Die große Terrasse des Yanega-Anwesens ist zum weitläufigen Garten ausgerichtet und bietet einen herrlichen Blick auf diesen und den angrenzenden Wald. Weht eine sanfte Brise, so wird die Terrasse in einen Geruch von Bäumen und vielen, blühenden Blumen gehüllt und wirkt besonders einladend. Der Platz strahlt meist eine wahrlich idyllische Ruhe aus. Er kann allerdings von jedem Bewohner genutzt werden, sei es um Mahlzeiten im Freien zu verspeisen, Hausaufgaben zu erledigen, oder mit Freunden in lauen Sommernächten Karten zu spielen oder sich sonstigen Aktivitäten zu widmen. Durch die Überdachung sind nicht nur die Bewohner, sondern auch die Tische und Stühle, sowie der elegante Holzboden vor Regen geschützt.
Natürlich hatten nicht alle Hotspots Öffnungszeugen. Trotzdem war es noch nicht einmal Mittag, da war er schon gewissermassen neugierig, was man in der Frühe des Morgens schon begutachten konnte. Sein Gegenüber hielt sich aber klassisch mytseriös und nannte keinen spezifischen Namen oder Ort, sondern blieb schleierhaft. Leon würde wahrscheinlich nicht viel von ihr hören ohne dass er tatsächlich mitgehen würde. Dass sie ihn daraufhin weiterhin neckte, dass man ihm tiefere Blicke erst mit mehr Vertrauen gewähren würde, quittierte er mit einem schwachen grinsen. Was hatte er sich da für eine erste Bekanntschaft geangelt? Schrecklich. Schrecklich interessant. "Ein glatter Widerspruch", meinte er sanft. Niemals würde sie sich etwas Unprofessionelles erlauben. Natürlich nicht. "Es hängt davon ab, wie oft sich unsere Wege kreuzen. Schule und Wohnheim sind nur bedingt miteinander beschäftigt. Aber wenn du in mein Territorium eindringst oder mich in deines bittest, sehe ich kein wirkliches Problem damit", fuhr er weiter fort mit einem leicht schräg gelegten Kopf. Vertrauen aufzubauen war nicht ausgeschlossen, aber ein bisschen würde man den Weg dazu ebnen müssen. Gewisse Dinge geschahen erst mit der Zeit und nicht auf Abruf. Sie wusste das sicher genauso gut wie er. Daraufhin verwarf der Heimleiter leicht die Hände. "Tu nicht so, als wäre dies selbstverständlich!", gab er ihr auf die belanglose Aussage entgegen, dass die Kinder immer Essen brauchten. Natürlich waren sicherlich trotz Urlaub viele Kinder hier, aber bei weitem nicht alle. "In meinem früheren Heim hatten die Verpflegungsstellen während Urlaub geschlossen. Oder nur sehr beschränkt zeitlich geöffnet, weil sich der Tagesbetrieb nicht lohnte." Die paar Kinder, die nirgendwohin in Urlaub gingen, hatten dann einen sehr kleinen Slot zu Mittag und Abend. Aber um diese Zeit würde er es vergessen können, in Spanien etwas zu essen erhalten. "Aber gut zu wissen, dann steht meinen Croissant wenig im Weg", schloss er den kurzen Disput. Als die Blonde dann einen Test vorschlug, aber gleichzeitig meinte es wäre schade wenn man die Arbeit hätte zu lange warten lassen, seufzte der Heimleiter. "Ich hätte das alles gerade nicht gesagt, wenn ich dich zu Kosten meiner Arbeit hätte loswerden wollen, oder?", neckte er Karina, indem er seinen Kopf leicht schräg legte. Das sähe anders aus, wenn sie tatsächlich gehen wollen würde, aber basierend auf ihrer Wortwahl über traurige Szenarien ging der Santos effektiv nicht davon aus, dass es der Fall wäre. Er würde sich wieder ein bisschen daran gewöhnen müssen auf diese Art zu kommunizieren, irgendwie war es schon eine Weile her, seit ihm jemand dermassen gut kontern konnte. "Das heisst, du willst jetzt zu einem kulinarischen Hotspot gehen, weil sich hungrig schlechter arbeitet? Lead the way, Lady." Ein "Kosename", den er vielleicht nicht in der Öffentlichkeit nutzen sollte. Aber nach dieser Sache mit der Demon Lady kam er irgendwie nicht davon weg, die Bezeichnung extrem passend zu finden. Bald war der Tisch vor Leon leer. Wenn er sie wider Erwarten falsch verstanden hatte, würde er sich einfach in sein Büro bewegen und dort versuchen irgendwie die eben verlorene Konzentration zusammenzukratzen.
Karina
Karina Aurelia Jansson
117 Charakterbogen Aufenthaltsort: Aktuelles Outfit: Die Haare sind fast ganz unten mit einer Schleife zusammengebunden. Am Oberkörper ist ein schwarzes Jackett mit weißer Bluse darunter. Am Hals sitzt ein Halsband mit einer grünen Brosche, fein säuberlich in den Kragen eingearbeitet. Die Beine verdeckt ein schwarzer und leicht kürzerer Bleistiftrock, sowie eine Strumpfhose. An den Füßen finden sich zwei schwarze Schuhe mit Absatz wieder. (Siehe Signatur)
„Aber das ist eben keine normale Unterkunft, Leon.“, erwiderte Karina selbstsicher und beinahe so, als müsse er sich daran gewöhnen hier auch am Wochenende einen gewissen Grad an Aktivität zu sehen. Viele der Leute hier hatten auch am Wochenende mit den Schülern zu tun. Ob nun freiwillig oder unfreiwillig … das ließ die Dämonin erstmal außen vor. Man musste dem neuen Heimleiter ja nicht unbedingt jede Kleinigkeit auf dem Silbertablett präsentieren. Der Spaß des eigenen Erkundens sollte nicht durch ihre Redseligkeit gebrochen werden; und außerdem fand sie die Vorstellung ganz lustig irgendwann mit einem „Das hättest du mir nicht früher sagen können?“ konfrontiert zu werden. Nur zu Sicherheit, dass sich der blonde Aktenwälzer ja nicht zu sehr daran gewöhnte, einhundert Prozent der Wahrheit zu bekommen. Zumindest verneinte er seine Arbeit in diesem Augenblick mehr zu lieben als ihre Gesellschaft. Sehr schmeichelhaft, auch wenn sie die Ehrlichkeit dieser Aussage genauso stark anzweifelte, wie sie ihr glauben schenkte. Verwirrend, aber Karina würde sich im weiteren Verlauf des Treffens entscheiden welche Seite am Ende Recht behalten hatte. Lachen musste sie trotzdem, als er die kommende Verpflegung als „kulinarischen“ Hotspot bezeichnete. Wenn er da mal den Mund nicht zu voll genommen hatte. Ein Gedanke an dem sie ihn auch zu gerne mit einem sichtlich belustigten Kopfschütteln teilhaben ließ. „Ja, so ungefähr würde ich es beschreiben.“, entgegnete sie mit einem aufkeimenden Lächeln und erhob sich – vorsorglich – von ihrem Stuhl. Der Aufbruch war damit eine mehr als feste Sache zwischen den beiden. Dieses Mal auch komplett ohne Worte, selbst wenn man die elegante Aufforderung eigentlich gar nicht unkommentiert lassen durfte. Doch welche prädestinierte Führungsfigur rechtfertigte sich für ihre Position? Wenn sie schon die werte Lady war, dann konnte sie ihre Rolle in dem Fall auch gut ausspielen. „Dann los, keine Zeit vertrödeln. Das Essen wird schließlich nicht frischer.“, scherzte Karina mit einem klatschen in ihre Hände, was die ganze Sache wie ein Morgenappell aussehen ließ bei dem Leon die Rolle des verschlafenen Schützlings einnahm, der nicht aus seinem Bett rauskriechen wollte. Während es direkt im Anschluss aber danach aussah, als ob sie damit einen Grund gesucht hatte, um einfach voraus zu preschen, revidierte sich dies spätestens wieder an der Tür zum inneren des Wohnheims. Mit der Hand an der geöffneten Tür drehte sich ihr Körper zu Leon herum … und wartete, bis er sich aufgerafft und ihr angeschlossen hatte. Das Privileg der aufgehaltenen Tür war das Seine – zumindest für diesen Moment.
