Damit den Schülern weder Blödsinn in den Sinn kommt noch die Decke auf den Kopf fällt, hatte sich das Personal und die Heimleitung auf einen Partykeller geeinigt, der von den Bewohnern des Wohnheims benutzt werden darf. Neben der Türe zum Lagerraum im Keller befindet sich eine weitere, großere. Sie führt zu einem etwa 40m² großen Raum, der gerne als Partykeller angesprochen wird. Die Bar verfügt über Softdrinks jeglicher Art, die von der Verwaltung des Wohnheims zur Verfügung gestellt wurden. Von Anfang an war ihnen klar, dass die Schüler nicht lange auf sich warten lassen würden um das ein oder andere alkoholische Getränk reinzuschmuggeln. Vereinzelt stehen auch schon Bierdosen im Kühlschrank, von denen man nicht weiß, ob diese tatsächlich vom Personal hergebracht wurden. Klar ist in jedem Fall, dass die Erzieher oder einzeln gewählte, volljährige Schüler ein Auge auf die Trinkaktivitäten dieses Raums werfen müssen. Außerdem verfügt der Partykeller über einen Billardtisch und einen Fernseher, der aber meistens nur für Musik verwendet wird, die über die Boxen erklingt. Egal, ob man auf der größeren Freifläche einen Tanz hinlegen will, diesen doch eher auf die Bar oder sonst wohin verlagert oder einfach nur in einem der Sessel oder auf der Couch vor sich hin vegitieren möchte - der Partykeller ist für alles offen.
Jack Wilson
Jack Wilson
160 Charakterbogen Aufenthaltsort: Aktuelles Outfit: Eine knielange weite Jeans, ein dunkles T-Shirt und dunkle Sneakers
Die Antwort, die Jack von sich gab, schien überraschenderweise gut angekommen zu sein. So gut, dass die Direktorin sogar ihr Glas erhob. Der Dämon tat es ihr gleich und lächelte sie freundlich an. Danach nahm er noch einen Schluck aus seinem Glas. Mittlerweile war es recht gut geleert, aber noch ein paar Schlucke hatte der Blonde wohl noch vor sich, ehe er sich nachschenken würde.
Die Informationen, die der Neuseeländer zuvor zu seinem Heimatland genannt hatte, schienen doch die Interesse der Direktorin zu wecken. Zwar behauptete sie, dass die Informationen mehr den Kindern in der Schule zugute kommen würde, aber Jack war der Meinung, dass sie selbst auch interessiert daran war. Immerhin konnte sie ja auch nicht wissen, wann sie diese Informationen in der Zukunft gebrauchen würde. Der Dämon überlegte kurz, was er ihr denn erzählen konnte. Es gab vieles zu erzählen, angefangen bei der Einreise, denn der Zoll war alles andere als lustig, wenn man irgendetwas essbares dabei hatte, aber das hatte weniger mit der Kultur des Landes zu tun, deswegen ließ er diesen Teil doch lieber aus. Aber bevor er anfing zu erzählen, nahm er das Glas der Direktorin entgegen und ging in die Richtung der Bar. „Ach ein Glas geht noch“, sagte er einfach und wartete gar nicht erst die Antwort der Blondine ab, sondern schenkte ihr nochmals denselben Wein ein. Er konnte die halbe Flasche schließlich nicht alleine leeren, da brauchte er Hilfe. Danach kam er mit ihrem Glas wieder zurück und übergab es ihr. Danach fing er an von Neuseeland zu erzählen. „Hm.. also es gibt die Maori in Neuseeland. Das sind die Ureinwohner. Grundsätzlich war es früher so, dass die Europäer mit der Zeit auch nach Neuseeland kamen und die verschiedenen Kulturen auch gemeinsam dort gelebt haben. Vor allem Engländer sind hergekommen. Heutzutage ist es mehr so eine multikulturelle Nation, da auch asiatische Einwanderer ihren Platz in Neuseeland gefunden haben. Grundsätzlich ist es aber so, dass die Maori eigene Bräuche haben. Zum Beispiel geben sie sich zuerst die Hand, dann lehnen sie die Stirn gegeneinander und dann die Nase. Das machen sie zur Begrüßung. Die Maori und ihre Traditionen nehmen in Neuseeland grundsätzlich einen besonderen Platz ein, weil uns Traditionen und Bräuche sehr wichtig sind. Die meisten heutigen Neuseeländer sind eigentlich sehr freundlich, hilfsbereit und offen, aber natürlich ist nicht jeder immer so“, erklärte der Dämon ein wenig von seiner Heimat. „Aber ja, ich denke das ist überall sehr ähnlich, bis auf die Traditionen der Maori, die sind, wie du siehst sehr eigen“, fügte er anschließend noch an. Zum Glück hörten das gerade nicht seine Eltern, denn diese würden ihm jetzt einen Vortrag halten, dass man nicht so über die Maori reden durfte, aber da er es nur zu Julia sagte, war es ihm egal. Ein Lächeln bildete sich in seinem Gesicht. Seltsam, dass er sowas überhaupt der Direktorin erzählte. Jack nahm anschließend sein Glas und leerte dieses gleich daraufhin, ehe er zur Bar ging und sich selbst auch noch den Rest des Weins ins Glas einschenkte.
Julia
Julia Bardera
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Mit einer Mischung aus Wohlwollen und Sympathie, welches sich sowohl in Julias Blick als auch in ihren Mundwinkeln widerspiegelte, durfte Jack das Weinglas aus Julias graziler Hand entfernen. Es wirkte fast schon wie eine Fügung des Schicksals. Eine Aktion, die einfach gemacht werden musste, wenn man den Ereignissen weiterhin ihren Lauf einräumen wollte. So – fast schon perfekt – trennte sich das Glas von ihrer Hand. Er hatte das Zeichen also tatsächlich gedeutet, weswegen der aufmerksame Blick auch weiterhin auf ihm haften blieb, als er sich schon längst auf den Weg zurück zur Bar befand, wo die Getränke auf ihn warteten. Dabei bewies Jack allerdings nicht nur ein unglaubliches Laufgeschick, sondern bestätigte der Dämonin auch ihr kleines inneres Rätsel. Bestehend aus der Frage, ob die leicht dominante Ader des Jack Wilson nur eine Einbildung – oder eine kurz durchscheinende Eigenschaft war; und ein wenig herrisch war der gute Mann durchaus. Immerhin setzte er sich bewusst über ihre Aussage hinweg, um anstatt dem gewünschten Wasser doch lieber ein weiteres Glas blutroter Seele auszuschenken. Ein sehr gewagtes Risiko, wenn man betrachtete, dass er sie kaum kannte. „Nun, es sieht nicht so aus, als hätte ich eine Wahl. Oder?“, war ihre erstaunlich einsichtige Antwort auf Jacks Kommentar, ehe sie sich weiterhin darin übte ihn von ihrer Position aus anzusehen. Eine sehr Julia typische Sache, wenn man so wollte. Sie war gerne Herr der Lage und ihre Beobachtung fiel dort immer mit hinein. Man wusste schließlich nicht was passierte, wenn man alles und jedem seinen Rücken zudrehte. Aber, selbst wenn, verstand es die Direktorin das gut zu kaschieren und ihre Aura der Allgegenwärtigkeit überall aufrecht zu erhalten. So auch hier, obwohl Julia dort eigentlich keinen Wert darauf legte. Manche Dinge wurde man eben nur schwerlich los. Genauso wie den Wein, der soeben wieder an sie herangetragen wurde. Passend zur nun angeschnittenen Geschichtsstunde.
Allerdings schaffte sie es während seiner Ausführung kein einziges Mal daraus zu trinken. Viel zu fixiert war sie auf Jacks Erzählungen. Insbesondere der Part mit den Maori ließ sie sichtlich hörbar Glucksen. Auf die Idee musste man auch erstmal kommen …. sich bei einer Begrüßung die Köpfe aneinander zu legen. Es klang schon ein wenig absurd. Ganz abgesehen davon, dass Julia viel zu viel Angst hatte von jedem eine kleine Kopfnuss zu bekommen. Bei all den Grobmotorikern da draußen sicher keine Seltenheit; vielleicht sogar Alltag. „Man hat überall schwarze Schafe. Deswegen ist es wichtig, diese Leute schnell für sich zu erkennen, damit man angemessen auf sie reagieren kann. Allerdings würde ich schon sagen, dass kleinere Gruppen, wie Inseln, Mental schon etwas anders sind.“, und ihr Blick ging einmal symbolisch durch den Raum, als könnte sie die Insel durch die Wände hindurch betrachten. Das Jack nebenbei zur Bar aufbrach, um sich auch noch einmal ein bisschen etwas einzuschenken, irritierte sie dabei keineswegs. Sie folgte ihm einfach – wie vorher – wieder mit ihrem Blicken. Die Lautstärke ihrer Stimme mit zunehmender Entfernung leicht erhöhend. „Auf Isola sind wir auch eher ‚entspannt‘. Der Großstadtrubel und das ständige Gerangel sind uns fremd.“. Julia pausierte kurz mitten in ihrer Aussage. „Was ich damit sagen will ist, dass wir viele Gesichter hier kennen. Niemand ist wirklich unbekannt. Fremd, könnte man sagen. Und dementsprechend ist man gegenüber Neulingen und alltbekannten Mitmenschen viel offener, vielleicht sogar familiärer. Das zumindest ist meine Einschätzung davon. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es in deiner Heimat ähnlich ist.“, woraufhin Julia – passend zu Jacks Rückkehr – es das erste Mal seit guten fünf Minuten schaffte ihr Glas an den Lippen anzusetzen, um die zweite Runde Wein in ihrem Gaumen willkommen zu heißen. Auch während des Trinkens das Lächeln ihres Gastgebers unterbewusst spiegelnd. Während sie auf ein erneutes heben ihres Glases, zu Gunsten des Dursts, verzichtete. Allerdings wurde ihr Lächeln noch breiter, nachdem sie das Glas wieder abgesetzt hatte. Deutlich ankündigend, dass dort noch etwas kommen sollte. „Die einzige Sorge, die ich jetzt auf Neuseeland hätte, wäre, dass mir dort jeder eine Kopfnuss verpasst … du hast nicht zufällig eine Erfahrung, die diese Befürchtung revidiert?“.
Dass der Neuseeländer auf die Anweisung des Wassers pfiff und ihr lieber noch ein Glas Alkohol einschenkte, ließ Julia nicht unkommentiert. „Nein, da hast du wohl keine Wahl“, antwortete er ihr und grinste frech in ihre Richtung, während er das Glas nochmals mit Wein füllte. Seit gestern wusste der Dämon ja, dass sie doch ein wenig Alkohol vertrug und da dies ein Rotwein war, war da jetzt auch nicht allzu viel Alkohol drinnen, wie bei einem Whiskey oder ähnlichem. Jack ging außerdem davon aus, dass die Direktorin sowieso brav und sicher fuhr und somit sicherlich keinen Unfall bauen würde. Ob dies jedoch der Wahrheit entsprach, wusste er nicht. Dafür kannte er die Frau einfach zu wenig, was aber nicht schlecht für den Dämon war, denn er wollte mit ihr ja eigentlich so wenig wie möglich zu tun haben.
Die kleine Einführung in die Kultur von Neuseeland schien der Direktorin doch irgendwie gefallen zu haben. Jedenfalls ging der Dämon davon aus. Sie erzählte im Anschluss noch von Isola, wie es hier so war. Genau so hatte er sich hier bei seiner Ankunft lustigerweise auch gefühlt, als ob ihn alle mit offenen Armen empfingen, gut nicht alle. Bei Julia hatte er immer das Gefühl, dass sie ihn einfach nicht mochte und lieber alle kontrollieren wollte, als sich Freunde zu machen. Aber vielleicht hatte sie auch ihre Gründe, wer wusste das schon. „Ja, kommt ziemlich hin. In Neuseeland ist es aber tatsächlich nicht überall so. Es kommt immer darauf an, wo du dich befindest. Wenn du in einer Großstadt dort bist, wirst du eher nicht so empfangen, wie auf dem Land. Aber ich denke, dass das überall so in etwa ähnlich ist“, erklärte er noch ein wenig. Jack gönnte sich einen größeren Schluck von dem Glas, als Julia dann ihre Sorge zu Neuseeland verkündete. Der Blonde musste unwillkürlich lachen. Eine Kopfnuss? So hatte er das noch nie wirklich gesehen! Er fand die Nähe eigentlich mehr als unangenehm in diesem Zusammenhang. „Also ich hatte schon öfters das Vergnügen mit den Maori und eine Kopfnuss haben die mir jetzt noch nie verpasst. Nur die Nähe einer anderen Person, die man gerade kennengelernt hat, kann ein wenig unangenehm sein, aber vor einer Kopfnuss brauchst du dir keine Sorgen zu machen“, antwortete er ihr danach und hoffte, dass so alle Sorgen nun weg waren. Wieder griff Jack zu seinem Glas und nahm sich noch einen Schluck daraus.
Julia
Julia Bardera
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Julia verblieb in amüsierter Zurückhaltung, während sich Jack herzlich über ihren Kommentar amüsierte. Sie selbst hätte dem Ganzen zwar keinen Comedy-Preis verliehen, aber zumindest bei ihm schien dieser lockere Kommentar sehr gut anzukommen. So überlegt hatte sie den Erzieher auch selten wirklich lachend erlebt. Wobei sie bewusst das vergangene Ereignis ausklammerte, weil sie dort sowieso von einem gewissen Zwang ausging sich etwas lockerer zu geben. Sie war dieser „Geselliglkeit“ ja auch irgendwie unterlegen gewesen. Auch, wenn es ihr am Ende mehr gefallen als geschadet hat. „Da bin ich ja erleichtert.“, kommentierte sie leicht amüsiert, jedoch auch gleichzeitig auch etwas verhalten und setzte ihr Glas erneut an den Lippen an. Allerdings hatte Jack etwas anderes, viel Interessanteres, erwähnt. Normalerweise etwas, womit jeder sich am Ende irgendwie arrangierte. Julia hingegen konnte sehr gut nachvollziehen, dass die plötzliche Nähe ein durchaus unangenehmes Gefühl auslöste. Für sie war eine angenehme Distanz ebenso wichtig wie respektvoller Umgang. Außerdem war sie kein Fan davon, den Atem des Gegenübers in ihrem Gesicht zu spüren, geschweige denn irgendwelche Fremden einfach so zu berühren. Das kollidierte auf so vielen Ebenen mit ihrer eigenen Komfortzone, dass es schon nicht mehr lustig war. Tief im Kern war Julia eben sehr zurückhaltend, wenn es um sich selbst ging. Vermutlich auch eine Sache, warum Dinge wie Flirten ganz hinten auf ihrer Agenda standen. Ein bisschen Kontrovers, wenn man sich immer anschaute, wie sie sich jeden Morgen zurechtmachte – aber wann war die Welt mal einfach? Doch diese Gedanken halfen auch nicht dabei das nun vorherrschende Problem im Raum zu lösen: Die Stille. Weder Jack noch sie selbst hatten ein neues Thema aufgeschlagen. Über die Maori wollten sich beide sicherlich nicht noch weiter austauschen. Mal abgesehen davon, dass es ein sehr einseitiger Austausch werden würde, weil Julia in diesem Thema absolut unbewandert war. Also griffen beide auf die gleiche Methode zurück, welche in solchen Fällen immer als erste Notlösung galt: Sie tranken weiter aus ihrem Glas. Und selbst wenn die Dämonin nun gerne irgendetwas anderes losgetreten hätte. Es fehlte ihr im Moment eindeutig an Fantasie und Möglichkeiten. Noch einmal deutlich aufzeigend, wie fremd sie sich waren. Vielleicht war es auch erst einmal genug Kontakt für heute. Immerhin war ein kleiner Plausch doch eine gute Steigerung. Die kleinen Fortschritte zählen, oder so ähnlich. Auch, wenn die Blondine das keineswegs zufriedenstellte. Würde ihr da nicht die Zeit etwas helfen. „Oh …“, entkam es ihr nach einem schnellen Blick auf das Ziffernblatt ihrer Armbanduhr und sie schaute hinauf zu Jack. „So gerne ich auch länger bleiben würde … auch wenn ich auf den Wein verzichten müsste, es geht leider nicht.“, und dabei klang sie unangefochten betroffen, was ja nicht einmal wirklich gelogen war. „Allerdings habe ich morgen wieder einen sehr vollen Tag und ich will ausgeschlafen sein.“, sie hielt kurz inne, „Oder so gut ausgeschlafen wie möglich, eben.“. Den Fakt verschweigend, wie oft sie sich ihre Augenringe künstlich überdeckte, damit ihr keiner ansah, wie fertig sie wirklich an diesem Morgen war. Ein Gedanke, auf den sie sich einen weiteren Schluck des roten Erdenblutes gönnte. „Und das möchte ich dir ebenfalls nicht nehmen. Schlaf ist schließlich wichtig und der Feierabend ist doch gleich viel angenehmer, wenn man am Abend nicht zu müde ist um noch irgendetwas zu machen.“, wonach sie – irgendwie erstaunlich elegant – den Rest ihres Weinglases den Rachen hinunterkippte. Deutlich spürend, wie das Bisschen Alkohol langsam seine Wirkung entfaltete. „Ich danke dir dennoch für den Wein und deine Zeit heute.“, und sie stieß sich vom Billardtisch ab, um das Glas auf der Theke abzustellen. Keineswegs die Chance missend, Jack auf ihrem Weg einen freundlichen Seitenblick zukommen zu lassen. „Wobei ich mich schon manchmal frage, welcher von unseren beiden Jobs wirklich einfacher ist.“, begann sie und drehte sich an der Theke zu ihm um, sich dabei leicht den Kragen ihres Hemdes zurechtrückend, „Gibt es sowas bei euch überhaupt, oder rede ich hier gerade von einem Mythos? Immerhin wohnt ihr ja mit den Kindern unter einem Dach.“. Eigentlich ja eine berechtigte Frage, oder?
Die Geschichte von den Maori würde wahrscheinlich nicht so schnell in Vergessemheit geraten. Jedenfalls bei dem Dämon, denn die Frage von Julia zu diesem Thema war einfach nur witzig. Dass so etwas überhaupt geschehen könnte, daran hatte der Blonde tatsächlich nie gedacht. Aber bei den Kontakten, die er mit den Ureinwohnern hatte, passierte dies auch nie, also warum auch daran denken? Seine Antwort schien die Direktorin wohl ein wenig zu beruhigen. Das breite Grinsen verblieb noch ein wenig auf seinen Lippen, während die Stille zwischen den beiden einkehrte. In dieser Zeit hätte man wahrscheinlich eine Feder auf den Boden fallen hören können. Unangehnem. Ganz plötzlich fragte sich er Neuseeländer, ob es eventuell auch Traditionen auf Isola gab? Jack war zwar schon lange auf dieser Insel, aber vielleicht gab es ja auch Traditionen, von denen der Dämon gar nichts wusste. Doch bevor er überhaupt anfangen konnte zu fragen, erhob Julia das Wort. Sie wollte wohl schon gehen. Tja, der Erzieher hatte den Luxus, dass er schon praktisch zu Hause war. Die Direktorin ja nicht. Aber mit dem Auto würde es wahrscheinlich nicht zu lange dauern. "Naja, ich habe mein Zuhause hier, deshalb muss ich jetzt noch nicht schlafen gehen, aber ich verstehe, wenn du gehen willst", antwortete der Blonde ihr im Anschluss. Doch bevor sich die Direktorin auf den Weg machte, drehte sie sich um und meldete sich nochmals zu Wort. Jack war sich unsicher, was er antworten sollte. "Hmm... Gute Frage, wir Erzieher haben die Kids leider den größeren Teil der Zeit, aber sie zu unterrichten ist sicher der schwierigere Job", antwortete er ihr ehrlich. Ob Julia dies auch so sah? Sicher war sich der Neuseeländer nicht. "Ah, was ich noch fragen wollte, bevor du weg bist. Gibt es hier in Isola irgendwelche Traditionen? Mir fällt keine ein, obwohl ich schon länger hier lebe", fügte er noch mit an. Die letzten zwei Schlucke Wein von seinem Glas gönnte er sich währenddessen noch.
Julia
Julia Bardera
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„Von wollen kann nicht die rede sein, Jack. Aber ich muss, befürchte ich.“, was schon alles war, was Julia zu ihrer Verteidigung anzubieten hatte. Im Endeffekt war ihre Position auch nicht wirklich angreifbar. Jeder konnte es wohl verstehen, wenn sie für den morgigen Tag gut ausgeruht am Arbeitsplatz erscheinen wöllte. Vorwerfen, dass sie ihn loswerden wollte, konnte man ja nicht. Weder hatte sich die Dämonin irgendwelche Feindseligkeiten aufkommen lassen- noch hatte sie ihn öffentlich in irgendeiner Form beleidigt. Eigentlich hatte sie während des gesamten Gespräches auch penibel darauf geachtet selbst indirekte Angriffe zu vermeiden, obgleich diese ebenso unterbewusst waren wie ihre vereinzelt kritischen Kommentare. Bei denen sie sich wohl allein deswegen gut zurückhalten konnte, weil die Arbeit zwischen den Beiden keinen wirklichen Fokus abbekommen hatte. Selbst Julias Frage nach dem Arbeitsaufwand der Erzieher konnte man eher als rein platonisch betrachten. Es artete zum Glück auch nicht in einem Wettbewerb zwischen den beiden Vertretern ihrer Fraktion aus, sondern … war sehr verständnisvoll? Julia war selbst sehr erstaunt über diese Art der Gesprächsführung. Selten fand man es vor, dass Fakten geschaffen und Zugeständnisse gemacht wurden. Eine Kunst, die in Gesprächen nicht unbedingt jeder beherrschte. Auch Jack hatte sie in einem spontanen Anflug von Vorurteilen in eine solche Schublade gesteckt. Einfach, weil sein Charakter noch in so vielen Punkten Rätsel aufgab, die mit bloßer Beobachtung an sich nicht lösbar waren. Sie hatte ja noch nicht einmal eine adäquate Antwort auf die Frage nach seinen dominanten Zügen erhalten. Hier – wie auch in anderen Bereichen – musste die Direktorin wohl bald noch einmal mit ihrer neuen Methode nachhaken. Der erste Feldversuch lief ja eigentlich ganz in Ordnung, wenn sie das mal so behaupten durfte.
Doch allzu einfach wollte der Erzieher ihre Wenigkeit nicht ziehen lassen. Sie war schon auf dem Weg zur Tür, da drang seine Stimme von hinten an ihr Ohr heran und sorgte dafür, dass sie sich noch einmal zu ihrem heutigen Gastgeber herumdrehte. „Isola ist ein Treffpunkt verschiedener Kulturen.“, warf sie ihm erst einmal einen kleinen Appetizer vor die Füße und wirkte bei der Antwort sogar sichtlich amüsiert. Immerhin ging sie nicht davon aus, dass er als langjähriger Erzieher diese Frage überhaupt stellen musste. Bevor sie ihn aber noch länger wie ein Fisch auf dem trockenen zappeln ließ, gab sie ihm lieber eine Antwort: „Wir sind ein sehr ritualgebundenes Eiland, Jack. Erinnerst du dich an das Mittsommer-Feuer auf dem Ball? Es mag kein modernes Fest sein, aber unsere Legenden besagen, dass es bis zur nächsten Wintersonnenwende unendlich viel Glück bringen soll, wenn man kurz vor Sonnenaufgang mit einem Partner oder einer Partnerin um das Feuer tanzt.“. Eine Tradition, der sie an diesem Abend leider nicht beiwohnen konnte, da vieles sie effektiv daran gehindert hatte. So direkt wusste sie auch gar nicht, ob die Erzieher ebenfalls dazu gekommen waren diesen Brauch für sich zu nutzen. „Vielleicht hilft es dir auch weiter, wenn ich sage, dass Isola mehr spirituell agiert, als wirklich fest traditionell zu handeln. Weswegen man, unter Umständen, viele Dinge mitunter gar nicht- oder nur in bestimmten Situationen wahrnimmt.“, und das war nicht nur auf die guten Momente im Leben bezogen. Nein, auch beim Werwolf-Angriff war diese imaginäre Bindung sichtbar. Selbst Schüler, die sich eigentlich so nicht leiden konnten, arbeiteten Hand in Hand zusammen, als wäre es deren täglich Brot gewesen. „Unser Zusammenhalt ist etwas, was sich jeder kulturellen Ebene entzieht und mehr eine mentale Tradition darstellt. Egal, woher man kommt.“, was Julia nicht ohne Grund mit einer bis dato unbekannten wärme in ihrer Stimme vermittelte. Es gehörte immerhin teilweise zu ihrer eigenen Lebensgeschichte. „Von daher … mache dir ruhig ein paar eigene Gedanken. Es lohnt sich dort zu suchen, wo man es am wenigsten erwartet. Nur, als kleiner Tipp“, was Julia sowohl amüsiert, als auch teilweise frech klingend in seine Richtung warf. Mit einem sanften Lächeln kombiniert deutlich implizierend, dass es noch sehr viel mehr gab, als sie ihm in diesem Moment einfach erzählen würde. Vorerst aber, musste das reichen. „Gute Nacht ... Jack.“, schloss sie verheißungsvoll sanft ab und drehte sich zur Türe des Partykellers, um zurück zu ihrem Auto zu gehen. Dem Erzieher an der Bar dort einen wunderbaren Blick auf ihren Rücken präsentierend, bevor ihre Absätze sich die Treppe zum Erdgeschoss emporkämpften. Aber wo kämen wir hin, wenn zwei Gläser Wein nicht zumindest mit einer kleinen Showeinlage beendet wurden.
Die Information, die Jack über die Insel bekommen hatte, war interessant, aber nicht gerade die Antwort, nach der er gesucht hatte. Er selbst hatte nach etwas exklusives Gesucht, das sonst keine andere Kultur betrieb. Aber da auf der Insel, wie Julia schon erwähnt hatte, viele verschiedene Kulturen lebten, wurde diese Einzigartigkeit wohl nicht implementiert. Naja, war ja auch nicht weiter schlimm. Dass es eine Vielfalt an Kulturen hier gab, war ja auch etwas Gutes. Der kleine Input zum Mittsommer-Feuer spiegelte genau das wieder, was er zuvor mit Einzigartigkeit gemeint hatte. Er staunte bei diesem Aberglaube nicht schlecht. „Ach echt? Das wusste ich gar nicht. Blöd, dass ich an diesem Abend mit niemandem getanzt habe“, antwortete er ihr gleich darauf. Tja, das hieß dann wohl, dass er nur noch Pech haben würde. Hätte Vincent ihm dies zuvor erzählt, dann hätte er sicherlich ihn zum Tanz aufgefordert. Vielleicht hatte Vincent ihm auch genau deswegen nichts davon erzählt, immerhin kannte er den Blonden gut. Aber egal, das Mittsommer-Feuer war schon beendet und jetzt konnte er nur noch auf die Gnade der Götter hoffen, dass er trotz dessen Glück haben würde. Den Tipp, den die Direktorin dem Dämon gab, brachte ihm im Augenblick nicht viel. Immerhin hatte er ja sie gefragt und war bei ihr auf die Suche nach solchen Sachen gegangen. Was er natürlich sonst nie machen würde. Aber immerhin gab sie ihm ein paar kleine Inputs, die der Neuseeländer auch ganz gut brauchen konnte. Vielleicht nicht jetzt. Vielleicht auch nicht in naher Zukunft, aber irgendwann einmal würde er diese Informationen sicher brauchen. Als sich die Frau dann noch verabschiedete lächelte er sie freundlich an. Es überraschte Jack selbst immer wieder, dass er so freundlich zu jemanden sein konnte, den er nicht unbedingt mochte. „Gute Nacht. Komm gut nach Hause“, antwortete er ihr und trank im Anschluss sein Glas leer. Danach nahm er das Glas von Julia und seines mit zur Spüle und wusch die schönen Weingläser. Im Geschirrspüler würden diese nur dreckig werden. Er wusch sie lieber von Hand und gab sie dann getrocknet wieder in den Glasschrank. In der Weinflasche war noch einiges an Alkohol vorhanden. Das konnte er hier nicht so stehen lassen, deswegen nahm er den Rest und schüttete diesen auch den Abfluss hinunter. Als er alles versorgt hatte, machte er sich auf in sein Zimmer. Dass es noch Schüler gibt, die wach waren, bemerkte der Blonde nicht. Aber es war auch nicht mehr die Uhrzeit, um alles rundherum sich wahrzunehmen. Im Zimmer angekommen, richtete er sich fürs Bett und ging auch ins Bett. Dort schlief er dann ziemlich schnell ein.