Das Krankenzimmer ist ziemlich schlicht gestaltet. Hier und da hängen die üblichen Poster, die nunmal in einem Krankenzimmer hängen sollten. Zwei Betten, die durch Vorhänge voneinander getrennt sind befinden sich in diesen Raum. Diese sind besonders weich... und kuschelig... und verführen schlimmstenfalls zum Schlafen. Ein kleiner, chaotischer Pult, auf dem der Schularzt mit einem Computer arbeiten kann befindet sich neben den Betten. Desweiteren finden sich im ganzen Raum verteilt Medizinschränke und diverse Utensilien wie eine Waage oder ein Messgerät. An einem runden Tisch hat man die Möglichkeit, wichtige Gespräche die die Gesundheit betreffen zu führen. Der Geruch des Raumes ist wegen der vielen Desinfektionsmittel stets ein chemischer.
Ich trat ein und sah einen Mann. Meine Augen verengten sich ein wenig. Was war denn das für ein Typ? Ich entschloss mich sein Aussehen einfach zu ignorieren und trat näher auf ihn zu. "Entschuldigung, ich bin hier weil ich fragen wollte, ob sie hier Blutbeutel haben." Fragend sah ich ihn an und wartete auf seine Antwort. Ich brauchte dringend Blut oder etwas, was meinen Durst danach stillte. Das hier war eine Schule für verschiedene Wesen, da mussten sie doch etwas haben! Ich würde sonst wohl de nächst Besten anfallen. Dieser Gedanke gefiel mir nicht wirklich aber etwas in mir verlangte förmlich danach. Immerhin war frisches Blut immer noch das Beste. Unbewusst starrte ich auf den Hals des Mannes. Ich wollte Blut und das jetzt! Schnell machte ich einen Schritt auf ihn zu. Alles in mir schrie danach, ihm die Kehle aufzureißen und sein Blut zu trinken. Nur eine kleine Stimme hielt mich noch davon ab. Vor meinem innere Auge blitzen Bilder meiner bisherigen Opfer auf und ich sah ihre schreckgeweiteten Augen vor mir. Um diese schrecklichen Bilder loszuwerden, hielt ich mir den Kopf und schüttelte ihn angestrengt. Das was ich hier tat war nicht gut und ich wollte es nicht wiederholen! Meine Fangzähne waren bereits ausgefahren und ich biss mir so fest auf die Lippe, sodass sich mein Blut einen Weg auf mein Kinn bahnte und dann zu Boden tropfte. Innerlich schrie ich auf. Ich wollte diese Bilder nicht mehr sehen! Als ich schon das Gefühl hatte zusammenzubrechen, stoppte es plötzlich und ich nahm wieder die Welt um mich herum war. Mit geweiteten Augen liess ich meinen Kopf los und starrte stumm zu dem Mann. Ich schmeckte und roch mein eigenes Blut. Mit einer schnellen Handbewegung wischte ich es Weg, um nicht wieder in meinen vorherigen Zustand zurück zu fallen. Das war mir in letzter Zeit zu oft passiert und ich wollte, dass es aufhörte! Ich war hier hergekommen um zu lernen mit dem umzugehen und das so schnell wie möglich.
Langsam schlenderte Shiki durch die Gänge der Schule. Interessant sah es hier nicht wirklich aus, eher so, wie man sich eine typische Schule vorstellte. Und noch dazu fand sich hier niemand anderes. Ein wenig missmutig steckte er die Hände tief in die Taschen, während seine Füße ihn weiter durch die Flure trugen. Ob in der Pause wohl noch etwas interessantes passieren würde? Gerade als er sich diese Frage gestellt hatte, schoss ihm ein vertrauter Geruch in die Nase. Blut. Frisches Blut. Er spürte, wie ihm der Speichel im Mund zusammenlief und ein diebisches Lächeln schlich sich in sein Gesicht, als der Geruch genauso schnell wieder verschwand, wie er aufgetaucht war. Jemand musste das Blut weggewischt haben. Aber es war bereits zu spät, Shiki hatte es schon gerochen und aus lauter Neugier trugen ihn seine Füße in die entsprechende Richtung. Nicht, dass er noch Hunger hatte. Er konnte sich gut kontrollieren und seine Bluttablette für heute hatte er auch bereits zu sich genommen. Aber ein wenig frisches Blut war doch immer verlockend. Als er die -seiner Meinung nach richtige- Tür gefunden hatte, trat er ohne anzuklopfen hinein. Für einen kurzen Moment blieb er stehen, musterte das Mädchen, welches kurz vor ihm stand und ließ auch einen kühlen Blick über den anderen Mann im Raum gleiten. Doch das Mädchen war eindeutig interessanter, schien sie doch auch eine Schülerin zu sein. Vielleicht seine erste weibliche Bekanntschaft an dieser Schule. Nein. Definitiv seine erste weibliche Bekannte an dieser Schule. Den anderen Mann ignorierend war er mit zwei Schritten bei ihr und nahm ihre Hand leicht in die seine. Dabei betrachtete er das weggewischte Blut. „Was für eine Verschwendung.“, stellte er kalt fest und musterte sie aufmerksam, diesen geweiteten Blick. Irgendetwas stimmte mit ihr nicht und so hielt er sich für den Moment ruhig, um zu sehen, wie sie reagierte.
Ich hörte, wie hinter mir die Tür aufging und drehte mich um. Ein junge kam herein und bevor ich etwas sagen konnte, war er auch schon bei mir. Er hob meine Hand und ich wusste im ersten Moment nicht warum er dies tat. Bei seinen Worten wurde es mir jedoch klar. Überrascht sah ich ihm in die Augen. War er etwa auch ein Vampir? Konnte er mir sogar helfen? Ich erinnerte mich daran, dass ich eigentlich vorhatte von Jungs Abstand zu halten aber wenn er mir wirklich helfen konnte, war das egal. Schnell und ein wenig unsicher zog ich meine Hand weg. "Bist du auch ein Vampir?" Ich hielt meine Hand mit der Anderen vor meiner Brust und musterte ihn mit misstrauischem Blick. Vielleicht brauchte ich keine Blutbeutel mehr. Ein Grinsen schlich sich auf mein Gesicht und ich verschränkte meine Arme. "Du kannst mein Blut haben, wenn ich im Gegenzug von deinem kosten darf." Kurz liess ich meine Fangzähne aufblitzen, ehe ich sie wieder hinter meinen Lippen versteckte. Die Blutbeutel waren jetzt nicht mehr so verlockend wie zuvor. Warum war mir die Idee nicht schon früher gekommen? Ich konnte mit einem anderen Vampir einen Deal machen. Mein Blut gegen Seins. Ein wenig unbehaglich dabei war mir schon, ich ignorierte es jedoch. Für frisches Blut würde ich vieles tun und mein Blut anzubieten war jetzt nicht wirklich schlimm. Es gab schlimmeres, viel schlimmeres. Erneut sah ich meinem Gegenüber in die Augen, konnte jedoch nichts darin lesen. Würde er das Angebot annehmen? Ich vermutete es stark, er war immerhin nicht ohne Grund hierhergekommen und hatte meine blutverschmierte Hand genommen. Abwarten und prüfend zugleich suchte ich in seinem Gesicht weiterhin nach einem Hinweis auf seine Gedanken.
Als sie ihre Hand wegzog und ihn fragte, ob er auch ein Vampir sei, seufzte Shiki innerlich auf. War er so leicht zu durchschauen? Nun gut, er war nicht gerade der Experte im Umgang mit anderen. Aber dass sie ihn alle sofort einordnen konnte? Erst Rai, jetzt dieses Mädchen… aber im Gegensatz zu Rai war ihm bei ihr immerhin recht schnell klar, dass sie auch ein Vampir war. Das nannte sich dann ausgleichende Gerechtigkeit. Bei ihrem Angebot sah er wieder auf das verschmierte Blut. Es roch süß und recht anziehend - sonst wäre er ja wohl auch nicht in diesen Raum gekommen. Aber dass sie es so einfach anbot, nur um von seinem kosten zu dürfen? Dieses bereitwillige Angebot und dann diese abwehrende Körperhaltung? Das kam ihm doch ein wenig merkwürdig vor. Er wusste nicht wie andere Vampire es handhabten, aber abgesehen von seinem Meister hatte er bisher nur Menschen verspeist. Was wohl damit zusammenhing, dass sein Meister der einzige andere Vampir war, den er kannte. Bisher gekannt hatte. Daher schlich sich nun auch ein Lächeln in sein Gesicht, welches ihres erwiderte. Der Vorschlag wurde immer interessanter für ihn, so wie sie und ihr gegensätzliches Verhalten interessanter wurden, aber so einfach würde er es ihr nicht machen. Wo bliebe denn da der Spaß? „Bist wohl ganz schön durstig.“, stellte er daher schlicht fest und besah sich ihrer Fangzähne, welche kurz aufblitzten. Dabei lächelte er noch immer, auch wenn dieses Lächeln seine Augen noch nicht erreichen wollte. Er wartete ein paar Sekunden, tat, als ob er über ihr Angebot noch nachdenken würde. „Bevor ich dein Blut nehme wäre mir dein Name ganz recht.“, antwortete er dann, leckte sich kurz über die Lippen und legte leicht den Kopf schief, nur um dann seine Gesichtszüge wieder zu entspannen und in seinen typisch kühlen und abweisenden Ausdruck zu fallen.
Ein bisschen geschockt schaute ich mich um. Gerade hatte ich eine SMS bekommen, die mir mitteilte, dass ich in der Sternenklasse, den Unterricht in Heilkunde halten musste. Auch gut, dort konnte ich mich wenigstens nützlich machen. Ehe ich auf die seltsame Frage des Mädchens antworten konnte, kam auch schon ein Junge hereingestürmt. Zuerst wandte ich mich zum Mädchen. Sie sah eigentlich ganz nett aus, aber man merkte an ihrem nervösen verhalten, dass sie sich nicht ganz unter Kontrolle hatte. Sie dürfte ein relativ neuer Vampir gewesen sein."Zwei Vampire? Ok, Blut habe ich zwar nicht für Vampire hier, aber Blutbeeren. Soll ein guter Ersatz sein." Schon wieder hatte ich mein freundliches beruhigendes Lächeln auf gesetzt und sprach mit einem sanften Ton. Dann bemerkte ich ihren gierigen Blick und begann leise zu lachen. "Wenn du willst kannst du ruhig hineinbeißen, aber es wird nich viel bringen. Ich habe schon seit meinem Tod kein Blut mehr in mir." Daraufhin, ging ich zu einem der Kästen und holte ein paar getrocknete Beeren in einem Säckchen heraus. Dann gab ich es dem Mädchen und schaute nun ein bisschen ernster drein. "Damit musst du mindestens den heutigen Tag auskommen. Falls du es nicht schaffst, während der Schulzeit bin ich eigentlich immer hier und nach der Schule, bin ich im Krankenzimmer des Waisenhauses anzutreffen. Falls nicht, steht sowieso überall meine Telefonnummer. Ich bin immer erreichbar und dir auch nicht böse wenn du mich anrufst. Dafür bin ich ja schließlich da." Am Ende zwinkerte ich ihr kurz zu und schaute dann zu dem Jungen. Dieser schien mir ein bisschen unsympathisch zu sein. Ich legte den Kopf schief, wobei der Nagel in meinem Schädel besonders zur Geltung kam. "Unhöflich, aber ist ja auch egal. Halt dich gefälligst im Zaum. Wenn wegen dir jemand hier im Krankenzimmer liegt, dann kannst du was erleben. Wenn du willst kannst du auch ein paar Blutbeeren haben. Hilft ungemein und für Hitzköpfe sollen sie auch ganz gut sein." Den letzten Satz beendete ich mit einem leichten Schmunzeln, wobei ich mir mit dem rechten Zeigefinger die Brille zurecht schob.
out: Sry wegen Doppelpost, aber Uro muss jetzt in die Sternenklasse.
Bei einem Blick auf die Uhr wurde mir bewusst, dass es an der Zeit war zu gehen. Behutsam schob ich die beiden aus dem Krankenzimmer, packte meine Aktentasche und steckte die Ziagarette, an der ich schon seit heute Morgen nuckelte, in eine meiner Manteltaschen. "Falls ihr irgendetwas braucht, ich bin in der Sternenklasse." Hastig kritzelte ich etwas auf einen Zettel und hängte ihn an der Tür auf. Bin gerade in der Sternenklasse Unterricht halten. Falls nötig, könnt ihr mich auch anrufen. Danach schaute ich noch einmal zu den zwei Vampiren, lächelte kurz und ging.
Ich grinste den Vampir vor mir frech an. "Naomi." Ich wollte sein Blut und keine Freundschaft, also sollte mein Name genügen. Er war ein Typ und die konnten mir wirklich gestohlen bleiben. Ein wenig unfair ihm gegenüber fand ich es jedoch schon, vielleicht war er ja auch nett, obwohl ich mir das schwer vorstellen konnte. Als der Lehrer mir einige Beeren gab, sah ich sie skeptisch an. Sie waren hilfreich aber wenn ich an richtiges Blut rankommen konnte, würde ich natürlich dieses vorziehen. Trotzdem lächelte ich dem Lehrer dankend zu und kicherte über die Worte, die der Lehrer an den Vampir richtete. Als es klingelte, verliess der Lehrer das Krankenzimmer und ich war alleine mit dem Vampir hier. Sollte ich zum Unterricht gehen oder hier bleiben und meinen Durst mit seinem Blut stillen? Ich sah erneut auf seinen Hals und trat einen Schritt auf ihn zu. "Wie ist dein Name?" Es war nur ein Flüstern aber da ich ziemlich nahe bei ihm stand und er ein Vampir war, konnte er es ohne Probleme verstehen. Ich wendete meinen Blick von seinem Hals ab und sah in seine grauen (?) Augen. "Stimmst du jetzt dem Deal zu oder nicht?" Ich hob meine rechte Hand und schnitt mit mit meinem Nagel in den Hals, sodass Blut in einem dünnen Rinnsal seinen Weg nach unten bahnte. Der Schnitt schmerzte ein wenig aber ich zeigte es ihm nicht. Das wenige Blut an meinem Finger leckte ich selbst ab und hielt danach meine Haare nach hinten. Würde er darauf eingehen oder mein Blut ablehnen? Der Unterricht interessierte mich im Moment wenig. Würde ich halt zu spät kommen oder ihn schwänzen, ich hatte ohnehin keine Lust darauf und mir bot sich hier eine weitaus bessere Möglichkeit meine Zeit zu vertreiben. Äusserlich wirkte ich ruhig und gelassen aber innerlich sträubte sich etwas gegen das was ich hier gerade tat. Ich wollte mein Blut eigentlich nicht anbieten, schon gar nicht einem Typen aber um welches zu bekommen, war dies nur fair. Ich wollte wenigstens, dass es schnell ging und ich danach verschwinden konnte. Vielleicht würde ich doch noch in den Unterricht gehen aber es hing davon ab, wie es sich anfühlte ausgesaugt zu werden. Ich wurde bisher nur einmal von einem Vampir gebissen und das war Shin gewesen. Leider konnte ich mich nicht mehr richtig an das damalige Gefühl erinnern und dass machte mich nur noch nervöser.
Shiki beobachtete, wie der offensichtliche Schularzt dem Mädchen das Säckchen Blutbeeren gab. Er kannte diese Beeren, sie waren ganz lecker zum Naschen zwischendurch, aber keineswegs ein Ersatz für seine tägliche Bluttablette oder gar richtiges Blut. Daher konnte er, was den Geschmack betraf, ihren Vorschlag durchaus nachvollziehen. „Hitzkopf?“ Shiki zog eine Augenbraue hoch und fixierte den Arzt. Er war schon oft als kalt und egoistisch bezeichnet worden, gut, auch schon als gewalttätig, aber ein Hitzkopf? Trotzdem erwiderte er nichts weiter, behielt bloß seinen skeptischen Gesichtsausdruck bei und beobachtete den Nagelköpfigen so lange, bis er den Raum verlassen hatte. Dann war er mit dem Mädchen allein. Allein mit einer jungen Vampirin. Der Gedanke und ihr freches Grinsen ließen ihn schmunzeln. Das Läuten der Schulglocke ignorierte er ebenso wie sie, denn immerhin war diese Situation hier gerade einfach zu verlockend um sie zu verlassen. Er fühlte das Blut an seinem Hals pochen, als sie ihren Blick dorthin richtete. Der Schritt auf ihn zu und ihr Flüstern verdeutlichten ihm ihre Nähe und als sie sich in die [blaugrau^^] Augen sahen, beschloss er seine Beziehung mit diesem Mädchen zu vertiefen. Auf die eine oder andere Art und ob sie wollte oder nicht. Den Schnitt in ihre Haut und den darauf folgenden Blutfluss beobachtete er nur kurz, dann wandte sich sein Blick wieder ihrem Gesicht zu und er verzog seines ein wenig missmutig. Warum machte sie es ihm so einfach und die Sache so langweilig? Zudem würde er nicht einfach nur ihren Anweisungen folgen. Er atmete ruhig ein. Ein wenig vulgär fand er ihr Verhalten schon, wie sie dort vor ihm stand, mit dem zurückgehaltenem Haar und dem süßen Blutduft, der sie nun umgab. Merkte sie nicht, dass sie sich ihm zudem gerade so ziemlich ausgeliefert hatte? Eine schnelle Bewegung von ihm und… nun, er wusste noch nicht wie stark sie wirklich war. Zwar schien ihr Blutdurst sie noch sehr zu beherrschen, aber den Rest konnte er noch nicht ganz einschätzen. Zeit, es herauszufinden. „Shiki.“, antwortete er ebenso leise wie sie, nahm ihr dabei das Säckchen mit den Blutbeeren aus der Hand und fischte eine heraus. „Wir können gerne einen Deal schließen, aber so ist das doch ein wenig langweilig.“, fuhr er fort, strich dann mit der Blutbeere den Rinnsal an ihrem Hals nach. So blieb ihr Blut darauf haften und mit einer geschmeidigen Bewegung schob er sie Naomi in den Mund. Den Finger ließ er sehr kurz an ihren Lippen ruhen, dann leckte er mit einer beiläufigen Bewegung den letzten Blutspritzer von seiner Fingerkuppe. Natürlich, ihr Blut war verlockend und wie der kleine Spritzer bewies sogar sehr lecker, aber er hatte sich vollkommen unter Kontrolle. So fiel es ihm auch nicht sonderlich schwer, sie noch ein wenig zu necken. Ob er ihr sein Blut wirklich gab, würde sich später zeigen. „Wenn ich dein Blut trinken will, nehme ich es mir schon selbst. Das brauchst du mir nicht so zu präsentieren.“, begann er und ließ sein kaltes Lächeln kurz wieder aufblitzen. Ihm war eine Idee gekommen. „Außerdem… wenn ich du wäre würde ich mein Blut nicht jedem dahergelaufenen Vampirmann einfach so anbieten.“ Schnell schloss Shiki die letzte Distanz zwischen ihnen, nahm Naomi bei der Schulter und schob sie ein kurzes Stück zurück, bis sie zwischen der Wand und ihm eingekeilt war. Er beugte sich hinab, wählte bewusst ihre unverletzte Halsseite. „Das kann gefährlich werden.“, flüsterte er dann leise, hauchte die Worte fast schon auf ihre Haut. Dann hielt er inne. Je nachdem wie sie jetzt reagierte, konnte er sich ein Bild von ihren Fähigkeiten machen und die waren zunächst einmal interessant zu wissen, um sie besser einschätzen zu können.
Ein wenig verdutz aß ich die Beere und fragte mich, was genau er sich bei diesen Worten gedacht hatte. Was wollte der Typ denn noch von ihr? Ich wurde immer nervöser und dass er sich anscheinend so gut unter Kontrolle hatte, half da nicht gerade aus. Ich wusste, dass er ein älterer Vampir als ich war und somit auch um einiges stärker. Bei seinen Worten zuckte ich ein wenig zusammen. Ja er hatte recht, er könnte es sich auch einfach so holen aber dies würde sicher gegen die Schulregeln verstoßen. Die Frage war nur, ob ihn die Regeln überhaupt interessierten. Bei seinem kalten Lächeln lief mir ein Schauer über den Rücken. Vielleicht hätte ich mich doch nicht so von meinem Hunger leiten lassen sollen. Es brachte mir nur Ärger ein! Ein kurzes, überraschtes Keuchen entfloh meinen Lippen, als er mich packte und gegen die Wand schob. Ich sah mich hektisch nach einem möglichen Fluchtweg um aber es hätte ohnehin nichts genützt. Mein Körper verkrampfte sich bei seiner Nähe automatisch und als ich seinen warmen Atem an meinem Hals spürte, stellten sich meine Nackenhaare auf. Ich schluckte schwer und schloss die Augen. Wenn ich jetzt nicht reagieren würde, würde er sich wahrscheinlich mein Blut holen. Innerlich versuchte ich einigermaßen zur Ruhe zu kommen, damit ich mich konzentrieren konnte. Nach einem Tiefen ausatmen, schaffte ich dies auch recht gut. Ich öffnete meine Augen wieder und packte ihn entschlossen an den Schultern, so wie er es zuvor bei mir gemacht hatte. Ich richtete ihn so auf, dass wir uns gegenseitig in die Augen sehen konnten. Ich ließ keine Zweifel zu und sah ihn meinerseits kalt an. "Was schlägst du denn vor?" Ich gab ihm eine kräftigen Schubs, damit ich wieder meinen Freiraum hatte und verschränkte lässig die Arme vor meiner Brust. Ein Grinsen erschien auf meinem Gesicht und ich lehnte mich ein wenig lockere gegen die Wand. "Ich werde mir deinen Vorschlag anhören und dann entscheiden ob ich ihn annehme oder nicht. Oh und ich weiß was ich tue. Deine Meinung wird also weder benötigt, noch habe ich danach gefragt." Mein Grinsen wurde spöttisch. "Also, ich höre." Jetzt war ich neugierig und wollte wissen, was er mit seinen Worten gemeint hatte. Ich war mir zwar immer noch bewusst, dass er stärker war als ich aber ich würde es mir nicht anmerken lassen. Ich war alles andere als schwach und würde mir von ihm auch nichts Vorschreiben lassen.
Shiki beobachtete interessiert, wie Naomi bei seinen Worten zusammenzuckte, hörte ihr überraschtes Keuchen und sah den hektischen Blick. Ihren zierlichen Körper in den Händen und die Lippen nahe an der Halsschlagader ihres so dünnen Nackens, ließen ihn erkennen, wie klein sie im Vergleich zu ihm war. Spätestens ihre verkrampfte Haltung verriet ihm schließlich, dass er wohl der Stärkere von ihnen beide war. Wie langweilig., schoss es ihm durch den Kopf, als sie die Augen schloss. Er spürte eine ernsthafte Enttäuschung, welche er nicht erwartet hatte. Wenn sie nun einfach aufgab würde er sie wohl schlicht stehen lassen und gehen. Sein gerade erst aufgeflammtes Interesse an ihr schien schon wieder zu verschwinden, als er die Veränderung an ihr bemerkte. Er blinzelte kurz als er aufgerichtet wurde und gab sanft nach, als sie ihn von sich schubste. Ihr zurückgewonnenes Selbstvertrauen stieß bei ihm auf regen Anklang. Er konnte sich ein begeistertes Grinsen nicht verkneifen, als sie die Verhandlungen mit ihm erneut aufnahm. So gehörte sich das! Endlich etwas, das ihn interessierte. Eine Herausforderung in der Gestalt eines anderen Vampirs. Einer Vampirdame. „Ich wollte nur sichergehen, dass du weißt, worauf du dich einlässt.“, gab er ebenso spöttisch zurück und konnte die Begeisterung dabei so langsam aus seinem Gesicht bannen. Das Mädchen hatte soeben ihr Schicksal besiegelt; ihm würde sie nicht mehr entkommen. „Ich kann dir etwas von meinem Blut geben - selbstverständlich kann ich auch jederzeit von deinem nehmen wie es mir beliebt.“ Er wechselte in einen sachlichen Tonfall und trat während des Sprechens langsam wieder näher auf sie zu. „Außerdem werden wir uns regelmäßig sehen. Nichts von wegen Bluttausch und das war es dann. Wir werden Zeit miteinander verbringen.“ Er stand nun wieder direkt vor ihr, stemmte eine Hand gegen die Wand und beugte sich zu ihr hinunter, sodass sie auf Augenhöhe und nur wenige Zentimeter voneinander entfernt waren. „Du wirst mein Mädchen.“ So, nun war es ausgesprochen. Immerhin hatte sein Meister ihn hergeschickt um die große Liebe zu finden, dieses Mädchen interessierte ihn, warum also sollte er sie nicht haben können?