Das Zimmer ist auf der Fensterseite mit zwei Betten an der linken und rechten Wand, den dazugehörigen Nachtkästchen und einem kleinen Regal, das von beiden Mitbewohnern benützt werden darf, ausgestattet. Auf der Türseite befinden sich zwei Schreibtische mit Lampen und ein Kleiderschrank, um die Klamotten der Schüler aufzubewahren. An besonders heissen Tagen sorgt die im Zimmer eingebaute Klimaanlage für ausreichend Abkühlung. Die kürzlich neu gestrichenen, weissen Wände lassen den Raum besonders freundlich wirken.
Nach diesem Zeitsprung waren wir schon wieder an einem anderen Ort. Ich arbeitete daran, so wenig von mir wie möglich preiszugeben. Der Rest war ja auch schlichtweg uninteressant für ihn.
Es war das Konzert. Auf der Bühne war gerade eine andere Band gewesen. Da wurde auch schon die nächste angekündigt. Es war die Band von Shiki. Warum ich dort war? Ganz einfach, das Waisenhaus hatte im Zuge einer Hilfsaktion diese Karten bekommen. Umso schlimmer für mich. Ich persönlich hätte zu gerne nicht daran teilgenommen, aber ich musste. Wie einen Hund hatte man mich an die Leine genommen und hierher geschleppt. Ein paar Leute schauten nicht schlecht als sie mich sahen. Ich war noch vom Vortag ziemlich übel zugerichtet. Nur die Klamotten waren sauber. Nebenbei war ich auch die einzige, die nicht jubelte. Mein Blick ging über die Köpfe der anderen hinweg auf die Bühne. Sie hatten sich gerade aufgestellt und fingen an ihren ersten Song anzukündigen. Im Hintergrund der Bühne stand ein Mädchen etwas verdeckt hinter der Bühne. Sie und Shiki schienen sich noch eine Weile lang anzuschauen. Dann begann auch schon das Schauspiel. Das Konzert zog sich vom Mittag bis in in die Abendstunden. Meine Laune war auf dem Tiefpunkt. Ich hatte schon von Anbeginn keine Lust gehabt und das ich bekannte Gesichter sah, gab mit dann irgendwie noch den Rest. Doch im Gegensatz zur Schule schien mich kaum einer zu bemerken. So sehr waren sie mit jubeln beschäftigt. Shikis Band hatte mittlerweile ihre Vorstellung beendet. Das Mädchen hinter der Bühne sprang ihm daraufhin um den Hals und der Rest seiner Leute feierte der Menge zu. Einer tanzte sogar noch kurz auf der Bühne.....doch da riss die Erinnerung ab. Es wurde wieder alles vor gespult und man sah nur noch ein verschwommenes Bild. Eine Person die größtenteils weiß angezogen war redete noch kurz. "Mehrere Knochenbrüche und innere Blutungen......wir geben ihr drei Tage.". Ab genau diesem Punkt. Hörte die Gedankenübertragung auf. Ich hatte es geschafft den größten Teil meiner Vergangenheit zu überspringen. Blieb jetzt nur noch zu hoffen, das ihm das auch geholfen hatte.
Plötzlich ging alles so schnell. Wir waren in einer Halle und ich stand vorne auf der Bühne. Ich kannte alle Lieder, doch war das, was ich da vorn sah, etwas neues für mich. Ich weiß, dass ich auf der Bühne wie ausgewechselt bin aber ich hätte niemals gedacht, dass ich so abgehe. aber da war noch was. Ich meine Reflektion in den Scheiben und ich sah übel zugerichtet aus. Ich verspürte Schmerzen in den Armen und Beinen und meinem Rumpf, immer, wenn ich mich bewegte. Also, ließ ich es bleiben. Nach dem Konzert bemerkte ich das Mädchen von den Bildern. Meine Freundin? Ich hatte eine Freundin? Jetzt wüsste ich nur zu gerne ihren Namen... Jeder schien gut gelaunt zu sein. Wir fünf vorne waren verschwitzt und happy. Hayato führte sogar noch ein kleines Freudentänzchen auf. Dann ging es auch schon weiter. Ein zucken durchfuhr mich als ich eine Gestalt vor mir erkannte. Ein erschreckendes Erlebnis, ich kenne das. Sie lag im Krankenhaus, aber es war anders als bei mir... Während ich mich daran erinnere, aufgewacht zu sein, schien Kitsune nicht wirklich wach zu sein. Ich bin mir sogar relativ sicher, dass die ihr noch 3 Tage Lebenszeit gaben. Es war schrecklich so etwas zu hören. Neben den Schmerzen, die ich durch den Schock erst jetzt verspürte, riss mich dieser Satz förmlich auseinander.
Plötzlich war ich wieder zurück. Ich merkte, wie ich abwesend war und mir war schwindelig. ich atmete ein paar mal durch und schaute ihr ein paar Sekunden ins Gesicht. "Es... tut mir so leid..." hauchte ich, immer noch ein bisschen mitgenommen. "Was ist mit dir geschehen?" fragte ich vorsichtig. Es war okay, wenn sie es nicht sagen wollte. Ich würde ihr auch gern zeigen, was ich erlebt hatte, doch wie soll man Kontrolle über Dinge haben, die einem fremd sind? Ich stützte mich mit den Händen auf das Bett, der Schwindel ließ langsam nach.
Der Erinnerungsaustausch war beendet und ich bemerkte erst jetzt, wie Shiki schwer atmete, sich auf sein Bett stützte und dann den Blickkontakt einige Sekunde später aufbaute. Er schaute mich etwas seltsam an. sagte das es ihm leid tat. "Was tut dir leid? Ich wüsste nicht was dir leid tun sollte.". Ich schaute nicht gerade sehr verändert. Meine Gefühlsblockade tat ihren Job außerordentlich gut. Solange dies der Fall war, würde sich an meiner Mimik so schnell auch nichts ändern. nun fragte er was mit mir passiert ist. "Mit mir? Nichts...", sagte ich daraufhin mit einem gefälschten Lächeln. "Ich würde sagen, das manche Leute heutzutage einfach kein Auto fahren können. Aber das war keine große Sache.". Natürlich war es eine große Sache. Er hatte die Szene gesehen, wo man mir persönlich indirekt sagte das ich in drei Tagen von diesem Planeten verschwinden würde. So abgestumpft ich auch war, es war etwas, das mich sehr wohl sehr tief traf. Denn damals, hatte ich noch den kleinen Funken Hoffnung der mir sagte. "Wenn du aus dieser Schule raus bist wird alles anders.", aber es war ja schon seit der Grundschule so gewesen. Warum sollte es also anders sein, wenn die Mittelstufe auch voller Hass und Spott gewesen war? Ich konnte selbst nicht sagen, was mich das glauben ließ. Jedoch musste es eine Sache geben an die ich mich klammern konnte. Mir fiel nur nicht ein, was es war. "Die Krankenhausszene war nicht sehr bedeutsam. Ich war bereits nach vier Tagen wieder draußen. Also mach dir keinen Kopf.", sagte ich dann mit eine gespielten Freundlichkeit in meinem Gesicht und in der Stimme. In diesem Punkt hatte ich zwar nicht gelogen. Ich hatte das Krankenhaus nach vier Tagen wirklich verlassen. Zwar in einer Holzkiste, aber das musste er ja nicht wissen. Aber ich war mir sicher. Das, wenn er Nachforschungen anstellen würde, er sicher die Wahrheit erfahren würde. Von mir aber würde er sie nicht erfahren.
Sie wurde also praktisch überfahren. Ich seufzte. Ich schien meinen Glauben an die Menschheit außerhalb dieses Ortes zu verlieren. Doch selbst viele der Leute die hier sind, sind auch so... Ich drehte mich kurz weg von ihr und lehnte mich an die Wand hinter meinem Bett. Ich musste das eben Geschehene verarbeiten. "Findest du ich hab mich sehr verändert?" rutschte es mir dann heraus, als ich so nachdenklich an die Decke sah. Nein, wie unpassend. Aber sie hat mich sicher mal in der Klasse beobachtet. Nein! Ich blickte leicht lächelnd zu ihr. "Hast du noch Zeit?" Ich wusste selbst nicht, warum ich das fragte. Ich war mich noch immer nicht sicher ob ich überhaupt wissen will, was sich damals abgespielt hat. Geschweige denn, ob ich einem wildfremden Mädchen alles zeigen will. "Ich weiß nicht ob ich einen Blick in meine Vergangenheit werfen soll." sagte ich dann zu ihr. "Ich meine, irgendwie schon, aber..." Es ist nicht so simpel. Ich blickte sie nachdenklich an. Ihr Gesicht war schön anzusehen, wenn man nachdachte. Natürlich auch so. Irgendwie erhoffte ich mir ihren Rat.
Ich saß noch eine Weile neben ihm während er nachdachte. Dann, schaute er mich an und fragte mich ob er sich verändert hatte. Daraufhin schaute ich ihn an. "Ich war die unbeliebteste Person der Schule. Warum sollte ich auf andere Leute geachtet haben? Ich kann dir nicht sagen ob du dich verändert hast.". Ich konnte es wirklich nicht. Die Gedanken wann die blauen Flecke wieder verschwinden würden waren viel interessanter für mich. Jedoch baue ich das Gespräch weiter auf. "Du hast es gespürt als du beim Konzert warst, oder? Du hast es gesehen? Das Spiegelbild? Ich bin ein Wrack. Auch jetzt wo ich gestor....äh....hier bin.". Ich hielt kurz inne. Ich sollte mich nicht so verplappern. Das würde am Ende nur wieder böse Enden. Und darauf hatte ich keine Lust. Jedoch fragte er mich ob ich noch Zeit hätte. Ich nahm es mit Fassung und nickte.
Er war sich nicht sicher ob er einen Blick in seine Vergangenheit werfen solle. Ich beschloss einfach reinen Tisch zu machen. Dieses Geheimhalten brachte sowieso nichts. "Diese Frage Shiki. Kann ich dir nicht beantworten. Diese Antwort musst du dir von jemandem geben lassen der noch nicht gestorben ist. Ich, als so eine Person sage dir. Das ich meine Erinnerungen gerne losgeworden wäre. Jedoch habe ich sie noch.". Nun schaute ich auch ihn etwas konzentrierter an. Es war keine direkte Antwort. Aber ich hoffte er würde meine Sichtweise verstehen. Obwohl ich mir eingestehen muss. Das meine Sichtweise wohl sehr anders sein muss, als die der anderen Leute.
Kitsune fing an zu reden. Sie wiederholte, was ich bei dem Konzert gemerkt hatte und bezeichnete sich als Wrack. Ich schüttelte den Kopf. "Nicht doch!" Ich legte sanft meine Hand an ihre Wange und lächelte. "Lass mich dir ein Freund sein." Das war ziemlich zusammenhangslos, doch wenn man genauer drüber nachdachte,machte es Sinn. Wir könnten uns gegenseitig aufpäppeln und Seelsorger spielen, wenn man wieder etwas passiert ist. Sie wäre die erste geeignete Person für sowas. Sie erzählte mir, dass sie mir meine Entscheidungen nicht abnehmen könne und ich hörte auf, sie zu berühren, ehe sie es als unangenehm deutete. Sie ist also tot? Vielleicht ist sie ein Engel, wie Cruel. Einer der ganz anderen Sorte natürlich. Sie war eine gütige Person, das konnte ich jetzt schon sagen. Und das Aussehen eines Engels hatte sie ebenfalls. "Ich verstehe." meinte ich leicht lächelnd. Das tat ich wirklich. Es gibt mindestens eine Erinnerung, die sicher auch schädlich für mich wäre, doch ich will es wissen. Ich will wissen, wie es damals zu dem Brand kam. War ich wirklich ein Mörder? War das ich, was ich in Kitsune's Erinnerungen sah nur eine Fassade? Es geht nicht anders... "Wenn ich meinen frieden finden will, muss ich wissen was damals passiert ist." Ich blickte zu ihr und lächelte. Ja, früher oder später werde ich es erfahren müssen.
Ich war gerade fertig mit meiner Erklärung. Da legte er seine Hand an meine Wange. Es war ein ungewohntes Gefühl. Trotz der vielen Wangenberührungen die ich bei anderen in der Zeit hier gemacht hatte. Wenn jemand das bei mir machte, dann war das etwas total anderes. Genau deswegen stellten sich mir auch die Nackenhaare auf. Doch ich ließ es über mich ergehen. Hatte er doch gerade ein Stück von sich gesehen. Doch er sagte mir auch, dass er mir ein Freund sein wolle. Er? Mir ein Freund sein? Wie kam er denn jetzt dazu? Es war irgendwie aus dem Zusammenhang gerissen. Aber ich dachte nach. Evangeline war eine wahre Frohnatur, Leonard ein ziemlicher Pessimist und Sturkopf und Belial konnte durchaus zu einer guten Freundin werden wenn ich sie richtig eingeschätzt hatte. Da war er mit seiner Art eine echte Bereicherung für mich. Ich hatte ja mit dieser Anzahl von Leuten schon meinen Freunde Rekord um das Dreifache übertrumpft. Obwohl bei jedem von ihnen meine Angst bestand von ihnen Hintergangen zu werden und somit alles wurde wie damals. Ich brauchte keine neue Auflage von meinem alten Leben. Darauf konnte ich wirklich verzichten. "Okay. Wenn du mir ein Freund sein willst. Deine Entscheidung.", sagte ich etwas ernüchtert. Genau in diesem Moment nahm er seine Hand von mir. Ich persönlich atmete erstmal ein wenig befreiter. War dieses Gefühl nun endlich verschwunden. Er sagte mir, das er seine Erinnerungen wiederfinden möchte. Egal was er erfahren würde. Er müsse es wissen. Ich hingegen entgegnete ihm nur ein Lächeln. Eines meiner, wohlgemerkt, wenigen ernst gemeinten. "Gut......ich werde dir dabei helfen wenn ich kann.". Nun schaute ich ihn direkt an. "Diese Erinnerungen können dich auch zerstören. Also sei dir im klaren was du damit bezwecken willst. Ich wollte es nur noch mal gesagt haben."
[out: sry für die Verspätung! Ich versuch demnächst pünktlicher zu sein ><]
Schwierig war diese Entscheidung allemale. Ich will ihr nicht wehtun, ohne zu wissen, dass wir wirklich Freunde werden können. Vielleicht sollte ich sie erstmal besser kennen lernen... andereseits hat sie mir auch alles gezeigt, ohne dass sie mich überhaupt irgendwie kannte. Ich seufzte. "Du hast recht, ich sollte es wohl langsamer angehen lassen." meinte ich dann und lächelte sie lieb an. Wenn sie Lust hätte, könnte sie gehen. Wenn sie mir noch Gesellschaft leisten will, würde ich mich aber sehr freuen. "Es ist noch etwas Zeit, bis der Unterricht beginnt." meinte ich nach einem kurzem Blick auf meine Armbanduhr. "Hast du Lust irgendwo hinzugehen?" ich wusste nicht wohin, aber dieses Zimmer wurde mir gerade etwas erdrückend.
Ich schaute mich eine Weile in dem Zimmer um, während er so in Gedanken verloren auf seinem Bett saß. Meine Frage von vorhin musste ihn wirklich beschäftigt haben. Oder er war einfach nur von meiner Antwort überwältigt, das ich nichts dagegen hätte, wenn wir Freunde wären. Ich konnte nicht in seine Gedanken schauen. Nur in seine Gefühle. Aber die brachten meist nicht sehr viel Aufschluss über das was in Personen vorging. Ich kann jemanden lieben und ihn trotzdem verletzen wollen. Allein von dem Gefühl her konnte man das wie gesagt nicht genau definieren. Im Moment verhielt er sich ziemlich neutral. Und auch ich war eher still, so wie immer, so.......wie damals. Plötzlich durchtrennte sein Kommentar die Stille im Raum. Er wolle es langsam angehen sagte er. Ich konnte es ihm nicht verübeln. Mit Erinnerungen sollte man nicht leichtfertig umgehen. Das wusste ich besser als jeder andere. Ganz besonders nach dem Zwischenfall gestern Abend. "Wenn du es dir so als Plan gut überlegt hast. Wird es wohl das Beste sein.", sagte ich mit einer wieder relativ kühlen Stimme. Meine Sperre für die Emotionen war schon lange wieder deaktiviert. Aber ich blieb so. So war ich, so bin ich immer gewesen. So war ich auch.......damals. Jedoch war die Konversation noch nicht zu Ende gewesen. Er fragte mich ob ich noch Lust hätte irgendwo hin zu gehen. Naja, er hatte erwähnt das wir noch Zeit haben. jedoch war es nicht gerade viel. Aber wenn er einen Plan hatte, dann hatte ich so direkt nichts dagegen. "Natürlich...", entgegnete ich dann etwas ernüchternd. Jedoch kam ich um den darauffolgenden Satz nicht herum. "Wenn es dir nichts ausmacht dich mit mir blicken zu lassen.". Nach diesem Satz schaute ich an die Wand des Zimmers. Es war nun mal so. Ich hatte einen an der Waffel und sehr gut mit Leuten umgehen kann ich auch nicht. Man musste dann doch sehr viel soziales Engagement haben. Denn, abgesehen von den drei Leuten die Ich kannte herrschte in mir immer noch die Vorstellung das dies immer noch so werden könnte wie mein altes Leben. Oder um es kurz zu sagen, ich hatte Angst das es so werden würde.
Sie stimmte mir wohl zu, irgendwie. Wahnsinn, wie neutral sie doch ist und mich zu meinen Entscheidungen leitet, ohne groß etwas zu sagen. Es war wohl so etwas wie Schicksal! Ich war froh, dass ich jemand normalen kennengelernt habe. Naja, wirklich normal ist ja niemand hier, aber sie ist die erste, die einen wirklich angenehmen Charakter hat. Und tatsächlich konnte ich doch noch raus. "Yay!" ich lachte. Vielleicht kann ich sie auch zum Lachen animieren. Doch dann sagte sie etwas was meine Mine wieder änderte. War das ein Witz? "Natürlich nicht, Kitsune!" meinte ich dann schon relativ ernst,setzte dann aber wieder ein Lächeln auf. Komisch, ihren Namen zu sagen. Er klingt so vertraut aber doch fremd. Ich schwang mich vom Bett und hopste auf den Boden, dann reichte ich ihr eine Hand. "Wohin gehen wir?" fragte ich freudig, wie ein kleines Kind, was einen Ausflug mit den Eltern macht.