracht.“, begann sie und ließ den Erzieher dabei keinesfalls aus den Augen, „Italien, England, die Staaten, auch Frankreich, Deutschland, Kannada und Spanien. Sie alle waren immer mal wieder für ein paar Tage meine Gastgeber, obgleich es nie den Charme eines Urlaubs hatte.“. Sie erinnerte sich selbst an die Hotels und den Flughafen, sowie die dann im Anschluss stattfindenden Gespräche mit den Verantwortlichen. Eventuell gab es – aber das war eher weniger die Norm – auch ein Geschäftsessen. Was womöglich daran lag, dass sie als direkter Sprössling ihres Vaters noch schlimmer war als er, wenn es darum ging seinen Willen durchzudrücken. Im Nachhinein natürlich keine Sache, auf die sie wirklich stolz war. Sie ließ diese Geschichten nur allzu gerne hinter sich. „Ich kann also nicht mit irgendwelchen Fotos oder Postkarten auftrumpfen. Ich habe also nur das Wissen anzubieten, wie es in verschiedenen Regionen der Welt läuft. Wie die Mentalität dort ist, was man beachten sollte.“, und wie man sie dann zu seinen Gunsten aushebelt. Das allerdings erwähnte die Dämonin nun bewusst nicht. „Solche Dinge. Immerhin ist das kennen von regionalen Bräuchen immer ein Vorteil, wenn man sich irgendwo integrieren oder eben Leben möchte.“. Was sie auch prompt mit einer kleinen Pause – und einem weiteren Schluck Rotwein – so im Raum stehen ließ. Wohlgemerkt auch der erste Moment, an dem ihre saphirblauen Augen das Antlitz des Erziehers erstmalig wieder verließen und nachdenklich an ihm vorbei auf die Bar abdrifteten. Kaum zwei Sekunden später kehrten sie allerdings zu Jack zurück. „Immerhin haben am Ende nicht alle der Kinder hier vor auf Isola zu bleiben. Es wäre fatal, ihnen dann keine Anhaltspunkte zu geben, nicht wahr? Es ist unsere Pflicht, hier mitzuhelfen und damit eine Perspektive zu schaffen.“, zog sie den Bogen zum Schulischen, wobei besonders das stark betonte Ende den Ernst dahinter gut widerspiegeln sollte. Es war ihre Überzeugung, die da aus Julia heraussprach und einen Teil ihrer eigenen Ideale darstellte. Auch wenn es im Kontext schon den Eindruck erwecken konnte ein einstudierter Werbeslogan zu sein. Ähnlich, wie bei der Ansprache im Ballsaal, wo Vincent ganz klar der Favorit der Meute gewesen war. Nicht, dass sie sich darauf groß etwas einbildete. „Aber das ist eben nur ein kleiner Teil von dem, was sie hier lernen sollen.“, seufzte Julia leicht und ließ dabei nachdenklich die rote Flüssigkeit in ihrem Glas munter umherwandern. Ein bisschen wie ein Spiel, um die Wartezeit zu überbrücken. Die Frage war nur: Warten auf was?
Verdutzt über die Frage von Jack, sah die Direktorin ihn kurz an. Hatte er etwa etwas Falsches gesagt? Eigentlich war ihm diese Information fremd, dass Julia auch die Außenwelt kannte, deshalb wollte er eigentlich nachfragen, wo sie schon überall war, aber es schien ihr wohl nicht so zu gefallen, oder war es deswegen, weil die Leute hier auf der Insel komplett anders lebten? Keine Ahnung. Aber es war auch Julia, die ihm gegenüber stand, von dem her konnte Jack immer in ein Fettnäpfchen treten, nur war es ihm so ziemlich egal. Verwirrt sah er nur die Frau an, als sie dann anfing zu reden. Sie schien doch schon um die Welt ein wenig herumgekommen zu sein, das war was Gutes und das empfand der Dämon auch als positiv, denn wenn man die Welt da draußen nicht kannte, war man als besonderes Wesen wohl sehr aufgeschmissen, wenn man Isola verlassen wollte. Jack fand es sowieso sehr schade, dass nicht so viele Einheimische auf dieser Insel die Außenwelt kannten, aber dagegen konnte man wohl nichts unternehmen. Die Besuche der Direktorin schienen mehr mit der Arbeit zu tun haben, als wirklich mit Urlaub. Aber das war nicht weiter schlimm, denn so konnte man wahrscheinlich viel mehr lernen, als wenn man im Urlaub in diesen Ländern war. Gerade wenn Jack so an Spanien und Italien dachte, würden viele Urlauber wahrscheinlich den ganzen Tag nur am Strand sitzen und es sich gut gehen lassen. Da sah er kein Potenzial, um neue Kontakte zu knüpfen und so mehr über die Kultur und die Gebräuche des Landes zu lernen. Während sich dann Julia eine kleine Pause gönnte, meldete sich der Neuseeländer zu Wort. „Das find ich sehr gut, dass du dich mit den anderen Ländern so sehr auseinandergesetzt hast. Wahrscheinlich ist es eh besser, dass du das mit der Arbeit verknüpft hast und nicht nur als private Ferien betrachtet hast. Falls du jemals irgendwann nach Neuseeland reisen solltest und du vorab Informationen über das Land brauchst, kannst du mich gerne fragen“, bot der Dämon am Schluss noch an. Eigentlich war es seltsam, dass er sowas tat, aber er würde die Direktorin schon nicht im Regen stehen lassen, wenn sie wirklich seine Hilfe benötigen würde. Wahrscheinlich würde ein Blick auf die Seiten von Tante Google auch schon ausreichen, aber egal. Nachdem Julia mit ihrem Schluck fertig war und wieder anfing zu reden, griff der Blonde zu seinem Glas und trank auch daraus. Sie erzählte nur noch, dass sie auch eigentlich solche Werte hier den Kindern vermitteln sollten. Unwillkürlich dachte Jack an die Maori in Neuseeland, die sich zur Begrüßung nicht nur die Hand gaben, sondern auch den Kopf gegen des anderen lehnen und dann die Nase sanft gegeneinander drückten. Seltsam, aber so war das bei diesen Ureinwohnern. Sowas musste man den Schülern jetzt nicht lernen. Ein Grinsen machte sich auf dem Gesicht des Dämons breit. Es gab schon seltsame Kulturen und Bräuche, aber so war das eben. „Ja, da hast du völlig recht. Ich finde das eine gute Sache, dass die Schüler noch mehr lernen und auch noch etwas mehr für die Zukunft mitnehmen“, stimmte er danach mit freundlichem Lächeln zu. Danach nahm er nochmals einen Schluck von seinem Glas. Da der Wein nun schon ein wenig im Glas war, schmeckte er noch intensiver, was aber nichts Schlechtes war. Er sah wieder zur Direktorin. Seit wann war sie wirklich so nett geworden? Jack verstand es nicht wirklich, aber dass sie mit ihm sich normal unterhalten konnte, verwirrte ihn doch ein wenig. Aber es war für ihn nichts Negatives. Im Gegenteil, er fand die Gespräche mittlerweile gar nicht so schlimm. Konnte aber auch am Alkoholkonsum liegen, den er schon seit zwei Tagen versuchte aufrecht zu erhalten.
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63 Charakterbogen Aufenthaltsort: Aktuelles Outfit: Violettes Sommerkleid mit einem weißen Zusatz in der Mitte und schwarzen Sandalen (Siehe Signatur)
Es war ein wenig seltsam zu beobachten, wie die verschiedenen Gesprächsstile miteinander im Wechsel standen. Von einer leicht dominanten Frageforderung hin zu einem ruhigen und sanften Kompliment. Ein Wechsel der nicht nur verwunderlich, sondern auch ein Stück weit mysteriös wirkte. Immerhin hatte Julia den Erzieher beim gemeinsamen Abend anders kennengelernt. Wobei es schwierig wurde das Ganze zu bewerten, kamen alle Beteiligten doch mehr oder weniger betrunken nach Hause. Mh … vielleicht war der große Mann aus dem Wohnheim auch einfach anders, wenn er mit jemandem unter vier Augen war? Vielleicht testete er gerade aus, wie weit er gehen konnte? Die Dämonin war sich etwas unsicher über die Folgen dieses Verhaltens. Allerdings – und die Möglichkeit räumte Julia auch ein – konnte sie sich auch einfach nur irren. Das passierte auch mal … hin und wieder. Und im Moment sah es auch ganz danach aus, als ob sie einfach und simpel einer Fehleinschätzung unterlag. Ansonsten würde er ihr wohl kaum so bereitwillig seine Hilfe anbieten. Was – das musste sie zugeben – wirklich zuvorkommend war. Es kam selten vor, dass jemand ihre Kommentare als Sprungbrett nutzte, um sich dann konstruktiv miteinzubringen. Der Letzte, der so etwas getan hatte, war Bernardo; und von dem hatte sie schon lange nichts mehr gehört. „Wirklich zuvorkommend, danke sehr.“, gab sie ihre Anerkennung preis und hob leicht das Glas, um einen imaginären Prost in seine Richtung zu seinen Ehren durchzuführen. Das erklärte zumindest, warum Jack so wenig Probleme mit Isola hatte. So als Neuseeländer war die Insel-Mentalität bestimmt nichts neues für ihn. Hier drehten sich die Uhren eben etwas langsamer. Die Direktorin hätte nichts dagegen gehabt, wenn ihr heutiger Gastgeber nun zu einem kleinen Vortrag über Neuseeland gewechselt hätte. Immerhin hatte sie ja offenbart, dass sie keinerlei Bindung zu dem im Mittelmeer gelegenen Eiland besaß. Allerdings lief das Gespräch in eine ganz andere Richtung.
„Vor allem für die Zukunft sollten sie alle etwas mitnehmen.“, stimmte Julia direkt mit ein und genehmigte sich im Zuge der Aussage ebenfalls einen weiteren Schluck aus ihrem Glas. Die Flüssigkeit auf so ein Minimum reduzierend, dass nur noch ein weiterer Schluck ausreichen würde, um das Glas vollständig zu leeren. Vielmehr sollte es auch eigentlich nicht werden, sie musste immerhin noch fahren. „Deine Informationen würden deswegen wohl mehr den Schülern hier helfen, als mir.“, das wollte sie nämlich noch klarstellen, bevor man hier meinte, dass sie über den ganzen Globus sauste. „Ich hatte es ja schon angedeutet, aber die Zeiten meiner Geschäftsreisen sind schon lange vorbei. Schließlich kann ich vieles, aber keine zwei Jobs auf einmal ausüben.“, und ein leichtes Schmunzeln wanderte über ihre Lippen, „Mir würdest du also nur dabei helfen, einen künftigen Urlaub etwas interessanter zu gestallten.“. Was auf sie bezogen sowieso eine Unmöglichkeit war. Julia und Urlaub waren zwei Worte, die im Wörterbuch der Dämonin kaum einer Assoziierung würdig waren. „Da würde es wohl besser passen, wenn du in einem Teil der Stunde selbst über Neuseeland berichten würdest. Als Erfahrungsbericht eines wahren Neuseeländers verpackt.“, woraufhin sie, zur Feier des Tages und mit einem schnellen Schluck, auch den letzten Rest Wein aus ihrem Glas verschwinden ließ. „Aber das ist bei weitem kein verbindlicher Vorschlag. Die Kinder haben vermutlich schon genug zu tun, wenn wir am Ende des Tages mit ihnen fertig sind.“, was Julia bewusst mit einem kleinen selbstironischen Unterton unterlegte. Sie glaubte alles, aber nicht an die Unverhältnismäßigkeit von Schul- und Hausaufgaben. „Wenn es dir nichts ausmacht ... würde ich mich gerne hier und jetzt von deiner Heimat Unterricht lassen.“, und dabei hielt sie Jack demonstrativ lächelnd ihr leeres Weinglas vor die Augen. Das indirekte Signal einer sich nach Flüssigkeit zehrenden Frau an den heutigen Gastgeber. „Vorausgesetzt, du hast noch ein Glas Wasser für mich? Der Wein ist zwar wirklich gut … jedoch nimmt mir leider nicht den Weg nach Hause ab.“, was für ihre Verhältnisse aber keine in Stein gemeißelte Absage war. Es würde Julia lediglich helfen die Antwort auf ihre innerlich gestellte Frage von vorhin zu bekommen. Und - so leid es ihr auch für Jack tat - so viele Antworten gab es nicht...