Der große Speisesaal im Parterre des Wohnheims bietet Platz für unzählige hungrige Mägen. Zu Schulzeiten breitet sich hier morgens und abends der Geruch frisch zubereiteter Mahlzeiten im gesamten Erdgeschoss aus, die von der alteingesessenen Sayaka liebevoll zubereitet werden, die den Heimbewohnern schon lange nicht mehr fremd ist. Auch am Morgen kümmert sie sich darum, dass das Frühstücksbuffet immer nachgefüllt wird und am Abend steht sie an der Essensausgabe. Sie schenkt den Schülern nicht nur eine warme Mahlzeit, sondern auch ein wohltuendes Lächeln. An manchen Tagen lässt sie sich allerdings von einer wohlgenährten Frau mittleren Alters vertreten, die nur sehr wortkarg ist und gerne auch zu kleine Mahlzeiten austeilt.
Der Speiseplan
Montag - 20.07.2015
MorgensBuffetfrühstück - versch. Sorten Brot/Brötchen, Getränke und Beläge aller Art, Pancakes, Waffeln, Früchte, Müslis und Joghurts
MittagsTsukune-Don - Hähnchenbällchen-Spieße mit Yakitori Soße auf Reis
AbendsGebratene Nudeln mit Tofu und Gemüse
Dienstag - 21.07.2015
MorgensBuffetfrühstück - versch. Sorten Brot/Brötchen, Getränke und Beläge aller Art, Pancakes, Waffeln, Früchte, Müslis und Joghurts
MittagsGericht - Miso-Suppe, Wok mit Gemüse und Reis
AbendsGericht - Gebratene Weizennudeln mit Rindfleisch und/oder Gemüse
Mittwoch - 22.07.2015
MorgensBuffetfrühstück - versch. Sorten Brot/Brötchen, Getränke und Beläge aller Art, Pancakes, Waffeln, Früchte, Müslis und Joghurts
MittagsGericht - Reis/Kartoffeln mit Tafelspitz und Meerrettich
AbendsGericht - Spaghetti Napoli
Donnerstag - 23.07.2015
MorgensBuffetfrühstück - versch. Sorten Brot/Brötchen, Getränke und Beläge aller Art, Pancakes, Waffeln, Früchte, Müslis und Joghurts
MittagsGericht - Lasagne mit Salat
AbendsGericht - Toast Hawaii
Freitag - 24.07.2015
MorgensBuffetfrühstück - versch. Sorten Brot/Brötchen, Getränke und Beläge aller Art, Pancakes, Waffeln, Früchte, Müslis und Joghurts
MittagsGericht - Hühnersuppe mit Nudeln oder alternativ reine Gemüsebrühe
AbendsGemüsepfanne -
Samstag - 25.07.2015
MorgensBuffetfrühstück - versch. Sorten Brot/Brötchen, Getränke und Beläge aller Art, Pancakes, Waffeln, Früchte, Müslis und Joghurts, nur heute: frische Spiegeleier vom Wachtelhuhn!
MittagsGericht - Hähnchenbällchen-Spieße mit Yakitori Soße auf Reis
Die Flure waren noch genauso leer, wie zu dem Zeitpunkt, als ich das Wohnheim heute früh wieder betreten hatte. Aber es war ja auch nicht verwunderlich nach dieser Party und um diese Uhrzeit. Im Speisesaal angekommen, musste ich erst mal schwer schlucken, um die ganzen Gerüche vom Frühstück zu ertragen. “Boar... nie wieder Alkohol...“ Langsam schlürfte ich zum Buffet rüber und sah mir das Angebot, welches jeden Morgen dasselbe war, an. Es sah eigentlich alles lecker aus aber mein Magen rebelliert allein schon beim Anblick und ich verzock angewidert mein Gesicht. Ich setzte meinen Gang etwas schneller vor um zu den Getränken zu kommen. Auf Luanas Tipp hin machte ich meinen Kamillentee fertig aber auch einen Kaffee, da ich sonst wahrscheinlich nie wieder wach werden würde. Mit jeweils einer Tasse in einer Hand suchte ich mir einen Tisch aus und dabei hatte ich die Qual der Wahl. Bis auf einen waren nämlich alle frei. An dem besetzten Tisch saß @Inori mit einem blondhaarigen Jungen, welcher mir dunkel bekannt vorkam. Ich lächelte und nickte ihr zu, setzte mich dann aber an einen anderen Tisch. Nicht weil ich keine Lust auf das Mädchen und ihre Gesellschaft hatte, sondern weil sie noch viel zu jung war, um zu verstehen, was letzte Nacht alles passiert war und ich keine Lust hatte, sie auch anzulügen. Ich stellte die beiden Getränke ab, zog den Stuhl zurück und setzte mich darauf. Wieder seufzte ich und starrte auf die dunkle Flüssigkeit in den weißen Tassen, nicht mutig genug einen Schluck davon zu trinken. Ich legte meinen Kopf auf die Tischplatte ab und wünschte mir einfach nur zu sterben, damit endlich diese Kopfschmerzen aufhören würden.
Wie der letzte Penner sah Leviathan aus, als er endlich den Speisesaal im Erdgeschoss erreicht hatte. Noch immer war sein Körper eingehüllt in Sweatpants und das T-Shirt vom gestrigen Abend und einzelne Haarsträhnen standen in alle erdenkbaren Richtungen weg. Ein reges Treiben herrschte im Wohnheim noch nicht – scheinbar schien die Party wohl doch länger gelaufen zu sein und Kazu war einfach einer der ersten gewesen, die aufgebrochen waren. Ein herrlicher Duft von frischen Brötchen, Kaffee und vereinzelt auch von Früchten strömte aus der großen Räumlichkeit heraus, weshalb es ein Leichtes war, den Speisesaal im Parterre des neuen Wohnheims zu finden. Zumindest das Frühstück zeichnete sich durch die selbe, bunte Auswahl wie jenes im Waisenhaus aus. Das nun nicht mehr stand. Mit funkelnden Augen stellte sich der Engel an das Buffet und tischte auf 3 Tellern alles auf, wonach es ihm in diesem Moment gelüstete. Falls sich auch bei den restlichen Mahlzeiten nichts geändert hatte, dann würde das bedeuten, dass das Frühstück nach wie vor die beste Futterquelle war. Mit diesem Gedanken nickte sich der Junge selbst zu und klatschte sich noch zwei Waffeln und etwas Obst auf seine Teller, die auf seinem Tablett neben all den Brötchen und Croissants samt Beilagen beinahe garkeinen Platz mehr gehabt hätten. An den einen Rand stellte er noch ein Glas Orangensaft, an den anderen eine Tasse heißen Kakao. Alles in allem sah sein Projekt sehr gewagt aus, was ihm auch nach den ersten paar Schritten die er tätigte bestätigt wurde, als der Kakao etwas überschwappte. Genervt schnalzte der Engel mit der Zunge und fackelte nicht lange, sondern sammelte seine minimale Energie zu so früher Stunde und breitete seine nachtschwarzen Flügel aus. So war es um einiges leichter und seine Nahrung war keiner großen Erschütterung mehr ausgesetzt. Nur wenige Centimeter über den Boden schwebend schlug der Engel etwas unruhig mit seinen Flügeln – immerhin war der Raum doch nicht ganz so hoch wie gedacht und so steuerte er mit kurzen, hektischen Flügelschlägen zu einem Tisch zu, an dem ein Mädchen alleine zu verzweifelen schien. Zumindest machte ihr Kopf Bekanntschaft mit der Tischplatte. Bei näherem Betrachten wurde dem Engel auch klar, wen er da vor oder besser gesagt … unter sich hatte. „Heidi!“ Direkt ober ihrem Tisch verharrte der Schüler kurz und musterte das Mädchen von allen Seiten, zog dann auch seine Beine an, um ihr nicht versehentlich ins Gesicht zu treten, wenn sie denn nun aufsah. „Himmelherrgott, wie siehst du denn aus?“ Eigentlich sah sie ziemlich gut aus. Sie roch gut und frisch und saß bereits in voller Unterrichtsmontur da. Ganz im Gegenzug zu Levi. Nachdem er sicher gehen konnte, dass eine, oder vielleicht sogar zwei seiner Federn auf Heidis Rücken landeten ließ er sich langsam auf den Stuhl neben seiner Freundin nieder und zog seine Flügel erst zusammen, als er festen Untergrund unter seinem Hinterteil verspürte. Was natürlich zur Folge hatte, dass er auch noch seine komplette Federpracht – zumindest auf einer Seite – dem Mädchen neben sich aufdrängte. „Oh, Entschuldigung.“, kam es zwischen den Lippen des Engels hervor, der gerade sein Tablett auf dem Tisch vor sich abgestellt hatte und natürlich war die Hälfte des Kakaos am Tablett verteilt – wie konnte er auch meinen zu Lüften geschickter damit umgehen zu können als zu Land? Trotzdem sah es noch besser aus als Heidis Tablett. Sie hatte nämlich garkeines. „Sky Love!“ Und das war vermutlich das erste Mal, dass er sie beim richtigen Namen nannte – wo hatte er den denn aufgeschnappt? Mit strenger Intention schlug er mit flacher Hand auf den Tisch bzw. auf die Fläche, die sich zwischen den beiden befand. „Ist das etwa dein ganzes Frühstück, oder was? BIST DU KRANK?"
Etwas zerzaust, aber immerhin ordentlich angezogen erreichte ich den Speisesaal und begab mich direkt zum Buffet, wo ich mir den Teller ziemlich voll machte - zwei Panecakes, eine Waffel, Früchte, zwei Brötchen mit Belag - und sogar noch überlegte, ob ich eine kleine Schüssel Joghurt dazu nehmen sollte. Immerhin war mir bewusst, dass ich nun eine ganze Weile unter Menschen sein würde. Da die Empathie non-stop arbeitete, verbrauchte ich unter Menschen die ganze Zeit Energie und musste entsprechend viel zu mir nehmen. Dank dem Fluch gab es in meiner Familie nicht eine Person, die fettleibig war. Es bestand eher die Gefahr, dass man zu wenig aß. Statt mir letztendlich aber noch Joghurt zu nehmen, schnappte ich mir eine Tasse heißen Kaffee, verfeinerte den mit Zucker und Milch und trug das alles schließlich hinüber an einen leeren Tisch, während mir durch den Kopf ging, dass ein Schuss Alkohol auch nicht geschadet hätte. Erst als ich am Tisch ankam nahm ich mir die Zeit mich einmal umzusehen und entdeckte @Sky Love in der Nähe. Ob es ihr nach letzter Nacht gut geht? Ich hätte sie ja gefragt. Vorsichtig. Allerdings war sie nicht allein, also blieb ich lieber wo ich war und machte mich daran das erste Brötchen zu verputzen. Die einzige andere Person, die mir noch irgendwie bekannt vorkam war der große Blonde (@Damian), dessen Name ich aber nicht kannte. Auch wenn bekannt vielleicht noch etwas übertrieben war, immerhin war er mir nur wegen seiner Größe aufgefallen. Nachdem ich mir einen Überblick verschafft hatte, wie viele Personen anwesend waren, konzentrierte ich mich darauf die Empfindungen, die ich verspürte auseinander zu halten, sie zu filtern, bis ich wusste was zu mir gehörte und was nicht. Gleichzeitig gab ich mir Mühe das Essen nicht zu vergessen.
Während mein Kopf sich langsam an die harte Tischplatte gewöhnte, schloss ich auch noch meine Augen, da das Licht von den Lampen noch eindeutig zu Grell für mich war. Zu verlockend war nun der Gedanke, einfach einzuschlafen aber ich wusste, so ruhig wie es jetzt gerade im Speisesaal war, würde es nicht mehr lange sein. Irgendwann müssten auch die anderen Bewohner aufstehen und sich für den langen Schultag stärken und das sollte ich eigentlich auch tun. Langsam drehte ich meinen Kopf und sah wieder meine beiden Tassen an. Ich wusste, ich musste etwas in meinen Magen bekommen. Ich wusste bloß nicht, wie ich das anstellen sollte. Ein leises Seufzen entwich meinen Lippen. Und schon war es vorbei mit der Ruhe und meiner Zeit mich gedanklich in Selbstmitleid zu suhlen. Eine mir nur all zu bekannte Stimme sprach meinen Namen aus. Naja, nicht wirklich meinen richtigen Namen aber hätte ich die Person nicht an der Stimme erkannt, dann spätestens an dem Namen, mit dem er mich ansprach. “Guten Morgen, Peter...“ murmelte ich nur leise in Richtung der Tischplatte und hoffte eigentlich, das er auch gleich weiter weiter ziehen würde. Stattdessen schien er, aber erst mal wissen zu wollen, wie ich aussehe, da er anscheinend nicht so begeistert davon war. Langsam hob ich meinem Kopf an und bemerkt erst jetzt, dass er gar nicht irgendwo neben mir stand, sondern über den Boden schwebte. Achja... Engel.“Wie soll ich denn schon aussehen, wenn du über all dein Gestrüpp auf mir verteilst?“ Argwöhnisch beobachtete ich, wie er sich langsam auf den Stuhl neben mir niederließ. Das Verständnis für die Vorliebe zum Fliegen konnte ich immer noch nicht aufbringen. Ich richtete mich auf und zog mir ein paar dunkle Federn aus meinen Haaren, warf sie achtlos auf den Boden und zuckte dann auch schon gleich zusammen, als er plötzlich meinen vollen und richtigen Namen lauter aussprach, so als hätte ich so eben ein Verbrechen begangen. Wir kannten uns jetzt schon seit einem dreiviertel Jahr, aber die ganze Zeit hatte er mich immer nur Heidi genannt. Dementsprechend blinzelte ich ein paar mal verwundert. “Oar... Bitte nicht ganz so laut Peter.“ Er war gestern Abend eindeutig nicht auf der Party gewesen oder falls doch, dann hatte er die Finger anscheinend vom Alkohol gelassen. Nicht so wie ich. Durch seinen lauten Ausruf dröhnte es in meinem Kopf nun noch mehr. Als er mein Frühstück ansprach, welches nur aus einem Tee und einem Kaffee bestand, sah ich zu seinem Tablett rüber und verzog gleich angewidert mein Gesicht. “Die Frage ist doch eher, ob du krank bist...? Davon könnte man wahrscheinlich eine ganze Familie zwei Wochen lang ernähren!“ Die Anziehungskraft vom Tisch zu meinem Kopf wurde wieder größer, also stütze ich meinen viel zu schweren Kopf auf meiner Hand ab und wandte schnell meinen Blick, von Peters Essen ab. Ich nahm die Tasse mit dem Kamillentee in meine Hand, zog sie langsam zu mir rüber, hob sie hoch, roch vorsichtig dran und stellte sie dann gleich darauf wieder zurück. Ich würde eindeutig nichts runterbekommen. “Seit wann weißt du denn überhaupt meinen vollen Namen? Mega gruselig ihn aus deinem Mund zu hören.“ So absurd war es gar nicht, dass er ihn kannte, immerhin sind Cruel und er beste Freunde, da ist bestimmt ein paar Mal mein Name gefallen. Bei den Gedanken an Cruel, musste ich so gleich auch wieder an die letzte Nacht und an Marik denken und mein Bauch zog sich unangenehm zusammen.
Den Weg zum Speisesaal oder besser gesagt zur Küche kannte die Langhaarige mittlerweile bereits wie ihre eigene Westentasche. Es waren anscheinend auch schon genügend Leute im Wohnheim unterwegs, da das Stimmengewirr bereits zugenommen hatte. Es wollte wohl auch niemand den Unterricht versäumen oder eine Strafarbeit kassieren. Luana war sich ziemlich sicher, dass die Lehrer hier nicht so zimperlich waren, was das Vergeben von Strafarbeiten anbelangte. Nicht, dass sie schon jemals eine kassiert hätte. Schließlich war sie eine pünktliche Person.
Als die Rosahaarige den Speisesaal betrat, suchten ihre blauen Irden zuerst den braunen Haarschopf von Sky. Schnell wurde sie auch fündig, allzu viel los war noch nicht. Ihr Blick streifte kurz Inori die mit einem blonden Riesen an einem Tisch saß, da wirkte sie gleich noch viel kleiner, wobei Luana auch nicht sonderlich viel größer war. Mit hochgezogener Augenbraue schaute sich die Nixe das Spektakel mit Sky und dem Chaosengel (?) an. Die Koordinationsfähigkeit des Engels war anscheinend noch nicht auf Hochtouren. Sollte sie jetzt wirklich zu Sky gehen, damit noch eine Person auf sie ein plapperte?
Zuerst entschied sich Luana dafür sich ein Tablett zu schnappen und sich ein Frühstück auszusuchen. Die Auswahl war wirklich beträchtlich. Waffeln, ein Croissant, ein bisschen Obst und natürlich Kaffee durften auf dem Tablett nicht fehlen. Die wirklich große Esserin war sie ohnehin nicht. Und wenn ihr Magen noch nach etwas Essbaren verlangte, dann konnte sie sich immer noch einen Nachschlag besorgen. Ihr Blick glitt nochmals über die vereinzelten Schülerpaare und blieb an einem weiteren Blondschopf (@Ciarán) hängen. Oftmals siegte Dreistigkeit und somit beschloss die Langhaarige dem blonden Kerl Gesellschaft zu leisten ob er wollte und nicht. Der Weg zu besagtem Jungen war schnell bestritten. Mit einem "Morgen.", ließ sich die Langhaarige gegenüber von Ciarán auf den Stuhl sinken. "Gut geschlafen?", stellte sie ihm die erstbeste Frage die ihr in den Sinn kam. Eigentlich war Luana nicht unbedingt der kommunikativste Mensch aber man musste doch irgendwie ein Gespräch beginnen. Den jungen Herren nur anzustarren war sicher zu unhöflich. Kurz schenkte sie ihm ein sanftes Lächeln.
Essen zählte nicht gerade zu den Dingen, die ich gerne tat. Zwar schmeckte es lecker und es war notwendig, aber bei mangelndem Appetit empfand ich es eher als Zwangsernährung und hatte eigentlich gar keine Lust mehr weiter zu essen. Mein Pech, dass ich aber den Teller nicht ohne Grund so voll gemacht hatte. Meinem Körper würde es nichts ausmachen, so viel zu sich zu nehmen, aber nach dem ersten Brötchen war es doch etwas mühselig. Als ich von einem der anderen Tische ein lautes Geräusch hörte, schaute ich auf und hob die Braue, als ich einen Jungen mit Flügeln sah. Ohne Zweifel die Quelle des Geräusches. Wie ironisch, dass er ausgerechnet bei Sky sitzt, ging es mir durch den Kopf, ehe ich den Blick nach vorn richtete, weil sich jemand zu mir setzte. Luana, wie ich feststellte. "Guten Morgen.", begrüßte ich sie und lächelte vorsichtig, aber freundlich. "Ich schlafe eigentlich immer gut.Mal abgesehen von gelegentlichen Erlebnissen. Die waren glücklicherweise aber eher selten. War ja nicht so, als hätte ich als Kind jeden berührt, der mir über den Weg lief. Man könnte sagen, das ist mir angeboren." Interessanterweise reagierte der Körper eines Verfluchten in meiner Familie genauso wie bei Hautkontakt - abgesehen von dem damit verbundenen Erlebnis des Todes. Zumindest unter normalen Voraussetzungen. Ich bewegte mich im Schlaf nicht einen Millimeter. "Und du?" Fragend schaute ich sie an, ehe ich die Waffel in Angriff nahm und einen Schluck von meinem Kaffee nahm. Trinken viel mir bedeutend einfacher als essen. Vielleicht sollte ich einfach literweise süße Getränke zu mir nehmen, ging es mir durch den Kopf. Aber die Überlegung schon ich auch schon rasch wieder von mir. Zucker war zwar ein guter Energielieferant und ich merkte auch, dass mein Körper sich freute, wenn ich welchen zu mir nahm, aber süß war nicht gerade meine liebste Geschmacksrichtung. Schließlich gelang es meinem Kopf, obwohl ich mich noch immer auf das Filtern der Gefühle konzentrierte, zu bemerken, dass Luana allein bei mir saß. Im ersten Moment fand ich das irgendwie merkwürdig, weil ich sie gestern ja zusammen mit Caiwen kennen gelernt hatte. Aber dann fiel mir ein, dass sie sich trotzdem nicht so gut zu kennen schienen. "Ich hoffe du und Caiwen habt noch gut in eure Zimmer gefunden."
Ein kurzes Lächeln huschte über Ciaráns Gesichtszüge, als er erkannte, wer sich da zu ihm setzte. Immerhin konnte er sich noch an Luana erinnern. Nicht jeder war mit einem guten Gedächtnis ausgestattet. Hin und wieder entfielen der Langhaarigen Namen oder aber sie konnte einem Namen kein Gesicht zuordnen. Ihr Bruder nannte dieses Phänomen liebevoll Alzheimer. Doch dafür war die Meerjungfrau ein wenig zu jung und außerdem labberte ihr Bruder meistens sowieso nur Müll. Das gab sie ihm oft genug zu verstehen, nur leider wollte es einfach nicht in seinen Kopf.
Ein Grinsen stahl sich auf die Lippen des Mädchens, als der Blondschopf seine Schlafgewohnheit offen legte. Luana schlief eigentlich auch immer gut. Im Großen und Ganzen. Zum Glück. Es gab genügend Personen die nachts ständig wach wurden und/oder nicht mehr einschlafen konnten. Solche Personen erkannte man besonders gut an den Augenringen des Todes. Ciarán ging sogar so weit, dass er behauptete diese Eigenschaft sei angeboren. Luana legte ihren Kopf leicht schief und grübelte ein wenig über diese Aussagen. "Angeboren sagst du. Wie kann man das verstehen?", fragte die Langhaarige neugierig und richtete ihre blauen Irden auf den Blondschopf. Bevor sie überhaupt nicht mehr zum Essen kam, griff das Mädchen nach ihrem Kaffee und nahm einen Schluck, nachdem sie vorsorglich kurz gepustet hatte. Sie wollte sich wirklich nicht die Zunge verbrennen. Das war kein angenehmes Gefühl.
Auch Ciarán widmete sich seinem Frühstück, nachdem er dieselbe Frage an Luana zurückgab. Kurz beäugte die Langhaarige seine Waffel. So ein Teil war auch auf ihrem Teller gelandet. "Ich schlaf eigentlich auch immer gut.", grinste sie und zerpflückte ein wenig gedankenverloren ihre Waffel. Ein Stück der nicht mehr existenten Waffel fand den Weg in ihren Mund. Man konnte sich wirklich nicht über das Essen beklagen, die Waffel war gut und auch das Obst war nicht zu verachten. Ein paar Vitamine konnten nicht falsch sein, um damit den Tag zu beginnen.
Jetzt wo Ciarán Caiwen erwähnte, musste sie an ihre Nachricht auf dem Kissen denken. Die Schwarzhaarige hätte eigentlich schon hier sein müssen, aber Luana konnte sie nicht entdecken, als sie nochmal ihren Blick wandern ließ. Vielleicht wurde sie unterwegs aufgehalten oder der Magen wollte doch nicht gefüllt werden. "Haben wir. Du auch? Waren eigentlich deine Zimmerbewohner auch auf der Party?", beantwortete sie seine Frage und bombardierte ihn im Gegenzug ebenfalls mit weiteren. Luana fing bereits an die Sekunden zu zählen bis der Junge seine Beine in die Hände nahm und schnell das Weite suchte. Er hatte auf der Party nicht unbedingt den Eindruck erweckt eine redselige Person zu sein. Bevor sie von ihm verlassen werden konnte und vor einem beinahe vollen Teller saß, schob sie sich weitere Waffelstücke in den Mund.
Mittlerweile hatte Oliver schon einen richtigen Hunger. Sein Magen knurrte auch auf dem Weg zum Speisesaal lautstark. Zum Glück konnte er bald etwas essen. Es würde nicht mehr lange dauern, jedoch musste sich sein Magen doch noch ein paar Minuten gedulden. Der Speisesaal war schnell erreicht und der Braunhaarige öffnete die Tür und trat anschließend in den Raum. Es waren sehr viele Personen anwesend, die sich zum Teil schon kannten. Jedenfalls ging Oliver davon aus, da sich so gut wie alle unterhielten. Nun ja, dann konnte sich der Amerikaner wenigstens in eine Ecke im Raum verpflanzen und dort in Ruhe frühstücken, ohne dass er sich Konversationen widmen musste. Doch bevor er sich einen Platz aussuchen würde, wollte er sich etwas zu Essen holen. Er holte sich ein Tablett, Besteck und ging zur Theke. Er nahm sich zwei Brote mit Körnchen und ein wenig Salami. Er goss sich heißes Wasser aus einem Behälter in eine Tasse und nahm noch einen Teebeutel Schwarztee mit. Nun, mit dem Frühstück bewaffnet, sah er sich um und entdeckte gleich darauf einen Tisch, bei dem niemand war. Er ging zu dem Tisch und ließ sich dort nieder. Anschließend nahm er ein Brot zur Hand und schnitt es in der Mitte auseinander. Danach belegte er die Mitte fein mit Salami und aß dieses Brötchen. Zwischen drinnen öffnete Oliver noch den Teebeutel und gab diesen für einige Minuten in das heiße Wasser. Solch ein Frühstück liebte der Braunhaarige. Nun konnte er genüsslich sein Frühstück genießen.
Als ich sah, wie Luana bei meiner Antwort bezüglich meines Schlafes den Kopf schief legte, atmete ich innerlich tief durch, da ich bereits ahnte, dass ich das würde erklären müssen. Und da fragte sie auch schon, wie man das verstehen könne. Nachdenklich heftete ich den Blick einen Augenblick auf die Tischplatte, kaute etwas langsamer, ehe ich schluckte und wieder zu ihr aufsah. "Es ist quasi eine... Nebenwirkung." Ich zögerte ein wenig, weil ich mir nicht ganz sicher war, ob das der passende Begriff dafür war. "Also, ich meine... Es ist... ein... Mechanismus, der meinen Körper daran hindert sich in bestimmten Situationen zu bewegen, damit ich mich nicht verletze. Das alles ist leider etwas komplizierter und nicht so leicht nebenbei erklärt." Entschuldigend lächelte ich sie an. Hatten wir uns nicht bereits auf der Party darauf geeinigt, dass ich ihr irgendwas erzählen würde? Ich war mir gerade nicht mehr ganz sicher. Ich hätte ja kein Problem damit ihr von dem Fluch und allem drum und dran zu erzählen, allerdings dauerte das erfahrungsgemäß eine Weile. Und ich wollte nicht, dass wir unser Frühstück nicht schafften oder gar zu spät zur Schule kamen, nur weil ich eine ellenlange Erklärung von mir gab. Ihre Antwort auf die Frage, die sie mir zuvor ja auch schon gestellt hatte, war meiner überraschend ähnlich. Nur ohne seltsamen Anhang. "Freut mich. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube, Frauen vertragen Alkohol schlechter. Da wäre es schade gewesen, wenn du zum ersten Schultag K.O. wärst." Ich schmunzelte leicht bei den Worten, achtete aber darauf nichts zu sagen, was man als Angriff deuten konnte. Vielleicht... würde ich sie necken, wenn ich sie besser kannte. Beim Thema sichere Heimkehr nickte ich langsam, warf einen kurzen Blick auf meinen Teller, der sich für meinen Geschmack viel zu langsam leerte, und richtete die Augen schließlich wieder auf die Dame vor mir. "Ja, ich bin ganz ohne Zwischenfälle sicher angekommen. Ich kann nur leider nicht sagen, ob meine Mitbewohner auf der Party waren. Ich... hab die noch nicht kennen gelernt." Als ich bemerkte, dass sie ebenfalls mit einer Waffel kämpfte, hatte ich einen Moment das Bedürfnis ihr einen der zwei Pfannkuchen auf meinem Teller anzubieten, nur damit ich den los war. Aber ich besann mich sogleich etwas besserem und machte mich daran den Rest meiner eigenen Waffel zu vernichten.
Luana war überrascht als Ciarán seine Schlafgewohnheit als Nebenwirkung betitelte. Aber gleich darauf folgte eine weitere Erklärung, vermutlich war ihm der fragende Blick nicht entgangen. Die Waffelstücke auf ihrem Teller wurden während ihrer Zuhörphase weniger. Zum Glück hatte sich die Langhaarige auf ein Stück beschränkt, ihr Croissant lag schließlich immer noch unangetastet auf ihrem Teller. Die Erklärung seitens des Blondschopfs stellte sich als kompliziert heraus. Vermutlich war die Frage nur oberflächlich beantwortet. Alles was mit dem Wort "kompliziert" betitelt werden musste, verlangte meist eine umfangreichere Erklärung. Luana nickte nachdem dieses Thema sozusagen vom Tisch war. "Die Erklärung verlangt wohl mehr Zeit.", grinste die Langhaarige und nahm einen weiteren Schluck ihres braunen Heißgetränks. "Du wolltest mir ja sowieso irgendwann mal dieses Spiel von deiner Familie näher bringen. Und vielleicht erklärt sich deine Schlafgewohnheit ja nebenbei.", merkte Luana an. Vielleicht war ihm das mit dem Spiel ja bereits entfallen, aber die Langhaarige war interessiert daran mehr davon zu erfahren, darum würde sie dieses Thema nicht unter den Tisch fallen lassen. Aber aufdrängen war trotzdem keine Option. Die Meerjungfrau würde wohl darauf warten bis Ciarán auf sie zukam. Wenn er Lust und Zeit hatte. "Deine Augen..", fing die Meerjungfrau an und korrigierte sich gleich darauf,"..also eher deine Augenfarbe, hat auch etwas mit dieser Sache zu tun?"
Luana sollte sich ein wenig Zügeln, dieser Gedanke schoss ihr bereits nicht zum ersten Mal durch den Kopf. Bei wie vielen Sekunden war sie eigentlich? Da musste sie wohl von vorne anfangen, aber im Grunde genommen war es egal, der Unterricht würde sowieso bald beginnen. Das Thema Frauen und Alkohol war da so eine Sache. Nicht jede Frau vertrug Alkohol schlechter als die männliche Gesellschaft, aber der Großteil sicherlich. "Wäre nicht so lustig. Sky ist auf alle Fälle nahe dran an, an diesem K.O.", sprach die Langhaarige und nickte in Skys Richtung, da der Blondschopf den Alkoholkonsum von der Braunhaarigen live miterlebt hatte. Vielleicht kam daher die Aussage betreffend der Verträglichkeit und Frauen.
Ciarán hatte sein Zimmer auch ohne erwähnenswerte Zwischenfälle gefunden. Nur ob seine Mitbewohner ebenfalls auf der Party waren, konnte er nicht beantworten. Man war sich noch nicht über den Weg gelaufen. Seine Mitbewohner gingen anscheinend anderen Interessen nach und legten nicht so viel Wert darauf, jemand neuen kennenzulernen. Vielleicht war es aber einfach nur Pech und Ciarán war immer zur falschen Zeit am falschen Ort. "Dazu gibt es sicher noch genügend Gelegenheiten. In welcher Klasse bist du eigentlich?", stelle sie ihm erneut eine Frage, die ihr in den Sinn kam. Möglicherweise war der Blonde in ihrer Klasse. Alle Schüler der Sonnenklasse waren ihr nicht im Gedächtnis geblieben. Luana war schon froh darüber sich selbst zu merken, dass sie die Sonnenklasse besuchte.
