Der große Speisesaal im Parterre des Wohnheims bietet Platz für unzählige hungrige Mägen. Zu Schulzeiten breitet sich hier morgens und abends der Geruch frisch zubereiteter Mahlzeiten im gesamten Erdgeschoss aus, die von der alteingesessenen Sayaka liebevoll zubereitet werden, die den Heimbewohnern schon lange nicht mehr fremd ist. Auch am Morgen kümmert sie sich darum, dass das Frühstücksbuffet immer nachgefüllt wird und am Abend steht sie an der Essensausgabe. Sie schenkt den Schülern nicht nur eine warme Mahlzeit, sondern auch ein wohltuendes Lächeln. An manchen Tagen lässt sie sich allerdings von einer wohlgenährten Frau mittleren Alters vertreten, die nur sehr wortkarg ist und gerne auch zu kleine Mahlzeiten austeilt.
Der Speiseplan
Montag - 20.07.2015
MorgensBuffetfrühstück - versch. Sorten Brot/Brötchen, Getränke und Beläge aller Art, Pancakes, Waffeln, Früchte, Müslis und Joghurts
MittagsTsukune-Don - Hähnchenbällchen-Spieße mit Yakitori Soße auf Reis
AbendsGebratene Nudeln mit Tofu und Gemüse
Dienstag - 21.07.2015
MorgensBuffetfrühstück - versch. Sorten Brot/Brötchen, Getränke und Beläge aller Art, Pancakes, Waffeln, Früchte, Müslis und Joghurts
MittagsGericht - Miso-Suppe, Wok mit Gemüse und Reis
AbendsGericht - Gebratene Weizennudeln mit Rindfleisch und/oder Gemüse
Mittwoch - 22.07.2015
MorgensBuffetfrühstück - versch. Sorten Brot/Brötchen, Getränke und Beläge aller Art, Pancakes, Waffeln, Früchte, Müslis und Joghurts
MittagsGericht - Reis/Kartoffeln mit Tafelspitz und Meerrettich
AbendsGericht - Spaghetti Napoli
Donnerstag - 23.07.2015
MorgensBuffetfrühstück - versch. Sorten Brot/Brötchen, Getränke und Beläge aller Art, Pancakes, Waffeln, Früchte, Müslis und Joghurts
MittagsGericht - Lasagne mit Salat
AbendsGericht - Toast Hawaii
Freitag - 24.07.2015
MorgensBuffetfrühstück - versch. Sorten Brot/Brötchen, Getränke und Beläge aller Art, Pancakes, Waffeln, Früchte, Müslis und Joghurts
MittagsGericht - Hühnersuppe mit Nudeln oder alternativ reine Gemüsebrühe
AbendsGemüsepfanne -
Samstag - 25.07.2015
MorgensBuffetfrühstück - versch. Sorten Brot/Brötchen, Getränke und Beläge aller Art, Pancakes, Waffeln, Früchte, Müslis und Joghurts, nur heute: frische Spiegeleier vom Wachtelhuhn!
MittagsGericht - Hähnchenbällchen-Spieße mit Yakitori Soße auf Reis
Erleichtert seufzte ich leise, als Mike mir sagte, Lavine sei mein Spitzname für Lavinia und er würde ihn deshalb nicht so nennen. Dann blinzelte ich allerdings verwundert, weil er von etwas gemeinerem sprach. Aber glücklicherweise entschärfte er das ganze auch schon. Natürlich würde Lavine (@Lavinia Efe) cool genug sein, um keinen blöden Spitznamen zu bekommen. "Ich bin mir sicher, du wirst nicht enttäuscht sein!", versicherte ich ihm schließlich und lächelte vor mich hin, ehe ich seiner Erklärung zu den russischen Worten horchte. "Oh.", machte ich nachdenklich und drehte und wendete seine Worte in meinem Kopf ein wenig. "Ooooh.", machte ich dann erneut verstehender, "Es wäre nett, wenn du mir etwas beibringen würdest." Überhaupt freute ich mich schon darauf irgendwas zu lernen. Sei es nun in der Schule oder in meiner Freizeit und warum nicht meine russischen Sprachkenntnisse verbessern? Vielleicht ging Mike irgendwann nach Russland zurück, dann könnte ich ihn dort besuchen. Als der Name Ilmensee fiel, klingelte was bei mir, woraufhin ich abermals angestrengt und konzentriert die Brauen zusammen zog und nachdachte. Ilmensee... "Oh, ja!", bemerkte ich dann begeistert, "Als ich in Russland war, war ich dort hin und wieder schwimmen. Manchmal hab ich mich sogar dafür nachts weggeschlichen." Ich hatte dafür eine gehörige Strafe von Mama bekommen, aber ich war noch heute der Meinung, dass es das wert gewesen ist. "Ich erinnere mich nicht gut, weil das so lange her ist, aber ich hatte da einen Freund, mit dem ich viel Zeit verbracht habe." Zwar wusste ich nicht mehr wie er aussah oder gar hieß, aber wenn ich mich zufällig daran erinnerte war ich immer der Meinung, dass das schöne Erinnerungen waren. "Aber das sind alte Geschichten." Wahrscheinlich hatte er mich ebenfalls vergessen. Irgendwie hatte ich gerade den Drang ihm eine Art Brief zu schreiben, aber das war vergebene Liebesmüh, wenn man nicht einmal den Namen wusste. Wie auch immer... Mikes Erklärung zum Emoji erwies sich für mich als hilfreich, wobei ich das merkwürdige Bedürfnis unterdrückte Lavine gleich mehrere dieser süßen Bildchen zu schicken. Wahrscheinlich machte er gerade irgendwas Aufregendes mit seinen Freunden und ich würde da mit meinen Nachrichten nur stören. "Danke für die Erklärung.", entgegnete ich schließlich lächelnd und zuckte tatsächlich etwas zusammen, als mein Handy das Geräusch einer Welle abspielte, die sich am Strand brach - ich hatte das direkt nach meiner Ankunft mit dem Handy aufgenommen, als ich die vielen Funktionen erforscht hatte - und mich davon in Kenntnis setzte, dass ich seine Nachricht empfangen hatte. Eine Art Entsetzen war wahrscheinlich auf meinem Gesicht zu sehen, als ich las, was er dem armen Fisch antun wollte, aber dann ging mir natürlich auf, dass es sich nicht um einen echten Fisch handelte. Puh, ein bisschen peinlich. Anschließend speicherte ich auch schon mit seiner Anleitung seinen Kontakt in meinem Handy. Ich brauchte ein wenig um ein passendes Emoji auszusuchen, weil es davon so viele gab. Etwas cooles, ging es mir bei dem Gedanken an seine Nachricht durch den Kopf. Etwas passendes. Gar nicht so einfach. Mit seinem Seufzen blieb ich bei den Tieren hängen, schürzte nachdenklich den Mund und tippte schließlich für etwas das aussah wie eine Raubkatze. Optisch fand ich das eigentlich weniger passend, weil Mike schwarze Haare hatte, aber cool fand ich es auf jeden Fall! "So.", verkündete ich schließlich und antwortete schließlich noch auf seine Nachricht, ehe ich triumphierend auf mein Handy herab sah. Das war gerade meine erste Nachricht an jemanden, der nicht Lavine war!
Mikes linker Mundwinkel zuckte flüchtig nach oben, als River sagte er würde von Lavinia nicht enttäuscht sein. Wenn man keine Erwartungen hatte, konnte man bekanntlich nur positiv überrascht werden. Leider hatte die liebe Riff die Messlatte nicht gerade niedrig gelegt, indem sie über ihren Cousin geschwärmt hatte, als wäre er eine Art Gott. Doch das wollte der Werwolf ihr nicht unter die Nase reiben. Hinterher machte sie der Gedanke, dass ihr Cousin die Erwartungen anderer vielleicht nicht erfüllen könnte, noch verrückt und raubte ihr den Schlaf. Dafür wollte er nun wirklich nicht verantwortlich sein, weshalb er das Thema beiseiteschob. „Klar, kein Ding. Aber sowas wie ´Guten Morgen` kannste bestimmt schon, wa? Ich mein, wenn du da gelebt hast“, grübelte er. Er wusste natürlich nicht, wie viel bei ihr hängengeblieben war. Das würde sich dann wohl zeigen, wenn er ihr die ein oder anderen Ausdrücke beibrachte. Und selbst, wenn sie bei Null anfangen müssten. Das war Mike ja sowieso mehr als gewohnt. So angestrengt, wie Riff über den Namen des Sees nachdachte, erwartete der Dunkelhaarige schon beinahe, dass er ihr nichts sagte. Immerhin hatte dieses Gewässer noch einmal einen etwas anderen russischen Namen und ohnehin … merkten sich Leute in der Regel solche Dinge überhaupt? Erwartungsvoll musterte er ihre violetten Augen, bis sie seine Frage tatsächlich bejahte. „Hah, echt jetzt?“ Grinsend biss er sich auf die Unterlippe. Sein Herz pochte etwas schneller — vielleicht wegen der ganzen Kalorien, die er in kürzester Zeit in sich reingeschaufelt hatte, aber viel wahrscheinlicher wegen des Freundes, den Riff fast schmerzhaft beiläufig erwähnte. „Vielleicht haben wir uns ja sogar mal gesehen und erinnern uns nicht mehr dran. Wär irgendwie lustig.“ Er konnte nicht vermeiden dabei den Blick zu senken. Jetzt bloß nicht nostalgisch werden! Mike tat so, als müsste er gähnen und hielt sich die Hand vor den Mund, um seine hängenden Mundwinkel zu kaschieren. Darauf strich er sich kurz und ohne Sorgfalt durchs Haar und zwang sich zu einem Lächeln. River erinnerte sich immerhin an jemanden, mit dem sie viel Zeit verbracht hatte. Der Gedanken sollte ihn eigentlich schon besänftigen.
„Süßer Klingelton“, kommentierte er prompt. Ob Lavinia den für sie eingestellt hatte? Irgendwie konnte Mike sich nicht vorstellen, dass Riff sich selbst durch die Einstellungen kämpfte, auf der Suche nach einem passenden Ton. Gespannt linste er rüber zu ihrem Display. Einerseits, um zu verfolgen, ob sie das mit dem Einspeichern gebacken kriegte. Andererseits, weil er natürlich darauf scharf war zu erfahren, welchen Emoji sie für ihn wählte. Er hätte selbst den Wolf oder Mond gewählt, aber ob Riff so eine göttliche Intuition hatte? Um sie nicht unter Druck zu setzen, wandte Mike den Blick ab, während sie noch suchte und eine Antwort tippte und scrollte ein bisschen durch seine magere Kontaktliste. Für jemanden, der sich selbst als cool bezeichnete, wurde sein Messenger nicht gerade von Nachrichten geflutet … Kaum, dass Riffs Nachricht bei ihm eingetroffen war, beugte er sich über den Tisch und drückte ihr Handy mit dem Zeigefinger leicht nach unten, um einen besseren Blick auf das Display zu haben. „Zeig mal her“, forderte er grinsend. Eine Raubkatze? Na ja, immerhin war es kein Hauskätzchen. Damit konnte Mike sich anfreunden. „Okaaay, dein Fisch darf leben, das is‘ akzeptiert. Und eigentlich auch nah dran … irgendwie.“ Wenn man Katzen und Hunde — beziehungsweise Wölfe — nicht als gegenteilig betrachtete. Er nahm den Finger von ihrem Bildschirm und lehnte sich wieder zurück. Bevor er sein Handy sperrte, warf er einen kurzen Blick auf das Ziffernblatt. Spät war es noch nicht, aber morgen stand laut Stundenplan das Fähigkeitentraining an. Dafür wollte der Werwolf unbedingt fit sein. Den Rest des Curriculums nahm er zwar nicht ernst, aber diese Trainingseinheiten waren ihm wichtig. „Die anderen Klassen haben morgen früh ja auch Fähigkeitentraining, ne? Was hast du gewählt?“, fragte er und vermutete Transformation und Selbstkontrolle, wollte es aber aus offensichtlichen Gründen nicht aussprechen.
Dem Braunhaarigen schmeckte das Essen wohl sehr, denn er aß den Teller komplett leer. Es war richtig gut für ihn und füllte auch seinen Magen sehr. So konnte er nun heute Nacht sicherlich gut schlafen. Doch fürs Bett schien es doch noch relativ früh zu sein. Was sollte er nun noch machen? Er könnte in seinem Zimmer ja sich an die Hausaufgaben nochmals setzen. Doch wollte das Oliver wirklich? Immerhin musste er die Hausaufgaben ja noch nicht bis morgen haben. Das bedeutete wohl, dass er sich auch noch ein anderes Mal Zeit dafür nehmen konnte. Aber was könnte denn der Amerikaner noch tun? Während er am Grübeln war, nahm er sein Handy zur Hand und schaute, ob er irgendeine wichtige Nachricht oder sogar einen Anruf hatte. Er hatte tatsächlich eine Nachricht von seinem Privatlehrer bekommen, der ihn fragte, wie es ihm in Isola ging. Irgendwie machte dies Olli glücklich, denn er wusste, dass jemand an ihn dachte. Er schrieb auch gleich zurück, dass alles noch ungewohnt wäre, er aber sich schon langsam gut einleben würde. Es würde ihm auch hier in der Schule schon Spaß machen. Danach sendete er die Nachricht ab und versorgte sein Handy wieder in seiner Hosentasche.
Nun hatte er auch schon eine Idee, was er heute noch machen könnte, denn er würde sich heute sicherlich noch hier außerhalb des Wohnheims noch ein wenig umsehen. Immerhin gab es doch auch schon im Stadtpark einiges zu sehen, da war es doch eher wahrscheinlich, dass es hier im Wohnheim auch interessante Sachen zu sehen gab. Neu motiviert nahm er sein Tablett und gab es bei der Abgabe ab. Anschließend machte er sich auf den Weg in die Richtung des Außenbereichs.
Ich nahm mir ein paar Augenblicke Zeit noch etwas von meiner Mahlzeit zu vertilgen, als Mike nachfragte, ob ich sowas wie Guten Morgen denn schon sagen konnte. Glücklicherweise musste ich diesmal nicht einmal nachdenken und konnte direkt zustimmend nicken. "Übliche Begrüßungen und Verabschiedungen kann ich. Und Ja und Nein und.... Bitte und Danke. Aber dann lassen meine Kenntnisse ein wenig nach." Es gab natürlich die einen oder anderen Worte die man behielt, wenn man eine Weile an einem Ort blieb, aber weil ich mich danach nicht mehr mit der Sprache auseinander gesetzt hatte, hatte ich einiges wieder vergessen. Bei einigen Brocken war ich mir unsicher, was sie bedeuteten und ein paar andere Wörter kannte ich zwar noch, wusste aber nicht wie man sie aussprach. Die Vorstellung ihm damals begegnet zu sein fand ich ziemlich aufregend und musste mir auf die Unterlippe beißen, um nicht so alberne Geräusche zu machen, wie ich es als Kind getan hatte. "Das stimmt.", entgegnete ich kurz darauf, "Schade nur, dass ich mich an so wenig erinnere." Ein kleines Seufzen entschlüpfte mir und klang schon ein wenig traurig. Doch schließlich widmete ich mich erneut meiner Mahlzeit, die sich langsam in Gänze auflöste. Bei seinem Kommentar zu meinem Klingelton, stieg mir allerdings Röte ins Gesicht, ehe ich verlegen lächelte. Schließlich hob ich ein bisschen stolz das Kinn. "Das hab ich selbst aufgenommen als ich heute morgen ankam." Die Wellen hatten so einen wunderschönen beruhigenden Klang, den ich hatte festhalten wollen. Anschließend war ich über die Option Als Klingelton einstelle gestolpert und war vor Begeisterung herumgehüpft wie ein glückliches Lämmchen. Dass Mike anschließend auch noch mit der Wahl meines Emojis zufrieden war, machte mich gleich noch glücklicher. Unwillkürlich gab ich ein fröhliches, fast schon triumphierendes Summen von mir und wippte ein wenig hin und her, ehe ich ihn wieder überrascht anblinzelte. "Nah dran? Woran?" Man könnte fast meinen, dass mir das Fragezeichen regelrecht anzusehen war. Doch das Thema über die Fähigkeitenträiningsfächer - Was für ein furchtbares Wort! Wie schreibt man denn sowas? - interessierte mich ebenfalls brennen. Statt ihm seine Frage jedoch zu beantworten, wie es wohl jeder andere Schüler getan hätte, hob ich den Blick nachdenklich an die Decke. "Oh... äh... Hm... Gute Frage." Was habe ich nochmal gewählt? Dieses Verwandlungsding hatte ich nicht gewählt, da war ich mir sicher. Ich verwandelte mich ja nur im Wasser und das war überaus praktisch. Ich wusste nicht, was ich daran noch lernen sollte. Also... Was hatte noch gleich zur Auswahl gestanden? "Ähm..." Grübelnd glitt mein Blick hinab auf den Tisch, während die kleinen Zahnräder in meinem Kopf arbeiteten. Fähigkeitentraining... Das war doch bestimmt etwas nützliches. Der Moment, in dem ich mich erinnerte, war ein bisschen wie ein Startschuss eines 50 Meter Sprints. Laut und ziemlich plötzlich. Zumindest in meinem Kopf. "Oh.", kam es leise von mir, "Ja, natürlich." Dumme kleine Riff... "Heilkunde.", verkündete ich dann mit einem Nicken. Etwas, das anderen von Nutzen war. "Und was hast du gewählt?" Neugierig blinzelte ich ihn an.
Matthew
Matthew Mason
98 Charakterbogen Aufenthaltsort: Zimmer Nr. 204 Aktuelles Outfit: Knielange Bluejeans, schwarzes T-Shirt und dunkle Sneakers
Matthew war nun mittlerweile mit dem Essen fertig. Es schmeckte ihm sehr gut, aber er war zu voll, um sich noch einen Nachschlag zu holen. Das Essen war hier wirklich sehr gut bis jetzt. Ob es etwas gab, das die Köche hier nicht so gut herbekamen? Der Rothaarige bezweifelte dies doch, da dieses Wohnheim sicherlich darauf achtete, dass das Personal auch Profis auf ihrem jeweiligen Gebiet war.
Er sah sich im Raum um und merkte, dass nicht mehr all zu viele Personen im Speisesaal war. Dies bedeutete wohl, dass die Zeit im Speisesaal wohl zu ende war. Ein Blick auf seine Uhr am Smartphone bestätigte dies auch nochmals. Nun musste sich der Engländer nur noch überlegen, was er heute noch machen würde. Er selbst hatte eigentlich keinen Plan. Wenn er mit Akaya hier wäre, wäre die Auswahl sicher einfacher. Aber leider war dies gerade nicht so und deshalb musste er selbst sich etwas überlegen. Einfach schon schlafen zu gehen wollte er jetzt auch nicht unbedingt, da er noch nicht müde war und die Uhrzeit noch nicht zum Schlafen gehen einlud. Was Matthew tun könnte, wäre die Gegend ein wenig erkunden gehen. Einfach sich einige Orte anschauen, wäre doch sicherlich auch sehr spannend. Zwar müsste er dies allein machen, aber gut, da kam er einfach nicht daran vorbei.
Nun, da er wusste, was er als Nächstes tun wollte, brachte er sein Tablett mit dem leeren Geschirr zur Abgabe und sah sich noch einmal im Speisesaal um, ob er nicht ein bekanntes Gesicht noch sehen würde und mit dieser Person dann zusammen gehen konnte. Jedoch kannte er die anderen, die noch im Speisesaal waren, nicht. Die einzige, die er kannte, war Helena und die schien sehr beschäftigt zu sein. Also machte er sich allein auf den Weg.
Mike seufzte zufrieden, als Riff ihm erklärte, dass sie einige wenige Grundlagen beherrschte. „Gut“, erwiderte er daher auf Russisch. Er wollte diese Sache nun auch nicht zu ernst nehmen und einen richtigen Sprachkurs mit der Schwarzhaarigen veranstalten, aber sie schien sich ja wirklich über sein Angebot gefreut zu haben. Also nahm Mikhail sich vor ihr jeden Tag zumindest einen Ausdruck beizubringen. Das sollte sie doch, neben der Schule, packen. Sein Lächelte bröckelte ein wenig, als sie sagte sie könnte sich an so wenig erinnern. „Ja, is‘ schade. Aber is‘ ja auch schon lange her, ne? Würd ich mich wahrscheinlich auch nicht erinnern“, gab der Werwolf schulterzuckend und betont nonchalant zurück. Dafür hatten sie ja jetzt eine zweite Gelegenheit bekommen, um gemeinsame Erinnerungen zu schaffen. Die zwar auch nicht von Dauer sein würden, aber an diesen Gedanken hatte er sich längst gewöhnt. Meckern und Jammern brachte da genauso wenig wie Beten — er hatte bereits alle Register gezogen. „Ohne Scheiß?“, schoss es aus ihm heraus, während sein Blick kurz zu ihrem Handy wanderte und schließlich wieder auf Riff landete. „Ich weiß nicht mal wie das geht mit dem Aufnehmen und als Klingelton einstellen. Respekt, Riff“, sagte er grinsend und in einem möglichst unironischen Tonfall, denn ironisch meinte er das wirklich nicht. Mit dieser Handyfunktion hatte Mike sich nie auseinandergesetzt, weil es ihm unnütz erschien. Wozu Töne selbst aufnehmen, wenn man abertausende Klänge aus dem Internet downloaden konnte? Umso putziger fand er es, dass Riff sich die Mühe gemacht hatte. Ihm fiel auf, dass sie stutzte, nachdem er gesagt hatte sie wäre ´nah dran` mit ihrer Raubkatze. Gab es einen Grund zu verschweigen, dass er ein Werwolf war? Sie hatten nicht das beste Image auf dieser Insel oder generell, wenn man mal ehrlich war, aber er hatte trotzdem nicht das Gefühl als müsste es ein Geheimnis bleiben. Hier liefen schließlich sogar Dämonen herum und die waren ja mal viel gefährlicher als Werwölfe. „Ich bin kein Tiger. Ich bin ‘n Werwolf“, korrigierte Mike nüchtern, mit einem kleinen Lächeln, das seine Reißzähne nur für einen kurzen Augenblick durchscheinen ließ. Er fand nicht, dass man es ihm ansonsten äußerlich irgendwie ansah. Im Gegensatz zu vielen anderen Vertretern seiner Rasse war er außerdem ziemlich klein und schlaksig. Damit würde er es sicher nicht in eine Teenie-Werwolfs-Serie schaffen!
„Hallooo Riff … bist du abgestürzt? Muss man dich einmal neustarten?“, scherzte er und wedelte mit seiner Hand flüchtig vor ihrem Gesicht rum, während sie offenbar angestrengt ihre grauen Zellen beanspruchte. Er hatte sie doch nur gefragt welches Fach sie gewählt hatte. Die Auswahl war nicht einmal so groß, als dass man sich in der Unendlichkeit der Möglichkeiten verlieren könnte. „Ich hol mir dann Nachtisch und komm gleich wieder.“ Grinsend deutete er mit dem Daumen zur Essensausgabe, die allmählich dichtmachte. Natürlich würde er nicht einfach so aufstehen und River hängenlassen, nachdem er ihr eine Frage gestellt hatte. Nach gefühlten zehn Minuten — wahrscheinlich waren es gerade mal zwanzig Sekunden gewesen — bekam Mike schließlich seine Antwort. Zum Glück bevor er sich weitere (dumme) Sprüche erlauben konnte. Aber sowas konnte er sich einfach schwer verkneifen. „Echt, Heilkunde? Hätte ich nicht gedacht. Also … keine Ahnung, passt schon irgendwie zu dir. Ich kann mir dich gut als Krankenschwester vorstellen, irgendwie.“ Oder als Ärztin. Sowas in der Richtung eben. „Seit wann kannst du sowas? Also, heilen. Ich mein, wenn man in den Kurs geht, muss man jawohl irgendwelche … wie heißt das … Potenzial haben? Ich glaub ich könnte da so gar nichts aus mir rausholen.“ Mike zuckte mit den Schultern. Werwölfe waren auch nicht gerade für ihre überragenden Heilkünste bekannt. Aber Meerjungfrauen? Er hatte keinen Schimmer. „Transformation—“ Das Selbstkontrolle ließ er weg; das fand er peinlich. „Find das ganz nützlich, weil ich lernen will mich nicht nur bei Vollmond zu verwandeln. Und halt auch nicht bei Vollmond, wenn ich kein Bock drauf hab, weißt du?“ Natürlich wollte er seine Kraft als Wolf auch besser kontrollieren lernen, aber das verstand sich bestimmt von selbst.
„Soll ich dir gleich zeigen wo die Tabletts hinkommen?“ Ihm war aufgefallen, dass River ihr Abendessen soweit beendet hatte. Und er selbst war auch satt. Würde ihn nicht wundern, wenn Sayaka ihnen bereits böse Blicke zuwarf, weil sie sich gefälligst sputen und ihren Kaffeekranz auf den Gang verlegen sollten, damit sie hier aufräumen konnte.
Mit einem Nicken bestätigte ich Mikes russische Erwiderung. An das Wort selbst erinnerte ich mich nur wage, wusste aber sinngemäß, was es bedeutete. Dass ich mich nicht mehr an alles von damals in Russland erinnerte, fand ich etwa genauso schade wie er selbst - wenn nicht sogar etwas mehr, weil es ja meine Erinnerungen waren -, aber letztlich etwas daran ändern konnte ich eh nicht, also nahm ich es mehr oder weniger so hin. War ja auch nicht so, dass ich mich an gar nichts erinnerte. Einige Sachen sind ja schon hängen geblieben. Als kurz darauf die Worte Ohne Scheiß aus ihm heraussprudelten, blinzelte ich ihn etwas verdutzt an, wurde aufgrund der Wortwahl rot und lächelte schließlich etwas schüchtern, als er anmerkte, dass er selbst nicht gewusst hätte, wie man das mit dem Klingelton anstellte. "Oh, naja... Das war auch mehr Zufall. Ich hab das Handy etwas durchstöbert und den Rekorder gefunden. Und als ich die Datei umbenennen wollte, hab ich gesehen, dass man es als Klingelton einstellen kann." Bescheiden zuckte ich mit den Schultern. Ich war nicht so ein Ass im Umgang mit Handys oder anderen Geräten. Daher schmeichelte es mir aber auch sehr, dass Mike mir dieses Lob gab. Die Aufklärung über seine Rasse fand ich ziemlich aufschlussreich und interessant, auch wenn sie recht kurz ausfiel. "Ein Werwolf also.", wiederholte ich für mich und legte den Kopf etwas schräg, als wolle ich ihn aus einem anderen Winkel betrachten. "Heulst du manchmal den Mond an?", fragte ich dann etwas amüsiert und vielleicht auch etwas neckisch. Interessant fand ich die Antwort aber dennoch. Ich stellte nicht gern Fragen, auf die ich keine Antwort haben wollte. Diese... rhetorischen Fragen, denen konnte ich nichts abgewinnen.
Mikes Gebärden, als ich über mein Fähigkeitentrainingsfach nachdachte, brachten mich einen Moment aus dem Konzept, weshalb es sich für ein paar Sekunden so anfühlte, als hätte jemand einen Knoten in meine Gehirnwindungen gemacht. Aber er schien Spaß daran zu haben und kurz darauf fiel mir die Antwort ja auch wieder ein. Heilkunde... Wieder schien er überrascht und vielleicht auch... anerkennend? Bei letzterem war ich mir nicht sicher. "Oh, also.... eigentlich kann ich das gar nicht.", entgegnete ich verlegen, "Ich meine, ich kann kleine Wunden versorgen. Kratzer oder Schnitte." Ich wusste auch sehr gut, wie man mit Hämatomen umging, aber das wollte ich eigentlich ungern alles vor ihm ausbreiten. Mich medizinisch selbst zu versorgen war irgendwann eine Routine geworden. "Eigentlich hab ich es gewählt, weil ich anderen helfen möchte.", schob ich etwas lahm hinterher und flocht meine Finger ineinander. Als er von seinem eigenen Fach erzählte - Transformation - wäre mir beinahe herausgerutscht, dass ich es ebenfalls hätte wählen können, mich aber bewusst dagegen entschieden hatte, weil es eigentlich keinen Sinn machte. Aber dann waren mir Lavines (@Lavinia Efe) Worte eingefallen, dass Nixen hier auf der Insel keinen so guten Ruf hatten, also schloss ich meinen Mund hastig wieder. Ich wollte den ersten Freund, den ich hier gefunden hatte, nicht sofort wieder vergraulen. "Das klingt vernünftig.", sagte ich stattdessen nur, "Ich hoffe, dir gelingt es auch diese Maße an Kontrolle zu gewinnen." Auf seine Frage hin, ob er mir zeigen sollte, wo die Tabletts hinkamen, nickte ich lächelnd. "Das wäre nett." Wahrscheinlich hätte ich mich dafür nur umsehen müssen, aber ich fand es angenehmer es von jemandem gezeigt zu bekommen, der wusste, was er tat.
Als River ihm offenbarte, dass sie die Handyfunktion nur per Zufall gefunden hatte, konnte Mike sich ein amüsiertes Grunzen nicht verkneifen. War ihm irgendwie schon klar gewesen. Ob er ihr anvertrauen sollte, dass es im Internet noch mehr Töne gab, falls ihr das sanfte Wellengeräusch irgendwann auf den Keks ging? Er entschied sich dagegen und verschob diese Offenbarung auf einen eventuell späteren Zeitpunkt. Heute hatte er ihr immerhin schon die Bedeutung von Emojis erklärt. Das sollte für einen Tag reichen. Ein bisschen verlegen fuhr er sich durchs Haar, während Riff ihn mit schräggelegtem Kopf musterte, als wollte sie ihm nicht glauben, dass er ein Werwolf war. Oder so seine Interpretation ihres Blicks. Aber das Gefühl, dass sie ihn nun mit gänzlich anderen Augen sah, hatte er nicht. Womöglich wusste sie nicht über die Katastrophe bescheid oder sie warf nicht alle Werwölfe in einen Topf. Das konnte ihm gleich sein, solange sie ihn nicht für seine Rasse verurteilte. „Den Mond?“, fragte er. Es klang so, als wollte er sich vergewissern sie richtig verstanden zu haben. Dann dämmerte ihm, dass das ja ein bekanntes Vorurteil unter Menschen war, das ihm wiederum schon als kleines Kind als Mythos beigebracht worden war. „Hättest du wohl gern“, gab er grinsend zurück, bevor er das Gerücht schließlich richtigstellte. „Näh, Wölfe heulen den Mond gar nicht an. Werwölfe auch nicht. Das Heulen ist mehr so ‘ne Rudelsache, für die Kommunikation und so. Muss dich also leider enttäuschen.“ Er konnte sich nicht daran erinnern jemals als Wolf geheult zu haben. Teil eines Rudels war er (wohl hauptsächlich wegen des Fluchs) nie gewesen. Etwas fragend hob Mike die Augenbrauen, während er seinen Kopf in seine Hand stützte. Sie konnte Kratzer versorgen? Bedurften die überhaupt medizinischer Versorgung? Wahrscheinlich schon und er war nur zu sehr von seiner beschleunigten Wundheilung verwöhnt. „Ach sooo“, gab er etwas langgezogen zurück und hob seinen Kopf wieder an. „Na ja, bist bestimmt nicht die einzige ohne Vorkenntnisse, denk ich mal. Das wird schon!“ Er hoffte River hatte sich keine andere Reaktion von ihm erwartet. Von allen Fähigkeitentrainingsfächern fand er Heilkunde einfach am … uninteressantesten. Aber das lag wohl einzig und allein an seinem Charakter. Kurz überlegte er, ob er fragen sollte, was ihr Cousin für ein Fach gewählt hatte. Letztlich juckte es ihn aber doch nicht genug, um nachzubohren. Auf den Gedanken, dass dieser Lavinia wahrscheinlich ebenfalls eine Nixe sein musste und sie sich daher eventuell bei Transformation begegnen würden, kam Mike nicht.
Ohne Umschweife hob er sein Tablett an und schob den Stuhl zurück, um kurz darauf aufzustehen. Er warf Riff einen erwartungsvollen Blick zu. „Dann komm.“ Seine Worte klangen etwas ruppig, waren aber nicht so gemeint. Er war nur ungeduldig endlich aus dem Speisesaal rauszukommen und die letzten paar Stunden des Tages zu nutzen. Sie erreichten einen Rollwagen, auf dem sich bereits zahlreiche leere Tabletts stapelten. „Also—“ Prüfend warf er River einen Schulterblick zu, nur um sicher zu gehen, dass sie ihm zuhörte. „Alles ganz easy. Reste in den Müll“, dabei deutete er auf den Mülleimer, der auf der unteren Ebene des Wagens stand und machte es vor. „Besteck in diesen Behälter, Teller und Tabletts stapeln, fertig. Fast so leicht wie bei Mecces … nur kriegen’s manche trotzdem nicht geschissen.“ Augenrollend deutete Mike auf ein Tablett, auf dem Teller mitsamt Essensresten liegengelassen wurden. Der Werwolf war ja nicht kleinkariert, aber das hier war eine Sache von zehn Sekunden und erleichterte Sayaka die Arbeit um einiges. Aber es gab wohl überall Idioten, selbst auf einer Insel am Ende der Welt.
Ein kurzer Blick verriet dem Schwarzhaarigen, dass der Speisesaal sich geleert hatte und das Abendessen so gut wie beendet war. Jetzt noch Zeit zu schinden, um mehr Zeit mit Riff verbringen zu können, würde nur komisch kommen, also steckte er seine Hände in die Taschen und deutete mittels Körperhaltung an, dass er sich nun in Richtung Ausgang bewegen würde. „Ich geh dann mal auf mein Zimmer, ne? Kommst du mit?“ Ihm fiel auf, dass das verkehrt klang. Und wie. „Also, halt … bis zur Treppe können wa ja zusammen laufen.“ Mit diesen Worten setzte Mikhail sich in Bewegung und verließ mit River den Speisesaal, bevor es für sie in ihre jeweiligen Gemächer ging. Den Abschied hielt er kurz. Sie würden sich sowieso voraussichtlich morgen oder die Tage wieder über den Weg laufen.
Amüsiert kicherte River leise, als Mike auf ihre Frage bezüglich des Mondes reagierte. Auf seine Erklärung hin tat ich einen Moment tatsächlich enttäuscht und zog sogar einen kleinen Schmollmund. "Schade. Ich hatte gehofft dir dabei mal zusehen zu können." Im nächsten Moment zuckte allerdings bereits mein Mundwinkel und ich klang auch alles andere als enttäuscht. Ich war nicht gut im Schauspielern. Aber ich fand es trotzdem sehr interessant, dass er mit dem Heulen wohl kommunizieren konnte. Das war eigentlich auch schon wieder ziemlich cool. Seine Worte bezüglich meiner Fähigkeitentrainingsfach... wahl... empfand ich tatsächlich als beruhigend. Wahrscheinlich hätte ich mir noch Sorgen gemacht, ob sich andere, die viel mehr Ahnung hatten als ich, darüber lustig machten, dass ich keine Vorkenntnisse hatte. Außer vielleicht, wie man ein Pflaster aufklebte oder eine Wunde desinfizierte. "Danke.", murmelte ich daher, weil ich ihm wirklich dankbar dafür war, dass er mir die Sorge nahm. Kurz darauf zeigte er mir auch wo die Tabletts hingebracht wurden. Aufmerksam hörte ich seiner Erklärung zu und merkte mir wo was hinkam. Reste in den Müll, Teller und Tabletts stapeln, Besteck in den Behälter... Langsam nickte ich. Es war wirklich einfach, auch wenn ich dieses Mecces nicht kannte. Ich konnte ihn ja noch morgen fragen, was das eigentlich war. "Okay. Vielen Dank für die Erklärung. Ich... glaube, ich krieg das hin.", entgegnete ich mit einem deutlichen Nicken und folgte ihm langsam in Richtung Tür. Als er mich fragte, ob ich mit auf sein Zimmer kam, hätte ich beinahe ganz gedankenlos einfach Ja gesagt - wieso auch nicht? - aber dann ergänzte er noch hastig, dass er nur das Ende der Treppe meinte. "Ja, klar. Gern.", entgegnete ich daher und begleitete ihn. Unterwegs fiel mir dann natürlich selbst auf, dass es wohl nicht so gut wäre als Mädchen allein mit einem Jungen auf sein Zimmer zu gehen. Außerdem wurde es spät und dann war das sicher auch nicht mehr erlaubt. Ich glaubte so etwas in der Hausordnung gelesen zu haben. Aber schließlich hatte er das ganze ja noch früh genug richtig gestellt, sodass ich nun auch nicht in merkwürdige Situationen geriet oder Schwierigkeiten bekam. Schließlich verabschiedeten wir uns, wobei ich ihm eine gute Nacht wünschte und noch einen Moment nachsah, ehe ich schließlich in mein Zimmer ging.
Froh und munter spazierte ich ins Wohnheim. Sonderlich viel Betrieb herrschte noch nicht, aber ich hatte gerade erst einen Schritt in den Eingangsbereich gesetzt. Noch bevor ich in mein Büro ging, steuerte ich wie automatisch den Speisesaal an. Immerhin musste ich etwas in den Magen bekommen, anders ließ sich der Arbeitstag nicht beginnen und außerdem kannte mich Sayaka. Immerhin musste mein Job als Heimleiter auch etwas anderes als mein Gehalt abwerfen. Gratis Essen war da eine sehr effiziente Lösung, die ich vollends genoss und nicht missen wollte. Gut gelaunt führten mich meine Beine geradewegs in den Speisesaal, der wie ich bereits vermutete, mit Abwesenheit von Schülern glänzte. Anscheinend legte hier der Großteil der Bälger keinen Wert auf die wichtigste Mahlzeit des Tages, blieb mehr für mich. Ich klatschte mit in die Hände, schnappte mir ein Tablett und inspizierte die ganzen Köstlichkeiten. Wie immer fiel mir die Auswahl schwer. Brötchen, Brot, Müsli, Waffeln, Obst. Von jedem ein bisschen war meistens meine Devise. Manchmal stahl ich mir auch klammheimlich ein wenig für Zwischendurch. Ich war mir zwar sicher, dass man genauestens darüber Bescheid wusste, es mir jedoch durchgehen ließ. Das war eines der Privilegien des Heimleiters. So redete ich mir meinen Job schön. Mein Teller füllte sich mit Köstlichkeiten, bis ein kleiner Berg entstand. Marmelade, Käse und Schinken fanden ebenso ihren Platz, wie eine ordentliche Tasse Kaffee und ein Glas mit Saft. Zum Glück war der Käse kein Stinkekäse, sonst würde ich meine Finger davon lassen. Solch intensive Grausamkeit war mir einfach zuwider. Davon ließ ich meine Griffel. Mit einem Grinsen im Gesicht suchte ich mir einen Platz an einem der Tische und zwar so, dass ich jedes Eintreten bemerken würde. Meinem Auge und meiner Nase entging nichts. Ich war auch einfach nur neugierig, welches der Kinder sich noch in den Speisesaal verirren würde. Solange die Stille noch anhielt, konnte ich gemütlich mein Mahl beginnen. Manchmal waren die Kinder einfach kleine Nervensägen, laut und zum auf den Mond schießen. Da würden mir die Erzieher recht geben. Gott sollte die Erzieher preisen. Immerhin musste ich mich nicht alleine um die Meute kümmern. Es tat gut zu wissen, dass noch ein paar Erwachsene hier waren, die ebenfalls Recht und Ordnung im Sinn hatten. Alleine wurde man mit den Zwergen nicht fertig. Wobei nicht jeder die Rolle eines Zwergs einnahm. Es gab schon ein paar Riesen unter den Jugendlichen. Manchmal fragte ich mich, womit ihre Eltern sie gefüttert hatten. Leider blieb mir diese Frage bis dato unbeantwortet. Mit meinen Gedanken alleine setzte ich die Tasse Kaffee an meine Lippen und trank einen Schluck, ehe ich mich meinem Frühstücksberg widmete und ein Brötchen zur Hand nahm.