Riecht ihr das? Der Sand, Sonnencreme, Salzwasser ... so riecht Freiheit! Oder eben das Meer. Der weiße Sand an den Stränden Isolas lässt in jedem Fall Feriengefühle erwachen. Am Strand selbst gibt es immer wieder Palmen und viele kleine Muscheln, in denen sich Krebse verstecken und um ihr Leben bangen, wenn die Muscheln von Kindern oder gar Erwachsenen gesammelt werden. Liegestühle gibt es hier nicht, denn Isola ist nicht als Ferienort ausgewiesen und so dient der Strand auch eher den Einheimischen. Hier und da liegen ein paar Handtücher, Sonnenschirme oder Luftmatratzen herum. Am vollsten wird es gegen späten Nachmittag bzw. Abend, wenn einzelne Familien nach einem Arbeitstag oder Schüler nach der Schule noch einmal ins kühle Nass springen möchten. Der Spaßfaktor ist garantiert hoch.
Ivy hatte sich beeilt, denn sie hatte im Bad ganz schön getrödelt und obwohl sie so früh aufgestanden war, war sie nun fast zu spät. Als sie so im Wasser saß und darüber nachgedacht hat, trieben ihre Gedanken sie wieder an einen dunklen Ort. Sie wusste nicht, ob sie das alleine überstehen konnte. Würde der Schmerz jemals kleiner werden? Momentan versuchte sie einfach nicht dran zu denken, denn dann blieb ihr der Atem weg und sie wusste nicht mehr wo oben und unten war.
Nun hatte sie auch noch Transformation. Eines der ungünstigsten Fächer. Denn sie hatte keine Kette mehr, um sich zu verwandeln und gestern beim Gespräch mit Jacob artete alles aus und sie hatte sich einfach so verwandelt. Sie strich langsam über ihre Haut, die sich so gespannt angefühlt hatte, weil sie es einfach nicht mehr gewohnt war sich zu verwandeln. Generell hatte sie auch einige kleine Risse in ihrer Haut entdeckt. Anscheinend brauchte sie viel Nachhilfe in Sachen Kontrolle und Transformation. Zu dem kam noch, dass sie sich bei dem Sturz ihren Knöchel verletzte und es über Nacht ein wenig schlimmer geworden war, sodass sie nun zum Unterricht humpelte.
Nach einer Weile war sie dann endlich angekommen und sowohl der Lehrer, als auch ein weiterer Schüler waren bereits da. Entschuldigen Sie die Verspätung. sagte sie leise mit zitternder Stimme. Dann sah sie den Mitschüler an und ihr Atem stockte. Er erinnerte sie an Jaden. Sie waren nicht gleich, aber eine gewisse Ähnlichkeit bestand. Sofort drehte sie sich von ihm weg und schaute auf den Boden. Was tat sie hier nur? Sie soll sich gefälligst zusammenreißen! Ihre Hände zitterten und sie fing an, sich nervös an der Uniform zu spielen.
Mit vollem Bauch machte sich Lydia nach dem Frühstück auf den Weg zum Unterricht. Die Irin hatte am Anfang ein wenig Probleme den richtigen Weg zum Stand zu finden. Doch irgendwann nahm sie den richtigen Kurs auf und ging in die richtige Richtung. Sie freute sich schon auf das FTF und war auch schon gespannt wie es werden würde. Schon von weitem hörte sie das Meer rauschen und auch Möwen flogen herum. Sie konnte also nur richtig sein.
Die Schwarzhaarige sah auf ihre Uhr und sah, dass sie fast zu spät war. Nun musste sie wohl doch einen Zahn zulegen. Gedacht, getan. Sie fing an zu rennen, damit sie doch noch pünktlich auftauchen konnte. Nach kurzer Zeit kam sie dann auch am Strand an. Es sah richtig aus, denn es waren schon zwei Schüler und ein Lehrer anwesend, den Lydia aber noch nicht kannte. Die Irin war ein wenig außer Puste, weshalb sie einige Male ein und ausatmen musste, bevor sie etwas sagen konnte. „Hallo, bin ich hier richtig beim FTF für Transformation und Selbstkontrolle?“, fragte sie einmal in die Runde. Danach sah sie die beiden Schüler an und überlegte, ob sie die beiden kennen würde. Aber irgendwie kamen ihr die Gesichter nicht bekannt vor.
Nach meiner kleinen Runde zum Wasser und zurück dauerte es nicht lange, bis auch schon der erste Schüler auftauchte. Er kam mir bekannt vor und ich war mir fast sicher, dass sein Name Mikhail war, allerdings würde ich nochmal nachlesen müssen. Seine Begrüßung fiel eher locker aus, was mich derzeit aber auch recht wenig störte, solange er nicht respektlos wurde. "Ja, genau.", antwortete ich, "Wir warten noch ein paar Minuten auf die anderen beiden, dann fangen wir an.", erklärte ich ihm kurz, wobei sich langsam die freundliche Maske auf mein Gesicht schob. Und wenig später kam auch schon Person Nummer zwei. Das müsste dann Ivy sein, wenn ich mich an das Bild erinnerte, das in der Akte war. Ich nickte nachsichtig auf ihre Entschuldigung. Immerhin war der Strand ein Stückchen weiter entfernt als die Schule. Was mir allerdings auffiel war ihre Nervosität, die sich in Zittern äußerte und der Tatsache, dass sie an ihrer Uniform herum nestelte. Noch dazu war sie vorhin gehumpelt. Einige Augenblicke später erschien dann auch die dritte und letzte Person - Lydia. Unverkennbar, wenn ich mir so Schweif und Ohren ansah. Auf ihre Frage hin nickte ich ebenfalls, ehe ich schließlich kurz durchatmete. "Okay, da wir damit nun vollzählig sind..." Ich trat ein paar Schritte von Natsume weg und warf ihm noch einen letzten warnenden Blick zu, woraufhin er es sich gemütlich machte. "würde ich sagen, beginnen wir mit einer kleinen Vorstellungsrunde, damit ihr euch mal kennt. Sich vor anderen eventuell zu verwandeln fällt einigen ja vor fremden etwas schwer. Deshalb würde ich den Anfang gern dazu nutzen euch die Möglichkeit zu geben euch bekannt zu machen. Danach würde ich gern etwas über eure Fähigkeit erfahren. Was macht euch Probleme? Was für Sorgen habt ihr? Wie verwandelt ihr euch?" Ich gab den dreien einen Moment, um die Fragen aufzunehmen. "Anschließend möchte ich die zweite Hälfte des Trainings nutzen um mit einem von euch aktiv daran zu arbeiten. Die anderen beiden dürfen dabei gern zusehen.", beendete ich die Erklärung und gab den dreien nochmal kurz die Möglichkeit das Gesagte sacken zu lassen. Anschließend nickte ich einmal deutlich. "So, dann fange ich erst mal an. Mein Name ist Madara Hideyoshi. Ich bin auf dieser Insel aufgewachsen, bin wie ihr, hier zur Schule gegangen und habe auch meinen Abschluss hier gemacht. Anschließend war ich ein paar Jahre in Tokio, habe Pädagogik studiert und Teilzeit in einem Kindergarten ausgeholfen. Danach kam ich wieder her, um hier zu unterrichten. Heute ist mein zweiter Tag hier. Das fette Tier da vorn auf dem Handtuch ist Natsume." Ich deutete auf den als Kater getarnten Schutzgeist. "Füttern verboten, aber ihr dürft ihn streicheln, wenn ihr wollt." Ich meinte etwas wie ein Geräusch der Entrüstung von Natsume zu hören, ignorierte das aber geflissen. "Da du zuletzt da warst, würde ich sagen, bist du als nächstes dran.", gab ich schließlich das Wort an das Mädchen, das ich für Lydia hielt.
Nachdem die Schwarzhaarige gefragt hatte, ob sie hier beim FTF richtig sei, nickte ein Mann, der aussah wie der Lehrer. Danach fing auch der Mann an zu reden. Er wollte eine Vorstellungsrunde machen, damit sich die Schüler untereinander kennenlernen konnten. Lydia fand dies eine gute Idee, denn dadurch wusste man schon mal, wie die anderen Personen so ticken und es wäre sicherlich so viel einfacher neue Freundschaften zu knüpfen. Zwar hatte die Irin in ihrer Vergangenheit einige Rückschläge in dieser Richtung erlitten, jedoch wollte sie nicht einfach so aufgeben.
Der Lehrer erklärte weiter, dass er wissen wollte was jedem Probleme bereiten würde, was für Sorgen jeder hatte und wie sie sich verwandelten. Danach fügte er noch hinzu, dass er die zweite Hälfte des Trainings nutzen wollte, um mit einer Person zu arbeiten und die anderen könnten gerne zusehen. Das klang sehr interessant für die Schwarzhaarige. Vielleicht konnte sie so auch etwas für sich selbst lernen? Möglich wäre es, weshalb sie sicherlich zuschauen würde, wenn der Lehrer nicht aktiv mit ihr trainieren würde. Danach stellte sich der Lehrer als Madara Hideyoshi vor. Er erklärte, dass er hier auf der Insel aufgewachsen sei, hier in die Schule gegangen ist und seinen Abschluss auch hier gemacht hatte. Danach war er ein paar Jahre in Tokio, wo er studiert hatte. Danach kam er wieder hier auf die Insel und dies war heute sein zweiter Tag hier. Ly war ganz baff vom Lebenslauf des Lehrers. Er hatte sicherlich schon viel in seinem Leben erlebt. Danach ergänzte er noch, dass das fette Tier dort auf dem Handtuch Natsume sei und dass die Schüler ihn nicht füttern dürften, aber streicheln sei erlaubt. Die Irin sah sich das Tier an und es schien eine Katze zu sein. Er sah sehr kuschelig und weich aus, aber ob er sich wirklich von Lydia streicheln lassen würde, wusste sie nicht, da sie ja ein Wolf war.
Herr Hideyoshi ergriff wieder das Wort und richtete es an Lydia, denn sie sollte anfangen. Sie nickte und fing an zu reden. „Ich bin Lydia Johnson. Ich bin eigentlich ein Wolf, bin aber von der Gattung der Tiermenschen, weshalb ich mein Aussehen zum größten Teil zum Menschen verwandeln kann. Aber nur zum größten Teil, denn ich habe das Problem, dass ich meine Wolfsohren und den Schweif nicht verwandeln kann. Ich kann mich durch die Gedanken in einen Menschen verwandeln. Also wenn ich das unbedingt will, dann funktioniert die Verwandlung zu einem Menschen“, erklärte die Schwarzhaarige. Sie war sich nicht sicher, ob ihre Erklärung zu kompliziert war, aber sie hoffte, dass es gut verständlich war. Danach wartete sie ab, was als Nächstes passieren würde.
Endlich kamen die anderen beiden Schülerinnen dazu. Mikhail hatte schon begonnen sich zu langweilen und kurz in Erwägung gezogen den Lehrer zu fragen, ob sie nicht ohne die zwei anderen anfangen könnten. Er wollte seine Zeit hier schließlich nicht mit Warten verplempern, sondern bald Resultate erzielen. Da war er überraschenderweise einmal ungewöhnlich zielorientiert. Das blauhaarige Mädchen musterte er nur knapp, grüßte sie aber nicht, da sie sich direkt von ihm abwandte. Schüchtern? Dem anderen Mädchen, das dazustieß, nickte er zu, um einerseits ihre Frage zu beantworten und sie gleichzeitig zu begrüßen, bevor der Lehrer das Wort ergriff und ein paar einleitende Phrasen abließ.
Auf eine Vorstellungsrunde hatte der Werwolf gar keinen Bock. Die Vorgeschichte des Lehrers interessierte ihn nicht die Bohne und auch die Fähigkeiten seiner Mitschülerinnen gingen ihn nur begrenzt etwas an. Mit den Händen in den Hosentaschen ließ er das Gerede über sich ergehen, während er ein Gähnen zurückhielt und die Fragen, die Herr Hideyoshi in den Raum warf, beinahe wieder vergaß. Er wurde erst hellhörig, als angekündigt wurde, dass mit einem der Anwesenden intensiv geübt werden würde. Den Platz würde er eindeutig für sich beanspruchen. Sollte einer der Mädels ruhig versuchen den Bonusunterricht für sich einzuheimsen. Nicht mit ihm! Zumindest war Mike nicht der einzige Wolf hier. Er hatte Lydias Geruch schon seit ihrer Ankunft in der Nase gehabt und einem hundeartigen Tierwesen zuordnen können. Das andere Mädchen konnte er wiederum keiner Art zuordnen. „Ich heiße Mike und ich bin ein Werwolf“, erlaubte er es sich einfach sich als nächster vorzustellen. In seiner Stimme schwang Stolz und vielleicht eine Spur Überlegenheit gegenüber Lydias Rasse mit. „Ich verwandel mich halt nur bei Vollmond und kann da auch nichts gegen machen. Ich will mich wie sie—“, er deutete mit dem Zeigefinger auf Lydia. „Immer verwandeln können, wann ich will. Und ich schätze ich will kontrollieren können, dass ich mich bei Vollmond nicht verwandel. Das nervt nämlich.“ So viel zu ihm. Dass er so gut wie keine Kontrolle über seine Verwandlung hatte, musste er ja wohl nicht extra erwähnen. Er fand, dass seine Erklärung dies implizierte.
Bevor die Blauhaarige sich vorstellen konnte, verschränkte Mike die Arme vor der Brust und schaute Herrn Hideyoshi mit leichter Skepsis an. „Sie haben gar nichts dazu gesagt, in was Sie sich verwandeln. Sind Sie überhaupt qualifiziert das Fach zu unterrichten?“ War ja schön und gut, dass er ein Pädagoge war und in einem Kindergarten gearbeitet hatte, aber wenn der Lehrer keine Erfahrungen mit Transformationen hatte, wie sollte er Schülern dann helfen? Mike blieb skeptisch, hielt sich aber mit Vorwürfen und Mutmaßungen zurück. Er war immerhin willig etwas zu lernen, auch wenn er den Lehrer noch nicht für sonderlich kompetent hielt.
Ivy hatte die ganze Zeit versucht nicht an Jaden zu denken, und es gelang ihr ein wenig, indem sie ganz aufmerksam versuchte ihren Mitmenschen zuzuhören. Der Unterricht hatte begonnen und sie musste sich nun konzentrieren! Ihre Probleme hatten im Unterricht nichts zu suchen und sie musste sich nun endlich mal zusammenreißen! Langsam atmete sie tief durch und versuchte ihre steigende Nervosität zu unterdrücken, indem sie weiter an ihrer Uniform zippte. Sie nickte dem neuen Mädchen freundlich zu und zwang sich ein Lächeln auf. Normalerweise, war ein Lächeln bei Ivy auf dem Gesicht normal und total alltäglich, doch nun wirkte es ein wenig gefälscht. Sie hörte ihren beiden Mitschülern zu und musste Schlucken, als Mikhail davon erzählte, dass er ein Werwolf war. Sofort ballten sich ihre Hände zu Fäusten zusammen. Werwölfe hatten Jaden getötet! Und nun wurde sie mit einem unterrichtet. Kurz schaute sie Mikhail böse an und öffnete ihren Mund und wollte etwas sagen, doch da fragte er allen ernstes, ob der Lehrer qualifiziert genug sei, sie zu unterrichten? Sie knirschte wütend mit den Zähnen aufeinander und spürte wieder diesen Druck, als würde etwas aus ihr herauswollen. Sie zuckte zusammen und musste schwerer atmen. Nicht jetzt! Panisch versuchte sie sich zu beruhigen, was ihr relativ schnell gelang und bevor der Lehrer antworten konnte, wollte sie auch kurz etwas sagen. Also ich bin Ivy. Normalerweise verwandel ich mich mit Hilfe einer Kette in einen Drachen, allerdings habe ich diese vor etwa einem Jahr verloren. sie zögerte. Sollte sie erzählen, dass sie sich gestern verwandelt hatte und wieso? Doch sie wollte es nicht wirklich erzählen, denn sonst müsste aus ihrem Mund kommen, dass Jaden gestorben war. Das könnte sie nicht. Sie wollte nicht lügen, doch sie wollte nicht zu viel erzählen. Seitdem konnte ich mich nicht mehr verwandeln, doch ich spüre seit einiger Zeit einen komischen Druck in meinem Körper. Sie stockte. Nein. Von gestern konnte sie einfach nichts erzählen.
Zufrieden, dass ich mir die Namen offenbar richtig gemerkt hatte, lauschte ich den einzelnen Schülern, als sie sich vorstellten und die Erklärungen gaben, die ich haben wollte. Der einzige, der eine Frage stellte war Mike. Im Grunde konnte ich ihm die Frage nicht verübeln. Ich hatte früher selbst an den Kompetenzen einiger Lehrer appelliert. "In deiner Wahrnehmung kann ich mich im Grunde in alles mögliche verwandeln.", antwortete ich wage, was immerhin nicht einmal gelogen war. Ich konnte ihn denken lassen ich sei einer Maus oder ein Drache, wenn ich wöllte. Wollte ich nur eben nicht. Trotzdem wollte ich die drei nichts denken lassen, was nicht der Wahrheit entsprach, indem ich sie irgendwas in diese Worte hineininterpretieren ließ. "Ich bin Illusionist, was je nach Größe und Detailgrad der Illusion - oder auch Wahrnehmungsbeeinflussung - eine recht kleine oder auch sehr erhebliche Menge an Konzentration erfordert. Sich von nichts und niemanden ablenken zu lassen ist auch eine Variation von Selbstbeherrschung. Aber ich bin jetzt nicht das Thema. Es geht um euch." Einen Moment ging ich im Geiste nochmal durch, was die drei gesagt hatten. Lydia hatte Probleme sich vollständig in einen Menschen zu verwandeln. Die Verwandlung selbst schien ihr keine Probleme zu bereiten. Nur die Ohren und der Schweif verwandelten sich nicht. Mike hatte das typische Werwolf-Problem. Keine Kontrolle über die Verwandlung. Ivy schien ein ähnliches Problem zu haben und nutze für gewöhnlich ein Hilfsmittel zur Verwandlung. Dem ersten Eindruck nach schien Mikes Training die größte Priorität zu haben, auch wenn mir der Druck, von dem Ivy sprach, etwas Sorgen bereitete. Ich nahm mir vor nach dem Training dringend Julia aufzusuchen, um mit ihr darüber zu reden, denn immerhin trug sie als Direktorin keine gerade geringe Verantwortung für die Schüler. Aber darüber konnte ich mir später noch Gedanken machen. "Wenn ihr zwei Damen keine Einwände habt, würde ich das Einzeltraining gern mit Mike machen. Wenn ihr nicht zuschauen wollt, würde ich sagen, dass du" Ich richtete den Blick auf Ivy. "dir ausgiebig Gedanken darüber machst, wie du dich mit Hilfe der Kette verwandelt hast. Die Kette war nichts als ein Hilfsmittel, wenn ich das richtig verstehe. Du kannst das auch ohne." Als nächstes sah ich zu Lydia. "Dich würde ich bitten dich in erträglichen Abständen zu verwandeln und dabei den Fokus für den Anfang entweder auf die Ohren oder den Schweif zu legen. Versuch herauszufinden, was dabei anders ist oder was dich daran hindert sie zu verwandeln. Es steht euch beiden aber natürlich auch frei und zuzusehen, falls ihr denkt, es könnte euch helfen." Kurz hielt ich Lydias Blick, ehe ich dasselbe bei Ivy tat. Dann wendete ich mich schließlich Mike zu und trat ein paar Schritte zurück. "Wir haben den ganzen Strand, also nehmt euch den Platz, den ihr braucht. Du" Ein Fingerdeut auf Mike. "mit mir daran arbeiten herauszufinden was dich dazu bringt dich zu verwandeln. Also, was ist der Trigger. Lydia muss sich nur darauf konzentrieren, bei anderen sind es Energien, die sie lenken. Es gibt viele Möglichkeiten der Verwandlung. Deine zu finden ist essenziell, um zu lernen, wie du dich verwandelst oder die Verwandlung vermeidest."
Nachdem sich die Schwarzhaarige vorgestellt hatte, machte der Junge in der Gruppe weiter. Er sagte, dass sein Name Mike sei und er ein Werwolf sei. Er war also eine ähnliche Gattung wie die Irin. Sie kam mit Lucina auch sehr gut klar, wer wusste schon, ob sie auch mit Mike gut auskommen würde. Jedenfalls würde sie es mit Sicherheit probieren, auch wenn sie eventuell scheitern würde. Er erklärte anschließend, dass er sich nur bei Vollmond in einen Werwolf verwandeln könnte. Danach zeigte er auf Ly und meinte, dass er wie sie sich immer wann er will verwandeln wollte. Die Schwarzhaarige wusste gar nicht so recht wie sie reagieren sollte, denn sie fand es ein wenig unhöflich von ihm, dass er sie nicht beim Namen nannte, sondern auf sie mit seinem Finger zeigte. Ob das wirklich zu einer Freundschaft werden würde? Lydia konnte es nun überhaupt nicht mehr einschätzen.
Nachdem Mike fertig war, meinte er, dass der Lehrer gar nicht gesagt hatte in was er sich verwandeln könnte und fragte auch noch, ob er überhaupt für diesen Job qualifiziert sei. Die Schwarzhaarige fand dies richtig unhöflich, doch sie wollte nichts sagen, denn sie wusste auch nicht was. Da schritt das Mädchen ein. Sie sagte, dass sie Ivy sei und dass sie sich normalerweise mit Hilfe einer Kette in einen Drachen verwandeln konnte, sie diese jedoch vor einem Jahr verloren hatte. Seitdem konnte sie sich nicht mehr verwandeln. Ivy schien auch sehr freundlich zu sein und Lydia konnte sich vorstellen, dass die beide auch Freunde werden könnten.
Anschließend fing der Lehrer wieder an zu sprechen. Er erklärte Mike, dass er ein Illusionist sei und sich somit auch in alles Mögliche verwandeln könnten. Ly fand dies doch sehr interessant, doch er meinte, dass es jetzt nicht um ihn gehen würde, sondern um die Schüler. Er erklärte den drein, dass er gerne das Einzeltraining mit Mike machen würde. Er erklärte noch, dass wenn Lydia nicht zuschauen wollte, sie sich in Abständen verwandeln sollte und ihren Fokus auf ihre Ohren oder den Schweif legen sollte. Sie sollte außerdem herausfinden, was sie daran hindert sich ganz zu verwandeln. Lydia war motiviert und wollte auch gleich, nachdem das Einzeltraining für Mike startete, anfangen.
Zuerst verwandelte sie sich in einen Wolf. Sie war schon lange nicht mehr in dieser Form, doch es tat wirklich gut in dieser zu sein. Vielleicht könnte sie mal so zu Bett gehen, damit sie sich auch richtig erholen konnte? Sie wollte es heute Nacht mal versuchen, wenn es ihr nicht zu warm werden würde, denn als Wolf hatte sie ja das Fell, das ihr auch jetzt die Hitze im Körper machte. Sie mochte dies nicht wirklich, deshalb konzentrierte sie sich auf die Verwandlung und vor allem auf ihren Schweif, den sie gerne zuerst verwandeln würde. Sie konzentrierte sich richtig stark darauf. Als sie zum Mensch wurde, schaute sie nach, ob ihr Schweif noch dort war und tatsächlich, er war noch da! Irgendwie war dies nun sehr demotivierend. Lydia wusste einfach nicht, was sie falsch machte, also setzte sie sich hin und sah Mike und Herrn Hideyoshi beim Einzeltraining ein wenig zu.
Mike nahm keine Notiz davon, dass er mit seinem Verhalten bei den anwesenden Damen nicht unbedingt gut abschnitt. Er war hier, um unterrichtet zu werden und nahm die bevorstehenden Übungen zur Abwechslung auch mal ernst. Plaudern und Flirten konnte er in den zig anderen Unterrichtsfächern, die ihn nicht interessierten. Außerdem fand er, dass er ein Mindestmaß an Höflichkeit an den Tag legte und seine Frage nicht unberechtigt war. Mike warf der Blauhaarigen dennoch einen interessierten Seitenblick zu, als sie sagte sie könnte sich mithilfe einer Kette in einen Drachen verwandeln. Das war schon ziemlich cool, das musste er ihr lassen. Während ihr Lehrer erklärte, dass er ein Illusionist war, verzog der Werwolf immer mehr fragend das Gesicht. So ein Hokuspokus hatte für ihn wenig mit Transformation zu tun und die Information trug nicht dazu bei, dass Mikes Vertrauen in den Lehrer zunahm. Eher im Gegenteil, jedoch behielt er die Skepsis für sich und zuckte nur mit den Schultern. „Ist dann zwar nicht wirklich ‘ne Verwandlung, aber okay.“ Er scannte den Blonden kurz. Vielleicht hatte der ja doch mehr auf dem Kasten, als man ihm ansehen konnte. Von Mike erwartete immerhin auch kaum jemand, dass er sich, mit seinem schmächtigen Körper, in einen riesigen Wolf verwandeln konnte.
Jeglicher Argwohn gegen Madara verflog, als er Mikhail für das Einzeltraining wählte. „Geil“, trällerte er mit einem Grinsen im Gesicht. Während die Mädchen ihre eigenen Aufgaben für die kommende Unterrichtseinheit bekamen, dehnte Mike schon mal seine Arme. Er wusste nicht genau, was Herr Hideyoshi im Sinn hatte, aber es würde sicher hundertpro auf irgendeine physische Übung hinauslaufen. Jedenfalls hoffte er das. Er hatte wenig Lust hier herumzusitzen und nur über seine Probleme zu sinnieren, denn das konnte er auch allein tun. Sobald er direkt angesprochen wurde, stellte er seine Dehnübungen ein und spitzte aufmerksam die Ohren. „Trigger?“, hakte er daraufhin verunsichert nach. Nicht, weil ihm das Wort nicht bekannt war, sondern weil er darauf gerade keine spontane Antwort parat hatte. „Äh—keine Ahnung. Der Vollmond, oder nicht? Ich hab doch eben gesagt, dass ich mich nur bei Vollmond verwandeln kann“, teilte er dem Lehrer mit. Was wusste er denn, was für Energien dahintersteckten. Etwas ratlos machte Mike ein paar willkürliche Schritte zur Seite, auch, um Lydia etwas mehr Platz für ihre Verwandlung zu geben. „Na ja, mir wird auch immer total heiß, bevor ich mich verwandel und irgendwann halt ich’s nicht mehr aus. Wenn ich mich dann verwandelt hab, wird’s besser. Paar Mal hab ich mich auch verwandelt, weil ich total wütend war und da hatte ich das auch mit der Hitze.“ Er hatte allerdings noch nie versucht die innere Hitze auszusitzen und das Verlangen sich zu verwandeln zu unterdrücken. Dafür war es einfach zu unerträglich. Abwartend, ob seine Antwort überhaupt irgendeinen Wert hatte, schielte er in Lydias Richtung. Sie verwandelte sich in einen Wolf, einfach so und ohne Probleme. Mikhail spürte den Neid in sich aufkochen. Fehlte es ihm vielleicht einfach an Konzentration und Willen? „Soll ich einfach mal versuchen mich zu verwandeln?“, fragte er Herrn Hideyoshi dann.
Nachdenklich lauschte ich Mike der Antwort und überlegte ein paar Sekunden, wie ich das Training am sinnvollsten gestaltete. Es wäre natürlich sinnvoll, wenn Mike versuchte sich zu verwandeln, aber wenn er dafür den Vollmond brauchte oder sehr wütend sein musste, war das wahrscheinlich alles andere als einfach oder ungefährlich. Wütende Werwölfe waren nicht gerade zahm und bis zum nächsten Vollmond würde es noch eine ganze Weile dauern. Immerhin war in ein paar Tagen gerade Mal Neumond. Die Frage war allerdings, ob er tatsächlich einen echten Vollmond brauchte, oder ob es reichte, wenn er dachte es sei Vollmond. Während ich im Geiste bereits eine passende Übung zusammenstellte, nickte ich Mike zustimmend zu, verschränkte die Arme vor der Brust und hob kurz darauf nachdenklich eine Hand an den Mund, während ich ihn beobachtete. "Du kannst es gern einfach einmal versuchen." Als Vorsichtsmaßnahme zog ich zwischen ihm und den Mädchen eine zweidimensionale Illusion hoch, die nur er sehen konnte. Sie war nur rein optisch und sollte seine Aufmerksamkeit von den beiden schutzlosen Lebewesen fern halten und außerdem dafür sorgen, dass er von ihnen nicht abgelenkt wurde. Das unterstützte ich noch, in dem ich seine Wahrnehmung auch auditiv dahingehend beeinflusste, dass er nur Geräusche wahrnahm, die von mir oder von der Natur herrührten. Da die Stadt ein Stück entfernt war und aktuell keine Schiffe unterwegs waren, war das hier relativ einfach - einer der Gründe, weshalb ich das Training hier vollzog. "Zerreißt deine Kleidung, wenn es dir gelingt? Eventuell solltest du dann etwas ausziehen.", merkte ich an, als ich fertig war und mich versichert hatte, dass meine Einflüsse auf seine Wahrnehmung stabil waren. Zumindest das Oberteil konnte er wohl ausziehen, ohne für schamhafte Ausbrüche seitens der Mädchen auszulösen. Sollte das Training damit enden, dass er im Adamskostüm hier am Strand lag, konnte ich ihn ja noch mittels Trugbilder verbergen und in die Decke wickeln, auf der Natsume lag. Im Moment ließ ich meine Fähigkeiten aber auf niedrigster Flamme laufen, damit ich für die Übung, die ich im Sinn hatte, genug Kraft hatte. "Wenn du bereit bist, kannst du dann anfangen.", verkündete ich, als ich mir sicher war, im Zweifelsfall reagieren zu können.