Das Krankenzimmer ist ziemlich schlicht gestaltet. Hier und da hängen die üblichen Poster, die nunmal in einem Krankenzimmer hängen sollten. Zwei Betten, die durch Vorhänge voneinander getrennt sind befinden sich in diesen Raum. Diese sind besonders weich... und kuschelig... und verführen schlimmstenfalls zum Schlafen. Ein kleiner, chaotischer Pult, auf dem der Schularzt mit einem Computer arbeiten kann befindet sich neben den Betten. Desweiteren finden sich im ganzen Raum verteilt Medizinschränke und diverse Utensilien wie eine Waage oder ein Messgerät. An einem runden Tisch hat man die Möglichkeit, wichtige Gespräche die die Gesundheit betreffen zu führen. Der Geruch des Raumes ist wegen der vielen Desinfektionsmittel stets ein chemischer.
Das Summen war schon relativ penetrant in seinen Ohren geworden, da ertönte Amélies Stimme und erinnerte ihn daran, wie eine Abwechslung in seinem Trommelfell klang. Doch die Unterbrechungen in ihrem Wortfluss machten ihm mehr sorgen. Er sah es an ihrer Sitzposition, dass die körperliche Verfassung von ihr nicht mehr dem entsprach, wie sie vor der Behandlung war. Er musste sich beeilen. Eine weiteres hinauszögern der Behandlung würde der brünetten Engelin auf keinen Fall irgendetwas Gutes tun. Also, nochmal, Konzentration. „Keine Sorge, das ist gleich vorbei!“, versuchte er so gut es ging mögliche Sorgen aus der Welt zu schaffen, konzentrierte sich aber vielmehr auf den Fluch an ihrem Flügel. Verdammt, wehrte sich dieses magische Konstrukt gut. Also musste er wohl noch mehr Kraft in seine Hände überleiten. Das würde heute Abend auf jeden Fall einen harten Muskelkater geben, so viel war jetzt schon gewiss. Wann war er das letzte Mal so an seine Grenzen gestoßen? „Der Fluch ist ganz schön hartnäckig!“, rief er zu Amélie hervor und bemühte sich weiter endlich den Moment heraufzubeschwören, wo er den Fluch buchstäblich am Sack hatte. Noch … ein … kleines … bisschen … und … moment! Der Fluch wurde stärker, je mehr Kraft er reinsteckte! Die Schwächung war immer nur temporär und wurde schon im nächsten Moment komplett ausgeglichen. Aber wie …!? Verdammt! Natürlich konnte dem Fluch nie die Kraft ausgehen, wenn er sie direkt von seinem Wirt bezog! Im Umkehrschluss bedeutete dies, dass er gerade nicht den Fluch an sich bekämpfte, sondern eigentlich seinen Patienten!
„Verdammt!“, brüllte der sonst so gefasst Blondschopf in einem kurzen Anflug emotionalen Frustes aus und reduzierte den Magiefluss drastisch, bis seine Hände zu einem leichten glimmen zurückgekehrt waren. „Einen Moment noch, bleib noch einen kleinen Moment standhaft, Amélie.“. Subtil fühlt er mit leichten Impulsen nach der Signatur des Eindringlings. Das Kitzeln würde seine Kollegin wohl gerade nicht mehr so wirklich wahrnehmen. Wenn sie vorhin schon leicht erschöpft war, so hatte sich der Zustand auf jeden Fall nicht verbessert. „Einen … Moment noch.“, redete er weiter und hoffte sie dadurch nicht nur fokussiert, sondern eventuell auch wach zu halten. Er war definitiv nicht scharf darauf, dass sie ihm jetzt einfach vom Stuhl kippte. Angespannt und hochkonzentriert glich er die Signaturen in Amélies magischem Körperbild ab und versuchte den Rhythmus zu finden, der nicht im hundertprozentigen Einklang saß. Jedes Wesen hatte sowas. Manche mehr, manche minder offensichtlich. Seine rechte Hand stabilisierte die Ärztin mittlerweile mit einem Heilzauber, der ihr zumindest die Nebeneffekte entfernen sollte. Für Riley selbst war das Ganze schon vor fünf Minuten zu einer wahren Zerreißprobe geworden. Schweißtropfen liefen ihm die Stirn hinunter und seine Augen waren nicht mehr offen, sondern geschlossen. Irgendwo in den tiefen ihrer magischen Melodie musste der Schlüssel liegen. Stück für Stück kämpfte sich das subtile Echo vorwärts, bis irgendwann … „Hab dich!“, rief er nur aus und sofort waren beide seiner Hände wieder am Flügel, eine komplett andere Magie fabrizierend, als Amélie sie noch vorhin auf ihrer Haut gespürt hatte. Sie war kalt, womöglich so frierend, dass ihr kurzzeitig der Eindruck entstand, sie würde in der Arktis sitzen. In einem Zimmer ohne Fenster und ohne Heizung, während der arktische Wind ihr unbarmherzig ins Gesicht peitschte. Doch das Ganze hatte System. Mit einem finalen Schub an Magie modifizierte er den Fluch soweit, dass Rileys eigene Magie nicht mehr als feindlich erachtet wurde, so lange diese in geringen Massen auftrat. Außerdem blockierte er gleichzeitig die Chance, dass sich der Fluch an den Kraftreserven seine Kollegin nährte. Aber … puh, das war echt nicht einfach. Zumindest einen Teil des Fluches konnte er auf jeden Fall mit dieser Aktion entfernen.
„Sorry … ist vielleicht ein bisschen kalt gewesen.“, schnaufte er und ließ sich auf den Hocker sinken. Die einzige Magie, die er jetzt noch wirkte war ein simpler Heilzauber, um sie warm und gemütlich zu halten. Ihr würde es auf jeden Fall gleich wieder erquickend gut gehen. Dazu musste er aber nicht mehr hinter ihr herumlungern. „Wird aber gleich besser, versprochen.“, manövrierte er sich mit einem verschwitzten Lächeln wieder in ihr Blickfeld. Eine kleine blaue Schnur aus arkaner Energie offenbarend, die noch mit ihrem Rücken verbunden war. Aber das sollte sie ja nicht verwundern. Ein Engel wie sie - in mehreren Kategorien – sollte das locker erspüren. „Es ist zwar nicht vorbei … aber ich denke, wenn wir jetzt noch zwei Mal dran arbeiten, hast du deine Flügel zurück.“, versicherte er ihr mit so viel Selbstbewusstsein wie er in dem Moment aufbringen konnte. Ein erleichtertes Ausatmen folgte und er ließ die Schultern hängen. „Tut mir echt leid, dass du sie heute noch nicht ausprobieren kannst.“. Und … war da nochwas? Achja! Der Wunsch, den sie ihm wieder zurückgegeben hatte. „Den Wunsch heb ich mir übrigens auf. Außer natürlich, du willst mich für den Kälteschock vermöbeln.“, ein Grinsen huschte über seine Lippen, "Dann würde ich ihn gerne jetzt für mildernde Maßnahmen eintauschen.". Man, er musste sich erstmal kurz sammeln. Hatte er nicht irgendwo hier noch eine Wasserflasche? Hinter Amélie vielleicht? Kaffee konnte er gerade auf jeden Fall nicht gebrauchen. Da würde ihm vielleicht auch noch übel von werden. Keine wirklich gute Aussicht. Aber naja … das Problem war erstmal gelöst … hoffte er.
Es war gleich vorbei...? Ich fragte mich, von was für einer Zeitspanne wir bei "gleich" redeten, doch hatte ich gerade auch andere Probleme als mich darüber zu wundern oder zu erkundigen, was genau Riley meinte. Er wollte mich beruhigen, und das war es, was zählte - auch wenn es vorerst nichts an meinem körperlichen Befinden änderte. Immer wieder merkte ich, wie ich leicht zur Seite kippte und drohte, einfach umzufallen; doch fing ich mich jedes Mal wieder und setzte mich so gerade hin, wie ich konnte. Es würde Rileys Arbeit nicht gerade erleichtern, wenn ich mich zu viel bewegte, weswegen ich stillhalten musste... so gut ich eben konnte! Zu meinem grimmigen Blick biss ich nun auch meine Zähne zusammen, und meine Fäuste waren inzwischen so fest zusammengeballt, dass jegliche Farbe aus der Haut bei den Knöcheln wich. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass die Behandlung so unangenehm werden würde, aber das war es wert, das war es definitiv wert... Außerdem musste ich alles nur aushalten, Riley war derjenige, welcher hart arbeitete und schon jetzt eine LKW-Ladung an Lob verdiente, meiner Meinung nach.
Ich zuckte sichtlich zusammen, als mein Kollege hinter mir plötzlich laut fluchte und fühlte mich irgendwie schon... verantwortlich. Wahrscheinlich sollte ich diese nicht haben, doch machten sich Schuldgefühle in mir breit, dass der sonst so lockere Typ im Moment alles andere als locker war und äußerst gestresst schien. Gerade ich sollte eigentlich wissen, dass man als guter Arzt weit gehen würde, um seinen Patienten zu helfen und man es gerne tat um Leute glücklich und gesund zu sehen - da ich gerade aber keine Ärztin, sondern die Patientin war, konnte ich diese Gedanken einfach nicht abschalten, es wieder gut machen zu müssen! Im Moment konnte ich Riley nur helfen, indem ich bei Bewusstsein und gerade sitzen blieb, was ich auch weiterhin tat so gut es ging. Manchmal war es eben doch gut, stur zu sein. Zu stur, um in Ohnmacht zu fallen. Der Heilzauber meines Kollegen half auch dabei, dass ich mich etwas besser kontrollieren konnte und nicht mehr ganz so grottig fühlte - wenn auch immernoch erschöpft und mit etwas Schwindel. Ein paar Momente lang wurde es still, da Riley, anders als ich, vorhin noch öfter etwas von sich gegeben hatte. Wofür ich dankbar war. Die Atmosphäre der Konzentration ging auf mich über, obwohl ich überhaupt nichts hatte, worauf ich mich konzentrieren musste. Zu gerne hätte ich ihm irgendwie geholfen ... aber das war eben mein Problem, ich konnte mich nicht selbst heilen. „Ah!“ Plötzlich schreckte ich auf als mich eine Welle der Kälte überrannte - oder einer eine Lawine. Verwirrt schaute ich mich um und verschränkte die Arme vor meiner Brust, versuchte mich irgendwie zu wärmen. Was zum... war das Riley? Der plötzliche Umschwung von Warm auf Kalt gefiel mir wirklich nicht, vor allem nicht wenn ich mich fühlte, als würde ich in wenigen Momenten zu Eis erstarren, so sehr zitterte ich und fror mir den Allerwertesten ab.
Nach ein paar Momenten drang Rileys Stimme endlich wieder an mein Ohr und es schien so, als würde die Temperatur in meinem Körper langsam wieder steigen. Das blaue, penetrante Licht war verschwunden und der Raum wirkte wieder wie ein stinknormales Krankenzimmer. Ich atmete etwas erleichtert durch, ehe der Blondschopf sich auch schon wieder in mein Blickfeld rollte und mich etwas aufklärte. Erst als ich mich wieder etwas gerader hinsetzte, merkte ich, dass ich die ganzen letzten Minuten ziemlich zusammengekauert gesessen hatte; hoffentlich war das meinem Gegenüber nicht sonderlich aufgefallen. Die Magie, welche noch von Riley ausging fiel mir natürlich auf, aber ebenso spürte ich auch was sie tat, also schenkte ich dieser nicht so viel Aufmerksamkeit wie den Worten des Arztes, während ich meine Flügel wieder verschwinden ließ. Ich nickte, um zu signalisieren, dass ich alles verstanden hatte und damit einverstanden war, doch als Riley den Wunsch ansprach und in Erwägung zog, dass ich mich an ihm rächen wollte, brach mein neutraler Gesichtsausdruck. „Vermöbeln?“, fragte ich leise und sah aus, als wäre ich kurz davor, in Tränen auszubrechen. Nicht, weil ich wirklich weinen wollte, sondern weil ich ... so gerührt war. Riley konnte so viele Witze machen wie er wollte, aber jeder hätte ihm in diesem Moment ansehen können, wie viel die ganze Prozedur von ihm abverlangt hatte. Ohne sonderlich darüber nachzudenken erhob ich mich vom Stuhl und beugte mich nach vorne um den Blonden zu umarmen, was dank meiner körperlichen Verfassung eher so aussah, als wäre ich ihm entgegen gefallen. Dass er dabei saß und ich stand machte die ganze Sache auch nicht günstiger, weswegen ich ihn nur kurz drückte und mich dann zurück auf den Stuhl fallen ließ - dafür aber nach seinen Händen griff und diese feste in meinen hielt. „Was redest du denn für einen Schwachsinn?“, fragte ich mit einem bestimmten Blick und durchbohrte ihn fast damit. „Ich bin dir so dankbar Riley, das glaubst du nicht! Das war zwar noch nicht alles... aber das ist auch erstmal egal. Vielen Dank!“ Mein Gesichtsausdruck erhellte sich deutlich und ich lächelte ihn warm an, drückte seine Hände noch einmal kurz, ehe ich auch diese wieder frei gab. Eigentlich wollte ich ihn gar nicht so überrumpeln, aber... nunja, nun war es eben passiert. Er würde über diesen gefühlsduseligen Moment sicher hinwegkommen. „Also heb' ihn dir auf und benutz' ihn für irgendwas, was dich glücklich macht!“
Selbst lehnte ich mich nocheinmal in meinem Stuhl zurück und schloss kurz die Augen, ich war erschöpft... aber moment. Sofort öffneten sich meine Augen wieder und ich musterte das Gesicht des Arztes vor mir. Wenn hier jemand erschöpft war, dann sicherlich er. Ohne Zeit zu verschwenden schaltete ich wieder in den Modus, mich um andere kümmern zu müssen - immerhin war ich jetzt selber keine Patientin mehr. „Das war bestimmt anstrengend für dich“, sagte ich ruhig und schaute nachdenklich an die Decke, ehe ich mit den Fingern schnipste und ihn angrinste. „Ah, ich weiß! Ich hol' dir was zur stärkung!“ Kaum hatten diese Worte meinen Mund verlassen stand ich auch schon wieder auf, schwankte kurz, fing mich aber wieder und ging dann zur Tür. Ich schnappte mir meine Handtasche und war sogleich auch schon aus dem Krankenzimmer verschwunden. Sicherlich wäre es am besten, wenn ich selbst auch noch ein wenig sitzenblieb und mich etwas erholte, aber... das konnte warten. Riley war wichtiger! Nach ein paar Minuten kam ich wieder, öffnete etwas unbeholfen mit meinem Ellbogen die Tür von außen und drückte sie von innen mit meinem Rücken wieder zu. Der Grund war klar - meine Arme waren voll mit Knabberkram und Getränken. Dazu hatte ich eine der Schülerzeitungen unter meinem rechten Arm klemmen. Stolz ging ich zu Riley und strahlte ihn fröhlich an, als ich vor ihm stand. „Ich wusste nicht was du magst, also hab ich einfach, äh...“ ... alles geholt. „Niemand war in der Cafeteria, also hab ich die Automaten geplündert. Ich hab Chips, Erdnüsse, Schokoriegel, Gummibärchen, Apfelsaft, Cola und Wasser.“ Während ich die Dinge aufzählte schaute ich auf all den Kram in meinem Arm runter und stellte sicher, dass ich auch nichts vergaß. Ich selbst war ziemlich hungrig, weswegen ich einfach das essen würde, was mein Kollege nicht wollte. Gerade war ich nicht sonderlich wählerisch.
„Schon gut.“, grinste er sichtlich amüsiert in ihre Schulter hinein, bevor sie sich wieder zurück auf den Stuhl fallen ließ. Sie war schon ein Früchtchen. Eben kaum noch stehen können und gleich danach schon wieder herumwuseln. Er mochte sich gar nicht ausmalen wie sie auf die Verordnung von Bettruhe reagieren würde. Vermutlich drehte sie sich dann die ganze Zeit im Bett hin und her … oder sie besorgte sich ein Bett auf Rädern, um trotzdem noch durch die Gegend zu sausen. Ja, der Gedanke gefiel dem Briten sogar relativ gut. So gut, dass er ein leichtes Grinsen erlaubte, sich auf seinen Lippen niederzulassen. Manchmal war es echt ein Segen seine inneren Überlegungen und Hirngespinste für sich zu behalten. Aber … vielleicht gab es sowas wie Karma ja wirklich. Leicht verwirrt wanderten seine Augen auf die Hand, welche Amélie plötzlich ergriffen hatte. Sehr interessiert schaute er auf den blauen Faden, der durch die Hand der jungen Frau hindurch ging und immer noch solide zu ihrem Rücken führte. Schnell jedoch richteten sich seine gelben Pupillen wieder auf ihr Gesicht aus, bis er letzten Endes das Wort ergriff. „Ja, man tut eben was man kann.“, erwiderte er mit der gewohnten Portion an Selbstbewusstsein und ignorierte seinen Durst einfach noch etwas weiter. „Dann werde ich mir wohl was echt Gutes einfallen lassen müssen. Aber das Danke hätte auch vollkommen gereicht.“. Zumindest wollte sie ihn nicht für die spontane Kältebehandlung büßen lassen. Nicht, dass er was gegen diese Schon-Kur und den damit verbunden Ablass einzuwenden hatte. Auf der anderen Seite war es trotzdem ärgerlich, weil er den Wunsch immer noch an der Backe hatte. Alle Versuche diese – wenn auch total liebe – Geste simpel unter den Tisch fallen zu lassen, waren fehlgeschlagen. Er war halt nicht der Typ, der ein großartiges Danke in Form von Zuwendungen für seine Aktionen wirklich brauchte. Verbale Dankbarkeit reichte – wie er schon gesagt hatte – vollkommen aus.
Doch die Wuseligkeit der Amélie hatte schon nach den paar Minuten im Sitzen erneut neue Höhen erreicht. Leicht verwirrt folgte Riley ihrem Blick an die Decke. Nur, um dann durch das Schnipsen wieder auf einen horizontalen Blickwinkel zurückgeholt zu werden. „Naja, es geht um …“, setzte er an und kam nicht mal dazu auszureden, da stand sie schon auf und ging zur Tür. Aber wenn sie sich jetzt zu weit entfernte dann… „Warte mal! Die …“, wollte er protestieren und ließ die gleichzeitig hochgeschnellte Hand dann einfach sinken. „ … Heilmagie hat nur begrenzte Reichweite.“, beendete er den Satz und beobachtete, wie der blaue Garn zwischen ihm und ihr einfach verschwand. Ein Seufzen verließ seinen Mund und er fasste sich in einem spontanen Anflug von Ratlosigkeit an die Stirn. Trotzdem fand er das irgendwie schon wieder lustig. Wie konnte man nur so viele Hummeln im Hintern haben? Naja, den Schritten zu Urteilen führte sie die Reise eh weiter weg, also nutzte er die Chance einmal zum Schreibtisch rüber zu rollen und sich seine Sonnenbrille wieder aufzusetzen. Es war unglaublich, wie verdammt ausgelaugt ihn diese Therapie hinterlassen hatte. Erst jetzt merkte der Blondschopf so langsam die Folgen seiner erschöpften Magiereserven. Wann hatte er sich das letzte Mal so schlapp gefühlt? Das war bestimmt schon ewig her. Nicht mal der Angriff vor ein paar Monaten hatte das Geschafft. Sollte ihm vielleicht zu denken geben. Die wiederkehrenden Schritte im Flur, welche man durch die Tür vernehmen konnte, unterbrachen jedoch den sich anbahnenden Exkurs in die eigenen Gedanken.
„Willkommen zurück.“, grüßte er den braunen Haarschopf nach der athletischen Einlage des Türöffnens und stützte seinen Kopf lässig mit einer Hand ab, während dieser auf dem Schreibtisch geparkt war. Den Hocker hatte der Arzt noch nicht verlassen. Der war auch gerade einfach zu gemütlich! „Also kurz gesagt, du willst mich mästen?“, grinste er amüsiert zurück und beäugte allerdings schon im nächsten Moment die Auswahl in ihren Armen. Sah so aus als ob sie den Automaten dort aufgebrochen hatte. Er würde ihre Beschaffungsmethode - obgleich sie genannt war - mal nicht hinterfragen. Jeder hatte seine schmutzigen Geheimnisse, oder so. „Pack das Zeug doch einfach erstmal auf den Tisch, wie klingt das?“, und er tätschelte demonstrativ die freie Fläche neben ihm. „Gegen das Wasser und Chips hätte ich allerdings nichts einzuwenden. Können uns ja die Sachen teilen.“. Seine Pose löste sich wieder auf und er patschte sich mit beiden Händen auf die Oberschenkel. „Machen wir nen gemütlichen Couch-Imbiss draus …“, und sein Blick suchte im Krankenzimmer gleichzeitig nach etwas, was einer Couch ähnlich sah. Unnötig zu sagen, dass er dabei natürlich nicht fündig wurde. Aber er würde es wieder versuchen, wenn die Chance von neuem Mobiliar im Zimmer gegeben war. Man durfte ja wohl noch ein bisschen träumen, oder? „Wobei … sehen wir es lieber als Mittags-Imbiss. Heute sündigen wir.“, korrigierte er sich fröhlich und half im Anschluss die ganzen Dinge gut auf dem Tisch zu verteilen. Man sollte ja auch sehen können, was es alles für edle Speisen gab. Das Auge aß schließlich mit und die Chips-Verpackung sah schon recht appetitlich aus. Warum also nicht in die Tüte hineinschauen? Vorer her allerdings... Die Wasserflasche war, trotz der leckeren Verführung, das erste Opfer seiner Hände. Ohne zu zögern wurden drei kräftige Schluck Wasser seine Kehle hinuntergespült, bevor er die Flasche vorsichtig und geschlossen wieder auf dem Tisch platzierte. „Ah, das tat gut.“, kam auch gleich eine verbale Rückmeldung und er nahm sich erstmal Zeit die kühle Erfrischung an sich zu wertschätzen. So geil Cola sein konnte. Wenn die Kehle trocken und der Geist bedürftig war, dann kam einfach nichts an das älteste Getränk der Menschheit an. Außerdem war es gesunder! Nur mal so am Rande. „Danke für’s holen. Bei Kaffee hätte ich mir wohl gerade den Magen verdreht.“.
„Genau. Rund siehst du bestimmt viel besser aus“, gab ich witzelnd mit einem Grinsen zurück, als Riley vom Mästen sprach. Für einen Moment musste ich mir ihn tatsächlich mit 100 Kilo mehr am Körper vorstellen und mein Grinsen wurde kurz etwas breiter; aber selbst wenn er alles was ich mitgebracht hatte aß, würde er sicherlich nicht zunehmen! Die Kalorien hatte er durch die Behandlung ganz bestimmt schon verbrannt, wobei es fraglich war, ob und wie viele Kalorien die Magiebenutzung verbrauchte. War vielleicht interessant, das mal zu erforschen - aber es gab wichtigeres. Zum Beispiel Rileys Aufforderung zu folgen und das ganze Zeug erstmal abzulegen, was ich sowieso vorgehabt hatte. Ich trat an den Tisch heran und lockerte vorsichtig die Position meiner Arme und ließ alle Tüten und Flaschen auf den Schreibtisch gleiten. Anschließend wurde alles etwas zurechtgeschoben damit man besser sehen konnte, was es alles zur Auswahl gab - wobei Riley quasi schon die Chips und das Wasser reservierte, welche ich ihm dann natürlich auch gönnte. Einen kurzen musternden Blick bekam der Blonde von mir, ehe ich mich wieder dem Knabberkram zuwandte und mir etwas aussuchte. Irgendwie schade, dass er seine Sonnenbrille schon wieder aufgesetzt hatte. Ich fragte mich, warum er sie dauernd trug, aber irgendwie glaubte ich nicht eine Antwort auf diese Frage zu kriegen. Zumindest keine ernste.
Ich schnappte mir die Flasche Apfelsaft und eine Tüte gesalzene Erdnüsse, ehe ich mich wieder zum freien Stuhl begab. Ich drehte ihn so, dass ich meinem Kollegen zugewandt war und ließ mich wieder auf ihn fallen; diesmal plante ich auch, erstmal sitzen zu bleiben. Ein zufriedener Seufzer entwich mir, da es gerade doch gut tat, einfach zu sitzen. Viel besser als auf den Beinen zu sein. „Hehe, ja, heute“, sprach ich dem Blondschopf nach und lächelte etwas ertappt. Als würde ich mich nicht jeden Tag wie ein Mülleimer ernähren. Aber das musste man als Arzt ja nicht an die große Glocke hängen! Ich stellte die Flasche neben mir auf dem Boden ab und kämpfte kurz mit der Tüte Erdnüsse, um diese aufzukriegen, während Riley sich sichtlich durstig über das Wasser hermachte. Zeitgleich mit seinen zufriedenen Worten bekam ich auch endlich das blöde Ding auf und ich hob den Blick um meinen Kollegen kurz anzugrinsen. „Kein Problem!“ Es freute mich, dass er die Getränke und Snacks nicht einfach ignorierte - dadurch war das Gleichgewicht ein wenig wiederhergestellt. Ich wandte mich vorerst meinem Festmahl zu und schob mir eine Erdnuss nach der anderen in den Mund und knabberte auf diesen wie ein Eichhörnchen, ehe ich eine der Nüsse nahm, sie in die Luft hochwarf und versuchte mit meinem Mund zu fangen. Anstatt aber in diesen zu fallen prallte sie von meiner Wange ab und ich beobachtete das kleine Ding dabei, wie es auf den Boden fiel und unter einen der Schränke rollte. Ups. Schnell huschte mein Blick zu Riley, um mich zu vergewissern, ob er die ganze Sache mitbekommen hatte; hoffentlich ja nicht.
„Sag mal Riley...“, setzte ich an um von meinem Missgeschick abzulenken, egal ob er es gesehen hatte oder nicht, und griff währenddessen nach meiner Apfelsaft-Flasche und öffnete diese. „... Was bist du eigentlich?“ Elegant nach der Rasse einer anderen Person zu fragen sah anders aus, aber inzwischen hatte ich schon aufgegeben, diese Frage jemals gut rüberbringen zu können. Irgendwie wirkte es immer unbeholfen und seltsam. Also machte ich mir nicht viel aus meiner Wortwahl, im Endeffekt würde er so oder so antworten, wenn er wollte. Ich nahm einen kurzen Schluck des Saftes, ehe die Flasche wieder auf den Boden gestellt wurde und ich den Blonden nachdenklich anschaute. „Also Engel und Dämon kann ich ausschließen. Ansonsten... hmm...“ Eindringlich betrachtete ich ihn, obwohl man vielen sowieso nicht ansehen konnte, was sie in Wirklichkeit waren. Von oben bis unten musterte ich ihn und dann wieder zurück - das einzig "ungewöhnliche" an ihm waren wohl seine gelben Augen. „Ein Tierwesen vielleicht?“ Aber was würde zu ihm passen? Es war nicht so, als kannte ich ihn sonderlich gut... vielleicht sollte ich doch bei der Kaffeemaschinen-Theorie bleiben. Als hätte sein Antlitz mich plötzlich an was erinnert, weiteten sich meine Augen etwas und ich stoß ein kurzes „Oh!“ aus. Es hatte absolut nichts mit seinem Gesicht zutun, dass mir plötzlich wieder was eingefallen war, doch sprach ich es lieber aus, bevor ich es wieder vergaß - auch wenn es ein ziemlicher Themenwechsel war. „Bevor ich es wieder vergesse - ich habe morgen Geburtstag! Ich wollte ein paar Kollegen fragen, ob sie Lust haben morgen Abend zur Karaoke-Bar zu gehen. Hast du Lust?“ Mit einem zuckersüßen Lächeln wartete ich seine Antwort ab und ging gedanklich durch, wen ich noch fragen wollte. Deirdre war klar, aber ... sonst? Ansonsten kannte ich gar nicht so viele Kollegen. Jacob war zurzeit scheinbar auf Reisen, vielleicht den Heimleiter? Der wirkte eher umgänglich, zumindest geselliger als die Bardera. Gegen sie hatte ich zwar nichts, aber ich war mir auch nicht sicher, ob sie bei so einem freundschaftlichen Zusammensein gut aufgehoben wäre. Wenigstens brauchte ich von Riley nur ein Ja oder Nein und das Thema wäre auch wieder gegessen.
Er wollte was sagen, entschied sich dann aber dagegen. Nicht, dass er dem Klischee irgendeine Bedeutung beiwohnen wollte, aber Frauen wollten in manchen Themen einfach das letzte Wort haben. Also nickte der Blondschopf nur leicht grinsend und nahm sich ein wenig zurück. Zurückwerfen wollte er den Kommentar nicht so wirklich, wenn er an die Orangenhaut zurückdachte. Manchmal war ein Schweigen eben doch mehr wert als sich zu äußern. Glücklicherweise sah Amélie das am Ende auch so und die Essensverteilung konnte ungehindert von statten gehen. Es war wie Essen bestellen. Egal wie freundschaftlich man vorher zusammensaß. Wenn der Pizza-Bote an der Tür klingelte hieß es essen und nicht reden! Da war sich bis jetzt jeder seine Kumpels einig. Weder von Vincent, noch von Avon erwartete er eine plötzliche Zurückhaltung, wenn der Duft von Lebensmitteln und Bier die Luft erfüllte. Hier hatte er zwar weder noch und die Tüte war ebenfalls geschlossen … aber er konnte es sich vorstellen! Und Chips waren halt lecker, konnte er nichts gegen machen. Dafür war Riley sogar gewillt seiner Patientin keinen Kommentar für ihren angedeuteten Essens-Exzess reinzudrücken. Er war heute eben in Gönnerlaune … oder es war präventiver Selbstschutz. Ist wie das penible Entsorgen von Müll. Das Gefühl, dass Avon im nächsten Moment aus dem Gebüsch gesprungen kam und ihn in eine Mülltonne stopfte war leider zu real, als dass er es ignorieren konnte. Ähnlich sah es mit Amélie aus. Stille Wasser sind tief. Wer wusste schon, welche schrecklichen Fantasien hinter den sanften Gesichtszügen der Engelin lauerten? Welch grausame … okay, doch nicht. Mit einem seichten Lächeln, dass so ziemlich alles bedeuten konnte, beendete er die Raum-Tour seiner Augen und erwischte sich wieder dabei ihr für den Versuch nichts Verbales entgegenzubringen. Allerdings … sein Gesicht verriet eindeutig: Er hatte es gesehen. Und nichts in der Welt würde ihn davon abbringen das zu vergessen. Er konnte buchstäblich spüren wie breit sein Grinsen geworden war, ehe er sich dazu rang die Chipstüte zu öffnen. Tja, auch die Engelin musste nun mit dem Fakt leben, dass sie sich gerade einen Platz in seinem Mobbing-Gedächtnis verdient hatte. Wenn – und er wusste noch nicht genau wann – der passende Moment kam, würde er es wieder ins Gespräch bringen. Ohja, das wird super! Innerlich rieb er sich schon die Hände und stopfte sich im Anschluss auch gleich die ersten Chips in dem Mund. Geil! Einfach nur geil!
„Mh?“, knusperte er mit einem Mund voller Chips und hielt beim Kauen inne. Sah sicherlich voll erotisch aus, davon war er überzeugt! Sie wollte wissen was er … war? Unglaublich gutaussehend? Kreativ? Ein nostalgiebehafteter Rentner? Oder vielleicht doch ein Ebenbild des einen Typen aus der After-Eight-Werbung? Was wollte sie denn jetzt von ihm hören? Gut, dass man den fragenden Blick durch seine Brillengläser hindurch nicht gut sehen konnte. Ihre ersten Rateversuche, die irgendwie von selbst starteten, gaben ihm dann den finalen Anhaltspunkt. „Schon mal nicht ganz falsch.“, dirigierte er Amélie in ihrer Neugier und stopfte sich dieses Mal seinen Mund nicht so voll. Er musste ja im Notfall noch antworten und wollte nicht einen Krümel davon auf dem Boden des Krankenzimmers verteilen. Eine gute Entscheidung, wie sich herausstellte. Denn bei der Zweiten Vermutung musste er sehr deutlich lachen. „Ein Tierwesen?“, kommentierte er vergnügt und grinste danach, „Das habe ich ja noch nie gehört. Aber nein, auch daneben.“. Und damit hatte sich die Ratestunde auch wieder. Entweder das, oder ihr deutlich sichtbarer Geistesblitz war mal wieder schnelle. Schon lustig, wie manche einfach immer von einem Thema zum anderen wechselten.
„Also, mal abgesehen davon, dass man immer zwei Mal rät.“, begann Riley sichtlich amüsiert zu sprechen und schmiss sich eine weitere dünne Kartoffelscheibe in den Mund. „Klar, warum nicht. Ich denke, ich hab an dem Tag eh nichts vor.“, seine linke Hand machte eine abwiegende Bewegung, „Wenn wir davon absehen, dass nach meinem Gesang definitiv jeder einen Ohrenarzt braucht.“. Und das war nicht einmal ein Witz. Also wenn er dort in der Karaoke-Bar singen würde, dann nur, um für Unterhaltung zu sorgen. „Und damit meine ich nicht nur euch, sondern vermutlich auch mich. War einmal dort und danach nie wieder.“, ließ er einen kleinen Einblick in sein sonst so tristes Leben zu und vernichtete eine weitere gelbe Kartoffelscheibe. „Aber …“, er machte eine stilistische Pause nach dem ersten Wort, „… um auf deine Vermutungen zurückzukommen. Ich bin weder noch. Kein Engel, kein Dämon, kein Tierwesen. Zu einem Drachen hat es auch nicht gereicht.“. Wieder war sein amüsiertes Lachen zu hören. „Auch, wenn man mich vielleicht als göttliche Erscheinung betrachten kann, so bin ich nichts weiter als ein gewöhnlicher Mensch.“. Seine Finger schnipsten ein paar Mal in seine Handfläche und blaue Funken sprühten. „Ein Mensch mit gewissen Boni in Sachen Magie, versteht sich. Ich bin das volle Programm an Makeln und Vorzügen.“. Was er jetzt nicht unbedingt schlecht fand. Nicht, dass er die anderen Rassen beneidete oder verabscheute. Er hatte irgendwo tief in sich die Ansicht, dass mehr Macht auch die Sicht vom Wesentlichen ablenkt, die Bodenständigkeit verblassen lässt. Auch er war dem Phänomen schon anheimgefallen, da war er sich relativ sicher. Man gewöhnte sich eben an seine Gaben. Aber Bescheidenheit und Zurückhaltung waren eine Tugend, an die er sich immer erinnern wollte. Die Erkenntnis, nie perfekt zu sein, half dort ungemein. „Okay, und ein bisschen alt vielleicht.“, fügte er noch an, dann musste das Mineralwasser dran glauben. Die Reaktion der Engelin wollte er trotzdem nicht missen. Aber ob sie so überrascht war? Vermutlich nicht, war ja kein Staatsgeheimnis.
Nicht mitbekommend, dass Riley meinen Fauxpas gesehen und schon gedanklich verinnerlicht hatte, schaute ich ihn neugierig an und wartete auf die Antworten zu all meinen wirr durcheinander geworfenen Fragen und Rateversuchen. Im Nachhinein gesehen war es wirklich nicht so klug gewesen, das eine Thema mit einem anderen zu unterbrechen, aber was soll's, zurücknehmen konnte ich meine Worte nicht und allzu schwer sollte es nicht sein, das ganze voneinander zu differenzieren. Seinen Worten nach war er also kein Engel, Dämon, oder Tierwesen. Okay, gedanklich notierte ich mir die neuen Informationen. Eine Katze würde auch irgendwie nicht so gut zu ihm passen, aber ich war mir nicht sicher, warum. Es war einfach nur ein Gefühl. Was blieb denn dann noch von den bekanntesten Arten? Vampire, Werwölfe... ein Elf? Kurz musterte ich seine Ohren - okay, wahrscheinlich kein Elf.
Grübelnd schob ich mir mehr Erdnüsse in den Mund, während mein Gegenüber das andere Thema aufgriff, welches ich angeschnitten hatte. Seine Worte ließen mich fröhlich grinsen, denn genau das war es doch, was beim Karaoke Spaß machte! Wahrscheinlich würden alle mit mir am wenigsten Spaß haben, da ich gut im singen war und demnach nicht sonderlich entertainend. Riley hingegen würde eine komplett andere Reaktion von Leuten kriegen, worauf ich mich schon freute. „Perfekt! Ich würde sagen morgen gegen 18:00 Uhr.“ Fröhlich lächelte ich den Blondschopf an und hoffte innerlich, dass keiner glaubte, ich würde auch alles für sie bezahlen. Jeder war für sich selbst! Deirdre musste ich dann auch noch bescheid sagen, aber das würde ich später machen, wenn wir uns persönlich trafen. Kurz linste ich zu meinem Handy auf dem Tisch, schaute dann aber wieder zu Riley - erstmal war ich interessiert daran, was für einer Art er angehörte. Und er redete schon brav weiter darüber, ohne dass ich es nochmal ansprechen musste. Gespannt folgte ich seinen Worten und musste doch kurz grinsen, als er sich selbst als "göttliche Erscheinung" beschrieb - viel Selbstvertrauen hatte er schonmal. Des Rätsels Lösung dann war jedoch... ein wenig unterwältigend? Ein Mensch? Einfach nur ein Mensch? Gut, dass er nicht so war, wie die meisten Menschen, hatte ich ja vor einigen Minuten selbst noch miterlebt. Nachdenklich schaute ich ihn an und betrachtete kurz die Funken, welche er hervorschnippste, ehe mein Blick wieder auf seinem Gesicht lag. Also wäre die beste Beschreibung einfach... ein Magier? Das kam dem wohl am nächsten. Hinzugefügt wurde noch ein Kommentar über sein Alter, woraufhin ich nur langsam nickte und „Verstehe.“ sagte. Natürlich bot dieser letzte Kommentar Potential für Fragen meinerseits, denn scheinbar war Riley doch älter, als er aussah. Wie alt also? Diese Dinge interessierten mich durchaus, doch war ich selbst nicht bereit auf sie zu antworten, weswegen ich einfach still blieb und es damit dabei beließ. Fragen luden Gegenfragen ein und diesen wollte ich lieber aus dem Weg gehen.
Stille kehrte ein und für die nächsten Minuten fokussierte ich mich eher auf mich selbst, mein Essen und mein Getränk. Satt machen taten die Nüsse nicht komplett, aber sie halfen definitiv - und komplett vollstopfen wollte ich mich gerade auch nicht, immerhin hatte ich heute noch Dinge vor. Ich ließ meine Gedanken für ein paar Momente umher wandern, ehe ich mich nach ein paar Minuten mit meinem Stuhl richtung Tisch rollte, mein Handy nahm und wieder ein wenig wegrollte. Ich schickte Deirdre eine Nachricht, wie schon so oft heute, und fragte mich, ob das der beste Vorschlag war, den ich hätte machen können. War das vielleicht zu viel? Egal, gesendet war der Text nun. Das Handy auf meinem Schoß platziert ließ ich meine Gedanken wandern, ebenso wie meine Augen durch den Raum. Ich ließ die Behandlung Revue passieren, was mich dazu veranlasste meine Mundwinkel etwas nach unten zu verziehen; schön war es ja nicht gewesen. Doch ein Thema schlich sich wieder in meine Gedanken, welches ich dort schon im Kopf gehabt hatte. Selbstverteidigung. Je länger ich darüber nachdachte, desto unzufriedener war ich mit meinen Fähigkeiten. Vielleicht konnte ich jeden und alles heilen, aber was brachte mir das, wenn ich eventuellen Angreifern nichtmal ebenbürtig gegenüber stehen konnte? Es ratterte in meinem Hirn und auch auf meinem Gesicht spiegelte sich wieder, wie sich die Zahnrädchen drehten. Ob ich mich im Nahkampf trainieren lassen sollte? Nein, irgendwie sah ich mich da nicht. Ebenso wenig traute ich mir Nahkampfwaffen zu, konnte mich nicht mit dem Gedanken ein Schwert oder sonstiges zu haben anfreunden. Ich bräuchte irgendwas aus der Ferne, mit sicherem Abstand. Plötzlich erhellte sich mein Gesicht, als wäre tatsächlich eine Glühbirne über meinem Kopf angegangen, und ich schaute Riley hoffnungsvoll an. „Sag mal Riley, rein theoretisch, könntest du einen Zauber auf Pistolen legen, sodass man ...“, ich überlegte kurz, wie ich es beschreiben wollte, „... quasi Magie in diese einfließen lassen und dadurch als Munition benutzen könnte?“ In meinem Kopf sah es ganz einfach aus, ich würde eine Schusswaffe halten, meine Magie irgendwie in dieser bündeln, was aus dieser eine Art Projektil machte. Sowas gab es doch bestimmt! Bonuspunkte gab es, wenn man damit auch bestimmen konnte, wie stark der Schuss wäre. Das klang doch perfekt, damit müsste ich eigentlich nur zielen lernen! Einen kleinen Dämpfer gab es für meinen Enthusiasmus dann doch, als mir noch etwas anderes einfiel. „Und, rein theoretisch, wüsstest du vielleicht wo man Pistolen herkriegt?“ Ich grinste ihn etwas ertappt an; als wäre es so schwer, sich zu denken, was gerade in meinem Kopf vor sich ging. Ich entschied mich dazu, ihm einfach meine Gedanken mitzuteilen - so schlimm würde es schon nicht werden. Hoffentlich. Ich seufzte leise und legte den Kopf etwas schief, während ich den Constantin anschaute. „Als ich dir vorhin meine Geschichte erzählt habe dachte ich nur, dass ich mich gerne selbst verteidigen könnte.“ Warum fühlte ich mich grade wie ein Kind, dass seinen Vater um irgendetwas bat? Wenn Riley mir nicht half, würde ich einfach einen anderen Weg finden! ... Irgendwie, irgendwann. Vielleicht.
Also doch keine Nachfrage. Komisch, wirklich. Eigentlich hatte er die Engelin immer für die Sorte gehalten, welche sich gerne mit ihrem Umfeld beschäftigt. So liebevoll und fürsorglich wie sich immer um ihre Patienten kümmerte, erwischte ihn diese plötzliche passive Art doch ein wenig unvorbereitet. Man lernte wirklich nie aus. Gerade jetzt hatte dieser Spruch für ihn mehr Bedeutung als an manch anderen Tagen. Es war eine interessante Facette ihres Charakters, die er bestimmt noch öfter sehen würde. Es stellte sich also die Frage, warum sie nicht so gerne über das Alter redete. Das simple Klischee, dass Frauen nicht gerne über ihr alter redeten, galt hier nicht. Falls es überhaupt jemals berechtigt war. Selbst er vermied das Thema normalerweise, weil seine Art sich einfach nicht mit dem erwarteten Verhalten decken würde. Zumindest hier auf Isola wurde er schon ein paar Mal darauf angesprochen, warum er nicht die Aura eines weisen Lehrmeisters besaß. Sich da dann rauszureden war … anstrengend. Ja, so konnte man es ohne Zweifel betiteln. „Ja, alt sein ist eben nicht einfach.“, schloss er das Thema nach Amélies Kommentar gebührend ab und wiegte sich in gefräßige Stille. Er war zwar ein sehr geschwätziger Mensch und professioneller Dummlaberer. Aber es musste eben auch Gründe geben, warum er mit Vincent so gut klar kam. Apropro: Er sollte ihn mal wieder zum Grillen einladen. Da war schon zu lange nichts mehr wirklich los. Was gab es außerdem Besseres als ein kühles Bier, geiles Fleisch, Zucchinischeiben und mit Kräuterbutter gefüllte Riesen-Champignons? Er war zwar nicht so der Koch, aber wenn es um sein Hobby ging … nun, da war der Brite einfach Feuer und Flamme. Echt ein Segen, dass er was zu Futtern hier hatte. Ansonsten wäre er wohl gleich los und hätte was zum Grillen eingekauft. Aber noch war dafür ja massig Zeit. Die Läden schlossen nicht in der nächsten Stunde und eigentlich waren die Regale immer gut gefüllt. Reichte also auch, wenn er heute Abend loszog.
So schnell würde er dort sowieso nicht hinkommen. Mal ganz davon abgesehen, dass Amélie ein komplett anderes Thema anschnitt. Waffen verzaubern? Ein weiteres Mal an diesem Tag legte er die Sonnenbrille ab und blickte Amélie ins Gesicht. Er sagte nichts und ließ sie ausreden. Theoretisch konnte man alles verzaubern und theoretisch auch alles besorgen. Diese Insel war kein isoliertes Fleckchen Erde. Auch, wenn man es gerne als ein solches bezeichnete. Man hatte hier immerhin auch ein Krankenhaus mit guter Einrichtung. Strom, Internet, Güter aus aller Welt. Zufall war nur, dass sie sich dabei auch noch an einen alten Fuchs wie ihn wandte. So lange wie er hier war, könnte er ihr vermutlich sogar einen Hubschrauber besorgen. Der Hannibal Smith von Isola, wenn man so will. „Der Gedanke ist verständlich.“, deutete er mit einem verständnisvollen Ton an und rotierte dabei die Brille in seiner linken Hand. „Schaden zugefügt zu bekommen bekräftigt immer das Bedürfnis sich verteidigen zu wollen. Mit Recht, natürlich.“. Aber es gehörte mehr dazu. Allerdings machte seine Kollegin ihm jetzt nicht den Eindruck wie eine kauernde Maus in der Ecke zu sitzen und nach Hilfe zu schreien. Naja … er könnte doch …
„Also gut, ich helfe dir dabei.“, und er legte seine Sonnenbrille zum Selbstschutz auf den Tisch zu den ganzen Leckereien. „Isola ist klein. Aber, wenn man weiß wie, ist alles möglich.“. Ein Zucken wanderte über seine Schultern und er tippte nachdenklich an seine Unterlippe. „Nur, einen Gegenstand zu verzaubern ist etwas anderes als Magie einfach erscheinen zu lassen.“. Er ließ wie beim Ballabend eine blau leuchtende Vase auf dem Tisch erscheinen, die eine physische Konsistenz aufweisen konnte. Sein Finger tippte etwas spielerisch dagegen. „Es ist nicht wie ein simpler Zauber, den ich raushole und dann einfach verschwinden lasse. Wir müssen die Verzauberung binden, es dauerhaft nutzbar machen. Dafür bräuchte ich ein paar Hilfsmittel.“, und er ließ das blaue Erzeugnis seiner Magie wieder verschwinden. „Allerdings…“, und eine Pause mischte sich in seinen Redefluss, „ … ja, die andere Besorgung würde etwas dauern. Die Sachen für Verzauberungen bekommen wir – dem Herrn sei Dank – in einem Laden in der Stadt.“. Ein leises Lachen unterbrach sein Gerede. „Und eigentlich solltest du den Laden auch kennen. Kann man von außen auch leicht mit einem Antiquitätenladen verwechseln. Ist aber weit gefehlt.“. Klang wie Schleichwerbung, war es auch in einem gewissen Maße. „Was deinen Waffenwunsch angeht … nun, gebe mir bis morgen Zeit. Das sollte reichen.“, was ihn jetzt wie einen Unterhändler wirken ließ, aber um ein oder zwei Anrufe würde er auf jeden Fall nicht drumherum kommen. Vielleicht musste er auch einen Gefallen einlösen. Doch damit würde der Brite Amélie nicht belästigen. Am Ende würde auch er ruhiger schlafen, wenn sie sich besser verteidigen könnte. War so eine ähnliche Sache wie mit dem Fischer und dem Fisch, aber das war eine andere Geschichte. „Bis dahin ist alles, was ich dir anbieten kann, ein Training mit meiner Privatwaffe.“, er stand auf und drehte sich ein bisschen im Kreis, „Du weißt schon, um dich einzugewöhnen und einen Vorgeschmack zu liefern, vielleicht sogar ein paar Zauber zu üben. Ich bezweifle, dass wir im Magierladen so viel Zeit brauchen werden.“. Und mit diesem weitreichenden Monolog blieb er zu seiner Kollegin gerichtet stehen. Er wirkte recht amüsiert, was vielleicht auch daran lag, dass er etwas zu tun bekommen hatte. „Also? Wie klingt das?“.
Ein wenig misstrauisch betrachtete ich Riley nach seinem abschließenden Kommentar über das Alters-Thema. Sicherlich war ihm aufgefallen, dass ich nicht darüber reden wollte - doch ahnte er etwas? Es war bestimmt nicht zu weit hergeholt, wenn man davon ausging, dass ein Engel nicht so alt war wie er schien und ein paar Jährchen mehr auf dem Buckel hatte. Aber wirkliches Wissen hatte Riley nicht über mich, oder? Stand mein richtiges Alter überhaupt in meiner Akte? Fragen über Fragen, auf die ich im Moment keine Antwort kriegen würde. Im Grunde hätte ich auch kein Problem damit, Riley mein richtiges Alter zu verraten, da ich ihn nicht so einschätzte, deswegen irgendwelche Komplexe zu kriegen. Die Gefahr bestand mehr darin, dass es sich rumsprechen könnte und ich keine Ahnung hatte, welche Person mich dann auf einmal anders behandeln würde. Und davon gab es immer Exemplare, ob sie es einsehen wollten oder nicht.
Auf meine Fragen hin setzte Riley abermals seine Brille ab - war das sein Zeichen dafür, dass er etwas ernst nahm, oder so? Der Blondschopf und seine Sonnenbrille, ein mysteriöses Duo. Für ein paar Sekunden lag mein Blick noch auf den Gläsern, ehe ich meinen Kollegen anschaute und mir bei seinen Worten ein kleiner Stein vom Herzen fiel. Ein breites Lächeln legte sich auf meine Lippen, während ich ihm aufmerksam zuhörte, denn immerhin ging es hier wiedermal um etwas, was ich wollte. Ich sollte Riley irgendwann wirklich mal zum Essen einladen, oder so. Ich schaute ihm bei seinem magischen Trick zu und überlegte, welchen Laden er meinte. Ich war gerade mal eine Woche wieder hier und vor ein paar Monaten waren es nur wenige Tage gewesen, also konnte ich nicht behaupten, mich schon perfekt auf der Insel auszukennen. Doch ich meinte zu wissen, von welchem Laden er sprach - zumindest hatte ich eine Idee. Hätte ich vielleicht auch selbst drauf kommen können, doch das war ja nicht alles was ich brauchte; und irgendwie schien Riley sich besser mit Waffen auszukennen, als ich geglaubt hatte. Freudestrahlend nickte ich, als er meinte, die Waffen schon bis morgen besorgen zu können. „Vielen Dank!“ Wollte ich wirklich wissen, woher er diese nahm und warum er sie so schnell besorgen konnte? Dessen war ich mir nicht sicher, aber einer anderen Sache dafür umso mehr: Riley war viel mysteriöser, als ich ihn zuerst eingeschätzt hatte.
„Das klingt perfek!“, gab ich enthusiastisch von mir, als Riley mir eine Art Training anbot, und sofort tat ich es ihm nach und erhob mich voller Tatendrang. Ich strahlte ihn an wie ein Kind, welches einen Tag Schulfrei mit Kino- und Kirmesbesuch versprochen bekommen hatte. Ich schnappte mir meine Tasche wieder und hing sie mir über die rechte Schulter, ehe ich mich kurz im Zimmer umschaute. „Sollen wir dafür woanders hingehen?“ Nachdenklich schaute ich den Riesen vor mir an und überlegte, wie das Training wohl aussehen würde. Mit seiner Privatwaffe... Hatte diese echte Munition? Wenn ja war der Raum hier sicherlich nicht dafür geeignet; obwohl er auch von Magie gesprochen hatte. „Es verwundert mich, dass du selbst eine hast. Und wie kannst du Waffen so schnell besorgen...?“ Ich legte den Kopf schief und ließ meinen nachdenklichen Blick auf Rileys Gesicht gerichtet. War er teil der Mafia, oder so?
Irgendwie war er ja schon froh darüber, dass nur ein „Danke“ und keine weiteren Fragen kamen. Die Sache ist, wenn man so viel wie er durchlebt hatte und sich dann noch ein paar Freunde aufhob, hatte man immer ein paar Beziehungen in der Hinterhand. Außerdem schweißten solche Ereignisse, wie er sie erlebt hatte, zusammen. Zugegeben: Auch wenn es ihm in den frühen 90ern schwer gefallen war die Kameradschaft und dieses Gefühl der Geschlossenheit hinter sich zu lassen, so war es doch die richtige Entscheidung gewesen. Allein seiner eigenen Ideale wegen, die mehreren Helfen wollten und nicht nur irgendeinem höheren Zweck dienten, der am Ende mehr zerstörte als er reparierte. Aber das, wie so vieles in seinem Leben, war eine Geschichte für später. Für manche bestimmt Lehrreich, für andere wiederrum nur langweilig. Am Ende würde sich nur jemand mit wirklichem Interesse wohl damit auseinandersetzen. So jemanden – und er hatte wirklich danach gesucht – gab es in seinen Augen aber noch nicht auf Isola. Es war auch fraglich, ob man jemals so jemanden treffen würde … mh. Naja, erstmal dieses Thema abhaken. „Immer wieder gerne.“, erwiderte Riley mit einem kleinen Nicken und lächelte leicht zufrieden in sich hinein.
Das auch sie schon Feuer und Flamme für das Training war, dass wiederrum war …. Unerwartet? Na gut, nicht so wirklich. Einen kleinen Moment zögerte der Brite trotzdem, bevor er sich entspannt seine Sonnenbrille auf die Nase setzte. „Freut mich, dass du so motiviert bei der Sache bist.“, grinste er und nahm sich trotzdem die Zeit alles an Krimskrams auf dem Tisch einzupacken und in ein Nebenfach seiner Tasche zu stopfen. Amélie schien da eher weniger von zu halten, so gespannt und hibbelig wie sie sich schon abreisebereit machte. „Ganz ruhig, nicht so schnell.“, lachte er und verstaute das letzte Tütchen, bevor der Reisverschluss zugezogen wurde. „Wir müssen ohnehin erstmal die Waffe an sich holen.“, was er mit einem demonstrativen Zeigen auf sich selbst noch einmal untermauerte, „Ich habe sie schließlich nicht dabei. Ist mehr für den heimischen Gebrauch, wenn du verstehst.“. Okay, würde sie vermutlich nicht. War aber auch nicht unbedingt schlecht. Aber dieser März war sowieso eine beispiellose Belastungsprobe gewesen. Wenn Werwölfe schon dazu übergehen wollend eine Karre zu demolieren … nein. Die Waffe war Pflicht, wenn er seine sentimentale Männernostalgie nicht bald auf dem Schrottplatz sehen wöllte. So standen eben die Fakten. Aber wenigstens war er nun auch abmarschbereit, nachdem er sich seine Arzttasche über die Schulter gehängt und die Wasserflasche in seine Hand gepackt hatte. Letzten Endes konnte Amélie ihre Neugierde dann wohl doch nicht zurückhalten. Verdammt! „Ich habe eben ein paar Freunde aus alten Tagen, mit denen ich noch gute Beziehungen pflege.“, hüllte er sich in ein künstliches Mysterium und lächelte freundlich. „Tatsache ist nun einmal, dass die Insel nicht so ungefährlich ist, wie man sie gerne hätte. Da sollte man sowas durchaus in Griffreichweite halten. Seh‘ mich einfach als Hannibal Smith der Insel.“, kommentierte er Scherzhaft und machte sich mit ihr zusammen auf den Weg nach draußen vor die Schule. Hier war es mittlerweile so leer geworden, dass man glaubte in einem dieser Horrorfilme zu sein. Nur aus dem Büro der Direktorin – was sie unweigerlich passierten – vermochte man eine kühle Stimme zu hören.
„Weißt du, da ich meinen Wagen ungern hier stehen lasse … und ich ja sowieso noch zuhause reinschauen muss...“, Riley suchte den Blickkontakt zu Amélie, „...es gibt eine alte Waldhütte hier beim Bambuswald, wo sich solche Übungen anbieten. Also, wenn du willst zeig ich dir den Ort und du wartest da auf mich?“. Was natürlich ein bisschen dauern könnte, aber damit würde die brünette Ärztin sicherlich klarkommen. „Die Besorgungen für das verzaubern werde ich dann einfach im Anschluss selbst erledigen.“, er verschränkte seine Arme vor der Brust und schmunzelte leicht, „So Feuer und Flamme, wie du für das Training eben warst, würde die kleine Shopping-Tour dich wohl sowieso nur langweilen.“. Vor allem, weil er Amélie nicht für den Typus-Frau hielt, die gerne in einem alten Magie-Laden rumkramte. Wohl auch eine Begeisterung mit der er mal wieder alleine sein würde. Ja, das Leben war hart. „Oder du folgst mir nach Hause und wir fahren mit deinem Wagen dann einfach in die Richtung. Gibt zwar noch einen kleinen Laufweg, aber hey, ist gemeinschaftlicher.“, ein erheitertes Auflachen folgte, "Und Avon reißt mir nicht den Arsch auf, dass ich unnötig die Umwelt verschmutze. Kann also nicht schaden." Und es hörte sich für ihn selbst auch angenehmer an. Sie dort einfach – wenn auch nur kurz – rumstehen zu lassen, war nicht so seine Vorstellung eines gemeinsamen Trainings. Generell war er nicht so der Typ dafür andere einfach irgendwo stehen zu lassen. War irgendwie asozial, auf mehreren Ebenen, die der Doc sich jetzt nicht nochmal gedanklich vorlesen wollte. Die Motivation von einem blauhaarigen Son-Goku vermöbelt zu werden half allerdings auch dabei das schlechte Gewissen zu fördern .... wirklich! „Also? Was sagst du? Müsstest mich danach nur netterweise wieder bei mir absetzen.“, er grinste frech, „Womit ich mein Schicksal natürlich auch in deine Hände lege.“. Was ihn direkt darüber sinnieren ließ, ob sie ihm einfach nur die Waffe abnahm, ihn verschwinden ließ und eben in diesem Wald ordnungsgemäß verscharrte. Der perfekte Mord … und ein perfekter Krimi. Mh, er sollte Drehbuchautor werden. Oder vielleicht dich Geschichtsschreiber? Sein Blick wanderte nachdenklich an Amélie vorbei, bevor er wieder zu ihr zurückkehrte. Was würde es sein? Sie hatte die Wahl.