Damit den Schülern weder Blödsinn in den Sinn kommt noch die Decke auf den Kopf fällt, hatte sich das Personal und die Heimleitung auf einen Partykeller geeinigt, der von den Bewohnern des Wohnheims benutzt werden darf. Neben der Türe zum Lagerraum im Keller befindet sich eine weitere, großere. Sie führt zu einem etwa 40m² großen Raum, der gerne als Partykeller angesprochen wird. Die Bar verfügt über Softdrinks jeglicher Art, die von der Verwaltung des Wohnheims zur Verfügung gestellt wurden. Von Anfang an war ihnen klar, dass die Schüler nicht lange auf sich warten lassen würden um das ein oder andere alkoholische Getränk reinzuschmuggeln. Vereinzelt stehen auch schon Bierdosen im Kühlschrank, von denen man nicht weiß, ob diese tatsächlich vom Personal hergebracht wurden. Klar ist in jedem Fall, dass die Erzieher oder einzeln gewählte, volljährige Schüler ein Auge auf die Trinkaktivitäten dieses Raums werfen müssen. Außerdem verfügt der Partykeller über einen Billardtisch und einen Fernseher, der aber meistens nur für Musik verwendet wird, die über die Boxen erklingt. Egal, ob man auf der größeren Freifläche einen Tanz hinlegen will, diesen doch eher auf die Bar oder sonst wohin verlagert oder einfach nur in einem der Sessel oder auf der Couch vor sich hin vegitieren möchte - der Partykeller ist für alles offen.
Zum Glück war die Flasche mit der Flüssigkeit nicht zerbrochen, als sie lautstark auf dem Tresen aufkam. Vielleicht wäre es von Vorteil gewesen, wenn Luana anstandshalber an die Tür geklopft hätte. Aber niemand konnte damit rechnen, dass sich jemand im Partykeller befand. Ein leichtes Schmunzeln trat auf ihre Lippen. Es war noch einmal alles gut ausgegangen. Die beiden Mädchen mussten keine Schweinerei beseitigen und zerbrochene Flasche im Mülleimer erklären. Das Schmunzeln wurde zu einem Lächeln, als sie sogar mit ihrem Namen begrüßt wurde. Ihr Zwilling hatte den Namen also noch nicht vergessen. Das konnte ein gutes oder auch schlechtes Zeichen sein. Aber so wie die Meerjungfrau ihre Begegnung gerade betrachtete, war es wohl ein gutes Zeichen. Es wurde auch kein Widerwort gegeben, als sich die Nixe auf den Barhocker pflanzte. Ihre lümmelnde Position war zwar kein Zeichen für gute Manieren, aber die waren in dieser Hitze bereits weggeschmolzen.
Momoi schien gerade um ein paar Worte zu ringen und entschied sich kurzerhand dazu, die Flasche in die Mitte zu schieben. Ein Friedensangebot? Konnte man sicher so werten, aber Luana war gerade nicht danach Alkohol zu trinken. »Ein anderes Mal gerne. Aber heute bei der Hitze, verzichte ich lieber darauf.«, entgegnete sie dem Mädchen lächelnd. »Du kannst gerne trinken, solange du dich nicht unter den Tresen säufst.« Das gäbe sicher kein allzu gutes Bild. »Gibt's im Kühlschrank noch was anderes zu trinken?«, wandte sie sich halb an Momoi, während sie bereits den Kühlschrank beäugte. Nur leider gab ihr der Kühlschrank keine Antwort auf die Frage, das hieß wohl, dass sie selbst ihren Hintern bewegen musste. Aber gerade lümmelte sie zu bequem auf dem Hocker, als das sie sich die Mühe machen wollte, die paar Schritte zum Kühlschrank zu machen. Die Enttäuschung doch kein kühles alkoholfreies Getränk darin vorzufinden, wollte sie sich gerade ersparen. Es war auch nicht so, dass Luana kurz davor stand zu dehydrieren. Gott sei Dank. »Was machst du eigentlich hier so ganz alleine im Partykeller?«, fragte sie ihren Zwilling, während die meerblauen Augen ihr Gesicht fixierten. Vielleicht hatten sie beide die göttliche Eingebung gehabt einen kühlen Ort aufzusuchen? Der Gedanke gefiel der Rosahaarigen.
Eigentlich war die Gestaltwandlerin voller guter Dinge, dass Luana sich mit ihr einen kleinen Schluck genehmigen würde. Da dies jedoch recht kurzgehalten abgewiesen wurde, schob auch die rosahaarige Schülerin die Flasche wieder den Tresen hinauf und setzte ihren Blick ebenfalls auf den Kühlschrank. „Naja, wir müssen ja nicht unbedingt heute trinken.“, gab sie dann nüchtern zu und schmollte einen kleinen Moment vor sich her. Sie hatte eine deutlich andere Reaktion erwartet oder eher erhofft. Nun, wenn sie auch so darüber nachdachte, war sie selbst ja keine Jugendliche in dem Sinn und vielleicht erschien es ihr in diesem Moment auch so, als würde dies ein normaler Anlass sein. Guter Alkohol war eben doch schwer zu finden und vor allem zu bekommen. „Dabei ist doch Blue Walker, mit der beste Whiskey den ich es gibt.“ Weiterhin schmollend, schon bockig lauschte sie auch der Frage ihres Zwillings. Stehts noch bezogen auf den Kühlschrank wie es schien. Sie hob die Schultern locker und ließ sie kurz aufzucken. „Ich denke schon. Aber was kann ich schon dazu sagen? Bin ja heute erst wieder angekommen!“, lächelte sie und rieb sie etwas verlegen den Nacken. Ob Luana das überhaupt aufgefallen war? Also das Momoi ein paar Monate nicht hier war? Ihr Blick richtete sich vom Kühlschrank auf ihren Zwilling. So wie sie vor sich her lümmelte würde sie sich ja doch nichts aus dem Schrank holen und so machte sich Momoi vom Hocker locker und hüpfte schon beinahe vergnügt zum Ort der Begierde. Sie zog die Tür auf und bückte sich mit dem Oberkörper herunter. Die eisige Kühle prallte an ihrem zarten Gesicht ab und erfüllte sie mit einem Gefühl der Glückseeloigkeit. In Anbetracht der Hitze war es das passende Wort. „Was magst du haben? Hier ist fast alles drin, denke ich mal.“, gab sie zu und fegte mit ihrem Blick über den Bestand drüber. „Was ich hier alleine mache? Naja, ich war hier das letzte mal so wirklich unter Leuten. Da dachte ich mir, wieso denn nicht? Aber eigentlich..“, sie stoppte kurz in ihrer Erklärung und nahm sich ein Getränk heraus, ehe sie sich erhob und den Deckel aufmachte. „Eigentlich habe ich gehofft, dass du hier reingehst.“
Momoi hatte anscheinend mit einer anderen Antwort gerechnet, als die Ablehnung des Alkohols. Das Schmollen blieb der Nixe nicht verborgen und wurde mit einem hochziehen der Mundwinkel quittiert. Sie nahm es der Langhaarigen nicht übel. Warum auch? Es war absolut nichts Verwerfliches daran, seine Gefühlslage auszudrücken. »Beim nächsten Mal bin ich dabei.«, versprach Luana, zumindest wenn sich die Uhrzeit gen Abend neigte. Den Morgen wollte sie ungerne mit Alkohol begrüßen. Jeder konnte es handhaben wie er wollte. Dass ihr Zwilling dem Alkohol nicht unbedingt abgeneigt war, verrieten ihr die nächsten Worte. Man kannte sich mit dem Gesöff aus, was sich in der Flasche befand. Whiskey. »Davon hab ich keine Ahnung. Aber du anscheinend schon. Wie viele Erfahrungen hast du denn schon damit gemacht?«, fragte die Meerjungfrau interessiert. Es schien zumindest nicht so, als hätte sich Momoi mit dem Inhalt des Kühlschranks bereits bekannt gemacht. Whiskey stand anscheinend nicht im Kühlschrank, schlussfolgerte die Meerjungfrau. Dass man Momoi bereits einige Zeit nicht mehr zu Gesicht bekommen hatte, war Luana natürlich aufgefallen. Aber bislang hatte sie sich nicht getraut danach zu fragen. Zumal sie auch gar nicht wusste, wen oder ob sie überhaupt die Auskunft bekommen hätte. »Hattest du eine Auszeit gebraucht?«, wandte sie sich mit der naheliegendsten Frage an ihr Gegenüber. Keine Ahnung, was man dafür tun musste, aber bei Gelegenheit würde sie sich damit an Momoi wenden. Ihr Zwilling war wirklich aufmerksam und bewahrte die Nixe vor dem sicheren Tod. So oder so ähnlich spielte es sich im Partykeller ab. Luana wurde von Momoi bedient. Daran konnte sie sich gewöhnen. »Mineralwasser reicht. Danke.« Irgendwie dürstete es die Langhaarige ein wenig danach. Auch wenn sie das Mineralwasser mit frisch gepresster Zitrone oder ein bisschen Himbeersirup bevorzugte. Aber man konnte nicht alles haben. »Dein Wunsch wurde erhört.«, grinste die Langhaarige, nachdem sie einen großen Schluck von ihrem Mineralwasser gemacht hatte. So ließ es sich definitiv leben.
Sie schob ihren Körper an den Tresen. Ihr Blick fiel auf die Whiskeyflasche, deren Rückseite zu Momoi gewandt war. Kurz nur verlor sich die smaragdäugige Schülerin in der Flüssigkeit und schaute dann etwas benommen zu Luana. Sie nickte ihr Versprechen ab und lächelte ertappt. „In all den Jahren habe ich schon mal mehr oder weniger Alkohol getrunken. Von abartig Schlechten bis hin zu unglaublich Guten. Man könnte also sagen, dass ich eine gewisse Ahnung habe!“ gab sie froh von sich. Auch wenn ihr dabei eher nach stehen könnte, arrogant herüber gekommen zu sein. Jedenfalls dachte sie darüber nach, ob sie etwas zu großkotzig das von sich gab. „Oh?“, sie schaute etwas erstaunt. Also hatte Luana es also bemerkt. Schön, dachte sie sich und schmunzelte etwas verlegen. „Mhhh, ich konnte mit der Masse an Menschen nicht umgehen und hatte dann einen Antrag gestellt, die Insel vorzeitig verlassen zu können. Natürlich mit Rückreise, sobald meine Kur endete, weißt du.“, erklärte sie sich ruhig und schaute dabei nochmal auf die Flasche. Ein wenig juckte es ihr schon in den Fingern, einfach die Pulle aufzureißen. „Ich wollte mich bei dir entschuldigen, Luana.“, begann sie wie aus dem Nichts und verbeugte sich. Sie hoffte darauf, dass sie ihre Entschuldigung annehmen würde.
Warum sollte man sich mit Alkohol nicht ausprobieren? Es war definitiv nichts Verwerfliches daran, dass man eine gewisse Ahnung davon hatte. Immerhin konnte Luana so auf Momoi zurückgreifen, sollte sie ein Getränk nicht kennen. Wobei es auf der Insel nicht unbedingt unzählige Möglichkeiten gab, um dem Alkohol zu frönen. Und außerdem wusste die Langhaarige besseres mit ihrem Geld anzufangen als es fürs Saufen auszugeben. Mochte zwar nicht für jeden gelten, aber das war auch okay. »Wie oft hast du dich dann dabei unter den Tisch gesoffen?«, fragte die Neuseeländerin interessiert und ließ gleich ein Lachen, bei der gedanklichen Vorstellung von ihrem Zwilling am Boden, folgen. Bislang war Luana eine solche Entgleisung jedenfalls noch nicht untergekommen, aber es gab bislang auch nicht wirklich viele Möglichkeiten sich Auszuprobieren wo die Grenzen lagen. Wobei die Langhaarige lieber nicht zu tief ins Glas schaute. Lieber Vorsicht walten lassen als Nachsicht.
Die Antwort wegen der Auszeit ließ ihre Augenbraue ein wenig nach oben wandern. Gerade hatte sie sich wieder in eine aufrechte Position gebracht um besser an ihrem Mineralwasser zu nippen. Eine Kur war es also gewesen. »War es wirklich so schlimm hier? Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn du die Einweihungsparty damals geschwänzt hättest.«, fragte und überlegte die Nixe zugleich. Die Party war damals recht gut besucht gewesen, die Stimmung gut und die Musik laut. Es war eben auch nicht jedermanns Sache einer solchen Feierlichkeit beizuwohnen. »Und hast du was bei der Kur gelernt? Oder wie darf man sich das vorstellen?«, wandte sich Luana abermals an ihr Spiegelbild. Eine Erleuchtung konnte nicht schaden und vielleicht vermied man so mögliche Peinlichkeiten oder Fettnäpfchen. Kurz stutze die Langhaarige, als Momoi verlauten ließ, dass sie sich bei ihr entschuldigen wollte. Wofür? - Das war ihr erster Gedanke. Die Verbeugung war zum Glück so schnell vorbei, wie sie gekommen war. Sowas war der Langhaarigen schon immer peinlich gewesen. »Ich hab zwar keine Ahnung, weshalb du dich entschuldigen solltest, aber ich nehm‘ die Entschuldigung natürlich an.«, gab sie mit einem Lächeln bekannt.
Irgendwie war es komisch. Ein so langes Gespräch hatte sie schon wirklich lange nicht mehr geführt. Selbst wenn, dann nur eines, wie sie mit ihren Ängsten und Zweifeln umgehen sollte. Das sie einmal mit jemanden, wer auch immer es hätte sein sollen, ein Gespräch über ihre Interessen führt, stimmte die Russin froh. Sie ballte die Faust zusammen und bewegte die Finger als Gedankenstütze vor. „Ich denke, dass ich so sicher zehn bis zwanzig Mal nicht auf den Alkohol zurechtgekommen bin.“, gestand sie und errötete schon vor Scharm. Wobei sich auch die Frage stellte, weshalb sie nun so reagierte? In ihrem Alter war es nicht schlimmes, sich mit seiner Standfestigkeit gegen über Alkohol zu profilieren. Was hatte sie denn sonst aktuell zu bieten? „Also, ehm, naja …“ holperte sie plötzlich los und schaute Luana mit großen Augen an. Fast schon so als würde sie ihr ein Geständnis überreichen. „Naja, falls du mal jemanden zum Trinken brauchst, weil irgendwas ist, dann wäre ich gerne die Freundin für dich, die das übernehmen würde!“, sagte sie und stieß sich beinahe mit dem Ellenbogen an der Kante des hölzernen Tresen. Sie machte schon fast einen kindlichen Eindruck, wie sie ihren Kopf etwas herunter neigte und so Luana respektvoll gegenüber sitzen wollte. Das Thema wechselte dann recht plötzlich und auch Momoi hatte sich wieder aufgerichtet und sich nach vorne gedreht. Mit einem Finger streifte sie über den gewachsten Tresen und fühlte sich etwas schuldig gegenüber den Schülern auf der Schule. Schließlich ging sie ja einfach, ohne jemanden etwas davon gesagt zu haben. Als Luana fertig war und ihr schließlich doch die richtigen Fragen stellte, die erste sogar schon beantwortete ohne davon zu wissen, nickte sie sanft ehe sie ihre Stimme den Raum erfüllen ließ. „Mh, ich denke du hast Recht. Lange war ich ja noch nicht hier und mit großen Menschenmassen hatte ich schon immer Probleme. Das wurde mir dann einfach irgendwie zu viel. Ich …“ Ein trauriges Lächeln setzte sich auf ihren zarten Lippen ab. „Ich hab am gleichen Abend noch eine Flasche Whiskey auf der Terasse ausgetrunken und am nächsten Tag mit einer Alkoholfahne in die Schule… oh je..“ Sie lenkte das Thema ihrer eigenen Unfähigkeit unter vielen zu sein, schnell und bewusst in eine andere Richtung. Doch die ‚Kur‘ wie sie Luana nannte, die Erklärung schuldete Momoi ihr noch. „Die Kur, ja, naja im Endeffekt habe ich einfach eine Freundin aus meinem Waisenhaus besucht. Sie war die Älteste von uns und konnte gerade mir gut mit meinem Problem helfen, sag ich mal. Also medizinisch war das nicht!“ Darauf folgte ein beherztes Lachen und die kurze Anspannung legte sich schnell wieder. „Das ist schön.“ Hauchte sie leicht und sah zu Luana mit einem hoffnungsvollen Blick. „Also, das ich gesagt habe, dass ich gerne die Freundin wäre. Also, was ich sagen will, ist: Luana können wir Freunde sein?“
Bei dem Geständnis, wie oft Momoi bereits über den Durst getrunken hatte, riss die Rosahaarige ihre meerblauen Augen auf. Das war recht beträchtlich. Manchmal musste man seine Sorgen einfach in Alkohol ertränken, vor allem wenn man ein Teenager war. Daher machte sie einfach eine wegwerfende Handbewegung. »Du hattest sicher deine Gründe.«, war der Kommentar, denn sich Luana nicht verkneifen konnte und somit war das Thema auch beendet. Die Nixe bezweifelte, dass Momoi sich an alle ihre Eskapaden im Zusammenhang mit dem Alkoholkonsum erinnern konnte. Einen Saufkumpanen zu haben, konnte sicher nicht schaden, wobei Luana nicht darauf bedacht war, ständig an der Flasche zu hängen. Ganz bestimmt nicht. Da gab es wesentlich wichtigere Dinge, aber man konnte sich auch so treffen ohne gleich zur Flasche zu greifen. »Du willst mich ja nur unter den Tisch saufen.«, lachte die Meerjungfrau und beäugte Momoi. Es brauchte sicher nicht so viel, dass Luana Bekanntschaft mit dem Boden schloss. »Scherz beiseite, wenn ich mal was trinken will, komme ich auf dich zurück.«, gab sie ihr eine ehrliche Antwort gepaart mit einem kleinen Lächeln. Ihr Zwilling war anscheinend an dem Tag der Einweihungsparty ebenfalls dem Alkohol verfallen. Eine Flasche Whiskey hatte das Mädchen geleert und war am nächsten Tag nicht in der Schule gewesen, sondern hatte die Insel für die Kur oder Auszeit verlassen. So verstand es die Langhaarige. Die Kur schien wohl eher eine kleine Erholung bei einer Freundin zu sein. Man konnte eine Auszeit mit vielerlei Dingen verknüpfen. Verstehend nickte die Meerjungfrau und unterbrach Momoi bei ihrer Erzählung nicht weiter. Wobei die Erzählung nicht sonderlich ausführlich war. Aber da wollte Luana nicht weiter nachbohren. Immerhin würde man ihr schon mehr erzählen, wenn es mehr zu erzählen gab oder wenn man es für richtig hielt. Eigentlich wollte die Langhaarige bei Momois letzter Aussage gar nicht lachen, aber es erinnerte sie an diese Liebesbriefchen, wo man die Antwort ankreuzen musste. Kindergartenkram halt. »Sorry. Was ich sagen will...wir können gerne Freunde sein.«, bestätige die Nixe und hielt Momoi ihre Hand hin. Keine Ahnung ob man das so machte. Natürlich konnte man auch darauf trinken, schließlich befand man sich im Partykeller, aber Luana hatte schon damit abgeschlossen heute keinen Alkohol anzurühren.
Während sich die beiden unterhielten und Momoi doch nun langsam am ermüden war, so schreckte ihr Herz auf und ihr ruhiger Puls wandelte sich in eine tobende See. Die im Scherz gemeinen Worte, man würde nur versuchen Luana abzufüllen, brausten die See in ihrem Herzen auf. Vorwurfsvolle, meterhohe Wellen des Zweifels - an ihren eigenen Aussagen schlugen hoch und runter. Bald würden der rosahaarigen die Tränen aus den Augen kullern, sollte sie sich nicht schnel genug beruhigen können. Es fühlte sich wie ein Fluch an der auf ihren Schultern lastete. Nicht nur war sie der Menschlichkeit beraubt worden, sondern offenbar nahm man ihr auch die Möglichkeit mit anderen Menschen umgehen zu können. Diese Illusion schlug sich die Gestaltwandlerin bei jeder weiteren Sekunde in den Geist und zu gleich empfand sie es als äußerst unfair. Unfair Freundschaften zu knüpfen. Nicht nur war sie sich unsicher denn je, aber im gleichen Moment begann Luana zu lachen, was dem Mädchen nicht gerade die rosigere Zukunft vorherbestimmen würde. Doch schon als die Schülerin innerlich beriet war zusammenzubrechen, so begann die See in ihren Herzen sich zu beruhigen. Ja, wir können Freunde sein... - was für eine Macht dieser Satz fr Momoi trug. Wie ein Wundermittel gegen alle Zweifel und Krankheiten begann die Sonne wieder für ise zu scheinen. “Was?” schockiert wie sich Momoi veräußerste, vergas sie die eigentliche Frage selbst dafür gestellt zu haben. Plötzlich breitete sich ein riesiges Lächeln auf dem Gesicht der Russin aus. “Das ist wirklich schön! Danke, Luana!” und dann konnte sie sich nicht mehr halten. Sie traute sich gar nicht mehr Luana ins Gesicht zu schauen, denn es wäre ja peinlich. Peinlich eben, weil die Tränen einfach wie verhext aus den Augen der rosahaarigen Schülerin fielen. Es vergingen einige Momente. Momoi hatte sich beruhigt und die Stille, die vorher den Raum erfüllte ehe die zwei Schülerin sich hier trafen, legte sich wieder breit aus. Doch auch diese sollte nicht lange andauern. Momoi erhob sich, knarrte mit den Füßen des Hockers über den Boden und ging zum Kühlschrank. Nochmals beugte sie sich davor, öffnete die große Tür und nahm sich einen kalten Eistee heraus. Kein Whiskey, aber die gleiche Farbe. Sie schraubte die Flasche auf und schon füllte das kalte Gut den Hals. “Lecker”, hauchte sie und setzet dann ihren Blick auf Luana. “Das kommt vielleicht plötzlich, aber hast du eigentlch einen Freund?”, sie ging davon aus, dass man als Freundinnen über sowas reden konnte. Oder war es noch zu früh dafür?
Für ein paar lange Momente war es still im Partykeller. Einzig und alleine das Atmen der zwei Mädchen konnte man hören. Hatte die Nixe etwa die falsche Antwort gegeben? Ganz bestimmt nicht, sonst hätte Momoi nicht gefragt. Aber vielleicht war ihr Anfang weniger gut durchdacht gewesen, daher wollte Luana bereits zu ein paar entschuldigenden Worten ansetzen, als die Stimme von ihrem Zwilling durch den Raum halte. Anscheinend war doch noch einmal alles gut gegangen und wie es schien waren die Zwillinge nun auch Freundinnen. Warum auch nicht. Normalerweise fiel es der Langhaarigen nicht so leicht Freundschaften zu knüpfen. Aber manchmal gelang es doch ganz gut und außerdem war ihr Momoi auch nicht gänzlich fremd. »Du brauchst dich dafür doch nicht zu bedanken.«, winkte die Meerjungfrau mit einer Handbewegung ab. Anscheinend machte die kurze Ungewissheit Momoi durstig, da sie sich an dem Kühlschrank bediente. Anders als erwartet, griff sie nicht zum Alkohol, sondern nur zu einem Eistee. Solche Getränke waren sicher die bessere Wahl, wenn man seinen Durst stillen wollte. Sah die Gehörnte anscheinend genauso und kommentierte ihren Eistee als lecker. Ein Lächeln legte sich auf die Lippen der Langhaarigen, was aber im nächsten Moment schon wieder von der Bildfläche verschwand. Die Frage kam doch ein wenig unerwartet und wich einem perplexen Ausdruck. Damit hatte Momoi sie kalt erwischt. »Puhhh..also nein. Du? Oder eine Freundin?«, beantwortete die Neuseeländerin nach reiflicher Überlegung. Es war zwar etwas zwischen ihr und Kiri. Aber das Etwas hatte noch keinen Namen. Ob es überhaupt jemals dazu kam? Kurz runzelte die Langhaarige die Stirn, es brachte nichts, darüber nachzudenken. Entweder es ergab sich oder eben nicht. Sie hoffte zwar, dass es sich irgendwann mal ergeben würde, aber wollte auch nichts erzwingen. Dafür war sie einfach nicht geschaffen und außerdem wollte sie den Blondschopf nicht drängen. Daher schob sie die Gedanken an den blonden Riesen wieder beiseite und fischte kurzerhand nach ihrem Handy. Wie viel Zeit vergangen war, konnte sie nur aufgrund der bereits sehr weit fortgeschrittenen Uhrzeit auf ihrem Handy ausmachen. »Allzu lange sollten wir uns allerdings nicht mehr hier im "Partykeller" aufhalten, wenn wir keinen Ärger bekommen wollen.«, wandte sie sich an ihren Zwilling. Die Zeit war überraschend schnell vergangen. So lange hatte es sich jedenfalls nicht angefühlt.
Sie schmunzelte nur als Luana sich wie ein scheues Reh aufschrecken ließ und direkt zu einer Gegenfrage ausholte. Nun sie hatte ja noch keinerlei männliche Bekannten hier, daher würde sich diese Frage sicher schnell erübrigen. Klar, sie hatte in den Tagen mal hier und da, auf den einen oder anderen Jungen ein Auge geworfen, aber mehr als blinde Neugier war da nicht hinter. „Ne.. also noch nicht – würde ich mal behaupten. Dafür kenne ich noch zu wenige hier.“ Momoi hob ihren Finger leicht in die Höhe und schaute kurz zur Decke. Sicherlich wollte sie damit die Aussage bekärftigen, aber ob man das direkt für bare Münze nehmen konnte, sei mal dahin gestellt gewesen.
Nickend erhob sich die rosahaarige von ihrem Platz und stimmt ihrem Zwilling zu. „Mhhh. Ich erinnere mich noch daran.“ Belächelte sie das ganze Spiel und schob Luana noch schnell das Handy mit angezeigter Nummer vor die Nase. „Hier, das ist meine Mobiltelefonnummer! Also du kannst mir gerne schreiben wenn du magst, aber ich kann mit dem Ding noch nicht wirklich umgehen.“, sagte sie leicht verlegen und streifte sich kurz hinter ihr langes Haar, ehe sie dann wieder den Blickkontakt mit Luana aufnahm.
Ein kleiner Moment würde sicher vergehen, ehe Momoi plötzlich ihren Mund so weit aufmachte, dass man sicher einen Tennisball reindrücken könnte, als sie plötzlich eine Müdigkeit verspürte und gähnen musste. So schnell sich der Mund des Mädchens geöffnet hatte, so schnell klappte er auch wieder zu und sie fuhr sich nochmal kurz mit ihrer Zunge über ihre scharfen, aber kleinen Reißzähne. „Ich würde so langsam ins Bett gehen, denke ich…“, gab sie zu und nickte leicht Richtung Ausgang. „Was machst du noch so?“, wollte sie noch kurz erfragen, da sie selbst noch gar nicht einsehen wollte, jetzt schon ins Bett zu gehen und die Konversation mit Luana so lange wie möglich am Leben halten wollte.
