Wie so ziemlich jede Schule verfügt auch diese über ein sehr grosszügiges Schuldach, das umzäunt wird. Hier können schlaue Schüler ihre Ruhe finden und sich entspannen. Zwar sieht das Dach sehr trostlos aus, dennoch hat es auch etwas Anziehendes an sich. Seit kurzem befinden sich hier sogar ein paar Bänke und Pflanzen, um den Ort nicht ganz so kahl wirken zu lassen.
Die Weißhaarige drehte ihren Kopf ein wenig in die Richtung wo sie Vanth vermutete. Zu seinem Glück war er wieder ein Stück nach hinten geschwebt, ansonsten hätte die junge Frau für nichts garantieren können. Wobei es war ihr eigentlich nicht so danach ihm eine zu scheuern. Auch wenn er es verdient hatte. Die Dämonin hörte seinen Worten zu. Ja die Hoffnung starb eben zuletzt und bei Vanth war sie schon vor wenigen Augenblicken von Board gesprungen. Nun das Leben war kein Wunschkonzert. Und für ihre Verhältnisse war sie noch relativ gelassen gewesen. "Im Verscheuchen bist du sicher nicht zu schlagen.", sprach die Weißhaarige. Darin war er sicher der King. Ob er sich darauf was einbilden sollte, eher weniger. Aber man konnte dem Schwarzhaarigen nicht alles vorschreiben was er zu tun hatte. Auch wenn das eine gewisse Erleichterung darstellte. Sie musste wirklich ein Lachen unterdrücken. Vanth hatte noch nichts Schlimmes von der Weißhaarigen erlebt. Sie war einfach schon zu weich, da half die ganze Schlagfertigkeit nicht mehr. Damit konnte sie zwar einiges wett machen, doch alles schaffte sie dann doch nicht. Nun gut, sie hatte sich schon damit abgefunden. Doch der Blödmann wusste einfach nicht zu schätzen, was er eigentlich an der Griechin hatte. Traurige Wahrheit. Vielleicht sollte sie sich nach einem anderen Mann umsehen. Kurya schied jedoch aus. Der war schon Secondhand-Ware. Wobei eher mehr als second. Versuchte er hier witzig zu sein? Dann sollte er es besser belassen. Denn Vaya kam sich schon ein wenig verarscht vor. Vanth musste einfach mal sein Hirn einschalten, dann würde er den Grund schon wissen. Wobei welches Hirn? "Ist doch auch nicht wichtig.", war ihre bissige Antwort, sie hatte eben keine Lust mehr auf Spielchen. Seit Donnerstag schlug sie sich schon mit dem Dämon rum und bis jetzt war sie wirklich umgänglich gewesen und nicht gleich bei jeder Kleinigkeit ausgeflippt.
Okay, egal was er tat, er hatte das Gefühl er machte alles nur Schlimmer. Aber hey, was konnte denn bitte so schlimm gewesen sein, das sie nun so reagierte? Es schien ja fast so, als habe er irgendetwas sehr Wertvolles von ihr geklaut und zertsört, oder ihren Hund getötet, wenn sie denn einen hatte. Aber er hatte nichts dergleichen getan. Er hatte sie ja selbst nicht einmal verletzt. Es waren nur Worte gewesen und warum sollten gerade die sie nun so fertig machen? Eigentlich hatte er bisher gedacht das sie ihm verbal etwas überlegen war, doch nun hatte es seiner Meinung einen Herben Dämpfer verpasst sie nun so eingeschnappt zu erleben. Sie ist richtig unerträglich geworden, wie ein kleines Kind, demd er Lolli gestohlen wurde. Vanth seufzte. Er war nicht sehr gut im Umgang mit Kindern, und vor allem nicht mit solch großen wie Vaya. "Oh jah. Wie kein Zweiter. Würde es eine Olympische Disziplin geben, würde ich jedes Jahr aufs neue gewinnen. Aber dem ist ja nicht so." Er grinste leicht. Vielleicht würde er ja so die Stimmung heben können, indem er einfach etwas Spaß in die Situation brachte, doch mit einem Blick auf Vaya verscheuchte der Hühne diese Hoffnung ganz schnell wieder. Sie wollte sicher eine Entschuldigung von ihm, die er im Dreck kniend vortragen würde, und er würde sie sicher anbetteln müssen das sie ihm Gnade zeigt. Sowas sah ihr ähnlich, doch müsste sie auf solch eine Reaktion sehr lange warten. Entschuldigen tat er sich ja schon hin und wieder. Aber so? Nie im leben, dann würde er eher sterben. Wie dem auch sei, er behielt weiterhin den Abstand von der Weißhaarigen aufrecht und sah sich um. Der Wind hatte gedreht und etwas abgenommen, und der Himmel wurde immer dunkler. Irgendwie hatte er es ja doch wieder geschaft den Tag zu versäumen. "Schon wieder Dunkel...." Damit sah er wieder an Vaya, auch wenn es nicht direkt an sie gerichtet gewesen war. Sie würde eh schmollend drein Blicken und ihn ignorieren. Und nun war es ihr auch noch egal? ja klar, und er war Mikey Maus. " Wie du meinst. Aber hör Vaya, es tut mir leid. Wirklich." Er gab auf, er würde ihr ja doch nicht weiter Parade halten. Es hatte ja eh keinen Sinn, Vaya war bestimmt ewig nachtragend. Er ja eigentlich auch, dennoch hatte er sich zusammen gerissen und eine Ausnahme bei ihr gemacht, sie schien jedoch nicht so drauf zu sein. Er sollte seine Meinung wohl nochmal umdenken, er schien ihn ja nciht wirklich wichtig zu sein, und gerade das machte ihm etwas zu schaffen, schließlich war sie ihm ja irgendwo... schon wichtig. Aber das würde er nun ändern. " Also bitte beruhig dich mal wieder etwas..."
Wenigstens sah Vanth es genauso. Er war wirklich super im Verscheuchen von anderen. Das hatte Vaya schon miterleben dürfen. Der Schrecken eines jeden Lehrers und natürlich auch der Schüler. Ob er sich darauf etwas einbilden sollte, war jedoch eine andere Frage. Doch die durfte er sich selbst beantworten und die Antwort kannte die Weißhaarige schon. "Kann man ja einführen. Und wenn es nicht klappt, kannst du denjenigen noch immer drohen.", war ihre Aussage auf seine Antwort. Das wollte sie auf gar keinen Fall verpassen. Die Dämonin ließ weiterhin ihre Füße baumeln und blickte der untergehenden Sonne zu. Es war wirklich immer wieder ein faszinierendes Schauspiel was sich jeden Tag bot. Es erinnerte nichts mehr an die tragischen Ereignisse der letzten Tage. Die Bewohner waren sehr zügig gewesen mit den Aufräumarbeiten. Die Wesen des Waisenhauses mussten nicht mit anpacken, außer jemand half freiwillig. Doch das kam für die junge Frau nicht in Frage, denn womöglich würde ihr ein Nagel abbrechen und das war absolut nicht zu tolerieren. Der Schwarzhaarige hatte den gewonnenen Abstand immer noch nicht verringert. Womöglich hatte er Angst, dass Vaya noch etwas machte. Wobei sie dies nie vorhatte. Wie dem auch sei. Trotzdem war es mal eine Abwechslung in eines reinzuwürgen. Die Griechin hörte den Worten von dem schwarzhaarigen Dämon zu. Es kam sicher nicht alle Tage vor, dass sich so jemand wie Vanth bei jemandem entschuldigte. Und schon gar nicht bei einer Person die ihm nicht am Herzen lag. Auch wenn es sich vielleicht nur um eine geringe Menge an Zuneigung handelte. Sie sollte sich auf seinen Wunsch hin beruhigen. Verdient hatte er es zwar nicht, aber es war auch nicht sonderlich berauschend dann weiter Minuten hier zu verbringen. Und eigentlich hatte er sich ja auch bei ihr entschuldigt. Vielleicht sollte sich die Weißhaarige doch einen Ruck geben, denn bis jetzt hatte sie noch nichts darauf erwidert. Mit einem lauten Seufzen stieß sie die Luft aus und drehte sich nach hinten zu Vanth. Die Griechin pirschte sich an den Koloss und blieb direkt vor ihm sitzen. "Aber nur weil du dich entschuldigt hast.", war ihre Antwort ehe sie ihren Kopf an seiner Schulter abstützte.
Nun die Idee gefiel dem Hühnen wirkklich. Zumindest war es eine Idee, die ruhig etwas Zeit zum Überdenken in Anspruch nehmen durfte. Immerhin schien Vaya sich ein wenig beruhigt zu haben.Doch noch war sie nicht ganz zu frieden, aber der Dämon bezweifelte, das sie das jemals sein würde.Sie war sicher eine art Prinzessin gewesen oder so, jedenfals benahm sie sich immer mal wieder so. Er seufzte. Warum musste er ausgerechnet an ihr gefallen finden? Sie war so kompliziert und wechselte einfach zu oft ihre Meinung, da kam ein einfacher armer Mann nicht mit, so einer wie er war. Haha, okay oder auch nciht. Ihren beitrag zu seiner Idee war jedoch nicht schlecht, sie kannte ihn doch schon ein wenig. Seine anfäglich etwas schlechte Laune besserte sich langsam wieder, da die Weißhaarige Schöhnheit sich ja auch dazu entschlossen hatte. "Ganz genau kleine Vaya. Und du wirst meine Schiedsrichterin. Natürlich nur wenn du interesse hast." Er grinstesie leicht an und stellte sich vor wie er in einer Art Boxring seinen Gegner zu verscheuchen suchte. Nur wusste er noch nicht wie er sich Vaya da drin als Schiedsrichterin vorstellen sollte. Das war natürlich ein großes Problem. Doch würde er sich darum vorerst keine Sorgen machen. Schließlich hatte Vaya noch nicht zu gesagt und das Vorhaben wurde auch noch nicht als Offizielle Sportart anerkannt. Es lag also noch eine Menge arbeit vor ihm... wenn er das ganze denn wirklich ernst nehmen würde. Wie dem auch sei, die Nacht war bereits über sie hineingebrochen und es wurde schon langsam zeit sich wieder auf zu machen um in ihre Zimmer zu kommen. Da am nächsten Tag die Schule wieder anfing, würden die Erzieher in dieser Nacht wohl wieder vollen einsatz zeigen. Abermals seufzte der Schwarzhaarige, doch wurde er von Vaya unterbrochen. Sie hatte sich direkt vor ihn nieder gesetzt und sah ihn an. Schweigend sah er zurück,und wartete auf einer Reaktion der Weißhaarigen, die dann auch kommen sollte. Sie hatte ihm wirklich verziehen? Er konnte es kaum glauben, und im nächsten Augenblick ruhte auch ihr Kopf an seiner Schulter. Vanth brauchte einige Sekunden um das zu verarbeiten, doch dann lehnte auch er seinen Kopf an ihren und meinte leise, "Danke." Später konnte er nicht sagen, wie lange die beiden dort noch schweigend verbracht hatten, aber am Ende war er es, der die Stille durchbrach. "Es ist schon spät...wir sollten noch etwas schlaf bekommen, bevor morgen die Schule wieder los geht." Und damit verließen die beiden das Dach. Tbc.: Vanths Zimmer / Vaya Zimmer
Der Blonde Dämon lief leicht genervt durch die Schule. Immer und immer weiter. Die Gänge wurden immer schmaler, aber jetzt war er ja endlich da. Ohne groß zu Zögern öffnete er die Metalltür vor ihm. Sofort kam eine Welle des Lichts ihm entgegen. Natürlich machte es ihm nichts aus, dass er etwas Licht abbekam. Nachdem er jetzt endlich das große Schuldach betreten hatte, lief er aufeinmal weiter nach rechts. Genau an dieser Stelle gab es eine Leiter. Schnell kleterte er auf die kleine Erhöhung und machte es sich auf seinem Stammplatz gemütlich. Ruhig und entspannt lag er da nun, unter ihm war die Tür. Sollte jemand auf das Dach kommen, so könnte man ihn nicht sehen. Mit einem leichten Grinsen im Gesicht zog er aus seinem Mantel eine Lunchbox. Zwar fing er noch nicht an zu essen, aber immerhin baute er sein kleines Picknick schonmal auf. Wie dumm doch die Lehrer waren. Ließen ihn einfach aus dem Unterricht raus. Innerlich lachte er darüber. Solche Idioten. Nur weil er Klassensprecher war, machte er doch immer noch verbotenes. Nur jetzt erwischte ihn keiner mehr dabei. Eigentlich erwischte ihn ja niemals jemand, aber was solls. In Gedanken dachte er wieder einmal über seinen Rachefeldzug gegen seine Familie nach. Bis auf Kaoru waren ja alle anscheinend jetzt tot. Was war wohl aus dem kleinen Mädchen geworden? Ach vergessen wir das kleine Mädchen. Bestimmt starb sie kurz darauf. Schade wars ja. Angeblich hätte man mit der Seele dieses Mädchens eine so mächtige Energiequelle gehabt, dass man reinblütige Dämonen auf anhieb damit töten könnte. Aber naja, er hatte Tenso. Der war genauso stark beim töten von Dämonen...
Die Kopfschmerzen waren unerträglich gewesen. Ob es wohl an der langen Reise lag, die sie hinter sich gebracht hatte? Oder war es doch die ungewohnt hohe Konzentration an Mana, die aufgrund der vielen magischen Wesen an diesem Ort existierte? Sicher war sich Illia nicht. Die Brünette hatte ihren Lehrer um Erlaubnis gebeten ein wenig frische Luft schnappen zu dürfen. Ihr Weg hatte sie aus dem Dojo heraus geführt über den breiten Weg, den sie bereits bei ihrer Ankunft benutzt hatte. Vielleicht sollte sie den Moment des Luftholens nutzen und sich einen Überblick verschaffen. Es war wichtig sich mit dem Ort, in dem man lebte, vertraut zu machen und zu wissen, wo mögliche Fluchtwege lagen. Ihr Vater hatte ihr dies gelehrt. Er schien von Anfang an gewusst zu haben, auf was er seine Tochter vorbereitete. Ob es sie schmerzte, dass ihre eigenen Eltern sie ihr Leben lang angelogen hatten? Am Anfang vielleicht – doch sie hatte ihre Gründe verstanden. Daher gab es nichts, das sie ihnen vorwerfen konnte. Die braunen Augen richteten sich auf das Schulgebäude. Das Dach... Einen besseren Ort gab es nicht, um alles überblicken zu können. Mit einem Lächeln auf den Lippen durchquerte sie das Schulgebäude, die Treppen, die die Stockwerke des Gebäudes verbanden hinauf, bis sie in den letzten Gang gelangte, der in einer Metalltür mündete. Die Kopfschmerzen waren ein wenig schwächer geworden, doch immer noch nicht verschwunden. Als sie gegen die Tür drückte erwies sich diese schwerer als erwartet und sie musste sich leicht dagegen drücken, um sie zu öffnen. Das helle Licht blendete sie für einen Moment und zwang das Mischwesen dazu zu blinzeln. Die warmen Sonnenstrahlen auf ihrer Haut taten gut. Die Luft hier oben schien besser zu sein und Illia fühlte sich in ihrer Vermutung bestätigt, dass es an der Anhäufung an magischen Wesen lag, die ihr Kopfschmerzen bereitete. Daran würde sie sich noch gewöhnen. Vielleicht, wenn sie wieder ein wenig zu Kräften gekommen war. Für diesen Moment jedenfalls waren die Kopfschmerzen verschwunden. Die Brünette trug immer noch ihre Sportkleidung, die sie für den Kampfsportunterricht tragen musste. Ein seichter Wind riss an ihrem Zopf. Gut, dass sie die Haare hoch gebunden hatte. Wenn sie das richtig sah, dann war das Dach komplett umzäunt. Ob sie so verhindern wollen, dass jemand vom Dach stürzt? Ohne sich großartig auf der weitläufigen Fläche umzusehen trat sie geradewegs an den Maschenzaun und legte die Finger zwischen den Draht, als sie über das Gelände blickte.
Als der Dämon plötzlich hörte, wie die Tür unter ihm aufging sah er dessinteressiert runter. Aha, Mädchen. Sportkleidung. Er drehte sich dessinteressiert um, jedoch in dem Moment spürte er es genau. Diese...Aura. Wieso zum Henker? Nein. Niemals im Leben konnte das ausgerechnet jetzt sein. Dennoch sah er noch einmal zu dem Mädchen. War sie es? War das Mädchen da, die Waffe von damals? War sie der Schlüssel in seinem Plan? Lautlos wie ein Schatten sprang er vom Dach und landete hinter ihr. Ebenso verstecke er seine Aura. Jetzt war er weder zu hören, noch zu spüren. Schnell aber sanft legte er eine Hand an ihre Hüfte, die andere an ihre Wange und drehte sie um. Bevor sie irgendwie reagieren hätte können, drückte er sie mit dem Rücken leicht in den Zaun und legte seine Lippen auf ihre. War diese Aktion dumm? Und wie sie es war. Aber sie erschiehn ihm recht logisch. Mehr oder weniger. Er kam bei weitem nicht auf die Idee den Kuss zu lösen. Wieso auch? Er musste etwas herausfinden. Die Hand an ihrer Wange wanderte langsam über ihren Hals in ihren Nacken. Bingo. Da war sie ja. In ihrem Nacken trug sie eine Narbe. Und eben diese Narbe wurde von seinem Vater damals verursacht. Sie war es. Einen kurzen Moment lang kam er sich sehr komisch vor. Er küsste gerade das Mädchen, welches er vor etlichen Jahren gerettet hatte. Welches ein grausames Masaker mitangesehn hatte. Und er küsste sie auch nur aus einem Grund. Jetzt stand er wirklich hier, seine Lippen auf die Lippen der Person gepresst, welche in der Lage war mehr als nur imense Zerstörung anzurichten. In den richtigen, oder besser gesagt falschen, Händen war sie eine Superwaffe auf zwei Beinen. Wenn er ihre Seele rauben würde, würde er mächtig genug sein, den Dämonenlord selbst zu stürzen. Aber er hatte viel größeres vor Augen...
Sie hatte ihn nicht bemerkt. Ihre gesamte Aufmerksamkeit hatte sich auf den Ausblick gerichtet und nicht auf das, was hinter ihr lag. Der Gedanke daran, dass man wohl möglich noch an einer Leiter auf den Gang gelangen konnte, durch den sie gekommen war, war die Brünette nicht gekommen. Das Mädchen hätte ihn vielleicht gespürt – seine reine Anwesenheit – wenn sie nicht von diesen Kopfschmerzen gequält worden wäre, die sich nun für den Moment verflüchtigt hatten. Ihr Blick war auf die Häuser der Stadt gerichtet. Aufmerksam hatte sie das Treiben in den Straßen und Gassen verfolgt. Für so eine unscheinbare Insel war hier doch einiges los. Ob sich ihr Begleiter bereits wieder auf den Heimweg gemacht hatte? Wenigstens konnte sie sich nun sicher sein, dass er gefahrlos reisen würde. Nun gab es für die Dämonen keinen Grund mehr ihn zu verfolgen. Sie wurden auf ihrer Reise nicht von ihm, sondern von ihr angezogen – der Tochter des Dämonenlords und der Schutzgöttin. Es geschah zu schnell, um zu reagieren. Wieso hatte sie ihn nicht gespürt? Erst als seine Hand bereits an ihrer Hüfte lag, nahm sie den Blondschopf wahr, der hinter ihr in Erscheinung trat. Überrascht weiteten sich ihre Augen. Umdrehen brauchte sie sich nicht, das übernahm der Typ schon für sie, als er seine Hand an ihre Wange legte. Diese Aktion brachte sie etwas aus dem Gleichgewicht und es war somit für den Fremden ein leichtes, das Mädchen in den Zaun hinter sich zu drücken, um sie zu küssen. Mit weit aufgerissenen Augen stand sie dort – zu perplex, um zu reagieren, während ihre Iris zu flackern begonnen hatte. Was um alles in der Welt war das denn? Illia versuchte sich im ersten Moment nicht einmal zu wehren. Stattdessen drückte sie ihre Hände in die Maschen des Zaunes hinter sich. Sie war gefangen – gefangen zwischen dem Abgrund und diesem Blondschopf. Seine Lippen lösten ein eigenartiges Gefühl in ihr aus und ließen sie schaudern. Was genau das für ein Gefühl war konnte sie nicht sagen – angenehm war es keinesfalls. Es bereitete ihr auf gewisse Weise Furcht. Dort, wo seine Hand her wanderte hinterließen seine Finger eine Gänsehaut. Das Mischwesen schaffte es schließlich sich aus dieser Starre zu befreien und ihre Hand wanderte vorsichtig an den Bund ihrer Hose hinab. Mist! Eine der Schulregeln sah es vor, dass die Schüler ihre Waffen während der Unterrichtszeit nicht mit sich führen durften. Die Stelle, an der sich ihr Kurzschwert befinden sollte war leer. Wenn ihre Lippen eben noch sanft auf den seinen lagen presste sie diese nun fest zusammen und versuchte den Kopf zurück zu ziehen, was ihr – immer noch in den Zaun gedrückt – misslang. Es musste ein anderer Plan her und so ließ die Brünette ihre Hände schließlich auf seine Brust wandern, ehe sie ihn mit aller Kraft von sich stieß und dabei selbst mit dem Rücken am Maschendrahtzaun zu Boden sank und auf ihren vier Buchstaben sitzen blieb. Mit einer Hand stützte sie sich auf dem Boden ab, während sie den Handrücken der anderen Hand vor ihre Lippen hielt, ein Auge dabei geschlossen.Ihr Atem war unregelmäßig und sie zitterte, während ihr Blick auf den Fremden gerichtet war, der sie soeben eines Kusses beraubt hatte. Es dauerte einen weiteren Moment, ehe sie in der Lage war ihre Stimme einzusetzen. „Idiot...“ Sie hätte ihm so vieles an den Kopf werfen können. Sie hätte ihn beschimpfen oder anklagen können. Sie hätte schreien können, doch Illia entschied sich für dieses einfache Wort, als sie die Hand schließlich sinken ließ, um sich ebenfalls mit dieser auf dem Boden abstützen zu können. Vorteilhaft saß sie in ihrem Rock gewiss nicht, so wie sie jetzt verharrte, doch darüber machte sich das Mädchen momentan am wenigsten Gedanken. Wer war dieser Kerl? Jetzt, da sie Abstand zwischen sich gebracht hatte war er das erste Mal in der Lage ihr Gesicht zu sehen, die großen, braunen Augen und die zartrosanen Lippen auf der hellen Haut, während ihr Gesicht von braunem Haar umrahmt wurde. Gerade war ihm dieser Anblick wohl kaum möglich gewesen zu erhaschen, wenn seine Lippen auf den ihren lagen. Wer um alles in der Welt bist du?
Er spürte ihren Wiederstand. Natürlich wollte sie sich befreien. Aber damit hatte er mehr als nur gerechnet. Jedoch wusste der Blonde Dämon eins: Dieses Mädchen mag einen schwachen Körper haben, aber ihr Geist war stark. Schon damals wusste er das, dabei war sie da noch bedeutend jünger und noch schwächer. Am liebsten würde er ihre Seele einfach rauben. Ihre Lebenskraft enziehen. Aber das brachte ihn nicht weiter. Er spielte mit und ließ sich wegdrücken. Das Mädchen beförderte sich kurzerhand damit auf den Boden. Er stand nun knapp einen Meter von ihr entfernt und reichte ihr die Hand. "Tut mir Leid..hatte dich verwechselt..", meinte er nur gespielt bedrückt zu ihr. Seine Hand war weiterhin in der Position ihr Aufzuhelfen. Was sollte er nun sagen? Anscheinend erinnerte sie sich an nichts mehr. Damit hatte er ja gerechnet gehabt. Typisches verfahren bei sowas. Gedächnisse löschen, Zeugen ausschalten. Dieses ganze System war marde. Von unten bis nach oben. "War hier eigentlich mit ner Freundin verabredet..zum Mittagessen undso.." Verlegen kratzte er sich mit der anderen Hand am Kopf. Ob sie ihm glauben würde? Er konnte ja bekanntlicherweiße recht gut Schauspielern. Aber ob sie ihm so etwas wirklich abkaufen würde? "Wenn du willst, kannst du ja mit essen. So als entschuldigung.", sprach er noch und lud sie zum Picknick auf dem Dach ein.
Für einen kurzen Moment huschte ihr Blick zu seiner Hand, die der Blondschopf ihr entgegen streckte. Wie stellte er sich das vor? Wollte er jetzt den Gentleman spielen? Fragend hob sie die Augenbrauen in die Höhe und sah schließlich in sein Gesicht. Sollte sie ihm wirklich so einfach glauben? Wenn man jemanden traf, dann überwältigte man ihn doch nicht so von hinten, oder? Er musste sich mit seiner Erklärung schon mehr Mühe geben. Statt seine Hand anzunehmen sah sie ihm weiter ins Gesicht. Seine Freundin?... Selbst wenn es seine Freundin war...man sollte niemanden so überwältigen, doch noch viel schlimmer war die Tatsache, dass es noch nicht einmal ganz elf Uhr war. „Ein wenig früh zum Mittagessen, findest du nicht?“ Wenn ihre Augen eben noch einen schockierten und verwirrten Ausdruck zeigten, zeigten sie nun Klarheit und Entschlossenheit, Auch ihr Herzschlag schien sich wieder normalisiert zu haben. Die Gründe für sein Handeln interessierten die Brünette nicht. Vielleicht hatte er sie wirklich mit jemandem verwechselt, den er hier treffen wollte, doch gewiss nicht zum Mittag. Demnach sprach er wenn überhaupt nur zur Hälfte die Wahrheit. Illia nahm seine Hand nicht an. Sie erhob sich schließlich aus eigener Kraft und klopfte sich den Dreck von ihrer Trainingshose, ehe sie sich ihr Haar hinters Ohr strich und die Arme vor der Brust verschränkte. Hatte er sie wirklich noch zum Picknick eingeladen? War das etwa eine Masche, mit der er andere Mädchen an machte? Das würde immer noch am meisten Sinn ergeben. Die Brünette warnte ihn nicht vor. Der Fremde vor ihr hatte gar keine Möglichkeit sich rechtzeitig weg zu bewegen und ihr auszuweichen. Ihre Hand landete bereits mit einem Knall in seinem Gesicht und hinterließ einen roten Abdruck auf seiner Wange. Ihre Handfläche kribbelte und sie drückte die Hand, mit der sie ihm eben eine Ohrfeige verpasst hatte, mit der anderen sanft umschlossen an ihre Brust, während sie dem Bondschopf ungeniert in die Augen sah. „Du solltest lieber zusehen, dass du wieder in den Unterricht gehst.“ Das sie seine Einladung ausschlug war somit mehr als offensichtlich. Das Mischwesen hatte sich aufgerichtet und ihre bis eben noch so harte und entschlossene Miene nahm plötzlich weiche Züge an, als sie auf Augenhöheneben ihm stehen blieb. Ihre Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. „Du solltest Andere nicht belügen. Nachher verletzt du sie damit noch.“ Ohne ein weiteres Wort setzte sie sich in Bewegung und hielt auf die Tür zu. Was war das nur für ein Gefühl? Wenn sie ihn ansah, dann bekam sie Kopfschmerzen. Keine Kopfschmerzen, wie sie diese kannte. Es waren andere Kopfschmerzen, eher ein dumpfes Stechen irgendwo in ihrem Kopf, das sie nicht erreichen konnte. Als wäre dort ein Loch, dass ich nicht schließen kann. Das Mädchen hatte den Türgriff bereits in der Hand, als sie wieder stehen blieb und sich zu dem Blondschof umdrehte. Es war eigenartig, doch sie konnte nicht gehen. Irgendetwas hinderte sie, etwas, das von ihm ausging – die Frage, die sie beschäftigte, seitdem sie ihm das erste Mal ins Gesicht gesehen hatte. Ihre Miene wirkte weich und gutmütig. „Sag mal, kennen wir uns irgendwo her?“ Der Schmerz in ihrem Kopf wollte einfach nicht nachlassen.