Das Zimmer ist auf der Fensterseite mit zwei Betten an der linken und rechten Wand, den dazugehörigen Nachtkästchen und einem kleinen Regal, das von beiden Mitbewohnern benützt werden darf, ausgestattet. Auf der Türseite befinden sich zwei Schreibtische mit Lampen und ein Kleiderschrank, um die Klamotten der Schüler aufzubewahren. An besonders heissen Tagen sorgt die im Zimmer eingebaute Klimaanlage für ausreichend Abkühlung. Die kürzlich neu gestrichenen, weissen Wände lassen den Raum besonders freundlich wirken.
Besonders begeistert schien Shiki von meiner etwas besitzergreifenden Aussage nicht zu sein. Allerdings meinte er kurz darauf auch schon das es ihm wohl genau so geht. Auf mein Angebot mich anzuschauen und zu berühren ging er dann allerdings nicht weiter ein. Mit einem Lächeln huschte er an mir vorbei auf's Bett.
Auf meine Bitte hin mich nicht mehr Baby zu nennen stellte Shiki eine Frage die ich nicht erwartet hatte. Er fragte mich ob man Prostituierte in Deutschland wirklich so nannte wie ich gerade. "Nicht wirklich, ich wollte es einfach nur etwas freundlicher klingen lassen." beantwortete ich seine Frage. Und schon sah es so aus als würde er sich einen neuen Spitznamen für mich überlegen. Zumindest so lange bis zu meiner Anspielung auf seine Aussage von vorhin am Strand. Er gab mir natürlich recht als ich meinte das ich in jedem Fummel gut aussehen würde. Leider hatte ich nicht bedacht das das Kleider mit einbezog. Es stand praktisch schon fest das er mir diese Aussage unter die Nase reiben würde wenn ich ihm wieder sage das mir Kleider nicht stehen. Naja, Dummheit muss bestraft werden.
Als Shiki anfing den Kopf zu schütteln erwartete ich schon eine Standpauke. Allerdings kam nur die Frage ob meine Eltern nie etwas dagegen gesagt hatten. Anschließend erklärte er mir auch gleich wie es bei ihm damals war. Solange die Noten stimmten bekam er also keinen Ärger, so wie es wohl in jeder normalen Familie der Fall wäre. Bei schlechten Noten allerdings brach, laut seiner Aussage, die Hölle los. Jetzt fragte ich mich natürlich wie das bei ihm wohl aussah. Bekam er dann Schläge? Oder einfach nur Hausarrest und kein Taschengeld? Direkt danach fragen wollte ich natürlich nicht, aber mein Interesse zu verbergen könnte in dem Fall etwas schwierig sein. Spät Abends zocken war bei ihm wohl auch nie drin gewesen. Der ärmste. Dabei dachte ich immer das in Japan ziemlich viel gezockt wurde, da ja die meisten Spiele dort entwickelt werden und sogar die Dragon Quest Spiele nur an Wochenenden releast werden dürfen weil viele Firmen befürchten das die Angestellten deswegen krank machen. Scheinbar hatte ich mich wohl doch geirrt. Naja, nun war es jedenfalls Zeit Shiki's Frage zu beantworten. "Meine Eltern konnten nicht wirklich etwas dazu sagen. Mein Vater hat uns noch vor meiner Geburt verlassen und Mama hat immer von früh bis spät gearbeitet damit wir über die Runden kamen." begann ich meine Erklärung. "Trotz des vielen zockens lagen meine Noten meist im mittleren Durchschnitt. Und selbst wenn ich mal schlechte Noten hatte bekam Mama nichts davon mit, weil sie sofort nachdem sie zuhause ankam mit uns gegessen hat und danach schlafen gegangen ist." Man konnte wirklich sagen das unsere Mutter ihre gesamte Freizeit für meinen Bruder und mich aufgab um uns ein schönes Leben zu bescheren. Das gerade das meine Gaming-Sucht noch förderte konnte sie ja nicht ahnen. Zu meinem kleinen Tick nach dem baden im Meer immer das Salz von meinem Körper zu lecken meinte Shiki nur das er nicht mit so etwas gerechnet hätte. Er merkte auch an das er lediglich das Wasser, nicht aber das Salz entfernt hatte. Das musste ich natürlich sofort überprüfen und leckte an meinem Arm. Und Tatsache, Salzgeschmack. Glücklich grinsend begann ich wie eine Katze an meinem Arm zu lecken. Zumindest so lange bis mir auffiel was ich da gerade vor meinem Freund machte. Sofort hörte ich auf, lief rot an und schaute verlegen zur Seite. Wie peinlich. Das ich mich auch jedes mal so vor ihm blamieren musste.
Plötzlich brüllte Shiki mir fast schon ins Ohr und ich zuckte erschrocken zusammen. Was zum F ging jetzt mit ihm ab? Er meinte er wolle mir noch etwas zeigen und rollte mich von sich runter. Anschließend lief er zu seinem Schreibtisch und kam mit einem Ordner wieder. Er dachte das mich das interessieren könnte und erklärte mir das dort alles drin steht was er über sich weiß. Allerdings schien es weniger das ganze auf japanisch aufgeschriebene Zeugs zu sein, das mich interessieren könnte, sondern vielmehr der Umschlag den er aus dem Ordner holte. Darin befanden sich Bilder. Viele davon waren Selfies in verschiedenen merkwürdig aussehenden Klamotten. Ab und zu waren auch andere Personen zu sehen. Seine Freunde, die ich ja in seinen Erinnerungen schon gesehen hatte. Auf einem war er mit einer Frau zu sehen, die seine Mutter sein könnte. Dann tauchte ein Foto auf das meine Aufmerksamkeit ganz besonders erregte. Shiki auf einer Bühne? Im Hintergrund waren seine Freunde zu sehen und noch weiter hinten unzählige Mädchen. Was zum? Irritiert schaute ich zischen ihm und dem Bild hin und her, ehe die Frage aus meinem Mund kam die mir auf der Zunge lag. "Warst du sowas wie ein Star in Japan? Das ist doch im Budokan oder?" verwundert und doch fröhlich lächelnd wartete ich auf Antwort.
"Verstehe." Womöglich müsste ich später noch Deutschnachhilfe bei Lisanna in Anspruch nehmen, so ein geschränkt wie mein Wortschatz doch ist. Zunächst etwas eingeschüchtert davon überlegte ich kurz, dennoch setzte ich daraufhin ein Lächeln auf. "Du musst mir noch so viel über dein Land beibringen!" zwang ich sie schon gewisser Maßen dazu und griff begeistert nach ihren Händen. "Bis zum Ende des Jahres hast du mir perfektes Deutsch beigebracht, okay?" Das war natürlich nur halb ernst gemeint, jedoch würde es mich interessieren, ob sie es sich zutrauen würde.
Es gefiel mir so mit Lisanna über Gott und die Welt zu sprechen. Nachdem ich ihr nun etwas von mir erzählt hatte war sie an der Reihe. Allerdings klang es danach, als hätte es ihre Familie alles andere als leicht gehabt. Das Lächeln in meinem Gesicht wich einem besorgtem Blick. "Geht es deiner Familie in Deutschland denn mittlerweile besser?" Wir haben es gut hier, keine Frage, aber Lisanna muss ja ein echt schlechtes Gewissen haben, wenn ihr Bruder und ihre Mom zuhause noch immer nicht ganz auf der Höhe sind. Meinem Vater wird es wohl auch ziemlich gut gehen und sollte ich mich jemals dazu umentscheiden nach Japan zurückzukehren hätte ich ja auch noch meine Ersparnisse. Nicht wenig, wenn ich mich recht erinnere, aber momentan gammelt das Geld eh nur auf meinem Konto rum, da wäre es woanders sicher besser aufgehoben. Vielleicht sollte ich das mal spenden? Als ich Lisanna erzählte, dass ihre haut noch voller Salz war, probierte sie es sofort aus. Wie ein Kleines Kätzchen putzte sie sich und zauberte mir ein entzücktes Lächeln auf die Lippen. Oaahhh wie süß! Würde ich sie jetzt umarmen würde ich sie sicher zerdrücken. Also entschied ich mich für eine andere Methode: Ich zog sie an den Armen an mich ran und vergrub mein Gesicht verspielt knurrend in ihrem Hals. Ich küsste sie, knabberte an ihr und leckte sie - alles ganz sanft. "Mmmh~" summte ich lächelnd in sie hinein und legte letztendlich meine Hände an ihre Wangen. "Du bist die Süßeste!" Sie bekam einen Schmatzer auf den Mund und kuschelte mich dann an ihr Dekolleté. Ein entspannter Seufzer entfuhr mir daraufhin und wieder könnte ich so einschlafen.
ich konnte mich allerdings doch noch davor abbringen und kurz darauf saßen wir nebeneinander und schauten meine alten Fotos an. Das Bild, an dem wir beide hängen blieben zog ihre volle Aufmerksamkeit auf sie. Dann stellte sie die Frage, die ich schon seit langem befürchtete. Bin ich ein Star? "Öhhhm... definiere "Star"!" lenkte ich zunächst davon ab und schaute sie mit großen Augen an. Es kan gleich noch eine Frage hinterher, die mich augenblicklich zum Lachen brachte. "Nein nein! Das Budokan ist doch viel größer! Da sind solche Selfies gar nicht möglich!" Öhm. Jetzt verschlug ich mir selber die Sprache. Ich konnte aber glücklich sein, dass ich nicht noch mehr ausgeplaudert habe. Ich blickte Lisanna jetzt ziemlich überrumpelt an. "Jjjaaaa....." Dann ein Seufzen. "Okay, hör mir mal kurz zu. Nicht ausflippen, okay?" Ich blickte ihr toternst in die Augen und überlegte. Vielleicht sollte ich nicht groß um den heißen Brei rumreden, wie bei meinem Liebesgeständnis. "Ich war seit ich 15 war Idol bei der 315 Production. Erst allein, dann kamen auch die anderen dazu. Ich war letztendlich auch viel im Ausland unterwegs, dann hat mir der Unfall einen Strich durch die Rechnung gemacht." Ich wusste nicht genau, wie ich dabei gucken sollte. Kaufte sie mir das gerade ab? Schließlich fühlt es sich so an, als würde ich lügen. Ich schluckte. Hoffentlich hab ich mir damit gerade nicht alles versaut, was ich über die letzten Monate mit Lisanna aufgebaut hab. "ich... würde lügen, wenn ich behaupte keine große Nummer gewesen zu sein..." ich möchte ganz ehrlich sein. Wenn ihr das nicht gefällt ist es eben so. Ich kann ja schlecht verändern, wer ich bin und noch weniger, wer ich war!
Nun kam Shiki auch noch auf die verrückte Idee ich solle ihm etwas über Deutschland beibringen. Und um dem ganzen noch die Krone aufzusetzen wollte er das ich ihm bis zum Ende dieses Jahres perfektes Deutsch beigebracht habe. Wie sollte ich das bitte schaffen? Ich kann ja selbst nicht mal perfekt Deutsch. Ich konnte ja noch nicht mal richtig Hochdeutsch sprechen ohne das mein Dialekt durch kommt. "Ich kann es versuchen." Mir war klar das es für mich fast unmöglich wäre ihm innerhalb eines Jahres Deutsch beizubringen, aber versuchen kann man's ja mal. "Und danach bringe ich dir ein Jahr lang Sächsisch bei." fügte ich noch scherzhaft hinzu.
Nachdem ich Shiki von meiner Familie erzählt hatte schaute er mich besorgt an und fragte ob es meiner Familie mittlerweile besser ging. "Jap." antwortete ich zunächst kurz und knapp mit einem breiten Lächeln. "Mein Bruder verdient mittlerweile so viel das Mama gar nicht mehr arbeiten gehen bräuchte. Zu meinem 16. Geburtstag hat er mir sogar eine Playstation 4 und ein Mopet geschenkt. Außerdem hat er mir die Fahrschule bezahlt." erklärte ich fröhlich lächelnd. Zu meinem katzenhaften Verhalten wegen dem Salz auf meiner Haut reagierte Shiki völlig entzückt. Er kuschelte sich verspielt knurrend an mich und begann meinen Hals zu küssen, daran zu knabbern und zu lecken. Ein leises Keuchen entwich meiner Kehle und am liebsten wäre es mir gewesen er würde weiter machen, doch es dauerte nicht lange bis er von mir abließ. Er meinte das ich die Süßeste sei und drückte mir einen Kuss auf die Lippen, ehe er sich an mein Dekolleté kuschelte. "Und du bist der Süßeste." erwiderte ich sein Kompliment und begann zärtlich seinen Kopf zu streicheln.
Auf meine Frage hin forderte er mich auf "Star" zu definieren. Allerdings fing er auf die zweite Frage hin an zu lachen. Er erklärte mir das das Budokan viel größer wäre und solche Selfies dort nicht möglich wären. Herzlichen Glückwunsch der Herr, ihr habt euch soeben perfekt verplappert. Nun konnte er sich nicht mehr rausreden und das schien er auch gemerkt zu haben so wie er mich gerade anschaute. Ich schaute ihn mit einem leicht strengen Blick an, der so viel sagen sollte wie "Sag die Wahrheit." Und anscheinend hatte er diesen Blick auch verstanden den schon rückte er mit der Sprache heraus. Er erklärte mir das er seit er 15 war ein Idol war, das er erst allein und dann mit den anderen zusammen aufgetreten war. Und das er sogar viel im Ausland war. Dann kam der Unfall und seine Karriere war beendet. Ich war mir sicher, jede andere hätte ihm das nicht abgekauft und ihn als Lügner bezeichnet. Aber nicht ich. Ich war mir sicher das er die Wahrheit sagte. Ich legte sanft meine Hand an sein besorgt drein blickendes Gesicht und gab ihm ein sanftes Küsschen auf den Mund. "Ich glaube dir Pandalein." hauchte ich ihm mit sanfter Stimme zu. "Die ganzen Bilder mit den merkwürdigen bunten Klamotten, das Bild mit deinen Kameraden und dem Publikum...Es spricht nichts dafür das du lügen könntest. Ich bin mir sicher das du mir die Wahrheit erzählt hast." begründete ich meine Aussage sanft lächelnd. Ich wüsste auch nicht wieso er mir so etwas vorlügen sollte. Oder wieso er mich überhaupt irgendwie anlügen sollte. Zu mir konnte er ehrlich sein. Oder besser gesagt, er musste ehrlich sein. Andernfalls würde ich ihn wahrscheinlich umbringen.
"Oh! Dann muss ich dir ja den Osakadialekt beibringen!" An sich war das nicht schlimm, aber schwierig! Ich selbst habe immer nur Mischformen gesprochen, weil ich nicht in Osaka geboren wurde. Es war ein seltsamer Mix aus urbanem Osakadielekt und der nördlichen Aomori-Sprachweise. "Na, das kann ja lustig werden." meinte ich vielsagend und hielt den hohen Schwierigkeitsgrad meiner Sprache erstmal für mich.
Ich atmete erleichter auf, als sie meinte, es wäre okay. Aber... einfach so? Das war's? Es ist ja nicht so, als hätte ich Drama erwartet, aber sie könnte sich ruhig etwas mehr freuen... Nein! Das ist falsch! Ich bin nur ein Typ, da gibt es nichts zu freuen! Die Zeiten wo ich abheben konnte sind schon lange vorbei! ich setzte ein Lächeln auf, das wohl ziemlich müde aussah. Als Lisanna dann doch einen gewissen versteckten Zweifel äußerte kam mir eine Idee. "Warte! Ich habe Beweise!" rief ich auf und tappste abermals zurück zu meinem Tisch, wo meine Tasche noch immer lag. Ich kramte aus dieser mein Handy heraus und war dann schon wieder bei Lisanna. "Moment!" Browser, google! Ich tippte meinen Namen auf japanisch ein. Erst die 3 Katakana für meinen Nachnamen, Leertaste: jetzt wurden drei komplizierte Kanji draus, das selbe machte ich mit meinen Vornamen und es poppten während des Schreibens schon zahlreiche Link's, Videos von NicoNico und sogar YouTube, Bilder und sogar mein eigener Wikipedia-Eintrag auf. Mir fiel eines der Videos direkt ins Auge. Ein Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht auf und nach einem Klick reichte ich Lisanna mein Handy. "DAS ist Budokan!" Ich lehnte mich zu ihr rüber, um mitschauen zu können, schließlich bin ich gespannt, was für einen Eindruck ich in diesem Video vermittele. Natürlich war mir das Lied bekannt und auch einige der Gesichter kamen mir bekannt vor. Da waren Haruna und die anderen, der schwarzhaarige von manchen meiner Foto's mit seinem Team, Saki mit seinem Team. Anscheinend gehörten wir alle der selben Produktion an. Das Publikum war bunt eingefärbt und, wie für Japan üblich, hatten diese tausenden von Menschen ihre eigene kleine Performance. Ich schien ganz offen, als würde ich mich da oben pudelwohl fühlen und suchte ständig die Kamera. Die Qualität war professionell und die Kameraführung atemberaubend. Während ich so zusah und meine Lippen mit meinem Ich im Video bewegte fingen meine Augen richtig an zu strahlen und ich bekam so ein Kribbeln im Bauch. Wir waren alle 99% Synchron und, zugegeben, sahen auch alle wirklich gut aus in unsere Uniformen. Im Hintergrund flogen unsere Namen und Gesichter über einen großen Bildschirm und da war sogar eine Stelle da schwenkte die Kamera einmal über uns hinweg und ich lief ihr nach und nahm mir die Zeit einen Kuss zum Fernsehpublikum zu hauchen.
Ich weiß nicht wieso, aber meine Augen wurden wässrig, wenn ich sah, wie die Hände buchstäblich nach mir griffen und wie wir alle auf der Bühne standen und uns für die ganzen Leute ins Zeug legten! Letztendlich regnete es über unseren Köpfen sogar goldenes Konfetti und die letzte Szene gab mir fast den Rest. Pärchenweise liefen wir vom einen Ende der Bühne zum anderen - ich hatte meine Hand mit Haruna's verzweigt und dann klang der Song langsam aus. Gut, wir standen alle total verschwitzt da und winken dem Publikum zu, was ja an sich nicht außergewöhnliches ist. Als dann aber das Publikum Applaus gab, drehten sich alle Gefühle in mir komplett um und ich verzog ergriffen mein Gesicht. Meine Hand schnellte zu meinen Mund als hätte ich etwas falsches gesagt und meine Sicht verschwamm von den Tränen in meinen Augen.
Na da hab ich mir ja was eingebrockt. Jetzt will Shiki mir auch noch seinen Dialekt beibringen. Und dabei hatte ich nur einen Scherz gemacht. Ich hoffte inständig das er auch nur gescherzt hatte. "J-ja, das kann lustig werden." wiederholte ich seinen letzten Satz mit einem deutlich hörbaren ironischen Ton.
Obwohl ich Shiki eigentlich recht deutlich gesagt hatte das ich ihm glaube bestand er drauf mir Beweise zu zeigen. Er flitzte wieder zu seinem Tisch und kramte sein Handy aus seiner Tasche. Anschließend kam er wieder zu mir und pflanzte sich wieder neben mich. Gespannt schaute ich auf sein Handy während er irgend etwas japanisches eingab. Während er so tippt wurden auch schon die ersten Ergebnisse angezeigt. Etliche Bilder und Videos und sogar ein Eintrag bei Wikipedia. Was zum F? Wie berühmt war mein Freund denn bitte? Alter, wenn seine Fans wüssten das jemand wie ich, der nicht einmal weiß was er früher gemacht hat, mit ihm zusammen ist, die würden mich hassen. Nachdem Shiki nun ein Video gefunden hatte das ihm ein Grinsen in Gesicht zauberte wandte es sich wieder mir zu und zeigte es mir mit den Worten "DAS ist Budokan!" Verdammt waren das viele Leute. Und verdammt sah Shiki süß aus, wie er da so singend und tanzend auf der Bühne stand. Und diese Musik. Herzlichen Glückwunsch Shiki, du hast einen Fan mehr. ich musste es mir wirklich verkneifen aufgeregt auf und ab zu hüpfen während ich mit ihm dieses Video schaute. Nachdem das Video zu Ende war konnte ich mich einfach nicht mehr zurück halten und überfiel Shiki fast schon. "Wahnsinn! Das ist so cool! Ich wünschte ich wäre schon viel früher ein Fan von dir geworden!" äußerte ich meine Begeisterung mit leuchtenden Augen. "Jetzt will ich auf ein Konzert von dir! Würdest du für mich auftreten? Bitte, bitte, bitte! Nur für mich alleine!" bettelte ich meinen Freund an. So aufgedreht war ich das letzte mal zu meinen 16. Geburtstag. Und diesmal lag es "nur" an einem Video.
Allerdings änderte sich das schnell wieder als ich bemerkte das Shiki Tränen in den Augen hatte. Ich war mir gerade absolut nicht sicher wieso er jetzt weinte und bekam fast schon Panik. "Wa-was ist los?" fragte ich besorgt und nahm wieder etwas mehr Abstand von ihm, für den Fall das er sich von mir bedrängt fühlte. "H-hab ich was falsches gesagt?" fragte ich etwas traurig. Ich hatte echt keinen Plan was ich jetzt tun sollte. Solange ich nicht wusste was los ist hatte ich Angst irgendetwas falsches zu machen und ihn wie das letzte mal zu Weihnachten zu verärgern.
Lisanna's kritischer Blick entging mir völlig, ich war viel zu fixiert darauf, was gerade in dem Video vor sich ging. Ich hatte nicht das Gefühl, dass ich es war. Der Applaus rief ein seltsames Gefühl in mir wach und mich überkam übermäßige Freude und gleichzeitig tiefe Trauer. Ich merkte wie Lisanna mir um den Hals fiel und sich freute aber irgendwie, konnte ich mich nicht mitfreuen. Sie ist ein Fan? Sie will auf ein Konzert von mir? Ich wollte "okay" sagen aber mir entwicht nur ein grummelndes, leises "ohh". Ich nahm mir daraufhin meine Brille ab, ließ sie neben mir aufs Bett fallen und rieb mir die Augen. Jetzt merkte auch Lisanna, dass etwas nicht stimmte. Ich blickte zu ihr auf, schließlich redete sie mit mir. Allerdings senkte ich meinen Blick auch wieder als sie mir eine Frage stellte. Ich weiß nicht, was los ist... ich bin traurig, irgendwie. Dann stellte sie eine weitere Frage und trieb mir wieder die Tränen in die Augen. Sie wich von mir. "Nein...!" gluckste ich und griff mit beiden Armen nach ihr. Ich brauche einen Grund warum ich hier sitze und wenn sie von mir weicht habe ich den nicht mehr. Ich schloss meine Arme eng um sie und streichelte ihre Arme ganz sanft. Es dauerte einen Moment ehe ich mich wieder fangen konnte. "Tut mir leid... ich bin okay." keuchte ich mit kratziger Stimme und ließ sie langsam wieder lockerer. Meine Stirn ließ ich auf ihrem Dekolleté nieder, damit sie mich umarmen konnte. Jedenfalls wäre es schön, wenn sie mich nun umarmen könnte... "Irgendwie hat mich das traurig gemacht... und fasziniert." Meine Hände hielten ihre Hüften und ich seufzte einmal. "Irgendwie... vermisse ich das alles. Haruna und die anderen, die live shows... meine Familie..." meine Augen füllten sich wieder mit Tränen. Hatte ich etwa Heimweh? Das hatte ich ja noch nie! Das kann doch nicht sein! ...oder? "...ich will nach Hause." Wie kann ich das nur sagen? Das hier ist doch mein Zuhause? Mit einem leisen Schluchzer flossen nun auch die ersten Tränen und ich krallte mich ich Lisanna's Shirt. Am liebsten sollte alles so wie früher sein... nur mit Lisanna.
Vielleicht war es besser, dass ich meine Erinnerungen verloren habe? Ich hätte Lisanna getroffen und vielleicht den Rest meines Lebens mit ihr auf dieser Insel verbracht. Je mehr ich über meine Vergangenheit erfahre, desto mehr will ich zurück. Ich bin mir nicht sicher ob sie es verstehen würde. Es sind nicht etwaige vergangene Liebesbeziehungen. Es sind meine Freunde und meine Familie. Aber ich hab doch auch Freunde hier... Nein, ich verstand überhaupt nicht, was dieses Video jetzt in mir ausgelöst hat. Gott, wie armselig. Ich hänge an etwas, was ich nie wieder bekommen werde! Und ich weiß das! Ich bin gerade so schwach, heule mich an der Brust meiner Freundin aus. Wie mickerig... Ich holte einmal tief Luft und richtete mich dann auf. Mit meinem Oberteil trocknete ich mein Gesicht und ich ließ ein gezwungenes Lachen ertönen. "Vergiss es einfach! Mir geht's gut, ich brauch nur etwas Ruhe." log ich dann und grinste ihr mitten ins Gesicht. "Es ist viel passiert... wenn du willst, kannst du dir ruhig mehr davon angucken. Das Internet ist voll von Videos und Bildern." erklärte ich und deutete auf mein Smartphone. "Ich schreib dir auch meinen Namen, wenn du willst." Gemeint waren natürlich die Kanji. Ich weiß nicht ob sie sich alle 5 gemerkt hat gerade, als ich auf die Schnelle nach mir selber suchte. Mein Handy schloss ich ab, dann verharrte ich eine Weile so. "Ich würde mich gern ein wenig hinlegen..." hauchte ich schließlich und blickte Lisanna durchdringend an. "Willst du noch reden? ...oder kuscheln?" Um ehrlich zu sein ist mir gerade nur noch nach schlafen. Dann am besten aufwachen und zu Abend essen. Ich möchte Lisanna aber nicht vernachlässigen, schließlich sind wir gerade seit ein, zwei Stunden zusammen. Mit diesem Gedanken legte ich meine linke Hand lose auf ihre. "Mach dir keine Sorgen. Ich bin okay..." ich schenkte ihr ein schwaches Lächeln. Ich sollte mich auf die Zukunft konzentrieren. Vielleicht erstmal keine Reisen in meine Erinnerungen mehr?
Ich setzte mich daraufhin in Bewegung und legte mich mit dem rechten Ohr auf mein Kopfkissen. Meine Hand berührte Lisanna sanft am Bein, weil sie noch immer da mitten auf meinem Bett saß. Das störte mich nicht großartig, dann mach ich ihr eben Platz. Ich neige eh dazu mich in den seltsamsten Posen am wohlsten zu fühlen - und wenn ich vollkommen verrenkt aussehe! Ich beobachtete sie aus dem Augenwinkel. "Ich liebe dich. ...wirklich." Als würde sie mir das nicht glauben. Ich schloss meine Augen. "Das ist vielleicht noch etwas zu früh um das zu sagen..." Jetzt drehte ich meinen Kopf in ihre Richtung und lächelte sie schwach an. "Du könntest meine Zukunft sein. ...du heilst mich." Irgendwie stimmte das schon. Der bloße Gedanke an sie beruhigte mich. Wenn sie in meiner Nähe ist kann ich nicht ausflippen. Jedenfalls nicht im aggressivem Sinne. Ich atmete schwer aus und schloss nun wieder meine Augen. Kein Kopf blieb auf sie gerichtet und so lag ich nun etwas gekrümmt da. Meine Brille lag noch immer vor ihr. ich dachte da ehrlich gesagt gerade nicht dran. Der Nasensteg hatte schon rote Druckstellen an meiner Haut hinterlassen, da fühle ich mich wesentlich besser ohne! ich versuchte, über alles nachzudenken nur nicht über mich. Ich dachte an Lisanna. Was vielleicht mal passieren könnte mit ihr, wie ich sie vielleicht mal zu Gesicht bekommen werde...
Auf meine Begeisterung bekam ich nicht wirklich eine Antwort. Kein Wunder, so niedergeschlagen wie Shiki gerade war. Kaum war ich ein kleines Stück von ihm gewichen rief er "Nein...!" und zog mich wieder zu sich. Shit! Was mache ich jetzt? Wie kann ich ihn wieder aufmuntern? überlegte ich schon fast panisch während er mich anlog und meine er wäre okey. Ja klar. Jemand der gerade angefangen hat zu weinen ist ja wohl alles andere als okey. Und wieder hatte ich Shiki's Kopf auf meinem Dekolleté. Sanft schloss ich meine Arme um ihn und drückte ihn zärtlich an mich. Und schon im nächsten Moment erfuhr ich auch was los war. Das Video hatte ihn an früher erinnert und er bekam Heimweh. Er wollte nach Hause. "Zuhause ist da wo man sich geborgen fühlt und ich fühle mich bei dir geborgen. egal wohin du gehst, ich werde dir folgen, denn deine Nähe ist mein Zuhause." flüsterte ich ihm mit sanfter Stimme zu, während ich zärtlich seinen Kopf streichelte. Ich hoffte das ich ihn so irgendwie etwas beruhigen konnte. Wenn nicht wusste ich absolut nicht was ich tun sollte.
Nach einer Weile löste sich Shiki wieder etwas von mir und wischte sich seine Tränen weg. Und dann log er mich tatsächlich wieder an und meinte es würde ihm gut gehen. Diesmal sogar mit einem Grinsen im Gesicht. er bot mir an noch ein paar Videos oder Bilder anzuschauen und deute dabei auf sein Handy. Nein danke, auf so was hab ich keine Lust wenn mein Freund gerade erst deswegen geweint hatte. "Ich möchte nichts weiter sehen." antwortete ich ziemlich leise. Keine Ahnung ob Shiki sich darüber im Klaren war, aber ich gab mir selbst die schuld daran das er gerade so traurig war. Hätte ich nicht gefragt hätte er nie dieses Video gesehen. Jedenfalls wollte er sich jetzt hinlegen und stellte mich vor die Wahl. Reden oder kuscheln. Blöde Frage. Als ob ich jetzt noch Lust hätte zu reden. Doch schon im nächsten Moment meinte er nun schon zum dritten mal das alles okey wäre. Aus dem Jungen soll mal einer schlau werden. Ich konnte echt nicht mehr sagen ob er nun log oder es ernst meinte.
Nachdem sich Shiki nun hingelegt hatte wollte ich mich gerade neben ihm legen als er mir wieder sagte das er mich liebt. Er erklärte mir sogar das ich seine Zukunft wäre und das ich ihn heilen würde. Das war das süßeste was er mir je gesagt hatte. Mir kamen fast die Tränen vor Freude und ich legte mich neben ihn und kuschelte mich etwas an ihn. "Ich liebe auch. Und du bist ebenso meine Zukunft wie ich deine." erwiderte ich seine Aussage und gab ihm ein Küsschen auf die Stirn. "Zusammen werden wir jede Krise überstehen." murmelte ich noch leise ehe ich mich ins Reich der Träume verabschiedete.
Ich antwortete nicht auf ihre Definition von "Zuhause", das gab mir zu sehr zu denken. Ich fühle mich auch geborgen, hier bei ihr. Also was zieht mich zurück nach Japan? Nur Haruna, die Erinnerungen und das Land selber? Das ist doch nicht genug oder? Ich hielt noch immer mein Handy fest. Ob ich mal jemanden anrufen sollte? Vater? Oder Haruna? Ob sie noch auf ein Zeichen von mir warten? Lisanna's Berührungen beruhigten mich etwas. Ihre Hand ist so weich. Ich konnte mich wieder etwas einkriegen und lenkte mit ein paar alternativen Angeboten ab, jedoch nahm sie keine davon an und wir legten uns hin. Ihr Optimismus zauberte mir ein schwaches Lächeln auf die Lippen, welches sie wahrscheinlich nicht mehr sehen konnte. Sie kuschelte sich an mich und ich schloss meine Arme um sie. Kurz darauf nickte sie auch schon weg.
Das war schön sie so ruhig vor mir zu sehen. Die Augen sanft verschlossen und leise atmend. Ich spürte ihren Atem. Mit ihr in meinem Blickfeld schloss auch ich langsam meine Augen und fand mich schon bald im Traumland wieder. Mit dem Unterschied, dass meines nur aus düsteren Erinnerungen besteht, konnte ich das aber weitaus weniger genießen als Lisanna. Es war das selbe wie immer: ich erwachte auf heißem Steinboden und rote Flammen erhellten die Dunkelheit. Ich richtete mich auf, die Luft dröhnte. Es ist, als würden mir beim bloßen Hinsehen die Augenbrauen wegbrennen. Und so stand ich da und überlegte, was ich diesmal tun soll. Es ist klar, wo mein Ziel ist. Ich bin so viele andere Szenarien durchgegangen in meinen vergangenen Träumen. Magie funktioniert nicht, hier gewartet habe ich auch schon. Wenn ich zu lange an einem Ort bleibe, finden sie mich. Sie finden mich sowieso immer, aber manchmal schaffe ich es auch länger zu überleben. Ich ging nach vorne und die Flammen öffneten mir den üblichen Weg. Jetzt gibt es kein zurück. Mein altes Zuhause erschien von mir, binnen eines Wimpernschlages und ich hörte schon ihr Glucksen. Die Tür vor mir öffnete sich und... da war etwas neues! Die Hitze ließ meine Sicht verschwimmen und ich strengt mich an zu erkennen, wer da auf mich wartete. Jemand in einem weißen Kleid. Ich ging näher heran und da setzte sich die Person in Bewegung, drehte sich einfach um und ging in das Haus, die Treppe hoch. Das war also diesmal meine Aufgabe, also folgte ich langsam, leise, damit sie mich nicht finden. Durch die Hitze fiel mir das Atmen schwer. Ich werde mich wohl nie dran gewöhnen. Ich hörte nichts außer das dröhnende Feuer, was durch einem Glucksen hier und da unterbrochen wurde. Am unteren Ende der Treppe hielt ich inne und sah mich um. Das Wohnzimmer und die Küche standen in Flammen. Niemand zu sehen. Sie sind sicher oben, da wo die Figur gerade hingegangen ist. Langsam setzte ich mich wieder in Bewegung. Die Treppe knackte bedrohlich, als würden die Bretter auf die ich trat jeden Moment unter mir wegbrechen. Das war allerdings meine kleinste Sorge dabei. Der Krach lockt sie an, führt sie direkt zu mir, also erklomm ich die Treppe langsam. So langsam als würde man meinen, ich würde einschlafen. Dann war ich endlich oben und wieder sah ich mich um. rechts war mein Zimmer, geradeaus das Bad links das Zimmer meiner Eltern und mein Labor. Ich nannte es Labor. Dort hab ich Magie und Naturwissenschaften im Alleingang studiert. Und unser Flügel stand da. Ich hörte ein Glucksen von diesem Raum und zuckte leicht zusammen, was man jetzt sicher auch in der echten Welt spüren konnte. Mit dem Rücken an der Wand gepresst schlich ich mich in mein Zimmer und da stand sie plötzlich vor mir. An dem Fenster neben meinem Bett. Das weiße Kleid wurde von der Hitze bewegt, es roch nach verbrannten Haaren und Haut und Feuer. Ihre Haare sind... golden. Karen? Ich wollte nichts sagen, das lockte sie nur unnötig an. Aber das musste ich auch nicht. Die Person sagte meinen Namen und die Stimme kam mir mehr als nur bekannt vor. Lisanna? Meine Augen weiteten sich und ich zog die heiße Luft ein. Mein Hals brannte nun auch."Lisanna, du musst hier raus!" Meine Stimme hallte und klang nicht so, als würde sie aus meinem Körper kommen. Ich hatte mich meinen eigenen Regeln wiedersetzt und gesprochen. Ich lief auf sie zu. Ich muss sie hier raus holen! Sie darf nicht auch noch ein Teil hiervon werden! Ich griff an ihre Schulter und... meine Hand sank in ihr Fleisch. Ich keuchte und zog meine Hand zurück. Wie Wachs klebte ihre Haut an meiner Hand und völlig entgeistert beobachtete ich die Masse dabei, wie sie langsam und zähflüssig von mir runtertropfte. Ein angestrengtes Atmen vor mir lenkte meine Aufmerksamkeit wieder auf Lisanna. Ich hörte sie direkt in meinem Ohr und auch die Flammen um mich rum wurden lauter. Sie keuchte ganz scheußlich als bekäme sie keine Luft und drehte sich zu mir um. Sie begann wie vorgespult zu verwesen, direkt vor meinen Augen. Ich tat einen Schritt zurück. Ihre Haut schmelzte und tropfte von ihrem Körper ihr Knochen krachte ihre Haare verbrannten und ihre geschmolzenen Organe flossen aus ihrem Körper. Mir entfuhr ebenfalls ein Keuchen. Ich jammerte vor Panik und lief stetig rückwärts. "Lisanna..." hauchte ich und da sah sie mich an. Dieser Anblick war nicht in Worte zu fassen. Sie hatte kein Gesicht und trotzdem schien es als würde sie mich angrinsen - unmenschlich! Sie stürzte auf mich zu und ich versuchte sie an den Handgelenken von mir fern zu halten. "Nein...!" Zu allem Überfluss ertönte nun direkt hinter mir Glucksen. 4 weitere Hände griffen nach mir und hielten mich fest. Ich kämpfte, war aber völlig kraftlos gegen diese Monster. Das sind Karen und meine Mutter - verbrannt und knochig und doch mächtiger als ich. Ich versuchte zu schreien aber es kam lediglich ein Krächzen aus meiner Kehle. Lisanna riss meine Brust auf. Es tat nicht weh, doch der Anblick war furchterregend. Jemand anderes riss mir meine Kehle aus und eine andere verdrehte meinen Arm. Mittlerweile weinte ich nur noch und dann wurden wir 4 von den Flammen verschlungen.
Ich zuckte mich wach und das ganze Bett wackelte kurz. Ich schnappte panisch nach Luft und richtete mich auf. meine Atmung ging schnappend und hielt mir den Hals. Meine haut kitzelte. Da schwitze ich doch tatsächlich als wäre ich gerade aus einem Flammenmeer aufgetaucht. Mir fiel Lisanna neben mir auf und ich blickte sie für eine gefühlte Minute an - mit weit aufgerissenen Augen. Es ist okay, sie ist gesund. Sie schläft, ich kann sie atmen sehen. Ich verdeckte mein Gesicht daraufhin mit meinen Händen und hielt die Luft an. Das mache ich immer, wenn ich das Gefühl habe nicht atmen zu können. Mein Körper zuckte noch immer und versuchte mich zum Luft holen zu bringen, doch ich hielt meine Atemwege verschlossen, bis es nicht mehr ging. Dann schnappte ich ein mal nach Luft und hielt dann wieder meinen Atem an. Das zweite Mal genügte schon, dann atmete ich lediglich nur noch etwas aufgeregt. Das... war ungewöhnlich. Normalerweise waren meine Träume nur ein Katz-und-Maus-Spiel. Sie haben mich noch nie so in die Irre geführt! Sie haben mich benutzt und meine Liebe zu Lisanna! Wieder landete mein Blick auf ihr. Sie schlief noch, anscheinend war die Aktion doch nicht so erschreckend für sie, wie für mich. Ich warf einen Blick auf meinen Wecker, der mir zeigte, dass kaum Zeit vergangen war. Nur etwa eine viertel Stunde. Ein leises Seufzen entfuhr mir und ich wischte mir mit der Hand den Schweiß von der Stirn. Ich werde es nicht noch einmal versuchen, also stand ich langsam und leise auf. Mein Oberteil zog ich mir aus und benutzte es eben als Handtuch, bevor ich es zu den anderen dreckigen Klamotten schmiss und mir ein neues, pinkes Tanktop anzog. Lisanna möchte ich schlafen lassen. Ich beschloss, mich mal an den Tisch zu setzen und weiter an meiner Geschenkidee für Lisanna zu feilen. Ich hatte Runenbücher und wichtige Zaubersprüche gleich da, also schnappte ich mir nur noch meine Brille vom Nachttisch und paukte drauf los. Ich erstellte weitere Skizzen in meinem Notizbuch, bis mir eine völlig neue Idee kam und ich nochmal komplett von vorne anfing. Ich suchte mir Runen raus und machte mir Notizen zu ihrer Funktionsweise, dann studierte ich Beschwörungen und Talismane und fing daraufhin wieder mit Skizzen an.
Die Anmeldung im Waisenhaus erfolgte schnell und einfach, wodurch ich auch schon zügig auf mein Zimmer durfte. Mit dem Zimmerschlüssel in der Hand, suchte ich in dem großen Gebäude nach meiner neuen Zuflucht. Die Flure dufteten frisch und waren sehr sauber. Da muss man wohl drauf achten, wenn man so viele Leute beherbergt. Es war alles so neu für mich weswegen ich aus dem Staunen nicht mehr raus kam und ehe ich mich versah, stand ich auch schon vor dem Zimmer, welches mir zugeteilt wurde.
Da ich nicht wusste was mich in dem Zimmer erwarten würde, starrte ich mehrmals auf die Zimmerzahl um mich abermals zu versichern, dass dies auch das richtige Zimmer ist. Ich freute mich aber zur gleichen Zeit auf die neuen Erfahrungen, welche mich erwarten würden und so riss ich mich zusammen, entriegelte die Tür und öffnete diese erwartungsvoll.
Schon mein öffnen entgegnete mir ein angenehmer femininer Geruch. Ist hier ein Mädchen ? Mädchen riechen immer so gut ! Ich wurde nervös und fragte mich ein weiteres mal ob ich hier richtig sei. Als die Tür endlich vollständig geöffnet war konnte ich bei gedimmtem Licht zwei Personen erkennen. Und meine Vermutung hatte sich bewahrheitet, es lag ein Mädchen schlafend im Bett. Fast schon bewachend saß ein Junge neben ihr, an einem Schreibtisch, jedoch machte es den Eindruck als wäre er versunken in seinen Notizen und Büchern. Das müsste dann wohl mein Zimmergenosse sein, aber wer ist dann das Mädchen im Bett ?
Nicht weiter darauf eingehend untersuchte ich mit meinen Augen den Raum. Es sah schön eingerichtet und gemütlich zugleich aus. Es gefiel mir zwar nicht, dass dreckige Kleidungsstücke auf dem Boden lagen aber ich ging davon aus, dass sie mit meiner Ankunft auch nicht gerechnet hatten. Da dieses Zimmer aber hundertmal besser war als alle Schlafplätze, die ich in den letzten Wochen hatte, war ich nur noch glücklich. Ich erkannte auch, dass das schlicht bezogene Bett, welches gegenüber dem super kuschligem Bett mit riesen Pandakissen stand, wohl meins war. Ich dachte sofort daran mir auch ein großes Kissen zu holen, damit ich etwas in der Nacht zum umarmen habe, außer die kalte Wand. Vielleicht einen großen Fisch oder einen Wal, dann würde es auch schön aussehen.
Ich hatte mir nun ein schönes Bild von meinem neuen Zuhause gemacht, da fiel mir ein, ich hatte mich ja noch gar nicht bemerkbar gemacht. "Guten Abend ?" flüsterte ich in den Raum. Laut genug um sicherzustellen, dass mich der Junge hören konnte, aber nicht zu laut damit der Mädchen im Bett weiterschlafen konnte.
Auch wenn ich Offiziell im richtigen Zimmer war wollte ich nicht unhöflich sein und wartete auf eine Antwort.
Zugegeben, die Atmosphäre wurde recht schummerig und schleppend. Schließlich hatte ich nur eine viertel Stunde geschlafen und Lisanna in meinem Bettchen so tief und ruhig atmen zu hören machte es nicht einfacher, mich nicht auf meine Erschöpfung zu konzentrieren. Ich warf ab und zu mal prüfende Blicke über meine Schulter um auch sicher zu gehen, dass sie noch lebt und gesund ist. Super, jetzt hab ich auch noch diesen Wahn wegen meiner blöden Träume! Als ich das letzte mal zu ihr rüber sah, merkte ich gar nicht, dass die Tür sich links von mir öffnete. Ich seufzte einmal und wollte mich gerade wieder an die Arbeit machen - ich bin dabei Materialien mit passenden Formen für den Talisman abzugleichen und Steine sind ja nicht sonderlich spannend - da ertönte plötzlich eine Stimme von Richtung der Tür und überrascht lenkte ich meinen Blick zur Quelle des Geräusches. Da stand ein Junge, der mich grüßte. Naja, es war mehr eine Frage als ein Gruß. Und er flüsterte zu allem Überfluss auch noch. Alles ein wenig seltsam, aber er ist wahrscheinlich bloß irre rücksichtsvoll. "N'Abend!" grüßte ich in moderater Lautstärke zurück und musterte ihn einmal. Kurze Haare, breite Erscheinung, recht groß: Ein Kuschelbär! Aber was will er bloß hier? Ich setzte ein höfliches Lächeln auf und wandte mich ihm zu. Gute japanische Erziehung. "Kann ich dir helfen?" Ich ging zunächst davon aus, dass er sich vertan hatte, da fiel mir der Koffer neben ihm auf und die Tatsache, dass ich hier ja nicht alleine wohnen sollte! Wie erschrocken zog ich empört die Luft ein und fixierte für ein paar Sekunden den Koffer. Alsbald erstrahlte ein Lächeln auf meinem Gesicht und ich sprang freudig von meinem Stuhl auf und tappste zu ihm rüber. "Is ja 'n Ding!" meinte ich begeistert auf dem Weg zu ihm und stand letztendlich direkt vor ihm. "Du musst mein neuer Roomie sein!?" stellte ich fest und zeigte auf seine Visage. Es kam noch keine Antwort aber ich war mir ziemlich sicher, dass er der Junge war, dessen Namen ich vorhin auf dem Schild auf unserer Tür gelesen habe. Wie ein kleines Kind strahlte ich ihn an, ehe ich ihm ganz leichtsinnig einfach um den Hals fiel. Naja, "anspringen" trifft es da wohl eher, der Typ ist im Vergleich zu mir doch um einiges größer! Ein erfreutes Kichern entfuhr mir, ich wollte ja die Prinzessin nicht wecken, auch wenn alles andere, was ich hier gerade veranstaltete wohl doch ziemlich laut war. Diese überschwängliche Begrüßung hatte auch etwas gutes an sich. Ich nahm seinen Geruch war - sein ganz eigener übertüncht von Salz. Wahrscheinlich ging es ihm gerade wohl genauso, mit dem unterschied, dass mein Blumiger Duft ganz frisch aufgetragen war und ich den Raum generell damit wohl gerade etwas ausgeräuchert habe.
Nach einigen langen Sekunden löste ich mich wieder ihm, hielt ihn allerdings auch immer noch bei den Armen, damit er mir auch nicht wegrennen kann. Der Junge hat ja Muskeln! Sexy! Genau das hatte mein fasziniertes Gesicht ihm wohl auch gerade vermittelt, dann grinste ich ihn wieder mit dem goldigsten Lächeln an. "Schön, dass du da bist! Ich bin Shiki!" stellte ich mich knapp vor, dann warf ich einen Blick über meine Schulter und ließ nun auch seien Arme los. "Und das da ist meine Freundin, Lisanna." stellte ich ihm auch gleich meine Angebetete vor, ehe ich mich wieder nach vorne wandte. "Warte, ich nehm' dir das ab!" warnte ich ihn vor und lief rückwärts in das Zimmer um ihn und seinem Koffer Platz zum eintreten zu lassen. Mit Magie ließ ich seinen Reisekoffer selbstständig werden. Dieser schwebte ganz gechillt ins Zimmer und sank an der freien Wand vor dem Kleiderschrank zu Boden. "Entschuldige die Unordnung, ich hab echt nicht damit gerechnet, dass heute noch ein Neuer ankommt!" Ich versuchte, den Klamottenhaufen mit einem Lächeln wieder wett zu machen, ehe ich mich doch dazu entschied, die Sachen über meinen Stuhl zu legen. "Dir gehört hier alles, was noch frei ist." erklärte ich nebenbei und ging abermals zu ihm rüber. "Ich bin mir sicher, wir werden uns ganz schnell anfreunden!" meinte ich hoch motiviert und umarmte ihn abermals. Diesmal machte ich ein undefinierbares, quiekendes Geräusch dabei. Ich wusste gerade nicht, wie ich sonst noch meine Freude ausdrücken sollte! "Ehehe~ Tut mir leid, es ist schon ne Weile her, seit ich einen meiner Zimmergenossen auch wirklich mal getroffen hatte." Das klang schräg, hoffentlich denkt er jetzt nicht, dass ich der Grund dafür bin. Ich hatte mittlerweile ein verlegenes Lächeln aufgesetzt, um diesen Gedankengang aus meine und seinem Kopf zu vertreiben. Ja, ich hatte lediglich Mirozuke ein paar mal getroffen, alle anderen waren dann doch schon immer weg, bevor ich mich auch nur einmal mit ihnen unterhalten konnte. Schade eigentlich, aber mit ihm hier läuft's ja jetzt schon super. "So, dann erzähl mal!" Ich setzte mich auf die Kante seines Bettes und hoffte es würde ihm nichts ausmachen und er würde sich dazu setzen. Ob er an das selbe dachte, wenn ich ihm zu reden aufforderte konnte ich natürlich nicht wissen. Allerdings dachte ich noch weniger an die Möglichkeit, dass er das eventuell missverstehen könnte. Krass, wie ich auf einmal wieder hellwach bin!