Mich wieder nach vorne gebeugt, legte ich wieder die Arme auf den Tisch - verschränkte sie aufeinander. Durchzog mich aber plötzlich ein Blitz, als danach gefragt wurde, wie der Tag war. Und erneut wirkte ich einen Augenblick abwesend und schielte zu einer unteren Ecke, um darüber nachzudenken. Vielleicht konnte ich das ganze mit einem Wort erklären. Mir war nicht danach zu erzählen, was mir bereits alles unglückliches passiert war. Außerdem, es war schließlich meine Privatsphäre! Allerdings empfand ich es immer als gut, jemandem zum Reden zu haben. Jedoch empfand ich es als NICHT leicht zu erläutern, dass ich bereits Verletzungen davon getragen hatte, zum Teil aus meiner eigenen Dummheit, und zum Anderen fast ohnmächtig wurde, weil zwei liebe Kollegen ihre verschiedenen Dinge preis gaben. Liam, dass er ein Katzenmensch war und ich fast kollabiert wäre, weil er sich in eine Katze verwandelte, sowie Hotsuma, welcher mit Feuer umgehen konnte. Da wäre mir durchaus auch fas das Herz stehen geblieben. Unbewusst strich ich mir einige Strähnen nach hinten. Es würde nicht richtig sein, mit der Tür ins Haus zu fallen. Nach meinem Charakter her, würde ich auch noch nach fallen, ganz klar. Wie sollte ich mich also dazu äußern? Ich hätte ja die heißen Quellen erwähnen können. Gut zum Entspannen und hinausfallen, wie es mein Fall war. Ich zog für kurze Zeit eine deprimierende Miene. Da, wo es aus mir heraus brach. Wo ich ihm schilderte, er solle nicht gehen. Denn ich wollte es nicht. Nein, nein. Er sollte bei mir bleiben. Vielleicht war ich ja im falschen Körper geboren… oh Gott… wie mich das verunsicherte.

”Turbolent“, meinte ich nur und hatte mich wieder ansatzweise gefangen, versuchte auch halbwegs zu lächeln, ”uhm…”, mein Blick wanderte etwas umher, ”die Schule ist interessant.” Obwohl ich große Menschenmassen verabscheute. ”Ich denke… über das Fach Geschichte, muss ich nichts erzählen, oder?”, hatte es doch rein nur mit… Geschichte zu tun eben, ”und Heilkunde beruht einzig und allein darauf, ja. Zu heilen, nicht?” Nun tauchte auch wieder ein ruhigeres lächeln auf meinen Lippen auf. Obwohl ich nicht abstreiten konnte, dass ich innerlich noch immer ziemlich aufgewühlt war. Waren es einfach die Gedanken, die mich wieder dazu getrieben hatten. Doch wiederum war mit nicht entgangen, dass Ryu… das seine Gelassenheit für gewisse Minuten verschwunden war. Damit vergaß ich meine Sorgen wenigstens für einen gewissen Moment und musterte den Jungen ein bisschen. Doch war mir bewusst, dass er das nicht sonderlich mochte. Hatte ich das schließlich am Steg bemerken dürfen. So wandte mein Blick auch wieder ab, hinunter auf den Tisch, hinüber zu meinem Glas, in welchem ich die dunkle Flüssigkeit auf ein neues musterte. ”Ist mit dir alles in Ordnung, Ryu?”, fragte ich dann doch leise und schaute nur vorsichtig wieder auf, um ihn nicht gänzlich mit meinem Blick zu “foltern”. Das Yue gänzlich still war, empfand ich auch nicht gerade als das beste. Bedrückte ihn ebenfalls etwas? ”Jungs“, fing ich an und schaute sie nun beide an, ”was zieht ihr für Gesichter? Liegt euch etwas auf dem Herzen, was eurer Gemüht plagt?”, der Höflichkeit wegen. Der Höflichkeit.

Hm. Während der eine versuchte, dem ganzen aus dem Weg zu gehen - war es nicht sonderlich schwer zu bemerken - erklärte sich der andere. Aber sie schienen auch beide das gleiche zu wollen. So nahm ich schweigend mein Glas an mich und trank auch den Rest aus. ”Ich würde sagen, wir suchen nun eure Zimmer auf“, so erhob ich mich nun und brachte zuvor mein Glas weg, um es daraufhin auch abzugeben und auch gleichzeitig zu bezahlen. Sie hatten gegessen und waren nun sich er noch etwas erschöpfter. Mein Blick fiel einen Moment auf die Uhr und ich glaubte, die Zeit wollte gar nicht mehr vergehen. Ich fragte mich, ob er überhaupt wirklich noch vorbei kommen würde. Oder eher, ob es nun eine Zeit geben würde, wo wir uns… nun, nicht mehr so oft sehen würden. Vielleicht auch nur während der Schulzeit, zwischen den Unterrichtsstunden. Oder wir würden uns vielleicht dauernd aus dem Weg gehen? Ich war niemand, der andere zu etwas zwang. Wiederum würde es mich traurig machen. Aber es war die Entscheidung meines Kollegen und nicht die meine. Wieder zu ihnen zurückgegangen, nahm ich schließlich meinen Mantel zu mir und zog ihn vorsichtig an. Als ich jedoch zur Seite sah, anstatt, dass ich dort Ryu UND Yue entdeckte, entdeckte ich eher ein Tier, was mir bis dato doch nur in Büchern bekannt gemacht wurde. Es war keine Katze! Es war keine Katze! Kleinen Äffchen hin oder her! Ich war in meiner Haltung regelrecht erstarrt und blieb auch auf Abstand. Ich wollte überhaupt mit keinem Tier irgendwie in Berührung kommen. Auch wenn ich diese niemals mit einer Katze alle in einen Sack verfrachten konnte. Trotz meines Alters hatte ich noch eine Menge… zu lernen? Nun ja. Wie mans nahm. Eher meine Phobien loszuwerden. Aber von heute auf morgen? Das würde ich nicht schaffen. Ich versuchte die Ruhe in Person zu bleiben, was meine verkrampfte Haltung und mein Blick aber nicht sonderlich überbrachten.

Wenn ich wohl gemeint hätte, es sei alles in Ordnung, wäre es garantiert glatt als Lüge hervorgegangen. Mein Blick schweifte für einen gewissen Moment ab, damit ich wenigstens versuchen konnte, mich wieder in den Griff zu bekommen. Ebenso versuchte ich mich meiner Atmung wieder zu bemächtigen. Die Augen wieder leicht geöffnet - da ich es gelehrt bekam, andere anzusehen, wenn sie mit mir sprachen - schaute ich hinüber zu Ryu und musterte ihn einen Augenblick. Brach jedoch nicht sofort die womöglich erhoffte Antwort heraus. Ich sollte langsam lernen, dass ich damit wohl öfter in Kontakt kommen würde. Außerdem war Liam ebenso so etwas. Uhm… jemand, welcher sich verwandeln konnte. Aber warum mussten es ausgerechnet Tiere sein? Hätten es keine Blumen sein können? Oder Gegenstände? Bücher zum Beispiel. Daran hätte ich mich Freuden gewagt. Aber Tiere gingen grundsätzlich über meine Psyche hinaus. Jedenfalls welche, die schon so groß waren, wie Katzen. ”…i-ich weiß“, bestätigte ich leise und zwang mir ein lächeln ab. Natürlich war mir bewusst, dass es sich bei dem Äffchen um Yue handelte. Aber das machte verdammt noch mal keinen Unterschied! - leider, ”…i-ich hab mich nur… uhm… erschreckt“, gelogen. Doch es kam mir so unglaublich peinlich vor. Wie konnte jemand - in meinem Alter - so eine Angst vor eigentlich “harmlosen” Tieren haben? Also Lehrer war das unglaublich unangenehm - mir jedenfalls. So war ich doch sehr glücklich, dass ich mich niemals an Rassenkunde wagte. Es wäre mein Tod gewesen. Trotz allem blieb ich dort stehen, wo es mich festgefroren hatte. Doch war ich innerlich etwas erleichtert, dass er sich wenigstens in ein weit kleineres Tier verwandelt hatte, sodass ich doch erleichtert seufzte. Und warum ich verheimlichte? Ich wollte nicht “uncool” sein. Anderen gegenüber schien ich so schon unglaublich merkwürdig zu sein. Selbst für Liam musste ich eine Sache für sich sein. Ich hatte Angst vor Tieren, konnte kein Blut sehen, fing schnell an zu weinen - und das als Mann… - und war unglaublich sensibel. Doch das waren nur einige, kleine Aufzählungen. Wenn jemand mit Phobien verflucht war, dann war ich es.