Das Kuradori Viertel ist das älteste und wohl auch attraktivste der drei Stadtviertel. Der altjapanische Stil und die engen Gassen werden hier besonders hervorgehoben. Wenn man die Gassen immer Richtung Stadtrand und Meer folgt, so gelangt man zu einer kleinen Anhöhe, die wiederrum zu einem großen Haus, ebenfalls im altjapanischen Stil, führt. Wer wohl unter diesem Dach lebt? Fahrradfahrer sind hier nicht allzugerne gesehen, da es dank der doch recht schmalen Gassen schon des öfteren zu kleinen Unfällen kam.
Was für ein Frühling. Ok, wann gab es hier auf Isola denn Frühling? Hier waren es 365 Tage im Jahr Sommer, so als Sommerinsel, aber man konnte sich denken, was Avon meinte - den kalendarischen Frühling, von März bis Juni. In dieser Zeit war einiges passiert, was auch für den Hausmeister vom Shima no Koji relevant ist und nicht nur für Andere, wo er ein stiller Zuschauer war. Erstmals der Lykanthropen, wo er dieses Mal keine sonderliche Verletzung abbekommen hat, ergo, keine Narbe auf dem linken Ohr, damit es zur Narbe am rechten Ohr einheitlich ist - hoffentlich kommen die Angriffe nicht alle Jahre wieder, dann kriegt er echt einen Anfall. Schüler sterben zu sehen war nun wirklich nicht das wahre und hatte dem so rauen Blauschopf mehr zugesetzt, als man vermuten würde. Dann gab es den Umzug in das neue Wohnheim, wirklich schönes Anwesen mit einem sehr tollen Garten, wo sich Avon austoben konnte. Dort bekam er auch gelegentlich Hilfe von Schülern, welche selbst Spaß am Gärtern hatten. So wie es bei @Vivian Edwards der Fall war, eine sehr liebe Schülerin, deren Gesellschaft ziemlich angenehm war - ein Grund, warum sie auch immer die tollen Hausmeister- und Gärteruntensilien bekam, wenn sie nachfragte. Ähnlich, wie bei seinem Guppy es war, der kleinen @Luana. Ok, klein war sie nicht mehr - für ihn bleibt sie aber wohl immer die Neunjährige, wie er sie kennengelernt hat. Ein paar Lieblingsschüler durfte man eben haben, da gehörten beide zu, wobei die Nixe für ihn schon eine kleine Schwester war. Ach, wo er dabei war - Luana war auf die Insel gekommen, Anfang März. Dies hatte ihn sehr gefreut und zugleich schockiert, wie erwachsen sie geworden war. Hatte er aber sofort gemerkt, dass sie dennoch noch sein kleines Mädchen war, was ihn erfreut hatte und es so war, als hätten sich beide nicht 8-9 Jahre nicht gesehen. Ähnlich erging es bei einer anderen Dame, welche März auf die Insel gekommen war - Karina. Diese zu sehen hatte ihn wirklich geflasht, immerhin war sie es gewesen, dank der er zu seinem Beginn auf der Erdoberfläche überlebt hat. Ihre Gesellschaft hat ihm gefehlt und tut ihn gut. . . auf mehrere Weisen. Er war auch nur ein Mann.
Nun, dadurch war er ziemlich auf Trap gewesen, aber angenehm, so neben dem Job. Aktuell war frei, wodurch er nicht in der Schule sein musste, um kotzenden Plagen nachzurennen und Kaugummi's unter Tischen wegzukratzen, nein, heute konnte er es relativ ruhig angehen lassen. Am Morgen war er erwacht und war direkt einmal Joggen gegangen, sein morgendliches Ausdauertraining. Dabei handelt es sich um einen der wenigen Momente, wo man ihn nicht schick in Hemd und Jackett antraf, das war dann doch zu viel des guten, nein, er trug eine Trainingsuniform. Eine schwarze, ordentliche Trainingshose, welche an den Seiten weiße und blaue Streifen aufwies. Normal trug er dazu noch eine passende Trainingsjacke, aber dazu war es nun echt zu warm und es regnete nicht, also genügte das dunkelgraue T-Shirt dazu vollkommen. Dazu weiße Laufschuhe, mit dunkelblauer Schnürung. Die Haare waren wie fast immer zusammengebunden, doch so, dass am Ansatz die Haare zusammen sind und die Strähnen gen Ende in die Metalspange miteingebunden sind, sodass sein hängendes Haar praktisch ein O bildet und die Haarspitzen oben aus der Spange herauskommen, dabei locker runterhängend. (Haare Veranschaulichung) Joggend begab er sich zum Wohnheim, wo er die erste Aufgabe des Tages hinter sich brachte - Vivian und Ophaniel hatten ihn am Abend zuvor gefragt, ob sie im Rosengarten arbeiten durften, was er dankend bejaht hatte. Diesen stellte er nun die Mittel bereit, indem er einen ganzen Karren voller Werkzeuge bereitstellte, sowie Hocker zum Draufsetzen und einem kleine Kasten Getränke, immerhin war Gartenarbeit in der Sonne sehr schweißtreibend. Und er wollte nun wirklich nicht, dass jemand umkippte, da war es das mindeste, dass er Trinken springen ließ, wenn sie ihm freundlicherweise Arbeit abnahmen. Würde er sich auch noch anständig bei beiden bedanken.
Jetzt ging das Training erstmal weiter, gen Stadt joggte er, da er noch eine kleine Erledigung machen musste - oder genauer gesagt, eine Abholung. und zwar im Musikgeschäft, dort hatte er seine Ocarina zur Reparatur abgeben, da ein Stück vom Mundstück weggebrochen war. Killte erstmals den Laut und zweitens seine Lippen, wenn er spielen wollte. Dies war nun wirklich nicht nötig. Instrument erfolgreich abgeholt, verließ er mit einem extra Ocarinakoffer das Geschäft, diese sicher verstaut. Inzwischen meldete sich sein Magen, weshalb er beschloss, sich vorher noch eine Kleinigkeit zum Essen zu holen, womöglich in der Bäckerei. Doch bevor ihn seine Schritte dorthintrugen, blickte er noch kurz auf sein Smartphone, um zu überprüfen, wie spät es doch war.
Kurz war ich im Wohnheim vorbeigeschneit um eine Nachricht zu hinterlassen, dass ich auf dem Handy erreichbar war. Ich braucht endlich mal ein wenig Freizeit von den Plagen und da heute sowieso schulfrei war wegen des Balls, konnte ich mich auch einmal zum Frühstücken in die Stadt bequemen. Die meisten Bälger würden heute sowieso ein wenig länger schlafen, daher hatte ich mir dieses Privileg einfach herausgenommen und war nicht im Wohnheim geblieben. Tja so als Heimleiter konnte ich mir das erlauben. Die Erzieher waren ja auch noch vor Ort und meistens waren sie die Ansprechpartner. Wer ging freiwillig mit seinen Problemen zum Heimleiter? Richtig, keiner. Ich würde es wohl als Schüler oder Jugendlicher ebenso wenig machen. Es gab allerdings noch ein bisschen was für den Ball vorzubereiten, daher konnte ich mir auch kein stundenlanges Frühstück leisten. So gern ich auch im Wohnheim die erste Mahlzeit des Tages zu mir nahm und die Auswahl wirklich groß war, wollte ich mir heute einfach mal - zur Feier des Tages - etwas gönnen. Man gönnte sich ja sonst nie was.
Ich war allerdings noch ein wenig unschlüssig wohin ich gehen wollte. Ein wenig durch die Straßen zu schlendert, konnte auch nicht verkehrt sein. Möglicherweise gab es sogar etwas Neues zu entdecken. Alleine ging ich eher seltener in die Stadt, aber mit meinen Saufkumpanen sah die Sache schon ganz anders aus. Und da erblickte ich bereits einen altbekannten Schopf. »BLAUBEERE!«, rief ich aus und beschleunigte meinen Schritt ein wenig, damit ich zu ihm aufholen konnte. Der Hausmeister hatte anscheinend sein Musikinstrument im Schlepptau und erst da fiel mir auf, dass er es wohl abgeholt hatte. Da wir uns vor dem Musikgeschäft befanden. Immerhin gab es hier auf der Insel ein Geschäft wo man Musikinstrumente kaufen und auch zur Reparatur bringen konnte. »Ich wette, du hast gerade nichts weiter vor, also lass uns was essen gehen. Ich sag Costa auch mal Bescheid. Vielleicht hat er auch Zeit.«, grinste ich und fischte bereits nach meinem Handy. Nach ein wenig Getippte war die Nachricht auch schon raus und hoffentlich konnte der alte Lappen auch noch kommen. Es an diesem Tag ein wenig ruhig angehen zu lassen mit den Jungs klang nach einem ziemlich genialen Plan. Am Abend mussten wir ja auf die Kids aufpassen, dass war mit einer Menge Arbeit verbunden und auch Verantwortung. Hoffentlich übernahm sich nicht eines der Kinder mit dem Alkohol. Alkohol zu verbieten würde bei den Jugendlichen wirklich nichts bringen, daher war Wein, Sekt und so Zeug auch vorgesehen. Zu Schluckspechten würden sie dank unseres Einschreitens garantiert nicht mutieren. Das würde ich zu verhindern wissen, es reichte schließlich, wenn die Erwachsenen des Alkohols hörig waren.
Ja, da war sie die spontane Nachricht seines besten Kumpels. Eine Einladung zum Frühstück sollte es sein, wobei es sich nicht wie eine las. Es wirkte eher so als hätte sich der Brigadegeneral zu ihm ans Bett gesetzt und ihm das Megafon ans Ohr gehalten. Lediglich das Ende der Ansage hätte mit dem netten Wort „Bitte“ geendet. So, oder so ähnlich stellte sich der Brite das gerade vor. Nun, es war nicht so als ob es ihn stören würde. Er war eh in der Stadt und wollte sich genüsslich auf den Weg ins Wohnheim machen…okay, er wollte Zigaretten holen. Aber dann hatte der Blondschopf nun halt was anderes zu tun, er konnte es nicht ändern. Eine andere Sache störte ihn dann doch, als er vor dem Eingang in besagtes Viertel stand. „Ich hatte gehofft die Straßen dieses Viertels wären über Nacht breiter geworden.“, murrte er und begab sich mit seinem lässig weißen Hemd und der schwarzen Anzughose in die engen Gassen. „Wenn es hier brennt, dann wünsche ich der Feuerwehr viel Spaß.“, während seine Augen langsam die traditionellen Bauten nach seinen Kumpanen absuchen. Er hätte echt fragen sollen, wo genau sie sich befinden. Nein, stattdessen hatte der Arzt in blindem Automatismus eine Antwort getippt und sich keine weiteren Gedanken gemacht. Deswegen blieb er auch erst einmal mitten auf der Straße stehen. Autos kamen hier sowieso keine und gegen ihn laufen würde ebenfalls niemand. Dementsprechend grübelte der Brite gerade mit verschränkten Armen. Er hatte von Frühstück geredet, dementsprechend musste es ein Lokal oder Café sein. Beides sollte sich hier in der Umgebung locker finden lassen. Außerdem hatte er Avon erwähnt. Das wiederrum bedeutete, dass er mit einer riesigen blauen Haarmarkierung an seiner Seite unterwegs war. Eine die selbst hier so markant ist, dass selbst die Royal Air Force einen präzisen Luftschlag nur auf das Blau ausführen könnte. Aus fünf Kilometern Entfernung, wohl gemerkt. Für die vollen zehn reichte es dann doch nicht.
„Mh…“, grübelte er weiter und scannte die Umgebung, bevor ihm ganz hinten ein Weiß und Blau in die Augen sprang. Das musste es sein! Instant fing der Arzt an zu lächeln. „Na also! Geht doch!", beendete er seinen inneren Monolog und machte sich auf die Zielposition zu erreichen. Aber wer wäre er, wenn er sich dabei keine Zeit lassen würde. So lange er sie im Blick behielt, war doch alles in Ordnung. Außerdem liebte er Auftritte die ihn viel zu spät Ankündigten. Demzufolge versuchte sich der Brillenträger auch so unentdeckt wie möglich zu nähern. Ein bisschen Unterhaltung musste doch auch mal sein; und wenn es nur ein erschrockener Vincent war. Riley hielt sich also am Rand der Straße und arbeitete sich immer mal wieder langsam vor. Vermutlich wäre selbst ein LKW gerade unauffälliger gewesen. Einen Europäer aus einem Meer von Asiaten herauszufiltern hätte selbst ein betrunkener hinbekommen, so seine Einschätzung. Aber der Magier rechnete nicht damit, dass die beiden Jungs nach hinten schauen würden. Falls doch, würde er einfach mittig auf der Straße weitergehen. Dann machte es ja eh keinen Unterschied mehr. Trotzdem, die Distanz wischen ihm und seinen zwei Kumpanen wurde immer kleiner und kleiner. So lange, bis er letzten Endes fast hinter den beiden Stand und seine Pranken bereits ausholten, um deren Schultern zu Greifen. „Vince, du Sklaventreiber! Lass mich dir sagen, dass dein Timing echt saumäßig gut ist.“, grüßte er den Heimleiter mit einem schon längst präsenten Grinsen und schob sich quasi mit der Macht seines Armes auf gleiche Höhe mit den Beiden. Seine Augen blieben dabei hinter der Sonnenbrille verdeckt auf dem Werwolf kleben. Erst im letzten Moment wandte er seinen kompletten Kopf zum werten Herrn Hausmeister herum. „Und Avon ist auch noch am Leben, sehr gut.“, setzte er leicht Lachend nach und schaute abwechselnd zwischen den beiden hin – und her. „Anfangs dachte ich noch, dass ich euch ewig suchen müsste. Immerhin ist das Gebiet recht groß.“, holte er mit ausschweifender Stimmenlage aus. Sein zufriedener Ton sollte schon einiges ahnen lassen. „Aber zum Glück fungiert Avon als Boje, sowie als auffälligster Punkt der ganzen Straße.“. Kein Scherz! Es war halt wirklich so. Wenn sich die beiden mal umschauen würden, dann wäre da echt kein weiterer mit dieser Haarfarbe zugegen. Noch dazu mit dieser Länge. Aber es war ja auch kein Kommentar um den Hausmeister zu beleidigen, vielmehr triezte er den Frischling ein bisschen. Fast so wie Jacob. Na gut, nichts war mit Jacob vergleichbar. Er hatte halt seinen eigenen Humor. „Also? Wo geht’s hin? Ich hoffe, ihr habt einen Plan.“.
Diese tiefe, durchdringliche Stimme, welche trotz der Masse auf der Straße deutlich über diese zu vernehmen war, würde Avon überall herauserkennen und wissen, wer dessen Träger war. Davon abgesehen, dass es eigentlich nur diese eine Person gab, welche ihn als Blaubeere bezeichnete. Auf der Stelle verharrend, drehte er sich nicht um, sondern steckte lediglich in aller Ruhe sein Handy zurück in die Hosentasche und erhob erstmals seine Stimme, wo im Augenwinkel eine Gestalt neben ihm erschien. ,,Hallo Captain Wuff", kam es mit ruhiger Stimme und mit solch einem Blick wand er den Kopf dann aus zu dem Mann zu, welcher ihn leicht aufblicken ließ. Minimaler Größenunterschied, aber dennoch gut zu vernehmen, bildete der werte Herr hier, der Heimleiter, wohl den Giganten des Wohnheimes. Jener schien auch direkt einen gemeinsamen Morgen zu planen, wogegen der Blauschopf nichts hatte, gewiss nicht, immerhin zählte der Andere zu seinen liebsten Bekanntschaften. Mit welchem er auch mal herumblödelte. ,,Ach und was, wenn ich nun los müsste? Dann hättest Du Trottel Dich jetzt aber ordentlich vor Riley blamiert", meinte er erstmals, stellte aber dann direkt klar, mit einem kurzen Grinsen: ,,Aber nein. . . klingt gut. Zusammen Kräfte sammeln, bevor heute Abend der Ausnahmezustand eintrifft. Schon jemanden beim Vorglühen gesehen?", erkundigte er sich, immerhin mussten sie nun die Wartezeit auf den Arzt rumkriegen. War jetzt nicht so, als ob er nur fragte, ob ein Gesprächsstoff zu überbrücken, redete er auch so gerne mit seinem Kollegen. ,,Freu ich mich wie bolle, nachher die ganze Kotze aufwischen zu können. Ich verteil Kotztüten zum Umschnallen."
Aus der Hosentasche kramte er gerade seine Zigarettenschachtel und das Feuerzeug, konnte er sich nun eine genehmen, wo sie so ruhig standen. Sich einen Gimmstängel in den Mund steckend, wollte er dem Werwolf auch gerade eine anbieten, da wurden beide Herren jedoch in ihrer Größe dezimiert, von einem blonden Kampfgeschoss. Für den Hausmeister ging es zum Glück kaum hinunter, da der Neuankömmling und er wirklich fast gleichgroß waren, für Vincent sollte es jedoch ein leichter Genickbruchversuch sein. Überlebt der schon. ,,Noch bin ich nicht dank Deiner Visage am Augenkrebs krepiert", setzte er erstmals trocken ein, bevor er dem Arzt ein nickten zur Begrüßung schenkte. ,,Schlächter." Gerade wollte er auch dem Anderen eine Kippe anbieten, zog die Schachtel aber wieder gekonnt zurück, wo der Bojenspruch fiel. ,,Ach, Du KANNST durch die Sonnenbrille etwas sehen? Hab mich schon immer gefragt, wo Dein Blindenhund ist", neckte er zurück, hielt die Kippenschachtel aber doch dann wieder hin, damit auch Riley sich eine rausnehmen konnte, wurde diese dann weggesteckt und die Glimmstengel mit dem Feuerzeug angezündet. ,,Sei froh, ich bin Dein Lichtschein, am Ende des Tunnels." Ob man dies als Rettung sah, so verloren in der Masse oder als Todeserklärung, blieb dem Betrachter überlassen. Wollte er aber dann auf die Frage eingehen. ,,Nein. Aber ich rate vom oKara ab, entweder bilde ich es mir nur ein oder die haben schon wieder die Preise erhöht. Sollen mal weniger verlangen, dann gehen wieder mehr hin und die müssen sich immer teurer werden - aber ich bin ja kein Gastronom. Also-", wollte er gerade Bäckerei vorschlagen, zu welcher er blickte, aber eine lange Schlange vor dieser stand. Ok, Idee verworfen. Kurz die anderen zwei musternd, sah er sie an: ,,Wir können uns das leisten - Lust auf ein McCafé?" So gutaussehende Burschen durften sich auch mal gehen lassen. Damit trat er seinem Training, was er gerade erst vollzogen hatte, mächtig in den Arsch, aber hey. Vor den heutigen Aktivitäten hatten die drei ein ordentliches Frühstück wirklich nötig.
Vincent, Montag 22.06.2015 mit Avon und Riley Constantin
An Captain Wuff musste ich mich immer noch gewöhnen. Immerhin besaß Avon so viel Anstand es nicht durch die Gegend zu schreien. Sonst hätte ich mir gleich eine Plakette "Werwolf" auf die Stirn tackern können. Ich hatte zwar absolut kein Problem, wenn man über meine Rasse Bescheid wusste, aber nicht jedem stand die Rasse zu Gesicht und ich wollte ungerne meinen Standpunkt vertreten, schon gar nicht zu dieser Uhrzeit. Und anscheinend wollte mich der Hausmeister auch weiterhin ärgern. Stand heute wohl auf seiner Liste ganz weit oben. Er vergaß nur das Wesentliche: ein Vincent Tunstell blamierte sich nicht. Niemals. Unter gar keinen Umständen. So zumindest wurde es bislang gehandhabt. Bei Bedarf konnte man es auch unter den Teppich kehren und jeder war bestechlich. Solange man dabei nicht von dem Hausmeister erwischt wurde, war alles im grünen Bereich. »Pffff. Als würde ich mich blamieren. Soweit kommt's noch.«, winkte ich daher ab. Man musste seine Freunde auf Fehler hinweisen. Damit sie daraus lernen konnten. Ich war natürlich nur allzu gerne bereit diesen Part zu übernehmen. Trotz allem konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen. Ich wusste einfach, dass er Zeit hatte. Schließlich würde er sich sonst nicht hier rumtreiben. »Nein, zum Glück nicht. War aber auch nur einen Sprung im Wohnheim. Alles friedlich.«, antwortete ich der Blaubeere. Die Erzieher würden dem ganzen einen Riegel vorschieben, sollte man es wagen sich jetzt schon einen hinter die Binde zu kippen. »Soweit wollen wir es erst gar nicht kommen lassen. Ich hoffe wirklich, dass die Kids genug Grips besitzen, um ihre Grenzen nicht zu übersteigen. Können ihre Kotze sonst selbst aufwischen.«, gab ich trocken zurück. Ich würde höchstpersönlich Wache stehen und ihre Arbeit beaufsichtigen.
Gerade als mir Avon eine Zigarette anbieten wollte, gesellte sich das blonde Monster zu uns. Natürlich war mir sein Auftauchen nicht entgangen. Da konnte er von mir aus auch gegen die Windrichtung latschen, würde ich ihn noch riechen. Riley war wirklich herzallerliebst. Als Sklaventreiber hatte mich schon lange niemand bezeichnet, das zeugte von tiefster Zuneigung, die ich ebenfalls erwiderte. »Tja, wer kann der kann.«, grinste ich dem Blondschopf zu. Der sich nun auch an die Blaubeere wandte. Gespannt folgte ich ihrem Schlagabtausch mit meiner qualmenden Zigarette. War ja nicht das erste Mal, dass ich mir sowas anschauen und anhören musste. Wenn es nicht lustig wäre, hätte ich diese Spielerei bereits unterbunden. Immerhin war ich hier der Chef im Ring. »Ihr seid solche Idioten.«, konnte ich mir einfach nicht mehr verkneifen. Ich hatte es schon lange aufgegeben zu zählen, wie oft ich das schon ausgesprochen hatte. Aber es waren meine Idioten. Also war es in Ordnung. Die Wahl unseres Zielorts wurde aufgrund der steigenden Preise im oKara bereits eingeschränkt. Darauf hatte ich sowieso nicht so viel Lust. Das Café Morges gab es zwar auch noch, aber McD klang ziemlich gut. Dort konnte man entspannt Männergespräche über dem Frühstück hängend führen. »Die magische Miesmuschel hat gesprochen. McCafé wir kommen.« Somit hatte ich meine Stimme abgegeben. Jetzt musste nur noch Riley von seinem Stimmrecht Gebrauch machen. Wobei eigentlich war es auch schon egal, er war sowieso überstimmt.
Phenix Siria Sverre hätte so hier und da nichts gegen eine Gehirnamputation. Oder eine ordenliche Wäsche, die den ganzen Scheiß rausspühlen würde. Zu jenem 'Scheiß' gehörten nicht nur Geschehen ihrer Vergangenheit, auch der Vogel in ihrem Hirn. Also ja... Nix hatte einen Vogel. Ob sie nun verrückt war oder nicht, in ihr drinnen trällerte eine krächzende Stimme seit geschlagen zweieinhalb Stunden irgendwelche Weihnachtslieder. Im Moment wurde 'Last Christmas' von Wham! Gewalt angetan. Es war verdammt noch einmal Ende Juni, nicht September. Jap, ab September waren Kekse und Lieder erlaubt, doch ab Januar wieder Schluss damit. Und basta! Taboo schien allerdings jedes Gefühl für Zeit zu fehlen. Und jede musikalische Ader angesichts dem was er mit dem Song anstellte. 'Maybe next year I'll give it to someone I'll give it to someone special!' Und damit kehrte erstmal Ruhe in ihrem Kopf ein. Die anderen sollten wahrlich froh sein, ihn nicht hören zu müssen. Klar, sie liebte den verrückten Kautz wie einen Bruder und war nur allzu oft dankbar für ihn. Und doch gabs dann Situationen wie naja... diese hier.
Seufzend zog Nix an dem Knoten der Krawatte, die ihr fast die Luft abschnürte. Sie hasste dieses Ding, eins der Sachen ganz oben auf ihrer Top-Ten-Pfuschsachen stand. Neben dem Verbot mit Graffiti herum zu sprühen. Ihr war durchaus klar, dass sie sich nicht allzu sehr auflehnen dürfte. Sie war Lehrerin, kein junges Ding mit verrückten Hormonen. Sie konnte es akzeptieren, fast schon verstehen. Aber beschissen war es trotzdem. Ehe Taboo das nächste Lied in Abgriff nehmen konnte, zischte sie ihn in Gedanken an. 'Entweder du haltest jetzt deine Klappe, oder du kannst dir abschminken, im Lauf der Woche Karaoke zu singen und allen Ohrenkrebs zu bescheren.' Das hielt den Phönix davon ab, weiter zu singen. Ungefähre fünf Sekunden zumindest. 'So grässlich singe ich doch gar nicht!', murmelte er gekränkt. Hätte sie ihn nicht seit Jahren mit sich herumgeschleppt und kennengelernt, hätte sie ihm seine verletzte Stimme abgenommen und sich entschuldigt. Nur war das nicht der Fall und sie wusste genauso gut wie er, was er erst meinte und was nicht. Wobei das hier ohne Zweifel zu letzterem zählte. Nix fasste hinter ihren Kopf und strich sich dabei die karmesinroten Strähnen nach hinten. Ohne Spiegel befreiten sich bereits jetzt einige Locken, während sie ihr Haar zu einem hohen Knoten drehte und mit einem dunklen Haargummi befestigte. In spätesten zehn Minuten würde er sich zwar wieder gelockert haben, doch darum könnte sie sich dann kümmern. Nix schloss die Augen und hob das Gesicht der Sonne entgegen. Kaum ein Luftzug wehte, doch nun bekam ihr Nacken immerhin etwas Frischluft. Auch wenn diese gefühlte 35 Grad hatte. Die Rothaarige fuhr sich mit der kühleren Handrückseite über die Stirn. Im Grunde war Hitze jetzt nichts 'negatives'. Sie mochte Feuer, nur wenn sie in ihrer Uniform herumlaufen musste, schwitzte auch sie. Zumal ihr Blut auf die Sonne ansprang und sich mit erwärmte, bis sie sich selbst wie der gleisend helle Himmelsball fühlte. Nur erheblich kleiner. "Willst nicht du herumlaufen?", stöhnte sie, im Wissen, dass das eine eher dumme Idee wäre. Als Lehrerin sollte sie eher nicht nackt herumlaufen, auch wenn sie es vorzog lockere oder keine Kleidung zu tragen. Aber hey, da gabs ja sowas wie Vorschriften. Immerhin ging ihr Rock nur bis zu den Knien.
Nix verzog das Gesicht zu einer Grimasse und lief weiter durch die engen Gassen der Stadt. Sie mochte Kuradori. Zwar fühlte sie sich schnell eingeengt, doch die Bauart sprach sie an. Was auch der Grund war, dass sie nach einem Snack zu Mittag sich hierher aufgemacht hatte. 'Ich bleib stecken, Kleine', gab Taboo zu verstehen, was ihr ein grinsen aufs Gesicht zauberte. Die Vorstellung, wie er da festhockte, war zu amüsant. Und bot ihr die Vorlage einer Skizze. Nix setzte sich dicht an die Hausmauer, um keinem im Weg zu sein und zog die Beine an die Brust. Aus ihrer Tasche fischte sie ihren kleinen A5 Block und ihren Bleistift - letzteres war schon mehr ein Stummel als sonst etwas. Aber sie mochte ihn trotzdem. Die Rothaarige besah sich die Szenerie vor sich, blendete mögliche Fußgänger gänzlich aus und begann dann grob die Häuser zu skizzieren. Als diese die Gestalt der Umgebung vor ihr annahmen zeichnete sie zwei kreise auf das Blatt, einen kleinen für den Kopf, einen großen und eher ovalen für den Körper, ehe sie mit zarten Strichen die zukünftige Position der Flügeln festlegte. 'Du musst mich perfekt zeichen, ja?' 'Natürlich...' Noch einige Striche um die genauere Form festzulegen. 'Mit Heiligenschein!' Nix lachte leise auf. 'Dann doch eher mit Hörner, Kuhschwanz, Hufe und Dreizack.'
Es machte eigentlich absolut keinen Sinn, was Ivy hier nun fabrizierte. Sie hatte unglaublich Kopfschmerzen und immer noch wuchs ihr eine kleine Blume auf dem Kopf! Die sie allerdings schon irgendwie wieder vergessen hatte. Einerseits, weil sie heute noch gar nicht in den Spiegel geschaut hatte und andererseits, weil sie einfach total den Filmriss hatte und sich an gar nichts mehr erinnern konnte. Beim Frühstück hätte sie fast vom Geruch des Essens sich übergeben müssen und hatte es gerade mal so geschafft ein Glas Wasser runter zu bekommen. Doch anstatt irgendwo im Dunkeln zu sitzen und den Kater auszuschlafen, lief sie mitten in der Stadt rum? Das machte irgendwie keinen Sinn und je mehr Ivy darüber nachdachte, was sie da überhaupt tat, desto weiter trugen ihre Füße sie einfach. Das kurze Luftschnappen wurde also doch zu einem längeren Spaziergang. Die Sonne knallte auf ihren Kopf und machten die ganze Sache noch deutlich unangenehmer. Eigentlich war sie nicht so ein Pessimist und normaler Weise war sie auch immer recht fröhlich, doch heute war einfach kein guter Tag für sie. Durch die Sonne sah das Blümchen auf ihrem Kopf etwas mitgenommen und trocken aus. Wohl auch ein Zeichen dafür, dass sie selbst Wasser brauchte und tatsächlich, sie hatte mächtigen Durst! Sie lief die Gasse weiter entlang, bis sie plötzlich stehen blieb und sich verwirrt umsah. Hier war sie fast noch nie und kannte sich absolut gar nicht aus. Wie war sie hier noch mal hingekommen? Und warum? Ihre Hand ging zu ihrer Stirn und leicht massierte sie diese etwas, ehe sie sich weiter umsah. Es hockte irgendjemand an einer Mauer und zeichnete wohl etwas. Langsam schritt Ivy zu dieser Person und räusperte sich leicht. Ähem. Entschuldigung? Hob sie an und versuchte ein freundliches Lächeln aufzusetzen, welches aber eher sehr gequält aussah. Haben Sie eine Ahnung, wie ich wieder zum Wohnheim komme? Oder hätten sie vielleicht etwas Wasser für mich? Es war ihr schon ein wenig peinlich, dass sie nun fremde Leute um Wasser bat, doch in ihrer verkaterten Situation brauchte sie das jetzt einfach. Gestern hab ich wohl ein wenig zu tief ins Glas geschaut. Gab sie verlegen zu und kratzte sich am Hinterkopf. Als sie weiter über Wasser nachdachte, kamen ihr so langsam ein paar Erinnerungsfetzen wieder hoch. Sie hatten mit Wasser rum gespritzt und waren danach alle nass gewesen? Ihr verwirrter Blick verriet, dass sie gerade sehr in Gedanken vertieft war. Warum haben sie noch einmal mit Wasser gespritzt? Und dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen und sie starrte die Fremde Person mit weit aufgerissenen Augen an. Sofort gingen ihre Hände zum Kopf und tasteten diesen ab. Ich habe immer noch eine Blume auf dem Kopf! rief sie auf einmal erschrocken auf. Wie kriegt sie die wieder weg? War sie jetzt vielleicht vergiftet oder so etwas? Sofort griff sie zu ihrem Handy. Levi hatte doch auch Blumen auf dem Kopf gehabt! Kurz und schnell tippte sie eine Nachricht. Nachdem sich der erste Schock gelegt hatte, sah sie die fremde Frau wieder an. Ohje. Sie musste jetzt wohl denken, dass Ivy total einen an der Waffel hatte, so wie sie sich jetzt gerade präsentiert hatte! Peinlich peinlich! oh ähm tut mir leid... sagte sie nur leise etwas beschämt und sah dann zu Boden. Hoffentlich hatte diese Dame ein Schlückchen Wasser für sie und wusste den Weg. Sie wollte gerade nichts mehr, als einfach nur in einem dunklen Zimmer sich etwas ausruhen!
Phenix hatte schon sehr, sehr viel seltsames Gesehen. Die Insel hier war für sich schon ein Ort der als Wunderland erhalten konnte. Vielleicht würde man irgendwann einen Film hierüber drehen und Teenys ihn sich reinziehen – im Glauben alles wäre Animation und fake. Oder eine hübsche Serie, vielleicht einen Krimi oder eine Geschichte über ein Pärchen? Genug Ort und Kandidaten gab es allemal, sie selbst würde allerdings die Nebenrolle ‚Lehrerin‘ bekommen. Außer besagter Hauptcharakter wäre in ihrer Klasse oder sie mit ihm in Kontakt? Eigentlich eine höchst interessante Zukunftsmöglichkeit, sollte sie wohl in Betracht ziehen. Also vorausgesetzt man ließe sie je von hier weg. Als Mensch hätte sie das als Plan für ihre Karenz gesehen, nur wäre es mit ihren 72 Jahren dazu schon längst Zeit. Dumm nur dass sie noch immer die Gestalt einer Anfang Zwanzigjährigen hatte und Arbeitsschluss damit sehr weit in der Ferne lag. Das war das dumm man nicht sterben – man arbeitete immer. Vorausgesetzt sie war unsterblich, so ganz wusste Nix das nicht. Ihrer Mutter war es nicht möglich gewesen durch Alter zu sterben, ihr Vater war gealtert, wenn auch etwas langsamer. Was sie davon nun geerbt hatte, würde sie erst im Tod wissen oder eben nie.
Aber das war nicht der Punkt, denn ein junges Mädchen schien ganz eindeutig nicht von menschlichen Genen. Oder sie hatte sich in der Nacht völlig besoffen – und das nicht mit Alkohol. Das Gänseblümchen in dem fast weißen Haar erschien Nix fast traurig auf dem hübschen Kopf sitzen zu müssen. Dabei hätte es es durchaus schlechter treffen können. Das Mädchen sah sich verwirrt um, während Nix sich wieder auf ihre Zeichnung konzentrierte und die leichten Skizzen ausradierte, sodass nur noch der erste, genauere Entwurf zu sehen war. Die einzelne Feder natürlich noch nicht, doch wo was war, konnte man nun gut erkennen. Nix linste zu der Kleinen hinüber, sie kam ihr durchaus bekannt vor. Naja, war auch nicht verwunderlich denn, wenn sie schätzen müsste, hätte sie das Mädchen in die Schule gestopft und damit gehörte sie zu ihren Schülern. Die Rothaarige kramte in ihrem Kopf nach der Erinnerung. In einem der Nachmittagsfächer… Aber war es Flug oder Verwandlung? Jopp, und mit der Frage war auch geklärt, dass das Mädchen sich verwandelte und vielleicht in einen Fliegewesen. ‚Wow… darauf wäre ich ja nie gekommen‘, gab Taboo sarkastisch von sich. ‚Aber süß ist sie schon, nicht?‘ Nix kicherte leise und begann wieder mit Kreisen auf ihrer Zeichnung das Mädchen auf Taboos Rücken zu platzieren. ‚ich dachte du hättest den weiblichen vertreten abgeschworen?‘ ‚Aber gucken darf ich ja trotzdem?...‘ Nur der Phönix schaffte es normale Worte so unschuldig auszusprechen, dass einem augenblicklich klar was, wie pervers seine Hintergedanken waren.
Ihre kleine Unterhaltung wurde von der Kleinen unterbrochen, die Nix nun ansprach. Diese war zu ihr getreten und lächelt nun hinab. Interessiert musterte die Lehrerin die Weißhaarige und setzte rasch noch einige Schraffuren, um den Körperbau anzupassen. „Hallo?“, erwiderte Nix und verglich ihre Skizze erneut mit der fleischlichen Person, deren Lächeln immer mehr Richtung Erdkern unterwegs war. Die Schülerin bat um etwas Wasser und den Weg zum Wohnheim. Am liebsten hätte sie dem Mädchen ja gesagt ein, zwei Schritte zurückzugehen, damit sie diese besser zeichnen könnte. Aber die Kleine sah wirklich fertig aus und im Moment entdeckte Nix keinen, dem sie die Arbeit aufhetzen könnte. „Ahnung ja, Wasser schleppe ich allerdings nicht mit mir.“ Tat sie nie, sie mochte Wasser nicht und das endete damit, dass sie am Abend dann voll ausgetrocknet war und durstig heimstolperte. Wenn sie nicht immer verbrannte musste auch Nix ihre 2 Liter trinken, kämpfte allerding mit einem. Die Rothaarige stopfte ihren Block und Stiftstummel zurück in die Tasche und erhob sich. Sie klopfte sich rasch den Staub vom Rock und hängte sich die Tasche über die Schulter. „Möchtest du zuerst in ein Restaurant, um etwas zu trinken?“, fragte sie und lächelte sanft, auch wenn sie nicht ganz so fröhlich war. ‚Sag mal deinen Namen Mädchen, sie soll dich doch nicht Miss T****n-und-Ar*** nennen‘, zischte Taboo ihr zu. „Ich bin Phenix Sverre“, stellte sie sich vor und hielt der anderen die Hand hin. Tatsächlich passte klein nicht ganz, im Grunde waren beide ungefähr gleich groß. Dass die Schülerin dabei weiter panisch herumfuchtelte ignorierte sie. Vielleicht sollte diese ihren Rausch noch fertig ausschlafen oder hatte sie tatsächlich sooo weit ins Glas geguckt? „Um die Blume kannst du dich später kümmern, wenn du dich ganz ausgeschlafen hast.“
Im ersten Moment hatte Ivy schon Angst, dass die Frau sich nicht mit ihr unterhalten wollte, denn sie war so in ihre Zeichnung vertieft. Vielleicht hätte Ivy auch besser jemand anderen ansprechen sollen, der nicht so beschäftigt aussah, aber allzu viele Leute liefen dort eigentlich auch nicht rum. Es war ja auch so heiß gewesen, dass die meisten sicherlich nur am Strand abhangen oder in irgendwelchen schönen Parks. Nicht unbedingt in der Stadt rumlaufen. Doch bevor Ivy sich entschließen konnte, sich wieder umzudrehen und zu gehen, antwortete die Person doch recht freundlich. Sofort hellte sich Ivys Miene etwas auf, trotz Kopfschmerzen und ihres verkaterten Körpers. Es war doch immer nett gewesen, wenn die Leute sofort nett reagierten und hilfsbereit waren! Fröhlich, doch noch etwas matt nahm sie die Hand entgegen von ihrem Gegenüber. Phenix. Ein schöner Name. Hey! Freut mich dich kennen zu lernen! Ich bin Ivy! Sie grinste und schüttelte leicht den Kopf. Sie hatte zwar wirklich Durst, doch in ihrer Verfassung wollte sie nicht wirklich in ein Restaurant gehen und dann auch noch Geld ausgeben. Nein danke, dann trinke ich lieber etwas im Wohnheim. Als Schüler muss man ein wenig auf sein Geld achten. Sie kicherte etwas auf und fühlte sich direkt etwas besser. Vielleicht hatte sie jetzt endlich den Punkt erreicht, wo der Alkohol anfing sich besser abzubauen? Oder es munterte sie einfach dieses Gespräch ein wenig auf. Sie hatte mit allem gerechnet: Miese Abweisung oder unfreundliche Worte, doch dieser angenehme Empfang ließ sie sich eindeutig besser fühlen. Jetzt wo sie Phenix etwas genauer betrachtete, kam sie ihr doch ein wenig bekannt vor. War sie auch eine Schülerin? Oder sogar eine Lehrerin? Sie zögerte noch etwas, denn sie wollte nicht gleich unhöflich wirken und sie mit so dummen Fragen belästigen. Wahrscheinlich würde es eh nach hinten losgehen, wenn sie eine Lehrerin war, denn Ivy war die letzten Monate nicht wirklich eine Musterschülerin gewesen. Sie wollte auf gar keinen Fall einen schlechten Eindruck hinterlassen, denn sie hatte erst gestern wieder zu sich selbst gefunden und wollte sich jetzt nichts verbauen. Sie hatte noch so einiges gut zu machen bei Lydia, Jace und selbst wenn Mike ihr schon verziehen hatte, fühlte sie sich immer noch dazu verpflichtet sich für sie alle eine passende Entschuldigung auszudenken. Bei den ganzen Gedanken bekam sie doch wieder mehr Kopfschmerzen und ihr wurde klar, dass der Kater auf jeden Fall noch nicht überwunden war. Ja du hast wahrscheinlich Recht. sagte sie dann zu den letzten Worten von Phenix. Sie wollte wirklich gerne schlafen gehen. Hoffentlich würde sie am nächsten Tag, wenn der Unterricht wieder begann, fit sein! Immer hin hatte sie noch einige schlechte Noten wieder aufzubessern! Ein kurzes Piepen unterbrach ihre Gedanken und sie sah auf ihr Handy. Tatsächlich hatte Levi schon wieder geantwortet! Oh oh... sagte sie nur leise, während sie die Nachricht durchlas. Anscheinend kann das doch nicht warten und ich muss zu einem Arzt. leise seufzte sie. Kannst du mich vielleicht zurück zum Wohnheim bringen? Oder auch nur den Weg sagen? freundlich lächelte sie Phenix an. Sie wäre wirklich froh, wenn sie sie ins Wohnheim begleiten würde, denn dann war die Gefahr kleiner, dass sich Ivy verlaufen könnte. Mit ihrem Kopf war das merken von Wegen jetzt gerade nicht sehr optimal gewesen. Doch natürlich wollte sie auch niemandem etwas aufzwingen. Aber hoffen durfte man doch oder? Schnell tippte sie Levi eine Nachricht zurück und sah dann gespannt auf Phenix.
Nix‘ Leben war schon irgendwo witzig. Es hatte einen dunklen Humor, über den man beinah man sich zu Tode lachen könnte. Ein Beispiel gefällig? Konnte sie schwimmen? Ja, halbwegs zumindest – sie soff nicht sofort ab. War es ein heißer Tag, perfekt um zu schwimmen? Eindeutig ja, angesichts dessen wie die verdammte Sonne da Party feierte. Lag sie im Wasser und kühlte sich ab wie jeder andere Mensch? Nope. Vielmehr hockte die Rothaarige hier herum und unterhielt sich mit einem jungen Etwas, dass ebenso verloren wirkte, wie sie sich tief in ihrem inneren fühlte. Ein Kind, welches man aus seiner gewohnten Umgebung riss. Ja… es hatte so kommen müssen. Sie hatte die dunklen Wolken am Rand des Horizonts gesehen. Sie hatte den Wind auf Haut und Haar gespürt, der diese zu ihr trieb. Und doch hatte Nix alles getan, um diese zu verdrängen. Es war ihr gut gegangen, hatte sie immer gesagt. Aber in Wahrheit tat es weh, dass niemand sie wirklich verstand. Dass sie nirgends das Gefühl hatte von ‚Hier gehöre ich hin‘. Hier und in den Armen ihres Vaters waren die Momente gewesen, die sie am meisten Zuhause nennen würde. Die Insel war voller Wesen, denen es ähnlich ging. Und doch hielt sie die Mauer aufrecht – von außen normaler, weißer Marmor, innen dunkler Granit, der viel zu lange nicht die Sonne gesehen hatte.
Ein Schatten zog über Nix‘ Gesicht, so kurz, dass andere auch annehmen könnten, dieser wäre nie dagewesen. Dann klatschte die Rothaarige sich ein freundliches Lächeln aufs Gesicht und bemühte sich ihre düsteren Gedanken für sich zu behalten. Legendlich Taboo bekam diese mit und im Geiste spürte sie die sanfte Berührung seinerseits. Manchmal war es dumm im gleichen Körper zu stecken, sie konnte ihn nie umarmen. ‚Du könntest du ja selbst umarmen‘, schlug er vor, wohl im Versuch sie etwas aufzuheitern. „Klappe“, zischte sie mit einem kleinen Grinsen im Gesicht. Nur dumm, dass das Wort laut über ihre Lippen kam und augenblicklich etwas Röte in ihre Wangen kroch. Super gemacht Nix… Wirklich gut. Ivy hatte ihre Hand angenommen und Phenix stürzte sich auf das Gespräche um das kleine ‚Klappe‘ wenn möglich zu überspielen. „Wenn du dir sicher bist.“ Ganz traute Nix der Kleinen nicht und spielte mit dem Gedanken sie einfach in das nächste Restaurant oder den billigsten Laden zu schleifen und ihr eine Flasche Wasser zu besorgen. Das Gekicher und Kopfschütteln lassen die Lehrerin zudem überlegen, ob dies durch den Abbau vom Alkohol entsteht oder weil die Schülerin nach wie vor völlig dicht ist… Wie auch immer, allein würde sie das Blumenmädchen nicht herumlaufen lassen.
Besagte Person ließ ihre Hand los und griff zum Handy. Das leise ‚Oh oh‘, ließ nichts gutes ahnen und so wartete die Rothaarige gespannt auf weitere Ausführungen zum Problem ab. Als diese kam, schob sich Nix‘ Augenbrauen zusammen. „Allein wirst du mir nicht herumlaufen, wenn du deine Einladung zum Arzt hast und aussiehst, als würdest du jeden Moment umfallen“, meinte sie, wobei man trotz der Anspannung in ihrer Stimme die Autorität wahrnehmen konnte. Wenn man ihr genau zuhörte jedenfalls. Von Kuradori bis zum Weißenhaus war es ein kleines Stück zu Fuß und somit trieb sie Ivy in einem Tempo vorsichtig vor sich her, bei dem die Schülerin zwar etwas außer Atem kommen könnte – hätte sie wenig Kraft und Ausdauer -, es aber ohne Probleme schaffen sollte. „Na dann, lass uns zusehen dich möglichst schnell zum Doc zu bringen.“
-> Durch die Stadt zum Wohnheim (Paterre/Ostflügel/Krankenzimmer)
Kleidung (rock bis zum knie) # @Ivy # //ich hoffe der Ortswechsel passt?//