Das Krankenzimmer ist ziemlich schlicht gestaltet. Hier und da hängen die üblichen Poster, die nunmal in einem Krankenzimmer hängen sollten. Zwei Betten, die durch Vorhänge voneinander getrennt sind befinden sich in diesen Raum. Diese sind besonders weich... und kuschelig... und verführen schlimmstenfalls zum Schlafen. Ein kleiner, chaotischer Pult, auf dem der Schularzt mit einem Computer arbeiten kann befindet sich neben den Betten. Desweiteren finden sich im ganzen Raum verteilt Medizinschränke und diverse Utensilien wie eine Waage oder ein Messgerät. An einem runden Tisch hat man die Möglichkeit, wichtige Gespräche die die Gesundheit betreffen zu führen. Der Geruch des Raumes ist wegen der vielen Desinfektionsmittel stets ein chemischer.
Liam hatte bevor wir hierher gegangen waren, ziemlich nervös reagiert, presste sogar die Lippen aufeinander, ich hatte einen kurzen Blick auf ihn erhascht, irgendetwas war anders. Er fragte nach der Ärztin, als wüsste er nicht, dass eine Ärztin existierte, ich nickte eifrig, sah ihn jedoch kein weiteres Mal an, mein Blick wich dem seinen immer wieder aus. Jedenfalls sprach er mich letzlich darauf an, wieso ich überhaupt zur Ärztin sollte, ob es die Flügel waren, weshalb ich hingehen sollte. >>Es sind die Flügel, ja...<<, murmelte ich und verschränkte die Arme vor der Brust, wieso interessierte ihn das plötzlich so? Wollte er mich jetzt behandeln, wie eine seiner Schülerinnen, als sei ich ihm gleichgültig? Ich wünschte ich hätte ihn anschreien können, doch sobald ich ihn ansah verschwand der Groll gegen ihn. >>Lass uns einfach mal ins Krankenzimmer gehen und warten <<, sagte er und ging bereits los, sodass ich ihm schleunigst folgen musste, um mithalten zu können, mein Blick also immer von ihm abgewandt wartete ich darauf, dass er irgendetwas sagte, doch es kam nichts mehr. Wieso behandelte er mich so anders, als bei unserem letzten Treffen? Wieso begegnete er mir nicht mehr mit all der Abneigung, wieso diese Gleichgültigkeit? Ich blieb stehen, mitten auf dem Gang, es konnte nur meine Gemütslage, meine Trauer und mein Schmerz sein, die Meine Flügel so krank gemacht hatte. Liam war schuld daran, dass ich mich selbst krank gemacht hatte, doch wie sollte mir die Ärztin da helfen? Selbst konnte ich mir keinen Reim darauf machen, wieso interessierte es ihn so, ob es wegen meiner Flügel war? Hatte er sie wohl gesehen? Das was seinetwegen mit mir passiert war? Niedergeschlagen betrat ich also gemeinsam mit Liam das Krankenzimmer, >>Hallo...<<, murmelte ich der rothaarigen jungen Frau zu, die sich gerade um genau das Mädchen kümmerte, für welches ich Hilfe suchen gegangen war, sie wurde also doch vor mir noch gefunden, ich freute mich, musterte sie eine ganze Weile, ich kannte sie, da war ich mir sicher, das verletzte Mädchen, sie kam mir so bekannt vor. Mir war immernoch ziemlich mulmig und meine Sicht, die eben noch so klar gewesen war, verschleierte wieder, es wurde schwarz und dann sah ich wieder schemenhafte Gestalten. >>Ich bin hier wegen meiner Flügel...könnten Sie sich die vielleicht mal....<<, ich hatte nichteinmal zuende gesprochen, da kippte ich nach hinten und riss Liam um.
Na das war ja mal ein Ellenbogenhieb in die Eier. Bevor Alisha mal eben auf mich gestürzt war, hatte ich nervös auf die Uhr geschaut. Eigentlich müsste ich schon wieder zur Klasse zurück - doch ich konnte mich jetzt schlecht dünne machen. Vor allem jetzt nicht mehr, wo sie doch auf mir lag, und ich nicht fortkam. Jetzt war - nicht nur aus diesem Grund - nicht mehr an weggehen zu denken, also blieb ich, stand vorsichtig auf und hielt dabei Alisha. Ein paar Schritte gelaufen, und ich hievte sie vorsichtig aufs Bett. Sie hatte nicht so trotzig reagieren müssen, oder? Oder sie war eben wütend, was völlig verständlich war, und dachte nun, was ich Scheißkerl denn so nett kam. Es war einerseits schlechtes Gewissen. Doch andererseits hatte ich AJ immer gerne gehabt, sie war doch meine erste Freundin hier gewesen. "Es tut mir leid.", murmelte ich, voller Reue. Klar, mir ging es nicht besser, seit sich Gilli ohne ein Wort dünne gemacht hatte. Aber, wenn ich es mir nicht vollkommen einbildete, so einen Einfluss auf sie zu haben, schien es ihr auch schlecht zu gehen, was ich solange ausblenden konnte, solange ich nicht ihre traurige Miene vor meinem Gesicht hatte. Aber es machte plötzlich kling, als ich realisierte, dass nun keine Zeit zum in Mitleid suhlen war, sondern dass es etwas ernstes sein musste. AJ kippte nicht einfach so...okay, hatte sie schon öfters getan. Aber es war irgendwas mit ihren Flügeln, und als Engel war das ja nicht normal. Also meinte ich relativ hysterisch: "Tun Sie doch was!", bevor ich mich wieder zu AJ umdrehte. "Alisha. AJ. Wach auf. Hopp." Ich wusste nicht viel, aber vermutlich sollte sie besser bei Bewusstsein bleiben, solange wir nicht wussten, was los war. Vorsichtig tätschelte ich ihre Wange, sodass sie aufwachen würde. Über sie gebeugt stierte ich in ihr Gesicht, wartend auf ein Zeichen des Am-Leben-Seins.
Sie hatte eindeutig überreagiert, aber sie konnte nicht anders, wenn man anderen mit voller Absicht Schaden zufügte – da flogen bei ihr die Sicherungen raus. Etwas peinlich berührt, lächelte sie dem Mädchen, dem es offenbar besser zu gehen schien, zu und wollte sich entschuldigen, als ihr Blick aus dem Fenster wanderte. Da kam irgendetwas von oben… irgendetwas Schwarzes. Wie vom Blitz getroffen, zuckte sie auf, denn es war ihr Scharfschützengewehr, welches sie in die Obhut von Slevin gegeben hatte, aber da hatte es versemmelt darauf aufzupassen. In einem Atemzug zum Fenster geschritten, dieses aufgerissen, stieg sie auf den Rahmen und sprang direkt aus diesem, wie in einem der vielen Action-Filme, heraus mit dem Unterschied, dass sie unten nicht in einer Luftmatte, die man später rauschschneiden würde, landete sondern einfach ihre Engelsflügel zeigte um damit kurz zu fliegen. Wer hatte es gewagt und vor allem warum? Dabei schoss ihr das Bild der weißhaarigen Schülerin durch den Kopf. Offenbar hatte sie mir ihre einfache Bemerkung doch mehr getroffen, als erwartet. Seufzend suchte sie sich ihren Weg zurück durch das Fenster und ließ die weißen Schwingen wieder verschwinden, bevor sie die Waffe in der Nähe ihres Pultes platzierte. „Entschuldige“, damit bezog sich die Coleman sowohl auf ihre Reaktion vor wenigen Augenblicken und auf ihr wortloses herausspringen, um sich den schwarzen Engel, wie sie das Schmuckstück nannte, zu holen. „Das hat nichts mit dir zu tun, du brauchst nicht schweigen! Mich macht es nur rasend, wenn man anderen Bewusst schadet. Außerdem verhältst du dich richtig vorbildlich. Ich kenne bislang keinen Schüler oder keine Schülerin, die sich so höflich verhält, wie du“, versuchte sie dem Engelsmädchen etwas Mut zu machen, dabei waren ihre Worte ernst gemeint, obwohl sie vielleicht etwas standardklangen, aber anders formulieren konnte sie das auch nicht. Nebenher hing sie die Tür wieder in die Angeln, so dass man sie wieder normal öffnen konnte – es war somit nichts kaputt gegangen, zu ihrem Glück. Tiana hatte nicht große Lust an ihrem ersten Tag gleich für etwas zu zahlen, nur weil sie keine Hand frei gehabt hatte und sich anders zu helfen wusste. Damit war das auch erledigt und sie konnte sich wieder ganz Lilian widmen – dachte sie zumindest, doch im Folgenden ging die Tür auf und zwei Personen traten ein. Aufgeregt warf sie ihren Blick auf das Mädchen und den Mann, offenbar ein Lehrer, die eintraten und verzog keine Miene als sie die Blauhaarige erblickte. Dass es ihr nicht gut ging war deutlich zu erkennen, als diese dann noch umkippte und den Herren hinter sich mit riss, weiteten sich die goldenen Augen überrascht. Ihren Satz, den sie nicht einmal vollenden konnte, hatte die Rothaarige schon längst vergessen, doch im Gegensatz zu dem Schwarzhaarigen half sie dem Mädchen nicht hoch, sondern erwartete, das er sie aufs Bett legen würde, während sie in den Nebenraum huschte um einige Mittel zu holen. Auch wenn noch nicht sicher war, warum sie umgekippt war, wollte die Ärztin das Nötigste in der Nähe haben, um den Körper im Notfall anregen zu können. „Ganz ruhig!“, meinte sie zu Liam und versuchte seine Hysterie, hörte sie diese doch deutlich aus seiner Stimme raus, zu begraben, bevor sie ihn sanft zur Seite schob. Sie war auch keine Magierin, die alles mit einem Fingerschnippen wieder ungeschehen machen konnte, auch wenn sie die Fähigkeiten besaß Wunden und Krankheiten rasch zu heilen – aber bei Bewusstlosigkeit, sollte die Ursache herausgefunden werden, denn es konnte stets etwas ernstes sein. Ins Geheim fragte sich die Lehrerin ob sie irgendeinen Trend verpasst hatte, da heute irgendwie alle Umfielen, ehe sie sich daran machte die Schülerin in die Stabile Seitenlage zu bringen, damit sie, falls sie erbrechen musste, nicht daran ersticken würde. „Wissen sie etwas darüber, weshalb sie Ohnmächtig wurde? Krankheiten, zu viel Druck?“, fragte sie die Begleitung der Schülerin. Da er sie hierher begleitet hatte, musste er ja irgendetwas wissen – immerhin hatte er sie doch hierhin beordert, zumindest ging Tiana davon aus. Doch selbst wenn die Lehrkraft nichts wusste, würde sie das Mädchen auf unterschiedliches Untersuchen, wenn sie in den nächsten Augenblicken nicht wach werden würde. Ihr strenger Blick, der trotz allem doch so sanft wirkte, legte sich auf die Bewusstlose, ihre Atmung genau unter Beobachtung haltend. Es war nicht das erste Mal, dass die Rothaarige den Fall einer Bewusstlosigkeit miterlebte, damals in der Villa kippten regelmäßig einige ihrer Freundinnen um, weil sie dehydriert oder sonstige Probleme hatten – da war es schon fast Routine geworden so etwas zu behandeln, auch wenn sie damals nur, wenn es nötig war, zu Mund-zu-Mund-Beatmung griff und dafür sorgte, dass sie nicht an ihrem Erbrochenen erstickten. Solche Mittel nutze damals nur der Notarzt.
Der kleine Hechtsprung blieb unkommentiert, war die Enjeru doch so beeindruckt von dieser kleinen Einlage, das ihr schlicht nichts einfiel, was sie hätte sagen können. Die Flügel der Frau waren total schön.. ein richtiger Engel eben.. manchmal wäre Lilian auch gern so schön, und würde einfach gern davon schweben. Milde den Kopf schüttelnd hatte sie sich selbst wieder aus ihrer Schiene heraus gerissen, wollte sie doch eigentlich nicht mehr so trübselige Gedanken hegen. Zu mindestens nicht in der Gegenwart der Rothaarigen. Das Gewehr welches sie gerade gerettet hatte warf sie einen verwunderten Blick zu, ehe sie sich mit dem Kopf wieder an eben jene Frau richtete. Die Frage nach eben jener Waffe verkniff sie sich lieber, und hackte sich wieder bei jenem Thema an, welches sie wieder angesprochen hatte. Ein wenig verletzte sie es schon, doch nur, weil sie es daran erinnerte, das man ihr alles mit Absicht angetan hatte. Sie hätte gern geglaubt, dass dies alles nur ein dummer Unfall gewesen war, aber wie können beinahe 15 Jahre nur ein dummer Unfall sein? Die Augen gesenkt nickte sie milde, da ihr zum Antworten im Moment die Kraft fehlte. Immerhin wusste sie jetzt, dass ihre Reaktion im tieferen Sinn nichts mit ihr zu tun hatte, sondern eher mit der Tatsache, was mit ihr geschehen war, und das beruhigte sie ein wenig. Es ließ sie Glauben, einmal nicht der Träger dieser Immensen Last zu sein, einmal nicht für alles verantwortlich gemacht zu werden, selbst, wenn sie immer eine kleine Teilschuld daran haben würde. Zu mindestens für diesen Moment. Doch plötzlich weiteten sich die gelben Augen überrascht, als das Kompliment an die zierlichen Ohren drang. Höflich? Nett? Ein Vorbild? Völlig rot im Gesicht drückt sie ihren Kopf zurück ins Kissen und kroch tiefer unter all die Decken, die sie langsam wärmten, war sie doch mit solchen Aussagen völlig überfordert. Das es irgendwie wie Standard klingen könnte, fiel ihr erst gar nicht ein, kannte sie solch einen Umgang unter Menschen doch gar nicht, und wusste gar nicht so recht, welchen Stellenwert solch eine Aussage hatte. Sie selbst freute es schlicht, dass es eine Erwachsene Person hier gab, die sie nicht nur als eine Art Versuchsobjekt betrachtete, sondern das menschliche in ihr sah, und zwar jene Menschlichkeit, die trotz der Folter immer noch vorhanden gewesen war. Zum Glück. Das Schweigen des Mädchen, welches mittlerweile sogar ein sanftes Lächeln auf den blassen Lippen trug, war eine Art dank an die Frau. Es machte ihr Mut für die Zukunft, für jene, welche sie hier auf dieser Schule wird haben dürfen, und dafür konnte man einfach nur dankbar sein. Doch die Ruhe in diesem Raum wurde jäh zerstört, als ein Mann und das Mädchen vom Flur durch den Gang traten, und als das Mädchen den Mund öffnete zum sprechen, fiel es der Enjeru auch wieder ein, woher sie das Mädchen genau kannte. Es war genau jenes, welches sie im Labor damals getroffen hatte, als sie den Jungen dort gefangen hielt, und seine Schwester ihn retten wollte. Damals gab es eine kleine Truppe, die Akina dabei unterstützten, und Alisha war dabei gewesen. Sie hatte damals Caiwen zurück gehalten, als diese der Enjeru eine klatschte. Ob sie noch verärgert war, wegen all dem Mist, denn sie damals gebaut hatte? Doch Lilian war niemals bösartig gewesen. Sondern einfach nur ein ängstliches Mädchen welches allein nicht die Kraft hatte, um aus dem Labor aus zu brechen. Ob sie sich überhaupt daran erinnerte? Sie sah krank aus, und kurz darauf brach sie sogar zusammen, der Lehrer, welcher mit gekommen war schrie die Ärztin hysterisch an, und diese hatte ihn zurecht zu weisen, damit er nicht noch alles zusammen schlug. Sie wurde auf ein Bett gebracht, und schon kümmerte sich die Rothaarige um das arme Mädchen. Auch wenn die Enjeru kaum fähig war sich zu bewegen, merkte sie, dass es dem Mädchen nicht gut ging. Als Engel spürte man so was eben. Und sie erinnerte sich daran, das auch Alisha ein Engel war. Sie hatte Lilian im Labor kurz umarmt, um ihr Mut zu machen, da konnte sie deutlich spüren, dass auch sie ein Engel war. Was wohl mit ihr war? Kurz stach ein Schmerz durch ihre Brust, und sie wandte den Kopf wieder von ihr ab. Sie schloss die Augen, und sie war so müde.. Und jetzt, da es niemanden mehr gab, der sie wach hielt, war sie binnen Sekunden eingeschlafen..
Alles was ich spürte war der brennende Schmerz meiner Flügel, als würde man eine Flamme unter mich halten und mir die Federn verkohlen, so fühlte es sich an, ich wand mich in Liams armen, während jener mich zum Bett hievet und mich auf diesem ablegte, doch ich blieb wie in Trance. Hörte weder, dass er der Ärztin sagte sie solle sich um mich kümmern, noch, was sie ihm für Fragen stellte, erst, als er meinte ich solle aufwachen drang seine Stimme zu mir durch und ich riss die Augen auf. Mein Gesicht war Schmerzverzerrt, ich setzte mich auf und versuchte die Tränen zu unterdrücken die mir bei diesem Schmerz aufkamen, es war so furchtbar und ich hatte das Gefühl als würde es mit jeder Sekunde schlimmer werden. Aber ich hatte es ja viel besser - vermutlich - als meine Nachbarin. Mein Blick wanderte zum anderen Engel im Raum, diesem Mädchen, welches scheinbar schlief. >>Entschuldigung ... <<, murmelte ich und versuchte mir nicht anmerken zu lassen, wie es mir tatsächlich ging, denn das musste nun wirklich niemand wissen geschweige denn sehen. Lilian hieß sie doch? Dieses Mädchen, das dort lag oder nicht? Den Blick kurz von ihr abgewandt versank ich in Gedanken, sie war es ganz sicher, das Mädchen, welches ich damals im Labor getroffen hatte, an dem Tag, an dem wir den Jungen retteten, das war der Tag, an den ich mich genauestens erinnern konnte. >>Ich...meine Flügel...<<, meinte ich und ließ sie nun zum ersten Mal bewusst zum Vorschein treten, viele einzelne Federn waren hell bis dunkelgrau verfärbt, viele Stellen an meinen Flügeln waren tiefschwarz und rissen viele Federn um diese Stellen herum in Bemitleidenschaft. Als hätte mir der Stress und Streit und überhaupt alles mit Liam nicht gereicht, nein, nun mussten auch noch meine Flügel Krankheit tragen. Wieso bloß immer ich? Und wieso musste ich nun mit Liam in diesem Raum sitzen, ich musterte ihn, er sah so besorgt aus und zum ersten Mal seit einer ganzen Weile hatte ich das Gefühl, dass er es auch tatsächlich war. Müde stützte ich den Kopf auf die Hand, den Ellenbogen auf die hintere Lehne des Bettes, >>Was ist das? <<, wollte ich nun wissen und rupfte mir absichtlich eine Feder aus, der Schmerz zuckte durch die gesamten Flügel, es war ein scheußliches Gefühl und ich fühlte mich immer schwächer, je dunkler meine Federn wurden, umso mehr Enegie schien mir auszugehen. Das Licht, die Ruhe und die ganze positive Energie schienen mich zu verlassen und stattdessen trat Dunkelheit, Stille und Einsamkeit ein. Meine Flügel wurden schwarz und ich verlor das Licht, das mir inne wohnte. Der Engel in mir wandelte sich scheinbar. Doch was hatte das zu bedeuten? Wieso verlor ich meine Energie, meinen Lebensmut, meine LebensKRAFT nur dadurch, dass sich meine Flügel verfärbten...? Begonnen hatte all das damit, dass Liam nichts mehr von mir hatte wissen wollen und ich damit letzlich jemanden verloren hatte, den ich als erstes an dieser Schule kennen gelernt hatte.
Das Mädchen, das in dem anderen Krankenbett schlief, bemerkte ich nicht, genauso wenig wie ich noch irgendwas mitbekam. Tausend Stimmen in meinem Kopf schienen nur ein Wort zu brüllen. SCHULDIG.
Ich kniff kurz die Augen zusammen, im selben Moment schob mich schon die Ärztin unter meinen Protesten weg, allerdings wusste ich auch nicht, was ich Besser hätte machen können, was mich qualifizierte, jetzt bei Alisha, an ihrer Seite zu stehen. Vermutlich nichts. Entsetzt biss ich mir auf die Lippe, als ich weiterhin das Erscheinen und Verschwinden ihrer Flügel beobachtete, sowie die Verfärbung, die mir unglaubliche Angst machte. Was war das? Schwarze Flügel..ich hatte sie bei ein paar Engeln gesehen. Bei dem Chaosteam, Cruel und Levi. Bei Gilbert. Auch seine riesigen Schwingen waren schwarz gewesen, kurz bevor er aus dem Fenster gesprungen war, nachdem ich ihn geküsst, und AJ uns dabei gesehen hatte. Sie war so geschockt gewesen. Natürlich. Natürlich war sie geschockt gewesen. Denn das war nur kurz vor dem Zeitpunkt, an dem ich rausgefunden hatte, dass sie..dass sie etwas für mich empfand. Ich fühlte mich grauenhaft. "Schmerz. Kummer, kummerbedingter Stress.", rätselte ich der Ärztin etwas vor, und schwieg wieder, biss mir erneut auf die Lippe, da ich eine starke Vermutung hatte, dass ihr diese Informationen nicht sehr viel helfen konnten. Ich ging um das Bett herum, auf die andere Seite, während ich die Frau schaffen ließ. Was hatte ich zuletzt gesagt? Ich war mir nicht sicher. Vielleicht etwas, was ihr zusätzlich noch wehgetan hatte? Es war alles so schnell rumgewesen, dass ich gar keine Zeit hatte, darüber zu überlegen. Ich wusste, ohne eingebildet zu sein, dass es meine Schuld war, dass sie nun hier lag, und dass es allen Anschein machte, als würde sie ein Todesengel werden. Schwarzfedrige Engel waren doch Todesengel, oder? Stumm starrte ich sie an, während ich vorsichtig nach ihrer Hand tastete, sie nur so locker hielt, dass sie vermutlich in ihrer Bewusstlosigkeit nicht spüren konnte, dass ich sie berührte. Es schienen Minuten zu vergehen, bis sie Bewusstsein erlangte, aber mein Gehirn sagte mir, es waren nur ein paar Sekunden gewesen, bis zu diesem Moment. Sie blickte mich mit ihren Augen an und für eine Sekunde trafen sich unsere Blicke; das erste Mal seit einer Ewigkeit, so kam es mir zumindest vor. Ich schmeckte ein wenig Blut von meinen Lippen, wandte den Blick verschämt ab, starrte geradeaus, bis ich ein rupfendes Geräusch hörte. "Nein.", meinte ich überrascht, als ich sah, wie sie sich eine Feder rausgerissen hatte. Tat es nicht weh? Sprachlos schaute ich sie an und wagte nicht, ein weiteres Wort zu sagen. Mir tat es leid. Ich verfluchte, dass ich bisexuell war. Warum musste ich verdammt nochmal, warum zur Hölle?...was hatte ich denn so auf Gil abfahren müssen, dass mich nichts mehr sonst gehalten hatte? Hätte ich mich auf eine Neigung beschränken können, so hätte ich AJ nie dazu gebracht, auszusprechen, was mich dazu gebracht hatte, den Kontakt mit ihr abzubrechen. Wie ich es auch drehte und wendete, ich war immer.. ....schuldig.
"Warum hast du nichts gesagt?", fragte ich meine ehemals beste Freundin, während ich meine Zähne zusammenbiss. Hatte ich ein Recht darauf, zu fragen? Ich wusste nicht, und ich traute mich nicht, mehr zu sagen, vor allem nichts, was die Krankenschwester hören konnte. Ich drückte ein wenig die Hand, die ich ganz schwach gehalten hatte, und dachte nur, dass es nun keine andere Möglichkeit gab, als ersteinmal hierzubleiben.
Die goldenen Augen hatten sich vollkommen auf das bewusstlose Mädchen fokussiert, während die Ärztin nur darauf hoffte, dass dieses in den folgenden Minuten aufwachen würde und es sich hierbei nur um einen kleinen Schwächeanfall handelte, somit nichts ernstes war. Erst als sich der Mann dazu durchrang ein paar Gründe zu nennen, hob sie ihr Augenpaar an und sah ihm kurz ins Gesicht, flüchtig das Kauen auf seiner Lippe beobachtend. Irgendetwas wurde ihr doch gespielt, irgendetwas ging nicht mit rechten Dingen zu. Besonders das Streicheln ihrer Wange war Tiana ins Auge gestochen – gut vielleicht war es eine Methode der Beruhigung gewesen, immerhin hatte sie selbiges bei Lilian, welche vom Sandmann eingeholt worden war, getan – aber bei ihm wirkte es suspekt. Als er sich dann noch auf die andere Seite begab um die Hand der Schülerin zu haben, begann sich verschiedene Gespinste in ihrem Hirn abzuspielen – doch zuvor wollte sie sehen ob es ihr gut ging, weshalb die Coleman direkt ihre Hand vom Kopf angefangen, über ihren Körper mit wenigen Millimetern abstand, streichen ließ. Auch wenn der Lehrer von Kummer und Stress sprach wollte die Frau sicher gehen, dass das Mädchen keine inneren Verletzungen hatte, die das Ganze hervorriefen, weshalb sie mit ihrer „heilenden Hand“ untersuchte – sollte es irgendwo eine Wunde oder ähnliches geben, wäre der blaue Schimmer um auf den Körper der Blauhaarigen übergesprungen, doch es tat sich nichts. Tianas Miene nahm etwas nachdenkliches an, während sie darüber grübelte was der Jugendlichen so psychisch zu gespielt haben konnte, dass es ihr so dreckig ging – in Kombination mit der Verhaltensweise des Mannes kam sie zwar auf Ideen, aber ohne handfeste Beweise wollte sie keine dummen Gedanken äußern. Im selben Moment, in dem sie ihre Hand zurückzog, wurde Alisha wach und begann, mehr oder weniger, ihr Problem zu äußern. Die goldenen Augen legten sich auf die Schwingen des Mädchens, weiteten sich jedoch kurz als sie die unregelmäßige Färbung dieser registrierten. Sie ist also auch ein Engel, war ihr folgender Gedanke, bevor sie die Feder, die sich das Mädchen herausgerupft hatte, in die Hand nahm um diese zu betrachten. Sie wirkte intakt, lediglich die Farbe unterschied sich. „Ich werde zunächst deine Flügel nach Auffälligkeiten abtasten“, offenbarte sie den Anwesenden ihr Vorhaben bevor sie vorsichtig nach dem linken Griff und diesen etwas weitete, um vorsichtig zwischen die einzelnen Federn zu fühlen, die selbe Prozedur wiederholte sich am rechten Flügel, aber selbst da gab es nichts auffälliges oder irgendetwas, das Auslöser dieser Veränderung sein konnte. Einerseits beruhigte es Tiana sehr, dass es dem Mädchen körperlich an Nichts fehlte, aber andererseits besorgte es sie sehr, dass offenbar eine starke seelische Belastung vorhanden war. „Körperlich ist nichts Auffälliges vorhanden. Deine Flügel sind in Ordnung, sieht man von der Verfärbung ab. Aber…“ Beiläufig wanderte ihr Blick in das Gesicht der Schülerin und dann in das des Lehrers, bevor sie seufzend ihr Gesicht wieder aufhellte. Angeblich bekam man ja Falten, wenn man Grimassen oder andere Gesichter zog – außerdem wollte sie nicht die finstere Ärztin spielen, schließlich wollte sie ihren Patienten Hoffnung auf Besserung geben, weshalb ein Lächeln eine deutlich bessere Wirkung hatte. „Ich würde gerne mit dir und ihnen jeweils unter vier Augen reden, wenn nichts dagegen spricht. Es muss nicht jetzt sein, aber ich würde mir das Gespräch in sehr gerne kurzer Zeit wünschen, um Schlimmeres zu verhindern“, endete sie schenkte den Beiden nebenbei ein sachtes Lächeln, bevor sie die Arzneimittel wegräumte, um Liam als auch Alisha einen Herzschlag später mit den goldenen Okularen zu visieren und ihre Entscheidung abzuwarten. Vermutlich würde sie, wenn sie sich mit ihnen unterhielt, mehr herausfinden, vorausgesetzt beide öffneten sich ihr.
(OUT: Okay ich war mir jetzt nicht sicher, aber ich überposte Lilian einfach...xD SORRY~!! )
>>Nein <<, hörte ich Liams Stimme sprechen, als wäre er entsetzt und ich sah zu ihm auf, wie er die Feder in meiner Hand betrachtete. Ja, Liam es schmerzt. Waren meine Gedanken doch so harsch konnte ich sie nicht aussprechen, ich wandte bloß den Blick ab.
Sie wollte meine Flügel nach Auffälligkeiten abtasten, so sagte es die rothaarige, junge Frau und begann sogleich meine Flügel nacheinander zu weiten und zwischen die Federn zu fassen. Ich litt und wie ich es tat, der Schmerz war kaum zu ertragen, weshalb ich mir fest auf die Unterlippe biss, um nicht loszuschreien. Warum war sie denn nicht vorsichtiger, meine Flügel waren doch gerade jetzt so unfassbar empfindlich! Ich musterte sie, weil sie eher einen zufriedenen Eindruck machte, als besorgt drei zu schauen, als läge es an meinen Flügeln. >>Körperlich ist nichts Auffälliges vorhanden. Deine Flügel sind in Ordnung, sieht man von der Verfärbung ab. Aber… <<, sagte sie und ihr Blick wanderte, während ich meinen zu meinen Knien niederlegte und die Flügel verschwinden ließ. Es machte mich krank sie so zu sehen und vorallem nervös, weil Liam sie so sehen konnte. Ich sah zu ihr auf, während sie lächelte und meinte, sie wolle sowohl mit Liam als auch mit mir ein Gespräch unter vier Augen suchen, am besten so bald wie nur irgend möglich und ich nickte ohne zu begreifen, weshalb ich da eigentlich nickte.
>>Und meinen sie, die Verfärbung verschwindet von allein? <<, fragte ich, denn sie bereitete mir unheimliche Schmerzen, es fühlte sich an, als würden mir die Federn weggeätzt. Es war einfach grauenhaft! Mein Blick wanderte unbewusst zu Liam und ich starrte ihn an, eine ganze Weile, ehe mir dies auffiel und ich den Blick sogleich weg richtete, >>Warum hast du nichts gesagt?<<, fragte er, woraufhin ich nur den Kopf schüttelte, >>Was hätte ich schon sagen können...<<, hauchte ich nur für ihn hörbar udn wandte den Blick wieder ab.
Liam [out: überposte Lilian auch; liam muss zurück zum Unterricht.. ó_ò]
Ich verstand nicht, worum es ging, aber Alisha's vorwurfsvoller Blick ließ mich schweigen. Erneut, ich fragte mich, wo lag das Problem? Ich hatte festgestellt, dass ich an ihrem Übel Schuld zu sein schien, und sah auch ein, dass mein Verhalten sie vielleicht gekränkt hatte, aber trotzdem...war es nicht meine Sache gewesen, mit wem ich eine Beziehung einging? Oder zumindest annähernd hatte versucht, einzugehen, da die betreffende Person verschwunden war...Egal, das war nicht der Punkt. Plötzlich sehr müde, im Gesicht, in den Augen sichtbar, sah ich sie wieder an, fuhr mir über's Kinn und sah dann zur Ärztin, die mich ansprach, von wegen, wir mussten ein Gespräch unter vier Augen führen. Umpf. Das könnte mich ja sicher dann gradezu die Zulassung kosten. Scheiße. Obwohl; Ärzte behielten Schweigepflicht, vielleicht gab es irgendeine Möglichkeit, dass ich nun nicht am Arsch war. Alisha schien sich ja in besten Händen nun zu befinden [auch wenn sie Schmerzen beim abgetastet werden zu haben schien], aber besser bei einer Ärztin, die sie nun halt auf schmerzhafte Weise zu untersuchen schien, als irgendwo rumgeisternd, in irgendwelche Klassensääle reinplatzend. In dem Punkt war ich schon ein wenig beruhigt.
Ich nickte; "In Ordnung" - als Einverständnis zum Gespräch, auch wenn ich mich fragte, was sie sich denn nun zu dieser Situation dazubildete..oder was sie denn erkannte, von dieser einmalig gesichtenden Situation zwischen mir und Alisha. War das denn alles so offensichtlich? Bitter. Wie hatte ich dann bis jetzt meinen Job behalten?
Mein Blick fiel erneut auf ihre kleine, zerbrechliche Person, die, noch relativ blass, auf ihrem Krankenbett lag und mir Sorgen machte. Warum auch nicht? Ich hatte sie gern, und das hat sich nie geändert. Ich presste meine Lippen zusammen, als sie mich fragte, was sie denn hätte sagen sollen; ich wusste es selbst nicht, nur eins. "Ein Wort, und ich wäre gerannt gekommen, egal wie die Situation gerade ist.", murmelte ich, und war nicht sicher, ob sie das nun verstand. Erneut sah ich hoch, zur Ärztin, schaute sie musternd an und dachte dabei nach, bis mir einfiel, ach kacke, ich hatte noch Unterricht. Und mit einem Blick auf die Uhr bestätigte sich die Vorahnung, dass ich viel zu lange weg war. "Ich komme später wieder.", sagte ich knapp, warf nochmal einen Blick auf AJ, bevor ich, kurz zögernd, nur leicht die Hand berührte, gab der Ärztin die Hand und meinte kurz "freut mich, sie kennengelernt zu haben.", bevor ich das Krankenzimmer eilig verließ und den Gang geradezu entlang rannte. Hoffentlich hatte die Klasse ordentlich gearbeitet, sobald ich zurückkam.
NonRPG: Das mit Lil passt schon, war von ihr auch so gewünscht. Dann noch: Nix großes aber ich bin jetzt (ja so früh schon) zu müde x_x“
Die Schulärztin war sich mittlerweile seeeeehr sicher, dass hier irgendetwas gespielt wurde – verschwieg das ganze jedoch und mimte die stille Zuhörerin. Die Frage des Mädchens brachte sie kurz ins Grübeln, jedoch fand sie schon schnell eine Antwort darauf. „Wenn der Auslöser dafür bekämpft wird, ganz bestimmt“, versicherte sie der Schülerin lächelnd, bevor sie sich etwas entfernte um nach Zettel und Stift zu greifen – dass sich Liam und Alisha dabei unterhielten, blendete sie einfach aus. Sie würde dem ganzen schon noch auf die Schliche kommen, doch nicht jetzt. Der Lehrer hatte dem Gespräch zugestimmt von dem Mädchen war noch keine Reaktion darauf gekommen, aber das war ihre Entscheidung, wer ihre Hilfe nicht wollte demjenigen konnte sie diese auch nicht aufzwingen. Nach der Verabschiedung des Schwarzhaarigen, dem sie lächelnd hinterherwinkte, trat sie an den Engel heran und gab ihr ein paar Tabletten. „Das sind Schmerzmittel. Sollten sie zu heftig werden nimm eine halbe ein“, erklärte sie etwas ruhiger und konzentrierter, bevor sie ihr einen Zettel in die Hand drückte. „Melde dich, wenn du für das Gespräch bereit bist – oder irgendwelche anderen Probleme hast, ja? Ansonsten hopp hopp ab mit dir zurück in den Unterricht. Du kannst dich noch rasch frisch machen – aber dann zurück mit dir in die Klasse“, richtete sich die Rothaarige ein letztes Mal an ihre Patientin, bevor sie ihre Handynummer, jene sie der Blauhaarigen gegeben hatte, auch auf den Tisch der schlafenden Lilian legte mit demselben Text, den auch ihre Mitschülerin zu hören bekommen hatte. Noch kurz hier und da etwas zusammengeräumt, zog sie ihr Oberteil aus – nicht weil sie vor hatte nur im BH herumzulaufen, aber Lilian selbst würde wohl etwas zum Anziehen brauchen, da ihr T-Shirt vollkommen lädiert war. „Wir sehen uns“, meinte sie noch rasch und zwinkerte Alisha zu, bevor sie den Raum verließ in der Hoffnung, das Mädchen würde ihren Anweisungen folgen. Ihr Gewehr hatte sie natürlich mitgenommen.
tbc: Gemeinschaftsunterricht (wenn er angeht…) | Sonnenklasse