Die große Terrasse des Yanega-Anwesens ist zum weitläufigen Garten ausgerichtet und bietet einen herrlichen Blick auf diesen und den angrenzenden Wald. Weht eine sanfte Brise, so wird die Terrasse in einen Geruch von Bäumen und vielen, blühenden Blumen gehüllt und wirkt besonders einladend. Der Platz strahlt meist eine wahrlich idyllische Ruhe aus. Er kann allerdings von jedem Bewohner genutzt werden, sei es um Mahlzeiten im Freien zu verspeisen, Hausaufgaben zu erledigen, oder mit Freunden in lauen Sommernächten Karten zu spielen oder sich sonstigen Aktivitäten zu widmen. Durch die Überdachung sind nicht nur die Bewohner, sondern auch die Tische und Stühle, sowie der elegante Holzboden vor Regen geschützt.
Nun der Stress würde erst noch auf Damian zukommen, wenn er sein Ziel weiterhin verfolgte. Es würde auf alle Fälle eine Menge Zeit benötigen und Nerven wie Drahtseile. Der Blondschopf war sich sicher, dass sich solche Aktionen vom Frühstück wiederholen würden. Damian musste sich ein wenig in Contenance üben und vielleicht half ihm das Buch von Helena dabei seine Aggressionen beziehungsweise seine Rachsucht ein wenig in den Griff zu bekommen. So brauchte man wahrlich keine Freundschaft auf. Lavi wäre sicher entzückt zu hören, dass Damian sein Vorhaben auf Eis legte, aber den Gefallen würde er der Giftspritze nicht machen. Ganz sicher nicht, er zog doch nicht den Schwanz ein nur weil es ein wenig schwieriger werden würde. Seine Gedanken waren wie immer, wenn er an diesen Spinatkopf dachte, ein wenig abgedriftet. Daher schenkte er seine ungeteilte Aufmerksamkeit nun wieder Helena und verbannte den Grünhaarigen in die hinterste Ecke seiner Gedanken. »Das war vermutlich nur ein kleiner Vorgeschmack darauf, was noch kommen wird.«, grinste der Blondschopf, alles andere wäre doch auch ein wenig langweilig. Und wenn der Bianchi Langeweile bekam, kam er nur auf abstruse Gedanken und setzte diese wenn möglich auch noch in die Tat um. Da war es doch zu bevorzugen, dass er alle Hände voll zu tun hatte. »Dein Morgen war hoffentlich angenehmer?«, stellte er der Blondine nun ebenfalls eine Frage. Wobei er die Antwort vermutlich schon kannte.
Es würde wohl eine Lehrstunde einer ganz anderen Art werden. Damian konnte sich nicht vorstellen, dass sich Lavi darüber freuen würde, wenn er ihn analysierte oder ihm gar aus dem Buch vorlas. Mord und Totschlag wäre da wohl eher in dieser Lehrstunde zu sehen. »Ich glaube, ich bleibe vorerst dabei es selbst durchzublättern.«, sprach Damian und klappte das Buch nun wieder zu. Er wollte schließlich nicht als unhöflich abgestempelt werden, zumindest nicht von Helena. Bei jemand uninteressanteren hätte er es darauf ankommen lassen. Die bernsteinfarbenen Seelenspiegel beobachteten Helena dabei, wie sie ihre Sitzposition ein wenig änderte, als sie erneut zu sprechen begann. »Na, da habe ich wohl Glück gehabt, dass du noch ein paar andere Wälzer zu lesen hast. Und es wäre wirklich unverzeihlich, wenn du jetzt noch ein neues Buch beginnen würdest. Vermutlich wären die anderen todtraurig und wahnsinnig eifersüchtig.«, theatralisch griff er sich an seine Brust. Das konnte Helena ihren Büchern nun wirklich nicht antun. Sowas grenzte beinahe schon an Ketzerei. Wie konnte Hel nur daran zweifeln ihr Buch wieder in einem Stück zurückzubekommen. Damian war nun wirklich kein Rüpel und Buchzerhexler. Vielleicht mochte er für einige Personen eher grobschlächtig rüberkommen oder als jemand der mit einem Buch nichts anzufangen wusste, aber da musste er diese Personen enttäuschen. Wenn es die Zeit zuließ las er wirklich gerne und wusste auch darum Bescheid, wie man ein Buch mit dem nötigen Respekt behandelte. »Was denkst du bloß von mir? Niemals würde ich dir dein Buch beschädigen.«, stellte er nun klar und hoffentlich deutlich genug. Es handelte sich auch nicht um sein Eigentum, da ging man sowieso mit mehr Sorgfalt an die Sache ran. Zumindest sollte man es, wenn man Manieren besaß. Die nächste Aussage von Helena zauberte dem Römer ein Grinsen ins Gesicht. Die Idee mit dem Krimi behielt er gerne im Hinterkopf. Wobei, Bücher schmiss man nicht so durch die Gegend. Vielleicht sollte er es eher mit erschlagen versuchen. Gerhirnmasse würde sich zwar nicht gut auf dem Buch machen, aber das konnte man abwischen. »Dafür wäre mir das Buch zu schade. Außer ich werfe ein Schulbuch oder ein Wörterbuch. Immerhin muss es ja eine gewisse Durchschlagskraft besitzen, wenn ich einen Krimi nachspielen will.«, sprach der Blondschopf mit einem verheißungsvollen Schmunzeln auf den Lippen. Helena setzte ihm wirklich ein paar Flausen in den Kopf. Lavi konnte sich gerne bei ihr bedanken, wenn er Opfer eines Wurfangriffs wurde.
So richtig wusste die Französin nicht, wie sie mit der Aussage ihres Klassenkameraden umgehen sollte. Einerseits war sie darüber verwundert, dass er mehr Stress erwartete. Andererseits machte sich auch Verwirrung in ihr breit, weil der Blonde dabei so optimistisch wirkte. Konnte es sein das ihn der Stress etwas gar nicht störte? Sie begutachtete den jungen Mann ein bisschen um vielleicht in der Mimik auf die Schnelle etwas herauslesen zu können, aber nichts ließ sich finden. Eventuell stellte sie sich den Stress auch einfach nur ernster vor, als er im Endeffekt war. Das konnte auch sein, also beließ sie es bei dieser Aussage. „Hoffen wir trotzdem, dass es sich wieder um dich herum beruhigt.“, gab sie ein eher passive Statement ab um sich aus dieser Angelegenheit großteilig erst einmal rauszuhalten. Sie wusste ja nicht einmal die ganzen Einzelheiten des Vorfalls und sich da jetzt großartig reinzuhängen war nicht ihre Intention. Ein Gedanke den sie sich beide wohl auch im Geiste teilten und so begrüßte es Helena innerlich, dass er mit einer simplen Gegenfrage aufwartete, welche sich mehr auf sie Konzentrierte, als auf seinen Stress. „Kann man so sagen.“, gab sie etwas nachdenklich von sich und ließ einmal kurz ihr blauen Augen auf das Gelände vor der Terrasse schweifen. „Ich bin in aller Ruhe aufgestanden, wurde nicht geweckt, hatte eine angenehme Dusche und sitze nun hier.“, gab die Pariserin ziemlich freudig kund. „Dementsprechend kann ich mich wirklich nicht beklagen. Außerdem habe ich ja noch Gesellschaft bekommen.“, ihre Augen wanderten wieder zu ihm hinüber um an seinem Gesicht hängen zu bleiben, „Also alles gut.“. Ein sympathisches Lächeln folgte in seine Richtung. Von ihren Make-up-Eskapaden wollte er sicherlich nichts wissen. Auch, wenn sie darin wohl schon fast auf professionellem Level angekommen war.
Das Angebot der Blondine, er könnte sich das Buch ja ausleihen und eine Art Lehrstunde daraus machen wurde dann letzten Endes doch abgelehnt. Innerlich grinste die Französin gerade über diesen Kommentar. Wahrscheinlich war es wohl das Beste, sich erst einmal von seinem Zimmergenossen fernzuhalten. Nach ein bisschen Abstand, so ihre Erfahrung, begegnete man sich meist neutraler und gesitteter. Außer es ging hier um ihre ehemaligen Beziehungen. So ein Schmerz saß tief bei ihr und das würde sich wohl auch so schnell nicht ändern. Aber nun weg mit diesem Gedanken! Etwas wobei ihr Damian gerade wirklich einen großen Dienst erwies. Ein Lachen entfuhr ihrer Kehle und geradezu amüsiert malte sie sich in ihrem Kopf die Szenerie aus wie es aussehen mochte, wenn ein Buch eifersüchtig war. Was auch der Grund war warum sich ihre Lachen ein kleines bisschen länger hielt als sonst. Gerade seine Gestik machte es dabei nicht besser. „Ja natürlich! Das Glück der Bücher, das du vorbeigekommen bist um sie vor ihrem Schicksal zu bewahren.“, unterstützte sie ihn in einer neckischen Art und Weise, „Der Held der Bücher!“. Ein Grinsen folgte kurz danach und ein neckischer Blick verweilte auf dem Gesicht der Blondine. Sie redeten vielleicht einen Schwachsinn zusammen! Ihr Nachfolgender Kommentar, in welchem sie seine Zuverlässigkeit anzweifelte, erschien da geradezu wie eine weitergeführte Stichelei. Obgleich es eigentlich sehr ernst gemeint war. Ein Sachverhalt die der Sitznachbar der Engelin sehr gut erkannte, denn es folgte keine allzu übertriebene Antwort. Obwohl…es war schwer zu sagen. Sie würde es ja selbst sehen, wenn sie den Wälzer wiederbekommen würde. Dementsprechend wurde es Zeit, ihm mal etwas mehr auf den Zahn zu fühlen.
„Ich denke natürlich nur das schlechteste von dir, Damian.“ Und ein schelmisches Grinsen belegte erneut die Lippen der Blondine, „Und dein Plan Schulbücher dafür zu benutzen bestätigt es irgendwie.“. Nachdenklich setzte sich ein Finger an ihre Unterlippe. „Ich frage mich…“, eine kurze Pause, „…ob ich hier nicht einen Meister des Büchermordes neben mir sitzen habe.“. Ihre Augen linsten nun verstohlen unter ihrem Sommerhut hervor, als wäre sie eine Hexe oder einer dieser französischen Kommissare aus den alten Schwarz-Weiß Streifen. Ertappt hatte sie ihn, ohja! Der Moment hielt sich aber nur kurzweilig in ihren Gesichtsmuskeln. Deswegen verlor sich die ganze Fassade auch sehr schnell wieder in ihrem sympathischen Lächeln und den freundlichen blauen Augen. Doch so leicht würde er ihr nicht davonkommen. „Allein deine Kenntnis über Büchergewichte ist sehr verdächtig.“, setzte sie gleich danach an nur um kurz einen gespielt schockierten Blick zu imitieren. „Du hast dir nur dein nächstes Opfer ausgesucht.“, ein kleines Lachen entfuhr ihr. Wenn es jemals einen Preis für geredeten Blödsinn bekam, dann war sie es, ganz eindeutig. Aber solange es der Unterhaltung diente, war es doch eigentlich in Ordnung, oder nicht? Außerdem wirkte der Blonde nicht so ernst auf sie, als das er an so einem Schwachsinn nicht gerne teilhaben würde. Aber das, war natürlich auch nur eine Vermutung ihrerseits. Aber so vom aktuellen Standpunkt her, mochte sie ihn. Er hatte was Entspannendes und das kam bei Helena immer gut an. Ausgelassenheit und Ruhe. Mal schauen wie das hier weitergeht. Sie hatte heute sowieso noch nichts vor...mal schauen ob sich die Gelegenheit ergibt in diesem Gespräch ein bisschen weiter zu gehen. Aber erst einmal übte sich die Französin in damenhafter Geduld.
Der Blondschopf streckte einmal seine Hände über dem Kopf, irgendwie musste er seine Glieder doch bei Laune halten, bevor sie auf die Idee kamen einzuschlafen. Das Prickeln, was meist danach folgte, konnte er nicht gebrauchen. Ein wenig schüttelte es ihn bei der Vorstellung. Damian hoffte auch, dass es ruhiger mit dem Grünhaarigen verlief, immer hatte er keine Lust auf solche Auseinandersetzungen. Möglicherweise war Lavi aber auch sexuell frustriert und kam mit Damians Gerede und Gesten einfach nicht klar. Vielleicht gab es mal eine ruhige Minute um mit ihm ernsthaft darüber zu sprechen. Der Blondschopf würde auch versprechen ihn nicht anzufassen. »Wäre schon wünschenswert.«, kommentierte Damian Helenas Aussage. Und somit war das Thema wohl auch vom Tisch. Es war sowieso viel interessanter etwas von dem bunthaarigen Mädchen zu erfahren. Damian fand, dass die Strähnen in Helenas Haaren wirklich hervorragend zu ihr passten. Bei manchen Mädchen würde so etwas Gewagtes merkwürdig aussehen. Aber anders kannte er die Blondine auch nicht, vielleicht war es schon Gewohnheit. Wobei die Strähnen schon fehlen würden, wenn sie sich mal dazu entschied, ihre Haarpracht eintönig zu gestalten. Es würde sicher eine gewisse Umgewöhnungszeit benötigen. Er war hier eindeutig nicht mehr bei der Sache, denn beinahe hätte er die Antwort verpasst, welche die Blondine von sich gab. Ein wirklich ausführlicher Bericht wurde ihm gegeben. Damit hatte sie ihm einen kleinen Einblick in ihren Morgen gewährt. Es schien wirklich sehr entspannt gewesen zu sein. Keine nervigen Zimmergenossinnen, perfekt also. Wobei er auch bezweifelte, dass es einen weiblichen Lavi gab. Es reichte auch wirklich ein Exemplar dieser Sorte. Als Mädchen wäre er vermutlich noch unerträglicher. Den Teil mit der Gesellschaft hätte die Langhaarige aber auch ein wenig ausführlicher gestalten können. Daraufhin verzogen sich seine Lippen zu einem Schmollmund. »Ich dachte, ich wäre eine wahnsinnig nette, sympathische, freundliche, gutaussehende Gesellschaft.«, gab er ein wenig schmollend und übertrieben aufgeplustert von sich. Den Schmollmund konnte er nicht weiter aufrechterhalten, das war einfach to much. »Bei so einem Start, wird man ja glatt neidisch.«, sprach der Blondschopf und nickte bestätigend mit seinem Kopf. So ließ es sich entspannt in den Tag starten.
Helena schien auf seinen Scherz mit den Büchern einzugehen. Denn sie ließ sich nicht lange bitten, selbst einen Scherz zu reißen. Nicht alle weiblichen Geschöpfe verstanden Damians Humor auf Anhieb. Hin und wieder waren wirklich Exemplare unter der weiblichen Belegschaft gewesen, die jedes Wort aus seinem Mund auf eine Goldwaage gelegt hatten. Das führte natürlich unweigerlich zu vermehrten Fehlinterpretationen und Missverständnissen. Mit solchen Girls konnte der Blondschopf einfach nicht warm werden und hatte diese in weiterer Folge auch gemieden. Doch Helena war wirklich eine erfrischende Abwechslung. »Endlich weiß jemand meine wahre Berufung zu schätzen. Vielen Dank, Mylady.«, und mit diesen Worten schickte er ihr einen Luftkuss entgegen. Noch bevor er genau darüber nachdenken konnte, war dieser Luftkuss bereits auf dem Weg zu Helena. Innerlich hielt er die Luft an und wartete bereits auf einen vernichtenden Spruch. Das war vielleicht nicht seine beste Leistung gewesen. Aus Fehlern konnte man jedoch lernen und wenn Helena gleich die Beine in die Hand nahm, wusste er schließlich auch wieso. Manchmal konnte er wirklich ein Idiot sein.
Na immerhin war sie nicht so dreist ihn anzulügen. Sie dachte nur das schlechteste von ihm. Das traf ihn mitten ins Herz, wenn es denn wahr wäre. »Das dachte ich mir bereits.«, ging er darauf ein. Es war wirklich erfrischend sich mit jemanden zu unterhalten mit dem man auf einer Wellenlänge war, was zumindest den Humor betraf. Vielleicht sollte er seine Berufung doch noch einmal überdenken, schließlich kam Helena mit einer besseren Berufswahl um die Ecke. Meister des Büchermords, klang doch wahrlich nicht schlecht. Damian ließ seine Augenbrauen tanzen und legte ein verheißungsvolles Grinsen auf. »Ohne meinen Anwalt werde ich kein Statement dazu abgeben.« Der Italiener wollte nicht im Knast landen, wenn sie auf die Idee kam ihn an die Polizei zu verraten. Frauen waren schließlich unberechenbar. Als Helena auch noch mit dem Gewicht um die Ecke kam und dieses auch als sehr verdächtig deklarierte, hieß es wohl doch zu gestehen. Das helle Lachen von Helena drang an sein Ohr und Damians Mundwinkel verzogen sich unwiderruflich ebenfalls zu einem Grinsen. Man konnte nur hoffen, dass sich keine fremde Person in der Nähe aufhielt und dieses Gespräch mitverfolgte. Das konnte für die Beiden nämlich ziemlich peinlich werden. Wobei mit Peinlichkeiten kannte sich der Italiener ja aus. Seine Gedanken schweiften wieder zum eigentlichen Thema ab. Helenas rasche Kombinationsgabe. »Sag mir was du für dein Schweigen verlangst.«, sprach der Blondschopf ernst. Schließlich hing sein freies Leben an einem seidenen Faden.
Ein Lachen entfuhr Helena als sich ihr Klassenkamerad als DIE Gesellschaft inszenierte und anscheinend wahnsinnig enttäuscht darüber war, das sie ihm nicht so viele gute Worte zukommen lassen hat. Was hatte er denn erwartet? Auch wenn er es eher aus belustigungszwecken so betonte. Die Lobpreisungen würden vielleicht später kommen, wenn sie ihn eindeutig besser einschätzen konnte. Sie war keine Person die jetzt gleich mit der Tür ins Haus fiel. Natürlich konnte auch sie sich mit dem ein oder anderen gewagten Manöver rühmen, aber im Moment fühlte sie sich gerade nicht danach. Vielleicht später, wenn man sich besser kannte. Obwohl sie wahrscheinlich jetzt schon ziemlich locker dem Blonden gegenüber auftrat. „Verzeih mir.“, gab sie ihm nur auf seinen Kommentar zu verstehen und gab sich etwas betroffen. „Ich wollte deine Perfektion natürlich nicht verschweigen. Sondern nur vor anderen geheim halten.“, begründete sie etwas schmunzelnd ihre Beweggründe. Außerdem stand er dann nicht so alleine mit seinem Scherz da. Wobei sich selbst so darzustellen schon einen echt sympathischen Eindruck auf sie machte. Nicht, weil es von überzeugte Selbsterhabenheit strotzte. Sondern eher, weil es deutlich machte, das er sich selbst auf die Schippe nahm, ohne dabei beleidigt zu sein. Eine Eigenschaft die der Pariserin sehr gefiel. Denn über sich selbst lachen, das war ein Zeugnis von reife, ihrer Meinung nach. Die Glückwünsche zu ihrem morgen ließ die Französin dabei allerdings unkommentiert und schickte lediglich ein bestätigendes Nicken, gepaart mit einem freundlichen Lächeln in Damians Richtung. Wie recht er damit doch hatte. Jetzt blieb nur zu hoffen, dass dieser Tag nicht der einzige war, welcher so verlaufen würde. Aber das würde sie ja noch selbst merken. Besonders wenn morgen die Schule wieder losging.
Dieser Gedanke, verbunden mit der morgentlichen Tagesplanung musste allerdings erst einmal wieder in ihrem hinteren Gedankentürchen verschwinden. Denn die Reihe der Scherze und leichten Witze setzte sich zwischen den beiden immer weiter fort. Sie warfen sich gegenseitig den Ball zu und führten dementsprechend das Ganze fröhlich weiter. Erneut kam die Engelin nicht um ein kleines Lachen herum. Besonders der Zusatz „Mylady“ hatte es ihr in dieser Aussage angetan. Es gefiel ihr so ein bisschen mit ihm rumzualbern und nicht an irgendwelche Verhaltensweisen gebunden zu sein. Wobei sie selbst sowieso nie viel darauf gab. Trotzdem kam die Geste ihres Klassenkameraden, welche nun folgte, etwas überraschend für Helena und das sah man ihr trotz des sympathischen Lächelns an. Er flirtete gerade mit ihr, oder? Die Frage stellte sie sich gerade ernsthaft, während sie das ganze einer Schnellanalyse unterzog. Aber wie reagierte man jetzt? Besonders in ihrem Falle war das eine schwierige Frage und sie beschloss, das Ganze vorerst erstmal auf sich beruhen zu lassen. „Aww, danke dir. Zu liebenswürdig.“, gab sie mit einer Hand vor ihrer Brust zu erkennen, als wäre sie davon sehr angetan. Was ja auch im Endeffekt stimmte, so ein bisschen…irgendwie. Hätte wirklich nur noch das Augenklimpern wie in den Cartoons gefehlt und die Szenerie wäre perfekt nach Klischee gespielt worden. Nur war die Französin nichts dergleichen. Zu Schade für alle die wohl zu viel Serien geschaut, oder Filme gesehen hatten. Außerdem sollte man sich niemals über ein Kompliment beschweren und das war ein sehr deutliches!
Vielleicht war auch das der Grund, warum ihre Konversation so unbehelligt weiterlief. Sie veränderte sich nicht großartig von ihrem Verhalten her, während sie Damian auch so behandelte wie vorher auch. Es gab einfach keinen Grund jetzt irgendwie eine 180 Grad wende im Bereich der Persönlichkeit zu vollziehen. Was manche ihrer Genossinnen sehr gut verstanden zu tun. „Schade eigentlich…“, drückte die Blondine ihre Enttäuschung über den Hinweis eines Anwalts aus und wirkte dabei sogar kurz etwas spielerisch betroffen. Wenn die beiden weiter so machen würden, könnte man vielleicht denken sie würden ein Theaterstück proben. Oder zumindest die Gestiken und Stimmlagen. Ein Gedankengang der sie innerlich zum Grinsen brachte. Nach außen drang dieses Grinsen jedoch nur ein kleines bisschen. Sie würde ihn schon noch entlarven! Das kriegt sie doch hin. Was auch dazu führte das ihre Augen jede einzelne seiner Gesichtsmuskeln im Blick behielten. Jedes Anzeichen von Schwäche würde sie ausnutzen um ihn zu überführen. Jetzt hängte sich die Pariserin dahinter. Wäre da nicht plötzlich ein Bestechungsversuch über seine Lippen gekommen. Helena schmunzelte und überlegte kurz scharf, während ihr Finger erneut nachdenklich die Unterlippe berührte.
„Du willst mich also bestechen, mh?“, stellte sie fest und beäugte kritisch den Blondschopf. Sorgfältig wurde er nun auch von oben bis unten gemustert. „Normalerwiese bin ich ja nicht so…“, setzte sie erneut an, „…und das müsste ich normalerweise melden…“. Die Blondine überlegte gerade wirklich angestrengt während sie mit ihren Fingern herumspielte. Sie nahm es einfach als Chance, als Chance sich ein wenig zu revanchieren. Wobei das auch der falsche Begriff war. Ihr Lächeln erschien wieder und die Französin nahm zum allerersten Mal ihren Sommerhut von ihrem Kopf und gab somit den Blick auf ihre gesamte Haarpracht frei. Ein kurzer scheuer Blick in die Ferne folgte und sie neigte sich nur ein kleines bisschen zu Damian hinüber. „Also, eigentlich bin ich ziemlich leicht zu bestechen.“, flüsterte sie ihm zwar noch gut hörbar, aber trotzdem leise zu. „Vorausgesetzt du hast irgendwann mal Zeit zur Verfügung. Büchermörder haben ja, so kann ich es mir denken, sicherlich einen sehr vollen Tag.“. Danach sagte Helena nichts mehr und verweilte in der aktuellen Position. Nur einen kurzen Augenblick wechselten die Blicke auf das Buch von ihr, welches nun auf der Seite ihres Klassenkameraden lag. War die Anfrage zu subtil? Sie wusste es nicht. Auch wenn sie es wäre, direkter Fragen wäre jetzt nicht das Problem. Zumindest hatte sie Interesse daran ihn besser kennenzulernen. Was sie genau mit ‚Zeit haben‘ meinte, erläuterte die Engelin deswegen mit gutem Grund nicht. Das würden sie schon nachher miteinander ausmachen. Sollte es auf Zustimmung treffen. Wenn es daneben ging, dann war es eben so. Schließlich wollte sie noch ein paar andere Leute auf der Insel besser kennenlernen. Obwohl sie nicht verneinen konnte, dass hier wohl die Hormone auch irgendwie mitspielten. Aber wann taten sie das mal nicht? Oder sie nutzte es gedanklich auch einfach nur als Ausreden, konnte auch sein.
Ob er ihr verzeihen konnte? Das war eine wirklich berechtigte Frage. Schließlich wusste sie seine Gesellschaft anscheinend nicht zu schätzen. Doch der nächste Satz von ihr, schien das alles zu widerlegen. Ein zufriedenes Grinsen legte sich auf seine Lippen. Gekonnt gerettet. Aber es wäre auch nicht weiter tragisch gewesen, schließlich hatte er ihr bereits verziehen, obwohl es gar nichts zu verzeihen gab. Ein wenig konnte man sich ja selbst auf die Schippe nehmen. Damian hatte absolut kein Problem damit, über sich selbst zu lachen, ansonsten würde er wahrscheinlich in einer sehr traurigen Welt leben, er zog Fettnäpfchen schließlich an wie die Motten das Licht. Wobei er hin und wieder einen Tag auch unfallfrei überstand, aber das kam wohl eher selten vor. Lachen war auch gesund und stand den meisten Leuten einfach besser zu Gesicht. »Na so übertreiben wollen wir auch nicht. Von der Perfektion bin noch ein Stück entfernt, wenn auch nicht viel.«, grinste er schelmisch in die Richtung von Helena und strich sich dabei durch seine blonde Mähne. »Und natürlich verzeihe ich dir, du hast es nur gut gemeint. Schließlich bin ich ja DIE Gesellschaft, die man auf keinen Fall verlieren will.«, wenn das so weiterging, dann müsste er sich bald sein Lächeln locker schrauben, bevor er noch Muskelkater bekam. Darum ließ er sein Grinsen ein bisschen ruhen, wobei es nicht ganz von seinem Gesicht verschwand, eher in ein leichtes Schmunzeln überging. Das hier war so viel besser als die ganze Lavi-Sache.
Damian war anscheinend mit Glück gesegnet worden, als er auf Helena traf. Schließlich war sie nicht schreiend davon gerannt oder hatte ihn gar geschlagen nach seiner unüberlegten Aktion. Das würde er ihr natürlich zu Gute halten und sie stieg merklich auf seiner Liste nach oben. Seine bernsteinfarbenen Irden beobachteten die Langhaarige dabei, wie sie sich die Hand an die Brust hielt und sich bei ihm bedankte. Was konnte man auch sonst darauf antworten? Damian wusste es selbst nicht. Er wusste nicht einmal, wie er reagiert hätte. Bislang wurden ihm solche Avancen nicht gemacht. »Ich bin die liebenswürdigste Person überhaupt.«, stellte er klar nickte mit dem Kopf. Das entsprach zwar nicht zu 100% der Wahrheit, was vermutlich auch die Blondine wusste. Schließlich ging es hier ums scherzen und rumblödeln.
Es lief auch unbeirrt mit ihrer Krimiserie weiter. Helena in der Rolle der Kommissarin und Damian in der Rolle des Buchmörders. Das konnte nur ein Erfolg werden. Da war er der festen Überzeugung. Der Blondschopf würde sich sicher ewig an dieses Gespräch mit seiner Klassenkameradin erinnern. Spielraum für ein paar Einwürfe, die niemand verstand außer den beiden, war auf alle Fälle gegeben. Seine Aussage betreffend des Anwalts fiel wohl nicht zu ihrer Zufriedenheit aus. Tja, er konnte schlecht alle Karten auf den Tisch legen, es war schließlich sein Recht einen Anwalt zu verlangen oder von seinem Schweigen Gebrauch zu machen. »Du musst dich schon mehr anstrengen.«, gab er ihr zwinkernd zu verstehen. Von nichts kam nichts. Und er würde sicher nicht ihre Arbeit erledigen. Leute verhören gehörte zu ihrem Job. Er musste Helena trotzdem einräumen, dass sie ihren Job gut machte. Eine hervorragende Besetzung für diese Rolle.
Und das sie ihren Job gut erledigte, bewahrheitete sich auch in ihrer nächsten Aussage. Sie hatte die subtile Bestechung also durchschaut. Ein kurzes Schnauben zeugte von seinem Unmut darüber, dass man ihn so leicht durchschaut hatte. »Bestechung ist so ein grässliches Wort.«, stellte er einfach so in den Raum ohne diese Aussage weiterzuführen. Es war auch nicht weiter nötig, da Helena bereits weiterredete. Eigentlich war sie gar nicht so und müsste es sogar melden, damit wäre sein Schicksal wohl besiegelt. Aber da sie ja eigentlich gar nicht so war, würde sie es auch nicht melden schlussfolgerte der Römer. Innerlich verfiel er in ein teuflisches Lachen. Eine Bewegung von Helena riss ihn wieder aus seiner teuflischen Stimmung. Die Blondine war im Begriff ihren Sonnenhut abzusetzen. Gespannt verfolgte er ihr Vorhaben, als auch schon die bunten Strähnen zum Vorschein kamen. Ehe er sich versah, war Helena bereits ein Stück näher gekommen. Nun, diesen Verlauf hatte er nicht kommen sehen. Und dann auch noch das Geständnis. Sein Mund verzog sich zu einem überraschten 'OH'. Da war er auf den weiteren Verlauf des Gespräches noch gespannt. Welche Schandtaten da noch aus Helenas Mund kommen würden. Doch die Blondine war noch gar nicht fertig damit ihn zu erstaunen. Sie fuhr unbeirrt weiter. Damian war jetzt wirklich erstaunt darüber, was für Worte da aus Helenas Mund purzelten. Das Mädchen schien auch nicht wieder den Abstand zwischen ihnen herzustellen, so schlimm konnte der Italiener also gar nicht sein. »Für dich Mylady, hab' ich immer Zeit. Sag mir wann und wo und ich werde da sein.«, grinste der Blondschopf und wackelte mit seinen Augenbrauen. Er würde gerne mehr Zeit außerhalb der Schule mit der jungen Frau verbringen. Sie war lustig, kultiviert, nicht klein zu kriegen, nett, attraktiv und noch viel mehr, was es galt herauszufinden. Helena schien auch nicht abgeneigt zu sein, wie man ihrer Aussage entnehmen konnte. Es war auch wirklich nichts Verwerfliches dabei, wenn ein Mädchen mal den ersten Schritt machte. Und außerdem ging es hier ja um keine Heirat sondern um ein wenig Zeit miteinander zu verbringen. Es gab auch unzählige Freundschaften zwischen den verschiedenen Geschlechtern die super funktionierten. »Ich bin für alle Schandtaten bereit.«, setzte er noch nach und er war wirklich bereit.
Auf und Ab ging es in ihrem kleinen Geplänkel aus Schabernack. Hin und Her und sonst noch wo hin. Sinnvolle Gesprächsthemen? Fehlanzeige! Zumindest wenn neugierige Ohren einfach nur zuhören würden. In Wahrheit hatte sich das Ganze seit der Kuss-Geste von Damian in ein Gespräch mit zwei Ebenen entwickelt. Das schelmische lag dabei wie bei einem Eisberg klein über der Spitze, während Gestik und subtile Andeutungen unter der Wasseroberfläche den Rest erledigten. Spätestens nachdem die beiden Jugendlichen bei der Kommissariatsthematik angekommen waren, verfestigte sich dieser Eisberg noch mehr unter dem Deckmantel der Bestechung und des Büchermordes. Die Frage, welche man sich nun stellen konnte war, ob der Eisberg bald auftaucht. Oder ob er in Gegenwart der beiden Blonden noch weiter unter der Oberfläche anwachsen würde. Damian hatte in seinem Falle wohl nichts dagegen einzuwenden, wenn es denn so wäre. Das allein machten seine Gestik, sowie seine Wortwahl der Französin mehr als nur deutlich. Eis musste in jedem Falle keines mehr gebrochen werden. Angenehmer konnte es, so ihre Gedanken, nur noch in verschiedenen Wegen geben. Das Problem der Pariserin war ein ganz anderes. Sie betitelte es sich zwar immer wieder in ihrem Kopf, aber so wirklich kam sie nie um diese Ausrede herum und auch jetzt gerade schob die Blondine es erneut, zum Teil, ihren Hormonen zu.
Gerade das Spiel der Augenbrauen vom Blondschopf entlockte ihr ein zutiefst belustigtes Lachen. Sie wusste nicht direkt warum, aber das selbst ihr Angebot, etwas mit ihm zu unternehmen, angenommen wurde, ist sehr erstaunlich für sie gewesen. Mit so einer Reaktion hatte sie nicht gerechnet. Vor allem, weil es Klischee war, das normalerweise umgekehrt immer nach einer Art Verabredung gefragt wurde. Schwachsinn für sie, denn keiner konnte Gedankenlesen. Wenn man etwas wollte, musste man es auch zu erkennen geben. Aber eine alternative Verhaltensweise für ihren Gesprächspartner wollte ihr auf die schnelle auch nicht in den Sinn kommen. Das war jedoch in diesem Moment auch gar nicht mehr so wichtig. Zumindest nicht für ihresgleichen. Sie war nur noch gespannt, was da sonst noch so von seiner Seite kommen würde. „So ist das also, immer Zeit für mich.“, erwiderte sie leicht geflirtet in etwas entzückter Stimmenlage und grinste . „Das muss ein sehr freier Terminkalender sein. Schließlich könnte ich ja spontan mit irgendetwas ankommen, was du gar nicht erwartest, Damian.“. An der Sache war natürlich etwas Wahres dran. Niemand konnte das verneinen. Allerdings nahm sie seinen Satz auch nicht genau wörtlich, um ihm nun einen Strick draus zu drehen. Das wäre sehr verrückt und überaus unendlich unlogisch. Dann, so dachte sie von sich selbst, hatte sie wirklich eine Schraube locker. Aber zurück zum hier und jetzt. Zu ihr und dem Blondschopf. Das sich die Französin nicht einen Millimeter zurückgesetzt hatte, war im sicherlich aufgefallen. Die Blondine verharrte auch dort und fixierte den Blick des jungen Mannes ein bisschen stärker, während sie ihre Hände auf dem Tisch verschränkte. „Und zu allerhand Schandtaten bist du auch noch bereit…“, setzte sie nachträglich seines Statements noch einmal wiederholend an. Ein schelmisches Grinsen breitete sich einen kurzen Moment auf den Lippen der jungen Dame aus und wurde aber sofort wieder von einem gemütlichen Lächeln abgelöst. „Ich würde deine Zeit dann auch gerne sofort in Anspruch nehmen..“. Ihr Blick wandte sich von dem Ausblick der Terrasse erneut den bernsteinfarbenen Augen Damians zu. Dabei war ihre Stimme immer noch sehr angenehm, aber auch ein hauch ernst Schwang da mit hinein. Immerhin sollte es auch kein Scherz sein.
Etwas mulmig kam sie sich dabei trotzdem vor, dass einfach so zu fragen. Es war ein Gefühl das sie nie loswerden würde. Auch, wenn sie es nicht zeigte. Die Anfänge einer Freundschaft oder Beziehung in seinem Zweigespräch zu entwickeln, war immer nervenaufreibend für ihre Wenigkeit. „Wir haben zwar nicht viele Möglichkeiten, denn es ist Sonntag, ich bin mir aber sicher das wir etwas Geeignetes finden werden.“. Ein entschuldigendes Lächeln zierte ihren Mund. Es war offensichtlich, sie hatte keine Ahnung wo genau sie hingehen sollten. Was sie machen sollten. Die Französin agierte gerade mehr als nur spontan und nach dem Umzug ins Wohnheim war das wohl eher nicht so vorteilhaft. „Wir könnten aber natürlich auch hier sitzen bleiben.“, ihre Stimme wurde wieder etwas leiser, „Schließlich muss ja keiner wissen das hier DIE Gesellschaft und der berüchtigte Büchermörder sitzen.“. Ihre Hände fuhren dabei langsam die Konturen ihres Sommerhutes ab. „Noch dazu mir seiner korrupten Ermittlerkomplizin. Die das um jeden Preis Geheimhalten muss. Aber leider ohne Schandtaten...“. Nein! Böse! Ermahnte sie sich selbst die Scherze zu weit zu führen. Was dazu fühte das sie ihre Hände auf dem Tisch wieder zusammenführte. Natürlich war sie mitschuldig durch ihr Verhalten. Sie meldete ihn ja nicht und hatte sich bestechen lassen. Die fronten waren klar. Auch wenn es nun eher einem dieser James Bond Streifen ähnelte…irgendwie. Es wäre wohl besser sie kehrt zum altbekannten Kommissar zurück, wenn das noch möglich war. Innerlich ratterte trotzdem ihr Gehirn. Man konnte ja schwimmen gehen. Oder zum alten Wrack im Wald...ob er da schonmal gewesen ist?
Helena schien auf alle Fälle eine sehr fröhliche junge Frau zu sein, die es sich nicht nehmen ließ über Dinge zu lachen, die sie amüsant fand. Zum Glück war sie kein kicherndes Mädchen. Solche Exemplare waren dem Italiener auch bereits untergekommen. Zwar nicht so schlimm wie die Zicken, aber ebenfalls nervtötend. Wenn er mit einem solchen Gegacker gequälte werden wollte, dann würde er sich ein Huhn zulegen und das war immerhin noch für etwas zu gebrauchen. Seine Mundwinkel verzogen sich wieder in ein breites Grinsen während er der Blondine ins Gesicht schaute. Natürlich hatte er seine Zeitangabe vage gewählt, schließlich wollte er ihr ein geeignetes Fenster offen halten. Und dann wagte sie es tatsächlich seinen Terminkalender niederzumachen. Frechheit. Von gut erzogen war sie meilenweit entfernt. Damian plusterte seine Wangen auf und sah vermutlich aus wie ein kleiner grüner Frosch. Unerhört. Über diesen Frevel würde er wohl so schnell nicht hinwegkommen. Vielleicht sollte er seine Zeitangabe nochmals überdenken. Bevor er antworten konnte, blies er die Luft wieder aus und fixierte die freche Dame mit zu Schlitzen verengten Augen. »Du kannst doch nicht so über meinen nicht existenten Terminkalender herziehen.«, empörte sich der Römer nun, bevor er wieder mit seinem gewohnt offenen Gesichtsausdruck weiter sprach, »Mit deiner Spontanität werde ich gerade so noch fertig.« Dass er zu allen Schandtaten bereit war, wiederholte die Langhaarige mit einem schelmischen Grinsen. Damian hatte sich diesen Zusatz einfach nicht mehr verkneifen können. Denn so eine Möglichkeit diesen Satz in ein Gespräch einfließen zu lassen, waren nicht gerade eng gesät. Zumindest nicht bei jemanden, der anscheinend seinen Humor teilte. Es störte ihn auch keinesfalls, dass sich seine Sitznachbarin noch immer keinen Millimeter wegbewegt hatte. Damian war sicher nicht prüde oder scheute Körperkontakt, außer bei Lavi vielleicht. Der würde ihm vermutlich noch die Finger abhacken und Damian hing an seinen Fingerchen. Die Blondine schien es sich zur Gewohnheit zu machen den Blondschopf zu überraschen. Sie wollte bereits jetzt seine Zeit in Anspruch nehmen. Das schmeichelte seinem Ego wirklich sehr. Das durfte sie gerne öfter machen. »Ich kann es an deiner Nasenspitze ablesen, dass du nicht genug von mir bekommst.«, gab der Junge in einem verführerisch männlichen Ton von sich. »Ich stehe dir zu Diensten, Mylady.«, setzte er noch mit seiner normalen Stimme nach. Schließlich war er zwar ein Aufreißer, aber er wusste immerhin wann so eine Masche angebracht war und zog.
Das Mädchen steckte wirklich voller Überraschungen, aber das war auch wirklich erfrischend und ganz und gar nicht langweilig. Hoffentlich gab es noch mehrere weibliche Wesen wie Helena zu entdecken, sonst müsste er sich dieses Exemplar fangen und in einen Käfig sperren. Natürlich nur für den Eigengebrauch, aber wenn die Zen stimmten, dann durften vielleicht andere Leute einen Blick auf diese Rarität werfen. Einen Zoo konnte man auch an einem Sonntag besuchen. Aber hier auf der Insel war ein Zoo wohl ein wenig fehl am Platz. Aber wie die Blondine bereits erkannte, es gab sicher genug andere Möglichkeiten, wie man den Sonntag gestalten konnte. Oder aber man folgte doch den weiteren Vorschlag Helenas und blieb genau an Ort und Stelle. Damian musste zugeben, dass die Terrasse schon etwas hatte. Es hatte generell etwas an der frischen Luft zu sein. Den Ruf als Büchermörder würde er wohl bei Helena ebenfalls nicht mehr loswerden. Ein Grinsen schlich sich auf seine Züge, aber das war schon in Ordnung. Es würde sowieso niemand den Zusammenhang verstehen, wenn nicht einer der beiden Blondschöpfe ausholte und die Story erzählte. »Ich gehe mit dir natürlich überall hin. Schließlich bin ich ja DIE Gesellschaft. Also wenn du den Ort wechseln willst, bin ich mit von der Partie.«, gestand der Blondschopf seiner Gesprächspartner und meinte es auch so wie er es sagte. Er mochte zwar ein Büchermörder sein, aber seine Worte waren meist wahr gesprochen und sollten auch nicht angezweifelt werden, außer man wollte auf der Liste des Büchermörders stehen. »Du bist echt mit Abstand die korrupteste Ermittlerkomplizin, die mir je begegnet ist.«, bestätigte er ihre Aussage, sie konnte es immerhin nicht mehr leugnen, auch wenn sie wollte. Es stand Aussage gegen Aussage. Zwar standen seine Chancen beträchtlich schlechter, dass man ihm Glauben schenkte, doch der Bianchi konnte sehr überzeugend sein. »Also wo beginnen wir mit unseren Schandtaten?«, hackte der Blondschopf mit funkelnden Augen nach. Er war bereits auf Spaß und Neckereien eingestellt.
Na wenn ihre Spontanität jetzt nicht das Problem war, dann musste sich die Französin ja wirklich keine Sorgen machen das ihre Pläne eventuell auf Zeitmangel stoßen würden. Wenn sie denn schon einen ausgeklügelten Plan im Kopf gehabt hätte. An dieser Variable schien es nämlich noch in einigen Punkten zu hadern. Nicht gerade die beste Idee, seine Zeit dann genau jetzt in Anspruch zu nehmen zu wollen. Aber für den Gedanken war es bei Helena bereits zu spät. Immerhin hatte sie es jetzt schon angedeutet. Ein Rückzieher wäre also ganz und gar nicht ihr Stil gewesen. Abgesehen davon wirkte die Zustimmung des Blondschopfs ja auch als eine Art der Bestätigung. Er hätte ja auch ablehnen können. Dementsprechend war sie wohl interessant genug um sich auch mit ihr einzulassen. So ihre Schlussfolgerung und ein beruhigender Balsam für ihre Seele, das sie mit ihrer Art und Weise schon einmal nichts falsch gemacht hatte. Ein zufriedenes Lächeln breitete sich im Zeichen der seelischen Erleichterung auf ihrem Gesicht aus, bis ihr Klassenkamerad sie aus ihren Gedanken herausriss, in welchen sich die Pariserin gerade verfangen hatte. Das Lachen wurde zu einem Grinsen. „Da scheint meine Nase ja recht gesprächig zu sein, wenn sie so etwas schon einfach so erzählt.“, spielte sie den Kommentar leicht angetan zurück, während in ihrem Geiste die Stimmlage des Blonden noch etwas weiter hallte und ein klein wenig Gänsehaut verursachte. Aber ob sie wirklich nicht genug von ihm bekommen würde? Gerade war das noch zu bezweifeln. Allein wenn man betrachtete wie gut man sich kannte. Schließlich war noch nichts Nennenswertes passiert. Allerdings sollte man mit solchen Aussagen wirklich vorsichtig sein. Manchmal, so wusste Helena, ging das schneller als man dachte. „Aber die Dame nimmt die Bereitschaft des Herrn natürlich sehr dankbar entgegen.“, gab sie mit einer kleinen Verbeugung im sitzen ihre Dankbarkeit preis. Natürlich nicht ohne dabei eine etwas gehobene Sprachposition anzunehmen. Würden die beiden jetzt nebeneinanderstehen, wäre es wohl ein einfach knicks gewesen, welchen sie Damian hätte zukommen lassen. Dabei kam sie allerdings nicht um den Gedanken herum, was er alles hätte machen können, wenn sie denn nun stehen anstatt sitzen würden. Aber egal welche Gesten die Beiden auspacken würden: Unbeteiligte würden sie wohl dabei trotzdem schräg anschauen.
Bevor das Ganze also noch weitere Dimensionen annahm, was Scherze und Flirterei angeht, war es der Pariserin doch wichtiger nun ihre Ideen in den Raum zu werfen wo sie beide denn die Zeit verbringen konnten. Immerhin hatte die Zeit gereicht um sich in Gedanken ein paar Plätze und Möglichkeiten zurechtzulegen. Ihrem Sitznachbarn allerdings schien das alles sehr recht zu sein. Egal wo sie hin wollte, er würde ihr folgen. So sein Statement dazu. Ein Schmunzeln legte sich auf ihre Lippen und ihre Finger umfassten langsam wieder ihren schwarzen Sommerhut mit der weißen Schleife, um ihn sich sorgfältig wieder auf das zierliche Haupt zu setzen. Nun konnte sie wieder verstohlen darunter hervorlinsen, wenn die Blondine das denn wollte. „Na sooo korrupt bin ich nun auch wieder nicht.“, dementierte sie seine Vermutung und war wieder mit ihrem symbolischen Finger an der Unterlippe angekommen. „Nennen wir es…“, eine kurze Pause folgte, „…nennen wir es gehobene Kompromissbereitschaft.“. Ein kleiner amüsierter Ausstoß von Luft folgte und ihr Kopf senkte sich kurz bedächtig. „Okay, das klingt blöd. Bleiben wir bei korrupt.“, revidierte sie ihre eigene Aussage im Nachhinein. Damit war das aufpolieren ihre eigenen Images wohl in diesem Punkt fehlgeschlagen. Sie musste sich wohl anderenorts umsehen um sich in seinem Antlitz etwas profilieren zu können. Bis es aber soweit war, versuchte sie lieber auf das wichtigste zurückzukommen: Wohin sollte es gehen? Da Damian nicht gerade einen Wunsch geäußert hatte, musste sie sich entscheiden. Nicht, das es sie störte. Das Ganze war immerhin auf ihre Initiative hin zustande gekommen. Da war es auch ihre Pflicht als Gastgeber, ein Programm zu besitzen.
„Wir könnten hier einfach sitzen bleiben, oder ein bisschen über die Terrasse wandern.“, gab sie ihren Finalen Gedanken kund und driftete einen kurzen Augenblick erneut auf das Panorama vor ihren Augen ab. Der Grund dafür war simpel: Die anderen Orte warnen ihr gerade zu weit weg und außerdem wollte sie ihren Klassenkameraden…besser kennen lernen. Denn wenn die Französin so über ihn nachdachte, eigentlich wusste sie außer seinem Vornamen und dem anderen Standard-Sachen nicht wirklich etwas über ihn. Das er eine so charmante und auch lustige Ader hatte, war sowieso eine sehr schöne und lohnenswerte Erfahrung für sie gewesen. Aber das Gesprächsthema von lustig und flirtend auf etwas normalere Ebenen zu hängen erschien Helena gerade wie eine unglaubliche Mamut-Aufgabe. Eine die sie wohl ohne einen holprigen cut nicht bewerkstelligen könnte. Es war also kein Wunder, das sie etwas nervös kurz in ihre Handtasche griff, um auf ihrem Telefon nachzuschauen ob vielleicht eine ihrer Freundinnen geschrieben hatte, aber Fehlanzeige. Immerhin wollte sie nicht wieder eine Belehrung von Lisanna erhalten, das sie ihre Nachrichten nicht lesen würde. Obwohl sie wohl eine der wenigen war, die den Ganzen Tag an ihrem Handy hingen. Vielleicht war es da ein gutes Zeichen, das die Pariserin dann eben von dieser nicht zugetextet wurde. Aber zurück zum geplanten Themawechsel. Einatmen! Und ausatmen! „Sag mal…“, fragte sie zögerlich, „…wo kommst du eigentlich genau her, Damian?“. Ihr Blick wandte sich fragend an den Blondschopf. „Also, Geographisch gesehen.“, fügte sie noch ergänzend hinzu und lehnte sich etwas entspannend in die Lehne der Bank hinein. Nicht das plötzlich eine Antwort wie: „Na aus meinem Bett.“ In ihr Gesicht sprang. Zwar hätte sie darüber wohl auch gelacht, aber es war nicht Sinn ihrer Frage an den jungen Mann gewesen. Trotzdem trieb ihr die Erwartungshaltung ein Grinsen aufs Gesicht, während sie ihn betrachtete. Er hatte sie wirklich auf einen Trip der dummen Antworten und schlechten Flirtereien gebracht…
Jedes Körperteil hatte ebenso seine Berechtigung seine Meinung kund zu tun, ebenso wie Nasen. Vor allem Helenas Nase, wobei Nase doch sehr grobschlächtig klang. Viel mehr was es ein Näschen, wenn nicht sogar ein Stupsnäschen. Diesen Gedankengang würde Damian auf alle Fälle für sich behalten. Seine Gedanken waren vermutlich auch nicht wirklich interessant außer es ginge um Hassgedanken, die konnten schon sehr fantasievoll gestaltet sein. »Also so 'ne Klatschtante ist deine Nase nicht.«, grinste der Blondschopf Helena entgegen. Schließlich wollte er ja ihre Nase nicht in Verruf bringen. Aber nun war es auch genug mit dem Nasenthema, schien auch die Blondine so zu sehen und wandte ihr Wort wieder an Damian beziehungsweise nahm sie seine Bereitschaft gerne entgegen. Es gab auch wahrlich schlimmeres als sich weiterhin mit Helena zu unterhalten und die Zeit zu verbringen. Weitaus schlimmeres. Die sitzende Verbeugung war auch eine Klasse für sich. Es hätte sicher sehr viel eleganter in einer aufrechten Position gewirkt, aber die Geste zählte schließlich, was natürlich ein Grinsen in Damians Gesicht rief. »Kann ich nur zurückgeben.«, und damit verbeugte sich auch der Herr in sitzender Position um seiner Dankbarkeit mehr Ausdruck zu verleihen. Sie waren schon zwei sonderbare Kandidaten, wenn man nicht wusste worum es gerade ging. Damian wäre vermutlich ein Kandidat der sich die wildesten Stories zusammenfantasieren würde, wenn er einem solchem Gespräch lauschte.
Die bernsteinfarbenen Seelenspiegel hafteten an Helenas Bewegungen als sie sich den Sonnenhut wieder auf ihr Haupt setzte. Nicht jeder konnte von sich behaupten, einen Sonnenhut tragen zu können. Bei einigen weiblichen Geschöpfen sah so etwas einfach nur schrecklich aus. Die Blondine konnte es getrost tragen, sah gut aus. Mit dem Sonnenhut konnte sie ihren Augenaufschlag unter der Hutkrempe empor zur Perfektion treiben. Wenn sie denn so wollte. Oder sie versteckte unter der Hutkrempe ihr Pokerface und da war Damian auch schon wieder bei dem Thema Korrupt. Die Blondine schien sich wohl nicht für so korrupt zu halten, wie der Italiener behauptete. Seine Behauptung stütze sich ja nicht auf Tatsachen sondern einzig und alleine auf seine Ausschmückung. Wobei Helena wohl das Wort korrupt nicht so ganz in den Kram passte, da sie versuchte dafür ein geeignetes Synonym zu finden. Was sich wiederum als ziemlich schwieriges Unterfangen gestaltete und letzten Endes verworfen wurde. Das weckte Damians Amüsement und die Mundwinkel zogen sich noch ein Stück nach oben. Auf alle Fälle konnte man Helena als äußerst kreativ bezeichnen. »Team korrupt also.«, gab er noch immer grinsend bekannt.
Seine Sitznachbarin machte den Vorschlag hier zu bleiben. War vermutlich gut so, denn wenn Damian ganz tief in sich ging, hatte er absolut keine Lust diesen Ort zu verlassen. Natürlich wäre er Helena gefolgt, wenn sie den einen anderen Ort der Terrasse vorgezogen hätte. »Sag Bescheid, wenn du dir deine Füße vertreten willst.«, gab er ihr die Zustimmung zum Vorschlag ihrerseits. Entweder würden sie jetzt noch eine Weile auf der wirklich bequemen Bank sitzen oder aber die Blondine nahm das Zepter in die Hand und sie würden über die Terrasse spazieren. Man konnte überall reden, demnach würde das Gespräch wohl nicht zum Erliegen kommen. Der Blondschopf legte seinen Kopf leicht schief, als Helena in ihrer Handtasche herumwühlte um ihr Handy zu checken. Vielleicht wartete sie auf eine dringende Nachricht oder Anruf? Wobei das verwarf der Italiener gleich wieder, sonst hätte sie wohl nicht jetzt von seiner Zeit Gebrauch gemacht. Die Frage nach seinem Herkunftsort kam ein wenig überraschend. Das hatte er nicht auf dem Schirm gehabt. Aber man konnte schließlich nicht die ganze Zeit rumblödeln. Damian war dem Gespräch in diese Richtung auch nicht abgeneigt. So konnte man ebenfalls etwas über die andere Person erfahren. »So viel ich weiß, aus Italien. Rom um genau zu sein. Und du aus Frankreich?«, antwortete er ihr. Wobei ob er auch wirklich in Italien geboren wurde, war wieder ein ganz anderes Thema zu welchem er allerdings keine Antwort beisteuern konnte.
Ein kleines Nicken entlockte der Italiener der Blondine, als er das Ganze unter dem Decknamen „Team Korrupt“. Das waren sie, in der Tat. Team Korrupt, das Terrassen-Verbrecher-Duo dem keine Aktion zu unmöglich war und jeder Beweis zu leicht um sie anschwärzen zu können. Innerlich lachte sie über diesen Gedankengang der sich anhörte, als wären sie in irgendeiner Cartoon-Serie aus den 80ern gelandet. Diese wäre bestimmt ein absoluter Kassenschlager geworden. Allein schon, weil sie sich nicht so wie Superman durch einen blauen Pyjama und eine Brille auszeichnete mit der man ihn kaum wiedererkannte. Ihr Merkmal wäre ihre Unscheinbarkeit und Zusammenarbeit geworden. Ja! So wäre es gewesen! Doch die Comic-Idee hob sich die Französin mal für später auf. Jetzt war weder der Ort, noch die Zeit, um sich damit vor ihrem Gesprächspartner zu rühmen. Man musste ja nicht mit allem was einem im Kopf an Unsinn herumschwirrte an die Außenwelt herantreten. Immerhin gab es gerade auch andere Sachen zu klären.
Ein weiters Nicken folgte auf die Ankündigung hin, das sie nur sagen müsste, wann man sich die Beine vertreten wollte. Sie würde darauf zurückkommen, wenn sich der Drang unaufhaltsam in ihr ausbreiten würde. Im Moment aber, war immer noch das Gegenteil der Fall. Außerdem hatte sie ja jetzt ein neues Thema, mit dem sie sich auch gut befassen konnte. Herkunft war immer schon ein gutes Thema bei normalen Gesprächen, das war selbst ihr geläufig. Allerdings sollte man jetzt nicht auf die Idee kommen das sie jetzt auch anfangen wollte Stammbäume zu vergleichen. Das war eher weniger von Interesse für Helena. Es diente lediglich dem Zweck, sich ein besseres Bild von Damian zu machen und sich eventuell auszumalen wie die Persönlichkeit von ihm sein mochte. Klischees kamen ja nicht einfach irgendwo her. Dementsprechend aufmerksam hing sie an seinen Lippen, als er ihr auch sehr Präzise auf die Frage zu antworten schien. Italien…mhhh. Das Land der Antipasti und der leckeren Pasta-Gerichte. Bereits zuhause hatte sie immer ein Auge auf die Italiener in der Stadt geworfen und zu gerne wäre sie einmal selbst in diesem Land gewesen um diese vor Ort zu probieren. Ganz zu schweigen von Italienischem Wein! Bei diesen Gedanken lief ihr unweigerlich das Wasser im Mund zusammen. Es war zum Hunger bekommen! Und dann auch noch Rom! Es konnte besser nicht sein! Gerade in Hauptstädten sammelten sich an vielen Ecken immer die Glanzstücke des Landes. Man musste nur wissen, wo man suchen musste. Doch bevor die Engelin dort ansetzen konnte, galt es erst einmal die Gegenfrage zu beantworten. „Ja, ich komme aus Frankreich.“, bestätigte sie es ohne zu zögern und mit einem Unterton der Stolz versprühte. Manch einer mochte es wohl als etwas übertrieben deuten. Aber sie hätte sich wohl kaum ihre Haare in der Trikolore gefärbt, wenn sie nicht stolz auf ihr Land wäre. „Aus Paris um das näher auszuführen. Also ebenfalls aus der Hauptstadt, genau wie du.“. Ein Lächeln zierte ihre Lippen. Doch ihre Augen teilten diese Freude nur zur Hälfte. Lachen konnte sie über den Zufall nicht. Denn ihr Zuhause war immer mit dem Gedanken verknüpft, das sie nicht mehr nach Hause durfte. Da wo ihre Familie war und nun wohl ein sehr tristes Leben führen musste. Ganz getreu nach dem Motto: Tote bleiben tot und sie war eine davon…leider. „Man kann also sagen das der Eiffelturm mich nicht mehr so in den Bann zieht, wie die ganzen Besucher dort. Aber ich liebe meine Heimat trotzdem.“, scherzte sie hinten nach und schaute kurz etwas bedächtig auf ihre Hände, die sich gerade gegenseitig umschlungen hatten. Danach erhob sich ihr Blick wieder und ihre blauen Augen fixierten erneut Damians Gesicht. „Ganz auswendig kenne ich die Stadt aber trotzdem nicht. Dafür ist sie zu groß. Aber das Essen ist glorreich!“, führte sie den Sachverhalt weiter aus während ihre Finger eine „exzellent-Geste“ vollzogen. In manchen Ecken von Paris wollte man außerdem gar nicht unterwegs sein. Weder am Tage, noch in der Nacht. Eine Sache die ihr ihre Eltern sehr früh eingetrichtert hatten. „Und du?“, holte sie nun aus um das Ruder wieder abgeben zu können. „Du wirkst so als ob deine Heimat dich nicht so wirklich fesselt.“. Ihr Blick wurde etwas fragend. „Ist Rom den nur halb so spektakulär, wenn man selbst dort aufgewachsen ist?“. Immerhin wusste sie ja nicht, ob er dort auch seine Kindheit verbracht hatte. Sie ging in diesem Falle einfach mal davon aus. Immerhin hatte er nichts dergleichen angedeutet und wenn es falsch wäre, so würde er sie sicherlich darauf hinweisen. Hoffentlich war seine Jugend in einem Aspekt schöner als ihre, aber das wünschte sie jedem. Aus ganzem Herzen.