Der Schulweg verbindet das neue Wohnheim mit der Schule und ist deutlich kürzer als die alten Wegbeschreitungen zwischen dem Waisenhaus und der Schule. Innerhalb von 15 Minuten gelangt man von A nach B, zur glühenden Mittagshitze ist der Weg jedoch nicht unbedingt zu empfehlen, da sich nur am Anfang des Weges am Schulareal eine kleine Allee befindet - ansonsten wird hier nicht viel Schatten gespendet. Alternativ könnt ihr auch den Bus oder eure Fähigkeiten wählen!
"Ja, wenn du das sagst~", erwiderte Cliviaer lächelnd. Sie musste sich an das letzte Mal erinnern, als sie sich gebraucht gefühlt hatte. Es war ein schönes Gefühl. Sie sah nach vorne. Das Schulgebäude lag unweit von ihnen entfernt und sie besah es sich. Es war ein auf sie neutral wirkendes Gebäude, für Schüler warscheinlich aber Stress und Druck der anderen Art. Und natürlich das nervig sein, das Anstrengende, die Unlust. Ja, alles und alles vereint in ... der Schule. Sie seufzte. Eve berichtete ihr, sie wolle entschwinden, tat es aber dann doch nicht ...? Jetzt war Cliviaer ein wenig verwirrt, begriff es aber dann doch. "Klar, mach nur~ Ich komm schon irgendwie zurecht!", antwortete sie. Sie streckte sich kurz, das monotone Gehen schläferte sie unglaublicherweise ein. Welch ein normal-herrlicher Tag!, lobpreiste sie in Gedanken den bevorstehenden Morgen, Mittag, Abend und die Nacht. Sie war gespannt auf die Schüler, auf die Lehrer, aber wer war es nicht an einem ersten Tag? Fröhlich ging sie neben Eve her und sah sich im Vorbeigehen rasch alles an. Die Morgensonne erwärmte die Erde und es wurde wärmer. Auf dem offenem Feld hier spürte man die Sonne besonders gut. Ob das jetzt schlecht oder gut ist, sei mal dahin gestellt, jahreszeitenabhängig. Sie sah nochmal in den Himmel hinauf, bis sie nach den letzten Metern endlich das Schulgelände betraten.
Ich hatte nicht auf Shiki gewartet. Langsam war ich aus der Cafeteria gegangen, auf direktem Weg in Richtung Waisenhaus. Die Sache von eben beschäftigte mich sehr, Das was der Junge gesagt hatte, Shikis Reaktion darauf, meine Reaktion darauf. Alles zusammen brachte in mir nichts als ein großes Fragezeichen hervor. Hinzu kam noch der Gedanke der Schwäche meinerseits. Ich meine.....ist so etwas möglich? Bis jetzt hatte ich mich immer hundertprozentig unter Kontrolle. Jedes Gefühl, jeder Gedanke. Und nun? Alles schien zu bröckeln. Meine Fassade fing an zu bröckeln. Der Bereich den ich für mich abgeschirmt hatte, der wo niemand reinkam. Genau dieser Bereich. Weiterhin mit gesenktem Kopf trotte ich weiter vor mich hin. Ob mich Shiki irgendwann einholen würde? Ob er überhaupt noch hinterher kam? Keine Ahnung. Ich wusste nicht mehr was ich von mir halten sollte. Es ist als ob dein Gesamtes Bild das du von dir hast nicht das war wofür du es gehalten hast. Im ernst, was ist mit mir los? Jetzt blieb ich stehen. Ich musste es einfach fragen, falls er hinterher kam. Ich musste es. Um mir Gewissheit zu verschaffen und meinen Geist wieder in Gleichgewicht mit meinem Bewusstsein bringen.
Störte es Kitsune überhaupt, dass ich nur hinter ihr her tappste? Theoretisch könnte ich auch eine Abkürzung durch den Wald nehmen und sie würde es sicher nicht bemerken. Doch natürlich würde ich das nicht tun. Sie sah irgendwie traurig aus. Klar, die schönen langen Haare so verklebt zu haben und dann noch so etwas gehört zu bekommen... Ich starrte nun schon seit etwa 5 Minuten auf ihren Rücken. Ich sollte wohl mal mit ihr reden. Ich setzte ein leichtes Lächeln auf und versuchte sie zu überholen. plötzlich blieb sie auch stehen. Hatte sie etwa darauf gewartet, dass ich zu ihr kam? "Hey! Ähm..." Ich versuchte mich vor sie zu stellen, damit sie auch mich an sah und nicht irgendwas anderes. "Kitsu, es tut mir leid." Nun folgt eine entschuldigende Verbeugung. "Ich will mich entschuldigen für das, was ich vorhin gesagt habe. Wie ich reagiert hab und so... " Ich stellte mich wieder gerade hin und sah sie sanft an. "Ich merke doch, wie dich das verunsichert... Naja, ich wollte nur, dass du das weißt." Was für eine komische Situation. "Komm. Bevor deine Haare noch mehr verfilzen." Jetzt lächelte ich wieder glücklich, in der Hoffnung, sie vielleicht damit anzustecken. Dabei begann ich langsam rückwärts zu laufen, damit ich sie noch im Blick hab, wenn sie läuft.
Es dauerte nicht lange, da hörte ich schon Schritte hinter mir. Er war mir also doch hinterhergegangen. Für wie lange er das allerdings schon getan hatte vermochte ich nicht zu sagen. Ich schenkte meiner Umgebung im Moment generell wenig Aufmerksamkeit. Kurz nachdem ich seine Schritte gehört hatte, stand er auch schon vor mir. Trotz meines gesenkten Kopfes konnte ich sein Lächeln sehen. So ansteckend es auch war. Im Moment hatte es gar keine Wirkung auf mich. Er stellte sich vor mich und begann zu reden, oder besser gesagt versuchte einen Anfang zu machen. Er entschuldigte sich für sein Verhalten in der Cafeteria. Als ob das seine Schuld gewesen wäre. Klar, ich war nicht begeistert von seinem Eingreifen gewesen. Aber das war wie gesagt nicht das was mich beschäftigte. Erst als Shiki dann seine Entschuldigungsrede beendet hatte, richtete ich meinen Kopf wieder und schaute ihn kühl an. "Es ist nicht deine Schuld.", sagte ich zu ihm und prüfte noch einmal kurz meine Haare. Woraufhin Shiki sagte das wir uns eventuell beeilen sollten, bevor sie noch mehr verfilzen. Ich nickte nur und ging ihm daraufhin mit Blickkontakt hinterher. "Ich muss dich was fragen.", kam es dann ganz unerwartet aus meinem Mund. "Was für eine Person bin ich in deinen Augen?". Nun schaute ich ihn mehr oder weniger erwartungsvoll an. Ich weiß nicht ob ich die Frage richtig gestellt hatte. Sie war eigentlich weniger auf die soziale Ebene bezogen sondern auf meinen Charakter. "Vom Charakter her.", fügte ich sicherheitshalber noch hinzu. Erst nach dieser Antwort würde ich wahrscheinlich wissen wo ich stehe. Ob ich mich verändert hatte oder nicht. Es wäre die Auskunft über den Status meiner "Mauer" um mich herum geben. Obwohl ich zugeben muss, das er dieser schon extrem nahe gekommen ist und vielleicht sogar einer derjenigen ist, die hinter die Mauer gucken könnten. Im Grunde genommen spiegelte meine Frage genau eines wieder. Die Angst mich verändert zu haben, egal ob positiv -oder negativ verändert.
"Deine ist es aber auch nicht!" fügte ich ein nachdem Kitsu meinte, es wäre nicht meine Schuld gewesen. Sie fing daraufhin an, weiterzulaufen. Nach einer kurzen Weile meinte sie aber dass sie mich etwas fragen müsse. Obwohl ich ihr noch immer aufmerksam zuhörte und ich es jetzt mit der Nervosität zu tun bekam, lächelte ich weiter. Ich will sie schließlich nicht beunruhigen. "Hmm?" Daraufhin stellte sie mir ihre Frage. Was für einen Charakter sie meiner Meinung nach hat. Ich überlegte und blieb dafür kurz stehen. Dann fiel mir die passende Metapher ein. Ich zückte grinsend eine kleine gelbe Dose mit Brausebonbons aus meiner Tasche, holte eines heraus und hielt es ihr vor die Nase. "Du bist wie dieses Bonbon: Sieht unglaublich schmackhaft aus, jedoch wenn du es erstmal im Mund hast ist es unglaublich hart und sauer. Aber wenn du dich erstmal eine weile damit beschäftigst fällt dir irgendwann auf, dass es von Mal zu Mal süßer wird und irgendwann stößt du dann auf den weichen, süßen Kern." kurzerhand warf ich mir das Bonbon ein und zwinkerte ihr aufmunternd zu. "Ich bin schon längst auf den Geschmack gekommen, also ist es völlig okay, so wie es ist." Ich hoffte doch inständig, dass sie das ein wenig beruhigte. Gelogen war diese Rede jedoch nicht. Ich glaube an das Gute in Menschen und gerade weil ich gesehen habe, dass sie auch lächeln kann, will ich nicht aufhören ihr das Leben vielleicht etwas lustiger zu machen.
Ich schaute überrascht als ich Shikis Antwort bekam. Ich war.......wie ein Bonbon? Verwirrt schaute ich ihn an. War das sein ernst? Doch dann fing er an zu reden. Also auf den ersten Blick wäre ich also unglaublich süß und schmackhaft und bei genauerem Hinsehen aber hart und sauer. In diesem Moment schaute ich nicht mehr verwirrt sondern wieder ganz normal. Alles was er sagte hatte in gewissem Maße seine Richtigkeit. Es deckte sich mit der Sicht die ich von mir selber hatte. Sofern ich seine Metapher richtig interpretierte. Jedoch war das nicht das Ende seiner Rede. Erst jetzt kam der Teil der mich total überraschte. "Wenn man sich eine Weile damit beschäftigt fällt dir irgendwann auf, das es von Mal zu Mal süßer wird und irgendwann stößt du auf den weichen, süßen Kern.". Dieser Satz von ihm. Er war wohl das schönste was jemals zu mir gesagt wurde. Meine Laune wechselte von deprimiert zu verlegen und schließlich in einem sekundenbruchteil zu überglücklich. Es war ohne Zweifel eines der schönsten Sachen die ich in den vergangenen Jahren gehört hatte. Als er dann noch sagte er wäre schon längst auf den Geschmack gekommen wäre, konnte ich nicht mehr anders. Egal wie ich es jetzt auch interpretierte oder drehte. Er hatte mi gerade elegant gesagt das er mich mochte. Ich sprang ihn förmlich an und umarmte ihn. Ein leises "Danke" verließ meinen Mund und ich persönlich war den Tränen schon in gewisser Weise nahe. "Die Mauer fällt." , flüsterte ich noch leise zu mir selbst. Ich war mir nicht sicher ob ich das jetzt als positiv sehen sollte. Aber laut ihm war es okay wenn man schwäche zeigt. Etwas das ich nie tun konnte. Dafür hatte ich nie Zeit gehabt. Als wenn in meinem Bunker, in dem ich saß, ein Fenster eingebaut worden wäre. "Danke.", sagte ich noch einmal leise in sein Ohr. Ich fing nun wieder an zu lächeln, was er jedoch noch nicht sehen konnte. Man kann wohl zu Recht behaupten das meine Laune so schnell umschlägt wie das Wetter. Erst jetzt fiel mir ein das ich A:Nasse Haare hatte und B: Wohl sehr fest zudrückte. Ich wischte mir mit einer Hand kurz eine Freudenträne weg die ich nicht zurückhalten konnte und lockerte meine Umarmung langsam um loszulassen.
Ich konnte förmlich beobachten, wie sich ihre Laune änderte. Sie schaute erst irgendwie überrascht, dann verlegen und dann gerührt, dann fiel sie mir um den Hals. Auch ich war überrascht, kriegte mich aber schnell genug wieder ein um nicht nach hinten zu fallen. Ich hörte sie ein "Danke" murmeln und diesmal zauberte sie mir ein Lächeln auf die Lippen. Ungeachtet dessen, dass sie nass und klebrig ist legte auch ich meine Arme sanft um ihre Taille. Ich hörte was sie sich selbst zuflüsterte und freute mich für sie. Ich denke ich habe es geschafft, sie etwas fröhlicher zu stimmen. Als sie sich ein weiteres Mal bei mir bedankte, spürte ich außerdem, wie ihre Mundwinkel nach oben zogen. Ich hatte sie zum lächeln gebracht! Ein Erfolgserlebnis, das mir klar gemacht hat, dass es richtig war, mehr Zeit mit ihr zu verbringen. Selbst als sie mich daraufhin relativ schnell wieder losließ behielt ich mein Lächeln. Die Umarmung löste sich langsam wieder und ich hatte noch Zeit ihr eine Cola-Strähne aus dem Gesicht zu wischen. Ich musste daraufhin ein Kichern zurückhalten. Kitsune sah doch schon ziemlich lustig aus mit so platten Haaren. das war bei mir sicher nicht anders. Eine meiner Hände, die noch auf ihrer Hüfte ruhten, schnappte sich nun eine ihrer Hände. "Dann los, bevor deine pause vorbei ist!" Ich versuchte noch etwas Stimmung zu machen indem ich fröhlich loshopste und sie sanft hinter mich her zog.
Nachdem ich meine Umarmung wieder teilweise von Shiki gelöst hatte, war mein lächeln nun endlich Sichtbar für ihn. Eine Zeit lang standen wir da, dann streichte er mir eine Strähne meines Haares aus dem Gesicht, welches logischerweise immer noch total nass war. Ich lächelte ihn immer noch an. Gerade wollte ich ihn fragen ob wir weitergehen könnten. Da schnappte er sich meine Hand und meinte wir sollen los, bevor meine Pause vorbei wäre. Ich war natürlich erstmal total überrumpelt. "Was?....Aber...", weiter kam ich nicht da zog er mich schon hinter sich her. Aber statt zu gehen, rannte er und ich aus Angst plötzlich hinzufallen hinter ihm her.
Warum genau Misaki in Richtung der Schule gegangen war, wusste sie selbst nicht ganz genau. Im Nachhinein kam es ihr auch etwas lächerlich vor. Aber wer konnte schon wissen das der Unterricht am Nachmittag ausfällt. Was trotzdem ein klein bisschen ärgerlich war. Denn wenn sie schon beim FTF nicht dabei gewesen ist, dann doch wenigstens bei den "nicht Bewegung verlangenden" Aufgaben. Aber da konnte sie ja nichts für. Nicht mal auf dem Vertretungsplan im Hauptgebäude stand der genaue Grund dafür. Wichtig musste es ihres Erachtens aber trotzdem sein. Anders konnte sie sich diesen Umfangreichen und vor allem Flächendeckenden Unterrichtsausfall nicht erklären. Wobei dies natürlich immer noch starke Interpretation ihrerseits ist. So lange sie schon auf der Insel war, die Schule hatte sie nie kennengelernt. Prognosen von ihrer Wenigkeit waren, bezüglich des Themas, also sowieso immer mit äußerster Vorsicht zu genießen. Ein Fakt der sie innerlich nicht gerade erfreute. Sie hasste es von etwas keine Ahnung zu haben und sich das auch noch so eindeutig selbst eingestehen zu müssen. Der Regen, welcher die ganze Umgebung am Morgen durchnässt hatte, machte es der Blondine auch nicht leichter darüber hinweg zu sehen. Vielmehr zog sie das Grau der Wolken am Himmel in ihren Gedankengängen noch mehr hinunter.
"Achja...", seufzte die Magierin das erste Mal seit dem Antritt der "Heimreise" und brachte so ihren ersten Ton seit heute Morgen wieder aus dem Mund. Wobei sie mitten auf dem Weg mit ihrem Rollstuhl stehen blieb um auf den restlichen Weg vor sich zu starren. Wenigstens war der asphaltiert. Den Waldweg würde sie auf jeden Fall nicht nehmen, eine Sache des logischen Denkens. Schließlich saß Misaki nicht in einem Geländewagen. Trotzdem wusste die Blonde aber wohl sehr gut, dass der Waldweg um einiges kürzer war. Aber wozu sich beeilen? Im Waisenhaus kannte sie A niemanden und B würde sie da sowieso keiner vermissen. Der einzig akzeptable Grund sich jetzt wieder in Bewegung zu setzen war das Mittagessen. Aber davon wollte sich die Blondine nicht hetzen lassen. Ist ja nicht die einzige Quelle für essbares auf der Insel. Zusätzlich war ihr sowieso nicht zum Essen zumute, zumindest nicht jetzt. Der Blick des Mädchens glitt nun weg vom Weg und auf eine Bank am Wegesrand nicht weit von ihr entfernt. Gleichzeitig wechselten auch ihre Gedanken. So setzte sie sich nun wieder mit ihrem Gefährt in Bewegung, direkt in Richtung der Bank. Sie hatte das Bedürfnis sich dort einfach hinzusetzen. Als Demonstration gegen die Zeit oder so. Aber auch um einmal wieder wie ein "richtiger" Mensch zu sitzen. Aber selbst für sie war der genau Grund, warum sie das wollte, selbst nicht so klar. Sowieso wurde ihr Plan ziemlich schnell wieder zunichte gemacht als sie bemerkte wie nass die Sitzfläche und Lehne waren. Keine Chance, dass sie das jetzt abwischte um sich dort hinzusetzen. Ein weiterer Seufzer entglitt Misaki. "...War ja klar...", gab sie mehr oder weniger enttäuscht von sich und schaute dabei einmal kurz hinauf in den Himmel. Die nasse Bank hatte sie nämlich auf eine wichtige Feststellung gebracht. Es könnte ja bald schon wieder regnen und das würde sie nicht gerade gut heißen, zumindest solange sie hier draußen war. Es fröstelte sie bei dem Gedanken von oben bis unten nass zu werden. Sie hatte immerhin keinen Schirm dabei. Jetzt hatte sie einen Grund siech zu beeilen. Einen sehr guten noch dazu.
Mit einem kleinen antippen des rechten Rads an ihrem Gefährt drehte sie sich nun von der Bank weg, wieder vollständig in Richtung des Weges. "Ich sollte mich beeilen.", meinte die Blondine ein weiteres Mal zu sich selbst sprechend um sich das neuste Ziel noch einmal verdeutlichend ins Gedächtnis zu rufen. Wer weiß, vielleicht würde sie auch noch pünktlich zum Mittagessen im Waisenhaus ankommen. Sie holte also ihr Handy heraus und schaute auf die Uhrzeit. Das heißt, sie wollte es herausholen. Dabei stellte sie sich aber so ungeschickt an, dass es ihr regelrecht aus den Fingern glitt und rechts neben ihr irgendwo ins schräg abgesenkte Gras fiel. Der ganze Körper der Magierin verkrampfte sich. Denn sie wusste was das bedeutet. Entweder sie würde ihren Fluch kurz brechen um ihr Telefon zu holen. Oder aber es in ihrem Momentanen Zustand probieren und riskieren samt Rollstuhl im nassen Erdboden stecken zu bleiben, oder aufgrund der Neigung mit ihm umzukippen und komplett im nassen Dickicht zu landen. Beides war nicht sehr lukrativ. Nur wie sollte sie es sonst lösen? Sie wusste ja jetzt nicht einmal wo genau das Telefon lag. Der Tag konnte echt nicht schlimmer werden, das genau dachte sich die Blondine gerade mehr als tausend mal während sie wie fixiert auf die Stelle starrte, wo ihr technisches Gerät fröhlich in die Natur gehüpft war.
Caiwen
Caiwen
298 Charakterbogen Aufenthaltsort: Zimmer Nr. 205 Aktuelles Outfit: offene Haare, schwarzes T-Shirt (bedruckt mit einer kleinen Sonnenblume auf der linken Seite), kurze Jeansshort, olivgrüne Sneaker
Was war denn das für ein Unterricht. Ich hatte nicht das Gefühl, dass irgendwer irgendetwas gelernt hatte. Besonders nicht Leviathan, geschweige denn Kaede. Irgendwie nervte mich ihr Verhalten. Sie ist ziemlich auf Aufmerksamkeit aus, das versuchte sie auf jegliche Art und Weise zu ergattern. Ich stapfte den Schulweg entlang - selten benutzte ich nicht den Waldweg, da ich es dort sehr gerne mochte. Aber heute dachte ich mir, könnte ich Matheo noch über den Weg laufen. Er war - sozusagen - mein Grund, diesen Weg entlang zu gehen. Jeder normale Mensch würde der Person, die man treffen möchte, eine SMS schreiben oder einen Anruf betätigen. Ort und Uhrzeit und das Treffen war gebongt. Nur ich nicht, ich wollte ihm zufällig über den Weg laufen. Und das schon seit geraumer Zeit. Wie der Zufall so will, funktionierte es nicht so, wie ich wollte. Ich meinte in die Zukunft gesehen zu haben und erkannte die geringe Wahrscheinlichkeit, ihn hier auf dem Schulweg zu treffen. Wahrscheinlich musste ich den gesamten Weg alleine gehen und das gerade heute, wo ich meine Kopfhörer zuhause liegen gelassen hatte. Mist.
Meine Tasche hatte ich um meinen Körper gehängt; die Masche hatte ich gelockert, sodass sie wie eine Kette am Hals bei jedem Schritt umher baumelte. Es war zwar etwas kühl heute, dennoch hatte ich mich gegen eine Jacke entschieden und war mit dem Pullover bekleidet unterwegs. Ich freute mich jetzt schon zuhause etwas bequemeres anzuziehen. "In Jogginghose einfach nur im Bett rumgammeln." Zu mehr war mir momentan nicht zumute. Mich erreichte ein interessanter und sogar bekannter Geruch. Wer mochte das sein? Normalerweise konnte ich Gerüche nicht nur lokalisieren, sondern auch zuordnen. Doch bei diesem Geruch hatte ich momentan weder ein Gesicht noch einen Namen. Komisch.
Neugierig lief ich etwas schneller und wollte sehen, was mich erwartet. Rasch merkte ich, dass die Person wohl gerade stehen geblieben war. Von weitem konnte ich eine sehr kleine Person erkennen. Erst als ich näher kam, bemerkte ich, dass die Person in einem Rollstuhl saß. Es ratterte in meinem Schädel - wer ist denn das? Ich kam ihr immer näher und als ich nur noch wenige Meter von ihr entfernt war, rief ich witzelnd: "Na, wie läufts?" Hoffentlich war diese makabere Ausdrucksweise nicht zu früh, nicht dass das Mädchen anfangen würde zu weinen. Es war ja schließlich nur als Witz gedacht. Ich hatte bemerkt, wie sie zur Wiese starrte, stellte mich dann vor sie hin und musterte sie kurz. Ich musste mir eingestehen, ich kannte sie nicht. Klar hatte ich sie irgendwo irgendwann gesehen, aber für mich war es nur eine "Fremde". Was ich zu ihrem Gesicht verband war, dass sie schon länger hier auf der Insel sein musste. Ich schaute in die Wiese, das Handy war nicht besonders gut versteckt im Gras. Mein Blick fiel in das Gesicht der Blonden. "Wer hat denn hier kabelloses Telefon verloren?" Ohne zu zögern sprang ich hin und nahm es auf. Ich wendete es und schaute es mir genau an. "Na, was für ein Glück, dass es noch funktioniert!" kommentierte ich, als ich auf eine Taste drückte und es aufleuchtete. Ich setzte meine Schritte fort und bewegte mich wieder zurück auf den Schulweg. "Na dann lass uns doch mal anschauen, was da interessantes drauf ist." meinte ich grinsend und tippte darauf los. Mist... Tastensperre...