Käse, Pizza, noch mehr Käse! Die guteingerichtete, italienische Pizzeria brachte der Stadt großen Stolz mit. Viele romantische Abende wurden bereits in dieser Pizzeria verbracht, hier sollen sich auch der Bürgermeister und seine Frau sich kennen gelernt haben. Die zwei Ladenbesitzer Pietro und Chiara sind Werwölfsgeschwister aus dem Süden Italiens, die es vor mehr als 30 Jahren nach Isola verschlagen hat. Auch sie haben die Shima no Koji Oberschule besucht und im Waisenhaus gewohnt, kennen daher alle wichtigen Gesichter der Insel, sind immernoch top informiert und haben fast immer die richtigen Antworten auf die Fragen "Wer...?". Italienische Fahnen schmücken das Innere und Äußere der Pizzeria und bereits von weitem kann man den Geruch einer frisch gebackenen Pizza aus dem Pizzaofen vernehmen. Eine Pizza Hawaii solltet ihr jedoch nur wählen, wenn ihr spöttischem Gelächer seitens der Italiener auch standhalten könnt.
Vielleicht war das gar keine schlechte Idee. Er nahm Yue auf die Schultern und ich tat mich daran, wieder aus meiner Starre zu kommen. War es mir nun auch endlich möglich, meinen Mantel richtig anzuziehen. Auch wenn es nicht gerade das sinnvollste war, ließ ich mir etwas Zeit, bis die beiden Jungs einige Schritte vor mir waren. Dann setzte auch ich mich in Bewegung, um die Pizzeria auch zu verlassen, nachdem ich mich mit einem herzlichen nicken verabschiedet hatte. Allerdings war mir auch bewusst, dass es nicht gerade den besten Eindruck machte, wenn ich so weit hinter den Jungs herlaufen würde. War schon irgendwie albern, oder? Am besten war es, wenn ich dort lief, wo Yue nicht saß. Vielleicht auch etwas mit Abstand - noch. Dann war es nun erstmal an der Zeit, wirklich ihre Zimmer aufzusuchen und sich zu erkundigen. Und danach würde ich ernsthaft nach Hause gehen und sich vom heutigen Tage erholen. Und das hatte ich - meiner Ansicht nach - auch bitter nötig. Außerdem wollte ich mir noch etwas Rotwein gönnen, um sofort “tot” ins Bett zu fallen und einzuschlafen. Zum Glück konnte ich nie davon fluchen, dass ich am nächsten Tag einen Kater oder Kopfschmerzen davon trug. Denn davon wurde ich glücklicherweise oft verschont. Zum Glück. Denn in diesem Beruf konnte ich das nun wirklich nicht gebrauchen.
TBC: Mangetsu No Yoru / Einkaufsstraße / Markplatz
Der Weg wurde auch allmählich gefunden, sodass ich mir zwar etwas über einen meiner Arme streifen musste, auch einige Blätter aus den Haare zog, aber schlussendlich wurde das erreicht, was ich erreichen wollte. Wir fanden uns langsam aber sich wieder auf den Straßen der Stadt wieder, wo ich erneut zu ihr sah, um mich zuu vergewissern, sie nicht verloren zu haben. Wieder nach vorne geschaut, blickte ich mich zuvor etwas um, ehe ich wieder einen Fuß nach dem anderen setzte, um mit ihr zusammen auf einen Laden zuzugehen, wo ich durch das Glas schaute. Dort drinnen die Leute gemustert, schaute ich auch wieder zu ihr und war mir nicht sicher, ob sie das vielleicht auch vom traurig sein wegführte. Daher hob ich die Hand und deutete durch das Glas hinein auf die Leute, die begeistert die Pizzateige in der Luft schwenkten. ”Führt dich das auch von… traurig sein weg?”, kurzerhand hatte ich gar nicht mehr so das Bedürfnis darauf zu achten, was ich selber wollte. Mich interessierte es mehr, wie ich sie halt vom traurig sein wegbringen konnte. Außerdem lernte ich dadurch auch selber etwas - für mich. Lernte daraus, wieder mit meinen Gefühlen umzugehen, die im Grunde so dermaßen eingefroren waren, dass es schon durchaus Verluste waren. Nicht, dass ich zuvor nicht auch schon jemand war, der kaum Gefühle zuließ. Eigentlich so gut wie gar nicht. Aber jetzt wusste ich nicht mal ansatzweise was glücklich sein und traurig sein bedeutete. Sie gar auseinander zuhalten. Nun gut, jetzt hatte ich das traurig sein ja bereits kennen gelernt, durch AJ. Die Hand ließ ich nun auch allmählich sinken und blickte wieder hinein, wodurch ich mich dann aber auch zum Eingang bewegte und dort eine Karte erblickte, welche ich musterte. Gab es dazu auch Bilder?
>>Nein. Die lauten Stimmen hier haben mich geführt. Auch wenn ich hätte weitergehen können, wusste ich deine Stimme zuzuordnen. Sowohl im Speisesaal, als auch beim Labor <<, erklärte er mir Kopf schüttelnd, weil ich ihn gefragt hatte, ob ichihn aufgehalten hatte, doch scheinbar war er aus lauter Neugier hierher gelaufen. Das Wort Labor hallte mir im Kopf herum, Labor? Er erkannte mich also anhand meiner Stimme und da fiel es mir ein, wieso ich das Gefühl hatte ihn schon zu kennen, er war auch im Labor gewesen! Aber wieso erkannte ich ihn so nicht? >>Labor? <<, fragte ich ein wenig irritiert. Samiel war vorausgegangen, sodass es mir viel leichter fiel den Weg durch das Gebüsch zu finden und mich in jenem nicht noch weiter zu verlaufen. Denn das wäre sicher passiert, wenn ich vor gegangen wäre oder auch wenn ich allein fort gegangen wäre. Dieser Junge war so freundlich und hilfsbereit, dass ich mir für einen Moment Sorgen machte, vielleicht wollte er mich ja umbringen?
Er deutete mit der Hand auf die Pizzeria, fragte, >>Führt dich das auch von… traurig sein weg? <<, ich nickte eifrig lächelnd, begann zu bezweifeln, dass er mir etwas böses wollte, wo er doch immernoch versuchte herauszufinden, womit man mich alles so aufheitern konnte. Was ich gerade wirklich brauchte war ein Abend voll mit Frustfressalien, Eis, Pizza, Pommes und ein guter und lustiger aber auch trauriger Film. Am liebsten ja sowieso eine kleine Pyjamaparty. Vielleicht sollte ich solch eine veranstalten?
Damit also auch. Hm. Das merkte ich mir. Oder eher, dass würde ich mir merken. Daher nickte ich leicht und schob schließlich die Tür auf, welche ich auch aufhielt, damit sie eintreten konnte. Während ich die Hand wieder zu mir nahm, schweifte mein Blick etwas umher, ehe ich mich hinter AJ hing, um ihr zu folgen. Ich behielt die Leute die anwesend waren genau im Blickfeld, ehe ich mich an einen Tisch setzte - ihr gegenüber. Den Blick schließlich bei ihr ruhen lassend, nickte ich irgendwann. ”Ja“, und so ganz konnte ich mich auch nicht erinnern. Nur, dass wir auf dem Dach waren und Raven mich weggebracht hatte. ”Die Rettung des Jungen“, erklärte ich nun und griff zur Karte, um sie anzusehen, ”ein hohes Dach. Raven brachte mich zur Schule… uhm.” Und was dann passiert war… daran konnte ich mich so gut wie überhaupt nicht erinnern. Bis zu dem Punkt, wo ich schließlich wieder aufgewacht war und nackt auf dem Bett - zwischen den schwarzen Kokonteilen - saß. Kurz schaute ich sie wieder an - starr - ehe ich wieder auf die Karte blickte. ”Schmeckt da etwas… von?”, Salat kannte ich ja nun. Hauptsache, man konnte es überhaupt essen. Aber Vielleicht kannte sie sich besser damit aus und könnte mir sagen, was zu empfehlen war. ”Magst du da etwas von?”, schließlich schob ich ihr die Karte zu - aufgeklappt - und blickte nun auf die falsch herum gedrehten Buchstaben.
Samiel erzählte mir nun, dass er der verletzte Junge auf dem Dach gewesen war, ehe Raven - vermutlich war es der Engelsjunge - ihn zurück zur Schule brachte. Also war er es also doch gewesen, von dem ich vermutet hatte, dass er es gewesen war, >>Was ist passiert? <<, platzte es aus mir heraus, als ich mich doch etwas darüber wunderte, sah er schon immer so aus? Oder besser gesagt, hatte er beim Labor auch schon so auffällig ausgesehen, wie er es jetzt tat?
Die Blicke der Menschen folgten uns, als wir die Pizzeria betraten, zu welcher er mir höflicherweise sogar die Tür aufgehalten hatte und mir letzendlich an einen Tisch gefolgt war, an welchem wir einander gegenüber saßen. >>Schmeckt da etwas… von? <<, fragte er und deutete auf die Speisekarte, >>Pizza schmeckt eigentlich immer gut, probier mal die Margherita << meinte ich daraufhin und ein Lächeln umspielte meine Lippen. Vielleicht würde ihm diese ja sogar schmecken, dann hätten wir etwas gemeinsam. Im Labor also war er gewesen, er war die ganze Zeit über still und aufmerksam, als warte er auf etwas, da schob er mir auch schon die Karte zu, ich deutete noch einmal auf die Margherita, weil ich die wirklich gern aß, wenn er Käse mochte, war die super.
Das würde das Problem sein. Ich wusste nicht, was genau passiert war. Nicht genau. Doch erstmal wandte ich mich an sie, schaute sie einen Moment an, ehe ich schließlich auf die Buchstaben blickte, von welcher Sache sie sprach. ”Marg…harita…”, kurzzeitig legte ich den Kopf etwas schief, las aber auch, was darunter aufgelistet war. Sie war also mit Käse bestückt. Viel Käse. Ob die auch Raven schmeckte? Ich würde ihm wenn dann etwas mitnehmen. Immerhin sollte er ja auch etwas zu essen haben, war ich ja extra losgegangen. ”Ich probier sie“, sprach ich murmelnd und schaute wieder auf. Mich kurz nach jemandem umgesehen, brauchte ich nicht mal einen Ton sagen, war schon jemand zur Stelle. So zeigte ich zwei Finger, murmelte aber noch hinzu, ”zwei Mal Ma…”, ich blickte wieder zurück auf die Karte, lenkte denk Kopf wieder zur Bedienung und sprach es aus, ”Margharita.“ Wurde dies schließlich auch notiert und die Bedienung zog wieder von dannen. Allerdings wusste ich nicht mal, ob sie das auch wollte. Hatte einfach bestellt. Zog das ihre Traurigkeit wieder an? Nachdenklich legte ich den Kopf erneut schief, dachte schweigend - aber kurz - darüber nach, ehe ich sie wieder ansah. ”Was willst du wissen?”, lenkte ich das Thema einfach wieder auf ihre erste Frage. Lege dabei auch die Hände auf den Tisch. Mir selber war nicht ansatzweise bewusst, dass ich die Blicke der anderen Gäste auf mich zog. Allein der Tatsache wegen, da ich - durch meine Hautfarbe - auch für eine Leiche gehalten werden könne. Selbst die Bedienung hatte kurzzeitig gestoppt, als sie mich gesehen hatte.
Ich sah mich im Lokal um, eine Bedienung hatte uns bereits erblickt und eilte herbei. Nach wenigen Anläufen schaffte Samiel es die Margheritten zu bestellen, weil er wohl zwei wollte. Das Wort schien ihm dabei ein kleines Problem zu machen, weshalb er ersteinmal wieder zur Karte sehen musste, um das Wort abzulesen. Ich lächelte der Bedienung zu, die mich etwas verwirrt ansah, als wäre sie irritiert, dass er dieses so geläufige Wort nicht aussprechen konnte. Als die Bedienung fragte, ob ich auch etwas wollte, schüttelte ich lediglich höflich den Kopf, sie ging schnell, um das Essen zu holen. Die Idee mit der Party auf meinem Zimmer gefiel mir immer mehr, weil ich dann vielleicht sogar Liams Geruch heraus bekam, den er hinterlassen hatte und auch sonst alles andere.
Was ich wissen wollte fragte er nun, wobei er die Hände auf dem Tisch platzierte, >>Naja, du siehst so...anders aus <<, ich hob ein wenig verwirrt eine Augenbraue, schob dann die selbigen zusammen und dachte darüber nach, wie ich es dem blassen Jungen beibringen konnte, er sah eben nicht so aus, als wäre er verkleidet, sondern ganz gewöhnlich. Kopf schüttelnd überdachte ich diesen Gedanken, weil er für mich keines wegs eigenartig oder gar anders aussah. Eben einfach nur fremd, nicht mehr nicht weniger, jedenfalls war er nett. Und das mochte ich an ihm, er stellte Fragen aber ging nicht weiter auf diese ein, vielleicht fiel ihm auf, dass ich nicht wirklich drüber sprechen wollte.
Ich wusste ja bereits, es war auch für mich nicht gerade so, als könnte ich einfach drauf losplappern. Ich wusste selber kaum, was überhaupt passiert war. Daher schaute ich eine lange Zeit wieder hinunter auf den Tisch und dachte darüber nach. Wie hätte ich ihr darauf eine Antwort geben können, wenn ich sie selber nicht einmal für mich parat hatte? Vermutlich wäre es durch Fragen besser gewesen, wenn sie Raven gefragt hätte. Wusste dieser immerhin mehr als ich selber. Wieder zu ihr aufgeschaut, blinzelte ich nicht einmal. Wieder musterte ich sie, genauso wie ich es schon im Speisesaal getan hatte. ”…ich… weiß es nicht“, erklärte ich nun, ließ meinen starren Blick wieder hinab auf den Tisch wandern, welchen ich erneut zu mustern begann. ”Ich weiß nur, dass ich inmitten von irgendwelchen Bruchstücken lag und aufwachte“, zur Karte geschaut, musterte ich diese nun wieder, ”…Raven war bei mir. Vermutlich könnte er dir mehr Auskunft geben, als ich.” Außerdem war er ja selber dabei, als ich “geschlüpft” war. Wieder aufgeschaut, hob ich die Hände vom Tisch und betrachtete das nun bestellte, was vor mir stand. Betrachtete ich nun aber beide Gerichte - doch etwas irritiert, aber nicht so~ auffallend. Kurz darauf schob ich AJ auch einen davon von, um mich dann wieder an meinen Teller zu richten und das draufgelegte zu mustern.
Er sah auf den Tisch, wollte er nicht darüber sprechen? Jedenfalls machte er irgendwie den Anschein, als würde er darüber nachdenken. Nachdenken, was er mir nun sagen und was er verheimlichen würde. Oder nicht? Keine Ahnung, jedenfalls machte ich mir ein wenig Sorgen, weil es meine Schuld war, dass er überhaupt im Labor gefangen genommen worden war. >>Ich weiß nur, dass ich inmitten von irgendwelchen Bruchstücken lag und aufwachte <<, sagte er nachdem er mir gerade erklärt hatte, dass er es selbst nicht so genau wusste, ich verzog das Gesicht und fühlte mich schuldig. Seine Veränderung konnte etwas gutes aber auch etwas schlechtes sein. Wie konnte ich überhaupt noch damit leben? Ich hatte das Team geleitet und ihnen gesagt, was sie zu tun hatten, hätte ich auch nur einen Moment lang darüber nachgedacht, ihn und Akina nicht alleine zu lassen, sondern Caiwen ebenso draußen zu lassen, so wäre das ganze wohl nie passiert und er wäre putzmunter. Raven war bei ihm gewesen, vielleicht konnte er mir da weiter helfen, sagte er, ich schürzte die Lippen, >>vielleicht....<<, murmelte ich leise vor mich hin und sah dann zu dem Teller, den er mir zu schob.
Da war mir der Appetit vergangen, ich hatte Schuldgefühle bis zum geht nicht mehr, weshalb mir ein, >>Es war meine Schuld <<, heraus rutschte. Vielleicht war es wirklich so, vielleicht hätte ich das ganze tun müssen, aber auch war es seine Entscheidung dort allein hinauf zu gehen und natürlich konnte ich es nicht mehr rückgängig machen. Egal, wie traurig es doch war.
Sie fing nicht an zu essen. War die Pizza doch nicht so gut? Ich starrte diese eine Moment an, ehe meine Aufmerksamkeit wieder an AJ gerichtet wurde. Den Kopf etwas schief gelegt, beobachtete ich ihre Gestik. Wieder weißte sie Punkte auf, die ich nicht wirklich deuten konnte. Andererseits war wieder dieses Gefühl da, was mir innerlich erklärte, dass sie wieder dazu im Stande sein würde, Traurigkeit zu verspüren. Ich blickte mich etwas um, konnte wiederum hier natürlich kein Eichhörnchen auffinden, was ihre Stimmung wieder angehoben hätte. Würden Worte helfen? Ich war mir nicht gerade sicher. Schaute wiederum doch wieder zu ihr und überlegte schweigend. Auch wenn das Essen nun kalt werden würde. ”Nein“, sprach ich schließlich und musterte sie noch immer unbewegt, ”ich bin mir sicher - auch wenn ich es prozentuell nicht beweisen kann - dass du nichts gemacht hast, was mir hätte schaden können. Ich handelte in Eigeninteresse“, so glaubte ich es jedenfalls. War ich trotz allem noch immer jener Meinung, dass ich dazu noch immer sehr gezielt an etwas heranging und es auch nicht einfach so stehen ließ. ”Außerdem sitze ich hier“, musste sie sich also nicht so verhalten, als sei ich gestorben… nun ja, was ich ja eigentlich… na ja. ”…sei nicht… traurig“, murmelte ich noch nachträglich und schielte leicht in eine Ecke empor.