Der Schulweg verbindet das neue Wohnheim mit der Schule und ist deutlich kürzer als die alten Wegbeschreitungen zwischen dem Waisenhaus und der Schule. Innerhalb von 15 Minuten gelangt man von A nach B, zur glühenden Mittagshitze ist der Weg jedoch nicht unbedingt zu empfehlen, da sich nur am Anfang des Weges am Schulareal eine kleine Allee befindet - ansonsten wird hier nicht viel Schatten gespendet. Alternativ könnt ihr auch den Bus oder eure Fähigkeiten wählen!
Seine Frage verwirrte mich. Wieso dachte er, dass ich mich unerwünscht fühlte? Sein Ton und sein Gesicht schien mir etwas sagen zu wollen, aber ich konnte es nicht verstehen. Unsere Kommunikation war zwar schon seit langer Zeit so undeutlich, aber besonders heute wurde ich nicht aus ihm schlau. “Nein, ganz und gar nicht, Yuu, aber meine Zukunft kann doch nicht allein auf dieser kleinen Insel liegen.“ Die Pläne von meinem Kindheitsfreund waren immer noch sehr ungenau. Für mich war ein Leben ohne konkrete Pläne nichts. Schon lange erstellte ich für jeden Tag eine genaue Struktur und wusste immer genau, wann was zu tun war. Aber so ein Leben war für die meisten nichts und oft wurde ich deswegen belächelt. “Kann ja nicht jeder sein restliches Leben so durch Planen wie ich.“ Ich zuckte mit meinen Schultern und lächelte ihn an, was er aber gar nicht mehr sah, da er schon wieder losgegangen war. Ein leises Seufzen entwich meinen Lippen und ich folgte ihm weiter. Während ich neben Yuu herlief, versuchte ich nicht über zu viel nachzudenken und sah mir unseren Weg an, welchen wir gingen. Zwar kannte ich Isola wie meine eigene Westentasche und deswegen gewann ich währenddessen auch keine neuen Eindrücke. Erschrocken zuckte ich dann zusammen, als ich plötzlich Stoff auf meinen Schultern spürte und Yuus Stimme nah bei mir. Ich sah ihn aus meinen großen, braun-roten Augen an und wusste gar nicht, was ich sagen sollte. Natürlich wusste er, dass ich mit meiner hellen Haut schon immer empfindlich auf die knalle Sonne reagierte. Trotzdem überraschte mich seine Tat nun sehr. “Dankeschön...“ flüsterte ich schon fast und nickte dann nur noch, als er meinte, dass es auf dem Marktplatz bestimmt Blumen geben würde.
Die Langhaarige hatte sich nicht lange mit dem Frühstück aufgehalten, irgendwie war sie auch nicht wirklich hungrig gewesen. Ein Kaffee ging allerdings immer, oder heute ausnahmsweise mal ein Tee. Manchmal brauchte es ein wenig Abwechslung. Und so ein Früchtetee war zwischendurch auch nicht zu verachten. Da es bereits warm genug war, konnte sie die restlichen Minuten ganz gut vor dem Wohnheim auf den Blondschopf warten. Beim Gedanken an seine SMS schlich sich ein Lächeln auf ihre Lippen. Ganz automatisch fischte die Nixe nach ihrem Telefon und öffnete den Chatverlauf mit Kiri. Abermals flogen ihre meerblauen Augen über den Text. Das Lächeln wurde nur noch breiter.
Damit sie sich nicht die Beine in den Bauch stand, schlenderte sie ein wenig vor dem Wohnheim auf und ab. Solange sie auf den blonden Riesen wartete, konnte sie ja ein wenig die Umgebung fotografieren. Wobei sie nicht bereits schon genügend Bilder davon hatte. Schlechte Bilder konnten später aussortiert werden. Davon gab es leider auch genügend auf ihrem Handy zu finden. Aber sich die Zeit zu nehmen und wirklich alle davon durchzugehen, brauchte sicher einen halben Tag, wenn nicht sogar einen ganzen. Und jetzt war es einerseits auch noch zu früh und andererseits hatte sie auch nicht die nötige Zeit. Schließlich verriet ihr der Blick auf die Uhr, dass sie nur noch ein paar Minuten waren musste, insofern sich der Blondschopf nicht verspätete. Beim Frühstück hatte sie ihn zumindest nicht gesehen, aber das mochte ja noch nichts heißen. Es gab Leute, die brauchten kein Frühstück, konnte sie sich bei Kiri allerdings nicht vorstellen. Immerhin verbrauchte die Unterdrückung des Fluchs eine Menge an Energie. Daher konnte der Riese auch essen was er wollte ohne dick zu werden. Zum Glück war Luana auch mit solch guten Genen gesegnet, dass sie sich über ihre Figur keine Probleme machen musste. Bevor Ciarán die Meerjungfrau noch suchen musste, begab sie sich wieder zurück zum Ein- bzw. Ausgang des Wohnheims, immerhin wollte sie seine Ankunft nicht verpassen.
Es stellte sich heraus, dass es eine gute Idee gewesen war doch noch zu frühstücken, auch wenn ich nicht im Speisesaal gegessen hatte, sondern im Garten, wo um die Uhrzeit keine Menschenseele zu finden war. Zwar hatte ich nicht alles aufessen können, bis ich los musste, um Luana nicht warten zu lassen, aber das Croissant, das noch übrig war, hatte ich mir dann für die Mittagspause eingepackt. Klar gab es dann noch etwas zu Essen in der Schule aber wegwerfen musste man das gute Gebäck ja auch nicht. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich eigentlich noch ein paar wenige Minuten Zeit hatte, aber wie ich Lu kannte, wartete sie bestimmt schon. Außer ihr war was dazwischen gekommen, wovon ich nicht ausging, weil sie mit Sicherheit Bescheid gesagt hätte. Als ich mich nun auf den Weg zum Ausgang des Wohnheims machte, fuhr ich mir ein paar Mal mit der Hand durchs Haare, weil ich vergessen hatte sie mir zu bürsten, strich sie mir letzten Endes aber nur seufzend zurück, als ich durch die Tür hinaus trat. Wie ich es mir bereits dachte, wartete Luana auch schon. Außerdem war es ein wenig, als würde die Sonne aufgehen, als ich sie sah. Meine Laune hob sich sofort und ich fühlte mich nicht mehr ganz so angespannt. Ein leichtes Lächeln legte sich auf meine Lippen und meine Laune hob sich auch gleich noch ein bisschen mehr, als ich in ihrem Haar die Haarspange sah, die ich ihr geschenkt hatte. "Guten Morgen.", begrüßte ich sie noch einmal persönlich, als ich näher kam und hob die Hand, um ihr eine verirrte Haarsträhne zurecht zu schieben. "Du stehst der Haarspange außerordentlich gut. Ich bin froh, dass ich sie dir vorgestern noch gegeben habe." Gestern hatte ich es ja kaum aus meinem Zimmer geschafft. "Ich hatte gestern eigentlich gehofft dich nochmal sehen zu können, aber..." Mit einem leisen seufzen bedeutete ich ihr mit einer sanften Berührung am Rücken sich mit mir auf den Weg zu machen und ging langsam die ersten Schritte. Wir konnten und ja noch etwas Zeit lassen, immerhin dauerte es noch etwa eine Dreiviertelstunde, bis der Unterricht begann. "Nachdem ich es sehr lange vor mich hergeschoben habe, habe ich die Schülerzeitung fertig gemacht." Ich ließ die Hand auf ihrem Rücken vorsichtig zu ihrer Hand gleiten und streifte sie mit den Fingerspitzen, ehe ich zaghaft danach griff. Ich hatte sie zwar schon öfter genommen, aber... ich war mir noch immer unsicher, ob sie damit auch jedes Mal einverstanden war.
Mit einem breiten Lächeln empfing Luana den ankommenden Blondschopf. Keine Minute zu spät, eher noch zu früh. So wie sie es auch erwartete hatte. Die Nixe konnte sich auch nicht erinnern, dass Ciarán zu einer Verabredung jemals zu spät gekommen war. Mit einem "Guten Morgen" grüßte er auch sie, ehe er ihr eine lose Haarsträhne zurecht rückte. Ganz der Gentleman. Wie immer konnte sie die Hitze in ihren Wagen bereits spüren. Daran musste sich Kiri ebenfalls schon gewöhnt haben und machte es vermutlich mit Absicht. Ganz genau. So musste es sein. Er brachte sie einfach zu gerne in Verlegenheit, um von sich selbst abzulenken. Das war eben die beste Methode. »Morgen.«, grüßte auch sie mit ihrem nicht verschwinden wollenden Lächeln. Das Kompliment mit der Haarspange trieb ihr nun wirklich eine ungesunde Farbe ins Gesicht. Mistkerl. Immer wenn sie es am wenigsten erwartete. Seine SMS war zwar der Grund gewesen, wieso sie auch heute die Haarspange trug, aber dass er gleich damit um die Ecke kam, war ihr doch nicht klar gewesen. »Danke. Ich bin auch froh, dass du sie mir gegen hast. Und dass ich der Haarspange so gut stehe.«, gab sie nun etwas selbstsicherer von sich und pikste den Blondschopf in die Seite. Ein herrlicher Morgen um ein wenig Rache zu üben. Es freute sie zu hören, dass er sie gestern auch noch gerne gesehen hätte. Ihre Gedanken waren gestern auch ein ums andere Mal bei den blonden Riesen gelandet. Allerdings hatte sie sich dann doch mit Lydia verquatscht, bis es bereits dunkel geworden war. Und so spät wollte sie dem jungen Mann keinen Besuch mehr abstatten, auch wenn er sicher nicht nein dazu gesagt hätte. Die Berührung seiner Hand auf ihrem Rücken, ließ einen Schauer durch ihren Körper wandern. Das passierte nur bei Ciarán. Seiner Aufforderung nachkommend setzte sie sich in Bewegung. Sonst würden sie wohl nicht an der Schule angekommen, wenn sie weiter hier Wurzeln schlugen. Bei dem Wort Schülerzeitung stutzte die Langhaarige und schaute in Kiris Richtung. Die Verwirrung war ihr im Gesicht abzulesen. Anscheinend war der Herr doch geheimnisvoller als bisher angenommen. Erst als sie seine Hand an ihrer spürte, richtete sie ihren Blick darauf und unterbrach ihr verwirrtes Gestarre. Als Einverständnis drückt die Langhaarige kurz seine Hand, ehe sie ihren Blick wieder hob. »Du ... was?«, brachte sie keinen zusammenhängenden Satz hervor. Das waren einfach Neuigkeiten die an ihr vorbeigezogen waren. »Pfffff...du hättest auch vorher ein Wort sagen können, dass du bei der Schülerzeitung bist.«, empörte sie sich und zog ihre Lippen kraus. Vielleicht war es ihm auch peinlich gewesen. »Du hast nicht zufällig die Schülerzeitung dabei? Ich hab nämlich gar nicht darauf geachtet und sie deshalb auch noch nicht gelesen.«, gestand sie ihm und starrte dabei für eine kurze Zeit auf ihre Füße. Anscheinend war sie ganz schön blind durchs Wohnheim gestiefelt.
Froh, dass Luana sich über die Spange freute und ihr das Kompliment gefiel, lächelte ich sie ein wenig an, zuckte vor Überraschung kurz zusammen, als sie mich in die Seite piekste und zwickte ihr dafür vergeltend sacht in den Rücken, ehe ich sie einen kleinen Augenblick von der Seite an mich drückte. Ein Friedensangebot. Dass ich die Schülerzeitung erwähnte schien meiner reizenden Begleitung zu verwirren, was mir irgendwie Spaß machte. Als ich dann ihre Hand nahm, drückte sie meine kurz und schien mir damit zu signalisieren, dass sie damit einverstanden war. Das würde mich wohl jedes Mal aufs Neue erleichtern. "Mhm.", machte ich zustimmend, als sie stockend nachfragte. Als sie sich anschließend empörte, ich hätte ja etwas sagen können, musste ich doch ein wenig leise lachen. Das vertrieb das letzte bisschen schlechte Laune, die sich heute Morgen so angestaut hatte. "Es hat sich nicht ergeben. Außerdem bin ich der einzige, der daran arbeitet und ich dachte, das sei keine große Sache.", erklärte ich ihr amüsiert, "Ich hatte vor gehabt dich nach Bildern zu fragen, aber dann fehlte mir die Zeit, weil ich zu viel vor mich hergeschoben habe." Mir entschlüpfte ein leises Seufzen. Auf ihre Frage, ob ich aber eine dabei hatte, nickte ich zustimmend und hantierte einen Moment mit meiner freien Hand herum, weil ich ihre so schnell nicht loslassen wollte. Meine Schultasche trug ich nur auf einer Schulter, deshalb konnte ich sie nach vorn ziehen und kurzer Hand das Exemplar der Zeitung hervor holen. "Ich wusste nicht genau, wo ich sie hinlegen soll, deshalb liegt sie im Eingangsbereich herum. Aber auch erst seit gestern Abend. Du konntest also nicht so sehr darauf achten." Nun ließ ich ihre Hand doch los, damit ich die Tasche wieder richtig schultern und ihr die Zeitung geben konnte. Wahrscheinlich brauchte sie eh ihre zweite Hand, um sie auch zu lesen, aber das war in Ordnung. Während ich sie mehr oder weniger mit der Zeitung ablenkte, warf ich einen kurzen Blick nach vorn, weil ich meinte eine Bewegung auszumachen. Und tatsächlich. An unserem Ziel - der Schule - machte ich einen winzigen roten Schopf aus, der mit kleinen Ärmchen herumwedelte, als wäre er auf einer Insel gestrandet und würde nun ein vorbeifliegendes Flugzeug auf sich aufmerksam machen. Das konnte nur @Lyall sein, aber sicher war ich mir nicht. Ich sah noch einen braunen Schopf in seiner Nähe, hätte aber die Sinne eines Tieres gebraucht, um herauszufinden, um wen es sich da handelte. Trotzdem hob ich eine Hand und winkte herüber. "Ich glaube, wir werden da hinten bereits erwartet.", bemerkte ich, "Aber bis wir da sind dauert es ja noch ein paar Minuten."
Jetzt war es amtlich. Der Blondschopf lachte sie aus. Er lachte nicht mit ihr, sondern über sie. Trotzdem konnte sie ihm schlecht einen Strick draus drehen, immerhin war es irgendwie typisch, dass sie von nichts einen Plan hatte. Allerdings würde sie dieses Vergehen im Hinterkopf behalten, vielleicht war es irgendwann noch einmal nützlich. »Es sei dir vergeben.«, gab sie scherzhaft von sich, ehe sie seinen Ausführungen zur Schülerzeitung Gehör schenkte. Er war also jemand, der gerne Dinge aufschob. Oder zumindest die Schülerzeitung. Allerdings stellte sie es sich schon recht stressig vor eine gesamte Zeitung alleine zu gestalten. »Solltest du bei der nächsten Ausgabe Hilfe mit Bilder brauchen, du hast ja meine Nummer.«, grinste die Langhaarige und drückte abermals seine Hand. Es war sicher keine große Sache ihm da ein wenig unter die Arme zu greifen, dazu musste er nur den Mund aufbekommen und nach Hilfe fragen. Das war für viele leichter gesagt als getan. »Aber sag mal, wie kamst du eigentlich auf die Idee mit der Zeitung? Interessiert dich das Schreiben, Journalismus und das Zeug?«, fragte sie sichtlich interessiert. Es gab eben noch immer unzählige Dinge, die sie nicht von dem Blondschopf wusste. Als er in seiner Schultasche kramte, darauf bedacht ihre Hand nicht loszulassen, legte sich ein Lächeln auf ihre Lippen. War irgendwie süß, wie er versuchte einhändig das Exemplar zutage zu fördern. Gestaltete sich kompliziert als man vermuten mochte. Das erinnerte sie auch ein wenig daran, wie sie oft genug in ihrer Tasche nach dem passenden Utensil kramte und es trotz Einsatz beider Hände erst nach einer gefühlten Ewigkeit fand. Das war meistens immer dann der Fall, wenn man seine Geldbörse suchte, um seinen Einkauf zu bezahlen und die Schlange hinter einem immer länger wurde. Ciarán stellte sich wesentlich geschickter an. Nachdem der Blondschopf Luanas Hand losgelassen hatte, reichte er ihr die Zeitung. Die Zeitung mit nur einer Hand zu lesen, war dann doch ein Ding der Unmöglichkeit. »Danke.«, und damit wurde die Zeitung bereits aufgeschlagen. Gespannt überflog sie die Artikel. Aqua Park. Interview mit Lyall. Horoskop. Wetter und Rätsel. Er hatte sich wirklich viel angetan. »Woher hast du denn die ganzen Infos? Ich meine...Aqua Park?! Klingt ziemlich cool. Du hast nicht vielleicht Lust drauf?«, sprudelte es aus der Langhaarigen heraus, ehe sie sich selbst dafür schallte. Immerhin lud die Neueröffnung förmlich dazu ein, dass sich eine ganze Menschensammlung darin befand. »Ach, vergiss das wieder.«, winkte sie ab. Das Interview mit Lyall war doch viel interessanter, da bekam sie auch nur am Rande mit, dass besagter Rotschopf sie anscheinend schon erspäht hatte. Einen großen Teil des Interviews wusste die Meerjungfrau bereits aus erster Hand, aber dass der Heimleiter Cyrils DAD war, war ihr mehr als nur neu. Was zum Geier?! Perplex richtete sie ihre blauen Irden auf Kiri. Woher? »Du wusstest davon, dass der Heimleiter Cyrils Dad ist?«, wandte sie sich an Ciarán. Der Schock stand ihr immer noch ins Gesicht geschrieben. Das war mal wirklich eine Neuigkeit, mit der sie nicht gerechnet hatte. Krasser Scheiß. Da wusste sie wohl doch noch nicht alles, was es über die Wölfe zu wissen gab. Beste Freundin hin oder her. Wenn sie allerdings genauer darüber nachdachte, dann tat es doch ein wenig weh, dass sie es nicht persönlich von Lyall erfahren hatte. Ungläubig starrte sie auf das Blatt Papier.
"Vielen Dank.", antwortete ich, als sie äußerte, es sei mir vergeben, dass ich ihr nichts von der Schülerzeitung erzählt hatte. "Das ist außerordentlich gütig von Euch, Madam." Hätte ich das Gefühl gehabt, dass es sie tatsächlich gestört hatte, wäre ich wohl nicht so ruhig mit dem Thema umgegangen sondern hätte eher darüber nachgedacht, wie ich das wieder gut machen konnte. Es war nicht so, dass ich es hatte geheim halten wollen. Es war... einfach nie zur Sprache gekommen. Und immerhin bot sie mir ihre Hilfe mit den Fotos an und erwähnte, dass ich ja ihre Nummer hatte, was mich ein wenig zum Lächeln brachte. "Auf das Angebot werde ich gern zurück kommen. Ich habe überlegt für die nächste Ausgabe einen Ausflug in den Streichelzoo zu machen. Ich glaube, ein paar Fotos von dem Nachwuchs würde sich ganz gut machen." Ganz zu schweigen davon, dass ich mich fragte, ob so ein Streichelzoo was für sie wäre. Ich selbst würde etwas abstand halten müssen und hätte nicht viel davon die Tiere zu streicheln. Natürlich könnte ich gefahrlos ohne Handschuhe das Fell streicheln, aber welches Tier, dass Futter in der Hand des Besuches erwartete, ging nicht soweit die meist spärlich behaarte Schnauze an die Hand zu drücken? Und mit Handschuhen war das Streichelerlebnis sowieso nur sehr... begrenzt. Schließlich fragte Lu noch, was mich auf die Schülerzeitung gebracht hatte, weshalb ich nachdenklich das Gesicht verzog. "Ich weiß nicht genau. Journalismus finde ich interessant, ja. Und ich finde es eigentlich ziemlich aufregend Informationen zu verbreiten. Es macht mir Spaß die Texte zu schreiben, zu recherchieren, Interviews zu führen und mir Rätsel auszudenken. Ich habe überlegt eine Rubrik über Gerüchte mit hinein zu nehmen, aber mir fallen gar keine ein." Mit den Schultern zuckend warf ich ihr einen kleinen Blick zu und fragte mich, ob sie später wohl Fotografin werden würde. Sie war gut darin und hatte ein Auge für schöne Motive. Nachdem ich ihr letztendlich auch ein Exemplar der Schülerzeitung gegeben hatte, ließ ich ihr etwas Zeit sie sich in Ruhe anzuschauen und lächelte etwas schräg, als sie sofort mit ein paar Fragen kam. "Prinzipiell hätte ich nichts gegen den Aquapark. Vielleicht, wenn da weniger los ist. Und die Infos habe ich mir von Spezialisten besorgt. Für das Horoskop habe ich eine nette Hellseherin in der Stadt gefragt. Und von dem Park habe ich vom Bürgermeister erfahren. Der weiß ja über alles Bescheid, was hier auf der Insel los ist. Von ihm habe ich auch einen Kontakt für die Wetterdaten." Ich war mir nicht ganz sicher, ob sie meine Ausführung gehört hatte, weil sie das Interview las. Also lächelte ich einfach nur sanft vor mich hin und sah ihr ein wenig dabei zu. Die Frage, die sie mir daraufhin stellte ließ mich einen Moment den Mund verziehen. "Ich habe zufällig davon erfahren. Vor ein paar Wochen hab ich gehört, dass Cy ihn Paps genannt hat. Oder so ähnlich. Und weil ich wissen wollte, ob ich mich nicht vielleicht verhört habe, hab ich das im Auge behalten und... naja..." Wieder zuckte ich mit den Schultern. "Es ist nicht so, als hätten sie es mir erzählt. Aber ich hielt das für interessant und dachte, das wäre etwas, was die anderen interessieren könnte." Wenn ich rückblickend darüber nachdachte, fragte ich mich, ob Cyril es wohl hatte geheim halten wollen. Aber hätte Lyall dann nicht etwas im Interview gesagt? Oder hatte er vielleicht selbst nicht daran gedacht? So oder so, es war geschrieben, gedruckt und bereits im Umlauf, also würde ich eh nichts mehr daran ändern können.
Bei dem Wort "Madam" kam sich die Langhaarige irgendwie alt vor. Aber schließlich hatte sie ihn quasi dazu eingeladen, in solchen Tönen zu sprechen. Daher grinste sie nur vor sich hin. Hatten sie so ein Gespräch nicht schon einmal geführt? Es kam ihr auf alle Fälle bekannt vor. Ihr Hirn war allerdings nicht das Beste, da konnte man schon ein paar Dinge vergessen oder durcheinander bringen. Und bevor sie sich noch blamierte, blieb sie lieber still. Das Angebot mit den Bildern, würde der Blondschopf auf alle Fälle im Hinterkopf behalten. Für seine nächste Ausgabe stand bereits ein Streichelzoobesuch auf dem Plan. Bislang war ein Besuch im Zoo noch nie auf ihrer Agenda gestanden, aber wenn sie so darüber nachdachte, klang es ganz lustig. Allerdings fragte sich die Langhaarige welche Tiere würden wohl im Streichelzoo zu finden sein. »Fotos vom Streichelzoo hören sich ganz gut an und hat sicher einen "awww"-Effekt.«, kommentierte die Meerjungfrau. Kleinen, süßen Tierchen konnte niemand widerstehen. Es war schon ziemlich lange her, dass die Meerjungfrau ein Tierchen gestreichelt hatte. Vielleicht konnte sie Isalija mal dazu bringen sich in eine Katze zu verwandeln und sich streicheln zu lassen. Das war ein wirklich guter Plan. Ciarán im Streichelzoo stellte sich die Langhaarige aber doch etwas fehl am Platz vor. Er war wohl sicher nicht an vorderster Front dabei, wenn es darum ging die Tiere zu streicheln. Bei diesem Gedanken hoben sich ihre Mundwinkel nach oben. Die Augen von der Zeitung nehmend, hörte sie dem Blondschopf zu, als er seine Beweggründe erläuterte. Er war also jemand der gerne Informationen verbreitete, damit die Gesellschaft nicht dumm sterben musste. War doch sehr lobenswert. Gerüchte allerdings fand die Langhaarige nicht unbedingt so prickelnd. »Was stellst du dir denn, unter Gerüchten vor? Sowas wie Person A hat mit Person B in der Besenkammer geknutscht?« Dieses Gerücht passte sicher total auf Cyril und Lyall und war demnach gar kein Gerücht sondern eine Tatsache. Schon alleine dabei musste sie ein Lachen unterdrücken. Kiri hatte soweit eigentlich nicht gegen den Aqua Park. Allerdings war der Eröffnungstag wohl doch etwas ungünstig. Zu viele Menschen. Seine Informationsquellen gab er bereitwillig preis. Was ihr abermals ein Schmunzeln entlockte. »Solltest du deine Quellen nicht eher für dich behalten?«, und dabei stupste sie ihm in die Seite. Zum Glück war Luana nicht darauf aus, ebenfalls eine weitere Schülerzeitung ins Leben zu rufen. Das war mit zu viel Aufwand verbunden und ließ nur wenig Raum für Freizeit. So zumindest stellte sie sich das vor. Der Bürgermeister war wohl eine sehr lukrative Quelle, was die Informationsbeschaffung anging. Wobei die Meerjungfrau den Bürgermeister soweit eigentlich gar nicht kannte. Ob so eine Audienz leicht zu bekommen war? Nähere Infos darüber, konnte sie dem Blondschopf sicher zu einem späteren Zeitpunkt abknöpfen. Immerhin galt es jetzt die Informationen des Interviews zu verarbeiten. Die doch sehr brisant waren. Die Erklärung von Ciarán klang einleuchtend, man konnte immer mal wieder etwas Gesagtes aufschnappen. Aber genau da war eben auch das Problem mit Gerüchten. Es konnte ganz schnell nach hinten losgehen und eine Lawine an Ereignissen auslösen, die sogar zu Konflikten führen konnten. »Interessant ist es ganz sicher, aber ich denke mal, dass Cyril nicht gewollt hatte, dass es die ganze Schülerschaft erfährt. Aber....Ich kann dich ganz sicher vor ihm beschützen.«, scherzte Luana und zeigte dem Blondschopf ihre nicht vorhandenen Muskeln in ihren Armen. Immerhin würde Cyril der besten Freundin seines Schatzes sicher kein Haar krümmen, auch nicht, wenn sie sich schützend vor Ciarán stellte. Die Rosahaarige hatte absolut keine Ahnung, womit der schwarzhaarige Wolf um die Ecke kommen konnte. Vielleicht war er auch gar nicht sauer deswegen und es kam einfach nie zur Sprache. Andererseits war sie sich beinahe sicher, dass sie davon gewusst hätte, wenn es für die Allgemeinheit bestimmt gewesen wäre.
Irgendwie freute es mich, dass Luana die Idee mit den Fotos vom Streichelzoo gut fand. Allerdings hätte ich es ihr auch nicht erzählt, wenn ich nicht hätte wissen wollen, wie sie die Idee fand. Jedenfalls bekräftigte ihre Antwort meine Idee. "Du kannst ja mitkommen und die Fotos für mich machen.", bemerkte ich mit einem leichten Lächeln zu Luana. Nicht nur, weil ich gern Zeit mit ihr verbrachte, sondern auch, weil sie wohl weniger Probleme damit haben würde sich zwischen all den Tieren zu bewegen. Ich würde wohl eher außerhalb des Zaunes stehen und warten. Und zusehen. Die Frage, was ich mir unter Gerüchte vorstellte wurde mit einem amüsanten Beispiel begleitet, weshalb ich ein wenig schmunzeln musste. "Nein, so etwas nicht. Von solchen Gerüchten fallen mir dutzende ein, aber ob sie stimmen oder nicht weiß ja jeder." Nachdenklich rieb ich mir mit dem Daumen über die Unterlippe. "Ich dachte an sowas wie eine geheime Schüler-Lehrer-Beziehung oder... Ich weiß auch nicht. Ich möchte auch niemanden in Schwierigkeiten bringen." Seufzend schob ich die Hände in meine Hosentaschen. "Vielleicht lasse ich den Teil einfach weg." Als ich ihr sagte, woher ich meine Informationen hatte, schmunzelte sie ein wenig, ehe sie daran appellierte, dass ich meine Quellen für mich behalten sollte. Demonstrativ sah ich mich einen Moment um, sah außer ihr aber niemanden. "Hier sind nur du und ich und ich bezweifle, dass du das jemandem verraten oder selbst eine Zeitung veröffentlichen würdest. Aber abgesehen davon würde jeder auf die Idee kommen den Bürgermeister zu fragen und den Namen der Magierin habe ich ja nicht verraten." Weil ich nicht wirklich widerstehen konnte - und ich trug ja immerhin Handschuhe - rieb ich bei meinen letzten Worten sacht mit dem Rücken meines Zeigefingers über ihre Wange und fragte mich, ob die Haut sich wohl genauso zart anfühlte, wie sie aussah. Dann zog ich die Hand aber wieder zurück und sah nach vorn, weil wir die Schule auf bald erreichten. "Es ist sehr aufopfernd von dir, dass du mich vor Cyril beschützen möchtest. Ehrlich gesagt habe ich vor und während dem Interview gar nicht darüber nachgedacht, warum es eigentlich niemand weiß. Und weil Lyall auf die Frage normal antwortete dachte ich, es sei nicht weiter schlimm." Ich verzog ein wenig den Mund. "Hoffentlich streiten die beiden sich deshalb nicht." Wenn ich jetzt rückblickend darüber nachdachte, fühlte ich mich schon ein wenig unwohl. Ich kam damit zurecht, wenn Cy deshalb sauer auf mich war, immerhin stocherte ich damit in seinem Privatleben herum. Aber es war ja nicht Lyalls Schuld gewesen. Oder?
Als wir die Schule erreichten, war der Platz davor wieder leer. Isa und Lyall waren wohl bereits in den Klassen. Mit einem leisen Seufzen machte ich mich mit Luana also auf direktem Weg zum Sportplatz, wo unser Unterricht jetzt stattfinden würde.
